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1. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 282

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
282 nach Amerika kamen, fanden sie nur 3 halbgebildete Nationen vor: 1) die Natchez am Mississippi; 2) die Azteken oder Mexikaner, und 3) die Inka in Peru. Sic trieben einen prunkhaften Götzendienst in riesenhaften Tempeln; die Azteken brachten auch Menschenopfer. Jetzt sind die Natchez ganz ver- schwunden; die andern Indianer aber leben unter der Herrschaft der Weißen nach deren Sitten, treiben Ackerbau und Gewerbe und heißen Indios reäu- cidos oder fideles; diejenigen, welche ihre Eigenthümlichkeiten beibehalten haben und die Oberherrschaft der Weißen anerkennen, werden Indios catequisa- dos, die, welche als Jäger, Fischer oder Krieger frei herumstreifen, Indios bravos genannt. Die Indianer leben in geringer Zahl bei einander. Da sie keine Heerden besitzen, keinen Ackerbau treiben und zur Trägheit hinneigen, so gehen sie, vom unerbittlichen Hunger getrieben, auf Beute aus. Durch das wilde Leben, die fortwährenden Fehden und blutigen Kämpfe sind sie grausam und rachsüchtig geworden. Die Meisten sind wahre Kannibalen, skalpiren ihre Feinde und martern die Gefangenen auf das Schauderhafteste. Die jungen Indianer werden in diesen Gräueln nicht nur thätig unterwiesen, sondern auch angehalten, selbst ohne ein Zeichen des Schmerzes die größten Peinigungen zu ertragen. Während die Männer feiern, müssen die Weiber arbeiten. Der kühnste Krieger wird ihr Führer. Ihre Kriegstänze sollen schaudererregend sein; andere Tänze, womit sie Feste oder einen Frieden feiern, während die Anführer die Friedenspfeife rauchen, sollen nett aussehen. Von den eingebornen Völkern Südamerikas wollen wir nur die bekann- teren anführen. 1) Die Pescherähs bewohnen das Feucrland, sind klein, kupferfarbig und bemalen das Gesicht mit Kohle. Ihr Körperbau ist merkwürdig. Während Brust und Schultern gut entwickelt sind, bleiben Arme und Beine dünn und hager; den Kniemuskeln fehlt die Kraft, und die Arme sind unverhältniß- mäßig lang. Kleine schwarze Augen, breite Nase, stark hervortretende Backen- knochen, sehr schöne Zähne, großer Mund, langes dünnes und schmutziges Haar sind die Merkmale des Kopfes. Ihre Hütten und Kähne zeugen von Einsicht und Kunstfertigkeit. Sie leben von Muscheln, Austern, Fischen und Seehunden. Sie Schwäche ihrer Beine rührt von ihrem beständigen Sitzen und Liegen her. 2) Die Patagonier sind öfter Gegenstand der Besprechung gewesen, weil seit Magelhaen ganz widersprechende Nachrichten von ihnen nach Europa drangen. Patagonien wird von verschiedenen Völkern bewohnt; die Tehuel- bets sind am zahlreichsten, und einige ihrer Stämme zeichnen sich allerdings durch ihre Größe aus. Daß alle Bewohner Patagoniens aber Riesen von 6 — 7' Höhe seien, ist ein Märchen. 3) Die Araukaner in Chile unter 38° und 39° S. Br. haben sich frei erhalten und standen lange iin Rufe, als ob sie eine höhere Bildung besäßen, wie ihre Nachbarn. Wahr ist es, daß sie Ackerbau treiben, bleibende Wohnsitze haben und festen staatlichen Einrichtungen anhangen. Ihre Art Krieg zu führen ist gefürchtet, weil sie vorzügliche Reiter sind und ihre 20' lange Lanze sehr geschickt führen. Sie werden als gastfrei und herzlich ^ ge- schildert. Die Frauen sind Sklavinnen der Männer und müssen arbeiten, während die Männer auf Jagd und Abenteuer ausziehen, Volksversammlungen besuchen oder auch träge im Schatten liegen und rauchen.

