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Auch Spanien und Holland traten gegen England auf. Im Frieden zu Versailles (1783) endlich wurden die amerikanischen Staaten für Freistaaten erklärt.
Nach dem Kriege wurde Washington zum Präsidenten der Union gewählt. Er starb 1799, tief betrauert von seinem Volke.
(Neben Washington erwarb sich auch Benjamin Franklin große Verdienste um die Freiheit Nordamerikas. Er wurde 1706 zu Boston geboren. Unbemittelte Eltern, schlichte bürgerliche Erziehung. Wird Buchdrucker, studierte privatim nützliche Bücher. Verfasst Schriften fürs Volk, Beschäftigung mit den Naturwissenschaften. Erfindung des Blitzableiters. Gründung der Akademie zu Philadelphia; Stiftung von Schulen und eines Krankenhauses. 1773 in London und 1778 in Frankreich. („Dem Himmel entriss er den Blitz, dem Tyrannen das Scepter".» 1785 Rückkehr nach Amerika, hohe Ehrenbezeigungen. Statthalter von Pennsylvanien und Abgeordneter. Verbesserung des Geflngnisswesens. Er starb 1790. Sein Denkmal.)
Dritter Abschnitt.
Von der französischen Revolution bis zur Gegenwart (1789—1874).
§. 41. Ursachen und Anfang der französischen Revolution (1789).
Nach Ludwig Xv. kam Ludwig Xvi. (gutmütig, charakterschwach) auf den französischen Thron. Seine Gemahlin war Maria Antoinette von Oesterreich. Die Schuldenlast des Landes (vermehrt durch den nordamerikanischen Krieg) stieg wieder um 1 Milliarde. Die Steuerlast war für den Bürger und Bauer unerschwinglich, weil Geistlichkeit und Adel steuerfrei waren, und doch den meisten Grundbesitz (2/3 aller Ländereien) hatten. _ Das Königthum wurde verachtet, gehasst, weil seit Ludwig Xiv. eine drückende Willkür-herrschaft und das sittenlose Hofleben eingeführt waren. Schriftsteller (Voltaire, Rousseau) schrieben gegen die Religion und die bestehenden Staatseinrichtungen. Die Befreiung Amerikas erweckten das Verlangen, in Frankreich ebenfalls die Staatseinrichtungen umzugestalten. Der redliche und geschickte Minister Necker rieth zur Sparsamkeit und zur Berufung der Reichsstände; er wurde nicht gehört und musste abtreten. Die Erregung im Volke wurde dadurch immer größer. Schmähreden wurden gegen den Hos verbreitet und der Herzog von Orleans nährte als persönlicher Feind der Königin den Hass immer mehr. Necker ward wieder Minister. Nun folgte Einberufung der Stände (Adel, Geistlichkeit und Bürgerstand) nach Versailles. Die beiden ersten weigerten sich, mit dem dritte n Stande (Bürgerstand) zusammen zu berathen. Der 3. Stand erklärte sich auf Mirabeaus Antrag als Nationalversammlung (17. Juni 1789) und beschloss, nicht auseinander zu gehen, bis der Staat eine Verfassung (Constitution) hätte. Das war der Anfang der Revolution. Der König ließ nun 30,000 Mann Truppen zwischen Paris und Versailles zusammenziehen. Das erweckte Mistrauen. Ebenso die abermalige Entlassung Necker s. (Aufstand des Pöbels in Paris, Zerstörung der Bastille (14. Juli), Errichtung der Nationalgarde unter Lafayette.) In den Provinzen begannen die blutigen Verfolgungen des Adels (Emigranten).
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Extrahierte Ortsnamen: Spanien Holland England Versailles Washington Nordamerikas Boston Philadelphia London Frankreich Amerika Pennsylvanien Frankreich Versailles Paris Versailles Paris
302
Benjamin Franklin.*)
1.
Es giebt wenig große und berühmte Männer, deren Namen ich mit einer liefern Ehrfurcht ausspreche, als den Namen des schlichten Amerikaners Benjamin Franklin. Dieser Mann war ein Mann nach dem Herzen Gottes, der es mit dem Menschengeschlechte nicht blos gut meinte, sondern ihm so viele Wohlthaten spendete, wie nur selten einer der gefeiertsten Männer aller Zeiten; ein Mann, der imnier gerade und redlich seinen Weg wandelte, der für die Freiheit seiner Mitbürger arbeitete, wie kaum ein Bürger Roms oder Griechenlands, und der bei all' seiner Größe immer einfach und anspruchslos blieb!
