— ro
Zweiter Abschnitt.
A!rg,emeine Uebersicht der Land- und Meeresräume.
§. 1. Vorbegriffe, die sich auf Land- und Meeresräume
beziehen. Fragen.
Ocean oder Meer heißt die größte zusammenhängende Wasser-
masse der Erde. Große Theile des Oceans heißen auch Meere oder
Oceane. Unter Land versteht man die nicht vom Meer bedeckten
Stellen der Erdrinde. Die Gränzen von Land und Meer heißen
Küsten und Gestade, Meeresufer. Ins Land vordringende
Meerestheile nennt man Meerbusen oder Golfe, auch Baien
und Buchten, wenn sie kleiner sind. Ein schmaler, vom Land ein-
geengter Meerestheil, der zwei Meere verbindet, heißt Meerenge,
Kanal, Straße, Sund. Ein vom Lande fast umringtes Meer
heißt ein Binnenmeer.
Land, vom Meer umgeben, heißt eine Insel oder ein Eiland.
Die drei größten Inseln der Erde heißen Kontinente oder Fest-
länder. Mehrere beieinander liegende Inseln heißen eine Insel-
kette odereine Insel reihe, wenn sie einen langgestreckten Raum
einnehmen, sonst eine Inselgruppe. Jn's Meer eindringende
Theile des Landes heißen Halbinseln, und wenn sie lang und
schmal sind, Landzungen. Weit ins Meer vorspringende Punkte
des Landes nennt man Landspitzen, und wenn sie sich hoch über
die Meeresfläche erheben, Vorgebirge oder Kape.
Fragen.
1.) Was verhält sich so zum Lande, wie ein Golf zum Meer?
— 2.) Was verhält sich so zum Lande, wie eine Meerenge zum
Meer? — 3.) Gibt es unter den angeführten Meerestheilen auch
etwas den Inseln Entsprechendes? — 4.) Wodurch stehen Binnen-
meere mit dem offenen Ocean in Verbindung?
§. 2. Größe der Erdoberfläche. Größe der gesammteu Land-
und der gesammteu Meeresflüche. Die drei Kontinente.
Allgemeine räumliche Verhältnisse derselben.
Aufgaben.
Der Durchmesser eines größten Kreises der Erdkugel ist zugleich
ein Erddurchmesser. Der Durchmesser eines Kreises verhält sich zu
dem Kreisumfange, wie 7: 22. Aus I. §. 10 wissen wir, daß der
Erdumfang 5400 d. M. beträgt. Die Proportion 22: 7 — 5400:*
gibt für den Erddurchmesser 1718 Vn d. M., wofür gewöhnlich
1719 d. M. angenommen werden.
Die Oberfläche einer Kugel findet man, wenn man die Peri-
pherie eines größten Kreises mit dem Kugeldnrchmesser multiplicirt.
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Titicaca in S.-Amerika, zwischen den Eordilleren-Ketten von Peru
40 M. lang, 10 M. breit, gehört hierhin. — 3.) Afrika. Vielleicht
ist der Tsch ard-See (14° N. 34° O.) ein Steppensee. Noch un-
bekannter ist's, ob der Achelunda-See im westlichen Hoch-Afrika,
und der Morawi im östlichen hierhin gehören. — 4.) Asien. Vom
Aral-See, 44° N. 67° O., erstreckt sich gegen O. eine 75 M. lange
Reihe von Steppenseen bis zum Lop Noor (41» N. 103" O., Mitte
von Asien), und eine eben so lange Reihe gegen S.w. bis zum
todten Meer. Vom Aral-See aus 30 M. weit gegen S.w.
finden wir den caspi sch en See, 165 M. lang, 50 M. breit, den
größten See der Erde, 6060 Q.m. Dann folgt 30 M. weiter
der Urumia oder Tebris, dann 40 M. weiter gegen W. der
Wan-See, endlich 130 M. weiter gegen S.s.w. das todte
Meer in einem Läugenthale der syrischen Ketten. — Aus der östl.
Hälfte dieses Seengürtels nennen wir nur den Balkasch, gerade
ostwärts vom Aral um 94" O. Auch weiter vom Lop Noor in der
Verlängerung jener Reihe finden sich noch Gruppen von Steppen-
seen. Außerhalb der Reihe liegen auch einige von Bedeutung, z. B.
der Kukhu Noor oder blaue See im O.s.o. vom Lop und
der Tengri Noor im S. vom Lop.