2. Die römische Kaiserzeit und die Germanen - S. 26

1915 - Leipzig [u.a.] : Teubner
26 B. Die Germanen gesetzt. Zchiffahrern gleichen sie, wenn die Wasser die Umgebung be-decken, Schiffbrüchigen, wenn Ebbe eingetreten ist, und um ihre Hütten machen sie Jagd auf die mit dem Meere entfliehenden Fische. Sie besitzen kein Vieh, auch kennen sie keine Milch als Nahrung, wie ihre Nachbarn, ja sie kennen nicht einmal den Kamps mit wilden Tieren, da es dort nicht einmal einen Strauch gibt. Rus Schilf und Moorbinsen flechten sie sich Stricke zu Netzen für den Fischfang, und indem sie den mit den Händen aufgefangenen Schlamm mehr an der Luft als an der Sonne trocknen, kochen sie ihre Speisen mit <£rbe\ um sich ihre vom Nordwind erkalteten Glieder zu erwärmen. Zu trinken haben sie nichts als Regenwasser, das in Gruben im Innern des Hauses aufbewahrt wird.2 Ii. Zusammenstöße mit den Römern im Jahrh. n. (Ihr.5 L Die Schlacht im Teutoburger Walde. Delleius paterculus4 Ii 117ff. Eben hatte der Cäsar5 den Rufstand in Pannonien und Dalmatien glücklich niedergeworfen, als kaum fünf Tage nach Beendigung dieses gewaltigen Unternehmens aus Germanien die Unglücksbotschaft kam, daß üarus gefallen und drei Legionen, ebenso viele Rbteilungen Ret-terei und sechs Kohorten (Hilfstruppen) niedergemacht worden seien. Darus war ein Mann von milder Denkart und ruhigem Charakter, körperlich wie geistig ziemlich schwerfällig und mehr an müßiges Lagerleben als an kriegerische Tätigkeit im Felde gewöhnt. Daß er kein Verächter des Geldes sei, hatte er als Statthalter von Syrien bewiesen, denn arm hatte er das reiche Land betreten und es reich als armes Land verlassen. Ris er an die Spitze des germanischen Heeres getreten war, setzte sich bei ihm die Vorstellung fest, daß die Germanen von Menschen nichts als Stimme und Gliedmaßen besäßen, und daß sie, die durch das Schwert nicht zu bändigen waren, durch Rnwendung des (römischen) Hechtes gezähmt werden könnten. Mit solchen Rnschauungen begab er sich in das Innere Germaniens, und, als ob er sich inmitten von Menschen befände, die nur an friedlicher Ruhe ihre Freude hätten, brachte er den Sommer damit hin, Recht zu sprechen und von seinem Richterstuhle aus die Verhältnisse zu ordnen. Die Germanen 1 Tors. Die Schilderung bezieht sich auf den Teil der (Ihausen, der unmittelbar an der Nordseeküste wohnte; wenn auch kein Ackerbau, so wurde doch sicher Viehzucht von ihnen betrieben. 3 Über die ersten Kämpfe der Römer mit den Germanen gelegentlich des (Einbruches der Timbern und Teutonen und der Feldzüge Täsars siehe (Quellen-sammlung 15 S. 6 ff. 19 f. 4 Offizier unter Tiberius; verfaßte 30 n. (Ehr. einen Abriß der römischen Geschichte. 5 Tiberius.

3. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 212

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 212 — von mittlerem Wuchs und haben eiuen auffallend mageren Körper mit dünnen Armen und Beinen, wohl eine Folge ungenügender Ernährung. Sie stehen des- halb auch an Körperkraft und Arbeitsleistung bedeutend hinter den Europäern zurück, „ersetzen aber durch Gewandtheit, was ihnen an gewichtiger Stärke fehlt" (Semon). Die niedrige, über den Augen wulstig aufgetriebene Stirn, die tief- liegenden Augenhöhlen, die kurze, dicke, breitgedrückte Nase, die vorstehenden Kiefer und der unförmlich große Mund mit den dicken, aufgeworfenen Lippen machen das Gesicht häßlich und abstoßend. Das Kopfhaar ist pechschwarz, bald Abb. 40. Australier. Die Bäume sind Eukalypten; im Hintergrunde rechts Kängurus; links ein erlegtes Känguru, das in der Grube zubereitet werden soll (S. 213). Davor einige Bumerangs. schlicht und lockig, bald mehr kraus oder zottig vom Kopfe abstehend, aber nicht wollig, der Bartwuchs stark, die Hautfarbe schokoladenbraun, bald heller, bald- dunkler. Infolge der ungünstigen Lebensbedingungen sind die Australier auf der niedrigen Stufe der „Sammelvölker" stehen geblieben (S. 64). Bei dem Mangel an zähmbaren Nutztieren und anbaufähigen Pflanzen konnten sie weder zur Viehzucht, noch zum Ackerbau übergehen, und die abgeschlossene Lage des Erdteils hielt jeden fremden Kultureinfluß fern. Ohne feste Ansiedlungen, in rohen Hütten von Zweigen oder Baumrinde wohnend, durchziehen sie in Horden das Land, wie das Nahrungsbedürfnis es erfordert. Sie machen Jagd auf Kängurus, Vögel und Fische und leben im übrigen von dem, was die Natur ihnen von selbst

4. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 3

1872 - Heidelberg : Weiß
Zubereitung und ohne weitere Leckerbissen den Hunger. Aus Hafer und Gerste brauten sie ihr Lieblingsgetränke, das Bier; aus dem Wollig der wilden Bienen bereiteten sie sich Met. Die Erziehung der Jugend war vorzugsweise aus Abhärtung und Übung in den Waffen berechnet. Die neugeborenen Kinder wurden iu kaltes Wasser getaucht, und das kalte Bad blieb für Knaben und Mädchen, für Männer und Frauen ein beliebtes Stärkungsmittel, das sie Sommer wie Winter gebrauchten. Frühe schon lernten die Knaben mit Waffen umgehen. Unter den Spieleu (der Jugend war insbesondere der Waffentanz beliebt, bei welchem sich die Jünglinge zwischen Lanzen und Schwertern tanzend einherbewegten. Der Lohn bei diesem gefährlichen Spiel war der Beifall der Zuschauer. Keine größere Freude kannte aber der heranwachsende Jüngling, als mit dem Vater in den Kampf zu ziehen oder in den Wäldern den reißenden Tieren nachzujagen. So lernte der Sohn vom Vater die Übung und Beschäftigung mit den Waffen hochachten, die Künste des Friedens waren für die alten Deutschen unbekannte Dinge. Ruhte Krieg und Jagd, so blieben die freien Männer müßig, frönten ihrer Trink- und Eßlnst oder schliefen ans der Bärenhaut. Die tapfersten und besten Männer thaten dann nichts, und überließen die Sorge für Haus und Hof den Frauen, den Alten und den Schwächlingen der Familie. Von Künsten verstanden sie wenig, von Wissenschaften gar nichts. Sie konnten weder lesen noch schreiben. Nur ihre Waffen und 'die zur Landwirtschaft und znm häuslichen Gebrauch nötigen Geräte wußte» -sie zu verfertigen. Ihr Reichtum bestand vorzugsweise iu zahlreichen Herde» von Pferden und Rindvieh. Eine Hauptsorge der Deutschen war die Totenbestattung. Die Leichen wurden begraben oder verbrannt. Die Asche der Verbrannten sammelte man und bewahrte sie sorgfältig in Urnen. Noch jetzt findet man besonders im nordwestlichen Deutschland zahlreiche Gräber der alten Deutschen, Hünen -oder Riesengräber genannt. Gewöhnlich sind sie unter steinbedeckten Hügeln, die in der Tiefe eine ans Lehm gebrannte Urne mit der Asche des Toten, dann Reste von Waffen und anderen Geräten bergen. 4. Bürgerliche Einrichtungen. Die bürgerlichen Einrichtungen waren bei den alten Deutschen noch ■sehr einfach. Man unterschied Freie und Unfreie. Die Freien zerfielen ''wieder'in vornehme Geschlechter oder Adalinge und in gemeine Freie oder Freilinge. Sie waren die Besitzer des Landes und hatten allein das Recht Waffen zu tragen und an den Volksversammlungen teil zu nehmen; ihre Beschäftigung bestand hauptsächlich in Krieg und Kriegsübnng, in Jagd und Fischfang. Mau hielt es für unwürdig, daß der freie Mann durch Schweiß erwerbe, was er sich. durch Blut verschaffen konnte; darum wollten sie lieber den Feind'bekämpfet! und sich Wunden holen, als den Acker pflügen und die Ernte Erwarten. Die Unfreien oder Hörigen besorgten den Ackerbau und die Viehzucht, und betriebest Gewerbe. In der Regel erhielten sie von ihrem Herrn Haus, Hof und Land gegen eine bestimmte Abgabe -an Früchten, Vieh und gewebten Leugen. Waffen durften sie aber nicht führen; dies war das Vorrecht freier Männer. "> * Anßev den Unfreien gab es noch Leibeigene oder Knechte, die als Sklaven behandelt wurden. Dies waren die Kriegsgefangene« oder solche Freie, die durch leidenschaftliches Spiel oder difrch Schulden ihre Freiheit < - * 1* *x

