Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Das Vaterland - S. 42

1885 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
42 7. Da schwenken sie die Fähnlein bunt und jauchzen: „Unsern Herrn! Hoch lebe Kaiser Heinrich! Hoch des Sachsenlandes Stern!" 8. Dies rufend, knie'n sie vor ihm hin und huldigen ihm still und rufen, als er staunend fragt: „'s ist deutschen Reiches Will'!" 9. Da blickt Herr Heinrich tiefbewegt hinauf zum Himmelszelt: „Du gabst mir einen guten Fang, Herr Gott, wie dir's gefällt!" Vogl. 15. Die Krönung Ottos I. Am 8. August des Jahres 936 stand in der Säulenhalle zu Aachen, welche die Kaiserpfalz mit dem Münster verband — beide hatte Karl der Grosse erbauen und Marmor und Säulen dazu aus Rom und Ravenna herbeischaffen lassen — der Marmorstuhl Karls des Grossen, der Erzthron des Reichs; liier versammelten sich die Grossen aus allen deutschen Landen, erhoben Otto auf den Thron und gelobten ihm unter Handschlag Treue auf immer- dar und Beistand gegen alle seine Widersacher. So huldigten sie ihm nach alter Sitte auf fränkischer Erde als Karls des Grossen Nachfolger und König der Franken. Deshalb hatte Otto auch sein weites sächsisches Kleid mit dem knappen fränkischen Gewände vertauscht. Nur als Franke und auf fränkischem Boden, meinte man damals und hat man noch lange nachher gemeint, könne der neue König die Krone empfangen. In feierlichem Zuge, von den Herzogen, Grafen und Herren begleitet, begab sich dann Otto zum Münster. Wer nach Aachen kommt, wird dieselbe Kirche noch heute dort sehen. In der Gestalt eines Achteckes steigt sie zu mächtiger Höhe empor, und oben umkreist sie ein zwiefacher Umgang von Arkaden, welche mit Säulen geziert sind; in der Mitte aber auf dem Boden ist die Stelle bezeichnet, wo Kaiser Karl sein Grab gefunden. Die Gänge oben erfüllte damals dicht gedrängt das Volk, das von weit und breit zum grossen Feste herbeigeströmt war. In dem unteren Raume aber erwartete der Erzbischof Hildebert von Mainz — der sich erst nach langem Hader mit den Erzbischöfen von Köln und Trier das Recht der Krönung er- stritten hatte — mit allen Erzbischöfen, Bischöfen und Priestern, die sich eingestellt hatten, den jungen König. Als dieser an der Pforte erschien, schritt er ihm entgegen, den Krummstab in der Rechten, und führte ihn mit der Linken bis in die Mitte des Münsters, wo Kaiser Karls Grabstein liegt und Otto von allen Seiten erblickt werden konnte. Hier wandte er sich um und rief laut zu dem Volke: „Sehet, ich führe euch Otto zu, den Gott zu eurem Könige erwählt, König Heinrich bestimmt und alle Fürsten erhoben haben! Gefällt euch solche Wahl, so erhebt eure Rechte zum Himmel!“ Alle erhoben die Hände, und donnernd hallte es in der Runde: „Heil und Segen dem neuen Herrscher!“

