Die Zeit der Kreuzzüge.
79
Reich, Alexius, ein Enkel des Usurpators Audronikus I., ein anderes
in Trapezunt, Michael Komnenus ein drittes in Epirus; noch
gefährlicher aber war den Lateinern das 1186 zu beiden Seiten des
Hämus entstandene walachisch-bulgarische Reich. Kaiser Bal-
duin wurde 1205 von den Bulgaren gefangen und grausam ermordet,
sein Bruder Heinrich I. trieb sie zwar zurück, aber der zu seinem Nach-
folger gewählte Peter von Kourtenay, Gras von Namur, wurde
von dem Despoten von Epirus gefangen genommen und nicht mehr ^ im
frei gelassen; dessen Bruder Robert hielt sich nur mit Mühe, und bis' 1228.
Kaiser Balduin Ii. entfloh 25. Juli 1261 nach Italien, als bin Reg. 1237
Feldherr des Michael Paläologus Konstantinopel überrumpelte. Konstantino.
pel wieder
Kaiser Friedrich Ii. (1215—1250). griechisch.
8 234. Als Otto Iv. von dem Papste gebannt wurde, lebte die
hohenstaufische Partei wieder auf, und lud den einzigen noch lebenden
Hohenstaufen, Friedrich von Neapel und Sicilien, nach Deutsch-
land ein, wohin derselbe mit Zustimmung des Papstes unter manchen 1212.
Gefahren gelangte. Otto Iv. mußte vor ihm aus Süddeutschland,
aus der Heimat der Hohenstaufen, in seine Erbländer zurückweichen,
und als er zu Gunsten seines Vetters, des Königs Johann von
England, gegen den König Philipp Ii. August von Frankreich Schlacht
zu Felde zog und 27. Juli 1214 bei Bouvines im Hennegau eine beibouvines
vollständige Niederlage erlitt, verlor er in Deutschland alles Ansehen, 1214-
daher ihn Friedrich nicht in seine Erblande verfolgte. Otto Iv. starb
1218, nachdem er nicht hatte verhindern können, daß Friedrich Ii. zu
Aachen als König gekrönt wurde.
8 235. In Aachen wiederholte Kaiser Friedrich Ii. feierlich sein
dem Papste gegebenes Versprechen, seinem Sohne Heinrich das
Königreich Sicilien zu übergeben und gelobte ebenso feierlich einen
Kreuzzug. Damit war es ihm keineswegs Ernst, wie er bald be-
wies; denn er setzte es durch, daß sein Sohn Heinrich noch als Kind
zum deutschen König erwählt wurde, während er selbst sein italienisches
Königreich behielt. Er betrachtete nämlich Italien als Hauptland,
Deutschland dagegen als Nebenland, und sein ganzes Bestreben war
dahin gerichtet, sich Italien vollständig zu unterwerfen. Die deutsche
Krone mußte er sich erhalten, weil ein König aus einem anderen Klause
seine Plane in Italien durchkreuzt hätte und er die kriegerische Kraft
Deutschlands wohl kannte und für sich benutzen wollte. Aus diesen
Gründen verschob er den gelobten Kreuzzug wiederholt, erneuerte aber
eben so oft sein Versprechen und zwar immer feierlicher, so 1220 bei
seiner Kaiserkrönung, 1225, wo er sich selbst dem Banne verfallen er-
klärte, wenn er binnen zwei Jahren sein Gelübde nicht erfüllen würde.
8 236. Unterdessen arbeitete er in Italien unausgesetzt an der
Durchführung seiner Entwürfe; er zog die königlichen Güter an sich,
statt sie als Lehen auszutheilen, schenkte keine Hufe Landes an Klöster
oder Stifte, setzte widerspänstige oder verdächtige Adelige gefangen,
erbaute in den großen Städten Burgen, um dieselben im Zaume zu
halten, und richtete nach byzantinischem und saracenischem Vorbilde die
Staatsverwaltung ein, daher bezog er auch ein Einkommen wie kein
anderer Monarch in Europa. Er hielt ein Soldheer, das größtentheils
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England Johann Philipp_Ii Philipp August Friedrich Friedrich Otto Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Heinrich_das
Königreich Heinrich Ernst Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Epirus Namur Epirus Italien Sicilien Deutsch- Frankreich Hennegau Deutschland Aachen Italien Deutschland Italien Italien Deutschlands Italien Europa
80
Geschichte des Mittelalters.
aus Saracenen bestand, die noch den Mehrtheil der Bevölkerung Si-
ciliens ausmachten und auch in Kalabrien angesiedelt waren. Seine
Hofhaltung war mehr eine saracenische als eine christliche, nicht nur
nach der Bauart und Einrichtung der königlichen Palaste, sondern Frie-
drich hatte an seinem Hofe auch viele saracenische hohe und niedere
Bedienstete, ging überhaupt gerne mit Mohammedanern um, ließ sich
mit ihnen in Gespräche über Religion ein und unterhielt mit den Sultanen
von Damaskus und Aegypten durch Gesandtschaften einen freund-
lichen Verkehr, während aus dem Abendlande tausend und abermals
tausend Krieger nach Palästina strömten, von denen die wenigsten ihre
Heimat wieder sahen. Es ist daher wohl begreiflich, daß Friedrich Ii.
Qikerpötl-i- allmälig in den Ruf kam, er sei kein gläubiger Christ, und dieser Ruf
^8toridu8.°' um so tiefer wurzelte, je länger er mit seinem gelobten Kreuzzuge
zögerte und je heftiger er mit dem Papste haderte.
