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4400 Zimmer und Säle, eine berühmte Bibliothek und herrliche Kunstschätze.
Der Lateran ist ein Palast und die eigentliche Pfarrkirche des Papstes.
Die P e t e r s k i r ch e ist nicht nur die größte von den zahlreichen Kirchen
Roms, — die Stadt hat deren mehr als das Jahr Tage und wird darum
auch die „Stadt der Kirchen" genannt, — sondern überhaupt die größte
und schönste christliche Kirche. Sie hat die Gestalt eines Kreuzes und
ist über dem Grabe des Petrus erbaut, dessen Gebeine in einer Gruft ruhen.
Diese Gruft ist mit kostbaren Edelsteinen geschmückt und Tag und Nacht (mit
Ausnahme der Fastenzeit) durch 112 silberne Lampen erleuchtet. Neben der
Kirche ist der Peters platz, aus welchem 400 hohe Säulen stehen; hier
ließ Kaiser Nero die Christen mit wilden Tieren kämpfen. Das Residenz-
schloß des Königs heißt Q n i r i n a l. — Unter der Stadt Rom befinden sich
die Katakomben, d. s. unterirdische Steinbrüche mit langen, uuregel-
mäßigen Gängen, die zu Grabstätten, zur Zeit der Christenverfolgungen den
Christen auch als Zufluchtsorte dienten. — In der U m g e b u u g Roms sind
zahlreiche Ruinen, zwischen denen schöne Landhäuser erbaut sind.
C. lintcritalicu. ttcapcl (d. h. Neustadt) ist die volkreichste und
belebte st e Stadt Italiens (über 1/2 Mill. Einw.) und zugleich eine der
bedeutendsten Handels- n n d I n d u st r i e st ä d t e der Halbinsel. Die
Lage der Stadt am gleichnamigen Golfe, in der Nähe des dampfenden
Vesuvs und mitten in einer fruchtbaren und gut angebauten Ebene
ist eine so herrliche, daß die Italiener sagen: „Sieh Neapel und
stirb!" Der Golf von Neapel wird „ein Stück Himmel, das auf
die Erde gefallen ist," genannt. Im Innern der Stadt findet man vielfach
sehr enge Straßen und 6 bis 8 Stock hohe Häuser. Aber die Neapolitaner
halten sich am Tage nicht viel in ihren engen, finstern Häusern auf. Der
heitere Himmel lockt die Leute auf die Straße hinaus, wo fast alle Arbeiten
verrichtet werden: hier näht ein Schneider, dort hämmert ein Messerschmied,
vor diesem Hause schneidet ein Barbier Bart und Haare, vor jenem sitzt an
seinem Tischchen der öffentliche Schreiber und fertigt auf Verlangen Briefe und
Rechnungen an, da nur wenige Leute in Neapel schreiben und lesen lernen.
In dem dichten Volksgewühl drängen sich zahlreiche Verkäufer hin und her
und preisen mit lauter Stimme Früchte, Gebäck, Limonade u. s. w. an.
Aber die zerlumpten, früher überall auf der Straße umherlungernden „Laz-
zaroni" duldet die Polizei nicht mehr. Zu deu interessanten Punkten der
Umgebung Neapels gehört der Vulkan Vesuv (1300 m) und an seinem
Fuße die durch seinen Ausbruch begrabenen Städte H e r k u l a n u m und
Pompeji, vou denen letzteres teilweise ausgegraben ist und einen Einblick
in die Verhältnisse einer altrömischen Stadt gestattet. Jetzt erheben sich über
dem verschütteten Herknlannm andere Orte voll frischen Lebens, und die in
fruchtbare Erde verwandelte obere Decke ist in ein Gartenland von para-
diesischer Fruchtbarkeit und Schönheit umgewandelt. Vor dem Golf von
Neapel liegt die Insel E a p r i mit der wundervollen „blauen Grotte".
