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Pfeifen. Ihre Beschäftigungen sind Seidenzucht, Seidenweberei, Mais- oder
Reisbau, Alpenwirthschaft, Weinbau im Süden, Getreidebau im Unterinnthale;
andere treiben Baumwollen- und Teppichweberei, andere reisen mit Handschuhen,
Messern, Hosenträgern u. s. w. in der Welt umher; in einem Waldthale beschäf-
tigt man sich mit der Zucht von Kanarienvögeln.
In seinen Belustigungen ist der Tiroler ein derber Bursche. Kegel schiebt
er nur mit gewaltigen Kugeln, die er mit Leichtigkeit handhabt; dabei ist er Mei-
ster im Hosenrecken und Hackeln, wobei einer den andern am Mittelfinger faßt
und an sich zu ziehen sucht, so wie im Scheibenschießen. Im Unterinnthale und
im Zillerthale sind die Nobler oder Raufer zu Hanse. Mit einem gellenden Schrei,
den er in's Gebirge sendet, fordert der Nobler seine unbekannten Gegner ans,
welche den Schrei erwidern und den Herausforderer aufsuchen. Bald stehen die
kräftigen Männer einander gegenüber, den Stoßring von Eisen und Silber mit
dem großen Knopfe um die Faust geschlungen; Zuschauer haben sich eingefunden,
welche die Rolle der Kampfrichter spielen. Jetzt beginnt der Kampf; Schlag folgt
auf Schlag, es dröhnt, Fechter wissen den Schlag zu schwächen, aufzufangen. Erst
nach langer Anstrengung und vielem Blutverluste erklärt sich der eine für besiegt,
worauf ihm der Sieger die Feder vom Hute nimmt. Wer 3 Federn am Hute
trägt, erklärt damit, daß er es mit jedem Gegner aufnimmt.
Eine anziehende Erscheinung ist der tanzende Tiroler. Jauchzend, stampfend
und klatschend dreht und kreiselt er sich mit künstlerischer Fertigkeit um seine Tän-
zerin. Seine dichterische Anlage offenbart er durch Goßlreime, Trutzliedle und
Märchenerfinduug, seinen Kunstsinn durch Ausschmückung des Hauses mit zier-
lichem Schnitzwerk und buntem Anstrich. Seine Tracht ist nach den Orten ver-
schieden, aber allenthalben malerisch. Der Jnnthaler trägt dunkle kurze Leder-
hosen und Strümpfe, welche das Knie bloß lassen; ein breiter Gürtel umfaßt
seine Taille, breite Hosenträger kreuzen sich über dem rothen Brustlätze, und zur
kurzen Jacke paßt der große, runde, mit breiten Bändern geschmückte Hut. Auch
die Tracht der Frauen ist verschieden, aber ebenfalls schön. Die Unterinnthalerin
schmückt ihr frisches Gesicht mit einem hohen spitzen Hute und legt über den kurzen
Faltenrock einen stattlichen Latz. Die Oberinnthaleriu dagegen trägt einen
grünen Filz- oder gelben Strohhut, ein grünes Leibchen, weiße Hemdärmel, und
dem schwarzen Stutzen fügt sie ein zierlich geknüpftes schwarzes Halstuch bei,
wozu rothe oder blaue Strümpfe grell abstechen. — Solche Gestalten inmitten der
Riesenhäupter der Alpen, prächtiger Thäler, Wasserfälle und Schneefelder, lieb-
licher Dörfer und Städtchen, stattlicher Klöster und Burgen machen auf das Auge
des Wanderers einen höchst wohlthuenden Eindruck.
