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1. Kurzgefaßtes Lehrbuch der Erdkunde - S. 142

1872 - Leipzig : Merseburger
342 Schloßruine Canossa (Heinrichs Iv. Buße 1077). Auf der Südseite dieses Gebirges wird der durch Feinheil und Weiße sich gleich auszeichnende Marmor gebrochen. Er hat seinen Namen besonders von dem Orte Carara, dessen Bewohner sich meist mit der Verarbeitung desselben beschäftigen. db. Das ehemalige Herzogthum Parma, im N. vom Po begrenzt, im S. vom Apennin durchzogen. Gegen die Ostgrenze hin liegt die Hauptstadt Parma, in weiter Ebene, schön gebaut, groß aber menschenleer (48,000 E.). Seidenfabriken, Universität. Piacenza (Piatschenßa) im Nw. rechts am Po, mit 40,000 E., Festung und Universität. cc. Die Nomagna (—manga) oder der frühere nördlichste Theil des Kirchen- staates. Hier: Bologna (—longa), 90,000 E., die älteste Universität Europas (1158 gegründet). Im N. Ferara, an einem Arme des Po, eine Festung; eiust durch eigene Herzöge reich und groß, der Vereinigungspunkt der größten Dichter und Künstler (Tasso, Ariosto). Sonst lebten dort 100,000, jetzt 28,000 Menschen. Nach dem Meere zu treffen wir auf Raveuna, einst Residenz der Ostgothenkönige und vor dem Haupthafen der Römer. Jetzt liegt die Stadt 1 Meile vom Meere in Sümpfen. Südt. von ihr mündet der Rubico der Alten (Cäsar). e. Die Marken und Umbrien, ebenfalls früher Bestandtheile des Kirchen- staates. Jene bilden den O., diese suid ans dem Westabhange, im oberen Tiber- rhale zu finden. Ancona, 32,000 E., ist die bedeutendste Handelsstadt und hat den besten Hafen an der Westküste des adriatischen Meeres. Nicht weit davon nach S. ist der berühmte Wallfahrtsort Loretto mit dem Hauie Marias, das die Engel aus Nazareth hierher getragen haben sollen. In Urbino, am Ostabhange der Apemünen, wurde der berühmte Maler Rasael geboren. In Umbrien liegt zwischen der Tiber und dem trasimenischen See Perugia (Perudscha), eine sehr alte und merkwürdige Stadt, die schon zur Zeit der Estruker mächtig war (Hannibal 217). f. Das frühere Großherzogthum Toskana, dem Umfange nach nicht völlig das Land der Etrnsker (Grenze: Tiber) liegt zwischen den Apemünen und dem Mitrelmeere. Am dichtesten ist das Gebiet des Arno bevölkert. Der Gewerbfleiß (besonders Strohflechterei) sowie der Volksunterricht stehen in ganz Italien auf keiner so hohen Stufe als hier. — Florenz, 115,000 E., nach Turin bis 1371 Hauptstadt des Königreichs' Italien, liegt an beiden Ufern des Arno in einem fruchtbaren, überaus herrlichen Thale mit gesundem Klima. Florenz ist in jeder Hinsicht nächst Rom und Stapel die merkwürdigste Stadt Italiens. Sie weicht nur Rom allein an Schönheit der Kirchen und Paläste, sowie an Kunst- schätzen; dazu ist sie gewissermaßen der Mittelpunkt aller italienischen Bildung. Aus- gezeichnetes leistet die Stadt in Seitenzucht, Seidenweberei und Färberei, sowie in Strohflechterei. Pifa, nahe der Arnomünvnng, war im Mittelalter so prächtig wie Genua und Venedig und hatte 100,000 E., jetzt nur 34,000. Die auf dem Dom- platze zusammengedrängten herrlichen Gebäude, darunter der Dom selbst und der schiefe Thurm, der mit seiner Spitze 3,75 m. (12') von der senkrechten Linie abweicht, sind beredte Zeugen der ehemaligen Herrlichkeit. Jetzt wird die Stadt noch der Uni- versität, des muden Klimas und benachbarter heißer Bäder wegen besucht. Livorno, südw. von Pisa, 84,000 E., ist der wichtigste Seehandelsplatz Italiens. Eine zweite Universität hat Siena, grade in der Mitte des Landes; es ist eine Stadt, die durch ihre Bauwerke und eine eigene Malerschule uicht ohne Bedeutung ist. Lueca, die Hauptstadt des seit 1847 eingegangenen gleichnamigen Herzogthums im N. Pisas, betreibt Oelbau und Seidenfabrikation. Durch den gefährlichen Kanal von Piom- oino ist die eisenhaltige Insel Elba, die zu Toseana gehört, vom Festlande getrennt. g. Der ehemalige Kirchenstaat umfaßt 214 in M mit ca. 700,000 & Er wird vom tyrrhenischen Meere begrenzt und ist mit Ausnahme des So. gebirgig. Dieser einst einzige geistliche Staat der christlichen Welt war eine Wahlmonarchie und durch das Collegmm der Cacdinäle beschränkt. Diese wurden von dem Staats- oberhaupte, dem Papste, gewählt; ihre Zahl überstieg nie 70. Ist ein Papst gestorben, so gehen die Eardinäle in das Conclave (verschlossenes Zimmer) zur Wahl. Der Erwählte ändert seinen Vornamen und wird mit großer Pracht in der Peterskirche gekrönt. Die Verwaltung des Landes erfolgte durch Cardinäle, wie anderswo durch Minister. Die größeren Erlasse des h. Vaters in geistlichen Dingen heißen Bullen, die kleineren Breven; seine Gesandten an verschiedenen katholischen Hösen heißen Nuntien. Jetzt besitzt der Papst nur uoch den Qnirinal in Rom.^ Einige Meilen von der Mündung der Tiber, auf niederen Hügeln, liegt Rom, die durch ihre Geschichte und ihre Denkmäler merkwürdigste Stadt der Welt, jetzt die Haup!stadt Italiens. Eiust zählte sie 2 Mill. E., jetzt nur noch 220,000. 4meilen beträgt

2. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 208

1870 - Halle : Schwetschke
208 Die drei südlichen Halbinseln. Etsch). Unter den kleinern Orten ist Udine, 25,000 Einw., in der Landschaft Friaul, zu nennen. E. Die Provinzen vcr Emiiia bestehen aus dem ehemaligen Herzogthum Parma, dem Herzogthum Modena und der Ro magna, sind nördlich vom Po begrenzt und haben 404,„ Q.-M. und 2,146,500 Einw. Piaeenza, 39,000 Einw., Festung am Po, Kathedrale im go- thischen Stil, Seidenfabriken. In der Nähe die roncalischen Fel- der, wo die alten deutschen Kaiser große Versammlungen hielten. Parma, 47.000 Einw., mit vielen herrlichen Bauten, Gemäldesammlung, einer berühmten Buchdrnckerei. Reggio, 21,000 Einw., an einem zum Po führenden Canale. Geburtsort des Ariost. Im Südwesten in die Apenninen hinein liegt das zerfallene Schloß Canossa (Heinrich Iv.). Nahe am Meere liegt Carrara, 6000 Einw., Marmor (jährlich gegen 1000 Centner Ausfuhr), Bildhauer, Academie der schönen Künste. Modena, 32,001) Einw., hat schöne Straßen, die zu beiden Seiten mit bedeckten Gängen versehen sind, zahlreiche Kirchen und Klöster und eine Universität. Bologna, 89,000 Einw., Universität und Musik- schule. Ferrara, 27,000 Einw., am Po, Festung, Universität. Ra- venna, 19,000 Einw., Seestadt am adriatischen Meer, Seidensabriken. E. Die Marken und Rmbrien bestehen aus ehemaligen Theilen des Kirchenstaates und haben 352 Q.-M. mit 1,396,000 Einw. Urbino, 7000 Einw., Geburtsort Rafael's. Ancona, 31,000 Einw., Festung und Handelsstadt am adriatischcn Meere. Perugia, 15.000 Einw., Academie der Künste. 0. Das ehemalige Vroßherzoglhum Toscana hat 404,1g Q-.-M. und 1,826,300 Einw., liegt in Mittel-Italien zwi- schen den Apenninen und dem toscanischen Meer und ist ein herrliches, produttenreicbes Land (das alte „Etrurien"). Hauptstadt Florenz, 116,000 Einw., am Arno, Hauptstadt des Königreichs Italien, in reizender Gegend auf beiden Seiten des Flusses gelegen, mit herrlichen Billen in der Umgegend, mit schönen Gärten, besäet mit Wein, Feigen- und Olivenbäumen, hat Prachtbauten (dar- unter den Dom mit majestätischer Kuppel), Kunstschätze aller Art (Me- diceische Venus), ' und bedeutende Fabriken in Seide, Wolle, Stroh- hüten rc. Geburtsort Dante's. Lucca, 22,000 Einw., Seidcnzeug-, Tuch- und Papierfabriken. Handel mit Oel. Pisa, 33,000 Einw., am Arno, hat einen schiefen Thurm mit 7 Stockwerken, der über 12' von der senkrechten Richtung abweicht, und einen Kirchhof, dessen Erde ans Jerusalem geholt ist. Vaterstadt Galilei's (geb. ,1564). In der Nähe Quecksilbergruben und nördlich die berühmten heißen Bäder von Pisa. Alle Herrlichkeit der Alt-Stadt ist auf dem Domplatze zusammen- gedrängt. Siena, 21,000 Einw., auf drei Hügeln, prächtiger Marmor- dom, mit Tuch-, Seiden-, Hut- und Darmsaiten-Fabriken. Livorno, 83.000 Einw., besestigter Freihafen, Haupthaudelsplatz des Mittelmeeres, schön und regelmäßig gebaut, von Canälen durchschnitten, mit Seebädern,

