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9. Der Allmächtige.
Ich bin der allmächtige Gott,
Der dieser Erd' gebot,
Sich mit Blumen und Blüthen zu schmücken,
Um dich, o Mensch, zu beglücken.
Auf mein gewaltig: „ Es werde!"
Entstanden Himmel und Erde;
Begann die Sonne ihren Gang
Dem Himmelsdome entlang,
Und in unendlicher Ferne
Erglänzten die zahllosen Sterne;
Ging der Mond unter und auf,
Brauste der Sturmwind heraus!
Belebte sich Wasser und Land,
Der Chimborasso entstand;
Spei'ten die Berge ihr Feuer,
Scherzten die Meerungeheuer,
Begannen Insekten den Tanz,
Erblüheten Blumen zum Kranz,
Erquickten durch süschn Duft.
Reifte zur Labung die Frucht,
Und in Edens friedlicher Stille
Schuf dich mein göttlicher Wille.
Mein Hauch belebte dich Staub,
Der du verwelkest wie Laub,
Wie des Feldes Blume verblüht,
Wenn die prächtige Sonne erglüht!
Wie das Gras auf der Wiese vergeht,
Wenn der Wind darüber hinweht!
Doch traue mir, im Wachen und im Träumen,
Ich will dich nicht verlassen noch Versäumen!
Stets ruft mein Herz dir zu: „ Sohn, komm!"
Wandle vor mir und sei fromm. —
10. Gott erhält und regiert Alles.
Ein reicher und mächtiger König feierte einst seinen Ge-
burtstag. Da liess er in der Stadt, in welcher er wohnte,
einige Tausend Menschen auf seine Kosten speisen. Es wur-
den auf einigen grossen Plätzen viele lange Tafeln und Bänke
aufgerichtet und in mehreren grossen Küchen Speisen bereitet,
die dann auf die Tafeln gestellt wurden. An diese setzten
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auch unwohl zu Muthe. „Du wirst," dachte er, „heute an
mancher Kirche vorüberschiffen; o erweckten die Glockentöne doch
eine stille Feier in deinem und der deinigen Herzen bei euerer
Sorge für die Dinge dieser Welt!"
Nach beendigtem Gottesdienste staunte aber der Oheim
nicht wenig, als er einen Knecht vom Schiffe seines Vetters zu
Hause fand. „Was gibt's denn?" fragte er mit banger Unge-
duld. „Ach," sagte der Knecht, „wir sind 4 Stunden von hier
festgefahren und sitzen schlimm auf dem Sande. Sie möchten
doch mit noch andern Schiffen hinkommen und helfen." Der
Oheim traf auch Anstalten. Man fuhr mit Frachtschiffen hin,
lud die Güter um, und nach vier Tagen erst war das Schiff
wieder flott und konnte, auf's Neue beladen, weiter schiffen.
Der Oheim hatte dem Vetter keinen Vorwurf gemacht, denn er
las beim ersten Tritte auf sein Schiff die Reue und Scham in
seinen Augen. Als sich Alles wieder in Ordnung befand, und
der Vetter eine nicht unbedeutende Summe den Schiffern, die
ihm geholfen, gezahlt hatte, und nun der Oheim Abschied von
ihm nahm, sprach er: „Lieber Vetter, habt ihr nun Gottes
Wort gehört: »Du sollst den Sabbath heiligen." — „Danke,
danke!" sprach der Vetter in tiefem Ernste und geleitete den
Oheim händedrückend an's Ufer.
34. Erhebe deine Seele zu Gott! .
Die Lerche und die Maus.
Die funkelnden Sterne der Nacht erbleichten, und da, wo
die Sonne aufgehen sollte, färbte sich der Himmel mit Gold
und Purpur. Ein Mäuschen lief über die Felder an dem Nest
ihrer Freundin, der Lerche, vorüber. Die Lerche war wach und
munter, putzte ihr Gefieder, schaute mit hellen Aeuglein die Maus
an und wünschte ihr guten Morgen.
