226
bersicht der Ereignisse von 1815 bis 1870.
dem Grafen Auersperg rumte die Stadt und lagerte sich auerhalb bei dem Belvedere, welchen Palast Prinz Eugen gebaut hatte; ein Pbel-Haufen aber strmte das Kriegs min isterinm und das Zeug-Haus, d<*s geplndert wurde, schleppte den Kriegsminister Latour, einen Veteranen aus den Kriegen gegen Napoleon, in den Hof, hackte und schlug ihn tot und hngte den nackten, mit 43 Wunden bedeckten Leichnam an einen Gaskandelaber. Am 7. flchtete der Kaiser nach der Festung Olintz in Mhren, ernannte den Fürsten Windischgrz zum Feldmarschall und' sandte ihn mit allen verfgbaren Truppen gegen Wien. Windischgrz war der Mann dazu, Ordnung zu schaffen, wie er am 12. und 13. Juli zu Prag bewiesen hatte.
Die slavischeu Bhmen nmlich, die Tschechen, welche zwei Dritt-teile der Bevlkerung Bhmens ausmachen, wollten von einer gemeinschaftlichen Verfassung fr alle Völker sterreichs nichts wissen und ver-langten ein aus Bhmen, Mhren und sterreichisch-Schlesien bestehendes Knigreich mit eigener Verfassung; in Prag bewaffneten sich die Studenten und der tschechische Pbel; als sie aber zum Aufstande schritten, bndigte sie Windischgrz mit einigen hundert Kanonenkugeln und Bomben, die er vom Hradschin herab in die Altstadt sandte.
Windischgrz marschierte also gegen Wien, vereinigte sich vor der Stadt mit Auersperg und Jellachich, dem Banns von Kroatien, der mit etwa 15 000 Kroaten und Militrgrenzern herbeigeeilt war. Windischgrz verlangte unbedingte Unterwerfung, und als sie verweigert wurde, ticthtn er vom 24. bis 30. Oktober die Vorstdte, schlug am 30. ein ungarisches Corps, das Wien zu Hilfe kam, bei Schwechat zurck und erstrmte am 31. die Stadt, der welche der Belagerungszustand verhngt wurde. Der Reichstag wurde nach dem mhrischen Stdtchen Kremsier verlegt, und weil er noch immer wie das Parlament in Frankfurt verfuhr, so wurde er am 7. Mrz 1849 aufgelst. Am 2. Dezember dankte Kaiser Ferdinand ab, sein Bruder Franz Karl verzichtete auf den Thron, welchen dessen Sohn Franz Joseph (geboren am 28. August 1830) bestieg.
Ungarn war von jeher bei seiner der altpolnischen hnlichen Ver-fassung schwer zu regiereu, und schon 1846 hatte sich im Reichstage eine Opposition erhoben, welche nach mglicher Unabhngigkeit von sterreich strebte und nur insoweit mit demselben verbunden bleiben wollte, als der Kaiser zugleich König von Ungarn sein sollte. Der Hauptsprecher dieser Opposition war der Advokat und Journalist Ludwig Kossuth, der zwar weder ausgezeichnete Kenntnisse, noch staatsmnnische Weisheit besa, aber die aufgeregten Magyaren durch seine leidenschaftliche Bered-samkeit fortri. Nach den Revolutionen in Wien und Mailand
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Extrahierte Personennamen: Eugen Eugen Latour Napoleon Windischgrz Windischgrz Windischgrz Ferdinand Ferdinand Franz_Karl Franz Karl Franz_Joseph_( Franz August Ludwig_Kossuth Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Zeug-Haus Wien Prag Wien Kroatien Schwechat Frankfurt Ungarn Ungarn Wien
138
Kursus Iii. Abschnitt Ii. § 80.
Das Elbsandsteingebirge stellt die Verbindung zwischen den Sudeten und
dem Erzgebirge her, mit dem es dieselbe südwestliche Richtung verfolgt. Das
etwa 400 m hohe Plateau wird von isolierten Tafelbergen (Schneeberg, Winter-
berg, Königstein und Lilienstein) überragt, welche mit steilen Wänden abfallen und
als Überreste zerstörter Sandsteinschichten zu betrachten sind. Neben den steilen
Tafelbergen und kühnen
Felsbildungen (Bastei
Fig. 81, Prebischthor)
bilden das breite Thal
der Elbe und die engen
Thäler ihrer Zuflüsse,
die sogenannten Gründe,
welche das Plateau durch-
furchen und von jähen
Felswänden eingeschlossen
werden, einen Haupt-
schmuck der „sächsischen
Schweiz". (Seite 34.)