3. Europa - S. 50

1879 - Gütersloh [u.a.] : Bertelsmann
50 Zweites Buch, Europa. Felsina) angelegt, in reizendster Umgebung, bedeutende Industriestadt, älteste Universität Italiens (1119 gegründet), durch Rechtspflege ausgezeichnet^); Rimini (Ariminiim; 10 000 E.) mit lebhafter Fischerei. An einem tobten Poarme: Ferrara (30 000 E.), wo einst das glän- zende Hofleben der Este seinen Sitz hatte (Ariosto, Tasso!), jetzt öde. Unfern der Küste: Raven na (22 000 E.) uuter Augustus wichtige Flottenstation, seit Honorins Sitz von Kaisern, die sich hier durch Sümpfe geschützt glaubten, dann Residenz von Odoaker und Theoderich und Sitz eines griechischen Exarchen26). § 210. Ii. Mittelitalien ^). 1. Toscana zwischen Magra, Apennin, Tiber und Meer, reich an verschiedenen landschaftlichen Formen2). Die Bewohner weniger leidenschaftlich als andere Italiener, aber leichtfertig, doch zugleich rührig, freundlich, von feinstem Sinne für die Kunst und alles Schöne. Daher hier ein Hauptsitz der Kunst, des Kunstgewerbes und der Industrie (namentlich in Seide und Stroharbeiten). Florenz (140 000 E.) „la bella" reizend in einem Kesselthal des Arno inmitten schöner Gärten und Pflanzungen von Maulbeerbäumen, Oliven und Kastanien gelegen, reich an den edelsten Werken der Kunst. Hier ein Marmordom, desien Kuppel nach ihren Verhältnissen als schönste der Erde gilt3). In der Kirche S. Lorenzo die Grabkapelle der Media*, das Wunder- werk von Florenz (kostbare Statuen Michel Angelo's^!)^). Viele prächtige Paläste z. Th. mit den vorzüglichsten Gemälde-- und Antikensammlungen, welche manche der ersten Kunstwerke alter und neuerer Zeit enthalten5). Am unteren Arno: Pisa (26 000 E.), noch im Mittelalter an der Mündung gelegen, jetzt 1 M. vom Meer, daher jetzt verödet und düster (Pisa morta), während es einst sehr volkreich war (150 000 E.) und mit 25) In Bologna das Grabmal ^Enzios. Einst dort eine tüchtige Malerschule (Guido Rem!); in der Nähe von Bononiä "auf einer Renoiusel fand 43 u Ehr. die bekannte Zusammenkunft dertriumviru statt. Weiter an der Straße Faenza, (14000 E.) durch das nach ihm benannte Fayence (Halbporzellan) bekannt. 26) Es ist ausgezeichnet durch altertümliche Kirchen ! Basiliken) und einen Pracht- vollen 6 M. langen Pinienwald, der die Stadt vor übler Luft schützen soll. Zu § 210. i) Im Alterthum lagen hier Etruria, Latium, Campania, Umbria und die Lande dersabini und Sabelli, namentlich Samnium. 2) Die Markgrafschaft Tuscien einst im Besitz der „eisernen Markgräfin" Mathilde (f 1115), die ihr Besitzthum der Kirch: vermachte. Darüber langer Streit zwischen Papst und Kaiser. Zuletzt der südliche Theil päpstlich, der nördliche an ver- schiedene Freistädte gekommen. Unter ihnen bald Florenz am mächtigsten durch seine Lage an der Kaiserstraße nach Rom, demokratische Verfassung und höhere Bildung, Die Mebtci* dort in ähnlich angesehener Stellung, wie einst Perikles in Athen, die mäch- tigsten Gönner von Künstlern und Gelehrten, deren Ruhm sprichwörtlich wurde, Herzöge seit 1531, später Großherzöge. Nach ihrem Aussterben 1737 kam das Land an die Lothringer-Habsburger. s) In der Nähe ein Baptisterium mit Thüren in Erzguß, die in ihrer Art einzig schön sind. 4) . n der Nähe die ausgezeichnete Laurentinische Bibliothek. 6) Florenz die Heimat vieler ausgezeichneter Männer: Dante, Michel Angeld, Macchiavelli*, Galilei, deren Grabmäler hier sind. Auch Liouardo da Sinei* in der Nähe geboren. Eine M. nach N. Fiesole (Faesulae), Mutterstadt von Florenz.

4. Europa - S. 54

1879 - Gütersloh [u.a.] : Bertelsmann
54 Zweites Buch. Europa. mit mehr als 10 000 Zimmern, eine reiche Bibliothek und die vorzüglichsten Kunstschätze enthaltend.^) Der Monte Pincio besonders durch üppige Vegetation ausgezeichnet. Hier Fächer- und Dattelpalmen, Cedern, Cacteen, Agaven und Yuccas neben Olean- dern und andern eigentlich italischen Gewächsen. Auch das unterirdische Rom bedeutend. Die Catacomben sind unter- irdische Gänge, die oft 2 bis 3 Stockwerke enthalten, dadurch entstanden, daß man den in der Tiefe liegenden Tuff zu Bauten herausholte. 23) Sie haben den Christen anch als Grabstätten, zu Zeiten auch als Wohu- und Versamm- lungsplätze gedient. Wichtig anch die Cloaken, zur Entsnmpfung des Thals zwischen den Hügeln angelegt; sie haben allem Ungemach der Zeiten Widerstand geleistet. Rom und Umgegend in Folge so vieler Verwüstungen ganz mit Trüm- mern übersäet, noch immer von Reisenden und Künstlern aller Art lebhaft aufgesucht, obwohl mit Beseitigung des Kirchenstaates viele Festlichkeiten Ein- büße erlitten haben.24) An der Tibermündnng einst Ostia, durch Augustus zum Kriegshafen gemacht, jetzt ein unbedeutendes Dorf. Nördlicher an der Küste Civita Veechia* (10000 E.) einst durch Michel Angelo stark befestigt, Hafen Roms.25) Im O. von Rom Tivoli (Tlbur) über einem Wasserfalle in reizender Umgebung mit schönen Villen und antiken Banken; im So. davon Palä- strinct (Praeneste) Geburtsort des berühmten Musikers Palästrina.2^) 22) Hier die von Michel Angelo bemalte Kapelle, die Loggien* (©alerten) von Rafaels Schülern nach seiner Anleitung gemalt, die „Stanze di Rafae'le' 4 Fest- säle, von denen 3 Rasael selbst mit den kostbarsten Gemälden bedeckt hat, die kostbaren Rafaelschen Tapeten und ein Museum, dem keins auf Erden an Werih gleich kommt, besonders ausgezeichnet durch seine reichen Altertümer 2s) Dieser Stein, nebst dem in der Umgegend nicht seltenen aus Wasser abgesetzten Travertiu (Kalktuff), der noch leichter zu bearbeiten ist, vielfach zu Bauten verwandt, hat die Neigung zur Prachtliebe bei den Bauten nicht wenig befördert. 24) Rom 410 durch Alarich erobert, doch schonend behandelt; schlimmer haus'ten 455 als Eroberer die Vandalen Sehr viel litt es in dem schrecklichen Ostgothen- kriege (535—553) Aber am schlimmsten haben die uuter Robert Guiscard für Papst Gregor Vii. fechtenden Normannenschaaren 1083 gewüstet. Viel besser crgieng es Rom bei der Eroberung 1527. Die schlimmsten Zerstörungen haben die Römer selbst angerichtet, indem sie schonungslos von alten Gebäuden Material für neue Bauten ab- brachen. — Zu den Hauptfestlichkeiten gehörten namentlich früher: der Carne- val, 8 Tage vor Aschermittwoch beginnend (Göthes Schilderung!), die Austheiluug der Palmen am Palmsonntag, das Miserere in der sixtinischen Capelle während der Charwoche, die am Gründonnerstage vom Papst an 12 Greisen vollzogene Fuß- Waschung, der Segen des Papstes vom Balkon der Peterskirche am 1. Oster tage, die Beleuchtung der Peterskirche am folgenden Abend, die Girandola* (Feuerwerk) von der Engelsburg am Ostermontage. — Im August und September wird die Stadt noch jetzt, wie einst im Alterthum wegen der dort herrschenden schlechten Luft gemieden; man sucht dann die nahen Berge auf. 25) Im Nnw. von Rom einst Vei, darüber hinaus Sutri (berühmte Kirchen- Versammlung 1046). 26) Im So. von Rom einst Tusculurn am rnons Algidus, der zum Al bauergebirge gehört. Im Albanergcbirgc lao einst Alba longa im O. des Albaner Sees, hart am Albaner Berg. Oestlicher liegt Anagni (Anagnia; 7000 E.), wo einst Papst Bonisaz Ix. durch Philipps Iv. Mannschaft gefangen gehalten wurde.