52. Der Dchwarzwald und seine Bewohner.
Begrenzt im S. vom Rheine und im N. von der Ebene zwischen der Enz
und dem Neckar zieht sich der Schwarzwald in einer Länge von etwa 18 M. und
einer Breite von 8 bis 4 M. von S. nach N. Auf der Abeudseite gießen sich seine
Flüsse Kinzig, Murg, Neckar, Enz, Nagold rc., in den Rhein, auf der
Südostseite in die Donau, die hier selbst ihren Ursprung nimmt. In der geseg-
neten Rheinebene liegen die Städte Freiburg, Offenburg, Rastatt,
Durlach, Karlsruhe, Bruchsal an seinem Fuße. Seine größte Höhe er-
reicht das Gebirge östlich von Freiburg, da, wo der bekannte Paß, die Hölle, sich
befindet. Unter den höchsten Spitzen sind der Feldberg und der Katzenkopf,
überdessen Spitze die Grenze von Baden und Wü rtemb erg läuft, die be-
deutendsten. Der ganze Schwarzwald ist Urgebirge, sein Gerippe Granit. Die
höheren Punkte sind mit Sandstein bedeckt und ringsum von Flötzgebirgen um-
geben. Porphyr und Thonschiefer finden sich auf mehreren Höhen, desgleichen auch
Silber, Blei, Kupfer, Eisen, Kobalt und Mineralwässer. Groß ist der Reichthum
an Waldungen. Der Fruchtbau ist dagegen mühsam und beschränkt sich auf
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mit Rudern und Stangen zu regieren. Mit dem breitkrämpigen Hute, der rothen
Weste und den weißen Hemdsärmeln stehen diese kräftigen Gebirgssöbne in langer
Reihe auf dem schwimmenden Walde und lassen ihn im taktmäßigen Ruderschlage
nach den Niederlanden hinabgleiten, um reichen Städten feste Untertage, schwellenden
Segeln Stütze zu gewähren. Für Holz tauscht der Schwarzwäldler das Brodkorn
ein, das ihin sein Boden auf den Bergeshöhen verweigert. Seine Holzschnitzereien,
Uhren, Strohhüte sind durch ganz Deutschland bekannt. Man findet überdem auch
im Schwarzwalde Hammerwerke, Glashütten, Pech- und Theersiedereien, besonders
aber viel Sägemühlen. Die Wohnungen liegen in den wildschönen Thälern zerstreut'
umher, von Holz, mit Stroh oder Schindeln gedeckt. Die Stuben zu ebener Erve
sind schwarz getafelt, mit vielen Fenstern versehen, ohne darum viel Licht zu haben,
wegen der weithervorspriügenden Dächer. Zu den Schlafgemächern führen Gänge
von Außen. Unter diesen Gängen, draußen im Hause, liegt der Holzvorrath. Aus
der Hinterseite senkt sich das Dach bis auf den erhöhten Boden, so daß inan wie
über eine Brücke nach der Tenne der Scheune fährt und über den Köpfen von
Menschen und Thieren drischt. Keine Hütte ist ohne plätschernden Brunnen, und
nicht selten steht eine kleine Kapelle daneben mit einem Glöckchen zum Morgen- und
Abendgebet.
123. Der Ddenwald und seine Bewohner.
Die Berge des Odenwaldes erheben sich zwischen Rhein, Main und Neckar.
Nach Norden zu fällt dieses Gebirge langsam in die Mainebene, nach Süden steil
ins Neckarthal ab, vom Rheine bleibt es durch eine reichbevölkerte fruchtbare Ebene
getrennt, und nach Osten geht es in die Hochebene des sogenannten badischen Bau-
landes über. Der westliche Theil des Odenwaldes besteht aus Granit, und hier ist
der Boden fruchtbar; der Haupttheil des Gebirges besteht jedoch aus buntem Sand-
stein und belohnt nicht die "Arbeit des Ackerbauers. Daher herrscht hier bittere Ar-
muth und in deren Folge Faulheit, Bettelei und Diebstahl, während rnan dort Wohl-
habenheit antrifft,
Die Hälfte alles Grundes — in den sich die Regierungen von Hessen^ Baden
und Baiern theilen — ist mit Wald bedeckt, der meist zu Brennmaterial, insbeson-
dere auch durch Kohlenmeilerei benutzt wird, woraus die Kohlen für die zahlreichen.
Eisenwerke hervorgehen; die andere Hälfte zerfällt in Wiesen und Ackerland. Der
Bergbau ist unbedeutend.
'Der höchste Berg ist der Katzenbuckel im badischen Odenwald, eine 2500 Fuß
hohe Basaltkuppe, die sich aus dem Sandstein erhebt. Die bedeutendste -Höhe im
hessischen Odenwald ist 2400 Fuß hoch; der Melibokus, an der durch ihre Schön-^
heit berühmte Bergstraße, einem Gebirgswalle, der fast in gerader Linie von Hei-
delberg bis über Darmstadt sich hinzieht, ist nur 2100 Fuß hoch.