Benjamin Franklin wurde zu Boston, der jetzigen Hauptstadt des Staates Massachusetts in Nordamerika, am 17. Januar 1706 geboren. Sein Vater, Josiah Franklin, ein wackerer und einsichtsvoller Mann, konnte dem kleinen Benjamin keine solche Erziehung geben, wie er es wohl wünschte, denn er war nicht vermöglich und sein Handwerk des Seifenstedens und Lichterziehens nährte nur nothdürftig die zahlreiche Familie. Benjamin, das jüngste seiner sechszehn Kinder, lernte, wie die übrigen, notdürftig lesen und schreiben, erhielt auch einigen Rechenunterricht, aber sonst mußte er sich selbst Mittel und Wege eröffnen, um feinen Wissensdurst zu befriedigen. Die Liebe zur Wissenschaft war in dem Knaben schon früh lebendig und als der Vater sie bemerkte, stand er von dem Plane ab, den Benjamin Seifensieder werden zu lassen. Bis in sein zwölftes Jahr mußte aber der Knabe seinem Vater bei dessen Geschäft an die Hand gehen. Dann, um zu sehen, ob der Kleine nicht zu einem andern Handwerk Lust hätte, nahm er ihn bald in diese, bald in jene Werkstätten mit, führte ihn zu Maurern, Böttichern, Kupferschmieden und Tischlern. Diese Besuche waren dem Knaben sehr Vortheilhaft, denn sie schärften feine Beobachtung und gaben ihm eine Geschicklichkeit seiner Hände, die ihm später oft zu Statten kam, namentlich wenn er die Maschinen für die physikalischen Versuche sich selber anfertigen mußte.
Jede Stunde, die der rastlos thätige und lernbegierige Knabe erübrigen konnte, benutzte er zur Lektüre. Am liebsten las er Reisebeschreibungen, und den größten Eindruck auf die junge Seele machte ein Buch, das schon manchen Helden begeistert hat, Plutarch's Lebensbeschreibungen, die sich in englischer Übersetzung in der Bibliothek des Vaters vorfanden. Dies Buch wurde wieder und wieder gelesen und gab der Seele des Knaben einen mächtigen Schwung.
Als der alte Franklin feines Benjamin's unüberwindliche Neigung M den Büchern bemerkte, gab er ihn zu einem feiner älteren Söhne, Namens James, der Buchdrucker war, in die Lehre.
*) Franz Hoffmann.
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Extrahierte Ortsnamen: Gottes Griechenlands Boston Nordamerika
304
auch vor jebev Entdeckung gesichert halten, da sein Bruder die Hand-schrrft nicht kannte. ^
Man fand das Blatt, und es wurde in der gewöhnlichen Versammlung der Zeitungsschriftsteller vorgelesen. Keiner war auf das Endurtheil gespannter als unser Benjamin. Wie freudig schlug ihm das Herz, als er einstimmiges Lob vernahm! Der Eine rühmte die Klarheit und Einfachheit, der Andere die treffenden Beweisgründe, der Dritte die Gründ-itchfett Jeder sprach seinen Wunsch aus, daß der unbekannte Verfasser des Artikels seine Zuschriften recht oft wiederholen möge. Dies geschah, und der junge Franklin erwarb sich immer neues Lob, obgleich auch zuweilen einzelne Arbeiten getadelt wurden. Niemals ward übrigens ein Artikel zurückgewiesen, obgleich man über den geheimnißvollen Verfasser stets in Unkenntniß blieb.
Unterdessen war Franklin ein so geschickter Buchdrucker geworden, daß er bei seinem Bruder nichts mehr lernen konnte. Dieser, dem er doch so große Dienste leistete, blieb aber immer hart und rauh gegen Benjamin, ja er prügelte ihn wohl gar. Da ward dem zartsinnigen Jüngling der Aufenthalt in des Bruders Hause unausstehlich und er beschloß, heimlich Boston zu verlassen und in einer entfernteren Gegend sein Heil zu versuchen. Geld hatte er nicht und er mußte den schweren Schritt thun, seinen kleinen Bücherschatz zu verkaufen. Die Reise ging nach New-York. Dort hoffte er bei einem Buchdrucker ein Unterkommen zu finden, doch überall waren die Stellen besetzt. Nun war guter Rath theuer, aber Franklin verzagte nicht, er beschloß nach dem fernen Philadelphia zu gehen. Seinen Koffer mit Kleidungsstücken gab er auf ein Schiff, er selbst schlug auf einem Boote den kürzeren Weg ein, nach Amboy, wäre aber in der stürmischen Nacht mit dem Fahrzeuge fast gescheitert. Dann ging er von Burlington aus wieder zu Schiffe und langte endlich nach vielen Mühseligkeiten in Philadelphia an.
