50 Luthers Tod 1546.
land zu beseitigen. Er veranlaßte den Papst, daß dieser ein allgemeines Concil nach Trient im südlichen Tyrol berief (1545), und forderte die protestantischen Fürsten auf, dasselbe zu beschicken, damit man sich dort einige. Allein die Protestanten verweigerten das, weil sie wußten, daß auf einem allgemeinen Concilium ihre Sache von vorn herein verdammt war, und forderten ein Concilium deutscher Nation, weil ja die Reformation eine deutsche Sache sei. Auch mochten die Protestanten erkennen, daß bei der so großen Verschiedenheit der Grundsätze eine Vereinigung überhaupt nicht möglich war. Als Karl mit seinen Bemühungen scheiterte, entschloß er sich endlich, gegen die Häupter des Schmalkaldischen Bundes die Waffen zu ergreifen. Um das Volk nicht gegen sich aufzurufen, suchte er dem Krieg den Charakter eines Religionskrieges zu benehmen, indem er öffentlich erklärte, er werde nicht gegen Religion und Freiheit, sondern nur gegen einige ungehorsame Stände das Schwert ziehen. So begann im I. 1546 der s. g. Schmalkaldische Krieg.
Luther erlebte den Ausbruch des blutigen Krieges nicht mehr; er starb am 18. Febr. 1546, im 63. Jahre seines Lebens in seinem Geburtsort Eisleben, wohin er sich begeben hatte, um einen Streit der Grafen von Mansfeld zu schlichten. Viele Jahre schon war er leidend gewesen, ohne jedoch in seiner überaus großen Thätigkeit dadurch sich stören zu lassen. Er hatte mehr als 400 Schriften geschrieben. Als er auf dem Sterbebette lag, sprach Einer aus der Umgebung zu ihm: „Ehrwürdiger Vater, wollt ihr auf die Lehre von Christo, wie ihr sie gepredigt, sterben?" Er antwortete mit vernehmlicher Stimme: „Ja," wandte sich auf die rechte Seite und entschlief so sanft, daß feine Umgebung Anfangs glaubte, er fchlummere nur. Seine Leiche ward nach Wittenberg gebracht, geleitet von Grafen und Edelleuten und vielem Volke. In den Dörfern und Städten, durch welche man kam, wurden die Glocken geläutet, und Männer, Weiber und Kinder schloffen sich klagend dem Zuge an. Bei dem Einzuge in Wittenberg zogen außer vielen Grafen und Herrn zu Pferde die gauze Universität und der Magistrat dem Leichenwagen voraus,
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Kap. 141. Restauration in England. Jacob Ii. entthront. Wilhelm Iii. 161
bestndig aufgeregtes Gemth so, da er einem Fieberanfalle am 3. September 1658 erlag. Sein Leichnam wurde mit kniglicher Pracht beigesetzt. Seine gesammelten Reden und Briefe machen den Vorwurf verschwinden, da er ein Heuchler" gewesen.
Frh schlo er sich den puritanischen Grundstzen mit ganzer Seele an und blieb ihnen unverndert bis zum Tode getreu.
Aus Furcht vor einem neuen Brgerkriege lieen sich alle Parteien die Ernennung seines Sohnes Richard zum Protector gefallen. Da er aber seines Vaters Kraft nicht besa, berief der republikanisch gesinnte Theil des Heeres das alte Rumpfparlament wieder, das sogleich das Protectorat und das Oberhaus abschaffte.
Die Royalisten und Presbytenaner waren anfangs der jetzt aufkommenden Militrherrschaft nicht gewachsen, bis General Monk, der noch in Schott-land stand, mit seinem kniglich gesinnten Heere nach London zog, sich im Parlament die Mehrheit verschaffte, und nun das Verfahren gegen den König sowohl als auch die republikanische Verfassung fr nichtig erklrte. So lste sich der Rumpf von selbst auf, und in einem neu berufenen Parlamente erwirkte Monk die Zurckrufung Karl's Ii., der, auf gute Versprechungen hin, von den Niederlanden aus unter allgemeinem Volksjubel in London einzog und die englische Restauration bewerkstelligte. 1660
Karl Ii. (16601685) hielt keine seiner Versprechungen ganz. Er reorganisirte das Heer, lie zehn der Richter seines Vaters hinrichten, unterdrckte in Schottland die Presbyterialkirche, vermhlte sich mit einer Katholikin und begnstigte den Katholi-cismus.