— Tarent am Golf gleichen Namens ist eine reiche Handelsstadt,
war aber früher bedeutender. In der Umgegend lebt eine große Anzahl
T a r a n t e l s p i n n e n, deren Biß früher sehr gefürchtet wurde, der aber
nicht schmerzhafter ist als der Stich einer Wespe. — Ufggio (spr. Reddscho)
ist eine lebhafte H a n d e l s st a d t an der Straße von Messtna, welche Italien
von Sizilien trennt.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
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Minister und Feldherr Großvezier (spr. Großwesir). Die Bewohner des
Reiches sind teils O s ni a n e n oder Türken (d. h. Räuber), teils
Slaven, teils Jude n. Die Türken sind Mohammedaner und nennen
alle in der Türkei lebenden Christen und Judeu Raja (spr. Radschah),
d. h. Herde; diese waren früher fast ohne Rechte, sind aber in neuerer Zeit
in Bezug auf Rechte und Pflichten den Türken gleichgestellt. „Die Türken
sind ein schöner Menschenschlag, ernsthaft, gesetzt, mildthätig und ehrlich, aber
auch träumerisch, abergläubisch und hochmütig. Lautes Lachen und Plaudern
halten sie sür närrisch. Kommen sie in den Kaffeehäusern und öffentlichen
Bädern zusammen, so setzen sie sich mit untergeschlagenen Beineu aus die
niedrigen Polster an der Wand; einer erzählt ein Märchen und die andern
schauen nun wie im Traume versunken vor sich hin oder schlürfen ihren schwarzen
Kaffee und rauchen ihre lange Pfeife dazu oder fpieleu mit ihrem Barte, den
sie wie alle Morgenländer sorgfältig salben und räuchern. Reist man in der
Türkei, so muß man gehen oder reiten, denn die wenigsten Wege sind fahrbar
und Eisenbahnen sind selten. Da es keine Wirtshäuser giebt, so haben wohl-
lhätige Leute Karawansereien an die Landstraße gebaut, das sind leerstehende
Gehöste, worin Menschen und Tiere unter Dach und Fach nächtigen können.
Speisevorrat und was zum Kochen und Speisen gehört, führt jeder Reisende
mit sich. Messer und Gabel benutzt kein Morgenländer bei Tische; man führt
die Speisen, welche zerschnitten aufgetragen werden, mit den Fingern der
rechten Hand zum Munde. Fraueu darf ein Mohammedaner haben, so viel er
zu ernähren vermag; aber sie wohnen sür sich und dürfen sich vor fremden
Männern nur dicht verschleiert sehen lassen. •— Fünfmal täglich ruft ein Mann
von dem Minaret der Moschee zum Gebet, und jeder Muselmann (d. i. gläubige
Mohammedaner), der diesen Ruf hört, fällt dauu auf sein Angesicht, wo er auck
sei. Gegen Unglück, Pest, Feuer und Wassersnot thut der Türke nichts.
„Wen Allah (so nennt er seinen Gott) verderben will, den findet er doch,"
meint er und läßt kommen, was kommen will."
Konstantinopel (d. h. Konstantinsstadt, 900 T.), von den Türken Stambul
genannt, ist die H a n p t st a d t der Türkei und gehört zu deu schöustgelegeueu
Städten Europas. Es liegt an der Straße von K o n st a n t i n o p e l,
wo Europa und Asien sich fast auf Strombreite nähern. Bon der Meeres-
straße dringt eine schmale Bucht in das Land, welche den Hafen von
Konstantinopel bildet und „das Goldene Hör n" heißt. Dieser Hasen ist
einer der besten der Erde, da er deu größten Flotten sicheren Zugang und
Schutz vor allen Winden gewährt; zur Zeit der Kriegsgefahr kann er auch
leicht durch Ketten gesperrt werden. Durch die Lage an der Verbinduugs-
stelle zweier größerer Binnenmeere und an der Grenze zweier Erdteile ist
Konstantinopel als H a n o e l s st a d t von hervorragender Wichtigkeit. Das
Innere der Stadt hat viele schmutzige, übelriechende, schmale Straßen mit
schlechten Lehmhütten, zwischen denen wieder schöne Häuser steheu. Die einzigen
Straßenreiniger sind die zu Tausenden umherlaufenden herrenlosen
Hunde, welche den auf die Straße geworfeneu Unrat gierig verschlingen.
Kein Türke thut den Tieren etwas zu leide. — Die Europäer wohueu in
den besser gebauten Vorstädten Pera und Galata; au der Küste Kleiuasieus
liegt S k ü t a r i. Ju letzterer Stadt begraben die Türken ihre Toten lieber,
als aus europäischem Bodeu, weil sie des Glaubens sind, daß ihr Volk später
einmal aus Europa verdräugt werden wird. — Aus dem Häusernleere
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert]]
Extrahierte Ortsnamen: Türkei Konstantinopel Europas Europa Asien Konstantinopel Konstantinopel Europa
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führt. Diesen Männern sind auch auf freien Plätzen der Stadt Standbilder
in Lebensgröße errichtet worden. „Am Goethehanse steht Goethes, an der
Schillerstraße Schillers Wohnhaus. Eine Tafel an letzterem trägt die Ju-
schrift: „Hier lebte und starb Schiller." Man sieht noch das enge, niedrige
Stüblein, wo Schiller wohnte und so viele herrliche Dichtungen schuf. Auch
sein Arbeitstisch steht noch da. Auf demselben liegen 2 Briefe von seiner
Hand. Die Bettstelle, in welcher er starb, ist reich mit Kränzen geschmückt.
