193
Er führt viel Erde und Schlamm mit sich, und sein Wasserspiegel soll an
einigen Stellen 40' über das anliegende Land sich erheben. Sein gelbes
Wasser färbt den Ocean bei der Mündung, und verleiht jener Bucht den
bekannten Namen. Er fi'chrt so viel Erde mit sich, daß er in einem Zeit-
raume von 24,000 Jahren, angenommen die mittlere Tiefe des gelben Mee-
res betrage 120 Fuß, dasselbe ausfüllen wird. Die Länge des Stromes
gibt man auf 570 M. an.
4) Der Aantsekiang oder blaue Fluß entspringt westlich vom Hoangho,
durchbricht den Siveschan, und eilt in einem nach S. gerichteten Bogen durch
das chinesische Tiefland dem Meere zu. Er ist jedenfalls der breiteste Strom
Asiens; nur der Missisippi und der Marannon in Amerika übertreffen ihn
an Größe. Die Stromlänge des Aantsekiang wird auf 750 Meilen, sein
Stromgebiet auf 54,000 Q.-M. angegeben. In seinem Unterlaufe durch-
fließt er die Seebeckendes Tungting- und Poyangsee; von Nanking an ist
seine Wasserfläche fast unübersehbar. Bon ihm sagt man: „Grundlos ist
der Kiang, grenzenlos der Ocean." 100 Meilen stromaufwärts dringt die
Wirkung der Ebbe und Fluth. Tausende von Schiffen befahren den insel-
reichen Strom; eine zahlreich bevölkerte Masse von Dörfern, Städten und
Landhäusern schmücken seine Ufer.
Das chinesische Strom-Zwillingspaar ist durch den sogenannten Kaiser-
kanal mit einander verbunden; derselbe beginnt bei Hangtscheu-fu und führt
nach Peking (210 M. lang, 200 — 1000 Fuß breit). Eine Menge von
Nebenkanälen münden in ihn.
Iii. Das Gebiet des indischen Dceans.
1) Der Sikiang oder Tigerfluß entspringt im chinesischen Alpenlande
Mnnan und mündet unterhalb Canton in einem vielarmigen Delta in den
„Tigerrachen" (Bocca Tigris).
2) Die 4 hinterindischen Ströme Maykaung, Meuam, Thaluayn und
Jrawaddi laufen parallel mit einander von N. nach S. in einer Größe und
Breite, wie wenige Ströme auf Halbinseln. Sie fallen in vielarmigen Deltas
in verschiedene Meerbusen, erhöhen durch ihre Ueberschwemmungen die
Fruchtbarkeit des anliegenden Tieflandes, und sind durch eine unbeschreibliche
Menge von Stromspaltungen ausgezeichnet (Berghaus phys. Atlas I. 2, 9).
3) Der Brahmaputra oder Burremputr ist im Oberlaufe noch nicht
ganz genau bekannt; sein Oberlauf soll der Zara-Dzangbotsiu*) sein, wel-
cher den Himalaya durchbricht. Er fällt in mehreren Armen, von denen
die bedeutendsten mit dem Ganges sich vereinigen, in den bengalischen Golf.
4) Der Ganges, der heilige Strom der Inder, bildet mit dem Burrem-
putr ein Zwillingsstromsystem. Er entspringt in einer Höhe von 13,000'
in 3 Duellen aus dem Himalaya, den er durchbricht. In seinem Mittel-
läufe spaltet er sich oft, bildet zahlreiche Inseln, und fällt endlich in einem
trägen Unterlauf und vielarmigen Delta (§78, Iv.) ins Meer. Der
westlichste Arm ist der Hugly, woran Calkutta liegt, und der östlichste der
*) Andere halten ihn für den Oberlauf des Jrawaddi.
Cassian, Geographie. 4. Aufl.
13
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Extrahierte Personennamen: Berghaus Atlas_I. Iv. Calkutta Cassian
Extrahierte Ortsnamen: Asiens Amerika Nanking Peking Mnnan Meuam Himalaya
136
8. Burgund
hat, wie die Champagne, durch seine Reben einen weltberühmten Namen
erlangt. Der Burgunder Wein wird in Dijon (37,000 E.), Macon,
(18,000 E.) und Chalous-siir-Saöne (20,000 Einw.) in den Handel ge-
bracht. Dijon ist die alte, schöne Hauptstadt von Burgund, und der her-
zogliche Palast steht noch. Bei Fontenai unterlag Lothar seinen Brüdern
Ludwig und Karl dem Kahlen (841).