§ 237. Friedrich blieb in Italien, als König Andreas von Un-
1217. garn und Leopold Vii. von Oesterreich sich nach Palästina ein-
Damiettccr-schifften, als das Kreuzheer nach unsäglichen Anstrengungen Da-
vcmbcri219^"tte in Aegypten eroberte, aber durch schlechte Führung wieder ver-
' lor, und der ganze Kreuzzug zum Schaden der Christenheit endete.
Endlich heirathete der verwittwete Kaiser Jola nt ha (die Tochter der
Maria Jolantha, der Erbtochter des Königs Amalrich Ii. von Jerusa-
lem, und des Johann von Brienne) und erhielt dadurch Anspruch auf
Jerusalem als Erbgut seiner Gemahlin. Er schiffte sich am 8. September
1227 wirklich ein, kehrte aber nach drei Tagen zurück, indem er sich
mit plötzlichem Erkranken entschuldigte und nachzukommen versprach, da
wenigstens 40,000 Kreuzfahrer abgegangen waren. Nun zögerte Papst
Gregor Ix. nicht mehr und sprach über Friedrich Ii., weil er sein Ge-
lübde wiederholt gebrochen, den Bann aus; Friedrich erwiederte aber
in einer Sprache, welche von einer tiefeingewurzelten und furchtbaren
Erbitterung gegen den päpstlichen Stuhl Zeugniß gab; zugleich benutzte er
die mächtige Familie der Frangipani in Rom zur Erregung eines
Aufstandes, vor welchem der Papst aus der Stadt wich (Ostern 1223).
Im August schiffte der Kaiser sich nach Palästina ein und wußte die
Eifersucht der ejubidischen Sultane so gut zu benutzen, daß Kamel,
der Herr von Aegypten und Syrien, mit ihm Frieden auf zehn
Jahre schloß und Jerusalem, Bethlehem und Nazareth mit
ihren Gebieten sowie die Seeküste von Joppe bis Sidon abtrat.
Friedrich setzte sich die königliche Krone in der Kirche des hl. Grabes
selbst auf das Haupt, stand aber mit seinem kleinen Heere und den
Rittern des deutschen Ordens vereinsamt da, denn die einheimischen
Christen (Pullanen) und die andern Ritterorden und Kreuzfahrer waren
ihm feindselig. Er kehrte bald nach Italien zurück und schloß 1230 auch
mit dem Papste Frieden, indem er ihm das Beste versprach.
Friedrich in Deutschland (1235).
8 238. Friedrichs Sohn Heinrich, den er den Deutschen als
König zurückgelassen hatte, war vollständig entartet und ohne allen
Sinn für Staatsgeschäfte. Friedrich warnte ihn, kam aber erst 1235
nach Deutschland, als Heinrich mit einigen Fürsten und den lombardi-
schen Städten eine Verbindung schloß, um sich gegen seinen Vater zu
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich Andreas_von_Un- Leopold_Vii Leopold Palästina Jola Maria_Jolantha Maria Johann_von_Brienne Johann Gregor_Ix Gregor Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich August Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs_Sohn_Heinrich Friedrichs Heinrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Kalabrien Damaskus Palästina Italien Oesterreich Jerusalem Rom Palästina Syrien Jerusalem Bethlehem Nazareth Joppe Italien Deutschland Deutschland
Die Zeit der Krcuzzüge.
81
empören. Friedrich war jedoch stark genug diese Ränke zu vereiteln, und
da Heinrich ihm untreu oder verdächtig blieb, so ließ er ihn gefangen
setzen und zuletzt nach Sicilien bringen, wo er 1242 starb; seine zwei
Söhne folgten ihm bald im Tode nach, seine Wittwe, Margaretha
von Oesterreich, gab ihre goldene Krone den Armen.
§ 239. Friedrich ertheilte dem Welfen Otto von Braun-
schweig - Lüneburg den Herzogstitel und verkündete auf dem Reichs-
tage von Mainz einen zehnjährigen Landfrieden sowie eine Reihe von
Verordnungen, welche jedem seine hergebrachten Rechte und Freiheiten
wahren sollten, im Grunde aber gleich den Beschlüssen des Wormser
Reichstags von 1231 gegen die Städte gerichtet waren; denn
ihnen wurde verboten Bündnisse zu schließen, Dienstleute einzubürgern,
Rittersleute zur Unterwerfung unter ihr Stadtrecht zu zwingen, sowie
durch ihre Magistrate die hohe Gerichtsbarkeit auszuüben. Die Städte Die Städte
hoben sich nämlich in Deutschland mehr und mehr; sie waren reich ^en
durch Handel und Gewerbe, geschützt durch starke Mauern und eine auf trotz den
zahlreiche wehrbare Bürgerschaft, sie strebten nach mehr Freiheiten H»henstau.
und waren deßwegen den Dynasten sehr zuwider. Der Kaiser hätte
sie unbedenklich für die augenblickliche Gunst der Fürsten geopfert, wie
er diese schon früher durch Verleihung von Krongut und hohenstaufischem
Famiiiengut sowie durch Privilegien auf Kosten der königlichen Gewalt
geködert hatte.