5. Europa - S. 55

1879 - Gütersloh [u.a.] : Bertelsmann
B. Südeuropa. Ii. Italische Halbinsel. 55 An der Käste im S. Terra ein <t* (6000 E.) in bliithenreicher Um- gegeud. 5. Abruzzo uudmolife in den höchsten Gegenden des Appenmn. Die Bewohner noch jetzt sehr einfach.27) In der Nähe des Fuciner Sees Scür- cola, wo Konradin durch Karl von Aujou 1268 besiegt wurde. Oestlicher einst Sulmo (jetzt Solmona*), Geburtsort Ovids. § 211. Iii. Unter-Jtalien.^) Die Bevölkerung gemischt, das Land zersplittert, in eiuzelne Theile zerfallend, voll von Schlupfwinkeln, Wäldern und Sümpfen. Der Berkehr gehindert. 1. Campanien an den Golfen von Gaeta, Neapel und Saleruo* ge- legeu, üppig fruchtbar, lebhafte Fischerei und Schiffahrt treibend. Neapel (420000 E.) einst von Cumae aus gegründet, als schönste Stadt der Erde geltend („Vedi Napoli e poi mori"), nahe dem Vesuv in reizendster Landschaft, die „ein Stück Himmel auf die Erde gefallen" ist, im N. des Golfs von Neapel gelegen, bis l 00 ui hoch die Berge hinaufklimmend, inwendig z. Th. eng und winklig mit Häusern, die bis 8 Stockwerke haben. Aber die breite und lauge Toledo Straße reich an Palästen. Sehr interes- fant das Straßenleben, da hier viele Geschäfte öffentlich betrieben werden und das Volk ein reges Bedürfnis nach Unterhaltung hat. Da findet man Obst- Verkäufer, Fischer, Schiffszimmerleute, Quacksalber und Gankler, Jmprovisato- reu und Policinelltheater in Thätigkeit, vor Allem aber Lazzaroni, Arbei- ter und Lastträger (auf 80000 geschätzt), die sich mit den mäßigsten Genüssen begnügen und oft im Freien, etwa in dem Korbe, der ihnen zugleich als Schirm und Schild dient, übernachten, z. Th. fleißige, stämmige Arbeiter, doch früher auch zu Aufständen geneigt und eben roh. Neapel dritte Hafenstadt Jta- liens, auch Industriestadt, Universität (schon seit 1224), jetzt durch St. Elmo und 2 andere Castelle geschützt. Im Museo Naziouale eine ausgezeichnete in ihrer Art einzige Sammlung von Antiken, namentlich die Funde der aus- gegrabenen Städte am Vesuv enthaltend; auch eine Bibliothek dabei.2) Ju der Umgegend in seltener Weise das blühendste Leben mit unheimlichen Eiu- drücken und Erinnerungen verbunden: üppigste Vegetation, Reben die sich bis in den Wipsel der Bäume emporschwingen (lacrimae Christi); daneben dü- stere Seen, Verderben aushauchende Stätten, verschüttete Städte.^) Von Neapel führt südwestlich (Fig. 79) ein Tunnel durch den Posilipo 27) Im Alterthum hier die kräftigsten, sittenreinsten Stämme wohnhaft, die freilich auch am wenigsten cultiviert waren und ziemlich zerstreut lebten, vielfach nur Viehzucht treibend (Sabini, Marsi, Paeligni, Vestini, Marrücini u. ct.) Zu § 211. Im Alterthum hier Lucania, Bruttium, Apulia, Calabria; die griechischen Besitzungen hier und in Sicilien auch Magna Graecia genannt. — Unter- italien hat unter dem Wechsel der Herrschaft sehr gelitten. Bon den Römern kam es an die Ostgothen, dann z. Th. an die Byzantiner und Araber; 1059 Robert Guiscard* Herzog von Apulien und Calabrien; 1199—1268 herrschten Hohenstau- fen, dann Anjous, seit 1435 Aragonesen, seit 1505 Spanier, 1713-35, O est reich er, zuletzt Bourbonen, unter denen das Land sehr herunterkam. ") Lieblicher Ausblick auf Stadt und Umgegend vom Kloster Camäldoli, dem schönsten Kloster der Erde, im Nw. von Neapel. 3) Auch düstere geschichtliche Erinnerungen erwachen hier. Konradin 1268 hier enthauptet; Tejas, der letzte Gothenkönig mit den meisten Mannen hier am Lactari- schen Berg gefallen 553 nach Chr.