"Ei, wie so früh bist du erwacht, liebe Nachbarin!" sprach
die Maus. «Warum suchst du uicht länger den erquickenden
Schlummer? Du versäumst ja Nichts; dein Tisch ist schon ge-
deckt. Der liebe Gott läßt die Aehren des Feldes gedeihen und
reifen auch während deines Schlafes. Schlüpfe wieder in dein
Nest, drücke deine Aeuglein zu und schlafe a^s!«
«Wohl läßt der Vater im Himmel'die Früchte wachsen,
für alle Geschöpfe,« erwiederte die Lerche. "Sollen wir aber
seine Gaben genießen, ohne zu danken? Ich steige in die Lust
und singe dem Herrn mein Morgenlied.«
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gähnst nur ein paar Mal, reibst die Augen und schläfst dann
wieder ein. Stehst du endlich ans, so brauchst du eine Glocken-
stunde zu deinem Anzuge, und noch zwei Stunden, bis dir die
Schlaftrunkenheit vergeht. Darüber lernst du nichts und bist
und bleibst eine Schlafmütze!" sagte der Vater zu seinem Sohne
Leopold.
Während dieser Predigt kroch Leopold aus dem Bette und
der Vater erzählte ihm zum Frühstücke: "Vor einiger Zeit las
ich den Lebenslauf eines berühmten Dichters, Namens Holth.
Der band sich als Knabe beim Schlafengehen einen Bindfaden
um den Arm, woran ein Stein befestigt war. Den Stein legte
er auf einen Stuhl vor's Bett, damit, wenn er sich gegen Mor-
gen umwendete, der Stein herabfallen, und ihn, durch den Ruck
am Arme, zum Lernen aufwecken möge."
"Wenn das bei unserm Leopold helfen sollte," sagte die
Mutter, "so müßt' er einen Stein aus der Krautbütte dazu
nehmen, der ihn gleich aus dem Bette risse." Leopold rümpfte
das Gesicht und die Geschwister lachten.
Am nächsten Morgen war der Langschläfer wieder nicht
munter zu bringen. Da liefen die Geschwister und holten einen
Stein, so schwer sie ihn schleppen konnten, legten ihn auf den
Stuhl am Bette, banden einen Bindfaden daran und knüpften
diesen ganz leise um Leopolds Arm. Nach einer Stunde er-
wachte er endlich, und wollte sich, nach seiner Weise noch ein
paar Mal umdrehen; aber da zupfte ihn etwas am Arme. Er
sah sich betroffen um, und das erste, was ihm in's Auge fiel,
war — der Stein auf dem Stuhle.
Anstatt diesen im Stillen abzuknüpfen und auszustehen,
brach er in ein erschreckliches Weinen aus. Die ganze Familie
lief zusammen, und selbst der ernsthafte Vater mußte von ganzer
Seele lachen, als er den Langschläfer, au einen Stein gebunden,
so daliegen und wie ein kleines Kind weinen sah.
"Den Spott und die Schande," sagte der Vater, "hast du
verdient, und ob ich gleich sonst Neckereien unter Geschwistern
nicht liebe, so will ich doch nicht abwehren, wenn sie dich bei
der ersten ähnlichen Veranlassung wieder eben so anbinden, wie
dießmal."
Von der Zeit an setzte sich Leopold flugs auf und rieb sich
den Schlaf aus den Augen, wenn er nur leise geweckt wurde;
und oft erwachte er früher als seine Geschwister von selbst,
weil er sich ernstlich vorgenommen hatte, früher aufzustehen.
Dadurch entwöhnte er sich allmälig des langen Schlafens und
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Leopold Leopold Namens_Holth Leopold Leopold Leopold Leopold Leopolds Leopold Leopold
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„ Und rettete dem Kind sein Leben;
„Ein ganzes Dorf kann Zeugniß geben."