Friedrichs H. Krieg mit den Lombarden (1236—1250)/
8 240. Im Sommer 1236 führte er ein starkes Heer aus Deutsch-
land nach Oberitalien, erfocht bei Rivalta einen großen Sieg und
eroberte Vicenza, kehrte jedoch bald zurück, um einen ziemlich er-
folglosen Krieg gegen den letzten Babenberger Friedrich den Streit-
baren zu führen, ließ seinen Sohn Konrad zum deutschen Könige 1237.
erwählen und verließ im August Deutschland für immer.
8 241. In seinem Kampfe mit den italienischen Städten rechnete
Friedrich am meisten auf die Italiener selbst; denn neben den Städten
bestanden noch mächtige Dynastien, in den städtischen Republiken selbst
adelige Geschlechter, welchen die überhandnehmende Demokratisierung der
Verfassungen zuwider war, daher herrschte in den meisten Städten oft
blutige Zwietracht. Durch Begünstigung der Aristokratie und Tyrannie
wirkte Friedrich in der That furchtbar ein; seine Anhänger, die Aristo-
kraten, nannten sich Ghibellinen (s. 8 211), ihre Gegner, die De-Die Ghibcl-
mokraten, Guelphen, und diese Parteinamen dauerten in Italien Guelphen^m
fort, als die „Waiblinger" längst untergegangen waren. Italien.
8 242. Der Kaiser war anfangs sehr glücklich; er besiegte am
26. und 27. November 1237 die Mailänder und deren Bundesge-
nossen in der großen Schlacht bei Körte Nuova, so daß sie um
Frieden baten und sehr harte Bedingungen eingehen wollten; allein
Friedrich verlangte Ergebung auf Gnade und Ungnade und zwang da-
durch die Mailänder sowie die anderen größeren Städte zu einem ver-
zweifelten Widerstande, den er nicht zu brechen vermochte.
Einbruch der Mongolen (1241).
8 243. Während des Lombardenkrieges fielen die Horden der
Mongolen in Deutschland ein, die es seit Attilas Zeiten nicht mehr
Bumüllcr, Weltg. Ii. g
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Margaretha
von_Oesterreich Friedrich Friedrich Otto Friedrichs_H. Friedrichs Rivalta Friedrich Friedrich Konrad Konrad August Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Sicilien Lüneburg Mainz Deutschland Deutsch- Oberitalien Vicenza Deutschland Italien Italien Deutschland
Die Zeit der Karolinger.
39
Aistulf das Erarchat und die Pcntapolis eroberte und Rom zur Un-
terwerfung aufforderte. Diesen Erfolg verdankte er hauptsächlich der
Bilderstürmerei der byzantinischen Kaiser, durch welche diese das
Volk in Rom und in dem Erarchate so erbitterten, daß es dem Kaiser
den Gehorsam aufkündigte. Das Erarchat war jedoch sehr ungerne
longobardisch, und Rom sträubte sich mit aller Macht dagegen, denn es
war ein unabhängiger Staat, an dessen Spitze der Papst stand. Auf
diese Stelle erhob ihn seine Würde als Bischof von Rom, seine Ver-
waltung des Patrimoniums Petri (des Eigenthums des hl. Stuhles, den
Landstrich von Tcrracina bis Montepulciano, Herrschaften in Oberitalien
und Sicilien in stch begreifend), vor allem aber seine Verdienste um
Rom, das er mehr als einmal gerettet hatte; als vollends Rom und sein
Gebiet, der llueatus Romaß, dem Kaiser Leo Iii den Gehorsam kündete,
konnte niemand anders als der Papst die Leitung dieses neuen Staa-
tes übernehmen. Aistulf hatte kein anderes Recht auf Rom als das
Eisenrecht, daher bat Papst Stephan Ii. 753, als Aistulf auf keine Vor-
stellungen horte, den Herrscher der Franken persönlich um Hilfe.
§ 113. Pipin trat vergebens zuerst durch Gesandte für den Papst
in das Mittel, Aistulf blieb unbeweglich, und als Pipin 754 mit Hec-
resmacht in Italien erschien, gab er anscheinend nach, erneuerte aber
sogleich nach Pipins Abzüge seine Gewaltthätigkeit. Da zog Pipin
755 abermals über die Alpen und zwang Aistulf zum Frieden und zur
Abtretung des Erarchats. Diese seine Eroberung schenkte Pipin dem
Papste und somit war der Kirchenstaat gebildet; der Papst ist seit-
dem ein Fürst und keines Fürsten Unterthan, was er nie sein kann, so
lange die jetzigen Weltverhältnisse bestehen; denn er gehört keinem ein-
zelnen Volke und Staate an, sondern ist und bleibt der Oberhirte aller
Katholiken in allen Theilen der Welt.
§ 114. Pipin mußte, nachdem er in Italien den Frieden herge-
stellt hatte, den Arabern Septimanien entreißen und einen schweren
Krieg gegen den Herzog Waifar von Aquitanien führen; nach dem
Tode Waifars vereinigte Pipin den größten Theil des Herzogthums
mit dem eigentlichen Frankenlande und verlieh den Rest als Herzvg-
thum dem Schwiegersöhne Waifars, Lupus. Bald darauf starb er
im September 768 zu Paris.
Karl der Große (768-814 n. Ehr.).
8 115. Ihm folgten in der Herrschaft seine beiden Söhne Karl
und Karlmann; der letztere erhielt halb Aquitanien, Septimanien,
Provence, Burgund, Elsaß und Alemannien, starb aber schon 771, wo-
durch Karl Alleinherrscher wurde, indem ein Reichstag die zwei
minderjährigen Söhne Karlmanns ausschloß. Karls lange Regierung
war von Kriegen erfüllt, denn sein Reich war fast auf allen Seiten
von feindlichen Völkern begränzt: von Mohammedanern, Longooarden,
Awaren, Slaven, Normannen, Sachsen, und Karl selbst war ein Krie-
ger wie seine Väter, der stch nicht ungestraft heraussordern und drohen
ließ , und es überdies für seine Königspflicht hielt, die Völker seines
Reiches gegen künftige Gefahren möglichst zu sichern.