3. Fluß- und Quells een. In Amerika umringt die Hud-
sons-Bai im W. und S. ein Gürtel von Seen dieser Art, die durch
Flußläufe auf die mannichfachste Weise untereinander und mit dem
Meere in Verbindung stehen. Wir werden sie bei den Flüssen näher
kennen lernen. — Eben so zieht sich in Europa um das ganze bal-
tische Meer ein Ring unzähliger größerer und kleinerer Fluß - und
Quellseen. Die ebenen Küstengegenden an der Westseite der Ostsee
werden von dem Hochlande durch eine Reihe größerer Landseen ge-
schieden , die meistens von S.o. gegen N.w. gestreckt sind. Die
größten sind der Wenern-, Wettern-, Hiälmar- und Mälar-
See, die um 59" N. beisammen liegen. Die Landschaften um den
finnischen Meerbusen enthalten ebenfalls sehr viele, fast alle von S.
nach N. gestreckte Seen dieser Art, unter den der Ladoga-See,
der größte Europas, 292 Q.-M., an der Ostecke des Golfs; weiter
ostwärts der Onega, ferner der Jlmen- und der Peipus-See
südlich vom Golf. — Auch weiter gegen W. längs der Küste der
Ostsee bis zur jütischen Halbinsel erstreckt sich, in erhöhtem Boden,
200 M. weit der Seengürtel fort, 10'—15 M. breit, und eben so
weit von der Meeresküste entfernt. — Die Seen des Alpengebirges
befinden sich entweder in den Hochthälern der Alpen, und diese sind
sämmtlich klein, oder sie sind um den Fuß derselben ausgebreitet,
und diese sind meist von beträchtlicher Größe. Am Nordsaum begin-
nen sie mit dem Genfer-See und reichen bis 32° O. Diese Reihe
enthält über 20 Seen. Am Ostfuße der Alpen liegt der Ne usi edler-
und der Platten - See, beide von bedeutendem Umfange. Am
Südsaum liegen vier größere und einige kleinere. Wir werden auf
sie, so wie auf die des Nordsaumes bei der Beschreibung der Flüsse
zurückkommen. — In Asien merken wir uns nur den Baikal, den
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Extrahierte Ortsnamen: S.-Amerika Peru Afrika Achelunda-See Hoch-Afrika Asien Asien Wan-See Amerika Europa Ostsee Wenern- Wettern- Europas Peipus-See Ostsee Nordsaum Nordsaumes Asien
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wegen 8', in Sibirien 3')- Diese Meeresbewegung ist eine Wir-
kung der Anziehungskraft, welche die Sonne, vorzüglich aber der
Mond aus die Wassermasse des Oceans ausübt. • Sie ist am stärk-
sten, wenn die beiden Gestirne von derselben Seite her auf die
Meerfluthen wirken. In Binnenmeeren ist sie schwach und unre-
gelmäßig, oder ganz unmerklich. — Strömungen sind eigenthümliche,
vom Mondlauf unabhängige Bewegungen des Meers nach einer
bestimmten Richtung hin.
§. 15. Hauptströmungen, örtliche Strömungen.
Wir unterscheiden H a u p t st r ö m u n g e n von örtlichen
Strömungen. Der Hauptströmungen gibt es drei: zwei
Polar st römungen, allgemeine Bewegungen des Meerwassers
von den Polen nach dem Aequator zu (eine nördliche und eine süd-
liche), verursacht durch die stärkere Ausdünstung des Meerwassers
in den Aequatorialgegenden, — und eine Aequatorialströ-
mung von O. nach W., aus der Rotation der Erde zu erklä-
ren, wie der Passat, und durch diesen verstärkt. Warum die Aequa-
torialströmung nur in der Nähe des Gleichers eine rein westliche
Richtung haben und ans den nördlichen Wendekreis zu eine südwest-
liche, auf den s. Wendekreis zu eine nordwestliche Richtung anneh-
men müsse, wird ebenfalls aus dieser Erklärnngsweise einleuchtend.
— Die örtlichen Strömungen entstehen, indem die Richtung der
Hauptströmungen durch Klippen, Inseln, Festland und andere
Umstände mannichfach abgeändert wird.