Das Elbthal ist erst
in neuerer Zeit als Ver-
kehrsstraße zugänglich
gemacht worden; früher
führte die Hauptstraße
nach Böhmen von Pirna
über den Nollendorser
Paß. Dieser hat durch
die Kämpfe des Jahres
1813, Pirua durch die
Einschließung der Sachsen
1756, historische Bedeu-
tung erhalten. Eine ähn-
liche strategische Beden-
tuug wie Pirna hat auch
Dresden; welches frü-
her stark befestigt war.
(Kämpfe im siebenjährigen
Kriege und in den Frei-
heitskriegen).
Dresden, (Kursus Ii, § 103) eine frühe Gründung der Wenden, liegt in einer lieb-
lichen Thalerweiterung zu beiden Seiten der Elbe, welche unterhalb Pirna das Elbsand-
steingebirge verläßt. Als Residenz der Herzöge und Kurfürsten von Sachsen wurde es im
18. Jahrhundert durch die Prachtliebe seiner Fürsten, besonders Augusts Ii. mit herrlichen
Bauten und Kuustschätzen geschmückt und zur glänzendsten Stadt Deutschlands erhoben. Die
große Anziehungskraft, welche Dresden seitdem als „Elb-Florenz" auf die Fremden ausgeübt,
hat es bis auf den heutigen Tag nicht verloren.
fjig. 81. Bastei.
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Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
304 Die schlesische Hauptstadt und ihre Umgebungen.
Spritfabriken, je 12 Leder- und Lederwarenfabriken, 31 Strohhutfabriken.
Der Fonds- und Effektenverkehr wird durch die Reichsbaukhauptstelle und
81 andre Bankgeschäfte vermittelt. Die gesamten Handelsinteressen werden
durch eine Handelskammer wahrgenommen. Unter den zahlreichen Wohl-
thätigkeitsanstalten sind hervorzuheben die Volksküchen, Suppenanstalten, 29
Krankenheilanstalten (unter denen das „Allerheiligen-Hospital" seit 1526, das
Kloster der „Barmherzigen Brüder" seit 1711 die größten sind), 17 Alters-
Versorgungsanstalten, 9 Waisenanstalten. Von den 26 Vereinen für Kunst und
Wissenschaft stehen die Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur und der
Verein für Geschichte und Altertum Schlesiens mit verdienstvollen Leistungen
obenan. Für Musik und Gesang sind 42 Vereine thätig. Handel, Gewerbe
und Landwirtschaft haben sich zu 39 Vereinen zufammengethan.
Unter den Gebäuden Breslaus find außer deu bereits angeführten zu
nennen 37 Kirchen, das königliche Schloß, das Ständehaus, das neue Theater,
General-Landschastsgebäude, Regierungsgebäude, die Universität. Breslau ist
Sitz des Oberpräsidenten, des Konsistoriums, des Fürstbischofs, des Proviuzial-
Schulkollegiums, der Generalkommission zur Regulierung der gutsherrlichen und
bäuerlichen Verhältnisse der Provinz, der Eichungs- und Fabrikinspektion, des
Oberbergamtes, der königlichen Direktion der Rentenbank für die Provinz
Schlesien, der königlichen Regierung. Hier befindet sich ein Oberlandesgericht,
eine Oberstaatsanwaltschaft, Eisenbahndirektionen, das Generalkommando des
6. Armeekorps und eine Oberpostdirektion.
Breslaus älteste Zeit. Wann Breslau gegründet worden ist, läßt sich
nicht nachweisen (S. 4 und 5). Um das Jahr 1900 wird die Stadt schon
erwähnt unter den Namen Avracislawia, Avortizlava, Wroclaw, Avraclaw,
Avratislawia. Deshalb hat es auch den Buchstaben W in seinem Wappen. Der
Name läßt sich schwer erklären. Diejenigen, welche der Meinung sind , Breslau
sei schon von den Germanen vor dem Eindringen der Slawen gegründet worden,
lassen den Stadtnamen aus Wurzelau entstehen, weil die Gegend viele Bäume
hervorbrachte. Andre behaupten, die Stadt sei erst von Slawen gegründet,
welche ihr auch den Namen von „wrot, Rückkehr" oder „brod, Furt" und
„Slavianie, Slawen" gegeben hätten, so daß Avrotslawa oder Brodslawa
Slawenrückkehr oder Slawenfurt hieße. Jedenfalls war Breslau, als es sich
zu heben anfing, eine heidnisch-polnische Stadt, in die erst das Christentum ein-
geführt wurde, welche die eingewanderten und von den Fürsten begünstigten
Deutschen allmählich zu einer deutschen Stadt machten. Zur Zeit der Uu-
abhängigkeit Schlesiens war Breslau ein eignes Herzogtum und Residenz der
Herzöge. Das durch den Einfall der Mongolen in Schlesien verhängnisvolle
Jahr 1241 war auch für Breslau unheilvoll. Der Herzog sammelte seine
Streitkräfte bei Liegnitz und überließ die Hauptstadt ihrem Schicksale. Alle
Einwohner flüchteten sich aus ihren Häusern hinüber auf die befestigte Dominsel
in die alte herzogliche Burg und waren entschlossen, sich bis aufs äußerste zu ver-
teidigen. Alle Gebäude auf dem linken Oderufer fetzten sie in Flammen, um den
Feinden nichts zur Plünderung zu lassen. Die Mongolen hielten sich denn auch nicht
lange mit der Belagerung der Breslauer auf, sondern wandten sich nach Liegnitz.