5. Lehrbuch für die beiden ersten Jahre des erdkundlichen Unterrichts - S. 67

1900 - Breslau : Hirt
B. Oro- und hydrographische Verhältnisse der Erdoberfläche im allgemeinen. 67 ins Meer und werden dann von den kalten Meeresströmungen^) als Eis- berge weit iu den Atlantischen Ozean hineingeführt, wo sie eine große Gefahr für die Schiffahrt bilden. Sie ragen bisweilen mehr als 30 m über die Oberfläche des Meeres und reichen achtmal so tief unter diese. Im Winter erstarrt auch das Meerwasser des u. Eismeeres zu einer festen Decke, oder bedeckt sich doch mit den schweren Schollen des Packeises. Wenige der nordischen Inseln sind bewohnt, schon deshalb, weil sie viele Monate hindurch in Nacht getaucht sind; an den Polen dauert diese sogar sechs Monate, der Tag dann ebensolange. Auf Island wohnen Europäer, haben aber mit der Witterung hart zu ringen; Korn reift hier nicht mehr. Auf Grön- land und den Inselgruppen n. von Amerika Hausen die wetterharten Eskimo, die auch die kalte Polaruacht in ihren Schneehütten fröhlich hinbringen, falls sie nur genügend Fische und Speck liefernde Tiere, namentlich die Robbe, fangen können, die ihnen so ziemlich alles spendet, was zu ihrem Lebensunterhalte gehört. Sie zu jagen, durchkreuzen sie mit ihren leichten Booten (Kajak) aus Seehunds- rippen und Fellen geschickt auch das stürmische Meer und sind so zu den tüchtigsten Fischern und Schifferu geworden. S. Fig. 28, S. 65. Namentlich in den Meeresteilen, durch die das Eismeer in andere Ozeane übergeht, wächst die „Ernte des Meeres" heran, sein Reichtum an Fischen, die hier an den kleinen Lebewesen des Meeres unerschöpfliche Nahrung finden. Bevorzugte Fischgrüude liegen bei Jslaud, noch größere bei der amerikanischen Insel Neufundland, dem Vaterlande der großen, langhaarigen Hunde. All- sommerlich erscheinen hier viele Tausende von Seeleuten aus Europa, um den Kabeljau zu saugen, der danu gedörrt und als Stockfisch verfrachtet wird. S. Fig. 29, S. 66. Im Bering-Meere werden Robben geschlagen. Das größte Sängetier aber, der Grönlandswal, wird immer seltener. Unter den Nordpol-Fahrern, die nach dem Pole streben, sind die Amerikaner im W. von Grönland bis über das Nordende dieser Insel hinaus- gelangt. Ihre Ostseite haben zwischen 1868 und 1870 die deutschen Schiffe „Germania" und „Hansa" erforscht. Noch weiter ö. ist Nansen 1895 bis auf 460 km dem Pol uahegekommeu. e) Das südliche Eismeer steht in offener Verbindung mit drei Ozeanen (nenne sie!), berührt aber keinen Erdteil. Dieses durch dichte Nebel ver- Meierte Gebiet ist noch weit weniger bekannt als das n. Eismeer, es ist ärmer an größeren Seetieren und liegt der Heimat der großen Fischer- flotten — England, Frankreich, Nord-Amerika — zu feru. Forschungsreisen hat hier vor mehr als fünfzig Jahren der kühne englische Kapitän Roß ausgeführt. , 1) Die Meeresströmungen durchziehen die Meere gleichsam wie besondere Flüsse. Die kalten kommen meist von den Polarmeeren, und die mitgeführten Eisberge schmelzen erst, wenn sie in die warmen Meeresströmungen gelangen. Diese gehen, bis 30° C warm, von den warmen Meeren am Äquator aus, ziehen, von den Winden geschoben, im Bogen nach den Eismeeren hin und bringen ihnen Wärme und Treib- holz. Dieses wird durch die großen Flüsse, die ans den Urwäldern Amerikas und Astens kommen, ins Meer gespült. — Der Golfstrom zieht durch den Atlantischen Ozean. Er ist für die Schiffahrt zwischen Europa und Amerika von großer Wichtigkeit. 2) So nennt man Eisstücke, die von Wind und Wellen oft zu riesigen Eis- seldern zusammengepackt werden. 5*