Die von dem so genannten C ab al-Ministerium untersttzte Willkr-Herrschaft, verbunden mit einem verschwenderischen und sittenlosen Leben am Hofe, rief im Parlament eine so starke Opposition der Whigs (Volks-Partei) hervor, da es diesen gelang, dem Könige die Testacte und die Habeascorpusacte abzuringen.
Die Testacte schlo alle zur englischen Kirche nicht Gehrigen von den ffentlichen Aemtern aus; die H abeasc orpusact e gewhrte das Recht persnlicher Freiheit,
also Sicherheit vor willkrlicher Verhaftung.
Eine entdeckte Verschwrung gegen sein Leben machte es ihm mglich, das ihm auf-genthigte Whigministerium zu entfernen, ja zuletzt ohne Parlament zu regieren. Den Whigs gegenber standen die Tori es, d. i. die Anhnger des absoluten Knigthums.
(3.) Karl Ii. starb auf den katholischen Glauben und bekam seinen katholischen Bruder Jacob Ii. (16851688) zum Nachfolger.
Da dieser die katholische Kirche zur herrschenden machen wollte, die Dis-senters (s. K. 135, 1) begnstigte, die Testacte umgieng, die Jesuiten herbei-zog und widerstrebende Bischfe verhaftete, so riefen die Whigs zur Rettung des protestantischen Glaubens und der brgerlichen Freiheit seinen Neffen und Schwiegersohn Wilhelm von Oranien, Statthalter der Niederlande,
herbei.
Als derselbe landete und das Heer grtenteils zu ihm bergieng, ent-floh Jacob nach Frankreich, worauf der Thron fr erledigt erklrt, und der Oranier als Wilhelm Iii. mit seiner Gemahlin Maria berufen und gekrnt wurde. Die nennt man die englische Revolution (im engern Sinn), 1689 welche den langen Kampf zwischen Volk und Knigthum beendigte.
Wilhelm Iii. (16891702) besttigte die Rechte des Parlaments, erlie fr die Dissenters ein Toleranzed ict, behandelte die religisen und politischen Parteien gleich gerecht und gewann durch seine vershnliche Politik auch die Krone von Schottland.
Dittmar, Leitfaden der Weltgesch. 7. Aufl. i -
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Extrahierte Ortsnamen: England Schott-land London London Schottland Niederlande Frankreich Schottland
t^-3' E
Die Verfassungen und Verwaltungen der einzelnen Staaten gewannen in dieser Zeit' vielfache Verbesserungen. .In Deutschland erlangte die Verfassung durch geschriebene Reichsgesetze und Verträge allmählig jene bestimmte Gestalt, die sich in den Verordnungen der goldenen Bulle (1536) ausgeprägt sindet. Durch diese Bulle waren die Kurfürsten mit großen Vorrechten bedacht, die sie sorgfältigst wahrten und zu erweitern suchten. Dem König blieb wenig mehr als die Oberlehnsherrlichkeit (das Recht zur Übertragung von Lehen), das oberste Richteramt, das Recht zur Erteilung vou Privilegien und das Recht der Standeserhöhungen. Die Land stände, deren Verfassung sich in diese Periode entwickelte, hatten an der Ausübung der wichtigsten Regierungsrechte, wie an der Verwaltung großen Anteil und wirkten um so wolthätiger, da die Reichstage, bei denen sich die Fürsten nach dem Beispiele der Könige Wenzel und Sigmund gewöhnlich durch Kommissäre vertreten ließen, ihre frühere Wirksamkeit verloren. Durch den westfälischen Frieden erhielt jeder Reichsstand nicht bloß Landeshoheit, sondern auch das Recht, Bündnisse einzugehen, Krieg zu führen und Frieden