§. 16. Strömungen des großen Oceans.
Der große Ocean, als der freieste, zeigt die Hauptströmungen
am vollkommensten und regelmäßigsten. Eine antarktische Polarströ-
mung stößt zwischen 50 0 und 40° S. auf die Westküste von Ame-
rika und spaltet sich hier in zwei Zweige, wovon der eine südwärts
um das Kap Hoorn in den atlant. Ocean geht, der andere nordwärts,
längs Chili und Peru fließt (Peruanische Strömung), unfern des
Aequators sich westwärts wendet und sich mit der Aequatorialströmung
vereinigt. Auch die Südküsten von Neu-Seeland, Van-Diemens-
Land und Neu-Holland werden von einem Polarstrome getroffen. —
Die Aequatorialströmung geht von Amerika aus, den n. Wendekreis
entlang, auf Formosa und Luzon, und den s. Wendekreis entlang,
auf die neuen Hebriden zu, wo sie eine N.w.-Richtung annimmt.
In dem Raum zwischen den Carolinen und dem Aequator finden
sich periodisch abwechselnde West- und Ostströmungen, durch die
Moussons Indiens bedingt. Nördlich vom n. Wendekreis ist das
System der Strömungen noch nicht genau ermittelt.
§. 17. Strömungen des indischen Oceans.
In der Nordhälfte des indischen Oceans (nördlich von 10" S.)
und in allen Binnenmeeren desselben herrschen periodische Strömun-
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Extrahierte Ortsnamen: Sibirien Polen Peru Amerika Formosa Luzon Carolinen Indiens
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Wässer verursachten Strömung, folgt nun den europäischen Küsten
gegen Westen und verläßt das Meer in der Straße von Gibraltar,
wo demnach zwei entgegengesetzte Strömungen, eine südliche gegen
Osten und eine nördliche gegen Westen aneinander vorüberziehen. —
In der Nordsee bemerkt man zwei Strömungen, eine, von den
Färöern, und eine andere vom Pas de Calais ausgehend. —
In den Eingängen zur Ostsee findet im Herbst, nachdem die
Flußmündungen den Sommer hindurch wenig Wasser zugeführt
haben, ein Einströmen, in den übrigen Iahrszeiten ein Aus-
strömen statt.
Aufgaben.
1.) Nach welchen Inselgruppen hin weht der Passat a. von den
Sandwich-Inseln aus? b. von den Gallapagos? — 2.) In welche
Flußmündung führt der Passat von den Guinea-Inseln aus? —
3.) In welcher Jahrszeit führen die Moussons a. von den Comoren
nach Ceylon? b. von den Malediven nach den Amiranten? — 4.)
Zwischen welchen Ländern durch bricht die Aquatorialströmung in
den Meerb. von Mexiko hinein und heraus? — 5.) Von welcher
Flußmündung ließe sich vermuthen, daß sie zur Veränderung der
Richtung des Golfstroms bei Neu-Foundland beitrüge? — 6.)
Welche Richtung nimmt a. die Strömung, die von den Azoren nach
der Gibraltar-Str. ausgeht? b. die in den biscahischen Meerbusen
dringende? c. die nach Irland gerichtete? — 7.) Verfolgt die Strö-
mung des Mittelmeers durch die Theile desselben? — 8.) Welche
Inselgruppen trifft a. die nördlichste der von den Azoren ausgehenden
Strömungen? b. welche die südlichste? — 9.) Nennt die Landge-
wässer, die das Ausströmen der Ostsee im Winter, Frühling und
Sommer verursachen! —
Das Band.
§. 20. Gebirgsarten. Haupteintheilung.
Die nicht vom Meer bedeckten Theile der Erdoberfläche, welche
das Land bilden, wurden ihrer äußern Gestalt nach, sowohl in
Rücksicht der senkrechten als wagerechten Ausdehnungen, schon in
der topischen Geographie beschrieben. Hier haben wir nun noch
das Land in Beziehung auf die Natur seiner Bestandtheile
zu betrachten, welche auf die äußere Form des Erdbodens großen
Einfluß hat. — Die festen Theile der Erdoberfläche sind aus
verschiedenartigen Massen gebildet, die wir Gesteine, Fels-
arten, Gebirgsarten nennen. Wir unterscheiden zunächst
zwei Classen: Gebirgsarten ohne organische Ueberreste
und Gebirgsarten mit solchen.