Neben dem Bette steht auf einem Tischchen Schillers Dose und Tasse. In
der „Fürstengruft" stehen die Särge Goethes und Schillers nahe bei dem
Sarge ihres fürstlichen Freundes Karl August." — Jena (s. S. 31). — Ju
Eisenach war Luther Chorknabe. In der Nähe steht auf einem Bergkegel
die Wartburg, die alte Residenz der thüringischen Landgrafen und 1521
die Zufluchtsstätte Luthers; hier lebte er als „Junker Georg" und begann
die Bibelübersetzung. Die Burg soll eiuer Sage nach von Ludwig dem
Springer angelegt worden sein, welcher bei einem Jagdritt auf den Scheitel
des Berges kam und ausrief: „Warte Berg, du sollst mir eine Burg werden!"
Im Mittelalter lebten hier am Hofe eines thüringischen Landgrafen einige
berühmte Minnesänger, und es soll im Saale der Wartburg (1207) ein
berühmter „Sängerkrieg" stattgefunden haben. In der Nähe der Wartburg
ist das freundliche Marienthal und die enge Felsenschlucht Annathal. — Der
Marktflecken Ruhla, im Volksmunde „die Ruhl" genannt, liegt in einem
Waldthale und verarbeitet Meerschaum; der Ort gehört halb zu Weimar,
halb zu Gotha.
5. Das Großher;ogtnm Hessen (140 ^Meilen oder 7700 qkm [halb
so groß als Sachsens und 1 Mill. Eiuw.) besteht aus 2 Hauptteileu,
die bei Frankfurt durch einen schmalen Streifen preußischen Gebietes von
einander getrennt sind. Der nördliche Teil, Oberhessen genannt, um-
saßt den rauhen Vogelsberg und die schöne und fruchtbare Wetter au.
Der südliche Teil wird durch deu Rhein wieder in 2 Teile geschieden und
umfaßt deu uördlicheu Teil der Oberrheinischen Tiefebene, den Odenwald und
die nördlichen Ausläufer des Haardtgebirges. Die Gebirge des Landes
sind das Vogelsgebirge, Teile des Taunus, der Odenwald und Teile des
Haardtgebirges, die Flüsse der Rhein, die Lahn, der Main und Neckar.
Die Hauptbeschäftigung der Bewohner ist Ackerbau, Obst-und Weinbau
und Viehzucht.
Darmstadt (64 T.), an der Darm, ist Haupt- und Residenzstadt. Von
hier aus geht an der Westseite des Odenwaldes bis nach Heidelberg die
freundliche und obstreiche Bergstraße. — Gießen an der Lahn ist Universitär-
stadt des Laudes, und Offenliach a. Main die bedeutendste Industriestadt. —
Main; (77 T., s. S. 24). Im Mittelalter war die Stadt das Haupt des
rheinischen Städtebundes und wurde wegen des blühenden Handels das
„goldene Mainz" genannt. Im Dome ist der Minnesänger Heinrich von
Meißen, Frauenlob genannt, begraben; ihn trugen die Fraueu von Mainz
uuter großem Wehklagen zu Grabe. — Worms (s. S. 23). — Bingen
(f. S. 24). '
6. Das Grobherzogtum Laden (270 ^Meilen oder über 15000 qkm
[so groß wie Sachsens und fast 2 Mill. Einw.) umfaßt deu größten Teil des
Schwarzwaldes, die östliche Hälfte der Oberrheinischen Tiefebene bis zum
Neckar, reicht im No. bis an den Main und dehnt sich im 80. zwischen
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Extrahierte Personennamen: Goethehanse Goethes Schiller Schiller Karl_August Karl August Luther_Chorknabe Ludwig_dem
Springer Ludwig Heinrich_von
Meißen Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Jena Wartburg Luthers Wartburg Wartburg Marienthal Weimar Gotha Hessen Sachsens Frankfurt Oberhessen Rhein Oberrheinischen_Tiefebene Odenwald Taunus Odenwald Rhein Main Darmstadt Heidelberg Offenliach_a._Main Main Mainz Worms Sachsens Oberrheinischen_Tiefebene Main
— 58 —
2. Das Herzogtum Anhalt (42 □ Meilen ober 2300 qkm und
300 T. Einw.) besteht aus 2 Teilen, von denen der östliche an der Elbe
und zu beiden Seiten der Mulde und Saale, der westliche am Unterharz
Kegt. Im Hauptgebiete wird Ackerbau (Zuckerrüben) und Viehzucht, im
Harzgebiete Bergbau getrieben. — Velsan (42 £.) an der Mulde ist Haupt-
und Residenzstadt (s. S. 31). — In Bernburg und Kothen residierten
früher auch Herzöge von Anhalt. — 33 allen steht liegt im Unterharze.
