§. 62, 3. Die römischen Frauen während der Kaiserzeit. 331
und ist für keinen Besuch zu sprechen, außer für bestimmte Kaufleute, Wahrsager, Unterhändlerinnen und Briefträgerinnen. Darauf beginnen die einzelnen Sklavinnen ihr Amt. Die erste naht mit einem Becken mit frisch gemolkener lauer Eselsmilch und wäscht der Herrin die übernächtige Brotkruste aus dem Gesichte. Die sorgfältig mit Seifen und Schönheitsessenzen geglätteten Wangen bestreicht eine zweite Sklavin mit weißer und roter Schminke, eine dritte färbt Augenbrauen und Wimpern mit gepulvertem Bleiglanz, eine vierte bringt auf goldenem Teller Zahnpulver und Tinkturen, eine fünfte färbt das dunkle Haar nach der Mode rötlich und salbt es, während die sechste das bogenförmige, aus mehreren Etagen bestehende Toupet sorglich aufbaut und mit verschiedenen Schmuck- und Nestnadeln versieht und eine siebente fortwährend der gnädigen Frau den Spiegel bald zur Rechten, bald zur Linken vorhalten muß. Aber noch lange ist die Toilette nicht vollendet; Perlen und Blumen, Diademe, Halsketten, Armbänder, Ohrgehänge und Ringe werden noch nach besonderer Auswahl angelegt, über das zu wählende Kleid mit der Dienerin, welche der Garderobe vorsteht, ernstliche Beratungen gepflogen, die Schuhe für den Tag gewählt und die Nägel an den Händen und Füßen sorglich geglättet. Wenn man bedenkt, daß jede Sklavin ihr bestimmtes Amt ausübte, daß in der Spinn- und Weberstube Sklavinnen für die Frau des Hauses arbeiteten, daß in anderen Räumen Kleidermacherinnen, Plätterinnen, Stickerinnen und Garderobemädchen beschäftigt, daß für Kleider, Schuhe und Schmucksachen besondere Aufseherinnen bestellt waren, so kann wohl unser Staunen kaum in Worten sich zurechtfinden. Und welches unweibliche Benehmen zeigten die vornehmen Frauen, wenn eine arme Sklavin etwas im Dienste versah, vielleicht ein Fläschchen, den Spiegel oder die Haarnadeln fallen ließ und eine Frage der Herrin überhörte oder falsch
beantwortete. Mit Nadelstichen, Stößen und Faustschlägen wurden die Unglückliche überhäuft und dem Peitschenknechte zur Strafe übergeben, welcher sie an einen Block anschließen mußte, wo sie bei
Wasser und Brot unter Stockschlägen eine große Partie Flachs
spinnen mußte und nicht eher loskam, als bis die erzürnte Herrin
einigermaßen versöhnt war.
Bei solcher Lebensweise ist es nicht anders möglich, als daß auch die uns aus jener Zeit überlieferten Namen römischer Frauen mit ganz geringen Ausnahmen einen recht schlechten Klang haben.
Kaiser Augustus war dreimal vermählt, zuerst mit Clodia, Fulvias Tochter. Als Fulvia feindlich gegen ihn auftrat, verstieß
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Extrahierte Personennamen: Augustus Augustus Clodia Fulvias Fulvia
§. 16. Lykurg und seine Gesetzgebung in Sparta. 117
Kleidung versteckt. Als er seinem Lehrer begegnete, welcher es nicht wissen durfte, und dieser mit ihm sprach, fing der Fuchs an zu kratzen und so zu beißen, daß der Knabe tot hinfiel, ohne durch einen Schmerzenslaut sein Geheimnis und seine Not verraten zu haben. In den öffentlichen Erziehungshäusern stand die Jugend, nach dem Alter geteilt, unter Aufsehern und hatte Unterricht und Spiel gemeinschaftlich. Der Unterricht bestand in Leibesübungen, Lesen, Schreiben, Gesang und Verstandesübungen. Zu den Leibesübungen gehörte auch das Bad im Eurotas. Selbst die Spiele, unter denen der kriegerische Waffentanz hervorzuheben ist, waren auf körperliche Kräftigung gerichtet. Auch die Mädchen (§. 30, 3) mußten sich im Ringen, Laufen und Lanzenwerfen üben. Knaben wie Mädchen wurden zur Bescheidenheit, zum Anstand, zur Ehrfurcht gegen das Alter und gegen die Götter angeleitet: vor einem Greise erhob sich die Jugend. Jede Antwort mußte kurz und bündig sein. Solch kernige, „lakonische" Antworten, welche in wenigen, treffenden Worten viel sagten, sind noch viele bekannt. Eine spartanische Mutter gab ihrem in den Krieg ziehenden Sohne beim Abschiede den Schild und sprach: „Entweder mit ihm oder auf ihm!" denn es war schmachvoll in der Schlacht den Schild zu verlieren; gefallene Krieger wurden auf ihrem Schilde vom Schlachtfelde getragen. Einst kamen zwei spartanische Gesandte in das Theater zu Athen. Schon waren alle Plätze besetzt, als noch ein Greis eintrat und keinen Platz fand. Sogleich erhoben sich die beiden Spartaner und traten ihm ehrerbietig den ihrigen ab. Da klatschten ihnen die Athener lauten Beifall zu; einer der Spartaner aber sprach: „Die Athener wissen wohl, was sich ziemt, aber sie thun es nicht!"