„Bei meiner Ankunft in Philadelphia" — so erzählt Benjamin Franklin selber — „war ich in meinen Arbeitskleidern, da meine besseren erst zur See nachkommen sollten. Ich war mit Schmutz bedeckt und meine Taschen waren mit Hemden und Strümpfen angefüllt. Dabei kannte ich keine Seele in der Stadt und wußte nicht, wo ich nur eine Wohnung finden sollte. Ich war durch das Gehen, Rudern, und weil ich die ganze Nacht nicht geschlafen hatte, sehr angegriffen und fühlte außerordentlichen Hunger. Mein ganzer Geldvorrath bestand aber blos aus einem holländischen Thaler und etwas Kupfermünze, die ich den Bootsleuten gab. Da ich ihnen beim Rudern geholfen hatte, wollten sie nichts annehmen, aber ich beharrte darauf, daß sie das Geld nehmen mußten. Der Mensch ist zuweilen viel freigebiger, wenn er wenig hat, als wenn seine Taschen gefüllt sind."
3.
Als der Fremdling in den Straßen von Philadelphia rathlos umher-wanderte, begegnete ihm ein Kind mit Brod. Franklin steuerte nun auch
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305
auf einen Bäckerladen zu, um sich ein Brod zu kaufen. Für die dem Bäcker gereichte Münze bekam er aber ganzer drei und er war von diesem Ueberflusse so überrascht, daß er nicht wußte, was er mit den übrigen zwei Broden anfangen sollte. Doch erinnerte er sich noch zu rechter Zeit einer armen Wittwe, die auf demselben Schiffe mit ihm gefahren war und gewiß nicht minder hungrig war, als er selbst. So nahm er denn ohne Weiteres seine beiden überflüssigen Brode unter den Arm und während er das dritte verzehrte, begab er sich durch die Straße nach dem Landungsplatz zurück, wo er seine Reisegefährtin mit dem Geschenk erfreute und sich selbst durch einen Trunk frischen Wassers stärkte. So wenig leckerhaft war der junge Mann, daß ihn dieses einfache Mahl so erheiterte, als habe er die besten Gerichte genossen.
Am nächsten Tage sah Benjamin Franklin sich nach Arbeit um, nachdem er in dem Hause eines Mannes, Namens Read, sich ein einfaches Zimmerchen gemiethet hatte. Ein Buchdrucker, der nicht in besten Umständen war und Keim er hieß, zeigte sich geneigt, den jungen Menschen in seinen Dienst zu nehmen. Franklin brachte das zerrüttete Geschäft bald so in Aufnahme, daß der andere Buchdrucker es bereuete, ihn nicht in sein Geschäft aufgenommen zu haben und Keimer freuete sich nicht wenig seines Glückes. Dabei lebte der junge Mann einfach und mäßig, so daß sich seine Umstände von Tag zu Tag verbesserten. Auch kam sein Koffer an und er konnte nun auch mit anständiger Kleidung erscheinen. Sobald er ein wenig Geld zurückgelegt hatte, schaffte er sich wieder eine kleine Bibliothek nützlicher Bücher an. Es konnte nicht fehlen, daß ein so geschickter, kenntnißreicher und doch so bescheidener Jüngling sich die Aufmerksamkeit und Achtung ausgezeichneter Männer in Philadelphia gewann. Unter anderen interessirte sich auch der Gouverneur der Stadt, Namens William Keith, ungemein für Franklin, lud den jungen Mann öfters in sein Haus, unterhielt sich mit ihm über die verschiedensten Gegenstände und hörte mit vielem Beifall zu, wenn dieser seine Ansichten vortrug. Ja, er munterte ihn endlich auf, selbst und mit eigener Kraft eine dritte Buchdruckerei in Philadelphia anzulegen, indem er ihm versprach, daß ihm von Stund an alle Druck-Arbeiten, deren das Gouvernement be-nöthigt sein würde, übertragen werden sollten. Als Franklin einwendete, daß die Errichtung eines solchen Geschäftes für ihn zu kostspielig sei, gab ihm der Mann sogar das heilige Versprechen, ihm 100 Pfund Sterling, etwa 650 Thaler nach unserem Gelde, Vorschuß zu leisten, wenn er nach England gehen würde, um in London die nöthigen Einkäufe an Lettern und Maschinen zu machen. In Amerika war dergleichen damals noch nicht zu bekommen.