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21
In der topischen Geographie (Abschn. Vh. §. 1.) ist schon die
Eintheilung des Stromlaufs in Ober-, Mittel- und Unterlauf
erwähnt. Dem . Oberlauf sind Wasserstürze, steile Felsufer und
Alpenseen eigen. Den Mittellauf bezeichnen die Serpentinen
(Schlangenwindungen des Flusses), zahlreiche Inseln, Werder und
Auen; aber er bildet (mit wenigen Ausnahmen) keine Seen. Die
Stromrinne liegt hier in der Regel nicht in der Mitte des Stroms,
sondern folgt der steilsten Felswand des Thales. Die Stromthäler
des Mittellaufs sind häufig weite, trockengelegte Seebecken, deren
ehemalige Abflußstellen meistens noch jetzt durch Felsengen, Fels-
bänke und Riffe, die das Strombett queer durchschneiden, durch
Strudel und Stromschnellen bezeichnet sind (z. B. im Rhein unter-
halb Straßburg, am Binger Loch, bei St. Goar und bei An-
dernach). — Eigenthümlichkeiten des Unterlaufs sind Stromschei-
dungen, wodurch Deltas gebildet werden (Ganges, Indus, Euphrat,
Nil, Rhein u. a.), häufiger Wechsel der Stromrinnen und sogar
Wanderungen des ganzen Flußbettes, fast alljährlich wiederkehrendes
Austreten, Ablagerung von Sandbänken und Barren unter dem
Wasserspiegel, große Wassermasse bei geringem Gefälle, daher
starker Druck, Gegendruck der Ebbe und Fluth. Einige große
Stromshsteme haben statt eines Deltas weite Mündungsräume
(Ob, Jenisei, St. Lorenzo, Columbia-Fluß, überhaupt viele
nördliche Flüsse).
Unterhalten werden die Flüsse durch Quellen, atmosphärischen.
Niederschlag und durch Gletscher. *)
§♦ 14. Bewegungen des Meeres.
Das Meer hat drei Arten von Bewegungen: a. Wellen-
schlag, b. Ebbe und Fluth und «.Strömungen. — Den
Wellenschlag verursachen die zufließenden Landgewässer und ganz
besonders die Winde. — Ebbe und Fluth bestehen in einem täg-
lich zweimal (von 6 zu 6 Stunden) wiederkehrenden Anschwellen
und Sinken des Meerwassers. Die Fluthhöhe nimmt mit der
Entfernung vom Aequator bis etwa 50° N. und S. zu, dann
weiter gegen die Pole hin wieder ab (auf den kanarischen Inseln
beträgt sie 8', am Kap Finisterrä 12', an der Spitze der Halb-
insel Bretagne 18', im Canal von Bristol 40 — 50', an der
Westküste von Schottland 18', auf den Orkaden 14', in Nor-
*) Eisberge in Nlpenländern, welche dadurch entstehen, daß der die Berge
bedeckende Schnee im Sommer bei Tage an der Sonne schmilzt, Nachts
aber zu Eis gefriert. Durch Wiederholung dieses Schmelzens und Gefrierens
bilden sich Eisdecken von mehrern 100' Dicke, welche grade im Sommer,
wann der Niederschlag am schwächsten ist, den Flüffen der Hochländer reiche
Uche Nahrung geben.
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gen, durch periodische Winde bedingt (nördlich vom Aequator, halb-
jährig abwechselnd, N.o.- und S.w.-Winde, südlich vom Aequator,
N.w.- und S.o.-Winde). Außerdem in den Binnenmeeren und
zwischen den Inseln mancherlei Local-Ablenkungen. — In der Süd-
Hälfte herrscht, dem S.o.-Passat entsprechend und von diesem ge-
trieben, eine constante Strömung gegen N.w., die um die Nord-
spitze von Madagascar herum in den Kanal von Mozambique hin-
einlenkt (Mozambique-Strömung), mit großer Heftigkeit längs der
afrikanischen Küste südwärts zieht und (durch eine andere von der
Südspitze Madagascars herabkommende Strömung verstärkt) zuletzt
den Kap-Strom bildet.
