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1. $booktitle - S. 9

1862 - Regensburg : Pustet
9 9. Der Allmächtige. Ich bin der allmächtige Gott, Der dieser Erd' gebot, Sich mit Blumen und Blüthen zu schmücken, Um dich, o Mensch, zu beglücken. Auf mein gewaltig: „ Es werde!" Entstanden Himmel und Erde; Begann die Sonne ihren Gang Dem Himmelsdome entlang, Und in unendlicher Ferne Erglänzten die zahllosen Sterne; Ging der Mond unter und auf, Brauste der Sturmwind heraus! Belebte sich Wasser und Land, Der Chimborasso entstand; Spei'ten die Berge ihr Feuer, Scherzten die Meerungeheuer, Begannen Insekten den Tanz, Erblüheten Blumen zum Kranz, Erquickten durch süschn Duft. Reifte zur Labung die Frucht, Und in Edens friedlicher Stille Schuf dich mein göttlicher Wille. Mein Hauch belebte dich Staub, Der du verwelkest wie Laub, Wie des Feldes Blume verblüht, Wenn die prächtige Sonne erglüht! Wie das Gras auf der Wiese vergeht, Wenn der Wind darüber hinweht! Doch traue mir, im Wachen und im Träumen, Ich will dich nicht verlassen noch Versäumen! Stets ruft mein Herz dir zu: „ Sohn, komm!" Wandle vor mir und sei fromm. — 10. Gott erhält und regiert Alles. Ein reicher und mächtiger König feierte einst seinen Ge- burtstag. Da liess er in der Stadt, in welcher er wohnte, einige Tausend Menschen auf seine Kosten speisen. Es wur- den auf einigen grossen Plätzen viele lange Tafeln und Bänke aufgerichtet und in mehreren grossen Küchen Speisen bereitet, die dann auf die Tafeln gestellt wurden. An diese setzten

2. $booktitle - S. 29

1862 - Regensburg : Pustet
29 auch unwohl zu Muthe. „Du wirst," dachte er, „heute an mancher Kirche vorüberschiffen; o erweckten die Glockentöne doch eine stille Feier in deinem und der deinigen Herzen bei euerer Sorge für die Dinge dieser Welt!" Nach beendigtem Gottesdienste staunte aber der Oheim nicht wenig, als er einen Knecht vom Schiffe seines Vetters zu Hause fand. „Was gibt's denn?" fragte er mit banger Unge- duld. „Ach," sagte der Knecht, „wir sind 4 Stunden von hier festgefahren und sitzen schlimm auf dem Sande. Sie möchten doch mit noch andern Schiffen hinkommen und helfen." Der Oheim traf auch Anstalten. Man fuhr mit Frachtschiffen hin, lud die Güter um, und nach vier Tagen erst war das Schiff wieder flott und konnte, auf's Neue beladen, weiter schiffen. Der Oheim hatte dem Vetter keinen Vorwurf gemacht, denn er las beim ersten Tritte auf sein Schiff die Reue und Scham in seinen Augen. Als sich Alles wieder in Ordnung befand, und der Vetter eine nicht unbedeutende Summe den Schiffern, die ihm geholfen, gezahlt hatte, und nun der Oheim Abschied von ihm nahm, sprach er: „Lieber Vetter, habt ihr nun Gottes Wort gehört: »Du sollst den Sabbath heiligen." — „Danke, danke!" sprach der Vetter in tiefem Ernste und geleitete den Oheim händedrückend an's Ufer. 34. Erhebe deine Seele zu Gott! . Die Lerche und die Maus. Die funkelnden Sterne der Nacht erbleichten, und da, wo die Sonne aufgehen sollte, färbte sich der Himmel mit Gold und Purpur. Ein Mäuschen lief über die Felder an dem Nest ihrer Freundin, der Lerche, vorüber. Die Lerche war wach und munter, putzte ihr Gefieder, schaute mit hellen Aeuglein die Maus an und wünschte ihr guten Morgen. "Ei, wie so früh bist du erwacht, liebe Nachbarin!" sprach die Maus. «Warum suchst du uicht länger den erquickenden Schlummer? Du versäumst ja Nichts; dein Tisch ist schon ge- deckt. Der liebe Gott läßt die Aehren des Feldes gedeihen und reifen auch während deines Schlafes. Schlüpfe wieder in dein Nest, drücke deine Aeuglein zu und schlafe a^s!« «Wohl läßt der Vater im Himmel'die Früchte wachsen, für alle Geschöpfe,« erwiederte die Lerche. "Sollen wir aber seine Gaben genießen, ohne zu danken? Ich steige in die Lust und singe dem Herrn mein Morgenlied.«