Die Beschäftigungen der spartanischen Männer waren Jagd und kriegerische Übungen; Ackerbau und Gewerbe blieben den Lake-dämoniern und Heloten überlassen. Ihre Stadt durste keine Mauer haben; denn die Tapferkeit der Bürger hielt Lykurg für die stärkste Mauer. Festungen nannten sie Weiberwohnungen. Ihre strenge Lebensweise ließ im Kriege etwas nach. Der Aufenthalt im Lager war für sie gleichsam ein Fest. Wenn sie in die Schlacht zogen, legten sie purpurrote Gewänder an, damit sie so geschmückt von dem strömenden Blute nicht entmutigt würden. Ihre Schwerter waren kurz und darauf berechnet, dem Feinde damit auf den Leib zu rücken. Mit festlich geschmücktem Haupthaare zogen sie unter dem Klange der Flöte und dem Schalle erhebender Kriegslieder dem Feinde mutig entgegen. Wer floh, war ehrlos. Die Gefallenen wurden ruhmvoll bestattet
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15. Karl der Große.
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orten. Karl war von hervorragender Größe. Seine Gestalt bot, er mochte sitzen ober stehen, eine höchst würdige, stattliche Erscheinung. Er hatte einen festen Gang, eine burchaus männliche Haltung, eine helle Stimme und ein freunbliches Gesicht. Seine Kleidung war einfach und von seiner Gemahlin und seinen Töchtern gefertigt. Gleiche Einfachheit schätzte er bei seiner Umgebung und spottete daher, wenn eiteln Höflingen auf der Jagd die aus benx Morgenlanbe stam-menben feibenen Gewänber § ersetzt würden. In Speise und Trank war er mäßig, Wildbret, am Spieße gebraten, war sein Lieblingsgericht. Währenb der Tafel hörte er gern Musik ober einen Vorleser; Wein trank er wenig. Reiten, Jagen und Schwimmen waren seine Vergnügungen. Durch seine einfache, regelmäßige Lebensweise würde feine an sich schon ungewöhnliche Körperkraft noch erhöht, und es war ihm ein leichtes, ein Hufeisen zu zerbrechen und einen geharnischten Mann wie ein Ktnb emporzuheben. Durch Umgang mit gelehrten Männern und Beschäftigung mit den Wissenschaften gelang es ihm, die Mängel seiner Jugenbbilbung zu beseitigen. Er sprach Deutsch, Latein, lernte Griechisch und trieb in späten Jahren noch Rechnen und Astronomie; aber die Kunst des Schreibens bereitete seiner an das Schwert gewöhnten Hand unüberrombliche Schwierigkeiten, obgleich er sich selbst in schlaflosen Nächten barin übte. Neben dem Unterricht mußten sich seine Söhne im Reiten, Jagen und in den Waffen üben, die Töchter mit Spinnrocken und Spinnen beschäftigen, bamit sie sich nicht an Müßiggang gewohnten. Beim Mahle und auf seinen Reifen mußten feine Kinder um ihn fein. Seine Töchter ließ er nicht heiraten, fonbern behielt sie alle bis zu seinem Tode bei sich, weil er ohne sie nicht leben konnte. Eine Sage berichtet freilich, Eginharb habe das Herz seiner Tochter Emma (§. 16, 5), die er in Musik unterrichtete, gewonnen, worauf Karl sie ihm vermählt habe. Karl hatte bret Söhne, Karl, Pippin und Ludwig, aber nur der jüngste und unkbeutenbste überlebte ihn. Als Karl 813 auf einer Jagb in einer Schwäche der Füße die Vorboten des nahen Tobes ahnte, rief er die Großen des Reiches nach Aachen und empfahl ihnen feinen Sohn Ludwig, den er aus Aquitanien berufen hatte, als Nachfolger. Er legte biefem die heiligen Pflichten eines Regenten ans Herz und ermahnte ihn, Gott zu fürchten und feine Gebote zu halten, feine Verwanbten zu lieben und feinem Volke mit einem tugenbhaften Lebensroanbel voranzugehen.