Aistulfreq
750 — 756
726.
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Extrahierte Personennamen: Tcrracina Leo_Iii Leo Aistulf Stephan_Ii Karl Karl Karl Karlmann Karlmann Karl_Alleinherrscher Karl Karlmanns Karls Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Rom Rom Petri Montepulciano Oberitalien Sicilien Rom Italien Italien Lupus Paris Burgund Karls Sachsen
Die Zeit der Kreuzzüge.
89
Grafschaftsgerichte appelliert werden konnte, welche im Namen des
Königs abgehalten wurden. Er unterwarf seine Vasallen einer starken
Besteuerung, und da er das Einkommen aller erledigten Bisthümer
einzog, Zölle, Weg- und Strafgelder sowie eine Judensteucr erhob, auch
manche Konsiscation verhängte, so ist es begreiflich, daß er einer der
reichsten Monarchen seiner Zeit war. Er hielt ein Söldnerheer (größten-
theilt aus Niederländern geworben, Brabanzonen) wie seine despotischen
Nachfolger Wilhelm Ii. (1087—1100), Heinrich I. (1100 — 1135).
§ 266. Letzterer hinterließ nur eine Tochter, Mathilde, welche
als kinderlose Wittwe Kaiser Heinrichs V. den Grafen Gottfried
von Anjou ehelichte, der von seiner Helmzier, einem Ginsterzweige ^
(planta genesta), den Beinamen Plantagenet führte. Nach Hein- ®anue®
richs I. Tod wollte Mathilde die Rechte ihres Sohnes Heinrich geltend *
machen, wurde aber durch Heinrichs I. Schwager, den Grafen Ste-
phan von Blois, daran verhindert. Erst nach dessen Tod bestieg
der Plantagenet Heinrich Ii. den Thron, der sein väterliches Erbe Reg.^1154
durch Heirath mit Gupenne und Poitou vermehrte, die Ostküste 1
Irlands eroberte und den König von Schottland sowie den Für-
sten von Wales zur Huldigung zwang. Er griff tief in die kirchlichen
Rechte ein, gerieth deßwegen mit dem Erzbischof von Kanterbury,
Thomas Decket, in Streit und veranlaßte durch einen zornigen ^omas
Ausruf dessen Ermordung in der Kirche (29. Dezember 1170). In f e‘
Folge dieses Frevels sah er sich zu einer strengen Kirchenbuße und der
Zurücknahme seiner Verordnungen in Betreff der Kirchenrechte genöthigt.
8 267. Sein Sohn und Nachfolger Richard Löwenherz ist "93
durch seinen Kreuzzug berühmt. Nach seiner Rückkehr bekriegte er den 1
französischen König Philipp Ii. August und wurde zuletzt vor der Burg
Chalus durch einen Pfeilschuß getödtet. Sein Bruder und Nachfolger
Johann ließ (1202) seinen Neffen Arthur, den Erben der Bre-
tagne, umbringen, wurde deßwegen von Philipp Ii. August bekriegt und i"i99 us
verlor alle Besitzungen in Frankreich mit Ausnahme des Erbgutes 1216.
seiner Mutter. Auch mit Papst Innocenz Iii. gerieth er in Streit,
der immer erbitterter wurde, worauf der Papst 1212 den König bannte
und dessen Unterthanen vom Eid der Treue lossprach. Als Johanns
Vasallen abzufallen drohten und der französische König den Krieg er-
klärte, söhnte sich Johann mit dem Papste aus, anerkannte dessen Ober-
lehensherrlichkeit über England und Irland und gelobte jährlich 1000
Mark Silbers zu entrichten. Als er seiner Tyrannei wieder freien
Lauf ließ, zwang ihn 1215 ein allgemeiner Aufstand zur Unterschrei-
bung des Freiheitsbriefes „Magna Charta libertatum“, zu Runnymead
bei Windsor.
§ 268. Der Hauptinhalt ist: Bestätigung der Rechte der Kirche; Magna
Beschränkung der willkürlichen Besteuerung der Vasallen und der könig- charta’
lichen Vormundschaft über minderjährige Vasallen; Zurückführung der
königlichen Gerichtsbarkeit und des königlichen Schatzkammerhofes auf
Kriminal- und Regaliensachen; Bestätigung eines höchsten Gerichtshofes
in Civilsachen; Schutz der Freiheit und des Eigenthums gegen will-
kürliches Gericht; Bestätigung der alten Rechte und Freiheiten der
Städte, Flecken, Seehäfen und fremden Kaufleute; Einführung gleichen
Maßes und Gewichts; Beschränkung der drückenden Forstgesetze; die
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Heinrich_I. Mathilde Heinrichs_V. Heinrichs_V. Gottfried
von_Anjou Mathilde Heinrich Heinrich Heinrichs_I. Heinrich_Ii Heinrich Kanterbury Thomas_Decket Richard_Löwenherz Philipp_Ii Philipp August Johann Johann Arthur Philipp_Ii Philipp August Innocenz_Iii Innocenz Johanns Johanns Johann Johann
Extrahierte Ortsnamen: Hein- Irlands Schottland Wales Frankreich England Irland
96
Geschichte des Mittelalters.
ihres meistens durch Wucher erworbenen Reichthums, sodann wegen
ihrer eigentümlichen Lebensweise und endlich standen sie im Verdachte
mit dem Blute ermordeter Christenkinder Zauberei zu treiben. So
wurde ihnen die Aufregung des ersten Kreuzzuges verderblich; blie-
den sie bei verheerenden Seuchen verschont, wozu ihre Mäßigkeit und
Vorsicht zweifelsohne viel beitrug, so wurden sie beschuldigt die Brun-
nen vergiftet zu haben und massenhaft ermordet.