3. $booktitle - S. 51

1862 - Regensburg : Pustet
51 gähnst nur ein paar Mal, reibst die Augen und schläfst dann wieder ein. Stehst du endlich ans, so brauchst du eine Glocken- stunde zu deinem Anzuge, und noch zwei Stunden, bis dir die Schlaftrunkenheit vergeht. Darüber lernst du nichts und bist und bleibst eine Schlafmütze!" sagte der Vater zu seinem Sohne Leopold. Während dieser Predigt kroch Leopold aus dem Bette und der Vater erzählte ihm zum Frühstücke: "Vor einiger Zeit las ich den Lebenslauf eines berühmten Dichters, Namens Holth. Der band sich als Knabe beim Schlafengehen einen Bindfaden um den Arm, woran ein Stein befestigt war. Den Stein legte er auf einen Stuhl vor's Bett, damit, wenn er sich gegen Mor- gen umwendete, der Stein herabfallen, und ihn, durch den Ruck am Arme, zum Lernen aufwecken möge." "Wenn das bei unserm Leopold helfen sollte," sagte die Mutter, "so müßt' er einen Stein aus der Krautbütte dazu nehmen, der ihn gleich aus dem Bette risse." Leopold rümpfte das Gesicht und die Geschwister lachten. Am nächsten Morgen war der Langschläfer wieder nicht munter zu bringen. Da liefen die Geschwister und holten einen Stein, so schwer sie ihn schleppen konnten, legten ihn auf den Stuhl am Bette, banden einen Bindfaden daran und knüpften diesen ganz leise um Leopolds Arm. Nach einer Stunde er- wachte er endlich, und wollte sich, nach seiner Weise noch ein paar Mal umdrehen; aber da zupfte ihn etwas am Arme. Er sah sich betroffen um, und das erste, was ihm in's Auge fiel, war — der Stein auf dem Stuhle. Anstatt diesen im Stillen abzuknüpfen und auszustehen, brach er in ein erschreckliches Weinen aus. Die ganze Familie lief zusammen, und selbst der ernsthafte Vater mußte von ganzer Seele lachen, als er den Langschläfer, au einen Stein gebunden, so daliegen und wie ein kleines Kind weinen sah. "Den Spott und die Schande," sagte der Vater, "hast du verdient, und ob ich gleich sonst Neckereien unter Geschwistern nicht liebe, so will ich doch nicht abwehren, wenn sie dich bei der ersten ähnlichen Veranlassung wieder eben so anbinden, wie dießmal." Von der Zeit an setzte sich Leopold flugs auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen, wenn er nur leise geweckt wurde; und oft erwachte er früher als seine Geschwister von selbst, weil er sich ernstlich vorgenommen hatte, früher aufzustehen. Dadurch entwöhnte er sich allmälig des langen Schlafens und

4. $booktitle - S. 57

1862 - Regensburg : Pustet
57 „ Und rettete dem Kind sein Leben; „Ein ganzes Dorf kann Zeugniß geben." „„Du thatest/'" sprach der Greis, „„mein Kind, „„Was wir als Menschen schuldig sind."" Der Jüngste sprach: „Bei seinen Schafen „War einst mein Feind fest eingeschlafen „An eines tiefen Abgrunds Rand. „Sein Leben stand in meiner Hand; „Ich weckt' ihn und zog ihn zurück." „„£>, rief der Greis mit frohem Blick, „„Der Ring ist dein! — Welch edler Muth, „„Wenn man den Feinden Gutes thut!"" 72. Vergiß der Kranken nicht! Die Erdbeeren. Ein alter Soldat mit einem Stelzfüße kam in ein Dorf, und wurde plötzlich krank. Er konnte nicht mehr weiter reisen, mußte in einer Scheune auf Stroh liegen, und es ging ihm sehr hart. Die kleine Agathe, die Tochter eines Korbmachers, hatte an dem kranken Manne das herzlichste Mitleid. Sie be- suchte ihn alle Tage und schenkte ihm jedesmal ein Sechskreuzer- stück. Eines Abends aber sprach der ehrliche Krieger sehr be- kümmert: "Liebes Kind, wie ich heute vernahm, sind deine Eltern arm. Sag' mir doch redlich, woher nimmst du so viel Geld? denn ich wollte lieber verhungern, als nur einen Kreuzer annehmen, den ich nicht mit gutem Gewissen haben könnte.-- — "O--, sagte Agathe, --seid ohne Sorgen! das Geld ist rechtmäßig erworben. Ich gehe in den nächsten Marktflecken zur Schule. Auf dem Wege dahin kommt man durch ein Wäldchen, wo es viele Erdbeeren gibt. Da pflücke ich nun jedesmal ein Körbchen voll, verkaufe sie in dem Flecken und bekomme dafür allemal sechs Kreuzer. Meine Eltern wissen das wohl; sie haben aber nichts dagegen. Sie sagen öfters: es gibt noch viel ärmere Leute, als wir sind, und da müssen wir ihnen so viel Gutes thun, als es unsere Umstände nur immer erlauben.-- Dem alten Krieger standen die hellen Thränen in den Augen. --Gutes Kind--, sprach er, "Gott wolle dich und deine Eltern für diese menschenfreundlichen Gesinnungen- segnen!-- — Nach einiger Zeit reiste ein vornehmer Offizier, der mehrere Ordenszeichen trug, durch das Dorf. Er hielt mit seinem prächtigen Wagen vor dem Wirthshause an, um die Pferde füt-