Karls Tod. Im Januar 814 würde Karl in Aachen von einem heftigen Fieber befallen. Er wollte sich mit feinem gewöhn-
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Karl Karl Emma Karl Karl Karl Karl Karl Karl Pippin Ludwig Ludwig Karl Karl Ludwig Ludwig Gott Karls Karl Karl
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zu. Gleich nach der Geburt wurde jedes Kind besichtigt, ob es auch gesund und stark sei. War es schwach und gebrechlich, so wurde es im Gebirge zum Verhungern ausgesetzt. Denn Lykurgus betrachtete die Kinder als Eigentum des Staates und wollte nur kräftige Bürger erziehen. Die gesunden Knaben erhielten bis zum siebenten Jahre die Pflege der Mutter, dann kamen sie aus dem Hause der Eltern in öffentliche Gebäude, wo sie unter strenge männliche Aufsicht gestellt wurden. Jede Abteilung hatte ihren Anführer, der aus den tüchtigsten Knaben gewählt wurde; über allen Abteilungen stand einer der angesehensten Männer des Staates, der die Oberaufsicht über das Ganze führte. Die Erziehung bezweckte Abhärtung und Übung des Körpers, Gewöhnung an Entbehrung und Gehorsam gegen die .Gesetze. Barfuß und halbnackt gingen die Knaben umher, halbnackt schliefen sie auf harten Lagern von Schilf, das sie sich selbst vom Ufer des Flusses holen mußten. Nur im Winter durften sie einige wärmende Kräuter hinzufügen. Ihre Kost war knapp zugemessen und kaum zur Sättigung hinreichend; auch wurden sie in der Ertragung empfindlicher Körperschmerzen geübt und zu diesem Zwecke jährlich einmal, an einem bestimmten Tage, mit Geißeln blutig gepeitscht, wobei sie keine Miene des Schmerzes zeigen durften. Manche sollen unter den Streichen tot niedergesunken sein, ohne einen Laut von sich zu geben. Vorzüglich ehrerbietig mußten die Knaben gegen die Alten sein. Sie mußten vor ihnen von ihren Sitzen sich erheben und ihnen jederzeit Rede und Antwort stehen. Albernes Schwätzen wurde gar nicht geduldet: auf Fragen mußten sie kurz und treffend antworten. Noch heute nennt man eine kurze bündige Antwort eine lakonische (d. i. spartanische).