Als sie sich nach Ungarn zogen, erhob sich Breslau verjüngt aus seiner Asche.
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Schweidnitz. 245
und Gräben gut befestigt und für die damalige Zeit ein Hauptbollwerk des
Landes. Gleichen Widerstand erfuhr Johann selbst vor den Mauern der Stadt
Schweidnitz. Er hatte den Schwur gethan, nicht eher abzuziehen, als bis er
seine Hand an die Mauern der Stadt gelegt haben würde. Schon weilte er
zehn Wochen vor dem bereits von Bolko I. mit dreifachem Mauerwerk und
Mauertürmen befestigten Orte; an der Wachsamkeit und der energischen Gegen-
wehr der Mannen und Bürger scheiterte jeder Versuch einer schnellen Eroberung.
Schweidnitz von der Friedrichstraße gesehen.
Da fiel Kasimir von Polen in des Königs Länder ein. und gegen ihn mußte
Johann seine Waffen kehren; um jedoch seinem gegebenen Ritterworte nicht un-
treu zu werden, schloß er einen Vertrag mit dem Herzog von Schweidnitz, dem
zufolge er vor seinem Fortgange an das Stadtthor kam und dasselbe mit seiner
Hand berührte. Beseitigt war die Gefahr, welche die Stadt bedrohte;, im
Kampfe für den heimischen Herd hatten sich die Bürger tapfer gezeigt, und nun
erstarkte Schweidnitz in rascher Entwickelung. Der Handel wuchs; berühmte
Ausfuhrartikel wurden und waren Bier, Leinwand, Tuch und gegerbtes Leder.
Nach dem Aussterben der Herzogslinie der Bolkonen gehörte Schweidnitz
von 1392 bis 1741 zu Böhmen, bez. zu Österreich.
Die Hussiten vor Schweidnitz (1428). Der aufstrebenden Stadt, die
durch ihre Gewerbthätigkeit von Jahr zu Jahr gewann, legten sich die Hussiten-
kämpfe in den Weg. Das ganze Land Schlesien befand sich fast zwei Jahrzehnte
hindurch in großer Unruhe, in welcher Handel und Gewerbe nicht gedeihen konnten.
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Kasimir_von_Polen Johann
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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208 Die Grafschaft Glatz.
alten Schlosses ein neues nach einem von Schinkel entworfenen Plane erbauen und
mit Parkanlagen versehen. Jetzt besitzt das Schloß Prinz Albrecht von Preußen.
Der Boden von Kamenz ist für den Ackerbau vorzüglich geeignet. Von
den durchweg wohlhabenden Grundbesitzern und Ackerbauern wird lebhafter
Getreidehandel am Orte, nach den zunächst gelegenen Marktplätzen und nach
Breslau getrieben. Im Sommer verkehren in Kamenz, das nnr 550 meist
katholische Einwohner in 42 Häusern hat, viele Fremde, welche die reizende
Lage des Ortes und die Sehenswürdigkeit des Schlosses anzieht.
Als Friedrich Ii. von Preußen nach der Beendigung des ersten Schleichen
Krieges gar bald erkennen mußte, daß es Maria Theresia mit der Abtretung
Schlesiens nicht Ernst gewesen sei, hielt er sich bereit für schlimme Fälle.