§ 286. Noch schlimmer aber erging es denen, welche von dem
Glauben der Kirche absielen, den Häretikern oder Ketzern (von dem
griechischen Katharoi, d. h. Reine, weil sie die Kirche von Jrrthü-
mern zu reinigen behaupteten). Diese wurden, sobald sie von der
Geistlichkeit ihres Irrglaubens schuldig erfunden wurden und sich nicht
bekehrten, von dem weltlichen Arme ergriffen und dem Tode, ge-
wöhnlich dem Feuertode überliefert. Diese Justiz war aus dem
Heidenthume (man erinnere sich an die Verfolgung der Philosophen,
an die Christenverfolgungen von Nero bis Diokletian) in das christliche
Cäsarenreich übergegangen und hatte sich auch frühe in das Abendland
übersiedelt. Jedoch ist cs eine falsche Behauptung, daß die mittelalter-
lichen Häretiker harmlose Leute gewesen seien, die gerne in der Stille
ihrer Ueberzeugung gelebt hätten, aber dem spürenden Glaubenshasse
zum Opfer sielen; die Geschichte beweist im Gegentheil, daß fast
alle Häresien mit dem größten Eifer Anhänger warben,
und die Kirche mit glühendem Hasse verfolgten, dem es nur
an der Macht zu einem Religionskriege fehlte. Die Kirche durfte dem
Abfalle nicht ruhig zusehen, und die damaligen Staaten waren so innig
mit der Kirche verbunden, daß ein Abfall von der Kirche zugleich als
eine Empörung gegen die Staatsordnung betrachtet wurde.
Die Albi- § 287. Die bedeutendste Häresie war die der Albigenser (von
genfer. £er Stadt Albi so genannt) in dem südlichen und südwestlichen Frank-
reich. Sie lehrten nicht nur, daß der Besitz weltlicher Macht in den
Händen der Geistlichen unchrifilich sei, sondern hatten in ihren Glauben
auch manichäische Elemente ausgenommen; ihr Beschützer war ihr Lan-
desherr, der mächtige Graf Raymund von Toulouse. Die Be-
kehrungsversuche waren bei ihnen vergeblich, 1208 erschlugen sie sogar
einen päpstlichen Legaten; darauf ordnete Papst Innocenz Iii. in
Uebereinstimmung mit Ludwig Viii. von Frankreich einen Kreuzzug
gegen sie an, in welchem Simon von Montfort der Anführer
war, der Städte und Schlösser erstürmte und ein fürchterliches Blutbad
anrichtete. Ihm war es wie dem König von Frankreich wenigstens
ebenso viel um die Eroberung der Grafschaft als um den wahren
Glauben zu thun, daher kam König Peter von Aragonien, dem
die Grafschaft einmal als Erbtheil zufallen konnte, seinen Verwandten
zu Hilfe, fand aber in der Schlacht den Tod. Selbst als der Papst
den reuigen Grafen schützte, konnte er ihm nur einen Theil seines Be-
1227. sitzeö retten, der andere siel an Montforts Sohn Amalrich, der ihn
später dem französischen König abtrat. Damals führte der Papst die
Dieinqui-Inquisition (Nachforschung) ein, d. h. er verordnete, daß jeder Bi-
sition. in den Pfarreien seiner Diöcese zuverlässige Männer auswähle
und eidlich verpflichte den Ketzereien nachzuspüren und dem Bischöfe zu
berichten; später wurden die Dominikaner mit dieser Inquisition hetraut.
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Extrahierte Personennamen: Innocenz_Iii Innocenz Ludwig_Viii Ludwig Simon_von_Montfort Peter_von_Aragonien
Extrahierte Ortsnamen: Frank- Toulouse Frankreich Frankreich
102
Geschichte des Mittelalters.
Johann, doch kam es zu keinem förmlichen Bürgerkriege, weil Ludwig
am 11. Oktober 1347 auf der Bärenjagd von einem Schlage ge-
rührt starb.
Steigende Macht Frankreichs.
11285lö ^ 304. Ludwigs Ix. Sohn Philipp Iii. zwang den unruhigen
’ Grafen von Foix zum Gehorsam und vereinigte den Rest der Graf-
schaft Toulouse sowie die Provence als Erbe mit dem unmittel-
113lliö ^aren Krongebiete. Sein Sohn Philipp der Schöne, der klügste,
gewissenloseste und gewaltthätigfie Monarch seiner Zeit, gewann durch
Gewalt und Treulosigkeit einen Theil von Flandern und wurde nur
Aufstand der durch die Erhebung der Flamingen an der Eroberung des ganzen Lan-
Flamlandcr. verhindert. Er zwang den Fürsten von Montpellier, einen
aragonischen Prinzen, den König von Frankreich als seinen unmittel-
baren Lehensherren anzuerkennen, und unterwarf 1313 Lyon, über
welche Stadt und die von ihr benannte Grafschaft Kaiser Friedrich I.
einstens den Erzbischof von Lyon zum ewigen Statthalter des Kaisers
eingesetzt hatte. Er überwältigte Papst Bonifaz Viii. und machte dessen
Nachfolger zu Werkzeugen der französischen Politik, indem er sie bewog
Srillnavig, ,'n Avignon ihren Wohnsitz zu nehmen, vernichtete mit päpstlicher
*^1378. ié Hilfe den Templerorden, überließ zwar dessen Grundeigenthum den
Johannitern, aber erst, nachdem er auf dasselbe ungeheure Geld-
summen ausgenommen hatte.