9. Die Dauphins
ward im Mittelalter von Grafen beherrscht, welche ihr Land den französischen
Königen unter der Bedingung vermachten, daß der jedesmalige Thronfolger
den Titel Dauphin (delphinus) führen sollte. Hauptstadt ist das stark
befestigte Grenoble an der Isere (35,000 E.), in dessen Nähe im Alpen-
land die große Carthause liegt, das Mutterkloster des strengen Carthäuser-
ordens. In Vienne, einer alten Römerstadt, wohnte der mächtige Graf der
Dauphins, welcher einen Delphin (Dauphin) im Wappen führte. In der
Nähe von Grenoble lag das Schloß Bayard des Ritters sans peur et
sans repoche f 1524.
10. Lyonnais,
das Bergland rechts der Rhone und Saone, hat seinen Namen von der
zweiten Hauptstadt Frankreichs, Lyon am Zusammenfluß der Rhone und
Saone (320,000 E.). Lyon hat bedeutende Seide- und Sammetfabriken,
welche über 90,000 Arbeiter beichäftigen. St. Etienne, mit Lyon durch
eine Eisenbahn verbunden, zählt 93,000 E., und ist durch seine Waffen
und Seidenbänder, seine Glasfabriken und Steinkohlengruben berühmt.
An Lyonnais wollen wir noch eine benachbarte Provinz anreihen, die Land-
schaft Auvergne; sie liegt westlich davon, und bildet den höhern Theil des
französischen Mittelgebirgslands, welches an jener Stelle zahlreiche Spuren
ehemaliger vulkanischer Thätigkeit aufweisen kann. Auvergne ist die kälteste
und unfruchtbarste Landschaft Frankreichs; auf dem erstarrten Lavaboden
wächst herber Wein und saures Gras. Die Bewohner wandern zahlreich
aus und kehren mit dem Erlös ihrer Händearbeit zurück. Reizend gelegen
ist die Hauptstadt Clermont (38,000 E.), deren Häuser und Pflaster aus
Lava bestehen. Hier hielt Pabst Urban Ii. in Begleitung des Peter von
Amiens 1091 die Versammlung, welche den ersten Kreuzzug zur Folge hatte.
11. Die Provence,
vom lateinischen provineia, ward der Theil des alten Galliens genannt,
welcher den Römern zuerst unterworfen war. Es ist ein mildes, herrliches
Südland, in welchem Wein, Südfrüchte, Getreide vortrefflich gedeihen. Im
Mittelalter war es die eigeytliche Heimath der Troubadours oder proven^a-
lischen Dichter, welche den Hof der kunstliebenden Grafen von der Provence
durch ihr Spiel und ihren Gesang verherrlichten. Hauptort ist Marseille,
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Macon Lothar Ludwig Ludwig Karl Karl Etienne Pabst_Urban Urban Peter_von
Amiens
154
Landcsprodukten ist die Ausfuhr an Seide, Reis. Getreide, Käse, Wein und
Wolle bedeutend. Das an vier großen Alpenseen reizend gelegene Land ist
das erste in Italien und zählt die meisten Städte von ansehnlicher Größe.
Die bedeutendsten davon sind: Venedig, 120,000 E., ist auf 70 Lagunen-
inseln gebaut, hat daher mehr Wasserstraßen, als gepflasterte. Die meisten
dieser Canäle sind schmal; der Hauptcanal, Canale grande, durchzieht die
Stadt 8-förmig, und über ihn führt die schönste der 450 Brücken, der
Ponte Rialto. Wagen und Pferde werden in der ganzen Stadt nicht ge-
braucht, man bedient sich langer, schwarz angestrichener Gondeln. Den
Glanzpunkt bildet der mit großen Quadern gepflasterte Markusplatz, an
den ein kleinerer Platz, die Piazetta, stößt, die unmittelbar von den Lagunen
bespült wird. Die Einfassungen dieser Plätze werden durch lauter Pracht-
gebäude gebildet, so namentlich durch die Markuskirche und den Dogenpalast.
Verona, 60,000 E., ist eine starke Festung, besitzt ein großartiges, verhält-
nißmäßig noch gut erhaltenes Amphitheater aus der Römerzeit. (Bürgers
Lied vom braven Mann.) Vicenza, 34,000 E., besitzt Seidensabriken.