Nachdem er im August 1744 mit 100 000 Preußen in Böhmen eingerückt
war und schnell ganz Böhmen besetzt hatte, wurde er durch deu Prinzen von
Lothringen wieder nach Schlesien zurückgedrängt. Als dann Maria Theresia
mit ihren andern Feinden Frieden gemacht hatte, konnte sie dem König von
Preußen mit so bedeutender Macht entgegentreten, daß sie des Sieges und
glücklichen Erfolges glaubte gewiß sein zu können. Friedrich Ii. ging in der
Mitte des März 1745 zur Armee und nahm sein Hauptquartier im Kloster
Kamenz. Ehe er noch große Truppenmassen um sich hatte, begab er sich mit
geringer Begleitung nach Kamenz, um das Kloster in Augenschein zu nehmen.
Aber Kroaten, welche in dortiger Gegend umherschweiften, hatten erfahren, daß
der Preußenkönig im Kloster sei, und beabsichtigten nun, den König ihrer Feinde
gefangen zu nehmen. Noch zur rechten Zeit wurde der Abt des Klosters von
der Gefahr benachrichtigt, in welcher der König schwebte. Schnell überredete
er den König, er solle sich als Mönch verkleiden, und sobald dies geschehen war,
rief er die Mönche durch die Abendglocke zum Gebet zusammen. Mit ihnen
begab sich der König ungekannt zur Kirche. Vergeblich durchsuchten die Kroaten
das ganze Kloster, kamen in die Kirche, wagten es aber nicht, die Mönche im
Gottesdienste zu stören, und zogen uuverrichteter Sache wieder ab.
Neurode. Wenn wir, wie wir die östlichen Ausläufer des Eulengebirges
verfolgt haben, uns auch vom Kamme aus nach Westen wenden, so stoßen wir
auf die Höhen, welche zum größten Teile zum heutigen Neuroder Kreise gehören,
dessen Mittelpunkt die Kreisstadt Neurode mit 6900 Einwohnern ist, die einzige
städtische Niederlassung im ganzen Gebiete des Eulengebirges auf der Glatzer
Seite. Der Ort wurde im 13. Jahrhundert durch Deutsche gegründet, die der
König Ottokar Ii. von Böhmen begünstigte. Den Ansiedlern schien zwar an-
sangs die von steilen Bergen umgebene, fast schluchtenartige Gegend nicht sehr
verlockend; aber nachdem sie die Wälder, die bis dahin alles Land ringsum
bedeckten, ausgerodet hatten, befanden sie sich wohl und bauten sich eine Anzahl
Wohnhäuser. Der Ort wurde 1428 von den Hufsiten zerstört, litt wiederholt
durch Epidemien und durch Überschwemmungen der zwar kleinen, aber bei
Hochwasser gefährlichen Walditz.
Die Bewohner Nenrodes nähren sich von der Tuchmachern, der Weberei
und dem Bergbau. Reiche Steinkohlenlager befinden sich um den Ort, in den
Gruben, die dem Grasen von Magnis gehören, werden über 800 Arbeiter be-
schäftigt; die jährliche Ausbeute beträgt gegen 1 700 000 Zentner Kohlen, welche
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Extrahierte Personennamen: Schinkel Albrecht_von_Preußen Albrecht Friedrich_Ii Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Ernst August Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich_Ii Friedrich Ottokar_Ii Ottokar
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220 Die schleichen Gebirgspässe und ihre Riegel.
wichtiger noch wurden sie in Zeiten, die uns näher liegen und die wir bis jetzt
fast ganz unberücksichtigt gelassen haben. Nördlich und südlich von den Sudeten
hat Friedrich der Große so manche Entscheidungsschlacht geliefert, dort ist viel
Blut geflossen, auf daß Schlesien preußisches Land würde. In neuester Zeit
find in dem ewig denkwürdigen Jahre 1866 infolge des schnellen Vorrückens
der Preußen zwar jenfeit, aber doch noch in unmittelbarer Nähe der schleichen
Berge die Treffen geliefert, die den zwischen Österreich und Preußen ent-
brannten Krieg schnell beendigten.
Weil die Pässe, welche durch das Gebirge führen, besonders in den schreck-
lichen Zeiten der Kriege von der größten Wichtigkeit und Bedeutung find, haben
die Preußen und Österreicher von Norden und Süden her, um sich gegen
etwaige feindliche Angriffe zu schützen, in stark geschützten Festungen kräftige
Riegel denselben vorgeschoben. Interessant ist es, einen Blick auf jene Städte,
Festungen und Burgen zu werfen, welche den Feinden wehren follten, und der
Thätigkeit nachzugehen, welche die bedeutendsten Feldherren des vorigen und
nnsres Jahrhunderts in jenen Gegenden entfalteten.