zu schließen, insoserne es dem Reiche nicht zum Nachteile gereichte. Da den Reichsständen ein Anteil an den wichtigsten Majestätsrechten zugesichert wurde, so war der Kaiser von nun an nur noch ein beschränktes Bundeshaupt — er konnte ohne Einwilligung des größeren Teiles der Reichsstände in wichtigen Reichsgeschäften nichts eigenmächtig unternehmen. Die richterliche G ewalt ging von den alten kaiserlichen Landgerichten allmählig fast ganz an b.e besonderen Gerichte über, welche die einzelnen Fürsten und Herren errichteten. Die Handhabung dieser Gewalt sollte nach dem Inhalte des Würzburger Landfriedens vom Jahre 1287 unter der Aufsicht des deutschen Reichsoberhauptes stehen, allein es herrschte keine Ordnung, und Gewalt galt an vielen Orten mehr als Recht. Manchen Frevler, welcher von Seite der ordentlichen Gerichte keine Strafe fand, erreichten die Femgerichte, die im 14. und 15. Jahrhundert die höchste Stufe der Gewalt, zugleich aber des Mißbrauchs erlangten, weil die Schöffen oft sehr verdorbene Menschen waren. Sie hörten erst auf, als das vom Kaiser Maximilian I 1495 errichtete Reichskammergericht sich allerorts hinlänglich befestigt und die von Karl Y 1532 erlassene peinliche Halsgerichtsordnung überall Eingang gesunden hatte (i. I. 1568 wurde das letzte Femgericht bei Celle gehalten). Zu den alten Rechtssammlungen kam zu Anfang des 14. Jahrhunderts eine neue, welche unter dem Namen des Kaiserrechts bekannt ist. Sie floß aus den Reichssatzungen, dem römischen und kanonischen Recht und dem bis dahin gütigen Reichsrecht. Je größer die Herrschaft war, welche allgemach das römische Recht erlangte, desto mehr mußte das deutsche Gewohnheitsrecht in den Hintergrund treten. Zu den wichtigsten Reichsgesetzen dieses Zeitraumes gehören Karls V Polizei-Ordnung von 1530, dessen
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1
— 31 —
Vielleicht wäre es schon jetzt zu einer blutigen Entscheidung gekommen, hätte nicht die nahe Gefahr, welche dem Reiche von Osten her drohete, den Kaiser zu einer zeitgemäßen Nachgiebigkeit bewogen. Die Türken machten unter ihrem kriegerischen Sultan, So lim an Ii., häufige Einfälle in Ungarn, drangen sogar im Jahre 1529 bis vor die Thore von Wien und hätten beinahe die Stadt im Sturm erobert. Die Protestanten wollten aber nicht eher Hülfe leisten, als bis man ihnen freie Religionsübung bewillige. Bei der drängenden Noth und Gefahr des Vaterlandes knüpfte der Kaiser neue Unterhandlungen mit den protestantischen Fürsten an und bewilligte ihnen zu Nürnberg 1532 einen vorläufigen Religionsfrieden. Es wurde in demselben festgesetzt, daß Keiner, bis zur Entscheidung durch eine allgemeine Kirchenversammlung, seines Glaubens wegen beeinträchtigt werden solle. Wegen solcher Nachgiebigkeit erklärten sich nun die protestantischen Fürsten nicht nur zur Hülfeleistuug gegen die Türken bereit, sondern gaben auch zu Ferdiuaud's Königswahl ihre Zustimmung. Diese Nachricht setzte den Sultan in Staunen und Schrecken. Schleunigst trat er für jetzt den Rückzug an. Er rechnete aber fest auf die Wiederkehr der religiösen Wirren in Deutschland. An diese knüpfte er alle seine Hoffnungen, alle feine Plane für die Zukunft.