6. Tier-Geographie - S. 21

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Säugetiere Europas. 21 Tage, Tag und Nacht, fern von allen menschlichen Wohnungen, meist unter freiem Himmel im Hochgebirge zu verbleiben. Da- her wagt sich ein einzelner Jäger selten auf diese Jagd; denn wenn dieselbe auch glücklich ausfällt, so erfordert fchou das Tragen der schweren Beute — 90 — 100 kg — Mithülfe; da- bei muß er, da die Steiubocksjagd streng verboten ist, alle von andern Menschen betretenen Pfade vermeiden. Und dennoch — so viel Reiz hat für den Menschen das Gefährliche und das Verbotene! — treibt noch jetzt, ungeachtet der verschärften Ver- böte, die kühne Lust oder der im Falle des Glückes zu er- wartende Gewinn Jäger an. das seltene Tier zu verfolgen, welches Naturforscher und Sammler mit hohen Preisen be- zahlen. Dadurch werden sie selbst Ursache der immer größeren Verminderung desselben, welches einst die Zierde unserer Alpen war, nicht den geringsten Schaden thut und durch Haut und Fleisch gleich nützlich ist. 3. In nachbarlichem Vereine mit dem Steinbocke, aber kräftiger in Ertragung der Verfolgungen von Seiten des Menschen, bewohnt die muntere Gemse die schweizerischen, savoyischen und tiroler Alpen. Es giebt wohl nicht leicht ein friedlicheres, aber auch kein furchtsameres Tier als die Gemse; daher hat sie die Natur mit äußerst feinen Sinnen begabt und einer nngewöhn- lichen Stärke und Sehnenkraft, so daß sie über ungeheure Ab- gründe setzen kann. Sie läuft mit eben der Schnelligkeit und Sicherheit über die steilsten Klippen, wie ihre Gattnngsver- wandten, die Antilopen Asiens, über die Sandebenen und Steppen, und da, wo man es für unmöglich halten sollte, daß ein Tier von solcher Größe festen Fuß fassen könnte, eilt sie mit Windesschnelle dahin. Sie springt leichter Berg auf als Berg ab und fttzt mit außerordentlicher Behutsamkeit die Vorder- süße, in denen sie eine große Gelenkigkeit besitzt, auf, damit sie keine Steine loslöse; auf der Ebene dagegen ist ihr Gang schleppend und ungeschickt, da ihr ganzer Bau für die Berge eingerichtet ist, daher sie auch nur springen, nicht aber eigent- lich laufen kann. Ja, ihre Vollkommenheit wächst mit der Höhe, in welcher sie lebt, wie fast alle Tiergattnngen, selbst die Fische der höheren Alpen, Vorzüge vor den Rassen der niederen oder gar der Thäler haben. Man unterscheidet daher auch bei den Gemsen „Grattiere" und ,. Waldtiere": jene leben beständig auf den höchsten und wildesten Höhen und