Striegau. An einem Gewäsfer, welches das Striegauer Wasser heißt,
das sich in die Weistritz, einen Nebenfluß der Oder, ergießt, liegt die Kreisstadt
Striegau, ein alter Ort, der schon im 12. Jahrhundert als Wallfahrtsort er-
wähnt wird, dessen Name allein für das Alter bürgt; denn Striegau hat einen
polnischen Namen, der entstanden ist ans trzi gore, d. h. drei Berge, da drei
Berge, der Breiteberg, Kreuz- und Georgenberg, sich in unmittelbarer Nähe
der Stadt erheben. Vielleicht schon im 12. Jahrhundert ist daselbst die groß-
artig schöne katholische Kirche im gotischen Stile mit hohem Dache erbaut;
Bolko von Schweidnitz umgab den Ort, der im 14. Jahrhundert Stregonia
Castrum hieß, mit einer Mauer und befestigte ihn. Hussiten und Kaiserliche
bedrängten ihn wiederholentlich. Jetzt ist Striegau Kreisstadt, hat fast 11000
Einwohner, erfreut sich eines blühenden Ackerbaues, sendet Getreide bis in die
Mark Brandenburg und beschäftigt viele Arbeiter in den nahen Granitbrüchen.
Die graubräunliche Boluserde, die als Striegauer Erde bekannt ist, die 1568 der
kaiserliche Leibarzt Johann Montanns, ein geborner Striegauer, an dem nahen
Georgenberg entdeckte und unter dem Namen Siegelerde als Heilmittel in den
Handel brachte, dient gegenwärtig nur noch zum Malen und Färben.
Die Schlacht bei Hohenfriedberg am 4. 3uitt 1745. In Striegaus
unmittelbarer Nähe liegt das Dorf Hohenfriedberg, dem Friedrichs des Großen
Sieg einen unsterblichen Namen verliehen hat. Maria Theresia beruhigte sich
nicht bei dem Frieden zu Breslau im Jahre 1742; ihr Streben ging dahin,
sich Schlesien möglichst bald zurückzuerobern. Die günstige Zeit für sie, um
den Kampf mit Friedrich aufzunehmen, schien schon in zwei Jahren gekommen
zu sein. Aber der preußische König ließ nicht die Gefahr an sich herankommen,
sondern ging derselben, so groß sie auch war, kühn entgegen. Mit 80 000
Mann rückte er im August 1744 in Böhmen ein und eröffnete den zweiten
Schleichen Krieg. Am 18. September nahm er Prag, und mit Leichtigkeit
breiteten sich seine Truppen weit nach dem südlichen Böhmen aus, das fast
unbesetzt war. Bald aber zog der Prinz Karl von Lothringen mit einem
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_der_Große Friedrich Johann_Montanns Johann Georgenberg Friedrichs Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich August Karl_von_Lothringen Karl
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Geschlecht (WdK): koedukativ
Einzug Friedrichs in Breslau. Nach A. Menzel.
Die schleffchc Haumm und ihre Umzebunzen,
Der Ring und das Rathaus. — Blücherplatz. Taueutzienplatz. — Die Promenaden.
— Das heutige Breslau. — Breslaus älteste Zeit. — Breslau in Abhängigkeit. —
Die Jahre 1740 und 1741. — Breslau während des Siebenjährigen Krieges. —
Die Schlacht bei Zeuthen am 5. Dezember 1757. — Breslau im Frühjahr 1813. —
Kaiser Wilhelm in Breslau im Jahre 1882. — Das Bistum Breslau. — Die Refor-
mation in Breslau. Johann Heß. — Die Universität. — Berühmte Breslauer. — Die
zweite schlesische Dichterschule. — Das Heldengrab zu Krieblowitz. — Breslauer Sagen.
Der Ring und das Nathans. Breslau, die dritte Haupt- und Residenz-
stadt Preußens und das Zentrum Schlesiens, liegt fast in der Mitte der Pro-
vinz an der Mündung der Ohlau in die Oder, welche die Stadt in mehreren
Armen durchströmt, in einer weiten, fruchtbaren und gut angebauten Ebene,
und zerfällt in die Altstadt, Neustadt, die Sand- und Dom-Insel und fünf
Vorstädte; die Einwohnerzahl ist auf ziemlich 270 000 in den letzten Jahr-
zehnten schnell gestiegen.