§. 18. Strömungen des freien atlantischen Oceans.
Vom Vorgebirg der guten Hoffnung geht eine Strömung, die
Westküste Afrikas entlang und mit ihr parallel, bis zum s. Wendekreise.
Weiterhin vereinigt sie sich mit der Aequatorialströmung, die anfangs
auf der Südseite, dann ans beiden Seiten des Aequators auf Ame-
rika zufließt. An der vorspringenden Ecke des Hochlandes von Bra-
silien spaltet sie sich in zwei Arme. Der eine geht längs der brasi-
lischen Küste gegen S.w. Der andere strömt, das Hochland von
Guyana entlang, durch die zahllosen Kanäle der kleinen Antillen ins
karaibische Meer und die Honduras-Bai, dringt, mit andern Strö-
mungen verbunden, durch die Straße von Jukatan in den Meer-
busen von Mexiko, wo die Wassermassen einen Kreislauf um die
ganze Küste beschreiben, und bricht unter dem Namen Golfstrom
mit Heftigkeit durch die Florida-Str. Dieser Golfstrom geht, in
N.o.- Richtung auf Neu-Foundland, und wird hier, nachdem er an
Schnelligkeit und Temperatur seiner Gewässer bedeutend abgenommen,
an Breite aber zugenommen hat, von der Polarströmung gegen die
Azoren hin mit fortgerissen. Dort spaltet sich die Strömung in
mehrere untergeordnete, in deren Dauer und Richtung die Verschie-
denheit der Jahrszeiten manchmal Unregelmäßigkeiten bringt. Eine
wendet sich gegen Irland, Schottland und Norwegen hin; eine zweite
wirst sich in das aquitanische Meer, und aus diesem nordwärts mit
großer Heftigkeit an die S.w.-Küsten Großbritanniens; eine dritte
endlich treibt, nachdem sie einen Theil ihrer Gewässer durch die
Straße von Gibraltar geworfen, die afrikanische Westküste entlang
gegen S., also daß ein Theil der Aequatorialströmung im Kreislauf
zu ihrem Anfangspunkt zurückkehrt. —
§. 19, Strömungen des Mittelmeers, der Nord-
und der Ostsee.
Die im vorigen Paragraphen erwähnte Strömung der Gibral-
tar-Str. folgt ostwärts der N.-Küste Afrikas, dann den Küsten des
atlantischen Meers, verbindet sich bei Candia mit einer durch Landge-
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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I. Das türkische Reich.
731
Das Wasser des jetzigen Sees, zwar klar und hell, ist salzig
und bitter, vermischt mit Schwefel und Erdpech und brennt
auf der Zunge. Fische und andere Thiere leben nicht in
demselben; die öde, reizlose Umgebung ist todt und ohne
Vegetation; nur hin und wieder trauert eine Salzpflanze; die
Luft ist ungesund. 2) Der See von Genczareth oder
Liberias (das galiläische Meer), im Norden des vorigen,
3 Meil. lang und 1 Meile breit, ist ein schöner, fischreicher
Wasserspiegel, an dem Jesus so gern weilte mit seinen
Schülern und Freunden. Petrus und Simon als Fischer.
3) Der Wan-See in Armenien bildet viele Buchten und
Einschnitte, so daß sein Umfang nicht weniger als 45 Meil.
betragen soll. Sein Wasser ist salzig; er liefert gute Fische.
§. 848. Das Land ist ungeachtet der vielen Gebirge
und des Flugsandes, der manche Gegenden, wie die große
syrische Wüste, bedeckt, eins der schönsten und frucht-
barsten des ganzen Erdthcils, dem nur ein fleißiger Anbau
gebricht. Aber unter dem harten Drucke des türkischen Des-
potismus und der Anarchie kaun der Landbau unmöglich
gedeihen. Einst waren diese Länder groß durch Macht und
blühend durch Wohlstand; jetzt findet sich überall das Gegen-
theil. — Das Klima ist im Ganzen sehr mild und gesund; nur
in den Thälern und Ebenen lagert drückende Hitze, die aber an den
Küsten durch Seewinde gemildert wird. In den hohen Gebirgs-
gegenden, besonders Armeniens, gibt es nordische Winter mit
Schnee und Eis. Der Samum, ein glühend heißer Süd-
westwind, wehet nicht selten im Süden mit giftigen! Hauche;
die Pest richtet häufig große Verheerungen an, und weite
Strecken werden zuweilen durch Erdbeben verwüstet.
