— 202 -
s. w.) kehren in ihre Länder zurück. Aehnlich geht
es in Italien, nach tapferer Gegenwehr Eugen's.
Die Vertreibung der Franzosen aus Spanien s
§ 137.
1814 Uebergang der Verbündeten über den Rhein. f
Schlachten bei Brienne, bei Montmirail u. a.,
meist zum Nachtbeile der in einzelnen Corps vor-
rückenden Verbündeten. Blücher siegt bei Laon
(fpr. Lang), Schwarzenberg hei Arcis a. d. Aube.
Neue Siege bei La Fere Champenoife u. am Mont-
martre (30. März), während Napoleon im Rücken
der Verbündeten steht, und
in Paris. +
Napoleon entsagt u. erhält die Insel Elba. Lud-
wig Xviii. (Bruder Ludwig's Xvi., s. die Tab.
S. 164) wird König von Frankreich (die Nestau^
ration); er giebt dem Lande eine Constitution (die
Charte; Pairskammer u. Deputirtenkammer).
1814 Frieden zu Paris: Frankreich auf die Grenzen von 4
30. Mai 1792 beschränkt.
1814 Congreß zu Wien, zur Ordnung der Angelegenhei- |
u. 15. ten Europa's:
In den meisten Ländern werden durch denselben
die Zustände eingerichtet, die im Wesentlichen noch
bestehn (nur in Italien nicht, § 146), namentlich
erhält Preußen die jetzigen Provinzen Westfalen u.
Rheinprovinz (theils frühere Besitzungen, theils neue
Erwerbungen zum Ersätze für die an Rußland kom-
menden ehemals polnischen Länder Preußens), die
Hälfte des Königreichs Sachsen (mit den Städten
Torgau, Wittenberg u. a.), und Schwedisch Pom-
mern (Letzteres eigentlich durch einen Tausch mit
Dänemark). — Oesterreich bekommt das im Frieden
von Campo Formio erhaltene venetianische Gebiet
wieder (mit dem Mailändischen zusammen das Iom-
bardisch-venetianische Königreich). — Die frühere
Republik Holland wird durch Belgien zum König-
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Extrahierte Personennamen: Montmirail Schwarzenberg Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Italien Spanien Rhein Laon Mont- Paris Elba Frankreich Paris Frankreich Wien Italien Westfalen Sachsen Wittenberg Oesterreich Holland Belgien
entfernt den Minister von Schwarzenberg, bricht die
Macht der Stände in Preußen, heilt durch seine
weise Negierung die Wunden des Landes, befördert
Künste u. Wissenschaften u. begründet durch seine
großen Kriegsthaten den Ruhm u, das Ansehn des
Staates.
Die Erwerbungen durch den westfälischen Frieden
s. S. 143 (Magdeburg wurde erst 1680 nach dem
Tode des letzten Administrators preußisch), die Theil-
nähme am schwedisch-polnischen Kriege u. die Erlan-
gung der Souveränität über das Herzogthum Preu-
ßen s. § 110, die Kbeilnahme an den Kriegen gegen
Ludwig Xiv. s. S. 151 u. 152. Des Kurfürsten Feld-
herr Freiherr v. Derflinger (zuerst Gchneiderlehrling).
Der Müllroser od. Friedrich-Wilhelms-Kanal an-
gelegt. Die Posten eingeführt. Stehendes Heer.
Das Fort Groß-Friedrichsburg an der Goldküste in
Ober-Guinea. Der Staat 2000 Q.-M. groß.
1688 —Friedri ch Iii. (als König Friedrich I.), des f
1713 Vorigen Sohn.
Die Universität Halle gestiftet 1694 Fnedrich's
geistreiche Gemahlin Sophie Charlotte (Charlotten-
bürg) befördert die Stiftung der Academie der Wis-
senschasten in Berlin (Leibnitz).
1701 Friedrich krönt sich in Königsberg als -J-
!8.Jan, König in Preußen (Tags vorher der schwarze
Adler-Orden gestiftet).
Durch Erbschaft kommt Neuenburg an Preußen.