2. Die weite Welt - S. 56

1882 - Leipzig : Klinkhardt
56 das einzelne Handwerk, und als die Menschen von gleicher Beschäftigung sich verbanden zu Gesellschaften, wie sich die Kaufleute einer Stadt schon längst, selbst schon unter Karl dem Großen verbunden hatten, erstanden die Zünfte, die Innungen, die Gilden, die im Mittelalter so kräftig und so segensreich wirkten. Diese früheren Leibeigenen gelangten in die Städte teils durch Vergünstigung der Bischöfe und Äbte, sowie auch weltlicher Herren, die die Geschicklichkeit ihrer Leute fördern wollten, teils auch durch Flucht von den Gütern der Edlen. Darum wirkten die Städte mittelbar mildernd ein auf die Behandlung der Leibeigenen, die sich ihren Herren durch die Flucht entziehen konnten. Der König Heinrich aber fand ein vortreffliches Mittel, alle diese Menschen an die Städte zu knüpfen und allen Ursache zu geben, häufig dahin zu kommen; denn er verordnete, daß alle Versammlungen und Gerichte und Märkte und Wirtshäuser in den Städten gehalten werden sollten. Alle aber, die in der Stadt waren, mußten unablässig an den Mauern und Befestigungen derselben arbeiten, damit im Frieden eine sichere Zuflucht bereitet würde gegen die nahende Gefahr des Krieges. Auch Lebensmittel wurden in diesen Städten aufgehäuft, damit zur Zeit der Not für alle Flüchtlinge genug da sei. Also gewährte der Gedanke des weisen Königs Schutz gegen die Gefahr und ward der Keim einer Zukunft, die der Urheber selbst nicht ahnte, denn die deutschen Städte des Mittelalters sind für menschliche Bildung und Gesittung die schönste Seite desselben. Aber der weise Herrscher wollte die Seinen nicht bloß anleiten zur Verteidigung hinter Wällen und Mauern, sondern auch in offener Feldschlacht sollten sie den Feinden sich gegenüberstellen. Dazu fehlten den Deutschen die Reiter. Zwar zu den Zeiten Karls des Großen war das fränkische Reich mächtig an eisengepanzerten Reitern, wie es uns der Mönch von St. Gallen erzählt hat, als Karl gegen den Longobardenkönig Desiderius zog; aber die inneren Kämpfe unter den nachfolgenden Karolingern hatten viele wehrhafte Männer hinweggerafft. Zu Heinrichs Zeiten kämpften die Deutschen fast nur zu Fuß, und wenige besaßen Helm und Panzer. Schwer- bewaffnete trugen damals wie auch nachher eiserne Helme auf dem Haupte, die Brust war umkleidet mit einem Wams, d. h. einem dichten leinenen oder hänfenen oder aus anderem Stoffe zusammengenähten Kleidungsstücke, und darüber legte man einen Panzer oder ein Panzerhemd an, das aus eisernen dicht schließenden Ringen zusammengesetzt und Pseilschüssen undurch- dringlich war. Ein also Bewaffneter zu Roß zerstreute leicht hundert un- bewaffnete Menschen. Solche Schwerbewaffnete saßen nämlich ans hohen starken Rossen, und auch diese waren wieder belegt mit einer Panzerdecke, aus eisernen Ringen zusammengefügt. Dann hatten die Reiter auch noch eiserne Beinschienen und Stiefeln und Handschuhe, fast ganz aus Eisen bestehend. Der Schild hing für gewöhnlich an einem Riemen am Halse nieder, die Lanze trug der Ritter in der Hand, konnte sie aber auch am Sattel befestigen, daß sie gerade aufstand. Heinrich ermutigte nun die Seinen, sich wieder auf solche Weise aus- zurüsten. Er ordnete aber an, daß nur der älteste der Söhne eines Vaters