Der stattlichste Platz in der Stadt ist der Ring. Es ist, als hätten die
Bürger, welche ihn vor 600 Jahren anlegten, geahnt, daß hier der Handel
gar sehr wachsen und aufblühen werde. Er liegt in der Mitte der Stadt und
bildet ein regelmäßiges Viereck, welches von Ost nach West 300 Schritte lang
und von Nord nach Süd 250 Schritte breit ist. Wenn man die Gebäude in
seiner Mitte fortnehmen könnte, so würde er einen Flächenraum von fast 4 ha,
einnehmen. Sechzig hohe und ansehnliche Häuser, von denen die meisten noch
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]
Extrahierte Personennamen: Friedrichs A._Menzel Wilhelm Johann_Heß Johann
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Gitschin am 29. Juni 1866. 229
Tornister, Gewehre, Wagen aller Art im wirren Durcheinander lagen. Massen
von Gefangenen wurden eingebracht. Der Feind verlor 4—5000 Tote oder
Verwundete, 5000 Gefangene, 3 Fahnen und 10 Geschütze.
Trantenau gehörte wieder den Preußen, aber die Stadt war verwüstet, die
Einwohner waren meist geflüchtet; viele Häuser waren zu Lazaretten eingerichtet,
in den Bogengängen am Markte lagen die" Verwundeten, die Kirchen waren
mit Gefangenen angefüllt. Heute erinnert uns an den wütenden Kampf auf
der Gablenzhöhe, die früher der Galgenberg hieß, das Schlachtendenkmal,
eine 16 m hohe, schlanke Pyramide aus Eisen mit Inschriften und Verzierungen,
ein schönes, weithin sichtbares Monument. Auf dem Kapellen- oder Johannes-
berg, wo der Kampf am hitzigsten gewesen ist, sind mehrere Denkmale aufgestellt,
unter diesen auch das vom Offizierkorps des 6. ostpreußischen Infanterie-
regiments Nr. 43 „den gefallenen Kameraden" errichtete, eine abgestutzte Py-
ramide aus Sandstein, oben auf einer Kugel ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln.
Gitschm am 29. Äulll 1866. Wie die Preußen den Österreichern durch
das Gebirge zu früh nach Trantenau kamen, so geschah es auch im Westen von
diesem Orte. Die preußische Elbarmee unter dem General Herwarth von
Bittenfeld, die 40 000 Manu stark war, rückte von Dresden aus über Schluckenau,
das südlich von Bautzen liegt, in Böhmen ein und ging in südöstlicher Richtung
vorwärts, um mit dem Prinzen Friedrich Karl, der die erste Armee in einer
Stärke von 100 000 Mann befehligte, Fühlung zu behalten. Die Armee des
Prinzen Friedrich Karl marschierte von Zittau aus^nach. .Reichenberg. Erst
jenseit dieser Stadt suchten die Österreicher, die unter Clans Gallas, 60 000
Mann stark, stanw, ihre Feinde aufzuhalten; die Übergänge über» das Gebirge
waren nicht gesperrt worden. Die schwachen Avantgarden des Clam'gallas
wurden von Herwarth von Bittenfeld am 27. Juni bei'hühnerwasser, vom
Prinzen Friedrich Karl am 26. Juni bei Liebenau über Turnau zurückgedrängt,
aus Podol gejagt und die ganze Armee gezwungen, nach hartnäckigem Kampfe
ihre überaus feste Stellung bei Münchengrätz am 28. -Mlfzugebeu. Alsbald
vereinigten sich die beiden preußischen Armeen, die erste und die Elbarmee, und
rückten gemeinsam vor.
Gallas hatte in Gitschin Halt gemacht und das bergige Terrain besetzt.
Hier hoffte er die Preußen zum Stehen zu bringen und zurückzutreiben. Gitschin
ist schon durch Wallenstein geschichtlich berühmt geworden, der dort ein Schloß
hatte, es zur Hauptstadt seiner böhmischen Besitzungen machte und in der 2 km
nordöstlich von der Stadt gelegenen Kartaufe begraben ist. Eingeschnittene
Wege, Alleen, Gräben, Teiche in unmittelbarer Nähe der Stadt lassen die
Stadt leicht verteidigt, schwer eingenommen werden. Die Österreicher hatten
sich vorzüglich aufgestellt, so daß der Kampf ein sehr blutiger wurde. Von
drei Seiten griffen die Preußen am 29. Juni an, und schon im.laufe des Vor-
mittags fanden kleine Zusammenstöße statt; das eigentliche Gefecht aber begann
erst am Nachmittage gegen 4 Uhr und währte bis um Mitternacht: da erst war
Gitschin in den Händen der Preußen. Viele Häuser trugen noch später Spuren
des nächtlichen Kampfes, der in der Verwirrung des Rückzuges für Österreicher
und Sachsen heillos war.