5. $booktitle - S. 67

1862 - Regensburg : Pustet
67 Der König machte nun selbst die Bittschrift, und bewilligte die Summe von fünfhundert Gulden. Die arme Familie war nun gerettet, und man segnete den Namen des Königs. 0 83. Die wurmstichige Barmherzigkeit. Beaten fiel heut ein Vermögen Von Tonnen Gold's zur Erbschaft zu. Nun, sprach sie, hab' ich einen Segen Von dem ich Armen Gutes thu'. Sie sprach's. Gleich schlich zu seinem Glücke Ein siecher Alter vor ihr Haus: Und bat, gekrümmt auf seine Krücke, Sich eine kleine Gabe aus. Sie ward durchdrungen von Erbarmen, Und fühlte recht des Armen Noth. Sie weinte — ging und gab dem Armen Ein großes Stück — verschimmelt Brod. 84. Höflichkeit ziert jeden Stand. Ein sehr vornehmer und reicher Mann, der eine ganze Provinz regierte, stand einst mit einem andern, gleichfalls rei- chen und angesehenen Manne auf der Strasse und sprach. — In demselben Augenblicke ging ein armer Negersklave an den beiden Herren vorüber und grüsste sehr höflich, worauf der Gouverneur freundlich dankte. „Wie,“ sagte der andere Reiche, der mit ihm sprach: „Euer Excellenz lassen sich so weit herab, einem armen Skla- ven für seinen Gruss zu danken?“— „Wesshalb denn nicht?“ antwortete ihm der Gouverneur: „ich wollte nicht gern, dass ein armer Sklave, der nicht einmal eine Erziehung genossen hat, höflicher wäre, als ich.“ Wie sehr hatte doch der treffliche Mann recht! —- Höflich- keit ziert jeden Stand. — 85. Merkwürdige Entdeckung eines Verbrechens. Im Jahre 1740 hatte ein Engländer einen seiner Bekann- ten, einen Geschäftsmann, ermordet. Niemand weiß, weßhalb? aber auf eine so boshafte, ausgesuchte, grausame und rachsüch- tige Weise, daß er unmöglich auf Gnade rechnen konnte. Er 5*