Die Thäler sind langgestreckt und vielfach gewunden und meist von forellenrei-
chen Bächen bewässert.
Die Gegend ist reich an Burgruinen, und zwar finden sich die meisten Burgen
an der Bergstraße. Eine der größten ist die Starkenburg, nach der eine Provinz des
Großherzogthums Hessen genannt ist. Hier herrscht die größte Herrlichkeit und der
größte Reichthum; da wachsen schöne Mandeln und Kastanien, da gedeiht ein guter
Wein. Die Bewohner sind auch darauf nicht wenig stolz und betrachten sich als
etwas Besseres als die andern Odenwälder.
Der Besuch des Odenwaldes ist leicht, indem man überall herrliche bequeme
Straßen findet, auf denen man in ihn eindringen kann. Vom Main, der Bergstraße,
von allen Seiten bieten sich die besten Gelegenheiten, die Schönheiten dieses Ge-
birges kennen zu lernen.
Der hessische Odenwälder ist ein kräftiger, hochgewachsener und kerniger Mensch,
gerade und bieder ist sein Sinn. Zwar haben die Männer den großen Kamm, der
um den ganzen Hinterkopf ging, sammt dein aufgeklappten dreieckigen Filzhut, die
wollenen' Strümpfe mit dem Kniegurt und die Schnallenschuhe abgelegt, aber die
Gebirgöfrauen tragen noch ihre Mützen von dunkelblauem Tuch, ihre langen dunkeln
Faltenröcke, ihre schwarzen mit Perlen gestickten Kattunhauben, ihre wei'ßwouenen
Strümpfe und Bänderschuhe und führen am Arme hängend ihren zwei Fuß breiten
Strohbut mit der großen schwarzrothen Kokarde.
Der Odenwälder lebt einfach und kauft nur zur Hochzeit, Kindtaufe oder
Kirmes frisches Fleisch. Dann thut er sich aber auch etwas zu Gute an seinem
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Schwarzwalde_Hammerwerke Ddenwald Rhein Main Mainebene Rheine Hessen Baden Baiern badischen_Odenwald Odenwald Darmstadt Starkenburg Hessen Main
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und vollen Körperbaues trotzend gegen Sturm und Wetter, entschieden im Gegen-
satze zu manchen Bezirken des Gebietes, wo namentlich durch die Stubenbeschäf-
tigung, die Weberei, oft ein ziemlich schwächlicher Menschenschlag nur kümmerlich
sem Leben fristet.
In kleinen Häusern, oft mitten in Gebirgen zusammengepfrvpft, sitzen diese
lebendigen Maschinen und erfreuen sich nur selten durch einen Blick in die schone
freie Natur. Draußen, ringsum, ist Alles lebendig; die Sonne scheint so freundlich,
die Vögel singen und jubeln, Blumen und Bäume stehen in Blüthe — die armen
Menschen haben keine Zeit, einen Blick hinauszusenden aus ihrem Elend. Im ewigen
Einerlei schwirrt das Weberschiff durch ihre Hand, im ewigen Einerlei dreht sich
der Zeiger der alten Schwalzwälderuhr an der Wand. Wie wenig hat doch ein
solcher Mensch auf der Erve gehabt, wenn der Wagen vorführt, um ihn als Leiche
zur letzten Ruhestätte zu bringen! — Wollen wir weiter gehen auf unserer Wan-
derung, hinauf auf die Berge, wo Einsicht und Umsicht gleich lohnend sind. Vier
Höhepunkte sind es, die sich besonders auszeichnen: der Waldstein, der Schneeberg,
die Luisenburg und die Kösseine.