3. Das Herzogtum Sachsen - Kolmrg-Gotha (36 □Meilen oder fast
2000 qkm und 217 T. Einw.) besteht aus 2 Hauptteilen, von
denen der größere am Nordabhange, der kleinere am Südabhange des
Thüringerwaldes liegt. — Gotha (32 T.), die Haupt- und Residenzstadt, ist
die reichste und schönste Stadt Thüringens, wird deshalb die „Perle Thüringens"
genannt. Sie ist durch ihre Wurst und die Feuer- und Lebensversichernngs-
gesellschast bekannt. Nicht weit davon liegt der Jnselsberg, der schönste
Aussichtspunkt des Thüringerwaldes. — In Waltershausen werden „ganze
Wälder in Spielwaren und ganze Schweineherden in Würste umgewandelt."
— Coburg, in schöner Lage, ist gewöhnlich Residenz des Herzogs. Über der
Stadt ist die vormalige Feste Koburg, auf der sich Luther während des
Reichstages in Augsburg (1530) aufhielt.
4. Das Herzogtum Sachsen-Meiningen (45 ^Meil. oder 2500 qkm
und 234 T. Einw.) liegt langgestreckt am Südabhange des Thüringerwaldes
zu beiden Seiten der oberen Werra. — Meiningen (13 T.) an der Werra
ist die Haupt- und Residenzstadt. — Hildtmrghansen an der Werra ist eine
Fabrikstadt. — Bei Saalfeld an der Saale war 1806 ein Gefecht mit
den Fran'zosen. — Sonnelierg ist der Mittelpunkt einer großartigen Spiel-
und Holzwareuiudustrie. — Aus dem Dorfe M ö h r a stammten Luthers
Eltern.
5. Das Herzogtum Sachsen-Ottenburg (24 □ Mßil. oder 1300 qkm
und 180 T. Einw.) ist das kleinste deutsche Herzogtum. Es besteht
aus 2 Teilen, von denen der östliche im Gebiet der Pleiße, der westliche
im Saalegebiete liegt. Dieser ist sehr waldreich und heißt das Holzland;
jener hat ausgezeichnete Felder und Wiesen und wird das Kornland
genannt. Viele Bewohner haben besondere Kleiduug und Sitten. Das Land
hat wenig Städte, aber ansehnliche Dörfer und einen sehr vermögenden
Bauernstand. — ^ltentmrg (33 T.), an der Pleiße, ist Haupt- und Residenz-
stadt. Aus einem Felsen liegt das weithin sichtbare herzogliche Schloß. Aus
demselben raubte 1455 der Ritter Kunz von Kaufungen die Prinzen Ernst
und Albert, welche später die Stammväter der sächsischen Fürstenhäuser
wurden.
7. Die sieben Fürstentümer.
1. und 2. Die Fürstentümer Schwarzburg-Nndolstadt (17 □ Meilen
oder 940 qkm und 88 T. Einw.) und Schwarzlinrg - Sondershansen
(18 [j Meilen oder 860 qkm und 78 T. Einw.) gliedern sich in
2 Gebietsteile, an denen jedes Anteil hat. Die „Oberherrschaft" liegt
am Nordfuße des Thüringer- und Frankenwaldes, die „Unterherrschaft"
im Preußischen im Gebiete der Unstrut und Helme. Die Bevölkerung der
Oberherrschaft treibt Waldwirtschaft, Viehzucht und etwas Bergbau, die der
Unterherrschaft Landwirtschaft. — Uiibölftnöt im Saalthale ist Residenz von
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Luther Ernst Albert 88_T.
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
390
kunstlos, nur auf das Bedürfnis berechnet, war der Hausrat.
Mann und Frau aßen von einem und demselben Teller. Ein oder
zwei Becher reichten aus für die ganze Familie. Messer und Gabel
dienten für mehrere Tischgenossen zugleich. Die Glasur irdener
Gefäße kam erst jetzt auf. Kerzen hatte man noch nicht, sondern
nach fröhlichem Schmause ließen sich die Gäste mit Fackeln oder
Laternen nach Hause leuchten. Selbst in wohlhabendern Familien
hatte der Sohn keine eigne Wirtschaft, sondern wohnte mit seiner
jungen Frau in einem Hinterstübchen des elterlichen Hauses. Da-
bei fehlte es aber in jenen düstern Räumen durchaus nicht an
Heiterkeit und Frohsinn. Sang und Klang war überall, und in
mancher deutschen Stadt gab es eine unglaubliche Menge von
Spielleuten, die ihre Harfen. Fiedeln. Pfeifen und Zinken er-
tönen ließen. C. Wernicke.