Padua, 55,000 E., ist die Vaterstadt des römischen Geschichtschreibers Livius
und besitzt eine der ältesten Universitäten. Nordwestlich von Bassano liegen
die 8ktts 6ommuni, sieben deutsche Gemeinden, eine Colonie aus Schwa-
den. Die westlichste Stadt ist das feste Mantua am Mincio, 30,000 E.,
welches mit Peschiera am Garda-See die Mincio-Linie schützt. Zwischen
Mantua und Verona liegt das geschichtlich gewordene Villasranka unweit
Custozza. Im No. liegt die Landschaft Friäul mit der Hauptstadt Udine,
25,500 E., in dessen Nähe das Dorf Campo Formio durch einen Friedens-
schluß zwischen Frankreich und Oesterreich 1797 bekannt geworden ist.
Mailand, 219,000 E., durch Kanäle mit Adda und Ticino und durch
Eisenbahnen mit Venedig, Turin, Genua re. verbunden. Der Dom, das
Theater della aeala, der 60i-80, arco della pace, arena sind sehenswerth.
In Monza wird die eiserne Krone aufbewahrt. Lodi und seine Umgebung
fertigen den berühmten Parmesan-Käse. Am Ticino liegt Pavia, die alte
Longobarden-Hauptstadt. Como, am Comer See, Geburtsort des Natur-
forschers Volta. Chiavenna oder Cläven am Fuße des Splügen vermittelt
den Verkehr zwischen der östlichen Schweiz und der Lombardei. Bergamo,
25,000 E., ist ein ansehnlicher Handelsplatz und Brescia nicht kleiner. Am
Po liegt Cremona, 31,000 E., durch seine Geigen und Amphitheater be-
rühmt. Das Thalland der Adda, das Veltlin genannt, führt aufwärts zum
hohen Paß des Stilsser Jochs, und ist durch seinen vortrefflichen Wein
namentlich in der Schweiz sehr bekannt.
Ii. Piemont mit Genua (671 Q.-M., 3,800,000 Einw.),
welches westlich von der Lombardei am Ostabhange der West- und am Süd-
abhange der Centralalpen liegt, ist das Quellland des Po, des einzigen
schiffbaren Stromes im Fürstenthum. Zwischen Piemont und Genua ver-
ästet sich der Apennin. Wein, Reis, Oel und Hanf bilden nach der Seide
die Hauptaussuhrartikel. In den Umgebungen von Turin, Alessandria und
Novara verwendet man so große Sorgfalt auf die Zuchteber Seidenraupe,
daß die dort gewonnene für die beste gilt. Im nördlichen Piemont leben
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84
der Oder, hat 71,000 E., ist eine hügelige Festungsstadt, und ein wichtiger
Seehandelsplatz mit c. 250 Seeschiffen. Der Hafen von Stettin ist Swine-
münde auf der Insel Usedom, auch als Seebad bekannt. Stralsund, Kriegs-
hafen und Festung, 27,000 E>, widerstand Wallensteins Belagerung 1631;
in seinen Straßen fiel 1811 der heldenmüthige Ferdinand Schill. Die
Univ. Greifswald, 17,600 E., liegt nahe an der Ostsee.
Zu Pommern gehört die schöne Insel Rügen, die sich nach außen durch
ihre schroffen Kreidewände und zackigen Riffe, sowie durch ihren fruchtbaren
Boden, ihre Buchen- und Eichenwälder auszeichnet. Die Schafzucht und
der Getreidebau sind hier bedeutend. Bergen ist als Hauptort, Putbus als
Seebad bekannt.
4. Die Provinz Brandenburg.
(724*/2 Q.-M. und 2,620,000 Einwohner)
Sie liegt an der Elbe und Oder, ist ganz eben und nur von unbe-
deutenden Hügelzügen unterbrochen. Der Boden ist zum Theil Sand. Ueber
700 Seen machen diese Provinz zur fischreichsten. In einigen Gegenden
giebt es sehr fruchtbare Niederungen, besonders an den Flüssen; den schlechte-
sten Boden hat die Niederlausitz. Die Fabrikthätigkeit ist bedeutend und
gehört in einigen Städten zu den bedeutendsten des preußischen Staates.
Berlin ist der Hauptpunkt derselben; Potsdani, Neustadt-Eberswalde, Freien-
walde, Krossen, Züllichau, Kottbus, Guben rc. zeichnen sich ebenfalls darin aus.