3. Die weite Welt - S. 62

1882 - Leipzig : Klinkhardt
62 Heinrich, der noch immer bei den Longobarden verweilte, konnte unter solchen Umständen nicht daran denken, müßig zu bleiben, wenn er das Reich nicht in Trümmer gehen lassen wollte. Er faßte also den kräf- tigen Entschluß, zu kämpfen und lieber für seine Krone mit dem Schwerte in der Hand zu sterben, als wiederum solche Schmach zu tragen. Von jetzt an hat er den leichtsinnigen Jüngling hinter sich geworfen, und steht als Mann von festem, ernstem Willen vor uns. Nun erhoben sich auch die Longobarden, die sich nach dem Auftritte in Canossa unwillig von ihm abgewendet hatten, aufs neue für ihn. Heinrich machte die bekannte Er- fahrung, daß des Papstes Ansehen um so schwächer ist, je näher man seinem Sitze rückt. Als der König dann nach Deutschland kam, erhielt er namentlich von den rheinischen Städten großen Zuzug. Auf einem Reichstage zu Ulm ward Rudolf als des Verrates schuldig zum Tode verurteilt, mit dem Herzogtums Schwaben, aus dem er hatte entweichen müssen, wurde der tapfere Gras Friedrich von Büren, nach seiner neuerbauten Burg meist Hohenstaufen genannt, belehnt. Dieser Büren, dem Heinrich seine einzige Tochter Agnes zur Gemahlin gab, der Stammvater des berühmten Kaiserhauses, war mit seinen Söhnen eine treue Stütze des salischen Hauses im Südwesten Deutschlands. So waren also diesseits und jenseits der Alpen zwei Parteien: Königliche und Päpstliche, und eine Spaltung ging durch das unglückliche deutsche Reich, die nicht bloß Ländergebiete, sondern auch Städte und Familien trennte, die den Sohn wider den Vater, den Bruder wider den Bruder in Waffen rief. Neben den zwei Königen sollten auch bald zwei Päpste stehen; denn als Gregor, dessen Politik anfangs zwischen Heinrich und Rudolf schwankte, Heinrich zu einer Zeit, wo das Glück sich aus Rudolfs Seite zu neigen schien, wieder bannte, diesem aber eine Krone schickte: so stellte der König 1080 in Clemens Iii. einen neuen Papst aus und ließ sich diesmal den Bann wenig anfechten. Mehrere Schlachten zwischen den Königlichen und den Getreuen St. Peters — so nannte man die Partei des Papstes, die der Pfaffenkönig führte — brachten keine Entscheidung; endlich gab Rudolfs tödliche Verwundung in der Schlacht an der Elster, den 5. Oktober 1080, einen günstigen Ausschlag für Heinrich. Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen, der nachmalige Eroberer Jerusalems, der in dieser Schlacht das Reichsbanner führte, stieß Rudolf den Schaft in den Leib; außerdem erhielt dieser noch einen Hieb in den Arm, infolgedessen ihm die Hand abgenommen wurde. Als dem Sterben- den der blutige Stumpf in Merseburg, wohin man ihn gebracht hatte, gezeigt wurde, sagte er tief seufzend: „Das ist die Hand, mit der ich meinem Herrn Heinrich Treue geschworen!" Dies war der Aus- gang des ersten deutschen Gegenkönigs! Gregor soll die Prophezeiung gethan haben: in diesem Jahre werde der falsche König untergehen; nun hatte das Gottesurteil wider seinen König entschieden! Als Heinrich später Rudolfs Grabmal in Merseburg besuchte, riet man ihm, die Gebeine des Verräters herauszuwerfen. „Wollte Gott", erwiderte Heinrich, „daß alle

4. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum bis mit Maximilian I. - S. 31

1881 - Leipzig : Klinkhardt
— 31 — Rechenkunst i), die Arzneilehre wurden von ihnen ausgebildet, auch übersetzten sie berühmte Schriften des Altertums in ihre Sprache. Zur schriftlichen Darstellung: 1. Versuche, das glückliche und das steinige Arabien zu schildern. 2. Welches sind die nützlichsten Erzeugnisse Arabiens, und warum? 3. Schreibe etwas nieder aus Mohammeds Lehre. 4. Welchen Einfluß hatten die Araber auf die europäische Geistesbildung? 12. |ttil to Mhe. geht Kelch. Die Nachkommen des tapferen Frankenherzogs Karl Martell werden „Karolinger" genannt. Zunächst hören wir von seinem Sohne Pipin, der zwar körperlich sehr klein war, aber an Mut, Tapferkeit und Verstand über alle hervorragte. Zu Pipius des Kleinen Zeit führte den fränkischen Königsnamen ein leiblich und geistig schwacher Nachkomme Chlodwigs. Für diesen besorgte Pipin die Regierung, wie es vordem Karl Martell gethan hatte. Damals schon galt in der Christenheit der römische Bischof sehr viel. Er nannte sich Papst und verlangte Gehorsam von Hohen und Niederen. Wo etwas zu entscheiden war, da fragte man ihn, und feinen Ausspruch hielt man hoch, als käme er von Gott. Auch Pipin richtete einst eine Frage an ihn. „Wer ist König", ließ er ihn fragen, „der den Nameü führt oder der regiert?" — Der Papst merkte, warum Pipin so fragte, und da er ihm gern gefällig sein wollte, und da er auf Pipins Dankbarkeit hoffte, so ließ er ihm die Antwort sagen: „Der ist König, der regiert." — Auf diese Entscheidung schickte Pipin den letzten Nachkommen Chlodwigs in ein Kloster und legte sich selbst den Königsnamen bei. So war denn nun Pipin König und regierte zum Segen des Frankenreichs wie vorher. Dem Papste schenkte er ein großes Stück erobertes Land in Italien. Viel berühmter als Pipin ist sein Sohn Karl geworden, der in der Geschichte Karl der Große heißt. Als Pipin starb, teilte er das Frankenreich unter seine Söhne Karlmann und Karl. Aber bald starb der erstere, und Karl wurde Alleinherrscher. Als solcher suchte er nun sein Reich nicht nur zu vergrößern und gegen feindliche Anfälle zu schützen, sondern auch Glück und Wohlstand darin zu verbreiten. Als höchste Wohlthat für ein Volk erkannte Karl das Christentum, und er mochte darum nicht leiden, daß noch ein deutscher Stamm Christi Lehre nicht kannte und den Göttern opferte. Es waren die Sachsen, zwischen Weser und Elbe, noch dazu die Nachbarn des fränkischen Reichs. Darum beschloß Karl, sie zur Annahme der christlichen Lehre zu zwingen, und es entstand ein 31 jähriger Krieg, der endlich die heidnischen Nachbarn unterwarf und bekehrte. Anfangs schien es, als ob der Kampf bald abgethan fein werde. Im Süden des Teutoburger Waldes stand die Sachsenfeste Eresbnrg mit der Jrminsul. *) Unsere Ziffern rühren von ihnen her, weshalb sie auch arabische Ziffern heißen.

5. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum bis mit Maximilian I. - S. 34

1881 - Leipzig : Klinkhardt
— 34 — was er ihm bescheren wollte. Wenn man den Besitz Karls d. Gr. auf der Landkarte betrachtet, so sieht man leicht, daß er den größten Teil des ehemaligen weströmischen Reichs umfaßte. Das brachte den Papst, Leo Iii., auf den Gedanken, Karl die römische Kaiserkrone anzubieten. Als dieser uuu am Weihnachtstage vor dem Altar der Peterskirche kniete, nahte sich ihm der Papst, setzte ihm die Krone auf, und alles Volk rief: „Heil dem großen Karl, dem friedebringenden, von Gott gekrönten Kaifer der Römer!" — So war ein alter, einst hochberühmter Name erneuert und ruhte auf dem mächtigsten Fürsten deutscher Völkerschaften. Aber Segen hat dieser Name weder Karl d. Gr., noch seinen Nachfolgern gebracht. Die Päpste behaupteten später: Wie sie dem Könige die Krone gegeben hätten, so könnten sie sie auch wieder nehmen, der König habe überhaupt Macht und Würde erst vom Papste. Zur schriftlichen Darstellung: 1. Wie wurde Pipin der Kleine König des Frankenreichs? 2. Welche Feldzüge hatte Karl d. Gr. nacheinander unternommen? 3. Erzähle die Krönung Karls d. Gr. zum römischen Kaiser. 4. Was that Karl, um den Handel mit dem Morgenlande zu befördern? 13. |ails des Gihn iegtmmg und Mnsmise. Karl d. Gr. wollte nicht nur viele Länder erobert und zu einem Reiche vereinigt haben, sondern er betrachtete es als höchste Aufgabe, seine Völker gut zu regieren. Wie wir wissen, war das fränkifche Reich meist von germanischen Stämmen bewohnt. Dennoch gab es der Unterschiede in Sitten und Rechtsgebräuchen genug. Und nun erst die Araber in Spanien, die Avaren in Ungarn, die Römer in Italien — alle hatten verschiedene Gesetze und Gebräuche. Karl hätte sich freilich die Regierung viel leichter machen können, wenn er ihnen allen dasselbe Gesetz gegeben und streng auf die Erfüllung gedrungen hätte. Viele Regenten haben es ja fo gemacht. Aber Karl gab jedem das Seine. Er sorgte dafür, daß in Italien die altrömischen, bei den Longobarden die longobardifchen Gesetze, bei den Sachsen das alte Sachsenrecht geübt und erhalten werde. Jedem Volke ließ er sein Herkommen und seine eingeborenen Richter. Darum nennen wir mit Recht Karl d. Gr. einen einsichtsvollen, gerechten und milden Regenten. Was seine Unterthanen gemeinsam zu thun hatten, war, daß sie ihn als ihren König ehrten, mäßige Abgaben entrichteten und ihm in Kriegszeiten zu Hilfe zogen. Deswegen hob er auch die Herzogswürde in ihrem bisherigen Umfange auf. Vor allen Dingen aber sollten sie den Götzendienst abthun und das Christentum annehmen. — Bisweilen mußten kaiserliche Sendboten in die Reichsteile gehen, sich um die Rechtspflege kümmern und dem Könige Bericht geben. Aus diesen Berichten entnahm er, was zu ändern und zu bessern fein möchte. Besondere Aufmerksamkeit lenkte er auf das Gerichtswesen. Nicht selten wurde über Bestechung, Parteilichkeit, falsches Zeugnis, nachlässige Amtsverwaltung der Richter re. geklagt. Die Sendboten sollten nun besonders dafür

6. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum bis mit Maximilian I. - S. 46

1881 - Leipzig : Klinkhardt
— 46 — 17. ddtto I. (Fortsetzung.) Zu dem großen Frankenreiche, das Karl d. Gr. zusammengebracht hatte, gehörte, wie ihr wißt, auch Italien. Bei der Teilung in Verdun (wann war die?) wurde es ein selbständiges Reich wie Frankreich, wie Deutschland. Aber es wurde leider ein zerrüttetes, friedloses Land. Das geschah durch schlechte, unfähige Könige und durch ehrgeizige Vasallen, die nach der Herrschaft strebten und sich nicht darum bekümmerten, wie sich das unglückliche Land bei ihren Fehden befand. Der Papst und eine Anzahl Fürsten regierten in ihren Besitzungen, aber es gab kein Oberhaupt, dem alle gehorcht hätten. Da nun Otto I. sich Karl den Großen zum Vorbild genommenhatte, so war sein Bestreben darauf gerichtet, auch Herr über Italien zu werden und die Kaiserkrone zu tragen, die einst der Papst aus Karls des Großen Haupt gesetzt hatte. Die Gelegenheit zur Erfüllung dieser Wünsche kam eher, als Otto gedacht hatte. In der Lombardei war der jugendliche König Lothar plötzlich gestorben und hatte eine Witwe, Namens Adelheid, hinterlassen. Unter den nach der Krone lüsternen Vasallen war auch der Markgras Bereugar von Jvrea. Er hatte schon längst nach der Herrschaft gestrebt und sich durch Freundlichkeit viel Freunde gemacht. Nun setzte er es durch, daß man ihn und seinen Sohn Adalbert zu Königen wählte. Aber bald zeigte er sich in seiner wahren Gestalt als habgieriger und gewaltthätiger Fürst, so daß man ihn bald von allen Seiten haßte und er in Gefahr kam, den Thron wieder zu verlieren. Die Großen des Landes richteten ihre Blicke auf die königliche Witwe und waren nicht abgeneigt, einem zweiten Gemahl, den diese wählen würde, die Königswürde zu übertragen. Berengar, der dies wußte, suchte darum Adelheid zu bewegen, seinem Sohne Adalbert die Hand als Gemahlin zu reichen. Adelheid, noch in Trauer um ihren geliebten Gatten, wies diesen Antrag mit Entrüstung von sich. Berengar und sein abscheuliches Weib ließen nun an Adelheid ihre Rache aus. Sie beraubten sie ihres königlichen Schmuckes, mißhandelten sie und setzten sie dann in ein Gefängnis am Gardasee, wo sie 4 Monate verweilen mußte. Mit Hilfe eines treuen Dieners, des Priesters Martin, entkam sie dieser Haft und fand in dem Schlosse Canossa, am Fuße der Apenninen, freundliche Aufnahme und sicheren Schutz. Zugleich aber gingen Boten über die Alpen und riefen den mächtigen, ritterlichen König der Deutschen zu Hilfe. Dieser Ruf war Otto sehr willkommen. Schnell rief er seinen Heerbann auf und zog über die Alpen. Es war auch hohe Zeit, daß er erschien; denn schon belagerte Berengar das Schloß Canossa, wo der Hunger bald zu wüten anfing. Ängstlich harrte man des Befreiers. Da flog eines Tages ein Pfeil über die Mauer, an welchem sich ein Bries und ein Ring befanden. Beide waren von Kaiser Otto. Er hatte einen Boten vorausgesandt, der die Nachricht seiner baldigen Ankunft bringen sollte. Da dieser keinen Einlaß ins Schloß finden konnte, so schoß er des Kaisers Brief und Ring in den Schloßhof. Bald hob Berengar die Belagerung auf, denn auch ihm hatten Boten die Annäherung

7. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum bis mit Maximilian I. - S. 47