Der junge Franklin fühlte Kraft genug in sich, einer Druckerei selbstständig vorzustehen, und weigerte sich nicht lange, ein so gütiges Anerbieten anzunehmen. Vorerst mußte aber Benjamin seinen Vater um Einwilligung bitten und mit einem Empfehlungsschreiben des Gouverneurs versehen reiste er nach Hause ab.
Grub e, Geschichtsbilder. Ui. 20
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311
such an, indem er einen fliegenden Drachen anfertigte (aus Seidenzeug) und diesen bei einem Gewitter steigen ließ. An dem langen Stabe des Drachen hatte er eine eiserne Spitze angebracht; ein Bindfaden aus Hanf reichte bis zu feiner Hand und war an die eiserne Spitze gebunden. Damit aber die elektrischen Funken nicht in die Hand fahren möchten, knüpfte er noch eine seidene Schnur an den Bindfaden und hing an das Ende des letzteren einen Schlüssel. In diesem Schlüssel mußten sich nun die von der Spitze des Drachens aufgefangenen elektrischen Funken anhäufen, weil Seide, so lange sie trocken ist, die elektrische Materie nicht leitet. Sobald das Gewitter heranzog, eilte Franklin mit seinem Sohne auf das Feld; der Drache stieg und eine Donnerwolke ging über ihm hin. Bald fingen die Fasern des Bindfadens an, sich auseinander zu sträuben, Franklin näherte einen Fingerknöchel dem Schlüssel und siehe! ein Funken sprang ihm entgegen. Der Regen kam jetzt häufiger und immer stärker wurden die Funken, weil die nasse Schnur besser leitete. Er wiederholte den Versuch öfter und sammelte die Blitzmaterie in Flaschen, wo sich denn zeigte, daß sie gerade so wirkte, wie die elektrische. Der Versuch war zur Gewißheit geworden.
Dieses glückliche Experiment leitete Franklin auf die Blitzableiter und im Jahre 1761 hatte er schon die Freude, wie ein mit einem solchen Ableiter versehenes Haus in Philadelphia vom Blitz ohne Schaden getroffen wurde. Immer auf Fortschritte der geistigen Bildung bedacht, strebte er danach, zu Philadelphia eine hohe Schule zu begründen. Auf seine Veranlassung gingen Listen zur Unterzeichnung bei allen Bürgern um, und die Folge war, daß eine Summe von 50,000 Pfund Sterling zusammenkam, mit welcher die Universität, das jetzt noch blühende und gesegnete Denkmal von Franklin's Bemühungen, gegründet wurde. Als der brave Mann zum Stadtrath und Mitglied der Abgeordneten in die Volksversammlung gewählt wurde, stiftete er eine Freistätte für das gebrechliche Alter und arme Kranke. Dann brachte er es dahin, daß die Straßen in Philadelphia gepflastert wurden, und so hatte jedes Jahr von einer rühmlichen That Franklin's zu erzählen.
War schon jetzt der Ruf des vortrefflichen Mannes von Amerika nach Europa gedrungen, so ward Franklin ein wahrhaft gefeierter Mann, als die nordamerikanische Revolution ausbrach. England, als der Mutterstaat, hatte bis 17 69 seine nordamerikanischen Kolonien friedlich besessen und friedlich regiert. Da fiel es dem englischen Ministerium ein, allerlei drückende Abgaben von den Nordamerikanern zu erheben, ohne diesen die gleichen Rechte zu bewilligen wie den Engländern. Nun weigerten sich die amerikanischen Städte, englische Waaren zu kaufen. Darüber kam es zum Kriege zwischen dem Mutterlande und seinen Kolonien, in welchem diese den Sieg errangen und sich für frei und selbstständig erklärten. Die Männer aber, die am meisten zum glücklichen Ausgange dieses Kampfes beitrugen, waren Franklin und Washington, dieser als Krieger, jener als Staatsmann.