(Von 1806— 1814 war es an Frankreich abgetreten,
u. der Fürst Berthier damit belehnt; vergl. S. 235).
Des Königs Prachtliebe u. Verschwendung scha-
den dem Wohlstande des Landes (auch furchtbare
Pest in Ostpreußen), befördern aber den äußeren
Glanz der Krone.
1713—Friedrich Wilhelm I., des Vorigen Sohn, f
1740 (Ueber seinen Character s. § 119. Das Tabacks-
collegium).
Durch den Utrechter Frieden (S. 157) wird das so-
genannte Oberquartier von Geldern (d. i„ das bisher
Braanschweig
Schulbuchbibiioth'efc
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Extrahierte Personennamen: Schwarzenberg Ludwig_Xiv Ludwig Derflinger Friedrich_I. Friedrich_I. Sophie_Charlotte_( Leibnitz Friedrich Friedrich Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Magdeburg Groß-Friedrichsburg Ober-Guinea Berlin Königsberg Neuenburg Frankreich
Napoleon Bonaparte.
233
von Wellington geschlagen worden war, überschritten Spanier und Engländer
die Pyrenäen (November). Auch die Russen und Deutschen (denen sich am
18. Oktober auch die Sachsen, Würtemberger u. s. w. angeschlossen hatten)
näherten sich den Grenzen Frankreich's: Bülow besetzte Holland, Schwarzen-
berg die Schweiz und in den letzten Tagen des Jahres 1813 und in den
ersten Tagen von 1814 wurde der Rhein überschritten. Das Haupthcer setzte
bei Basel über, Blücher bei Mannheim und Koblenz und die Nordarmee rückte
von Holland nach Süden. Blücher siegte (1. Februar) bei La Rothieree;
doch verwarf Napoleon, nachdem er die einzelnen Abtheilungen zurückgeschlagen
hatte, die Friedensanträge. Durch den Sieg bei Laon*) (9. März) ent-
schied Blücher das Wiedervorrücken der großen Armee, während sich Napoleon
nach dem Rhein wendete, um die Verbündeten von Paris abzuziehen. Doch
diese zogen dadurch unbeirrt vorwärts gegen die Hauptstadt. Sie erstürmten
den Montmartre^) (30. März) und am 31. März hielten Alexander von
Rußland und der König von Preußen an der Spitze ihrer Garden ihren
siegreichen Einzug in Paris.
Napoleon durch den Senat abgesetzt, mußte am 11. April 1814'zu Fon-
taineblau H dem Throne entsagen und wurde auf die Insel Elbah ver-
wiesen. An der Stelle dcs Kaiserthums wurde durch die Verbündeten das
Königthum wieder hergestellt und Ludwig Xviii. 2jf dcr Bruder Ludwig
des Xvi., auf den Thron von Frankreich erhoben. Mit ihm schlossen die
europäischen Mächte den (ersten) Pariser Frieden (30. Mai 1814), durch
den Frankreich auf die Grenzen von 1792 zurückgeführt wurdet).
6. Die Herrschaft der hundert Tage 181.7. Um die gestörten
Staatsverhältnisse Europa's, namentlich Deutschland's zu ordnen, wurde im
Oktober 1814 zu Wien ein Kongreß4) eröffnet. Mitten in seinen Unter»
H La Rot hi ere, Dorf unweit Brienne (S. 220. Anm.) — Laon, Stadt nord-
östlich von Paris, in der Provinz Iste de France. — Montmartre, Hügel mit
Dorf an der Nvrdseite von Paris. — F o n tai n ebla n, Stadt acht Meilen oberhalb
Paris unweit des linken Seineufers mit königlichem Schloß, das Napoleon sehr liebte
und mit großem Kostenaufwand hatte verschönern lassen. — Elba, Insel im mittel-
ländischen Meere an der Küste von Toskana, wozu es jetzt gehört. In den Jahren
1803—1815 war Elba französisch.
2) Ludwig Xvii., der gezählt wird, aber nie König war, war bereits während
der französischen Revolution '1795 im Alter von 10 Jahren gestorben.