7. Tier-Geographie - S. 89

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Säugetiere Nordamerikas. 89 er sich auch mit anderer Nahrung, namentlich Geflügel, wobei er keine besondere Auswahl zu treffen scheint. Auch ist er — hierin vielen anderen seiner Art unähnlich — nicht damit zu- frieden, eine einzige Beute zu erhaschen, sondern er tötet, wenn er in die Herde einfällt, so viele, als er kann, und saugt von jedem seiner Schlachtopfer nur etwas Blut. Doch wechselt sein Blutdurst, wie feine Stärke und Größe nach dem Klima: in Chile hat er eine Breite und Gliederfülle, die der des afrika- nischen Löwen nahe kommt; je weiter nach Norden, desto mehr nimmt seine Größe ab, bis er so schlank und gewandt wie der Jagdleopard wird. Den Schafen ist er besonders gefährlich, und man erzählt, daß ein einziger Kuguar einst in einer Nacht gegen fünfzig Stück umbrachte. Deshalb ist man auch fort- während mit seiner Verfolgung und Ausrottung beschäftigt, was weniger Schwierigkeiten hat, als die Jagd der großen Raub- katzen der alten Welt, da er den Menschen fürchtet und mir in der Verzweiflung ihn angreift. Er läßt sich daher auch leicht zähmen und wird dann zutraulich und anhänglich, wie eine Hauskatze, so daß er frei seinem Herrn solgt und selbst gegen Fremde keine Spur von Wildheit mehr zeigt. 5. Zu den ganz harmlosen Bewohnern Nordamerikas ge- hört der ihm ausschließlich angehörige Waschbär oder Schupp, ein Bär im Kleinen der Gestalt nach, keineswegs aber in seinem sonstigen Wesen. Er hat die Größe eines Dachses, dem er auch darin ähnlich ist, daß er des Nachts munterer ist. als am Tage,, wo er, gewöhnlich sitzend, in eine Kugel zusammen- gerollt schläft. Er nährt sich von Würmern, Insekten, Wurzeln und Früchten, welche er, sonderbar genug, alle erst in das Wasser taucht und wäscht, ehe er sie frißt, — eiu Verfahren, welches wahrscheinlich mit seinem feinen Gerüche in Verbindung steht. Er klettert mit großer Geschicklichkeit an senkrechten und wagrechten Stämmen entlang. Oft sieht man ihn wie ein Faultier oder einen Affen mit gänzlich nach unten hängendem Leibe rasch an den wagrechten Zweigen fortlaufen und mit uu- fehlbarer Sicherheit macht er Sprünge von einem Ast zum andern, welche eine nicht gewöhnliche Meisterschaft im Klettern bekunden. Der Waschbär wird nicht blos seines Pelzes wegen ver- folgt, sondern auch aus reiner Jagdlust aufgesucht und getötet. Sein Fleisch wird nicht nur von den Ureinwohnern Amerikas