Berlin und Frankfurt sind die vornehmsten Handelsplätze.
Brandenburg bildet den Kern des preußischen Staates. Als 1320
die Markgrafen aus dem askanischen Geschlechte ausstarben, gab Ludwig
der Baier das Land seinem Sohne als Reichslehen, welches 1373 gegen
eine Summe von 200,000 Thlr. Otto von Wittelsbach an Carl Iv. ab-
treten mußte. Carls Sohn Wenzel gab die Mark seinem Bruder Sigis-
mund, welcher sie verpfändete, aber wieder erhielt, und 1415 erb- und
eigenthümlich um 400,000 Goldgulden dem Burggrafen Friedrich von Nürn-
berg aus dem Hause Hohenzollern überließ.
Die Provinz zerfällt in die Regierungsbezirke Potsdam und Frankfurt.
a. Hauptstadt ist Berlin an der Spree, 635,000 E. Bedeutende Fa-
briken. Sehenswürdigkeiten: das königliche Schloß, der Lustgarten,
das Museum, die prachtvolle Schloßbrücke, das Zeughaus, die Univer-
- sität, die Akademie, das Opernhaus, die St. Hedwigskirche, die Straße
„unter den Linden", das Reiterstandbild Friedrichs des Gr., das Bran-
denburger Thor. Potsdam an der Havel, 42,500 E. In der Nähe
Sans-Souci, Spandau (16,000 E.) und Charlottenburg (13,500 E.)
mit dem Mausoleum Friedrich Wilhelm Iii. und der Königin Louise.
Brandenburg, 26,000 E. Bei Fehrbellin schlug der große Kurfürst
1675 die Schweden; der edle Froben rettete ihm das Leben. Teltow
durch seine Rüben, Großbeeren durch den Sieg der Preußen 1813
bekannt. Jüterbogk ist Knotenpunkt der märkischen Eisenbahnen.
b. Frankfurt an der Oder, 40,000 E., hat Fabriken, Handel und Messen.
Oestlich davon das Schlachtfeld von Kunersdorf (1759). Küstrin
(10,000 E.) an der Warte ist Festung; nördlich liegt die Wahlstatt
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Schill Ferdinand Ludwig
der_Baier Ludwig Otto_von_Wittelsbach Otto Carl_Iv Friedrich_von_Nürn- Friedrich Friedrichs Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Stettin Stralsund Greifswald Ostsee Putbus Niederlausitz Berlin Neustadt-Eberswalde Guben Berlin Frankfurt Brandenburg Carls Potsdam Frankfurt Berlin Spree Friedrichs Potsdam Nähe
Sans-Souci Spandau Charlottenburg Brandenburg Fehrbellin Schweden Teltow Frankfurt
96
3. Die Provinz Oberhessen
(fast 60 Q.-M. und 225,700 meist evangel. Einwohner)
liegt nördlich vom Main und wird ganz von preußischem Gebiet (Kurhessen,
Nassau) umschlossen. Sie gehört staatlich zum Großherzogthum Hessen.
Siehe § 61.
4. Das Fürstenthum Waldeck
(20^2 Q.-M. und 59,200 evangel. Einwohner)
wird umschlossen von den preußischen Provinzen Westfalen, Kurhessen und
dem Großherzogthum Hessen, und besitzt außerdem noch am Nordostrande
die kleine Grafschaft Pyrmont, ist gebirgig, hat schöne Wälder, Eisen-,
Kupfer-, Blei- und Salzwerke und neben gutem Ackerland treffliche Weiden.
Die wichtigsten Städte sind Corbach, Arolsen und Pyrmont, ein schönes
und besuches Bad.
5. Die Lippe'schen Fürstenthümer
liegen am Teutoburger Wald und Wesergebirge.
1) Kippe-Detmold (20 */2 Q.-M. und 111,500 evangel. E.). Haupt-
ort Detmold, 6200 E. Lemgo und Horn*).
2) Schaumbnrg-Kippe (8 Q.-M. und 31,700 evangel. Einw.) am
Steinhuder Meer. Bückeburg, 4300 E.