6. $booktitle - S. 65

1862 - Regensburg : Pustet
65 der Vater freut sich auch, wenn ich es ihm erzähle! — Schnell ging sie nun auf die Frau zu, drückte ihr verschämt den Gro- schen in die Hand, und wollte sich entfernen. — "Lottchen! Lottchen!" hörte sie da plötzlich rufen. Lottchen drehte sich um, und bemerkte die reiche Dame, der sie die Schuhe gebracht hatte, an einem offenen Fenster. Sie winkte. Lottchen lief zu ihr und dachte: sie wird mich gewiß auszanken, weil ich den Groschen verschenkt habe. "Was hast du mit dem Groschen gemacht, den ich dir gab?" fragte die Dame. "Ach! seien sie nur nicht böse," stammelte Lottchen und erröthete, "ich habe ihn einer armen Frau geschenkt. Sie sah gar so betrübt aus." "Böse?" fragte die reiche Dame, "wie kann ich wohl darüber böse sein, wenn du ein gutes Herz zeigst? Komm einmal herein zu mir, liebes Kind!" Als Lottchen in die Stube trat, mußte sie erzählen, wie es ihr ginge, ob ihr Vater reich wäre und dergleichen mehr. Lottchen sagte Alles der Wahrheit gemäß. Darauf fragte die Frau über alle Dinge, und bemerkte bald, welch ein frommes und gutes Kind Lottchen war. Als sie Alles, was sie zu wissen wünschte, erfahren hatte, fragte sie Lotte: "Willst du bei mir bleiben, liebes Kind? Ich will für dich sorgen, als ob du meine eigene Tochter wärest, und deinem Vater aus aller Noth und Bedrängniß helfen." 81. Der Gotteskasten. Es war einmal ein wohlhabender, angesehener Mann, dessen Name Benediktus, d. h. Segenreich war. Diesen Namen führte er mit Recht; denn Gott hatte ihn reichlich mit Gütern gesegnet, und Alle, die ihn kannten, segneten ihn deßgleichen; so suchte er auch jeden zu erfreuen, den Fremdling, wie den Nach- bar, besonders die Armen und Nothdürftigen. Er that aber folgender Massen. Wenn er einen frohen Tag gehabt hatte mit seinen Freun- den, so ging er in sein Kämmerlein und dachte: "Es sind Viele, die keines solchen Tages sich erfreut haben, und was wäre es, wenn ich der Gäste noch einmal so viel geladen hätte!" — Also legte er von seinem Gelde so viel, als ihm die Mahlzeit gekostet, in seine Lade; die nannte er den Gotteskasten. Deßgleichen, wenn er vernahm, daß irgendwo eine Feuers- brunst gewüthet, so gab er seinen Beitrag zur Unterstützung der Unglücklichen reichlich. Darauf sah er sein Haus an, ging in sein Kämmerlein und sprach: "Solches hast du dir kaufen und 5

7. $booktitle - S. 72

1862 - Regensburg : Pustet
72 reits auch keine Zähne mehr. Wenn er nun bei Tische saß und den Löffel kaum halten konnte, schüttete er die Suppe auf das Tischtuch, und zuweilen floß ihm sogar etwas wieder aus dem Munde. Sein Sohn und dessen Frau eckelten sich davor, und deßhalb mußte sich der alte Großvater endlich hinter den Ofen setzen, und sie gaben ihm Essen in ein irdenes Schüsselchen und noch dazu sehr wenig, so daß er sich nicht satt essen konnte. Da sah er traurig nach dem Tische, und die Augen wurden ihm naß. Einmal auch konnten seine zitternden Hände das Schüsselchen nicht fest halten, es fiel zur Erde und zerbrach. Die junge Frau schalt heftig; der Großvater aber seufzte nur: „Ach, lieber Gott!" Jetzt kauften sie ihm ein hölzernes Schüsselchen für ein paar Pfennige, daraus mußte er essen. Als sie eines Tages bei Tische fassen, trug der kleine Enkel von vier Jahren aus der Erde einige kleine Bretterstücke zusam- men. "Was willst du denn damit machen?" fragte ihn sein Vater. "Ei", antwortete das Kind, ich will ein Träglein ma- chen, und daraus sollen Vater und Mutter essen, wenn ich krank bin." Da sahen sich Vater und Mutter eine Weile stumm an, und Thränen traten ihnen in die Augen; sie holten sofort den Großvater an den Tisch, und ließen ihn von nun an immer mitessen, sagten auch nichts, wenn er ein wenig verschüttete. 92. Geschwisterliebe. Mein Bruder ist den Eltern nützlicher als ich. Ein Transport portugiesischer Truppen, die nach Indien schifften, litt unterwegs Schiffbruch. Ein Theil der Geretteten trat auf der Küste der Koffern an's Land, und der Rest stach auf einem aus den Trümmern des Schiffes erbauten Boote in die See. Als sie eine ziemliche Strecke weit gesteuert hatten, nahm der Steuermann wahr, daß das Fahrzeug überladen sei, und bemerkte dem Anführer, daß es in Kurzem untersinken müsse, wenn man nicht ein Dutzend Schlachtopfer in's Meer würfe. Das Loos fiel unter andern auf einen Soldaten, dessen Name die Geschichte nicht aufbehalten hat. Sein jüngerer Bruder fällt dem Commandanten des Schiffes, Eduard von Mello, zu Füssen, und bittet flehentlich, die Stelle seines ältern Bruders vertreten zu dürfen. "Mein Bruder", sagte er, "ist geschickter als ich; er ernährt meinen Vater, meine Mutter, meine Schwestern; wenn sie ihn verlieren, so müssen sie alle im Elende verderben. Erhalten Sie ihr Leben, indem sie das seinige erhalten, und