§ 305. Seine Söhne und Nachfolger Ludwig X. (1314—1316),
Philipp V. (1316—1322), Karl Iv. (1322—1328) handelten in
seinem Geiste und stärkten die königliche Gewalt zum Wohle des ge-
meinen Volkes. Es bestand bereits zu Paris das Parlament als
oberster königlicher Gerichtshof mit rechtskundigen Räthen aus allen
1.68 etrrt« Provinzen des Landes; die Versammlung der Stände (die Ge-
generaux. neralstaaten) bewilligten die außerordentlichen Steuern, die königliche
Münze verdrängte andere Geldsorten. So einigte sich Frankreich, während
Deutschland immer mehr zerrissen wurde, und wäre 1328 die Haupt-
linie der Kapetinger nicht ausgestorben, was zu einer lange dauernden
Feindschaft mit England führte, so hätte Deutschland schon damals die
alten lothringischen Länder an Frankreich verloren.
Englisch-französische Kriege (1339—1415).
1216 bis § 306. König Johanns Sohn Heinrich Iii. war bei seines Vaters
1272. Tode minderjährig, daher eine Regentschaft in seinem Namen regierte, er
blieb aber Zeitlebens ein unselbstständiger König, und konnte nicht verhin-
dern, daß England durch Empörungen und Kriege zerrüttet wurde; jedoch
wurde es unter ihm Gesetz, daß in die Parlamentöversammlungen auch
Abgeordnete des niederen Adels, der Städte und Flecken einberufen wurden.
1272 bis Sein kriegerischer Sohn Eduard I. erzwang von Frankreich die
1307. Ma^abe der Städte der Guyenne, unterwarf Wales (sein 1283
im Schlosse Karnarvon in Wales geborner Sohn führte zuerst den Titel
„Prinz von Wales") und zwang Schottland zur Anerkennung seiner
Oberherrlichkeit. Diese wurde 1314 durch Robert Bruce abge-
1307 bis worfen, welcher über Eduardll. bei Banno ckburn einen vollstän-
7‘ digen Sieg erfocht.
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Ludwig Ludwig Ludwigs Ludwigs Philipp_Iii Philipp Philipp_der_Schöne Philipp Friedrich_I. Bonifaz Ludwig_X Ludwig Philipp_V. Philipp_V. Karl_Iv Karl Johanns Johanns Heinrich_Iii Heinrich Eduard_I. Robert_Bruce
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Flandern Montpellier Frankreich Lyon Lyon Avignon Frankreich Deutschland England Deutschland Frankreich England Frankreich Wales Schlosse_Karnarvon Wales Schottland
Von der Zeit des Zwischenrekches bis auf Kaiser Friedrich Iii. 109
Kaiser Karls Iv. Sohn Sigismund, der nach blutigen Kämpfen die
Oberhand über seine Gegner gewann. Er hob den Handel Ungarns
durch vernünftige Zollgcsetze, gab den königlichen Städten deutsches
Stadtrecht und berief aus diesen und dem Komitatsadel Abgeordnete in
den Reichstag (seit dieser Zeit bestand derselbe aus den zwei Tafeln:
status et ordines). Zm Kriege jedoch war er nicht glücklich; denn gegen
die Türken verlor er 1396 die große Schlacht bei Nikopolis und an
die Venetianer den größten Theil Dalmatiens.
Kirchliche Zerrüttung.
s 326. Als er Wenzels Nachfolger im Reiche geworden war, er-
warb er stch dadurch ein großes Verdienst um die Christenheit, daß er
sein ganzes Ansehn aufbot, um durch eine allgemeine Kirchenver-
sammlung die lange gestörte kirchliche Ordnung wieder hcrzuftellen.
Papst Bonifacius Viii. fand bei Philipp dem Schönen kein Ge- 1294 bia
hör, als er in dessen Krieg mit Eduard I. von England vermittelnd ein- 1303'
schreiten wollte; er verbot ihm darauf die Besteurung der Geistlichkeit
um ihm die Mittel zum Kriegführen abzuschneiden, worauf der König
mit einem Verbote der Ausfuhr von Gold und Silber antwortete
und so das Einkommen des Papstes aus Frankreich schmälerte. Der
Streit erhitzte sich aus Anlaß des flandrischen Krieges noch mehr, der
König hatte aber die Stände des Reichs ganz auf seiner Seite, denn
es galt die Vergrößerung Frankreichs. Es hatte daher wenig Folgen, als
Bonifacius Viii. Bann und Interdikt schleuderte, weil ihn der König
1303 mit eben so schändlichen als falschen Beschuldigungen angegriffen
hatte. Darauf schickte Philipp seinen gewandten und gewissenlosen
Kanzler No gar et nach Italien, angeblich um mit dem Papste zu unter-
handeln ; Nogaret verband sich aber mit der vornehmen, dem Papste
feindlichen römischen Familie Kolon na, überfiel den Papst in Anagni,
mißhandelte ihn (7. September 1303) so, daß Bonifacius Viii. kurz
darauf starb.