^) Spanien, Portugal, Sardinien und Toskana kamen wieder an
ihre rechtmäßigen Fürsten; auch der Papst wurde in seine vorigen Rechte eingesetzt;
Neapel allein blieb in der Gewalt Murat's, der sich nach der Schlacht bei Leipzig
mit Oesterreich verbündet hatte.
4) Der Wiener Kongreß, der bis Juni 1815 dauerte,'setzte Folgendes fest:
Oesterreich erhält die illyrischen Provinzen (Jllyrien und Dalmatien', Ober-Italien
bis zum Po und Tessine (lombardisch-venetianisches Königreich), Tirol und Salzburg
zurück. Preußen bekommt die nordöstliche Hälfte des Königreichs Sachsen und em-
pfängt die durch den Tilsiter Frieden verlornen Gebiete nebst ansehnlichen Erweiterungen
wieder. Hannover wurde Königreich; Weimar, Oldenburg, Mecklenburg-
Schwerin und Mecklenburg-Strelitz wurden Großherzogthümer; Frankfurt,
H a m b u r g, L ü b e ck, B r e in e n blieben freie Städte. Die deutsche Kaiserwürde
wurde nicht erneuert, sondern es bildete sich (durch die Bundesakte vom 8. Juni 1815)
der deutsche Staatenbund mit dem Bundestag zu Frankfurt. — Rußland erhielt das
Herzogthum Warschau, England das Kapland; Holland und Belgien wurden
als „vereinigte Niederlande" ein besonderes Königreich (seit 1831 wieder in die König-
reiche Holland oder die Niederlande, und Belgien getheilt). Sardini eil erbielt Genua
als Herzogthum; mit Schweden wurde Norwegen vereinigt.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Alexander_von
Rußland Alexander Napoleon Ludwig_Xviii Ludwig Ludwig
des_Xvi Ludwig Napoleon Ludwig_Xvii Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Wellington Sachsen Holland Rhein Basel Mannheim Holland La_Rothieree Rhein Paris Paris Frankreich Frankreich Wien Laon Paris Paris Paris Elba Toskana Spanien Portugal Sardinien Neapel Leipzig Oesterreich Oesterreich Ober-Italien Salzburg Sachsen Weimar Oldenburg Mecklenburg-
Schwerin Mecklenburg-Strelitz Frankfurt Frankfurt Warschau England Holland Belgien Niederlande" Holland Niederlande Belgien Genua Norwegen
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
327
Oesterreich blieb in sich abgeschlossen; Preußen hingegen
nahm Darmstadt, Anhalt und Sondershausen in seinen Zollver-
band auf; Baiern, Würtemberg und Hohenzollern traten für sich
in einen besondern Verband, vereinigten sich aber bald nachher mit
Preußen und Darmstadt. Hannover, Braunschweig, Kassel und
Oldenburg bildeten den mitteldeutschen Handelsverein, so daß Ba-
den, Mecklenburg und noch einige andere kleine Staaten allein stan-
den. Mit dem Jahre 1832 sind auch Hessenkassel und Weimar
dem preußisch-darmstädtischen Zollvereine beigetreten, was zur Folge
hatte, daß im Hanauischen tumultuarische Auftritte entstanden, wo-
bei mehrere Menschen das Leben verloren und einige Häuser nie-
dergebranut wurden. Später entwickelte sich, besonders durch Preu-
ßens Vermittelung, der große d e utsche Z ollv er e in. Im Uebri-
gen schlich das deutsche Leben langsam und träge bis zum Jahre
1830 dahin.
Die zweite französische Revolution.
Ende Juli 1830.
Nach dem Sturze Napoleons hoben die verbündeten Mächte
die ältere Linie der Bourbonen wieder auf den kaiserlichen Thron.
Obschon Ludwig Xviii. eine das Volk vertretende Verfassungsur-
kunde (Charte) gab, so hatten die Bourbonen dennoch immer eine starke
Partei des französischen Volkes gegen sich. Die Franzosen wurden
nach und nach unzufrieden, und diese Unzufriedenheit steigerte sich
unter Ludwig's Nachfolger, Karl X., weil dieser in der Wahl sei-
ner Minister nicht klug genug zu Werke ging.