8. $booktitle - S. 130

1862 - Regensburg : Pustet
130 Die jungen Bären zähmt man öfters und richtet sie znm Tanzen ab. Sogar alte Bären werden bisweilen abgerichtet, und zwar dadurch, daß man sie grausamer Weise ihren Augen beraubt, und sie durch Hunger und Prügel bändigt. Auch stellt man sie auf eine heiße Platte, auf welcher sie dann, um der Hitze zu entgehen, sich emporrichten und fortwährend mit den Hinterfüssen hüpfen, dabei wird getrommelt und gepfiffen, und so gewöhnen sie sich allmälig daran, auf diese Töne zu hören, sich aufzurichten und zu tanzen. Fast alle zum Tanz abgerichtete Bären kommen aus Litthauen, hauptsächlich aus Smorgonie daselbst, wo man sich viel mit dem Tanzunterrichte junger Bären beschäftiget. Der abgerichtete Bär hat manchmal in seinem Anstand etwas so Menschenähnliches, daß einmal Einer einen Bären, dem er den Kopf etwas barbirt hatte, für einen wilden Menschen ausgab, der nicht sprechen, sondern bloß brummen könne wie ein Bär, auch fast am ganzen Leibe so behaart sei, wie ein Bär. Der Mann ließ diesen Menschen, dem er einen rothen Rock und eine Weste angezogen hatte, für Geld sehen, und es liefen viele Leute hin, die den Spaß glaubten, und sich von dem wil- den braunen Manne, der auf einem Stuhle saß und Thee aus einer Tasse trank, gleich jedem andern Menschen die Hand (Tatze) geben ließen, und seine große Bärenähnlichkeit bewunderten. Einige glaubten wohl gar, es sei ein reisender Gelehrter, der sich nur gleich einem Bären anstelle; bis endlich ein feiner Kopf bemerkte, daß dieser Mensch nicht sowohl ein Mensch sei, der einige Bärenart und Manieren an sich genommen, als vielmehr ein Bär, der einige Hofmanieren gelernt hatte. Der Mann, dem dieser höfliche Bär gehörte, hatte übrigens bereits schon vieles Geld damit gelöst. In den nördlichsten Gegenden, an den Küsten des Eismeeres, lebt der weiße Bär, oder der Eisbär. Er hat ein weißes, weiches, zottiges, fast wollähnliches Fell, einen längeren Kopf und Hals als der braune Bär, sehr lange Zähne und blutrothe Lippen. Unter den Bärenarten ist dieser der größte und grim- migste, und obschon er sich im Allgemeinen meist nur von Fischen, todten Wallfischen, Seehunden re. nährt, so fällt er doch, sobald sich ihm Menschen nähern, auch diese an, selbst wenn er voll- kommen gesättiget ist. Groß ist aber die Liebe zu seinen Jun- gen, ja er soll förmlich weinen wie ein Mensch, wenn er diese einbüßt. Die Grönländer essen sein Fleisch; auch wird der Thran des Eisbären von mehreren Völkern des Nordens als vorzüg-