6. Das Herzogthum Braunschweig
(67 Q.-M. und 293,500 evangelische Einwohner)
liegt in 5 Stücken getrennt am Harz, oder in dessen Nähe. Die Weser,
Aller, Oker, sowie die Bode, ein linker Zufluß der sächsischen Saale,
durchstießen das Land. Es hat gute Landwirthschaft, lebhaften Handel und
Gewerbfleiß. Hauptstadt ist Braunschweig an der Oker, 45,500 E. Be-
deutende Messen; „die Braunschweiger Mumme." Wolfcnbüttel an der
Oker, 9400 E., (Lessing war dort Bibliothekar). Bei Blankenburg am
Harz sind die häufig besuchten Tropfsteinhöhlen: die Baumanns- und Bicls-
höhle. Bei Lutter am Barenberg siegte Tilly 1627 über den dänischen König.
7. Die Anhaltischen Herzogthümer,
(48'/4 Q.-M. und 193,000 evangelische Einwohner)
nämlich, Anhalt-Dessau, Anhalt-Köthen und Anhalt-Bernburg, sind seit 1863
unter dem Herzog von Anhalt-Dessau vereinigt. Sie sind ganz von der
*) Beim Städtchen Horn befindet sich eine wunderbare Felsgruppe, „die Exter-
steine." Die Felsen sind meist senkrecht gespalten und enthalten thcilweise natür-
liche Kammern. Die höchste Felsenspitze ist 125' hoch. Ueberall bemerkt man
Bogengewölbe mit Bildhauerarbeit, Zimmer, Treppen, Ställe re. Aus einem Re-
lief, welches die Kreuzabnahme Christi darstellt, will man schließen, daß diese Ar-
beit dem 10. Jahrhundert angehört. In der Nähe von Horn ist auch das Winfeld,
wo Hermann, der Cheruskerfürst, die Römer unter Varus 9 n. Chr. vernichtete.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Lessing Tilly Hermann Varus Chr
Extrahierte Ortsnamen: Main Kurhessen Nassau Hessen Westfalen Kurhessen Großherzogthum_Hessen Nordostrande Detmold Lemgo Bückeburg Blankenburg Barenberg Anhalt-Dessau Anhalt-Köthen Anhalt-Bernburg Beim_Städtchen_Horn Christi
106
Türken auf österreichischem Gebiete. In 10 Sprachen werden die Ge-
setze publizirt.
Die geistige Bildung dieser verschiedenen Nationen ist eine durchaus
ungleichmäßige, in den unteren Volksschichten noch unbefriedigende. Am ge-
bildetsten sind die Deutschen; ihnen folgen die Magyaren. Auf der un-
tersten Stufe stehen die Slaven. Für die Bildung der höheren Stände ist
durch Gymnasien und Realschulen verhältnißmäßig mehr geschehen. Univer-
sitäten zählt Oesterreich zehn.
Die römisch-katholische Kirche ist in allen Provinzen die vorherrschende
und zählt 26 Millionen Anhänger; nach der Verfassung von 1849 soll die
Ausübung der bürgerlichen und politischen Rechte vom Religionsbekenntriß
unabhängig sein und im ganzen Staate Glaubensfreiheit herrschen. Diese
besteht jedoch nur im Rechte häuslicher Religionsübung. Neben den Ka-
tholiken bekennen sich etwa 4 Millionen zur lutherischen und reformirten
Kirche, 6 Millionen zur griechischen, 650,000 Seelen zur mosaischen Religion.