9. Die Wiedertäufer in Münster (1533-1535).
Der Glaubenszwiespalt zwischen den Katholiken und Protestanten trat jetzt auf einige Zeit in den Hintergrund, und der Eifer beider Parteien richtete sich wieder gegen die im Anfange der Reformation gestiftete Sekte der Wiedertäufer, welche alle Grundlage» nicht nur der kirchlichen, sondern auch der bürgerlichen Gesellschaft zu zerstören drohete. Schon schien diese Sekte durch die Hinrichtung Thomas Münzer's und durch die Niederlage seiner Anhänger völlig ausgerottet zu sein, als plötzlich der ganze Gräuel einer völlig ausgebildeten Umsturzpartei itt dem neuen Reiche der Wiedertäufer in Münster sich
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Hiernach mußte Jeder, der in ein bürgerliches oder militärisches Amt trat, einen „Supremateid" leisten, der ihn verpflichtete, den König als einziges höchstes Oberhaupt in geistlichen und weltlichen Dingen anzuerkennen. Die Katholiken blieben demnach von allen öffentlichen Aemtern ausgeschlossen. Den willkürlichen Verhaftungen setzte es die Habeas-Corpus-Acte (1679) entgegen, nach welcher jeder verhaftete Brite binnen vier und zwanzig Stunden verhört und gegen Stellung eines Bürgen freigelassen werden muß, wenn der Anklagepunkt kein Hauptverbrecheu betrifft. Bald bildeten sich im Reiche zwei Parteien, die Hof- und die Volkspartei. Die erstere bekam in der Folge den Namen Tories, die andere Whigs.
Jakob Ii. (1685—1688). — Karl starb im Jahre 1675 und hatte seinen katholisch gewordenen Bruder Jakob Ii. zum Nachfolger, der bis zum Jahre 1688 regierte. Dieser hob die Test-Acte wieder auf und suchte seine Neligionsoerwandten in gleiche Rechte mit den Protestanten zu setzen. Da rief die Partei der Whigs den Schwiegersohn des Königes, den Statthalter der Niederlande, Will)elm Iii., zum Schutze der Protestanten herbei. Dieser erschien 1688 an der Spitze eines niederländischen Heeres, an welches sich die englischen Truppen anschlössen. Der König entfloh nach Frankreich. Da erklärten die Engländer und Schotten ihren Thron für erledigt und erhoben den Prinzen Wilhelm und seine Gemahlin Maria auf denselben. Das katholische Irland aber wurde durch die walt der Waffen zur Anerkennung des neuen Herrschers gebracht. Er regierte bis 1702 mit Kraft und Einsicht und vereitelte alle Versuche feines Gegners zur Wiedereroberung des Thrones. Zur Hauptaufgabe seines Lebens stellte er sich dann die Schwächung der Macht des übermüthigen Frankreichs.
41. Frankreich unter Ludwig Xiii. und Ludwig Xiv.
Ludwig Xiii. (1610 — 164:3). — Nach der Ermordung Heiurich's Iv. kam fein Sohn Ludwig Xiii. zur Regierung*
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Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Frankreich Irland Frankreichs Frankreich
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der Regierung ergebenes Mitglied des Staatsraths nannte die Bittsteller spottweise Gueux, Bettler. Dieser Name wurde später gleichsam zum Hohne als Parteiname gewählt, und es ward eine Denkmünze geprägt, auf der der königliche Thron und ein von zwei Händen gehaltener Bettelsack abgebildet war mit der Umschrift: Treu dem Könige bis zum Bettelsack. Zugleich wurden Gesandte an den König nach Spanien geschickt, um ihn zur Annahme der Bittschrift zu bewegen. Philipp erliess nun allerdings eine geringe Ermässigung der früheren Bestimmungen gegen die Protestanten. Aber diese „Moderation“ genügte den Wünschen der Antragsteller so wenig, dass man sie spottweise Morderation nannte. So wurde denn die Aufregung immer grösser, bis endlich in Flandern ein furchtbarer Bildersturm ausbrach, bei dem gegen 400 Kirchen verwüstet und geplündert wurden. Durch diese Vorgänge bewogen schloss die Statthalterin mit den Geusen einen Vertrag ab, worin die Aufhebung der Inquisition und Verzeihung des Vorgefallenen bewilligt wurde. Aber der König bestätigte diesen Vertrag nicht; vielmehr stellte er der Statthalterin den streng soldatischen Alba zur Seite.