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29ö
Begleiter trat der Jüngling seine Reise nach dem 400 Meilen weit entfernten Ziele an, wo er zuletzt glücklich anlangte. Allein umsonst waren alle seine Bemühungen, den französischen Befehlshaber zu bewegen, von feinem Vorhaben abzustehen; vielmehr erklärte dieser, daß er fortfahren werde, da der Landstrich am Ohio allein feinem Könige gehöre, Jeden gefangen zu nehmen, der sich ohne feine Erlaubniß auf diesem Strome treffen lasse. So kehrte nun zwar Washington von dieser Sendung zurück, ohne den Zweck derselben erreicht zu haben; allein dennoch war die Reise für ihn und fein Vaterland von großer Wichtigkeit, da der junge Mann mit dem ihm eigenen Scharfsinn und guter Beobachtungsgabe sich auf dem ganzen Wege hinlängliche Kenntniß der Richtungen desselben, der Gegend und der Menschen gesammelt hatte.
Kaum vernahm der englische Gouverneur in Virginien die Fruchtlosigkeit jener Friedensvorschläge, als er auch beschloß, sich mit bewaffneter Hand den Unternehmungen der Franzosen zu widersetzen. Es wurde daher eine Schaar von 300 Kriegern gesammelt und der Oberbefehl über dieselben dem Major Washington übergeben. Schnell rückte der junge Held mit diesem Häuflein nach dem Ohiostrome vor, und in einem Kampfe mit einem weit überlegenen französischen Haufen wurde der letztere in die Flucht geschlagen. Allein neue Verstärkungen rückten, unter dem entsetzlichen Schlachtgeheule mehrerer Hundert Wilden, die auf der Seite der Franzosen waren, heran, und Washington, um seine braven Leute nicht unnütz zu opfern, sah sich genöthigt, der Uebemacht zu weichen. In der größten Schnelligkeit ließ er eine Verschanzung aufwerfen und diese vertheidigte er mit feinem Häuflein gegen die entschiedenste Uebermacht mit solchem Muthe, daß die Franzosen, die dem wackern Gegner in ihrem ritterlichen Sinne volle Gerechtigkeit widerfahren ließen, ihm einen ehrenvollen Abzug mit den Waffen in der Hand zugestehen mußten. Aber das Fehlschlagen dieser Unternehmung bewog die Engländer nur zu desto nachdrücklicheren Anstalten, und an der Spitze von mehr als 2000 Mann rückte jetzt General Braddock in's Feld, den Unternehmungen der Feinde ein Ziel zu setzen. Im übermüthigen Vertrauen auf fein Heer, welches in jenen Gegenden damals als ein sehr zahlreiches galt, vernachlässigte dieser Führer beim Vorrücken alle Vorsichtsmaßregeln, zu deren Anwendung ihn Washington, der sich als Adjutant des Generals im Zuge befand, dringend ermähnte. Plötzlich sahen sich die Engländer in einem waldigen Gebirge von zwei Seiten zugleich angegriffen, die Kugeln der Franzosen, wie die Pfeile der Indianer wütheten gleich schrecklich in ihren Reihen. Braddock selbst fiel tödtlich verwundet, und kaum würde Einer vom ganzen Heere dem Blutbade entronnen sein, wenn nicht Washington an der Spitze seiner löwenkühnen virginischen Scharfschützen sich dem mit Macht andrängenden Feinde entgegengeworfen, durch ein ununterbrochenes, wohlgezieltes Feuer Unordnung und Verwirrung in dessen Reihen gebracht und so seinen weichenden Landsleuten den Rückzug möglich gemacht hätte. Allgemein war die Bewunderung, welche dem jugendlichen Helden sowohl seiner Tapferkeit als
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Extrahierte Personennamen: Braddock Braddock
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter, Neuzeit
383
Ihm zur Seite stand der geistvolle, beredte, aufgeklärte Hamilton, sein Freund und einer der größten Staatsmänner Nordamerikas.