1881 - Leipzig : Klinkhardt
— 47 — des Königs gemeldet. Otto war über die Alpen in's Thal der Etsch herabgestiegen. Ohne Widerstand hatte er die blühenden Fluren der Lombardei bis Pavia durchzogen. Bon hier aus sandte er Boten mit reichen Geschenken und einer Brautwerbung an Adelheid, die noch in Canossa war. Sie nahm des Königs Hand, der gerade Witwer war, an, und bald fand das glänzende Hochzeitsfest in Pavia statt. Durch diese Vermählung, noch mehr aber durch sein gutes Schwert und sein Glück gewann Otto nun auch Oberitalien. Durch die freigebige Verleihung von Ämtern, Gütern und Lehen vermehrte er die Zahl seiner Freunde und Anhänger. Berengar war zu schwach, um Einspruch zu erheben, und unterwarf sich, wenigstens scheinbar, dem Könige. Otto verzieh großmütig und machte den gefährlichen Schmeichler sogar zu seinem Statthalter in Oberitalien. Gern hätte Otto samt seiner neuen Gemahlin jetzt den längst ersehnten Zug nach Rom unternommen, um sich hier die römische Kaiserkrone zu holen, aber die Angelegenheiten in Deutschland riefen ihn zurück. Zu diesen Angelegenheiten gehörte auch der Kampf gegen die Ungarn auf dem Lechfelde bei Augsburg, von dem wir bereits gesprochen haben. Kaum aber waren die inneren und äußeren Feinde besiegt und ein geordneter Zustand hergestellt, so rüstete sich Otto zu einem zweiten Zuge über die Alpen. Und er hatte dazu mehr als eine Veranlassung. Berengar war ein ungetreuer Statthalter. Er hatte seine Lehnspflichten gegen den König nicht erfüllt, ja, er hatte sogar an den Anhängern Ottos Rache genommen. Bald daraus bekriegte er sogar die Fürsten in Mittelitalien und kam dabei dem Gebiete des Papstes nahe. Dieser rief den deutschen König zu Hilfe und versprach ihm dafür die römische Kaiserkrone. Da war denn nun Gelegenheit, den längst gehegten Wunsch zu verwirklichen. In Begleitung Adelheids stieg Otto zum zweiten Male über die Alpen in das Etschthal hinab. Mit Jubel empfing ihn Stadt und Land. Auch in Rom wurde er mit Frohlocken aufgenommen. In der festlich geschmückten Peterskirche empfing er im Jahre 962, nach feierlicher Salbung, vom Papste die Kaiserkrone und das geweihete Schwert. Dafür versprach er, den Papst zu schirmen gegen seine Feinde und Widersacher; doch ließ er die Römer schwören, daß sie fortan niemals einen Papst wählen wollten, ohne daß der Kaiser seine ausdrückliche Genehmigung und Zustimmung gegeben habe. So kam die Kaiserwürde, die .zuerst dem Frankenkönige, Karl dem Großen, zuteil geworden war, an die deutschen Könige, und man spricht von da von dem heiligen römischen Reiche deutscher Nation. Es war ein schlimmer Gewinn, diese Krone und Würde. Denn anstatt sich einzig und allein um die deutschen Angelegenheiten zu kümmern, mit denen ein ganzer Mann vollauf zu thun hatte, richteten von nun an die deutschen Könige ihre Blicke auf Italien. Freilich war Italien sonniger, wärmer, milder; die Italiener waren auch in Künsten und Wissenschaften erfahrener, überhaupt gebildeter als die Deutschen, und diese lernten dadurch viel Nützliches und Schönes; aber sie nahmen auch Ränke, Unehrlichkeit und Untreue an; die Kaiser verlernten die Liebe zu ihrem angestammten Besitz und wurden dem schönen Welschland und seinen Bewohnern gewogener,

8. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum bis mit Maximilian I. - S. 51