2. Alba, 1567—1573, hatte schon unter Karl V. im Schmalkaldischen Kriege sein Feldherrntalent glänzend bewiesen. Er war thatkräftig und entschieden, ein rücksichtsloser Vollstrecker der königlichen Befehle. Durch sein eigenmächtiges Handeln verletzt zog sich Margaretha bald von der Regierung zurück. Schon längst hatte Oranien durch allerlei Mittel das Misstrauen gegen den König zu erregen gesucht. Da ihm aber von seinen Gesinnungsgenossen die erwünschte Mitwirkung zum Widerstande gegen die Regierung versagt wurde, so verliess er, von dem strengen Alba nichts Gutes ahnend, das Land und begab sich auf sein Stammschloss Dillenburg im Nassauischen. Vergebens suchte er auch Egmont zur Flucht zu bewegen; viele Tausend Edelleute aber wanderten gleich ihm aus der Heimath aus. Egmont und Philipp Hoorn, der Admiral der Niederlande, von Alba mit verstellter Freundlichkeit behandelt, folgten einer Einladung nach Brüssel, wurden gefangen genommen, zum Tode verurtheilt und auf öffentlichem Markte hingerichtet. Den geflüchteten Edelleuten ward der Process.
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Karl_V. Karl_V. Margaretha Philipp_Hoorn Philipp
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auswärtige Politik Englands wieder zu Ehren, indem er gegen die masslose Eroberungssucht Ludwigs Xiv. entschieden Stellung nahm und die Seele des Widerstandes gegen Frankreich wurde. Die Versuche des entthronten Jacob Stuart sich mit Hülfe Frankreichs und der Irländer der Herrschaft wieder zu bemächtigen, endeten mit seiner Niederlage am Boyneflusse in Irland und brachten den Iren nur einen grösseren Druck. Die unglückliche Seeschlacht der Franzosen bei La Hogue vereitelte seine letzten Hoffnungen. Auf Wilhelm folgte seine Schwägerin
2. Anna, 1702—1714, welche den Krieg gegen Frankreich mit Glück fortsetzte und durch eine gemeinsame Gesetzgebung für England und Schottland eine nähere Vereinigung dieser beiden Länder anbahnte. Anfangs hatte die Partei der Whigs im Parlamente und im Heere das Uebergewicht; aber nach dem Sturze des Ministeriums Marlborough (1711) folgte das Torieministerium Bolingbroke. Der Versuch der Königin, mit Hülfe der Tories ihrem Stiefbruder Jacob Stuart die Nachfolge zuzuwenden, scheiterte an dem Widerstände des Parlamentes, welches an der protestantischen Thronfolge festhielt und den Kurfürsten Georg von Hannover, einen Urenkel Jacobs I., auf den Thron berief (1714).
4. Der Pfälzische oder Orleanssclie Krieg, 1687—1697.
§. 30. Die Eroberungslust Ludwigs Xiv. wurde durch das Glück des Kaisers im Türkenkriege nur noch mehr angereizt. Gegen seine Vergrösserungspläne schlossen der Kaiser, Spanien, Schweden und Baiern, welche sämmtlich durch die Reunionen in ihren Rechten verletzt waren, 1686 ein Bündniss zu Augsburg, dem auch Wilhelm Iii. von Oranien, welcher 1688 den englischen Thron bestieg, der Kurfürst von Sachsen, der Kurfürst Friedrich Iii. von Brandenburg und der staatskluge Herzog Victor Amadeus von Savoyen beitraten. Trotz der grossen Ausdehnung dieses Bündnisses wagte der französische König einen neuen Krieg, zu dem ihm eine doppelte Beschwerde den Anlass gab. a) Als der Kurfürst Karl von der Pfalz aus der Linie Pfalz-Simmern starb, fiel die Pfalz nach dessen letztwilliger Verfügung an die Linie Pfalz-Neuburg. Ludwig Xiv. aber machte auf dieselbe
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Neuere Geschichte.
Kolonie in Neu-England, wo bald vier Staaten sich bildeten: Massat. chusets, Connecticut, Rhodeisland und Newhampshire; endlich wurde unter den Auspicien des katholischen Lords Baltimore 1633 Maryland kolonisirt. Es war nun wichtig für diese Kolonien, daß die zwischen Virginien und Neuengland in Neuamsterdam angesiedelten Holländer 1667 genöthigt wurden, aus ihre Kolonien zu Gunsten der Engländer zu verzichten, diese kamen dadurch in Zusammenhang, denn die schwedische Kolonie in Delaware hatte keinen Fortgang gehabt. 1683 gründete später der vielfach wegen seiner religiösen Ansicht verfolgte Quäker William Penn, in dem von der Krone für Schuldforderungen ihm zuertheklteu Peuusylvanien, die Stadt der Bruderliebe, Philadelphia. Meistens wegen religiöser Verfolgungen waren Engländer an die Ostküste Nordamerikas gekommen; die von ihnen errichteten Niederlassungen nahmen also religiöse Duldung früh in die Grundsätze der neuen Gemeinden auf.