229. Gudruns Klage.
1. Nun geht in grauer Frühe
der scharfe Märzenwind,
und meiner Qual und Mühe
ein neuer Tag beginnt.
Ich wall' hinab zum Strande
durch Reif und Dornen hin,
zu waschen die Gewände
der grimmen Königin.
2. Das Meer ist tief und herbe,
doch tiefer ist die Pein,
von Freund und Heimaterde
allzeit geschieden sein.
Doch herber ist's, zu dienen
in fremder Mägde Schar,
und hat mir einst geschienen
die güldne Krön' im Haar.
3. Mir ward kein guter Morgen,
seit ich dem Feind verfiel;
mein' Speis' und Trank sind Sor-
und Kummer mein Gespiel, sgen,
doch berg' ich meine Tränen
in stolzer Einsamkeit;
am Strand den wilden Schwänen
allein sing' ich mein Leid.
4. Kein Dräuen soll mirbeugen
den hochgemuten Sinn;
ausduldend will ich zeugen,
von welchem Stamm ich bin.
Und so sie hold gebaren,
wie Spinnweb acht' ich's nur;
ich will getreu bewahren
mein Herz und meinen Schwur.
5. O Ortwin, trauter Bruder,
o Herwig, Buhle wert,
was rauscht nicht euer Ruder,
was klingt nicht euer Schwert!
Umsonst zur Meereswüste
hin späh' ich jede Stund';
doch naht sich dieser Küste
kein Wimpel, das mir kund.
6. Ich weiß es: nicht vergessen
habt ihr der armen Maid;
doch ist nur kurz gemessen
dem steten Gram die Zeit.
Wohl kommt ihr einst, zu sühnen;
zu retten, ach, zu spät,
wenn schon der Sand der Dünen
um meinen Hügel weht.
7. Es dröhnt mit dumpfem Schlage
die Brandung in mein Wort;
der Sturm zerreißt die Klage
und trägt beschwingt sie fort.
O möcht' er brausend schweben
und geben euch Bericht:
„Wohl laß ich hier das Leben,
die Treue laß ich nicht!"
E. Geibel.
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
=L
— 401 —
und vorliebnehmen. Zugleich unterließ man nicht, der Zu-
sicherung noch einmal zu gedenken und dem spanischen General
die gewissenhafte Beobachtung dieser ans Herz zu legen.
Ein freundlicher Empfang und eine gut besetzte Tafel er-
warten den Herzog auf dem Schlosse. Er mutz gestehen, datz die
thüringischen Frauen eine sehr gute Küche führen und auf die
Ehre des Gastrechts halten. Noch hat man sich kaum niedergesetzt,
als ein Eilbote die Gräfin aus dem Saal ruft. Es wird ihr ge-
meldet, datz in einigen Dörfern unterwegs die spanischen Soldaten
Gewalt gebraucht und den Bauern das Vieh weggetrieben hätten.
Katharina war eine Mutter ihres Volkes; was den ärmsten ihrer
Untertanen widerfuhr, war ihr selbst zugestoßen. Aufs äußerste
über diese Wortbrüchigkeit entrüstet, doch von ihrer Geistesgegen-
wart nicht verlassen, befiehlt sie ihrer ganzen Dienerschaft, sich in
aller Geschwindigkeit und Stille zu bewaffnen und die Schlotz-
pforten wohl zu verriegeln; sie selbst begibt sich wieder nach dem
Saale, wo die Fürsten noch bei Tische sitzen. Hier klagt sie ihnen
in den beweglichsten Ausdrücken, was ihr eben hinterbracht
worden, und wie schlecht man das gegebene Kaiserwort gehalten.
Man erwidert ihr mit Lachen, datz dies nun einmal Kriegs-
gebrauch fei. und datz bei einem Durchmarsch von Soldaten der-
gleichen kleine Unfälle nicht zu verhüten wären.
„Das wollen wir doch sehen!" antwortete sie aufgebracht.
„Meinen armen Untertanen mutz das Ihrige wieder werden, oder
bei Gott!" — indem sie drohend ihre Stimme anstrengte —
..Fürstenblut für Ochsenblut!"