Um nun in den Franzosen für die Grundsätze der Minister eine
bessere Stimmung zu erwecken, unternahm nian im Frühling des
Jahres 1830 die ruhmvolle Expedition nach Algier, dessen
Dei der französischen Negierung Veranlassung zu Zwistigkeiten ge-
geben hatte. Schon nach wenigen Wochen wurde die stark befe-
stigte Hauptstadt erobert und ein großer Schatz an baarem Gelde
und mancherlei Kostbarkeiten erbeutet. Algier ist nun jetzt eine
französische Colonie, und Fra»kreich hat sich wenigstens das Ver-
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Ludwig_Xviii Ludwig Karl_X. Karl_X.
159
Friedensschlüssen aus dem Leben geschieden (1. Sept. 1715), von
Vielen verwünscht und noch vor seinem Ende selbst von Solchen
verlassen, die er erhoben hatte, oder die ihm zunächst standen.
Selbst im eigenen Hause stand der stolze Selbstherrscher zuletzt fast
vereinsamt, und hinterließ, nachdem er dem Sohne und Enkel,
auch mehreren andern Gliedern des Königshauses in's Grab
geschaut, das durch Menschenverlust und eine ungeheure Schulden-
last (über 2'/2 Milliarden Livres) zerrüttete Frankreich seinem Ur-
enkel, einem fünfjährigen Knaben (dem nachherigen Ludwig Xv.).
Das despotische Regiment, das dieser König in Frankreich zur
Durchführung gebracht, hatte alle edlern Kräfte des Staatslebens
vergiftet und die Keime ausgestreut, deren Frucht die Umwälzungen
waren, die seinen eigenen Nachkommen zunächst verderblich wurden.
Leider blieben die despotischen Grundsätze, die Ludwig Xiv.
in's Staatsleben eingeführt hatte, nicht auf Frankreich beschränkt;
sie fanden mit vielem andern Verkehrten, worin der Hof zu Ver-
sailles als Vorbild galt, auch anderwärts, namentlich an deut-
schen Höfen, Nachahmung. Von ständischen Rechten war in
den meisten deutschen Gebieten im Laufe des 18. Jahrhunderts
kaum noch ernstlich die Rede; Land und Leute wurden wie ein
Eigenthum behandelt, mit dem der Fürst nach Belieben schalten dürfe.
Das Hervortreien -es brandenburg-preußischen Staates.
§. 80.
a. Die Mark Brandenburg.
1) Neben Oe streich hatte sich in Deutschland nach und nach
ein zweiter hervorragender Staat gebildet, der brandenburgische
oder Preußen, der durch den überlegenen Geist und die That-
kraft Friedrich des Großen zu einer der Hauptmächte Europa's
erhoben wurde, während er zugleich für die weitere Entwickelung
Deutschlands von ernster Bedeutung werden sollte.
Die Grundbestandtheile dieses neuen Staatswesens bildeten
die Mark Brandenburg und das ehemalige Deutsch- Orden s-
Land oder Herzogthum Preußen.
2) Die Mark Brandenburg. Seit dem 6. Jahrhundert
waren slavische Völkerschaften in das nördliche Deutschland ein-
gewandert. Slaven nahmen unter verschiedenen Benennungen,
von den Deutschen jedoch hier gewöhnlich mit dem Gesammt-
namen Wenden bezeichnet, das von jenen in Folge des Hunnen-
sturmes verlassene Land zwischen der Elbe und Öder in Besitz.
Seit die Slaven an der Elbe Nachbarn der Deutschen gewor-
den waren, fanden zwischen jenen und diesen fast ununterbrochene
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xv. Ludwig_Xv. Ludwig_Xiv Ludwig Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Frankreich Brandenburg Deutschland Deutschlands Brandenburg Brandenburg Deutschland
Napoleon vernichtet den Kirchenstaat re.