So lange Karl 11. den Grundsätzen seines alten Ministers Clarendon folgte, der das Unglück feines Vaters zum Theil mitgetragen hatte, war seine Regierung im Ganzen löblich, wenn auch Verfolgungen der Presbyterianer früh eintraten. Aber schon 1670 trat das berüchtigte Cab alministerium ein, sogenannt wegen der Anfangsbuchstaben seiner fünf Mitglieder: Clifford, Ashley (später Lord Shaf-tesbnry), Buckingham, Arlington und Lauderdale. Derplan dieses Ministeriums war, mit Hilfe der Subsidien Frankreichs, das dafür in seinem Kriege gegen Holland unterstützt werden sollte, ein Heer aufzustellen und mit demselben die katholische Religion wieder herrschend zu machen. Aber gegenüber dem Unwillen des Volks vermochte dies Ministerium wenig. Shastesbury, der talentvollste Minister, trat schon 1673 aus und ging später znr Opposition über; 1673 wurde durch die Testakte verordnet, daß jeder Beamte dem Könige den Suprematseid zu leisten habe, also kein Katholik sein könne (aufgehoben 1829 durch die Emancipation der Katholiken). 1674 mußte mit Holland zu Westminster Friede geschlossen werden und 1678 wurde die Habeascorpusakte erlassen, vermöge derer kein Engländer sollte verhaftet werden können, wenn er eine genügende Bürgschaft durch Geld für sein Erscheinen vor Gericht stellte und jeder verhaftete Engländer binnen drei Tagen nach seiner Haft vor den Richter gestellt werden sollte. Der Uebertritt des Bruders des Königs, Jacob, Herzogs von York, zur katholischen Religion wurde bald offenkundig und ein Theil selbst der Aristokratie wollte im Parlament seine Ausschließung vom Throne durchsetzen. Man nannte diesen die
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Extrahierte Ortsnamen: Neu-England Connecticut Rhodeisland Neuengland Neuamsterdam Philadelphia Nordamerikas Frankreichs Holland Holland Westminster
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lammte ein gewisses Einkommen (Civilliste) festgesetzt. Aber auch er täuschte die Hoffnung, die man in ihn gesetzt hatte. Seine Sittenlosigkeit und Verschwendung ließen keine Achtung aufkommen, ein schmählich geführter Krieg mit Holland reizte, sein willkürliches Verfahren und die Strenge aber, womit er regierte, empörte die Nation, welche alle durch Blut und Thränen so theuer erkauften Früchte der Revolution wieder untergehen sah. Der König folgte einzig den Eingebungen von fünf Männern, Clifford, Afchlet), Luckingham, Arlington und Lauderdale, deren Ministerium — Cabal von den Anfangsbuchstaben ihrer Namen genannt — großes Mißvergnügen erregte. Dazu fürchtete man, es mochte die katholische Religion, zu welcher sein Bruder Jakob, der künftige Thronerbe, öffentlich übertrat, wieder die- Oberhand gewinnen. Karl Ii. hatte den Katholiken, welche ihm und seinem Vater so wichtige Dienste geleistet hatten, gern Duldung gewährt, allein das Parlament forderte ihn wiederholt zur Vollstreckung der Strafgesetze auf, und der Haß des Volkes war bis zur Wuth gesteigert. Da erließ das Parlament im Jahre 1673 die sogenannte Test-Acte. Hiernach mußte Jeder, der in ein bürgerliches oder militärisches Amt trat, den s. g. „Supremateid" leisten, der ihn verpflichtete, den König als einziges höchstes Oberhaupt in geistlichen und weltlichen Dingen anzuerkennen. Die Katholiken blieben demnach von allen öffentlichen Aemtern ausgeschloffen. Den willkürlichen Verhaftungen setzte es die Habeas-Corxus-Acte (1679) entgegen, nach welcher jeder verhaftete Brite binnen vier und zwanzig Stunden verhört und gegen Stellung eines Bürgen freigelassen werden muß, wenn der Anklagepunkt kein Hauptverbrechen betrifft. Bald bildeten sich im Reiche zwei Parteien, die Hof- und die Volkspartei. Die erstere bekam in der Folge den Namen Tories, die andere Whigs.