s 327. Sein Nachfolger Benedikt Xi. nahm den hl. Stuhl nur
wenige Monate ein, worauf der französische König die Wahl des Erz- 1305.
bischofs von Bordeaux durchsetzte, der als Klemens V. in Avignon
seinen Sitz nahm, dem König für fünf Jahre die Erhebung des Zehn-
tens von allem französischen Kirchengute erlaubte und ihm den Orden
der Templer vernichten half. Seine Nachfolger Johann Xxii., Be-
nedikt Xii. und Klemens Vi. dienten der französischen Politik gegen
Deutschland. Gregor Xi. kehrte nach Rom zurück; nach seinem Tode
parteiten sich aber die Kardinäle, so daß sich zwei Päpste, 1410 sogar
drei Päpste, die sich Gregor Xii., Benedikt Xiii. und Johannes Xxiii. Das große
nannten, gegenüber standen, deren Streit der Kirche unsäglich schadete. Schisma.
8 328. Sigismund hatte noch besondere Gründe auf eine Kirchen-
versammlung zu dringen, denn damals lehrte und predigte der Priester
und Professor Johannes Huß (eigentlich Hus) zu Prag die häreti-
schen Sätze des Engländers Johannes Wiklef (gest. 1385) und
regte damit Prag und Böhmen auf, dessen Herrschaft nach Wenzels
Tod auf Sigismund übergehen sollte.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Karls Sigismund Bonifacius Philipp Philipp Eduard_I._von_England Eduard_I. Philipp Philipp Klemens_V. Johann_Xxii Johann Klemens_Vi Gregor_Xi Gregor Gregor_Xii Gregor Benedikt_Xiii Johannes_Xxiii Sigismund Johannes_Huß Sigismund
Extrahierte Ortsnamen: Karls Nikopolis Wenzels Frankreich Frankreichs Italien Anagni Bonifacius Avignon Deutschland Rom Wenzels
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Geschichte des Mittelalters.
972-997. allmälig gestatteten sie auch dem Christcnthum Eingang. Geisa
wurde durch seine Gemahlin Sarolta für dasselbe günstig gestimmt
997-1038. und sein Sohn Stephan der Heilige führte es als Staatsre-
ligion ein. Eine Empörung dämpfte er mit Waffengewalt, gründete
Bisthümer, Kirchen und Klöster, theilte Ungarn in Ko mit ate und
führte eine Gerichtsordnung ein. Von Kaiser und Papst erhielt er
im Jahr 1000 die königliche Krone, eroberte 1002 Siebenbürgen
und schlug 1003 die Bulgaren und Petschenegen zurück. Mit Otto Iii.
und Heinrich Ii., dessen fromme Schwester Gisela seine Gemahlin
war, stand er in dem besten Einvernehmen, mit Konrad Ii. aber gerieth
er in einen kurzen nichts entscheidenden Krieg.
8 190. Stephans Neffe und Nachfolger, Peter, wurde vertrie-
den und fand bei dem Markgrafen Albrecht von Oesterreich Ausnahme,
was zu einem Einfalle der Ungarn und zu einem Kriege mit Heinrich Iii.
führte. Dieser erzwang 1043 die Abtretung des Landstrichs bis zur
Leitha, erfocht in dem schon im nächsten Jahre wieder ausgebrochenen
Kriege einen großen Sieg an der Raab und setzte Petern zu Stuhl-
weißenburg zum König ein, wofür ihm dieser als Oberherrn hul-
digte. Doch Peter wurde abermals gestürzt und Andreas I., der
Enkel eines Bruders von Stephan, zum König erhoben. Zwei neue
V Feldzüge überzeugten jedoch den Kaiser von der Unmöglichkeit eine
Oberherrschaft über Ungarn zu behaupten, daher nahm er den durch
Cb ist i, Papst Leo Ix. vermittelten Frieden an.
sierung von In Ungarn folgten noch viele einheimische Kriege, bis Ladislaus I.
Äroatienund (Wladislaw) die Herrschaft errang; er eroberte auch Kroatien und
Torfu™ Slavonien und führte in diesen Ländern das Christenthum ein.
1095' Heinrich Iii. in Italien (1046—1047).
§ 191. Italien war um diese Zeit mehr als je der Schauplatz
wüthender Parteikämpfe und der päpstliche Stuhl der Siegespreis; daher
war Heinrichs Römerfahrt (so hieß der Zug des deutschen Königs nach
Italien und Rom zur Kaiserkrönung) auch den Italienern willkommen
und er ernannte auf das Verlangen der Römer, der Geistlichkeit und
des Volks einen Papst in der Person des Bischofs Suitger von Bam-
berg, welcher als Klemens Ii. Heinrichen krönte, aber schon im fol-
genden Jahre starb. Ein zweiter von dem Kaiser ernannter Papst
starb wenige Tage nach seiner Ankunft in Rom, worauf Heinrich seinen
Verwandten, den allgemein verehrten Bischof Bruno von Tüll, auf den
päpstlichen Stuhl erhob, der als Leo Ix. sein Amt ruhmvoll verwaltete.
Die Normannenherrschaft in Unteritalien.