9. $booktitle - S. 119

1862 - Regensburg : Pustet
119 Arzt. Er soll wieder helfen, wenn es möglich ist. Mit ruhiger Miene tritt dieser herein, und hört mit flüchtigen Worten von Cäsars Großmuth. O! sagte er lächelnd, auf diese hab' ich schon längst gerechnet und aus dem Grunde keinen Gifttrank, sondern etwas ganz Unschädliches gereicht. Was geschah nun? In wenigen Stunden war der blos an Einbildung Erkrankte wieder hergestellt. Und so könnte man stundenlang fortfahren, die schädlichen Wirkungen einer überspannten und verirrten Ein- bildungskraft zu schildern. — Wer die Einbildungskraft nicht in Schranken zu halten sucht, kann durch sie wirklich an Verstand und Herz großen Schaden leiden. 19. Das Gedächtniß. Das Gedächtniß ist in vielen tausend Fällen nichts Anderes, als Erneuerung eines vormals empfangenen sinn- lichen Eindruckes oder Bewußtseins durch die Einbil- dungskraft. Das Gedächtniß beschäftigt sich aber auch mit übersinnlichen Gegenständen, welche nicht durch die fünf Sinne ergriffen werden können. Es kann alle gehabte Vorstellungen wieder hervorbringen und umfaßt also mehr, als die Ein- bildungskraft. Es ist ein köstliches Geschenk der Vorsehung, welches wir sorgfältig Pflegen müssen, damit es an Lebhaftigkeit, Umfang und Treue gewinne, somit schnell und leicht fasse, vieles lange behalte und eö zu rechter Zeit treu wiedergebe. Ein sol- ches Gedächtniß heißt ein glückliches oder vollkommenes Gedächtniß. Das beste Stärkungsmittel des Gedächtnisses ist fleißige Uebung durch Auswendiglernen (Memoriren), ohne es zu überladen, und Wiederholung (Repetiren) des Erlernten. Es gibt Menschen, welche ein so gutes Gedächtniß haben, daß sie Wort für Wort behalten, was sie ein einziges Mal ge- hört haben. So lebte im Jahre 1802 zu Liggersdorf ein Mäd- chen, welches jede Predigt, die in der Kirche des Ortes vorge- tragen worden, von Wort zu Wort aus dem Gedächtnisse herzu- sagen im Stande war. Andere können mit so großer Fertigkeit im Kopfe rechnen, daß sie in wenig Sekunden oder Minuten die schwersten Berechnungen richtig machen, zu denen ein geübter Rechner auf dem Papier viel länger braucht. Solch ein Rechen- künstler ist jener Da se aus Hamburg, der in den Jahren 1844 und 1845 die größeren Städte Teutschlands besuchte und durch seine Fertigkeit Jedermann in Staunen versetzte. Der Cardinal Mezzofanti in Rom (1 1849) hatte eine außerordentliche Gabe

10. $booktitle - S. 138

1862 - Regensburg : Pustet
138 nach. Die Bildung ihres Schnabels und der Zunge setzt sie in den Stand, gewisse Worte, die ihnen oft vorgesagt werden, sehr deutlich nachzusprechen und Melodien zu pfeifen. Es werden von Papageien, die plaudern konnten, manche ergötzliche Dinge er- zählt. Ein Bauer, welcher niemals einen solchen Vogel gesehen hatte, ging einmal vor einem offenen Fenster vorbei, in welchem ein Papagei saß. Als er ihn plaudern hörte, blieb er ver- wundert stehen, nahm seinen Hut ab und sagte: Ich bitt' um Verzeihung, ich glaubte, der Herr wär' ein Vogel. Ein anderes- mal hatte ein Bedienter, der erst vor Kurzem in den Dienst ge- treten war und sich allein im Zimmer befand, auf seinen Herrn zu warten und wollte sich aus einen kostbaren Divan setzen, als er plötzlich eine Stimme hörte, welche rief: "Jakob, du bist ein Lümmel." Er erschrack darüber so heftig, daß er davon lief und Alles im Stiche ließ, obwohl es nur ein Papagei war, der diese Worte sprechen gelernt hatte und sie nur sagte, ohne zu wissen, was sie bedeuten. — Sie ahmen auch die Stimme anderer Vögel, das Miauen der Katze, das Bellen des Hundes, das Lachen, Seufzen, Gähnen, Niesen rc. des Menschen nach. Eine melodische Stimme, wie unsere Singvögel, haben nur wenige oder vielleicht gar keine Gattung. Dagegen zeichnet sich das ganze Geschlecht durch ein reizendes Gefieder ans. Die Natur scheint hier gleichsam alle Schönheiten verschwendet zu haben. Keine Sprache hat Worte, um die Pracht würdig zu schildern, wodurch sich insonderheit manche Gattungen von Pa- pageien auszeichnen. Im gezähmten Zustande gewöhnen sie sich an Fleisch, Zuckergebackenes und an Alles, was die Menschen essen, trinken auch gern Wein. — 18. Der Kolibri. Kolibri gibt es freilich viele Arten, die durch Größe und Farbenschmnck verschieden sind. Während der kleinste kaum das Maß einer Hummel überschreitet, erreicht der größte fast die Größe einer Mauerschwalbe. Die allermeisten sind von wunder- barem Farbenglanz, so daß sie, von der Sonne beschienen, flie- genden Edelsteinen gleichen. Ihr zierliches Nestchen machen sie aus Baumwolle und umgeben es häufig mit weiße-n Flechten; dahinein legen sie nun zwei winzige Eierlein, von denen manche nur Erbsengröße haben. Denkt euch nun einen eben ausge- schlüpften Kolibri mit fadendünnen Beinchen, zarten Knöchelchen und feinem Schnäbelein, und daneben den riesigen Strauß mit seinen gewaltigen Gliedern, so meine ich, ihr müßtet da wieder
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