Jakob Ii. (1685—1688). — Karl starb im Jahre 1685 und hatte femenlatpsisch gewordenen Bruder Jakob Ii. zum Nachfolger, der bis zum Jahre 1688 regierte. Dieser unglückliche König entfesselte die Leidenschaften seiner politischen wie seiner religiösen Gegner in gleichem Maße. Jene dadurch, daß er den Plan verfolgte, die königliche Macht unumschränkt zu machen, diese durch die Bevorzugung der Katholiken und die geweckte Furcht, daß er den Katholizismus in England wieder herstellen wolle. Da rief die Partei der Whigs den Schwiegersohn des Königes, den Statthalter der Niederlande, Wilhelm Iii., zum Schutze der Protestanten herbei. Dieser erschien 1688 an der Spitze eines nie-
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127 —
stand, vielleicht mit dem Vorsätze, in der Folge das zu widerrufen, was die Noth jetzt zu bewilligen zwang.
Es konnte den Schotten nicht verborgen bleiben, daß diese Nachgiebigkeit des Königes nur eine Folge seiner Schwäche und Zaghaftigkeit sei; sie erneuerten deshalb den Krieg mit noch größerer Macht. Karl, dessen Hülssquellen erschöpft waren, entschloß sich (1640) zur Berufung eines neuen Parlamentes. Dasselbe verfuhr aber ganz im Sinne der früheren; statt sich auf die verlangte Geldunterstützung einzulassen, wiederholte es gleich zu Anfange die neuen Beschwerden. Und als der König in seinem Unmuthe auch dieses auflöfete, brachen die Schotten sogar in England ein und zwangen den aller Hülse entblößten und durch die steigende Bedrängniß kleinmüthig gewordenen Monarchen zur Versammlung eines neuen fünften Parlamentes, unter dessen Vermittelung ihre Sache ausgeglichen werden sollte.
Das lange Parlament — Dieses Parlament, welches acht Jahre, von 1640 bis 1648, zusammenblieb und deshalb den Namen des langen Parlamentes erhielt, war höchst stürmisch und hatte nichts Geringeres im Sinne, als des Königes kostbarste Vorrechte zu vernichten und eine völlige Umwälzung herbeizuführen. Sofort erhob es eine Reihe von Beschwerden gegen den König und seine Minister. Der Gras Strafford wurde als Hochverräther angeklagt und verurteilt Vergebens erklärte der König, daß er feinen Minister wohl entlassen wolle, daß er ihn aber für keinen Hochverräther erklären könne, und daß er nie wider sein Gewissen handeln werde; die Wuth der aufgereizten Volksmenge, welche das Parlamentsgebäude umgab, zwang ihn, das Todesurtheil zu unterschreiben, und Strafford wurde hingerichtet. Auch der Erzbischof Laud ward eingekerkert, später hingerichtet; mehre andere Minister retteten sich durch die Flucht. Hatte der König früher durch Verletzung der Volksrechte gegründeten Anlaß zu Klagen gegeben, so machte sich jetzt das Parlament einer groben Verletzung der Königsrechte schuldig. Es riß die ganze Regierungsgewalt an sich und erklärte sich als vom Volke ausgehenb und unauflösbar. So war der König ganz in den Hänbeit seiner Feinde, die alle drei Reiche, England, Schott-lanb und Jrlanb, in Flammen setzten.
Auf staub in Jrlanb. — Seitbem schwoll furchtbar der Strom der Revolution. Unglück nicht minder als der Feinde Wuth verfolgten den bedrängten König. In dem katholischen Irland war eben eine gräß-
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: England England Jrlanb Irland