Mit dieser bündigen Erklärung verließ sie das Zimmer, das
in wenig Augenblicken mit Bewaffneten erfüllt war. die sich, das
Schwert in der Hand, doch mit vieler Ehrerbietigkeit, hinter die
Stühle der Fürsten pflanzten und das Frühstück bedienten. Beim
Eintritt dieser kampflustigen Schar veränderte Herzog Alba die
Farbe; stumm und betreten sah man einander an. Abgeschnitten
von der Armee, von einer iiberlegenen, handfesten Menge um-
geben. was blieb ihm übrig, als sich in Geduld zu fassen und
auf welche Bedingung es auch fei. die beleidigte Fürstin zu ver-
söhnen.
Heinrich von Vraunschweig faßte sich zuerst und brach in ein
lautes Gelächter aus. Er ergriff den vernünftigen Ausweg, den
ganzen Vorgang ins Lustige zu kehren, und hielt der Gräfin eine
große Lobrede über ihre landesmütterliche Sorgfalt und den ent-
schlossenen Mut, den sie bewiesen. Er bat sie. sich ruhig zu ver-
halten. und nahm es auf sich, den Herzog von Alba zu allem, was
billig fei. zu vermögen. Auch brachte er es bei dem letztern wirk-
lich dahin, datz er auf der Stelle einen Befehl an die Armee aus-
fertigte, das geraubte Vieh den Eigentümern ohne Verzug wieder
auszuliefern. Sobald die Gräfin von Schwarzburg der Zurück-
gabe gewiß war, bedankte sie sich aufs schönste bei ihren Gästen,
die sehr höflich von ihr Abschied nahmen.
Kutsche, Lesebuch.
26
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Katharina Heinrich_von_Vraunschweig Heinrich
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
435
245. Kaiser Friedrich Iii.
Letzte Fahrt.
6. Juni 1888.
„Ich sähe wohl gern (er sprach es stumm)
noch einmal die Plätze hier herum,
am liebsten auf Alt Geltow zu. —
und Ihr kommt mit, die Kinder und Du."
Das Dorf. es lag im Sonnenschein,
in die stille Kirche tritt er ein.
die Wände weiß. die Fenster blank,
zu beiden Seiten nur Bank an Bank,
und auf der letzten — er blickt empor
auf Orgel und auf Orgelchor
und wendet sich und spricht: „Wie gern
vernähm' ich noch einmal ,Lobe den Herrip;
den Lehrer im Feld, ich mag ihn nicht stören,
Bicky, latz Du das Lied mich hören."
Und durch die Kirche, klein und kahl.
als sprächen die Himmel, erbraust der Choral,
und wie die Töne sein Herz bewegen,
eine Lichtgestalt tritt ihm entgegen,
eine Lichtgestalt, an den Händen beiden
erkennt er die Male: „Dein Los war leiden.
Du lerntest dulden und entsagen.
drum sollst Du die Krone des Lebens tragen.
Du siegtest, nichts soll dich fürder beschweren:
Lobe den mächtigen König der Ehren ..."
Die Hände gefaltet, den Kopf geneigt,
so lauscht er der Stimme.
Die Orgel schweigt.
Theodor Fonlane.
246. Kaiserin Auguste Viktoria.
Ruhig und still zieht das Leben der Landesherrin an unserm
geistigen Auge vorüber. Aus goldenen Fäden ist es gewebt, aber
den Einschlag bilden Liebe und Herzensgüte und werktätiges
Schaffen abseits vom Lärm der Welt.
Als die kleine Prinzessin am 22. Oktober 1858 auf dem Ritter-
gut Dölzig bei Sommerfeld das Licht der Welt erblickte, da winkte
ihr keine Krone; denn ihr Vater, der Herzog Friedrich Christian
zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg. hatte in den
Wirren der Zeit die Regentschaft verloren. Bei ihrer Taufe aber
ging bereits ein strahlender Schein an ihrem Lebenshimmel auf:
zwei nachmalige Kaiserinnen. Augusta und Viktoria, waren ihre
28*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Theodor_Fonlane Auguste_Viktoria Sommerfeld Friedrich_Christian
zu_Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg Friedrich
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Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
436
Patinnen, von denen sie die Namen erhielt. Sechs Jahre lang
lebte das blonde, blauäugige Mädchen in der ländlichen Stille,
die liebevollste Gesellschafterin ihrer jüngern Schwester, der
Prinzessin Karoline Mathilde.
Die Prinzessinnen, die einander in herzlicher Liebe zugetan
waren, siedelten nach Primkenau über. dem stattlichen Herrschafts-
sitz ihres Vaters. Hier begann die Zeit der ernsten Arbeit, die
mit Ausflügen in die Umgegend und heiterm Spiel abwechselt.