§. 849. Die wichtigsten Naturerzengnisse dieses
Landes sind: A. Das Thierreich. 1) Starke Viehzucht
wird getrieben; besonders gibt es schöne Pferde, Kameele,
angorische Ziegen und breitschwänzige Schaafe. In vielen
Gegenden findet sich 2) bedeutende Bienenzucht; sehr wichtig
ist 3) der Seidenbau; 4) wilde Thiere mannichfacher
Art sind vorhanden, z. B. Schakals, Hyänen und Tiger;
48*
Hauptschulbücherei
Frankfurt a. Main
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Extrahierte Personennamen: Genczareth Petrus Simon_als_Fischer
750
Die einzelnen Lander Asien's.
Das Innere jener weiten Hochebene ist ein wasserarmes Steppen-
land, dessen Boden viel Salz enthalt. Ungeheure Wüsten ziehen
sich weithin und grausig besonders über die östliche Hälfte
des Landes; denn hier siudet sich die große Salz wüste
und im Südosten derselben die Sandwüste von Kerman.
Auch längs des persischen Busens ist der Boden sandig und
unfruchtbar. Nur da zeigt sich fruchtbares Land, wo es
nicht an Bewässerung fehlt; aber es gebricht an fleißigen
Menschenhänden zun: Anbaue.
§. 87-1. Sämtliche Flüsse sind unbedeutend; nicht ein
einziger Hauptfluß ist vorhanden, sondern nur unansehnliche
Küsten- und Steppenflüsse. Sie ergießen sich theils in
den persischen Meerbusen, theils in den kaspischen See; theils
verlieren sie sich im Innern des Landes. Der Tigris,
später Schat al Arab genannt (Z. 84-7), berührt nur
die Grenze; mit den stechen vereinigen sich der K erah
oder Gerd sch in südlichem und 2) der Karnn in west-
lichem und südlichem Laufe. 3) Der Aras (Arasch)
bildet inr Norden auf eine Strecke die Grenze gegen Rußland
und ist ein Nebenfluß des in den kaspischen See fließenden
Kur. Dieses weite Wasserbecken nimmt auch -4) den
Sefid-Rud auf, der in seinem obern Laufe den Namen
Kisil-Osan führt. — Zn den bcmerkenswerthesten Seen
gehören: 1) der kaspische (§. 45) an der nördlichen
Grenze des Landes. 2) Der Urmia- oder Schahey-See,
im Westen des vorigen und unweit Kurdistans Grenze, ist
48 Meil. lang und 5 Meil. breit und hat ein äußerst
salziges Wasser. 56 Inseln liegen in demselben. 3) Der
B achteg an-See, im Süden des Landes und unfern der
Stadt Schiraö, ist i2 Meil. lang, 3 Meil. breit und
ebenfalls sehr salzreich.
§. 875. Das Klima ist, hauptsächlich nach Ver-
schiedenheit der Meereshöhe, sehr verschieden. Irr dem Tief-
lande, besonders längs der Küste, herrscht große Hitze, und
die Lust ist ungesund. Der Samnm wehet hier; zuweilen
zeigt sich die P e st. Am persischen Meerbusen wird es in den
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Vi. V o r d e r - I li d i e tt.
76?
den westlichen Theil des Landes, nimmt von Osten die fünf
Flüsse des Pendschab (Pundschab) auf und ergießt sich
nach einem Laufe von 840 Meil. durch viele Mündungen
(das Indus-Delta) in das persische Meer. Zur Regen-
zeit überschwemmt er die benachbarten Gegenden. 2) Der
Ganges, ein heiliger Strom der Hindus, nimmt seinen
Ursprung in einem gewaltigen Schneelager des südlichen
Abhanges des Himalaya, durchzieht eine weite, äußerst frucht-
bare Ebene in südöstlicher Richtung, bis sich seine Gewässer
nach einem Wege von 800 Meilen und in einer zahllosen
Menge von Armen mit dem bengalischen Meerbusen vereinigen.