I. Die drutschösterreischm Länder (3,600 Q.-M., 13 V2 Mill. E.).
1, Das Erzherzogtum Oesterreich
(578 Q.-M. und 2,715,000 E.l
liegt zu beiden Seiten der Donau und besteht aus dem Land ob der Ens
und unter der Ens; zum ersteren gehört das Salzburger-Land. Der Lan-
destheil links der Donau ist Berg- und Hügelland, der südliche rechts der
Donau Alpenland. Dasselbe ist reich an Holz und Eisen. Der Reisende
begegnet oft großen Zügen von Kohlenbauern oder Eisensendungen. Daneben
liefert die Ebene viel Obst, viel Getreide, viel Wein trotz der oft wechseln-
den Witterung. Das Erzherzogthum ist eines der gewerbreichsten Länder
des Kaiserstaates und zählt an 1000 Fabriken. Wien liefert zahlreiche
Luxusgegenstände aller Art und bildet den Hauptsitz der Industrie und des
Handels, welcher durch die lebhafte Donau-Dampfschifffahrt und die Eisenbahnen
bedeutend erleichtert ist. Hauptstadt und Residenz ist Wien im Lande unter
der Ens. „Die Kaiserstadt" liegt am Fuße des Kahlenbergs und an der
Donau, zählt an 580,000 E., 34 Vorstädte mit geräumigen Straßen, und
hat ungemein viel Sehenswürdigkeiten (die kaiserliche Burg, die Stephans-
kirche mit dem 444' hohen Thurme, die Kapuziner-Kirche mit der kaiserlichen
Gruft, die Universität, die Basteien, das Glacis [der bei einer Festung
leere Raum außerhalb der Mauerp den Augarten und Prater, prächtige
Schauläden re.) Die Wiener sind ein lebensfrohes, witziges und gemüth-
liches Volk. — In Wiens Nähe liegen die berühmten kaiserlichen Lustschlösser
Schölibruntt und Laxenburg, links der Donau das Dorf Aspern, wo Erz-
herzog Karl 1809 den Kaiser Napoleon besiegte. Bekannt sind die heißen
Quellen von Baden. Die alte (restaurirte) Burg Dürrenstein war das erste
Gefängniß des englischen Königs Richard Löwenherz; Pöchlarn ist das älteste
Schloß gegen die Magyaren, das Bechelaren des Nibelungenliedes.
Im Lande ob der Ens ist Lin; an der Donau, 30,000 E., die ansehn-
lichste Stadt; nach Gmünden und Budweis führt eine von Pferden gezogene
Eisenbahn. Ischl und Hallstadt sind durch Salinen bekannt.
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TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Napoleon Königs_Richard_Löwenherz
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Oesterreich Donau Donau Donau_Alpenland Wien Wien Kahlenbergs Donau Wiens Laxenburg Donau Dorf_Aspern Baden Burg_Dürrenstein Donau Budweis Hallstadt
134
tionen gemacht, als die Franzosen. Frankreich war schon zweimal eine
Republik, und schon zwei Mal ist die Republik in ein Rapoleonisches Kaiser-
thum umgeschlagen. Gegenwärtig ist Louis Napoleon Bonaparte Iii. Kaiser
von Frankreich. Er hat die französische Kriegsmacht, mit deren Hülfe er
sich den Besitz der Kaiserwürde verschaffte, auf einen Achtung gebietenden
Stand gebracht. Die französische Flotte steht vielleicht nur noch in der Be-
dienung der englischen nach, und das französische Landheer übersteigt an Zahl
und Kriegstüchtigkeit das englische. Die Stärke des französischen Heeres
beträgt im Frieden 380,000 Mann, die Stärke der Flotte wird auf 480
Kriegsfahrzeuge mit 9,700 Kanonen angegeben. Die Handelsflotte bestand
zu Anfang 1863 aus 15,132 Schiffen mit 982,571 Tonnen.
Frankreich zerfällt in 89 Departements; wir wollen jedoch die alte
Provinzial-Eintheilung hier zu Grrmde legen.
1. Jsle de France.
Haupt- und Residenzstadt Frankreichs ist Paris an der Seine, 1,700,000
Einw. Festung und Universität. Sie zerfällt in 3 Stadttheile: la ville
nördlich der Seine, In eite oder die Altstadt auf einer Seine-Insel, und der
Stadttheil südlich der Seine mit dem Markier latin. Paris hat 34 Vor-
städte, 56 Thore oder Barrieren, 76 freie Plätze, 25 Theater, 22 Brücken.
Unter den Vorstädten sind St. Antoine, St. Martin und Montmartre, unter
den Plätzen der Bastille- und der Vendüme-Platz bekannt. Die Kirche Mirs
clame, das Invalidenhotel, das Stadthaus, die Tuilerien, das Louvre, das
Palais Luxemburg, das Palais royal, la Morgue sind bemerkenswerthe Ge-
bäude. Erwähnung verdienen noch der an Monumenten überaus reiche
Kirchhof Père la Chaise, die elysäischen Felder, ein von einer Allee durch-
schnittener Lustwald, die 22 Boulevards, breite mit Bäumen besetzte Straßen
zwischen der Stadt und den Vorstädten. Kaiser Napoleon I. ruht seit 1840
im Dome der Invaliden.
Ganz in der Nähe von Paris liegen von 30 Städten noch folgende
bemerkenswerthe: St. Denis, Begräbnißort der französischen Könige, Versailles
mit einem berühmten Schlosse, im schönsten Style, St. Cyr mit einer Mili-
tärschule. St. Cloud und Fontainebleau mit herrlichen Schlössern und
Parkanlagen. In Fontainebleau unterzeichnete am 11. April 1814 Na-
poleon I. seine Abdankung. Südöstlich von Paris liegt das durch seine
Käse berühmte Dorf Brie in der gleichnamigen Landschaft (krommafs äs 6ris.)