„Liebe Plätze haben die Prinzessinnen daheim. Hinter dem
Schlosse, am Anfange des Parkes liegt an zwei Teichen, auf denen
Schwäne stolz einherziehen, der Spielplatz. Groß und klein, oft
sind auch Gäste dabei, vereinigt sich hier zu fröhlichem Spiel, und
helles Kinderlachen erschallt, wenn die Krocketkugel des Vaters
ihr Ziel verfehlt. — Doch das Paradies der Kinder liegt tiefer
im Parke. Aus dunklem Tannengrün lugt ein kleines Häuschen
hervor, im Schweizerstil gebaut; sein Dach ist überwuchert von
wildem Wein. Vor ihm befindet sich ein Gärtchen, in dem jedes
Kind sein Beet hat. Hier graben, pflanzen, gießen und jäten
die Prinzessinnen mit rastlosem Eifer, und stolze Freude empfin-
den die kleinen Gärtnerinnen, wenn sie selbstgezogenes Gemüse
zur herzoglichen Küche tragen können, das dann bei Tafel auch
gebührend gewürdigt werden muß. — Und was birgt das
Schweizerhäuschen im Innern? Alles, was ein Mädchenherz sich
träumt. Ein niedlich ausgestattetes Zimmer ist Wohnstube für
die Prinzessinnen und ihre Lieblinge, die Puppen; daneben liegt
eine kleine Küche mit offenem, aus roten Ziegeln gemauertem
Herde und einer vollständigen Kücheneinrichtung. Hier schalten
und walten die Prinzessinnen als deutsche Hausmütterchen."
Die Eltern bleiben nicht immer in Primkenau. Im Winter
lebt die herzogliche Familie in Gotha. Auch auf Reisen ins
Riesengebirge, nach Frankreich und Schweden werden die Prin-
zessinnen mitgenommen. Den ernsten Abschluß ihres glücklichen
Mädchenlebens bildet der Konfirmationstag. Es ist der 22. Mai
des Jahres 1875, kein Feiertag, und doch sieht's im Städtchen so
feierlich aus. Der Landmann ist nicht zur gewohnten Zeit aufs
Feld gezogen, in den Werkstätten ruht die Arbeit, und schon
früh sind die Kinder in ihren Sonntagsstaat gesteckt worden. Da
läuten die Glocken vom Turm, und bald ist das festlich geschmückte
Gotteshaus gefüllt. Auguste Viktoria und Karoline Mathilde
treten in die Kirche ein. geleitet von ihren Eltern, von Ver-
wandten und lieben Freunden des Hauses. „Unsre lieben Prin-
zessinnen", sagt ein altes Mütterlein, und ihre Augen werden
feucht. Hinter den für sie bestimmten Stühlen vor dem Altar
bleiben sie stehen. Alter Sitte gemäß hält der ehrwürdige Geist-
liche. Pastor Meißner, mit ihnen eine Prüfung ab. Erfüllt von
dem heiligen Ernst dieser Stunde, legen die beiden Konfirman-
dinnen vor der versammelten Gemeinde Zeugnis ab von ihrem
Glauben und Hoffen. Mit der Verheißung; „Sei getreu bis in
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Extrahierte Personennamen: Karoline_Mathilde Karoline_Mathilde Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Primkenau Gotha Frankreich Schweden Viktoria
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Geschlecht (WdK): Mädchen
438
besitzt nicht den Ehrgeiz mancher Herrscherinnen, in die Geschicke
der Völker einzugreifen. Desto mehr weiß ihre Familie von ihr
zu erzählen, desto besser kennen sie die Kirchen, die Krankenhäuser,
die Hospitäler und Waisenanstalten. Wie ein stiller Engel er-
scheint sie in deren Räumen, um ihrem frommen und guten
Herzen genugzutun. Richt rauschende Hymnen begleiten ihre
Liebeswerke, aber die Dankesworte und Segenswünsche der
Armen und Leidenden, denen sie Helferin und Trösterin ist.
Nach A. Willenberg.
247. Deutsche Worte.
Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an.
das halte fest mit deinem ganzen Herzen,
hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft;
dort in der fremden Welt stehst du allein,
ein schwankes Rohr, das jeder Sturm zerknickt.
Schiller.
Wir Deutschen fürchten Gott und sonst nichts auf der Welt.
Fürst von Bismarck.
Deutsch der Rhein und deutsch der Wein,
deutsche Sprach' und deutsche Sitte
von dem Throne bis zur Hütte.
Alois Schreiber.
Treue Liebe bis zum Grabe
schwör' ich dir mit Herz und Hand,
was ich bin und was ich habe.
dank' ich dir, mein Vaterland!