„„Du thatest/'" sprach der Greis, „„mein Kind,
„„Was wir als Menschen schuldig sind.""
Der Jüngste sprach: „Bei seinen Schafen
„War einst mein Feind fest eingeschlafen
„An eines tiefen Abgrunds Rand.
„Sein Leben stand in meiner Hand;
„Ich weckt' ihn und zog ihn zurück."
„„£>, rief der Greis mit frohem Blick,
„„Der Ring ist dein! — Welch edler Muth,
„„Wenn man den Feinden Gutes thut!""
72. Vergiß der Kranken nicht!
Die Erdbeeren.
Ein alter Soldat mit einem Stelzfüße kam in ein Dorf,
und wurde plötzlich krank. Er konnte nicht mehr weiter reisen,
mußte in einer Scheune auf Stroh liegen, und es ging ihm
sehr hart. Die kleine Agathe, die Tochter eines Korbmachers,
hatte an dem kranken Manne das herzlichste Mitleid. Sie be-
suchte ihn alle Tage und schenkte ihm jedesmal ein Sechskreuzer-
stück. Eines Abends aber sprach der ehrliche Krieger sehr be-
kümmert: "Liebes Kind, wie ich heute vernahm, sind deine
Eltern arm. Sag' mir doch redlich, woher nimmst du so viel
Geld? denn ich wollte lieber verhungern, als nur einen Kreuzer
annehmen, den ich nicht mit gutem Gewissen haben könnte.-- —
"O--, sagte Agathe, --seid ohne Sorgen! das Geld ist rechtmäßig
erworben. Ich gehe in den nächsten Marktflecken zur Schule.
Auf dem Wege dahin kommt man durch ein Wäldchen, wo es
viele Erdbeeren gibt. Da pflücke ich nun jedesmal ein Körbchen
voll, verkaufe sie in dem Flecken und bekomme dafür allemal
sechs Kreuzer. Meine Eltern wissen das wohl; sie haben aber
nichts dagegen. Sie sagen öfters: es gibt noch viel ärmere
Leute, als wir sind, und da müssen wir ihnen so viel Gutes
thun, als es unsere Umstände nur immer erlauben.--
Dem alten Krieger standen die hellen Thränen in den
Augen. --Gutes Kind--, sprach er, "Gott wolle dich und deine
Eltern für diese menschenfreundlichen Gesinnungen- segnen!-- —
Nach einiger Zeit reiste ein vornehmer Offizier, der mehrere
Ordenszeichen trug, durch das Dorf. Er hielt mit seinem
prächtigen Wagen vor dem Wirthshause an, um die Pferde füt-
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Der König machte nun selbst die Bittschrift, und bewilligte
die Summe von fünfhundert Gulden. Die arme Familie war
nun gerettet, und man segnete den Namen des Königs.
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83. Die wurmstichige Barmherzigkeit.
Beaten fiel heut ein Vermögen
Von Tonnen Gold's zur Erbschaft zu.
Nun, sprach sie, hab' ich einen Segen
Von dem ich Armen Gutes thu'.
Sie sprach's. Gleich schlich zu seinem Glücke
Ein siecher Alter vor ihr Haus:
Und bat, gekrümmt auf seine Krücke,
Sich eine kleine Gabe aus.
Sie ward durchdrungen von Erbarmen,
Und fühlte recht des Armen Noth.
Sie weinte — ging und gab dem Armen
Ein großes Stück — verschimmelt Brod.
84. Höflichkeit ziert jeden Stand.
Ein sehr vornehmer und reicher Mann, der eine ganze
Provinz regierte, stand einst mit einem andern, gleichfalls rei-
chen und angesehenen Manne auf der Strasse und sprach. —
In demselben Augenblicke ging ein armer Negersklave an den
beiden Herren vorüber und grüsste sehr höflich, worauf der
Gouverneur freundlich dankte.