6. Beschreibende Geographie - S. 218

1872 - Stuttgart : Schweizerbart
218 Die Länder der Erde. aufgeblüht, an dem den Ticino mit der Adda verbindenden „Naviglio"; Dom (drittgrößter Europas), Arco della Pace, Theater della Seala, Brera (Palast der Künste u. Wissen- schafteni, Lazareth. In weiterer Umgebung die alten lombardischen Hauptstädte: Pavia ("lieinum, später Papia) und Monza mit ihren Domen und der berühmten „Certosa" (Karthause) von Pavia (zwischen dieser Stadt und Mailand), Lodi (Laus Pompeji). 5 Firenze mit dem Beinamen „Bella,", als toscanische Residenz 114, als ita- lienische 150 T. E., herrlich im Arnothal im Angesicht 30<)t) F. (975 Mtr.) hoher Berge gelegen, mit mittelalterlichem Gepräge, neuerdings zum Theil beseitigt (Ringstraße an der Stelle der alten Stadtmauern); Kathedrale und Kapelle der Medici, Palast Piti, Arco San Gallo, die „Usficien" (d. h. Museumi mit den Statuen florentinischer Größen (die beiden Mediä an der Spitze, §. 173,3). — Torino (Augusta Taurinorum," 200000 E.), die alte sardinische und erste italienische Hauptst.; Palazzo Reale auf der Piazza Castello, Basilica „La Superga" auf einer Höhe bei der Stadt «Ausläufer der Berge von Montferrat §. 172). ^ Venezia (110, zur Zeit der größten Macht über 200, bei Aufhebung der Re- publik 96 T. 6.) mit den Beinamen: „Ricca, Saggia, Signorile"; Kanäle und Gon- deln statt Straßen und Droschken, die vorgelagerten Inseln („Lidi"), über 1200 Palaste, besonders dein „Canale Grande" entlang, aber J/i der Bevölkerung arm; Marcuskirche (mit gesondertem „Campanile"), Procuratien und Dogenpalast (mit der „Seufzerbrücke") auf dem einzigen Marcusplatz; Rialtobrücke, Generalarchiv, Arsenal, Bahnviaduct durch die Lagunen nach Mestre. — Genova (Janau, 140000 (£.), mit dem Beinamen „Lnperda" , Stadt der Marmorpaläste wie Venedig; am Fuß des Apennin amphithea- tralisch vom Golf gegen die Berge ansteigend, mit prachtvollen Häfen und Moli; Käthe- drale und auf einem der höchsten Punkte der Stadt die Kirche Carignano, Stadthaus, Palazzo Ducale und Doria-Palast. 7 Palermo (Panormus) 210000 E. (mit Bannmeile als „Gemeinde"), Beiname „Feiice", am Meer und am Fuß eines der schönsten unter den niedrigen Bergen, des Monte Pellegrino (Grotte der heil. Rosalie>; Palazzo Reale, ein ganzer Gebäudecom- plex mit der Capella Palatina, Kathedrale, Universität und Museum. In der Umge- bung Monreal e (Kathedrale und Kloster), Kloster San Ataria di Gesu; die „Ba- garia", Thal eines Bachs, mit phönizischen Alterthümern. — Die einst glänzenden Städte: Siracusa (Syracusae), größte griechische Stadt des Alterthums, angeblich mit 1 Mill. E., und Girgenti (Agrigentum) mit ihren Ruinen, hier: die „3 Tem- pel", dort: das griechische Theater, die Latomien (Ohr des Dionys), die Katakomben der „Todtenstadt", das Olympieion; jetzt beide unter 20000 E. 8 Die übrigen find: Catani a (65000 E., Catana, am Fnß des Aetna; Dom, griechisches Theater); Verona (56000 E., „Welsch-Bern", Beiname „Degna"; römi- sche Arena, Denkmal der Scaliger, d. h. der lange an der Spitze der Republik gestan- denen Familie della Scala, zu unterscheiden von dem Philologen §. 173,5; Kongreß); Padua (52000 E., Padova, Patavium, Beiname „Forte"; Antoniuskirche, Statuen des Platzes „Prato della Balle"); Alessandria <54000 E. mit den „Corpi Santi", sonst kaum 30000). — Bologna (sür sich 90000 E., Bononia, Beiname „Grassa", die schiefen Thürme Afinelli und Garienda am Dom. Messina (für sich 62000 E., ^Iessaria>, nach dem calabrischen Erdbeben von 1783 neu aufgebaut; großer Hafen, ge- bildet von 1 sichelförmigen Halbinfel („Zancle") mit Citadelle und Lazareth gegenüber der Stadt, romanischer Dom. Livorno (96000 E.) im 16. Jahrh. noch ein unbe- deutender Landungsplatz, jetzt einer der prachtvollsten Häfen. 9 Eisenbahnen (850 M.) nicht nur durch ganz Oberitalien vom Mt. Cenis (§. 71) bis zur Avria, sondern auch beiden Küsten entlang, auf der Westseite vom französischen Anschluß in Nizza bis über Neapel hinaus zum Golf von Tarent, auf der Ostseite von Bologna bis Ltranto; Querverbindungen durch die ganze Breite zwischen Livorno und Venedig, Rom und Ancona, Neapel und Foggia, Reggio und Bari; Maschen in Ober- italien und Toscana. Darunter einzig in ihrer Art die durch den Vesuvausbruch von 79 verschütteten Städte: Pompeji auf der Ostfeite des Vulkans (jetzt zu ausgegraben), Herc u- lanum bei Resina in Neapels Bannmeile^, stabiä, auf dessen Trümmern Castel- lamare. — Die trotz aller Zerstörung wieder aufgeblühten Städte, wie^ Mailand, Messina, und die gänzlich verkommenen, nach Art von Aquileja (§. 162). Sehr herab> gekommen die antiken Großstädte: syracus und Agrigent7; Capua (das neue neben dem zerstörten alten, Beiname „Amorosa") und Tarent (Taranto, l'aras, erste der