Es ist Thatsache, daß die vereinigten Staaten in der achtjährigen Zeit der Verwaltung Washingtons aus der tiefsten Nationalzerrüttung, aus Mangel und Bedrängniß sich auf eine hohe Stufe der Macht, des Ansehens, des inneren Wohlstandes und des Ruhmes erhoben. Am 14. Dezember 1799 starb Washington in Mount Vernon. Sein Tod ward in den vereinigten Staaten mit aller Feierlichkeit und selbst im Auslande betrauert. In seinem Testamente gab er seinen Sklaven die Freiheit und vermachte beträchtliche Summen zur Anlegung einer hohen Schule zu Kolumbia und einer Freischule für arme Kinder. Nach einem Beschlusse des Kongresses vom Jahre 1830 wurden Washingtons Ueberreste nach Washington gebracht und in dem ihm daselbst errichteten Denkmale beigesetzt. ________.
Großen Einfluß auf das amerikanische Volk und seine Schicksale übte besonders der berühmte Benjamin Franklin. Was diesen Mann besonders betrifft, so macht die Betrachtung seines Lebens einen wahrhaft erhebenden Eindruck, weil sein Beispiel uns lehrt, daß sittliche Kraft, aucö ohne mit außerordentlichen Geistesgaben verbunden oder von äußern Hülfsmitteln unterstützt zu sein, das Höchste zu leisten vermag, daß der Geist mit der Aufgab9, welche er sich zu lösen vorsetzt, wächst, und daß der Wille durch die entgegenstehenden Schwierigkeiten nur zu immer bedeutender Schnellkraft angestachelt wird.
Benjamin Franklin wurde am 17. Januar 1706 zu Boston geboren. Er war der Sohn eines Seifensieders. Da sein Vater siebeuzehn Kinder hatte, so konnte er auf ihn, den jüngsten, nicht viel verwenden, und bestimmte ihn auch zu seinem Handwerke. Durch Beispiel und Lehren förderte Ler Vater die sittlichen Keime seines Sohnes und suchte ihn in jeder Hinsicht zu einem brauchbaren Manne zu entwickeln. Die Erziehung, welche Benjamin bis zu seinem 12. Jahre im väterlichen Hause empfing, hat den Charakter sittlicher, bürgerlicher Gediegenheit, welchem er auch in seinem ganzen Leben treu geblieben ist. — Da ihm das Handwerk seines Vaters nicht gefiel, so lernte er bei seinem Bruder die Buchdrucker-kunst. Nach mancherlei Widerwärtigkeiten legte er eine eigene Buchdruckerei an und war unermüdet thätig, dabei heiter und streng redlich. Dies verschaffte ihm das Zutrauen seiner Landsleute, die gern bei ihm Bestellungen machten und ihn unterstützten. In seinen Feierstunden las er nützliche Bücher, und bald verfaßte er selbst kleine Schriften für das Volk, welche gern gelesen wurden; dann gab er eine Zeitung heraus, die große Aufnahme auf, Seit er selbstständig geworden, gelangte er bald zu Wohlhabenheit, legte in
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Extrahierte Personennamen: Hamilton Benjamin_Franklin Benjamin_Franklin Benjamin
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerikas Washington Boston
245
Herrn. In dem in Versailles 1783 abgeschlossenen Frieden wurden die vereinigten Staaten als unabhngig von England anerkannt.
Aber nicht minder groß war Washington als Brger und Staatsmann. Nach dem Abschlu des Friedens zog er sich aus sein Landgut tu Virginien zurck. Als aber die Abgeordneten der vereinigten Staaten 1787 in Philadelphia sich versammelt hatten, um fr die Union eine Verfassung aufzustellen, beriefen sie Washington zum Prsidenten der Versammlung und 1789, nach Vollendung des Verfassungswerkes, wurde Washington zum ersten Prsidenten der vereinigten Staaten gewhlt. Nach Ablauf der gesetzlichen Zeit von vier Jahren wurde er nochmals zu der gleichen Wrde berufen. Unter seiner Leitung hoben sich die durch den siebenjhrigen Krieg gegen England in ihrem Wohlstande erschpf-ten Staaten der Union wieder zu rascher Blthe empor. Washington kehrte nach seiner zweiten Prsidentschaft 1797 auf sein Landgut zurck, geehrt durch das Lob aller Guten. Er starb am 14. De-zember 1799, nachdem er selbst noch die Frucht seiner Liebe zum Vaterlande und begeisterter Pflichterfllung erlebt hatte. Sein Andenken ehrt die Bnndesstadt der Union, welche 1790 gegrndet wurde und seinen Namen fhrt; hier sind seit 1830 seine lieber-Teste beigesetzt. Allerorts aber in der Union trifft man Statuen und Bildnisse Washingtons.