369
der Kirche bei der Gefangennehmung und Wegschleppung auf die un-
würdigste Weisel 1812 ließ er ihn nach Fontainebleau bringen und an-
ständiger behandeln, als ein von dem Kaiser zusammengerufenes soge-
nanntes Koncilium die erwartete Willfährigkeit nicht zeigte, sondern der
gegen die Kirche geübten Despotie entgegentrat. So setzte Napoleon
den Krieg gegen die Kirche fort, welchen der Konvent begonnen hatte;
er, der die monarchische Würde in Wort und That so schnöde mißhan-
delte und die höchste Autorität der katholischen Welt in den Staub er-
niedrigen wollte, gebärdete sich dennoch als Bändiger der Revolution!
Fast gleichzeitig vergrößerte er das Gebiet des Fürsten Primas mit
Hanau und Fulda und erhob es zum Großherzogthum Frankfurt, gab
hingegen Regensburg an Bayern. Nach dem Tode des Primas sollte
Eugen Frankfurt erben, „weil in Zukunft keine weltliche Herrschaft mehr
mit einer geistlichen Würde vereint sein dürfe."
Auch Westfalen vergrößerte er durch einige hannoverische Ueber-
reste; dafür behielt er sich aber jährliche 4% Millionen Fr. zu Schen-
kungen vor und unterwarf den Handel Westfalens französischen Zoll-
beamten.
Sein Bruder Ludwig, welchen er zum König von Holland ge-
macht hatte, wollte sein Königreich und Volk nicht den Planen Napo-
leons aufopfern, legte mißmuthig am 1. Juli 1810 die Krone nieder
und begab sich nach Oesterreich; am 9. vereinigte Napoleon Holland mit
Frankreich „als Anschwemmung des Rheines, der Maas und der Schelde,
dreier Hauptadern des französischen Körpers"; Amsterdam wurde die
dritte Stadt des Reiches, das Land von den französischen Generalen
und Beamten wie ein erobertes ausgesogen und mißhandelt.
Am 13. Dezember des gleichen Jahres wurden das Herzogthum
Oldenburg, die Mündungen der Ems, Weser und Elbe, der Haupt-
adern des deutschen Körpers, als Departements mit Frankreich ver-
einigt, „um dem englischen Schmuggel Einhalt zu thun." Danzig an
der Weichselmündung war schon seit 1807 eine „freie Stadt" mit einem
französischen Gouverneur und französischer Besatzung.
Diese Thaten, durch die Napoleon I. sein Gebäude der Gewalt fester
gründen wollte, waren ebenso viele Stöße gegen dasselbe; wenn die Unter-
werfung unter Frankreich auch die Millionen der betroffenen Deutschen
nicht erbittert hätte, so mußten dies die schamlosen Erpressungen und
Mißhandlungen bewirken, welche die französischen Beamten und Generale
verübten; diese schmiedeten eigentlich das Eisen, das später die fremden
Bande durchschnitt. Die Mißhandlung des Papstes zeigte den Katho-
liken, daß Napoleon die Religion nicht heilig war, sondern daß er sie
nur als eine Polizeianftalt zu seinem Vortheile ausbeuten wollte; sie
glaubten nun auch nicht mehr an die Dauer seines Glückes, denn er
.B u m ü l l e i, 9uut Zeit. 9 /,
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Eugen Ludwig Ludwig Napoleon Napoleon_I. Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Fontainebleau Hanau Fulda Frankfurt Bayern Westfalen Westfalens Holland Oesterreich Holland Frankreich Amsterdam Oldenburg Frankreich Danzig Frankreich
752 111. Napoleon auf dem Gipfel seiner Macht.
sich König Ludwig von Holland, nach wiederholten vergeblichen
Vorstellungen an seinen kaiserlichen Bruder, zu dem Entschlüsse, eine
Krone niederzulegen, die er mit Ehren und gutem Gewissen nicht
länger tragen konnte. Anfangs Juli 1810 dankte er ab, verließ Hol-
land und lebte in Gratz als Graf St. Leu. Er kam damit seiner
schon vorbereiteten Absetzung zuvor. Holland ward nun eine französische
Provinz, „die ohnehin nur eine Anschwemmung französischer Flüsse sei" !