7. Beschreibende Geographie - S. 217

1872 - Stuttgart : Schweizerbart
Italiens Städte. 217 die in Monumentalem mit den großen wetteifern. Vertheilung an Ftüssen und Küsten, Hauptstraßen und Eisenbahnen, welche nunmehr ein System bilden 9. — Die heutigen, mittelalterlichen, römischen und vorrömischen (vor- nehmlich griechischen) Großstädte; die herabgekommenen und zerstörten Städte, Ruinenstädte hänsig neben den neuen (wie vor allen Rom selbst) Städte des Handels und Verkehrs zahlreich, auch viele gewerbreiche Plätze (doch wenig eigentliche Fabrikorte in großem Maßstab), sowie Bäder und Kurorte"; ebenso Städte der Kunst und Wissenschaft'^; viele berühmte Festungen und Schlachtfelder L Gemäß der Eintheilung des Königreichs in „polit ische Gem ei n den" (§. 176) sind diese von den eigentlichen Städten wohl zu unterscheiden; jene sind häusig wahre Complexe von Ortschaften, am auffallendsten bei Capanorri in Toscana (Ge- meinde 38000, Stadt 500 E.), aber auch bei Lucca (St. 23, G. 65 T. in 15 Ort- schasten), Ravenna (St. 19, G. 59 T. in 4 O.), Ferrara (St. 28, G. 70 T. in 35 O.), Moden a (Stadt 32, G. 57 T. in 7 O.) u. s. w.; es kommt aber auch der umgekehrte Fall vor, daß bloße Vorstädte oder Bannmeilen („Corpi Santi") eine eigene Gemeinde bilden, z. B. bei Mailand. — Beinamen der italienischen Städte; Doppel- namen, d. h. italienische und deutsche, dazu die antiken Namen manchmal als dritte. - Beiname von Roma: „Pomposa e Santa" ; die „ewige Stadt", „Siebenhügel- stadt"; die 7 Hügel diesseits des Tiber: M. Aventino, Celio, Palatino (Kaiserpaläste), Esquilino, Viminale, Quirinale („Monte Cavallo"), Pincio, und die 2 jenseits: M. Vaticano und Gianiculo. Aus der Menge des Monumentalen: Peterskirche (die neueste und größte der 4 „Parochialkirchen" des Papsts, neben: S. Giovanni in Late- rano, S. Maria Maggiore und S. Paolo außerhalb der Mauer) und Pantheon (der besterhaltene Tempel des Alterthums, jetzt Kirche S. Maria della Rotunda); Engels- bürg (Hadrians Mausoleum) und Campidoglio (Capitol, Reiterstatue Marc Aurels); die päpstlichen Paläste Vatican und Lateran und die königl. Residenz Quirinal. Rui- neu des Colosseums, das Forum Romanum und Trajanssorums, der Thermen des Caracalla und Diocletian, der Triumphbogen des Titus, Septimius Severus und Eon- stantin und zahlreicher Tempel. Die prachtvollen „Villen" in der nächsten Häuserbe- deckten und hügeligen Umgebung. Die weitere Umgebung, „Campagna di Roma", einst eine der blühendsten Landschaften, jetzt durch Malari» (§. 172) eine ungesunde Oede mit räuberischen Hirten. — Auf der einen Seite: das Meer mit dem alten Hafen Ostia an der Tibermündung und der neuen festen Hafenstadt Civita-Vecchia. Auf der andern: der Subapennin (Sabinerberge) mit den vorgeschobenen fast isolirten Grup- Pen der Albaner- und Lepiner Berge im O. der Stadt; mit den Städten: Fras- cati, Albano, Belle tri (Velitrae), Palästrina (Praeneste), Tivoli (Tibur), den Ruinen von Alba Longa (bloße Spuren), Tusculum, Gabii, Fidenä, Veji (letztere beiden im N. der Stadt). ^ Beiname von Napoli: „Odorifera & Gentile"; „Studiengebäude" mit dem Nationalmuseum (früher „Museo Borbonico"), Kirche St. Martino und das größte aller Theater S. Carlo; die Castelle St. Elmo in der Höhe, bei Ovo im Meer, Castel- Nuovo nebst Arsenal am Kriegshafen, den ein langer „Molo" vom Handelshafen („Porto Gra»de^) scheidet; der Königsvalast in der Nähe des Hafens am „Plebiscit- platz" und der ^oni merpalast auf „Capodimonte" (dem höchsten Stadttheil), an den beiden Enden des „Toledo" (Hauptstraße Neapels»; auf der Westseite am Meer die „Villa Nationale" (Anlagen) und Straße „Mergellina" mit der „Posilipo-Grotte" (an- tiker Tunnel nach Pozzuoli); höchster Punkt westlich über der Stadt (c. 1400 F., 355 Mtr.) mit Italiens schönster Aussicht: das Kloster Camaldoli. Häuser fast ununter- brochen von Pofilipo (1 Villa) dem Gotf entlang über Portici und Resina bis Torre del Gre^cco, landeinwärts vom Ovo bis Capodimonte; in dieser Ausdehnung 600, eigentliche >stavt 450 T. E. — Die mit Häusern übersäete „Campagna Felice", der Vesuv mit dem Observatorium, die Inseln Capri und Jschia; Sorrento östlich, Pozzuoli (Puteoli; Scrapistempel, Solfatare und >see von Agnano) westlich; die Ruinen von Bajä, Cuma und (in etwas größerer Entfernung) Pästum und die ver- schütteten Städte. ' Milano (Mediolanum) mit dem Beinamen „Grande" (200, mit den „Corpi banti 270 T. E.), nach zweimaliger Zerstörung lhunnen, Barbarossa) stets wieder