Einen nicht minder bedeutenden Antheil an der Grndung der nordamerikanischen Union hatte Benjamin Franklin. Derselbe war 1706 in Boston geboren. Die drstigen Verhltnisse seiner Eltern gestatteten nicht, der reichen natrlichen Anlage des Knaben eine entsprechende Ausbildung zu Theil werden zu lassen. So er-lernte Franklin die Buchdruckerkunst. Aber seine Begierde zu lernen und sich Kenntnisse zu erwerben, war damit nicht befriedigt; er bentzte alle seine freien Stunden und oft einen Theil der Nacht zum Lefen, um sich weiter auszubilden. Nach vielen wechselvollen Verhltnissen gelang es ihm, in Philadelphia eine eigene Druckerei zu grnden; er verschaffte sich dadurch nicht nur ein gesichertes Auskommen, sondern gewann auch unter seinen Landsleuten an Achtung und Einflu, besonders durch die Herausgabe der peuusil-Gemischen. Zeitung und eines jhrlichen Almanachs, worin er seine Erfahrungen und feine tiefe Einsicht in die verschiedensten Angelegenheiten des Lebens niederlegte. Als die Zerwrfnisse der Kolonieen mit dem Mutterlande begannen und England viel daran gelegen war, einen Mann von Atiseh:n. und Einflu fr. sich zu gewinnen, wurde er 1753 zum Generalpostineister alev engi.schamer ikanischen Kolonieen ernannt. Doch blieb er der Sache seiner Landsleute mit ganzer Seele zngethan, und in dem tofveite wegen der Stempelaete trug er viel durch seine offenen und dringenden
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Extrahierte Personennamen: Benjamin_Franklin Franklin Atiseh
Extrahierte Ortsnamen: Versailles England Philadelphia Washington Washington England Washington Washingtons Boston Philadelphia England
11. Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt. 213
von Perekop in die Krim ein, den Hauptbestandtheil des Reiches des Tartarchans, eines türkischen Vasallen. Asow eroberten sie 1736, Oczakow 1737 und bei Stawntschane in der nördlichen Moldau siegte Münnich entscheidend. Dennoch gab, weil Oesterreich einen schimpflichen Frieden geschlossen hatte, Rußland im Frieden von 1739 alle seine Eroberungen den Türken heraus, nur Asow behielt es, aber geschleift.
In dieser Zeit verharrte zwar die protestantische Kirche in strenger Orthodoxie, ohne ein reges kirchliches Leben, aber die in ihr neu auftretende pietische Richtung unter Spener und Franke zeugte von der Kraft der evangelischen Wahrheit, und von ihr ausgehende Sekten förderten zeitweise den religiösen Sinn. Schon 1667 hatte der Engländer Georg Fox die Sekte der Quäker gestiftet, indem er von der Behauptung ausging, daß mit der Sendung des heiligen Geistes
die Begeisterung der Menschen durch den göttlichen Geist nicht geschlossen
sei, sondern noch oft der Geist Gottes in seinen Auserwählten sich kund gebe. Seine Anhänger, spöttisch die Quäker genannt, erhielten erst nach harten Verfolgungen religiöse Duldung, haben sich aber später durch strenges sittliches und religiöses Leben hohe Achtung erworben; einer der berühmtesten Quäker war Wilhelm Penn. 1727 entstand die Sekte der Methodisten in England, ihre Begründer waren Wesley und Whitefield. Sie wollte keine neue christliche
Lehre ausstellen, sondern nur eine neue praktische Weise (Methode, da-
her ihr Name), um das Christenthum fruchtbar zu machen. Am verbreitetsten ist ihre Lehre jetzt in Nordamerika. Der Schwede Swedenborg, der, erfahren im Bergbau, seine Theologie besonders mit Naturphilosophie verband und namentlich auch das Reich der Geister erschließen wollte, wurde Stifter der Kirche des neuen Jerusalems nach 1747. In Deutschland war es der bekannte fromme Graf von Zinzendorf, der 1722 in Herrenhut die schon früher bestandne und aus Böhmen Vertriebne böhmische Brüdergemeinde erneuerte. Ein Zusammenleben in gemeinsamen Wohnungen und Gemeinsamkeit des Eigenthums sollte das Christenthum der Gemeinde der nun sogenannten Herrenhuther kräftigen; namentlich haben sie sich um den Anbau öder Länder, wie Grönlands, verdient gemacht. Aber auch innerhalb der protestantischen Kirche selbst entstand eine größere geistige Thätigkeit durch den geachteten Spener, Stifter der collegia pietatis (f 1705 in Berlin), der durch Betonung der christlichen Liebe eine praktische Richtung gegenüber dem Dogmatismus der Kirche einschlug und den ältern Pietismus in ihr ins Leben rief. Sein Zeitgenosse August
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Extrahierte Personennamen: Spener Franke Georg_Fox Wilhelm Wesley Schwede_Swedenborg Graf_von_Zinzendorf
Extrahierte Ortsnamen: Oczakow Oesterreich Gottes England Nordamerika Jerusalems Deutschland Berlin
Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
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Zuckerrohr, Kaffee, Orangen, Ananas 2c., sowie unsere Obstsorten gedeihen
vortrefflich. Die Schaf- und Rinderzucht ist sehr bedeutend, und ganze
Heerden von Gnus und Zebras, deren Häute einen wichtigen Handelsartikel
bilden, sowie von Antilopen bevölkern die Weiden und Wälder. Aber es
fehlt auch nicht an Ranbthieren, und eine besondere Plage ist die Tsetse-
fliege (*/2" lang), deren Stich bei dem Vieh tödtlich wirkt.