Vier Monate später brachte der Moniteur ein Dccret, vom 12.
November, das die Vereinigung von Wallis verfügte. Der Bau
der Simplonstraße war als Motiv angeführt; Wallis habe keine der
Verbindlichkeiten erfüllt, die es eingcgangen, als Frankreich den Bau
dieser Straße unternommen. Außerdem sei cs wünschenswerth, der
Anarchie ein Ende zu machen, die das Land heimsuche. Noch war der
Eindruck dieses Gcwaltstreichcs frisch, als er durch einen neuen, größeren
überboten ward. Ein guter Theil der deutschen Nordseeküste hatte
das gleiche Schicksal wie Wallis. Noch blieben in Nieder-Dentschland,
nachdem Hannover im März 1810 mit Westfalen vereinigt war, Olden-
burg, die Hansestädte, Lauenburg und einige kleinere Gebiete als Beute
übrig; Oldenburg, die Salm'schen und Aremberg'schen Gebiete gehörten
zum Rheinbünde. Die Hansestädte empfanden sehr drückend die Last
militärischer Occupation und der auch über sie verhängten Handels-
sperre. Hamburg, das nicht allzu gewissenhaft in Vollziehung der Sperr-
maßrcgeln sein mochte, zog den besonderen Unmuth Napoleon's auf sich.
„Hamburg" hieß es, „muß wieder ein Fischerdorf werden; cs ist nichts
als eine englische Colonie auf dem Festlande". Am 13. Dcc. wurden
außer Holland die niederdeutschen Gebiete an der Nordsee „bis zur
Elbe oberhalb des Ausflusses der Stecknitz" für integrirende Theile des
Reichs erklärt, in zehn Departements eingetheilt und deren Organi-
sation in den Grundzügen festgestellt. Französische Verwaltung, Justiz,
Steuerwesen, Gesetzgebung, Conscription, Polizei sollten sofort darin
eingeführt, die deutsche Sprache durfte bei amtlichen Geschäften neben
der französischen gebraucht werden, lieber die drei deutschen Departements
war eine Regierungs-Commission gesetzt, an deren Spitze der General-Gou-
verneur Marschall Davonst stand. Dieser versagte sich selbst den Genuß
muthwilliger Bubenstreiche nicht; seine Polizei- und Douanenknechte
trieben nicht nur an den Thoren die Visitation auf's lästigste und
schamloseste, sie trugen auch ihre Brutalität bis in die Häuser und
Familien hinein. Mancher ehrliche Mann, der ein unvorsichtiges Wort
hören ließ, ward aufgegriffen und in die Magdeburger Casemattcn ge-
bracht. Auf zweifelhafte Denunciationen hin wurde über Schiffer und
angebliche Schmuggler nach den französischen Blutgesetzen abgeurtheilt
und über manchen, den der Hunger zum Schleichhandel getrieben, ward
Brandmarknng, Zwangsarbeit und Todesstrafe verhängt.
Die Reunionen vom Decembcr 1810 bezeichnen den Höhepunkt der
herrschenden Willkür und den äußersten Grad der allgemeinen Rechts-
losigkeit; aber sie waren auch der letzte Act dieser Art. Wenn Ludwig
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Ludwig_von_Holland Ludwig Marschall_Davonst
Extrahierte Ortsnamen: Holland Frankreich Nieder-Dentschland Westfalen Lauenburg Oldenburg Rheinbünde Hamburg Holland Nordsee
540
Erster Abschnitt.
Als aber Napoleon durch den Brand Moskau's zum Rückzüge aus Rußland gezwun-
gen war, erklärte der König von Preußen am 17. März 1813 demselben den Krieg.