8. Methodischer Leitfaden für den geographischen Unterricht in gehobenen Schulanstalten - S. 118

1879 - Berlin : Stubenrauch
118 §. 31. theilen und ihren glänzenden Bazars den Eindruck eines modernen Badeortes im größten Styl. Und wiederum genügen wenige Schritte, um sich aus demselben hinaus in eine Stadt des buntesten, wenn auch nicht blühenden, gewerblichen Treibens zu versetzen. Und über dieses bunte Gemisch ragen die Trümmer der Ruinenwelt des alten Rom in ernster Einsamkeit zum Himmel empor." Von den zahlreichen Hügeln, aus denen das heutige Rom besteht und die zur Hälfte aus Ruinen entstanden sind, hat man oft die herrlichsten Blicke über die Stadt, und von jedem Punkte einen andern und schöneren. Von den vielen schönen Baudenkmälern Roms erwähnen wir nur die prächtige Speterskircke. an welcher fast 200 Jahre (von 1450—1626) gebaut worden ist. Die Kirche hat die Form eines Kreuzes, über dessen Mitte sich eine hohe Kuppel wölbt, die eine Höhe von fast 125 m hat. Der vatikanische Palast ist wegen der dort sich befindenden Kunstschätze und Alterthümer weit berühmt, ebenso das Kapitol, die Sixtinische Kapelle, der Palast Quirinal u. s. w. In der Nähe sind die Katakomben, meilenweite unterirdische Gänge. Q Civita-Vecchia, Hasen. Tivoli, viele römische Alterthümer. ^ 10. Das frühere Königreich Neapel, im Süden vom Kirchenstaat, ist durch die Straße von Messina von Sicilien getrennt, mit welchem zusammen es früher das Königreich beider Sicilien hieß. Die Bevölkerung ist in den Abruzzen und in Calabrien am schwächsten, im fruchtbaren Campanien dagegen am dichtesten. Apulien (Puglia) bildet vom Monte Gargano nach Süden zu eine Ebene, die gute Viehweiden bietet. * Ncavel (450) kann sich hinsichtlich seiner prächtigen Lage und seines Klimas mit den schönsten Städten Europas messen. Vom Meerbusen aus baut sich die Stadt amphitheatralisch bis zu dem Rücken der sie nördlich und westlich einschließenden Berge aus, und über dies alles erhebt sich östlich im Hintergrunde der beinahe immer Rauch auswerfende Vesuv. Eine Folge dieser zwischen Bergen und dem Meere gedrängten Lage find die meist äußerst engen Gassen und sehr hohen, durchaus massiven Häuser. Letztere haben sämtlich flache Dächer, welche in der Abendkühlung einen sehr angenehmen Erholungsort darbieten, . „Vergebens sucht man in Neapel Werke der Kunst, welche sich denen, woran Rom so reich ist, vergleichen ließen. Ein bunter, überladener Schmuck und allerlei Schnör- keleien vertreten hier die Stelle der sinnigen Kunst." Die belebteste und längste Straße Neapels ist die Toledostraße. Dieselbe ist un- unterbrochen mit Equipagen, Reitern, Fußgängern, beladenen Pferden, Eseln und Maul- thieren besetzt. Nicht nur die Besucher der Kaffeehäuser, deren es, wie in ganz Italien, unzählige gibt, fitzen hier bis mitten in die Straße hinein, sondern auch alle Arten von Handwerkern: Schneider, Schuster, Schlosser, Sattler, Blechschmiede arbeiten bei Tage und bei Licht nicht in, sondern vor ihren Buden, wenn es sonst das Wetter erlaubt. Auch die Kleinhändler, Geldwechsler und überhaupt wer etwas zu verkaufen hat, sowie die Garköche, welche hauptsächlich Maccaroni bereiten, drängen sich so weit als möglich in die Straße. Dazu kommen endlich noch die Landleute, Lazzaroni und Bettler, welche theils um auszuruhen, theils um zu gaffen u. s. w. quer durch die Straße liegen. Die Mannigfaltigkeit der Trachten ist hier in hohem Grade ergötzlich ; da sieht man Fischer und Lazzaroni mit rothen Mützen und Leibbinden, Frauen mit grellen, bunten Kopstüchern, Miedern und Kleidern, Soldaten mit Hochrothen Uniformen, Welt- geistliche mit langen schwarzen Gewändern, Mönche in verschiedenen Kleidern, außerdem Schüler verschiedener Anstalten, Domestiken, Thürsteher u. s. w., welche alle Uniformen zum Theil in den schreiendsten Farben tragen, und endlich viele Fremde, als Deutsche, Engländer, Spanier, Franzosen, Russen, Amerikaner und sogar Mohren in ihrer Nationaltracht. Eine eigene Klasse der Bewohner bilden die Lazzaroni. Das ist die arbeitende Klasse, welche oft so arm ist, dass viele nicht einmal eine Wohnung haben und alle ihre Geschäfte: Braten, Kochen, Essen und Trinken auf der Straße thun und sogar unter den Vorhallen der Kirchen und auf den Ecksteinen '.der Straße schlafen. Ihre Zahl wird auf 50—60 000 angegeben, und sie werden trotz ihrer Armut als heiter, arbeitsam und zufrieden geschildert. Der Handel in Neapel ist nicht so bedeutend als man erwarten könnte, und der Hafen felbst ist nur mittelmäßig und den Versandungen ausgesetzt. In der Nähe Neapels liegt Portici am Meere und die im Jahre 79 n. Chr. ver- schütteten Städte Herculanum, Pompeji und Stabiae; von Herculanum, auf dem jetzt ein Theil von Portici liegt, ist nur wenig, aber von Pompeji V? ausgegraben. Mttuv***. $1 wwmc yjc , k hjcm. K Jxjjai hay-w •

9. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 696

1874 - Mainz : Kunze
696 Europa — Italien. änderten Namen, z.b. das wegen prächtiger Ruinen und Cascaden viel besuchte Tivoli statt Tibur, Albano mit schönen Villen, Ariccia Sommeranfenthalt der Künstler, Belle tri mit vielen Bettlern, und Palestrina oder Präneste auch voll Ruinen. Biterbo, nordwestlich von Rom, hat 20600 E. und etwas Fabrikthätigkeit, nament- lich in Streichzündhölzchen. Ostia heißt noch die Stadt an der Tibermündung; doch ist nun der eigentliche Hafen Roms am Mittelmeer Civita vecchia, ehmaligcs (Seil- tumcellä. Terracina am Ende der poiuiuischen Sümpfe. 1^) Neapel (1550 Q. M. mit fast 7^/io Mill. Bew.). Die Gegenwart steht auch hier der Vergangenheit nach. Viele nackte Berge und Felsen waren sonst mit Wal- düngen überdeckt, viele Gefilde blühender, und in den meisten Städten mehr Betrieb- samkeit und regeres Leben. Nlterthumsknndige und andre Gelehrte gibt es allerdings, das Volk aber ist sehr unwissend, so daß wenige lesen oder gar schreiben können (s. o.); unter 100 Kindern von 5—12 Jahren sandte das alte Königreich Neapel nicht mehr als 12 iu die Schule. Aeußerte doch Ferdinand Ii., der Vater des depossedirten Königs Franz gelegentlich ganz offen: „Mein Volk hat nicht nöthig zu denken." Der Handel ist meist in fremden Häuden. Der größte Theil des Grundbesitzes bildet Majorate; gibt es doch unter dem neapolitanischen Adel 217 Fürsten und 61 Herzöge! Gar manche Landstrecken, die des Anbaues fähig wären, liegen unbenutzt da. Es wurden vor eini- gen Jahren noch 14 Erzbischöfe, 81 Bischöfe, 32000 Weltgeistliche, 20000 Mönche und 18000 Nonnen gezählt. Zahlreich waren die Bücherverbote, und für die nicht ver- botenen ein starker Eingaugszoll, l8/* Frank der Band. Bettler und Banditen wie im ehemaligen Kirchenstaat. Schon aus diesen Angaben läßt sich auf den Zustand des Landes schließen. Die Bewohner, ein altes Gemisch von Uritaliern, Griechen und- Lateinern,. Sarazenen, Normannen, Spaniern und Albanesen — woran noch Unter- schiede der Trachten und Dialekte erinnern — haben Fähigkeiten genug, sind auch in der Reihe der Jahrhunderte hinlänglich vermischt, um ein achtbares Volk vorstellen zu können. 'Ms hätte sich ans ihnen etwas machen lassen; allein nuter den fremden Be* Herrschern lvar seit dem Ende der Hohenstaufen keiner, der in bürgerlicher wie geistiger- Hinsicht nicht mehr auf Niederdrückung als auf Hebung des Volks gewirkt hätte. Die Geschichte des zuletzt regierenden Hauses Bourbon gewährt in der That keine erfreuliche Lektüre, am wenigsten die der Ferdinande. Wir unterscheiden folgende älteren Abtheilungen: 1) Terra di Lavoro im Westen des Apennin, von Terracina bis zur Halbinsel von Sorrento. Neapel mit 448000 Einw., eine der größten und schönsten Städte Europas in überaus herrlicher Lage; an- saugs eine Kolonie der Cumäer, wurde sie jedoch erst bedeutend, als sie nach dem Aus- sterben des Hanfes Anjou die Hauptstadt des wiedervereinigten Königreichs Neapel und Sizilien wurde. Das Fort Saut Elmo mit düster» Staatsgefängnissen überragt die Stadt; die Straße Toledo ist die ansehnlichste, und das Theater Carlos daö Pracht- vollste; das Museum enthält Alterthümer, besonders aus Herkulanum und Pompeji, und die crzbischöfliche Tomkirche das Blnt des heil. Januar, das dreimal des Jahres, wenn man will, flüssig werden kann. Im Jahr 1861 gab es für die halbe Million der Bewohner Neapels nnr 42 Schulen, welche von 3000 Schülern besucht wurden. Uni- versität, reiche Sammlungen für Kunst und Wissenschaft. Auf den Plätzen sieht man viel Lazzarouis, die muuter, und wenn sie Hunger haben, auch thätig sind; man zählt

10. Theil 1 - S. 436

1875 - Leipzig : Brandstetter
Achter Abschnitt. 1. Physiognomie des heutigen Rom. — 2. Die römische Campagna. — 3. Der römische Carneval. — 4. Die heilige Charwoche in Rom. 1. Physiognomie des heutigen Rom.*) Das heutige Nom streckt sich in Gestalt eines Fächers, dessen Griff die Porta del Popolo mit der vorstadtartigen Verlängerung nach Ponte Molle hin bildet, etwa bis in die Hälfte des von den Umfangsmauern einge- schlossenen Raumes hinein. Drei Hauptstraßen, die Via del Babuino, die Ripetta und zwischen beiden der Corso, bilden gleichsam die Gitterstübe dieses Fächers, als deren Endpunkt von Porto del Popolo aus die Kirche S. Maria Maggiore, das Capitol und das Judenghetto angesehen werden, können. Von diesen drei Punkten abwärts in südlicher Richtung beginnt die Trümmerstadt, das alte Rom, dessen Ueberbleibsel, sämmtlich der Kaiser- zeit angehörig, aus den unabsehbaren Gemüsefeldern, Gärten und Wein- pflanzungen hervorragen, welche jetzt wohl über zwei Drittheile des von den heutigen Umsangsmauern eingeschlossenen Areals bedecken. In diesem Reu-Rom geht keine Straße in der Richtung irgend einer des alten Rom. Keine Phantasie reicht hin, sich die Vorstellung eines Platzes, wie etwa das alte Marsseld war, aus dem wüsten Häusergewirr, welches jetzt seine Stelle einnimmt, zu erneuern. Es hat geradezu etwas Gespensterhaftes, wenn z. B. in der Nähe des schmutzig-engen Juden- viertels oder unter den jämmerlichen Häusern am ehemaligen Forum des Nerva plötzlich die Reste eines alten Porticus oder ein halbversunkenes Säulenpaar vor uns aufsteigen. Keine Stadt hat solche Erschütterungen, Verwüstungen, Umwandlungen erfahren, wie Rom. Neben dem Charakter einer uralten Residenz des geistlichen Oberhirten der Christenheit mit seinen zahllosen Kirchen — deren mehr als 300 vorhanden — und den Hofburgen und Schlössern seiner geistlichen und weltlichen Fürsten bietet es nun in seinen fashionablen Stadt- *) Nach Ad. Stahr, Ein Jahr in Italien (Oldenburg, 1853).
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