„Wie,“ sagte der andere Reiche, der mit ihm sprach:
„Euer Excellenz lassen sich so weit herab, einem armen Skla-
ven für seinen Gruss zu danken?“— „Wesshalb denn nicht?“
antwortete ihm der Gouverneur: „ich wollte nicht gern, dass
ein armer Sklave, der nicht einmal eine Erziehung genossen
hat, höflicher wäre, als ich.“
Wie sehr hatte doch der treffliche Mann recht! —- Höflich-
keit ziert jeden Stand. —
85. Merkwürdige Entdeckung eines Verbrechens.
Im Jahre 1740 hatte ein Engländer einen seiner Bekann-
ten, einen Geschäftsmann, ermordet. Niemand weiß, weßhalb?
aber auf eine so boshafte, ausgesuchte, grausame und rachsüch-
tige Weise, daß er unmöglich auf Gnade rechnen konnte. Er
5*
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der Vater freut sich auch, wenn ich es ihm erzähle! — Schnell
ging sie nun auf die Frau zu, drückte ihr verschämt den Gro-
schen in die Hand, und wollte sich entfernen. — "Lottchen!
Lottchen!" hörte sie da plötzlich rufen. Lottchen drehte sich um,
und bemerkte die reiche Dame, der sie die Schuhe gebracht hatte,
an einem offenen Fenster. Sie winkte. Lottchen lief zu ihr
und dachte: sie wird mich gewiß auszanken, weil ich den Groschen
verschenkt habe. "Was hast du mit dem Groschen gemacht,
den ich dir gab?" fragte die Dame. "Ach! seien sie nur nicht
böse," stammelte Lottchen und erröthete, "ich habe ihn einer
armen Frau geschenkt. Sie sah gar so betrübt aus." "Böse?"
fragte die reiche Dame, "wie kann ich wohl darüber böse sein,
wenn du ein gutes Herz zeigst? Komm einmal herein zu mir,
liebes Kind!"
Als Lottchen in die Stube trat, mußte sie erzählen, wie
es ihr ginge, ob ihr Vater reich wäre und dergleichen mehr.
Lottchen sagte Alles der Wahrheit gemäß. Darauf fragte die
Frau über alle Dinge, und bemerkte bald, welch ein frommes
und gutes Kind Lottchen war. Als sie Alles, was sie zu wissen
wünschte, erfahren hatte, fragte sie Lotte: "Willst du bei mir
bleiben, liebes Kind? Ich will für dich sorgen, als ob du meine
eigene Tochter wärest, und deinem Vater aus aller Noth und
Bedrängniß helfen."
81. Der Gotteskasten.
Es war einmal ein wohlhabender, angesehener Mann,
dessen Name Benediktus, d. h. Segenreich war. Diesen Namen
führte er mit Recht; denn Gott hatte ihn reichlich mit Gütern
gesegnet, und Alle, die ihn kannten, segneten ihn deßgleichen; so
suchte er auch jeden zu erfreuen, den Fremdling, wie den Nach-
bar, besonders die Armen und Nothdürftigen. Er that aber
folgender Massen.
Wenn er einen frohen Tag gehabt hatte mit seinen Freun-
den, so ging er in sein Kämmerlein und dachte: "Es sind Viele,
die keines solchen Tages sich erfreut haben, und was wäre es,
wenn ich der Gäste noch einmal so viel geladen hätte!" —
Also legte er von seinem Gelde so viel, als ihm die Mahlzeit
gekostet, in seine Lade; die nannte er den Gotteskasten.
Deßgleichen, wenn er vernahm, daß irgendwo eine Feuers-
brunst gewüthet, so gab er seinen Beitrag zur Unterstützung der
Unglücklichen reichlich. Darauf sah er sein Haus an, ging in
sein Kämmerlein und sprach: "Solches hast du dir kaufen und
5
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reits auch keine Zähne mehr. Wenn er nun bei Tische saß und
den Löffel kaum halten konnte, schüttete er die Suppe auf das
Tischtuch, und zuweilen floß ihm sogar etwas wieder aus dem
Munde. Sein Sohn und dessen Frau eckelten sich davor, und
deßhalb mußte sich der alte Großvater endlich hinter den Ofen
setzen, und sie gaben ihm Essen in ein irdenes Schüsselchen und
noch dazu sehr wenig, so daß er sich nicht satt essen konnte.