Kaiser Alexander von Rußland schloß sich ihm an, bald darnach auch Kaiser Franz
von Oesterreich, furchtbare Schlachten wurden geschlagen und mancher Sieg gewon-
nen, aber erst die Völkerschlacht bei Leipzig (18. Oct. 1813) entschied Napo-
leons Geschick; er floh, die Verbündeten eroberten Paris, Napoleons Absetzung ward
vom französischen Senate ausgesprochen. Dieser ward auf die Insel Elba verbannt, das
alte Geschlecht der Bourbonen auf Frankreichs Thron zurückgerufen, der Pariser
Frieden (30. Mai 1814) machte dem Kriege vorläufig ein Ende, ein Congreß
in Wien sollte die Angelegenheiten Europa's ordnen. Die Verhandlungen wurden
in die Länge gezogen. Da erscholl auf einmal die Nachricht über die Flucht Napoleons
von Elba (16. Febr. 1815) und seiner Ankunft in Frankreich, das seinen Helden mit
Jubel empfing. Nochmals entbrannte der Kampf, aber der glänzende Sieg der
Verbündeten bei Waterloo machte demselben ein Ende. Napoleon wurde auf
die Insel Helena verbannt, Ludwig Xviii. kehrte auf den Thron Frankreichs zurück
und am 20. November 1815 wurde der 2. Pariser Frieden geschlossen und dann der
Wiener Congreß fortgesetzt. Preußens Grenzen wurden um Posen, schwedisch Pom-
mern, einen großen Theil des Königreichs Sachsen und einige Theile der Rheinlande
erweitert. Nach Beendigung des Krieges war des Königs Streben darauf gerichtet,
die zerstörenden Wirkungen des Krieges auszuheben, die alte Ordnung wieder herzu-
stellen, Wissenschaft und Künste, Handel und Industrie zu heben, das materielle, wie
das geistige Volkswohl zu bessern, Glauben und Religiösität zu fördern. Sein Sohn
und Nachfolger Friedrich Wilhelm Iv. 1840—1*61) führte des Vaters Streben
weiter fort und der dauernde Frieden, welcher nur zweimal, 1838 durch das Cöl-
nec Ereigniß und die gewaltsame Wegsührung des Erzbischofs Clemens August,
und 1848 durch die Europa erschütternde Revolution ernstlich bedroht schien, un-
terstützte ihn darin. In Folge der Revolution von 1848 bat König Friedrich
Wilhelm Iv. am 5. December 1848 seinem Lande eine Verfassung gegeben, die
am 31. Januar 1850 publicirt wurde. Unter seinem Bruder Wilhelm I., welcher
seit 1*58 als Regent und seit 1861 als König regiert, bedrohten bedauerliche
Verfassungswirren den innern Frieden. Preußen steht als mächtige und kräf-
tige Säule in Deutschland da, zu bedauern ist freilich, daß zwischen den beiden
deutschen Hauptmächten keine rechte Einheit und Innigkeit zu Stande kommen will,
wiewohl die beiderseitigen Truppen noch im Jahre 1864 in der Befreiung Schles-
wig-Holsteins vom dänischen Uebermuthe gemeinschaftlich frische Lorbern errun-
gen haben.
Eintheilung. Für die Verwaltung ist das ganze Ländergebiet in 8
Provinzen, diese sind in 25 Regierungsbezirke und 845 Kreise eingetheilt.
Für jede Provinz besteht ein Ober-Präsidium, für jeden Regierungsbezirk
ein Regierungs-Collegium mit besondern Abtheilungen für die einzelnen Ver-
waltungszweige, an der Spitze eines Kreises steht der Landrath oder in grö-
ßern Städten die Polizei-Direction. Die Provinzen sind: 1) die Provinz
(Kurfürstenthum, Mark) Brandenburg, 2) die Prov. (Herzogthum) Pommern,
3) die Prov. (Königreich) Preußen, 4) die Prov. (Großherzogthum) Posen,
5) die Prov. (Herzogthum) Schlesien, 6) die Prov. (Herzogthum) Sachsen;
diese sechs Provinzen bilden die östliche Ländermasse des Staates. Ferner
7) die Prov. (Herzogthum) Westfalen, 8) die Prov. (Großherzogthum) Nie-
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von_Oesterreich Franz Napoleons Napoleons Napoleon Ludwig_Xviii Ludwig Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Clemens_August August Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm_I. Wilhelm_I.
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