£ offmann von Fallersleben.
248. Die Auswanderer.
1. Ich kann den Blick nicht
von euch wenden,
ich muß euch anschaun immerdar;
wie reicht ihr mit geschäft'gen
Händen
dem Schiffer eure Habe dar!
2. Ihr Männer, die ihr von dem
Nacken
die Körbe langt, mit Brot be-
schwert,
das ihr aus deutschem Korn ge-
backen,
geröstet habt auf deutschem Herd.
3. Und ihr im Schmuck der
langen Zöpfe,
ihr Schwarzwaldmädchen, braun
und schlank,
wie sorgsam stellt ihr Krüg' und
Töpfe
auf der Schaluppe grüne Bank!
4. Das sind dieselben Töpf'
und Krüge,
oft an der Heimat Born gefüllt!
wenn am Missouri alles schwiege,
sie malten euch der Heimat
Bild:
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
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Extrahierte Personennamen: Schiller Bismarck Alois_Schreiber
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Geschlecht (WdK): Mädchen
441
abstoßend wirkt. Es gibt fast ohne Ausnahme in den europäischen
Häusern in China nur männliche Dienerschaft, und. obwohl die
schlitzäugigen Gesellen mit einem wahren Feuereifer der neuen
Hausherrin entgegenstürzen und ihre Dienste anbieten, so ist doch
zunächst ein großes Hindernis für den Verkehr vorhanden: die
Sprache. Sorgsam wird ja die Frau. die jahrelang im Ausland
zubringen soll, sich vorher der englischen Sprache mächtig gemacht
haben und ist vielleicht nicht wenig stolz auf ihre Kenntnisse: ist
ihr doch gesagt worden, daß nur im Englischen ein Verkehr im
gewöhnlichen Leben dort draußen möglich ist: aber der Wort-
schwall mit dem der Boy, der chinesische Diener, die Herrin be-
grüßt und ihre Aufträge einholen will, hat keine Ähnlichkeit mit
Englisch. Einige schnell und gurgelnd hervorgestoßene kurze Sätze
lassen wohl hier und da eine englische Silbe heraushören, aber
einen Sinn findet man dann erst, nachdem das Ohr erst be-
sonders darin geschult, nachdem das Gedächtnis sich eine Reihe
ganz bestimmter Redewendungen eingeprägt hat. Es ist das so-
genannte Pidgin-Englisch. eine Vermischung des Englischen mit
portugiesischen Ausdrücken, merkwürdigen Anhängesilben und der
chinesischen Logik entnommenen Worten.
Schon für das Auspacken und Unterbringen aller der Sächel-
chen und Kleinigkeiten, die aus der Heimat mitgebracht worden
und die in so zarter Weise vielleicht das Band aus den Mädchen-
jahren in die junge Ehe hinüberspinnen, die als letzte Geschenke
und Andenken ferner Freundinnen eine Art Seelenverbindung
mit der fernen Heimat in sinniger Weise erhalten, ergeben sich
große Schwierigkeiten, denn dies alles muß von der jungen Frau
gewöhnlich selbst besorgt werden, da all die Diener von dem Ge-
brauch der Sachen nicht die geringste Ahnung haben, und wenn
man sie schalten ließe, sich bald die drolligsten Verwechslungen
und Szenen ergeben würden.
Jetzt kommt die erste Mahlzeit heran: im Speisezimmer über-
rascht die ungemein geschmackvolle Anordnung der Tafel, in der
die Chinesen allerdings Meister sind. Vielleicht nimmt an der
Tafel schon heute, wie das im ganzen Osten Asiens üblich ist, das
ganze europäische Eeschäftspersonal teil. aber es sind wenigstens
lauter gute deutsche Physiognomien, wenn auch hin und wieder in
ihrer Sprache sich ein englischer Ausdruck oder eine aus dem Eng-
lischen entnommene Redensart einschleicht und einen fremden Ein-
druck hervorbringt. Hinter jedem Stuhl, hinter jedem Tischgast
stellt sich ein eigner Diener auf. andre befördern die Speisen aus
der Küche in den Saal. Eine Fülle von Gerichten erscheint hinter-
einander: aber die deutsche Hausfrau, die noch ganz im Geist der
Heimat lebt. der der Begriff der Hausmannskost noch zu deutlich
vorschwebt, wird allen diesen Sachen kaum einen großen Geschmack
abgewinnen, und gewiß wird sie zuerst den Entschluß fassen, ihre
eigne Küche umzugestalten: dies ist aber nicht so leicht. Auch der
Koch ist natürlich ein Chinese: auch hier muß die Schwierigkeit der
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