2. Die Picardie,
zu beiden Seiten der Somme, ist eine fruchtbare, gut angebaute Provinz.
Hauptstadt ist Amiens an der Somme, 60,000 E., geschichtlich wichtig durch
Peter von Amiens, den Kreuzzugs-Prediger, 1091, und durch den Friedens-
schluß von 1802 zwischen England und Frankreich.
3. Die französischen Niederlande.
Artois, Hennegau und Flandern sind gewerbreiche Provinzen und haben
viele Festungen und vorzügliche Fabriken in Spitzen, Leinwand, Battist rc.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff]]
TM Hauptwörter (200): [T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre]]
Extrahierte Personennamen: Louis_Napoleon_Bonaparte_Iii Napoleon Jsle_de_France Antoine Martin Kirchhof_Père Napoleon_I. Denis Peter_von_Amiens
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Frankreich Frankreichs Paris Paris Bastille- Palais_Luxemburg Paris Versailles Fontainebleau Fontainebleau Paris Amiens England Frankreich Hennegau
42
Wagen von Menschen umringt. Alle wollten den kühnen Mönch
sehen, der es gewagt hatte, dem Papste, vor welchem sich
Kaiser und Könige früher gedemüthigt hatten, öffentlich den
Krieg zu erklären. Am 16. April kam er zu Worms an. Eine
ungeheure Volksmenge erwartete ihn am Thore, und nur mit
Mühe konnte sein Wagen zur Herberge durchdringen. Bis
tief in die Nacht war diese von neugierigen Zuschauern um-
ringt. Gleich am folgenden Morgen holte ihn der Neichs-
marschall zur Versammlung ab. Und als Luther in den Vorhof
kam, wo mehrere Ritter standen, klopfte ihm im Vorbeigehen
der in den Waffen ergraute Ritter Frönsberg auf die Schulter
und sagte: „Mönchlein, Mönchlein, du gehst jetzt einen Gang,
dergleichen ich und viele Obersten auch in unfern allergefähr-
lichsten Schlachten nicht gemacht haben. Bist du aber auf
rechter Meinung und deiner Sache gewiß; so fahre nur in
Gottes Namen, und sei getrost, Gott wird dich nicht verlassen."
Jetzt rauschten die Saalthüren auf, und Luther trat ein in
die hohe Versammlung. Aller Augen waren auf den herein-
tretenden Mönch gerichtet. Ehrerbietig nahete sich dieser dem
Throne des Kaisers. Nun richtete man an ihn die Frage,
ob er die Bücher — welche man ihm vorzeigte, — für die
seinigen anerkenne? Und als er sich ohne Anstand für den Ver-
fasser bekannte, fragte man ihn weiter, ob er bereit sei, ihren
Inhalt zu widerrufen? In diesem entscheidenden Augenblicke
schien ihn die Zuversicht, mit welcher er gekommen war, zu
verlassen; denn er bat sich Bedenkzeit aus. Seine Bitte ward
ihm gewährt, jedoch nicht ohne den Vorwurf, daß er ja Zeit
genug gehabt habe, zuvor darüber nachzudenken. Desto größer
aber war die Entschlossenheit, mit welcher er am folgenden
Tage seine Grundsätze vertheidigte und die Aufforderung zum
Widerrufe mit der Erklärung von sich wies: „sein Gewissen
erlaube ihm nicht, zu widerrufen, so lange er nicht überzeugt
sei, daß seine Meinung der Bibel widerspreche." Ihm wurde
dagegen bedeutet, daß er nicht zu einer Disputation über
Glaubenssachen, sondern zur Leistung des Widerrufes vorge-
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und ertrug alle Qualen eines langsamen Todes, ohne einen
Laut des Schmerzes von sich zu geben.
Nachdem Heinrich mit dem Papste wie auch mit dem
Könige von Spanien sich endlich ausgesöhnt hatte, konnte er
im ruhigen Besitze des Reiches seine Aufmerksamkeit auf die
innere Wohlfahrt desselben richten. Er suchte in der Nation
den Geist der Thätigkeit und des Gewerbfleißes anzuregen.