Wie allenthalben, so hat auch hier die Neuzeit gar Vieles von dem eigenthüm-
lichen Character und dem Wesen des Fichtelgebirgers genommen und verwischt. Die
leichteren Verkehrsmittel nach Außen haben ihn herausgerissen aus seiner Abge-
schlossenheit und haben das Abgeschiebensein, was sonst naturgemäß dem Bewohner
b.er Gebirge eigen war, mehr und mehr aufgehoben, um neueren Sitten und Ge-
bräuchen Platz zu machen. Im Allgemeinen ist jedoch noch immer der Charakter
des Fichtelgebirgers ehrlich und offen und eine gewisse Derbheit ihm eigen. Die in
früheren Zeiten eigenthümliche Tracht, die sich bei den Männern durch lange Röcke,
einen Kamm in dem Hinterhaare und den dreieckigen Hut auf dem Kopfe, bei den
Weibern in einer Schooßjacke auszeichnete, ist säst gänzlich verschwunden und hat
mehr der Tracht der sogen, höheren Stände sich genährt. Ein um den Kopf ge-
wundenes und in zwei Endtheilen bis an die Schulter herabhängendes meist rothes
Tuch tragen noch die Mädchen auf dem Lande.
Die Wohnungen des Stadt- und Landvolkes sind reinlich und nicht ohne Soli-
dität gebaut, und es dürfte kaum eine Gebirgsgegend geben, wo der Reisende auf
so engem Raume so viele freundliche Dörfer und' Ortschaften trifft.
Nicht im Ueberfluß baut der Landmann sein Getreide; vorzüglich aber gedeiht
der Hafer, dann Lein und die Kartoffel.
Auch der Bergbau spielt keine unbedeutende Rolle. Eisen (Arzberg. Eulenlohe,
Schirnding), Antimonerze (Brandholz), Speckstein (Göpfengrün),' Zinn, dann die
Kalk- und Granitzubereitung zu Platten und Tafeln beschäftigen viele. rüstige
Arbeiter, nicht zu vergessen des Goldes, dessen Vorkommen bei Goldkronach alle
Beachtung verdient.
125. Der Thüringer Wrüd.
Der Thüringer Wald ist ein wahrhaft zauberisches Stück Gottesschöpfung, so
daß das Auge wonnetrunken auf seiner Schönheit verweilen kann. Don Blanken-
stein an der Saale bis zum Dorfe Hörschel an der Mündung der Hörsel in die
Werra scheidet er in seiner ganzen Ausdehnung von Südosten nach Nordwesten eine
Gesammtlänge von 19 Meilen bei einem Flächeninhalt von 46 Quadratmeilen
Thüringen von Franken, Norddeutschland und Süddeutschland, das Gebiet des
Mains von dein der norddeutschen Ströme. Auf dieser Strecke zeigt er aus seinem
Schiußrücken eine große Zahl mehr oder ininder markirter Einsattelungen, mit
Kuppen dazwischen, die selten steil, mehr abgerundet dem ganzen Totalbilde ein
langgestrecktes, kettenförmiges Ansehen verleihen. Der Jnselsberg erhebt sich fast
nur allein massenhaft, relativ am meisten aus diesem Gebirge heraus, weshalb er
auch wohl sonst, aber irrthümlich, als der absolut höchste Punkt des Waldes ange-
sehen wurde. Die Basis des Gebirges steigt von Nordwest nach Südost allmälig -
an, dort ist sie als Werrathalboden nur 625 Fuß, hier an 1300 Fuß hoch. Die
mittlere Hohe des Gebirges ist nicht bedeutend, sie beträgt nach den neuesten Mes-
sungen nur 2450 Fuß. Die größte Erhebung des ganzen Walles liegt fast in der
Mitte, mit einer mittlern Höhe von etwa 2700 Fuß und den höchsten Bergen des
Waldes: dem großen Beerberge (3063 F. in der Nähe von Suhl), dem Schneekopf
(3043'), dem Finsterberg (2927'), der Schmücke (2866 ) als dem am höchsten gelege-
nen bewohnten Orte. Der noch weiter nordwestlich gelegene Jnselsberg ist nur
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ruhen in Innsbruck in der Kirche, wo wir sein Standbild sahen. In