8. Geschichte des Alterthums - S. 157

1852 - Weimar : Albrecht
157 speist. Die Hofbedicnten waren wie das Heer in Abtheilungen von Zehen und Hunderten eingetheilt und hießen die Freunde, die Ver- wandten und die Knechte des Königs. Der Name Verwandte des Königs scheint daher zu kommen, daß der Hof der persischen Herr- scher sich ursprünglich aus dem herrschenden Stamme der Pasar- gaden und der Familie der Achämenidcn gebildet hatte. Die Tafel des Königs war nach einem genau bestimmten Cere- moniel eingerichtet und wurde mit den ausgesuchtesten Speisen be- setzt. Als Herr und Eigenthümer des ganzen Reiches durfte er nur das Beste und Köstlichste genießen, was von Speisen und Geträn- ken gefunden werden konnte. Er trank kein anderes Wasser, als aus dem bei Susa vorbeiströmenden Choaspes, das ihm daher auf seinen Reisen auf einer Menge Wagen in silbernen Gefäßen nach- geführt wurde; das Salz auf seinem Tische mußte von Ammonium aus der afrikanischen Wüste, sein Wein von Chalybon in Syrien, der Weizen zu seinem Brote aus Aeolien sein. Daher war es Sitte, daß dem persischen Könige, wenn er durch eine Provinz zog, das Beste von den Früchten des Landes angeboten wurde. Die Reisen der Könige mit dem unermeßlichen Gefolge glichen großen Heereszügen, und die ärmeren Provinzen des Reiches mußten von der Durchreise verschont bleiben, weil sie sonst einer Hungersnoth würden ausgesetzt gewesen sein. Die Könige wechselten ihren Aufent- halt nach den Jahreszeiten; den Frühling brachten sie in Susa, den Sommer in dem kühlen Ekbatana und den Winter in dem heißen Babylon zu. Der Palast des Königs führte bereits bei den Per- sern den Namen des Thors oder der Pforte, welchen er noch jetzt in Konstantinopel hat. In allen Theilen des Reiches lagen könig- liche Jagdschlösser mit großen Parkanlagen oder sogenannten Para- diesen, welche theils zur Obstzucht bestimmt, theils Thiergärten wa- ren, wo Wild gehegt und gejagt wurde. Sie nahmen oft ganze Landschaften ein und waren groß genug, um Heere in ihnen zu mustern und Jagden anzustellen. Denn zu den Vergnügungen der persischen Könige gehörten auch große Jagden, welche als Vorübun- gen zum Kriege ihrer am meisten würdig gehalten wurden. Die Ueppigkeit der Könige zeigte sich in ihrem Harem; die .Einrichtung desselben war ganz dieselbe, wie noch jetzt bei den orien- talischen Völkern. Außer den eigentlichen Gemahlinnen, denen zur Bestreitung ihres Putzes die Einkünfte ganzer Städte und Gegen- den angewiesen waren, hatte der König eine große Zahl von Bei- schläferinnen, welche in dem ganzen Reiche ausgesucht wurden. Die eigentlichen Gemahlinnen hatten das Diadem und anderen Schmuck; ihre Lebensart war aber in der Regel eben so eingeschränkt als die der Beischläferinnen. Haß und Verfolgungsgeist erreichten auch in dem persischen Harem einen Grad, der alle Einbildung übersteigt. Die Verschnittenen, welche die Aufsicht im Harem führten, und die Weiber umgaben zunächst die Person des Königs und verschafften sich dadurch leicht einen Einfluß, welcher bei schwachen Fürsten in eine Art von Vormundschaft ausartete. In dem Harem wurden die Könige an Leib und Seele verdorben; hier war der Schauplatz der Ränke der Weiber und der sie bewachenden Verschnittenen; hier wurden zum Unglücke des Reiches oft die wichtigsten Angelegen-

9. Die alte Geschichte - S. 20

1872 - Münster : Coppenrath
20 4. Der Thurmbau zu Babel; Zerstreuung der Menschen. Manche schne Erfindung, die vor der Sndflnth gemacht war, mochte wohl mit dem ersten unglcklichen Menschengeschlechte untergegangen sein, und sie mute von Neuem gemacht werden. Die meisten jedoch, welche fr das menschliche Leben am nthig-sten sind, waren gewi von Noe (Noah) aus der Fluth mit hinber gerettet worden. Hierauf konnten nun die Menschen weiter fortbauen und so rascher auf dem Wege der Ausbildung voranschreiten. Und zum Erstaunen ist ihnen dies geglckt. Denn um nur ein mittelmiges Haus zu bauen, wie viele Erfindungen mssen dazu vorhergehen, wie viele Handwerke sind dazu erforderlich! Und hundert Jahre nach der Snofluth unternahmen schon die Menschen den Bau der Stadt Babylon und eines himmelhohen Thurmes in derselben. Die Bibel erzhlt uns, wie Gott bei diesem stolzen Unternehmen die Sprache der Menschen verwirrte. Sie zogen notgedrungen nach allen Seiten hin auseinander. Diejenigen, welche dieselbe Sprache redeten, hielten sich zusammen und schlugen dieselbe Richtung ein. In ihren neuen Wohnsitzen beschftigten sich Einige Haupt-schlich mit der Jagd, Andere mit der Viehzucht, Andere mit dem Ackerbau, je nachdem die Natur des Landes selbst fr das eine oder andere einlud, oder auch besondere Neigung Jeden bestimmte. Auf der niedrigsten Stufe der Bildung standen diejenigen, deren Hauptgeschft die Jagd war. 5. Die Jagd. Durch die immer weitere Trennung von dem Ursitze der Stammeltern kamen Manche in hchst rauhe, gebirgige Gegenden. Ungeheuere Wlder bedeckten noch den Boden und bargen in ihrem Dickicht eine Menge groer und kleiner Thiere, die mit ihrem Geheule die ganze Gegend erfllten. Die Roth machte den Menschen 'khn. Er nahm seine Waffe, trat in den Wald und wurde Jger. Das rohe Fleisch des erschlagenen Thieres stillte seinen Hunger, das warme Blut desselben war sein kst- i

10. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 13

1895 - Leipzig : Hinrichs
Kaffer. 13 rauchen und schnupfen sehr gern Tabak. Fisch, Schweinefleisch und Eier verachten sie als unrein, sonst aber kennen sie keinen Ekel; das Ungeziefer, das sie plagt, zerbeißen sie mit den Zähnen und verschlucken es. Das Aufwaschen der Speisegeräte besorgen die Hunde, sind keine da, so bleiben sie eben ungereinigt. Die Hauptbeschäftigung der Kaffern ist Viehzucht. Im Grase liegend die eigenen Rinder weiden zu fehen, ist eines Kaffern Glück, und ein gefallenes Stück beweint er oft mehr als ein Kind. Ihr Ackerbau ist nicht weit her; geschickt aber sind die Frauen, aus verschiedenfarbigen Binsen Matten, Körbe und Becher zu flechten. Die Zahl der Frauen, die ein Kafser hat, richtet sich nach seinem Vermögen; denn sie werden von den Eltern für zehn bis hundert Stück Vieh gekauft; ihr Los aber ist die Last der Arbeit im Haufe und im Felde. — Ihrem Wesen nach sind die Kaffern von scharfem Verstände; sie werden von ihrem Oberhäuptling und seinen Unterhäuptlingen regiert nach alten Gesetzen, in denen sie wohl bewandert sind, und in ihren Ratsversammlungen geht es ganz ordentlich zu; auch sind sie gastfrei. Daneben aber sind sie heimtückisch, raubgierig und tief versunken in fleischliche Lüste. Wird jemand krank, so ruft man erst die Zauberin, die mit Kugeln von Knhmist und Auf- legen von allerlei Dingen ihre Kunst versucht. Hilft das nicht, so muß den Kranken jemand bezaubert haben. Das weiß der Jzanufe, d. h. der Riecher, gegen ein Geschenk herauszufinden, und wen er angiebt, der wird sofort getötet, und sein Besitztum zieht der Häuptling ein. Wird's mit dem Kranken schlimmer, sodaß man den Tod erwartet, dann trägt man ihn alsbald in den Busch, damit der Kraal durch seinen Leichnam nicht ver- unreinigt werde; stirbt er, so überläßt man den Körper den wilden Tieren oder gräbt ihn sitzend, mit dem Gesicht nach dem Kraal gewandt, unter vielem Heuleu und Schreien in die Erde. — Eine Religion haben die Kaffern eigentlich nicht, auch nicht Tempel und gottesdienstliche Gebräuche; denn die Regen- macher, die für Geschenke Regen herbeiziehen sollen, haben weiter keinen priesterlichen Dienst. Wohl aber opfern die Kafsern den Ahnen ihrer Häuptlinge und leben in der schrecklichsten und blindesten Furcht vor dem Tode. Einst war an der Mündung des Kreiskammaflufses von einem Schiffbruche ein alter Anker s liegen geblieben, und ein Kaffernkönig ließ von demselben ein Stück losschlagen; da starb bald darauf der Mann, der das
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