Die überflüssigen Soldaten entließ er und nöthigte die Ent-
lassenen, unangcbaute Felder urbar zu machen; denn er wollte
nicht, daß gerade der kräftigste Thcil seines Volkes auf Kosten
Anderer ein müßiges Leben in den Waffen führe. Auch rei-
nigte er die Landstraßen von Räubern, die sich bei den inneren
Unruhen sehr vermehrt hatten. Insbesondere nahm er sich der
unterdrückten Landleute an. Er erließ ihnen eine große Summe
rückständiger Steuern und äußerte, nicht eher würde er zu-
frieden sein, als bis er es dahin gebracht hätte, daß jeder
Bauer des Sonntags ein Huhn im Topfe habe. Noch jetzt
erinnern sich gern die französischen Bauern dieses königlichen
Wortes. Er ermunterte den Ackerbau, legte neue Fabriken
und Manufacturen an und suchte den Handel durch Anlegung
von Kanälen und Kunststraßen und durch Herabsetzung der
Zölle auf alle mögliche Weise zu heben. Gegen den über-
triebenen Aufwand erließ er strenge Gesetze. Und um seinem
Lande das Geld zu erhalten, welches für den Ankauf seidener
Maaren damals in fremde Länder floß, ließ er viele Maul-
beerbäume pflanzen, Scidenwürmer ziehen und brachte mehrere
Seidenmanufacturen in Gang. Seine eigenen Bedürfnisse
schränkte er ein, um seinen Unterthancn Abgaben zu ersparen
und ihnen mit einem guten Beispiele voranzugchen. Er trug
einen einfachen grauen Rock nebst einer Weste ohne alle Ver-
zierung und lachte über die, welche, wie er sich ausdrückte,
ihre Mühlen und Wälder auf den Rücken trugen. Ganz Frank-
reich empfand die Segnungen seiner Negierung; sichtbar blü-
hete das Land empor, und innerhalb weniger Jahre waren alle
Schulden der Krone getilgt, und ein großer Schatz erspart.
7 *
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dauert hatte, stiegen die königlichen Personen wieder aus und
kehrten beschimpft in das Schloß, jetzt nur ihr Gefängniß,
zurück. Lafayette wurde über den Ungehorsam der National-
garde so aufgebracht, daß er seine Stelle, als Kommandant
derselben, niederlegte. Erst nach vielen Bitten, und nachdem
die Soldaten ihm unbedingten Gehorsam geschworen hatten,
übernahm er sie wieder.
Flucht und Gcfangennchmung -cs Königes am 21. Juni
1791. — Jener so traurige Vorfall brachte den unglücklichen
König zu dem verzweifelten Entschlüsse, sich mit seiner Familie
durch die Flucht der traurigen Gefangenschaft zu entziehen.
Die Nacht vom 20. auf den 21. Juni 1791 wurde dazu be-
stimmt. Anfangs schien das Unternehmen zu gelingen. Sie
kamen Abends ungestört in St. Menehould an. Allein wäh-
rend st'e hier anhielten, um die Pferde zu wechseln, wurde der
König, dessen Gesichtzüge auffallend waren, von Drouet,
dem Sohne des Postmeisters, erkannt. Als eifriger Anhänger
der Revolution beschloß der junge Mann, die Flucht des Kö-
niges zu verhindern. Er bestieg ein Pferd und eilte auf einem
Seitenwege voran nach Varennes, um den Bürgerrath von
der Ankunft des Königes zu unterrichten. Sogleich wurde die
Sturmglocke gezogen, das Volk trat unter Waffen und besetzte
alle Ausgänge; und als die königlichen Wagen ankamcn, wur-
den diese sogleich angehalten, und die Personen zum Ausstei-
gen genöthigt. Anfangs suchte Ludwig zu verheimlichen, daß
er der König sei; als er sich aber von immer Mehreren er-
kannt sah, rief er wehmüthig aus: „Ja, ich bin euer König!
In der Hauptstadt von Dolchen und Bajonneten umgeben,
will ich in der Provinz, mitten unter meinen getreuen Unter-
tanen, die Freiheit suchen, deren ihr Alle genießt; ich kann
nicht länger in Paris bleiben, ohne mit meiner Familie um-
zukommen." Seine Worte fanden kein Erbarmen. Er ward
als Gefangener nach Paris zurückgcbracht, umgeben von zür-
nenden Pöbelhaufen und Nationalgarden, vor deren Beleidi-
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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