dem Wirthshaus zeigt man die Kleidung, die er als Obercommandant
von Throl getragen, einen Brief, den er kurz vor seinem Tode noch an
seine Frau geschrieben u. a. m. Das Haus ist noch in dem Stand er-
halten, wie es zu Hofers Zeit war. — Die Throler sind ein biederes,
treuherziges Volk, von kräftigem Körper und kühnem Muthe. Sie nennen
alle Leute „Du", auch ihren Kaiser, an dem sie mit eben so unerschüt-
terlicher Treue hangen, wie an ihrem Vaterlande, ihrem katholischen
Glauben und ihren Priestern. Dabei sind sie immer lustig, auch kampf-
lustig; das Boxen ist bei ihnen eine gar beliebte Sitte, und ein paar
Schläge von ihrer derben, großen Faust sind kein Spaß. Zu Volksfesten
oder Hochzeiten gehört, wenn es hoch hergehen soll, außer wildem Tanz
auch ein tüchtiger Kampf, wobei es an blutigen Köpfen und verwundeten
Helden nicht fehlt. Doch kann Ein Wort des dazwischen tretenden Prie-
sters sie im Augenblick zur Ruhe bringen. Ihre Tracht ist eine kurze
Hose, eine rothe oder dunkle Weste mit grünen Hosenträgern, darüber
eine schwarze Jacke, und ein schwarzer Hut mit grünen Bändern. Die
Kampflustigen tragen auf dem Hute so viele Hahnenfedern, als sie Gegner
besiegt haben. Die Jäger haben über der Schulter ihren Stutzen, und
die Jagd auf den flüchtigen Gemsbock, so gefahrvoll sie ist, geht ihnen
über Alles. Auch in unsere Gegend kommen nicht selten Tyxoler, aber
nicht des Boxens willen, sondern um Handschuhe oder Holz- und Stroh-
waaren oder wollene Decken zu verkaufen, die sie im Winter gemacht
haben, oder um ihren Gesang hören zu lassen. So habt ihr vielleicht
auch schon manchmal einen und den andern Throler gesehen.
13. Westlich von Throl liegt das kleine Fürstenthum Lichten-
ftein mit der Hauptstadt Vaduz. Es ist das kleinste deutsche Land
(2 cm).
§ 10. Rückblick.
1. Deutschland hat einen Flächeninhalt von mehr als 12,000 cm
mit 44 Mill. Einwohnern und wird begrenzt im Norden von der Nord-
und Ostsee und der Eider, im Osten von Rußland, Galizien, Ungarn,
Kroatien, im Süden vom adriatischen Meere, Italien und der Schweiz,
im Westen von Frankreich, Belgien und den Niederlanden.
2. Der Boden Deutschlands dacht sich nach Norden zu ab, ist
im Süden Hochgebirge, dazwischen Mittelgebirge. Das Hochgebirge sind
die Alpen. Vor dem nördlichen Fuß derselben breitet sich die deutsche
(bairische, schwäbische, fränkische, böhmische) Hochebene aus. Auf sie sind
noch zahlreiche Gebirge aufgesetzt: im Norden zwischen der Oder und der
Ems die Sudeten mit dem Riesengebirge, der Thüringerwald, der Harz,
das Weserbergland; im Westen Schwarzwald, Odenwald, Spessart, Rhön,
Vogelsgebirge; im Innern die rauhe Alp, der fränkische Iura, das
Fichtelgebirge, der Böhmerwald, der mährische Landrücken; am Rhein die
Hardt, der Hunsrück, der Taunus, Eifel, hohe Veen, Ardennen, Wester-
wald, Siebengebirge, sanerländisches Gebirge, Haarstrang. Von der
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Pfeifen. Ihre Beschäftigungen sind Seidenzucht, Seidenweberei, Mais- oder
Reisbau, Alpenwirthschaft, Weinbau im Süden, Getreidebau im Unterinnthale;
andere treiben Baumwollen- und Teppichweberei, andere reisen mit Handschuhen,
Messern, Hosenträgern u. s. w. in der Welt umher; in einem Waldthale beschäf-
tigt nian sich mit der Zucht von Kanarienvögeln.