1881 - Leipzig : Klinkhardt
— 51 — 19. Itinridj it. mij Dag Gregor tii. Während das in Deutschland geschah, war der päpstliche Stuhl in Rom eiuem Manne zuteil geworden, der sich vorgenommen hatte, denselben über alle Fürstengewalt zu erhöhen. — Schon bei Kaiser Konstantin d. Gr. haben wir gehört, daß sich im christlichen Gemeindeleben ein besonderer geistlicher Stand bildete, und daß sogar unter den Gliedern desselben sich Rangnnterschiede kund gaben. War die Gemeinde groß und in einem angesehenen Orte, wohl gar in einer Hauptstadt, so genoß bald der Vorsteher oder Bischof höheres Ansehen. Besonders die Bischöfe von Rom, Konstantinopel, Alexandrien, Jerusalem und Antiochien überragten an Ansehen bald alle anderen. Sie ließen sich Patriarchen nennen, und ihre Entscheidungen waren unwiderruflich. Da aber unter allen Städten des römischen Reiches Rom am meisten galt, so war auch der Bischof von Rom der angesehenste von allen. Denn er behauptete, Petrus habe die Christengemeinde in Rom gegründet und der jedesmalige Bischof fei also Petri Nachfolger. Er nannte sich deshalb auch papa, d. H. Vater (der Gläubigen), und daraus entstand später das Wort „Papst". — Wo eine kirchliche Entscheidung zu treffen war, da wendete man sich nach Rom, selbst aus den fernsten Teilen des Reiches. Damit waren die übrigen Bischöfe natürlich nicht einverstanden, denn jemehr der Bischof von Rom sich erhob und ihnen Vorschriften gab, desto mehr nahmen Macht und Ansehen bei ihnen ab. Besonders der Patriarch von Konstantinopel sah die wachsende Macht des römischen Kirchenoberhauptes mit Mißfallen. Die schon längst bestehende Spannung wurde endlich zu einer förmlichen Spaltung. Etwas über 1000 Jahre nach Christi Geburt trennte sich die Kirche, die bisher eine katholische, d. h. allgemeine, war, in die abendländische und morgenländische oder die lateinische und griechische. Wenn nun auch die Macht des Papstes nicht mehr so weit reichte wie bisher, so stand sie doch im Abendlande unbezweiselt fest. Was er befahl, dem wagte niemand zu widersprechen. Einen weltlichen Besitz erhielt der Papst zuerst durch die Dankbarkeit des Frankenkönigs Pipin. Als Karl d. Gr. die römische Kaiserkrone empfing, bestätigte er jene Schenkung. Dieselbe wurde später durch eine fromme Gräfin, Mathilde mit Namen, die dem Papste ihren Besitz vererbte, vergrößert, und so entstand der Kirchenstaat?) Der Regent desselben, der Papst, nannte sich den Stellvertreter Christi auf Erden. Er dachte wohl nicht daran, daß Jesus nicht hatte, da er sein Haupt hinlegte, während jener als weltlicher Fürst in Glanz und Pracht thronte und herrschte. Durch den Länderbesitz wuchs die Macht der Päpste immermehr, und bald sprach einer von ihnen, Nicolaus I., folgende Lehrsätze aus: 1. Der ) ©ett 18 <0 hat der Papst (damals Pius Ix.) seinen weltlichen Besitz an das Königreich Italien verloren und ist nur auf seine geistliche Gewalt ate fiher* Haupt der abendländischen Kirche beschränkt.

9. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum bis mit Maximilian I. - S. 48