Da sah er traurig nach dem Tische, und die Augen wurden
ihm naß. Einmal auch konnten seine zitternden Hände das
Schüsselchen nicht fest halten, es fiel zur Erde und zerbrach. Die
junge Frau schalt heftig; der Großvater aber seufzte nur: „Ach,
lieber Gott!" Jetzt kauften sie ihm ein hölzernes Schüsselchen
für ein paar Pfennige, daraus mußte er essen.
Als sie eines Tages bei Tische fassen, trug der kleine Enkel
von vier Jahren aus der Erde einige kleine Bretterstücke zusam-
men. "Was willst du denn damit machen?" fragte ihn sein
Vater. "Ei", antwortete das Kind, ich will ein Träglein ma-
chen, und daraus sollen Vater und Mutter essen, wenn ich krank
bin." Da sahen sich Vater und Mutter eine Weile stumm an,
und Thränen traten ihnen in die Augen; sie holten sofort den
Großvater an den Tisch, und ließen ihn von nun an immer
mitessen, sagten auch nichts, wenn er ein wenig verschüttete.
92. Geschwisterliebe.
Mein Bruder ist den Eltern nützlicher als ich.
Ein Transport portugiesischer Truppen, die nach Indien
schifften, litt unterwegs Schiffbruch. Ein Theil der Geretteten
trat auf der Küste der Koffern an's Land, und der Rest stach
auf einem aus den Trümmern des Schiffes erbauten Boote in
die See. Als sie eine ziemliche Strecke weit gesteuert hatten,
nahm der Steuermann wahr, daß das Fahrzeug überladen sei,
und bemerkte dem Anführer, daß es in Kurzem untersinken müsse,
wenn man nicht ein Dutzend Schlachtopfer in's Meer würfe.
Das Loos fiel unter andern auf einen Soldaten, dessen Name
die Geschichte nicht aufbehalten hat. Sein jüngerer Bruder fällt
dem Commandanten des Schiffes, Eduard von Mello, zu Füssen,
und bittet flehentlich, die Stelle seines ältern Bruders vertreten
zu dürfen. "Mein Bruder", sagte er, "ist geschickter als ich;
er ernährt meinen Vater, meine Mutter, meine Schwestern;
wenn sie ihn verlieren, so müssen sie alle im Elende verderben.
Erhalten Sie ihr Leben, indem sie das seinige erhalten, und
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Extrahierte Personennamen: Eduard_von_Mello Eduard
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Die jungen Bären zähmt man öfters und richtet sie znm
Tanzen ab. Sogar alte Bären werden bisweilen abgerichtet,
und zwar dadurch, daß man sie grausamer Weise ihren Augen
beraubt, und sie durch Hunger und Prügel bändigt. Auch stellt
man sie auf eine heiße Platte, auf welcher sie dann, um der
Hitze zu entgehen, sich emporrichten und fortwährend mit den
Hinterfüssen hüpfen, dabei wird getrommelt und gepfiffen, und
so gewöhnen sie sich allmälig daran, auf diese Töne zu hören,
sich aufzurichten und zu tanzen. Fast alle zum Tanz abgerichtete
Bären kommen aus Litthauen, hauptsächlich aus Smorgonie
daselbst, wo man sich viel mit dem Tanzunterrichte junger Bären
beschäftiget.
Der abgerichtete Bär hat manchmal in seinem Anstand
etwas so Menschenähnliches, daß einmal Einer einen Bären, dem
er den Kopf etwas barbirt hatte, für einen wilden Menschen
ausgab, der nicht sprechen, sondern bloß brummen könne wie ein
Bär, auch fast am ganzen Leibe so behaart sei, wie ein Bär.