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Extrahierte Personennamen: Herwarth_von
Bittenfeld Friedrich_Karl Friedrich Karl Friedrich_Karl Friedrich Karl Clans_Gallas Herwarth_von_Bittenfeld Friedrich_Karl Friedrich Karl
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
306 Die schlesische Hauptstadt und ihre Umgebuugeu.
Gntzmar, der faktische Leiter der städtischen Verwaltung, erschraken aufs höchste
über dies Ansinnen und beriefen sich auf die großen Vorteile der im Dreißig-
jährigen Kriege so glücklich bewahrten Neutralität. Zwar vermochte eine stärkere
Pression, Drohung mit der größten Ungnade, den Rat in seiner engeren Ver-
sammlung znm Nachgeben zu bringen; aber ehe noch die Zustimmung des
Plenums eingeholt war, wurde dieser Beschluß infolge eines Auflaufes einer
unbewaffneten Menge von Zunftgenossen, die auf das Rathaus drangen, wieder
zurückgenommen und vom Rate die Erklärung abgegeben, bei dem Widerstande
der Bevölkerung müsse die Einnahme der Besatzung abgelehnt werden.
Nach dieser Erklärung hatten die österreichischen Behörden nicht den Mut,
die Besetzung Breslaus durch kaiserliche Truppen doch noch auszuführen, was
unzweifelhaft thunlich gewesen wäre. Ja, in solche Angst geriet der alte Prä-
sident Gras Schaffgotsch, daß er selbst zum Feldmarschall Brown eilte, und als
dieser erklärte, man solle einige Ruhestörer beim Kopfe nehmen, in den „Goldenen
Baum" am Ringe fuhr, ihn dringend bat, er möchte vorsichtiger in seinen
Äußerungen sein, denn der Pöbel sei in seiner Wut im stände, sie alle um-
zubringen; am besten sei es, er verlasse die Stadt. Brown verließ wirklich die
Stadt. In der Besatzungsfrage ließ er sich von dem Rate ein Attest über seinen
bewiesenen, leider erfolglos gebliebenen Eifer ausstellen.
Jetzt war das Schicksal Breslaus besiegelt. Zwar machten sich die Bürger
mit vielem Geräusch an die Selbstverteidigung; aber sie mußten bald einsehen,
daß eine wirksame Verteidigung nicht möglich war, wenn sie nicht sämtliche
Vorstädte niederbrennen wollten, eine Maßregel, zu der sie sich nicht entschließen
konnten. Der Rat schrieb deshalb unter den ausgiebigsten Versicherungen der
Ergebenheit nach Wien, insofern Breslau keine eigentliche Festung und seine
Werke wohl geeignet, den Anprall eines wilden Schwarmes, etwa von Polen,
abzuwehren, aber nicht stark genug sei, um der Belagerung einer regulären Armee
zu widerstehen; und da auf Ersatz nicht zu hoffen sei, werde die Stadt, um
dem äußersten Ruine zu entgehen, sich bemühen, eine Neutralität, wie bei
früheren Gelegenheiten, zu bewirken.
Den Schildwachen wurde streng anbefohlen, ohne besondere Ordre nicht
zu schießen, damit man nicht von seiten der Stadt den ersten Anlaß zu Feind-
seligkeiten gäb.e; und um allem möglichen Unglück vorzubeugen, ließ der Rat
am 29. Dezember das vorrätige Pulver nach Brieg schaffen. In so imponie-
render Haltung erwartete man den Feind, dem man das Zugeständnis der Neu-
tralität abzugewinnen dachte.
Der König eilte nach Breslau. Die letzten Stunden des scheidenden
Jahres (1740) fanden ihn schon im Angesicht der Breslauer Türme, iu Pilsnitz,
wo ihm der Besitzer, ein Breslauer Patrizier, splendide Aufnahme bereitete.
Die Preußen wußten genug von der Lage der Dinge, um sich vor der kriege-
rifcheu Ausrüstung der Wälle nicht zu fürchten; sie riefen den Stadtsoldaten
auf den Wällen scherzhaste Begrüßungen zu und besetzten die Vorstädte. In
der von allen Seiten eng umschlossenen Stadt scheint nicht allzugroße Nieder-
geschlagenheit geherrscht zu haben; denn es ist bekannt, daß es an jenem
denkwürdigen Silvesterabend in den Bierhäusern recht lustig und Heitel zuging.
Ängstlicher mögen die Herren vom Rat das alte Jahr beschlossen haben.