1881 - Leipzig : Klinkhardt
— 48 — als den rauheren, aber ehrlicheren Deutschen. Gleichwohl mochten die Italiener die fremde Herrschaft nicht. Die edelsten Kräfte mußten daran gewendet werden, um den unsicheren fremdländischen Besitz zu erhalten. Dazu maßte sich die römische Kirchengewalt über unsere Könige die Oberherrschaft an, und die deutsche Kirche geriet in gefährliche Abhängigkeit vom römischen Stuhle. Schon Otto I. hatte von dieser welschen Tücke viel zu leiden. Zunächst vom Papste und dann auch von dem hinterlistigen Berengar. Doch die Gnade, die er so vielfach gegen letzteren geübt, kam zu Ende. Der untreue Vasall und sein ruchloses Weib beschlossen ihr ränkehaftes Leben in der Verbannung in Bamberg. Otto starb im Jahre 973. Er liegt im Dom zu Magdeburg begraben. Auf seiner Grabstätte steht die wahre und schöne Inschrift: König war er und Christ und der Heimat herrlichste Zierde, Den hier der Marmor bedeckt; dreifach beklagt ihn die Welt. An Ottos Nachfolgern, Otto Ii., Otto Hi. und Heinrich Ii., die man die sächsischen Kaiser nennt, sieht man deutlich bestätigt, daß die Erwerbung Italiens für Deutschland und seine Fürsten ein verhängnisvolles Ereignis war. Anfangs mochte man die Vergrößerung des Besitzes wohl für ein Glück gehalten haben. Zur schriftlichen Darstellung: 1. Erzähle von Adelheid, Ottos I. Gemahlin. 2. Warum war Ottos I. Gewinn in Italien ein schlimmer Gewinn? 3. Wann und wo starb Otto I.? Schreibe seine Grabschrift auf. 4. Schreibe die ganze Reihe der sächsischen Kaiser auf. Wo sie angegeben waren, füge die Regierungsjahre hinzu. 18. Deinriltj iv. Heinrich Ii., der letzte der sächsischen Kaiser, starb 1024 ohne Nachkommen. Darum wählten die Fürsten den tapferen Franken her zog Konrad zum Nachfolger. (Franken umfaßte etwa den nördlichen Teil von Baden, Württemberg, Bayern und das Großherzogtum Hessen.) Er, sowie sein Sohn, Heinrich Iii. oder der Schwarze (von seiner dunklen Gesichtsfarbe), hoben die Kaisergewalt hoch, und unter dem letzteren hat sie den höchsten Gipfel erreicht. Auch der Papst in Rom erkannte des Kaisers Oberherrschaft an, und Heinrich Iii. hat selbst 3 Päpste eingesetzt. Leider starb er in der Blüte der männlichen Kraft, noch nicht 40 Jahre alt. Schon bei Lebzeiten hatte er seinen Sohn zu seinem Nachfolger krönen lassen. Dieser, der auch Heinrich hieß (Heinrich Iv.), war bei des Vaters Tode erst 6 Jahre alt. Er stand darum unter der Vormundschaft feiner Mutter, der verwitweten Kaiserin Agnes. Aber herrschsüchtige Große des Reiches trachteten danach, die Erziehung des jungen Fürsten in die Hände zu bekommen, um ihn nach ihrem Willen zu leiten und zu verhüten, daß er ein ebenso kräftiger und charakterfester Mann werde, wie sein Vater gewesen war. Vor allem
   bis 9 von 9
9 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 9 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 1
5 0
6 0
7 0
8 0
9 1
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 1
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 1
37 8
38 0
39 0
40 0
41 0
42 6
43 0
44 0
45 1
46 5
47 0
48 1
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 5
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 1
14 0
15 0
16 2
17 6
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 1
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 2
44 0
45 2
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 0
55 0
56 5
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 1
69 1
70 0
71 0
72 0
73 0
74 0
75 1
76 0
77 1
78 0
79 0
80 0
81 0
82 1
83 8
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 0
92 2
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 23
1 9
2 44
3 16
4 22
5 14
6 48
7 8
8 0
9 14
10 24
11 3
12 62
13 62
14 3
15 35
16 6
17 6
18 12
19 14
20 1
21 5
22 34
23 7
24 25
25 14
26 29
27 59
28 35
29 11
30 11
31 4
32 18
33 173
34 45
35 11
36 5
37 47
38 1
39 25
40 13
41 31
42 66
43 52
44 8
45 1
46 20
47 5
48 6
49 1
50 71
51 161
52 16
53 0
54 8
55 19
56 19
57 1
58 19
59 247
60 3
61 14
62 31
63 10
64 12
65 35
66 0
67 3
68 1
69 0
70 2
71 19
72 13
73 6
74 10
75 26
76 3
77 13
78 3
79 7
80 13
81 488
82 16
83 6
84 50
85 30
86 1
87 3
88 4
89 22
90 4
91 15
92 1
93 1
94 9
95 2
96 2
97 31
98 1
99 7
100 203
101 2
102 140
103 8
104 1
105 5
106 16
107 12
108 8
109 2
110 20
111 36
112 75
113 4
114 24
115 17
116 47
117 2
118 3
119 6
120 28
121 87
122 7
123 35
124 42
125 46
126 4
127 22
128 4
129 37
130 1
131 100
132 9
133 11
134 1
135 1
136 72
137 4
138 5
139 4
140 20
141 8
142 42
143 66
144 3
145 31
146 47
147 5
148 4
149 0
150 12
151 12
152 91
153 1
154 24
155 46
156 40
157 19
158 11
159 1
160 1
161 32
162 32
163 37
164 9
165 8
166 61
167 21
168 19
169 24
170 10
171 32
172 23
173 46
174 3
175 147
176 1
177 79
178 0
179 33
180 4
181 20
182 45
183 154
184 3
185 9
186 3
187 11
188 8
189 6
190 30
191 3
192 16
193 7
194 6
195 29
196 108
197 8
198 8
199 15