Der Mann ließ diesen Menschen, dem er einen rothen Rock
und eine Weste angezogen hatte, für Geld sehen, und es liefen
viele Leute hin, die den Spaß glaubten, und sich von dem wil-
den braunen Manne, der auf einem Stuhle saß und Thee aus
einer Tasse trank, gleich jedem andern Menschen die Hand (Tatze)
geben ließen, und seine große Bärenähnlichkeit bewunderten.
Einige glaubten wohl gar, es sei ein reisender Gelehrter, der
sich nur gleich einem Bären anstelle; bis endlich ein feiner Kopf
bemerkte, daß dieser Mensch nicht sowohl ein Mensch sei, der
einige Bärenart und Manieren an sich genommen, als vielmehr
ein Bär, der einige Hofmanieren gelernt hatte. Der Mann,
dem dieser höfliche Bär gehörte, hatte übrigens bereits schon
vieles Geld damit gelöst.
In den nördlichsten Gegenden, an den Küsten des Eismeeres,
lebt der weiße Bär, oder der Eisbär. Er hat ein weißes,
weiches, zottiges, fast wollähnliches Fell, einen längeren Kopf
und Hals als der braune Bär, sehr lange Zähne und blutrothe
Lippen. Unter den Bärenarten ist dieser der größte und grim-
migste, und obschon er sich im Allgemeinen meist nur von Fischen,
todten Wallfischen, Seehunden re. nährt, so fällt er doch, sobald
sich ihm Menschen nähern, auch diese an, selbst wenn er voll-
kommen gesättiget ist. Groß ist aber die Liebe zu seinen Jun-
gen, ja er soll förmlich weinen wie ein Mensch, wenn er diese
einbüßt. Die Grönländer essen sein Fleisch; auch wird der Thran
des Eisbären von mehreren Völkern des Nordens als vorzüg-
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119
Arzt. Er soll wieder helfen, wenn es möglich ist. Mit ruhiger
Miene tritt dieser herein, und hört mit flüchtigen Worten von
Cäsars Großmuth. O! sagte er lächelnd, auf diese hab' ich
schon längst gerechnet und aus dem Grunde keinen Gifttrank,
sondern etwas ganz Unschädliches gereicht. Was geschah nun?
In wenigen Stunden war der blos an Einbildung Erkrankte
wieder hergestellt. Und so könnte man stundenlang fortfahren,
die schädlichen Wirkungen einer überspannten und verirrten Ein-
bildungskraft zu schildern. — Wer die Einbildungskraft nicht in
Schranken zu halten sucht, kann durch sie wirklich an Verstand
und Herz großen Schaden leiden.
19. Das Gedächtniß.
Das Gedächtniß ist in vielen tausend Fällen nichts Anderes,
als Erneuerung eines vormals empfangenen sinn-
lichen Eindruckes oder Bewußtseins durch die Einbil-
dungskraft. Das Gedächtniß beschäftigt sich aber auch mit
übersinnlichen Gegenständen, welche nicht durch die fünf Sinne
ergriffen werden können. Es kann alle gehabte Vorstellungen
wieder hervorbringen und umfaßt also mehr, als die Ein-
bildungskraft. Es ist ein köstliches Geschenk der Vorsehung,
welches wir sorgfältig Pflegen müssen, damit es an Lebhaftigkeit,
Umfang und Treue gewinne, somit schnell und leicht fasse, vieles
lange behalte und eö zu rechter Zeit treu wiedergebe. Ein sol-
ches Gedächtniß heißt ein glückliches oder vollkommenes
Gedächtniß. Das beste Stärkungsmittel des Gedächtnisses ist
fleißige Uebung durch Auswendiglernen (Memoriren),
ohne es zu überladen, und Wiederholung (Repetiren) des
Erlernten.