8 192. Von den französischen Normannen gingen viele in fremde
Dienste, weil die nachgebornen Söhne keinen Antheil an dem untheil-
baren Allode bekamen und daher ihr Glück nur mit den Waffen suchen
konnten. In Unter Italien behaupteten sich noch einige longobardi-
sche und griechische Fürsten, z. B. von Benevent, Neapel, Sa-
lerno, Amalfi, gegen die Angriffe der Saracenen und nahmen nor-
mannische Krieger in ihren Sold, welche durch ihre gewaltige Körper-
kraft und ihren unbändigen Muth die Saracenen mit Schrecken erfüllten.
Als ihnen nach griechischer Gewohnheit nicht Wort gehalten wurde,
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Extrahierte Personennamen: Geisa Sarolta Stephan_der_Heilige Otto Heinrich_Ii Heinrich Gisela Konrad_Ii Konrad Peter Albrecht_von_Oesterreich Albrecht Heinrich_Iii Heinrich Peter Andreas_I. Stephan Leo_Ix Leo Ladislaus_I. Wladislaw Heinrich_Iii Heinrich Heinrichs_Römerfahrt Heinrichs Klemens_Ii Heinrich Heinrich Bruno_von_Tüll Leo_Ix Leo B._von_Benevent
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Ungarn Leitha Ungarn Kroatien Italien Italien Italien Rom Rom Unteritalien Italien Neapel Amalfi
Die Zeit der Kreuzzüge.
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Bergwerksregal (der Harz lieferte damals noch ausschließlich das deut-
sche Silber); 5) aus dem Schutzgelde der Juden. Ueberdies mußten bei
Heerzügen der Kaiser und sein unmittelbares Gefolge, wo sie durchzogen,
auf gemeine Kosten verpflegt werden; auch hatte das Heer das Recht Gras
und Holz zu nehmen, wo wuchs, ausnahmsweise auch andere Lebensbe-
dürfnisse. Aus diesem Soldatenrecht erklärt sich die Wuth der Italiener über
die Römerzüge, zumal die Deutschen keineswegs bloß Gras und Holz, son-
dern auch Fleisch und Wein für unentbehrliche Lebensbedürfnisse ansahen.
Erster Zug nach Italien (1154—1155).
8 215. Im Jahr 1154 zog Friedrich nach Rom, wohin Papst
Adrian Iv. ihn rief; denn die Römer wollten damals die Republik
wieder Herstellen und wurden dabei von Arnold von Brescia ge- Arnolv von
leitet, der dem Klerus verbot eine weltliche Gewalt zu üben und Grund- Erescia.
besitz zu erwerben. Sie ließen den Kaiser einziehen und den Papst
ihn krönen, dann folgte aber ein Aufstand, den sie mit einer blutigen
Niederlage büßten; Arnold von Brescia wurde von dem Kaiser ge-
fangen , dem Papste übergeben und als ein Feind der geistlichen und
weltlichen Obrigkeit hingerichtet.
Auf diesem Römerzuge schon begann der Kaiser den Kampf gegen
Mailand und die verbündeten lombardischen Städte. Diese waren seit
Heinrich Iv. gewohnt sich selbst zu regieren, waren reich durch Gewerbe
und Handel und von einer außerordentlich zahlreichen streitbaren Bürger-
schaft bewohnt. Venedig, Genua und Pisa waren Seemächte, deren
Verkehr durch die Kreuzzüge ungemein gewann; unter den Binnenstädten
war Mailand die mächtigste, denn es musterte 40,000 bewaffnete
Bürger, aber auch Pavia, Kremona, Verona, Brescia, Ber-
gamo rc. waren reich an Volk und Gut. Doch konnten diese Städte
sich zu keinem dauernden Bund vereinigen, sondern lagen mit einander
oft im Streite. Pavia, die alte longobardische Königsstadt, wollte nicht
hinter Mailand zurückstehen, Mailand aber behandelte die schwächeren
Städte, die sich ihm nicht unterordnen wollten, z. B. Komo und Lodi,
mit grausamem Uebermuthe. Bürger von Lodi riefen den Schutz des
Kaisers an, die Mailänder aber verhöhnten die Boten des Kaisers und
zerrissen sein Schreiben. Damals war jedoch das Heer desselben zu
einer Belagerung der Stadt zu schwach, dafür verheerte er aber ihr
Gebiet und erstürmte einige Kastelle.
§ 216. Nach seiner Rückkehr (1156) ehelichte er die Erbtochter
des Grafen Raynald von Burgund und gab Heinrich dem Löwen
das Herzogthum Bayern zurück, indem er den Babenberger
Heinrich mit einigen bayerischen Bezirken und durch die Erhebung
der Markgrafschaft Oesterreich zu einem Herzogthume ent-
schädigte. Das Jahr darauf zwang er den Polenherzog Boleslaw 1157.
mit Waffengewalt zur Huldigung und erhob den böhmischen Herzog
Wladislaw zum Lohne seiner treuen Dienste zum Könige.
8 217. Im folgenden Jahre (1158) führte er ein gewaltiges Mailand er-
Reichsheer nach Oberitalien, umlagerte Mailand und zwang es zur °bert 1158.
Ergebung auf Gnade und Ungnade. Dann wurde auf einem großen
Reichstage auf den ronkalischen Feldern (bei Piacenza) fest-
gestellt, was dem Kaiser in der Lombardei gebühre: Heeresfolge und
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Adrian_Iv Arnold_von_Brescia Erescia Arnold_von_Brescia Heinrich_Iv Heinrich Lodi Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Boleslaw Wladislaw