Die ersten Stunden des neuen Jahres brachten ihnen den ersten Gruß einer
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Extrahierte Personennamen: Feldmarschall_Brown Brown
Extrahierte Ortsnamen: Dreißig- Wien Polen Brieg Breslau Breslauer_Türme Heitel
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
308 Die schlesische Hauptstadt und ihre Umgebungen.
würden, gleichsam von vorn anzufangen und sich neue Absatzwege eröffnen zu
müssen, nachdem sie erst kürzlich für ihren Handel durch den erleichterten Ver-
kehr mit den übrigen österreichischen Erblanden für schwere Einbußen Ersatz
gefunden hatten. Den Bürgern, die tatsächlich eine fast republikanische Selbst-
ständigkeit genossen, mußte die straffere Art preußischer Staatsform wenig zu-
träglich erscheinen. Nur wenige wünschten die preußische Herrschaft offen herbei,
die meisten schwebten in großer Angst und Ungewißheit und äußerten sich, um
nicht in Verlegenheit zu kommen, gar nicht. Wie konnten sie sich auch für
Preußen äußern, da sich die Verhältnisse jeden Tag ändern konnten, und dann
mußten sie sich die Rache Österreichs gefallen lassen! Der Breslauer Magistrat
spielte deshalb ein zweideutiges Spiel nach Preußen und Österreich hin.
Da kam der Tag von Mollwitz. Die Freunde Friedrichs sprachen in der Stadt
mit Aufregung und Begeisterung. Ms aber weitere Nachrichten über Friedrichs
glücklichen Waffengang ausblieben, sprachen sich wieder die österreichisch Ge-
sinnten freier aus und erhoben ihre Köpfe; und als zwei schwerverwundete
preußische Soldaten im Kloster der barmherzigen Brüder nach einem protestan-
tischen Geistlichen verlangten, meinte der Magistrat, das sei wider die Neutralität.
Allmählich begann das Treiben in Breslau auch den König in seinem
Feldlager zu beunruhigen. Breslauer Damen aus der Aristokratie, meist aus
Böhmen und Österreich gebürtig, zettelten eine Verschwörung gegen die Prenßen
an und suchten Breslau den Österreichern in die Hände zu spielen. Friedrich
mußte seinen Feinden zuvorkommen, und um nicht unnütz Blut zu vergießen,
brauchte er eine Kriegslist. Die Truppen der Preußen in der Nähe der Stadt
Breslau wurden in aller Stille vermehrt und dann die Stadt überrumpelt.
Am 10. August 1741 morgens um 6 Uhr fuhren zum Ohlauer und zum
Sandthore Fuhrmannswagen in die Stadt, welche auf den Zugbrücken hielten,
als ob etwas am Wagen gebrochen sei, und so das Aufziehen der Brücken ver-
hinderten. So konnte das preußische Kriegsvolk überall ungehindert eindringen;
die Soldaten verteilten sich aus die Wälle und entwaffneten die Bürgerwache
ganz freundlich und mit Lachen, jedenfalls ohne irgendwo Widerstand zu finden.
Auf dem Ringe trafen die von allen Thoren herbeieilenden Truppen, In-
fanterie und Kavallerie, an 5000 Mann stark, zusammen. Die Hauptwache
auf dem Ringe wurde ohne Mühe entwaffnet, an den Ecken aller auf den Ring
mündenden Straßen wie auch an sonstigen Hauptknotenpunkten der Stadt wurden
Kanonen aufgepflanzt, neben denen Soldaten mit brennenden Lunten standen,
Reiterpatrouillen durchzogen die Stadt: nirgends hat sich eine Hand zum
Widerstand erhoben, kein Tropfen Blutes ist geflossen, in wenig Stunden war
alles beendigt.
Der Neutralitätsvertrag hatte so allerdings recht schnell sein Ende gefunden,
die österreichische Partei stellte in ihrem Jngrimme die Besetzung Breslaus auf
eine Stufe mit der schmachvollen Okkupation Straßburgs durch Ludwig Xiv.;
aber Friedrichs Verfahren erscheint vollständig gerechtfertigt, dieser Schritt als
ein Akt politischer Notwehr, wenn man die so sehr zweideutige Haltung des
Breslauer Magistrates in Erwägung zieht.
In Breslau beeilte man sich, den neuen Stand der Dinge sogleich rechtlich
anerkennen zu lassen. Der Leiter der ganzen Unternehmung, Schwerin, hatte
schon um 8 Uhr den Magistrat sowie die Ältesten der Kaufmannschaft und
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Extrahierte Personennamen: Mollwitz Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich August Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Friedrichs Friedrichs