Es gibt Menschen, welche ein so gutes Gedächtniß haben,
daß sie Wort für Wort behalten, was sie ein einziges Mal ge-
hört haben. So lebte im Jahre 1802 zu Liggersdorf ein Mäd-
chen, welches jede Predigt, die in der Kirche des Ortes vorge-
tragen worden, von Wort zu Wort aus dem Gedächtnisse herzu-
sagen im Stande war. Andere können mit so großer Fertigkeit
im Kopfe rechnen, daß sie in wenig Sekunden oder Minuten die
schwersten Berechnungen richtig machen, zu denen ein geübter
Rechner auf dem Papier viel länger braucht. Solch ein Rechen-
künstler ist jener Da se aus Hamburg, der in den Jahren 1844
und 1845 die größeren Städte Teutschlands besuchte und durch
seine Fertigkeit Jedermann in Staunen versetzte. Der Cardinal
Mezzofanti in Rom (1 1849) hatte eine außerordentliche Gabe
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
138
nach. Die Bildung ihres Schnabels und der Zunge setzt sie in
den Stand, gewisse Worte, die ihnen oft vorgesagt werden, sehr
deutlich nachzusprechen und Melodien zu pfeifen. Es werden von
Papageien, die plaudern konnten, manche ergötzliche Dinge er-
zählt. Ein Bauer, welcher niemals einen solchen Vogel gesehen
hatte, ging einmal vor einem offenen Fenster vorbei, in welchem
ein Papagei saß. Als er ihn plaudern hörte, blieb er ver-
wundert stehen, nahm seinen Hut ab und sagte: Ich bitt' um
Verzeihung, ich glaubte, der Herr wär' ein Vogel. Ein anderes-
mal hatte ein Bedienter, der erst vor Kurzem in den Dienst ge-
treten war und sich allein im Zimmer befand, auf seinen Herrn
zu warten und wollte sich aus einen kostbaren Divan setzen, als
er plötzlich eine Stimme hörte, welche rief: "Jakob, du bist
ein Lümmel." Er erschrack darüber so heftig, daß er davon
lief und Alles im Stiche ließ, obwohl es nur ein Papagei war,
der diese Worte sprechen gelernt hatte und sie nur sagte, ohne
zu wissen, was sie bedeuten. — Sie ahmen auch die Stimme
anderer Vögel, das Miauen der Katze, das Bellen des Hundes,
das Lachen, Seufzen, Gähnen, Niesen rc. des Menschen nach.
Eine melodische Stimme, wie unsere Singvögel, haben nur
wenige oder vielleicht gar keine Gattung. Dagegen zeichnet sich
das ganze Geschlecht durch ein reizendes Gefieder ans. Die
Natur scheint hier gleichsam alle Schönheiten verschwendet zu
haben. Keine Sprache hat Worte, um die Pracht würdig zu
schildern, wodurch sich insonderheit manche Gattungen von Pa-
pageien auszeichnen. Im gezähmten Zustande gewöhnen sie sich
an Fleisch, Zuckergebackenes und an Alles, was die Menschen
essen, trinken auch gern Wein. —
18. Der Kolibri.
Kolibri gibt es freilich viele Arten, die durch Größe und
Farbenschmnck verschieden sind. Während der kleinste kaum das
Maß einer Hummel überschreitet, erreicht der größte fast die
Größe einer Mauerschwalbe. Die allermeisten sind von wunder-
barem Farbenglanz, so daß sie, von der Sonne beschienen, flie-
genden Edelsteinen gleichen. Ihr zierliches Nestchen machen sie
aus Baumwolle und umgeben es häufig mit weiße-n Flechten;
dahinein legen sie nun zwei winzige Eierlein, von denen manche
nur Erbsengröße haben. Denkt euch nun einen eben ausge-
schlüpften Kolibri mit fadendünnen Beinchen, zarten Knöchelchen
und feinem Schnäbelein, und daneben den riesigen Strauß mit
seinen gewaltigen Gliedern, so meine ich, ihr müßtet da wieder
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