Aus der beträchtlichen Höhe des Landes und dem Charakter der Flora
und Fauna läßt sich schon schließen, daß das Klima desselben im Allg. ein
mildes und sehr gesundes ist.
Als Staat ist diese Republik eine eigenthümliche und interessante Er-
scheinung: sie ist eine echte demokratische Bauern - Republik. Selbst ihr
erster Präsident Pretorius, der von der Gründung derselben 1852 bis 1871
an der Spitze stand, war ein einfacher Bauer.
Ackerbau und Viehzucht bilden außer der Gold- und Diamantengräberei
die ausschließliche Beschäftigung der Bewohner, und wer keinen Grundbesitz
hat, ist verachtet. Dörfer giebt es nicht, jeder Bauer wohnt auf seiner
Hufe. Von Schulen und Bildung ist fast noch keine Rede. Auch die Städte,
natürlich noch im Werden begriffen, sind demnach noch nicht, wie die unseren,
die Hauptsitze der Gewerbthätigkeit und des Handels. Die entwickeltste und
bedeutendste ist die Hauptstadt Potchefstroom in dem gleichnamigen District.
Sie hat „eine ziemliche Anzahl Läden", drei holländische und zwei englische
Kirchen, eine Druckerei, eine Handelsbank :c.
Der Handel konnte bisher zu keinem Aufschwung gelangen, da alle
Producte den weiten und kostspieligen Weg durch das englische Gebiet nehmen
mußten. Der jetzige Präsident Burgers (ein Theolog von Haus) hat die
frühere Verbindung mit dem Mutterlande Holland wieder erneuert und mit
Portugal, welches den östlichen Küstenstrich besitzt, einen Vertrag geschlossen,
nach welchem eine Eisenbahn zu dem Hafen Lorenzo Marqnez an der
Delagoabai gebaut werden soll. Auch für Hebung der Volksbildung soll er
thätig sein.
So darf man wohl mit einer gewissen Berechtigung den jungen Staat
als den Zukunftsstaat Südafrikas betrachten.
Die Republik ist in folgende 12 Distriete getheilt: Potchefstroom im
Sw., Heidelberg östlich des vorigen, Wackerstroom, östlich jenes, Ut-
recht, südöstlich, Rustenbnrg, nördlich des ersten, Pretoria, Leiden-
bürg östlich des vorgenannten, Mariko am Fluß gl. N. im W., Water-
berg nördlich vvn Pretoria und Rustenbnrg, Zoutpansberg, Middel-
bürg und Bloemhof im Norden.
Die Stadt Pretoria ist der Sitz der Regierung.
2.
In der Türkei hat Mnrad V. nach dreimonatlicher Regierung Abdul
Hamid Ii. weichen müssen. Die orientalische Frage aber ist ihrer Lösung
noch um keinen Schritt näher gerückt, und was S. 166 gesagt, gilt auch
noch heute.
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Extrahierte Personennamen: Burgers Lorenzo_Marqnez Mariko Abdul
Hamid
Extrahierte Ortsnamen: Holland Portugal Heidelberg Wackerstroom Rustenbnrg Pretoria Pretoria Rustenbnrg Zoutpansberg Pretoria Türkei Mnrad