In seinen Belustigungen ist der Tiroler ein derber Bursche. Kegel schiebt
er nur mit gewaltigen Kugeln, die er mit Leichtigkeit handhabt; dabei ist er Mei-
ster im Hosenrecken und Hackeln, wobei einer den andern am Mittelfinger faßt
und an sich zu ziehen sucht, so wie im Scheibenschießen. Im Unterinnthale und
im Zillerthale sind die Nobler oder Raufer zu Hause. Mit einem gellenden Schrei,
den er in's Gebirge «sendet, fordert der Nobler seine unbekannten Gegner auf,
welche den Schrei erwidern und den Herausforderer aussuchen. Bald stehen die
kräftigen Männer einander gegenüber, den Stoßring von Eisen und Silber mit
dem großen Knopfe um die Faust geschlungen; Zuschauer haben sich eingefunden,
welche die Rolle der Kampfrichter spielen. Jetzt beginnt der Kampf; Schlag folgt
auf Schlag, es dröhnt, Fechter wissen den Schlag zu schwächen, aufzufangen. Erst
nach langer Anstrengung und vielem Blutverluste erklärt sich der eine für besiegt,
worauf ihm der Sieger die Feder vom Hute nimmt. Wer 3 Federn am Hute
trägt, erklärt damit, daß er es mit jedem Gegner aufnimmt.
Eine anziehende Erscheinung ist der tanzende Tiroler. Jauchzend, stampfend
und klatschend dreht und kreiselt er sich mit künstlerischer Fertigkeit um seine Tän-
zerin. Seine dichterische Anlage offenbart er durch Goßlreime, Trutzliedle und
Märchenerfindung, seinen Kunstsinn durch Ausschmückung des Hauses mit zier-
lichem Schnitzwerk und buntem Anstrich. Seine Tracht ist nach den Orten ver-
schieden, aber allenthalben malerisch. Der Jnnthaler trägt dunkle kurze Leder-
hosen und Strümpfe, welche das Knie bloß lassen; ein breiter Gürtel umfaßt
seine Taille, breite Hosenträger kreuzen sich über dem rothen Brustlätze, und zur
kurzen Jacke paßt der große, runde, mit breiten Bändern geschmückte Hut. Auch
die Tracht der Frauen ist verschieden, aber ebenfalls schön. Die Unterinnthalerin
schmückt ihr frisches Gesicht mit einem hohen spitzen Hute und legt über den kurzen
Faltenrock einen stattlichen Latz. Die Oberinnthalerin dagegen trägt einen
grünen Filz- oder gelben Strohhut, ein grünes Leibchen, weiße Hemdärmel, und
dem schwarzen Stutzen fügt sie ein zierlich geknüpftes schwarzes Halstuch bei,
wozu rothe oder blaue Strümpfe grell abstechen. — Solche Gestalten inmitten der
Riesenhäupter der Alpen, prächtiger Thäler, Wasserfälle und Schneefelder, lieb-
licher Dörfer und Städtchen, stattlicher Klöster und Burgen machen auf das Auge
des Wanderers einen höchst wohlthuenden Eindruck.
52. Der Schwarzwald und seine Bewohner.
Begrenzt im S. vom Rheine und im N. von der Ebene zwischen der Enz
und dem Neckar zieht sich der Schwarzwald in einer Länge von etwa 18 M. und
einer Breite von 8 bis 4 M. von S. nach N. Auf der Abendseite gießen sich seine
Flüsse Kinzig, Murg, Neckar, Enz. Nagold rc., in den Rhein, auf der
Südostseite in die Donau, die hier selbst ihren Ursprung nimmt. In der geseg-
neten Rheinebene liegen die Städte Freiburg, Offenburg, Rastatt,
Durlach, Karlsruhe, Bruchsal an seinem Fuße. Seine größte Höhe er-
reicht das Gebirge östlich von Freiburg, da, wo der bekannte Paß, die Hölle, sich
befindet. Unter den höchsten Spitzen sind der Feldberg und der Katzenkopf,
über dessen Spitze die Grenze von Baden und Würtemb erg läuft, die be-
deutendsten. Der ganze Schwarzwald ist Urgebirge, sein Gerippe Granit. Die
höheren Punkte sind mit Sandstein bedeckt und ringsum von Flötzgebirgen um-
geben. Porphyr und Thonschiefer finden sich auf rpehreren Höhen, desgleichen auch
Silber, Blei, Kupfer, Eisen, Kobalt und Mineralwässer. Groß ist der Reichthum
an Waldungen. Der Fruchtbau ist dagegen mühsam und beschränkt sich auf
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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