Megna oder Padda heißt die östliche, Hu gli aber die
westliche Mündung. Das Ganges-Delta besteht aus
einer sehr großen Anzahl niedriger Inseln, die zusammen diß
Sun Verbunds genannt werden. Sie sind von dichten
Waldungen und Sümpfen bedeckt und fast nur von wilden
Thieren bewohnt. Das Wasser des Ganges wird für heilig
gehalten; es wascht die Sünden ab, dient den Kranken zur
Arznei, den Sterbenden zur letzten Wegzehrung. Hundert-
tausende von Pilgern wallfahrten daher alljährlich zu diesem
Strome, der vom April bis Juli regelmäßig anschwillt und
das Land zu beiden Seiten weithin überschwemmt. Der
Dschumna (Inmna) und Goggra, beide aus dem
Himaleh kommend, sind die ansehnlichsten Nebenflüsse. 3) Der
Br ama pu tra (B urrem p u tcr) ein mächtiger Strom,
der den Hindus ebenfalls für heilig gilt, hat seine Quelle
in den hinterindischcn Schneegebirgen, fließt in Hindostan
nach Süden lind vereinigt sich mit dem östlichen Hauptarme
(Megna) des Ganges. 4) Der Nerbudda, dessen Lauf
150 Meil. beträgt, entspringt in der Landschaft Gundwana
und fließt nach Westen in den Busen von Cambay. 5) Der
Godavery entsteht am östlichen Abhange des Gatesgebirges,
strömt nach Südosten und vereinigt sich nach einem Lause
von 170 Meil. und in mehreren Mündungen mit dem
bengalischen Meerbusen. 6) Der Kist na (Kr i schn a)
hat ebenfalls an dem letztgenannten Gebirge seinen Ursprung,
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Iii. Iran.
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heiliges Buch führt den Namen Zend-Avefta oder das
lebendige Wort. Auch Christen — 26,099 Familien
armenischer Christen — Juden und Bekenner der braminischen
Religion werden geduldet. — Der Perser ist wohlgebaut und
von mittlerer Größe; sein Gesicht ist regelmäßig, die Nase
gebogen, der Mund klein; die Augen sind schwarz und
lebhaft; er hat schwarze Haare und einen glänzend schwarz
gefärbten Bart. Pracht und Glanz zieht ihn ungemein an.
Seiner Gemüthsanlage nach erscheint er lebhaft, gesprächig,
höflich, leichtsinnig und fröhlich — der Franzose Asiens! Mit
viel Verstand vereinigt er eine lebhafte, feurige Phantasie.
Zu diesen liebenswürdigen Zügen tritt nun aber auch die
Schattenseite, und hier zeigt derselbe Mensch sich listig und
falsch, lügenhaft und habsüchtig, geschmeidig und kriechend
gegen den Mächtigen und Hohen, rauh und hart gegen den
Schwachen und Niedrigen. — Die Sitten der Parsen sind
sanft; ihre Lebensweise ist streng und mäßig. — Eine eigen-
thümliche Gewohnheit derselben ist es, die Körper der Ver-
storbenen, statt selbe zu begraben, den Vögeln des Himmels
preis zu geben. — Ueber Körperbau und Charakter der
Turkomanen s. §. 856, der Araber §. 864 und der
Kurden §. 850.
§. 877. Die Perser gehören zu den gebildetesten Völkern
Asiens; auch ihre Sprache ist sehr ausgebildet, und an
Unterricht sän stalten fehlt es nicht bei ihnen. Mit den
Moscheen sind Schulen verbunden, welche einige Aehnlichkeit
mit unsern Gvmuasien haben; selbst Philosophie wird in
denselben gelehrt. Besonders hochgeschätzt ist die Dichtkunst.
Dieses Volk besitzt ans älterer Zeit eine reiche Literatur,
vor Allem in den Gebieten der Mathematik, Geschichte, Erd-
kunde und Poesie. Mehrere Hochschulen sind vorhanden. —
Fast alle Künste stehen noch in ihrer Kindheit; nur in der
Baukunst haben die Perser sich ausgezeichnet.
§. 878. Vor ihren Nachbarn, den Osmanen, verdienen
die Perser auch Lob wegen ihres Gewerbfleißes. Sie
verfertigen gute Teppiche, Seiden- und Wollenwaaren und
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