7. Die Spartaner ein Kriegervolk. — Die Leibesübungen , welche in der Kindheit begannen, wurden dann durch das ganze Leben der Männer fortgesetzt. Den größten Teil
des Tages übten sich die Spartaner im Laufen, Ringen, Lanzenwurf und Fechten, um den Körper recht behende und zum Kriege tüchtig zu machen. Deshalb beschäftigten sie sich auch viel mit
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Geld?" Dieser antwortete: „Ich braucht für den Doktor. Meine Mutter ist krank und hat mich fortgeschickt, einen Doktor zu holen. Aber keiner will für weniger als einen Gulden kommen, und doch ist meine Mutter so sehr krank. Ach, lieber Herr, schenkt mir einen (dulden; ich will gewiß in meinem Leben nicht wieder betteln. Der Kaiser gab dem Knaben den verlangten Gulden und ließ sich genau sagen, wo seine Mutter wohnte. Darauf fuhr er, während der Knabe davon eilte, einen Arzt' zu suchen, vor das Häuschen der armen Frau, hüllte sich, um nicht erkannt zu werden, in seinen Mantel und trat in die Krankenstube. „Ich bin der Arzt, den Euer Kind gerufen hat," sprach er zu der Kranken, die schwach und bleich in dem ärmlichen Bette lag. Und er erkundigte sich mitleidsvoll nach ihrem Zustand. Dann schrieb er am Tische einige Worte auf ein Stück Papier und sagte weggehend: „Da hab' ich Euch ein Rezept verschrieben, schickt es in die Apotheke; die Arzenei wird Euch gut thun." Als er kaum fort war, kam der Knabe mit dem wirklichen Arzte. Die Frau wunderte sich nicht wenig, als sie einen zweiten Doktor sah, und der Knabe erzählte nun, was sich zugetragen, und die Mutter auch. Der Arzt nahm das Rezept und las es. „Der kann gut verschreiben," sagte er, „Euer Arzt ist der Kaiser gewesen, und sein Rezept ist eine Anweisung auf fünfzig Dukaten, die ihr sogleich beim Zahlamte erheben könnet." Die Freude der armen Frau und ihres Sohnes war groß. Das Geld wurde richtig und ohne Anstand ausbezahlt, und bald erholte sich die Kranke, da ihr jetzt die besten Arzeneien und die gesundesten Speisen gereicht werden konnten. Und mit inbrünstigem Danke lobte sie Gott, der einen rettenden Engel in ihr Haus gesandt hatte.
5. Josefs Absichten und Erfolge. — In seinem weiten Reiche machte Josef große Veränderungen. Alte Mißbrauche hob er auf; manche Last, die das Volk bedrückte, schaffte er ab. In allen seinen Landen wollte er gleiche Einrichtungen und Gesetze einführen und gleichsam einen ganzen neuen Staat schaffen, in welchem Freiheit und Gerechtigkeit herrschen sollten. Aber in seinem Eifer schritt er nur allzu feurig vorwärts. Seine Unterthanen verstanden
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— Biber größten Sorgfalt erzogen, entwickelte er die ausgezeichnetsten Anlagen des Geistes nnb besaß einen scharfen Verstand. Nicht Körperstärke, aber eine schlanke Gestalt zeichnete ihn aus; er hatte schwarze lebhafte Augen. Durch Fechleu, Reiten und Schwimmen hatte er sich so abgehärtet, daß er jebe Beschwerbe zu ertragen imstanbe war.
Cäsar heiratete die Tochter eines Römers, der zur Partei des Marius, also zu den Gegnern des bamals allmächtigen Sulla gehörte. Dieser verlangte, Cäsar sollte sich von seiner Gemahlin scheiben. Währenb Pompejns, an den Sulla bieselbe Forderung gestellt hatte, den Wunsch des Diktators erfüllte, floh Cäsar aus Rom und gab das Heiratsgut seiner Frau preis. Er würde von Sulla in die Acht erklärt, aber auf Fürbitten vieler Frennbe nnb der Vestalinnen begnabigte ihn der Diktator mit den Worten: „So nehmt ihn hin; aber er wirb uns zum Verberben gereichen, beim in ihm stecken viele Mariuffe!"
Bald barauf ging Cäsar nach Rhobus, um sich in bet Rebekunst auszubilben. Unterwegs geriet er Seeräubern in die Hänbe. Als sie sür seine Auslösung 20 Talente (über 80 000 M.) verlangten, ries er: „Wie? für einen Mann, wie ich bin, verlangt ihr nicht mehr? 50 Talente sollt ihr haben!" Währenb das Gelb herbeigeschafft würde, wußte er die 40 Tage lang sich so in Achtung zu setzen, daß er nicht ihr Gefangener, son-bern ihr Herr zu fein schien. Zuweilen las er ihnen Gebichte nnb Reben vor, die er gemacht hatte, und wenn sie ihn nicht lobten, so brohte er ihnen, sie alle kreuzigen zu lassen. Wenn er schlafen wollte, gebot er ihnen, still zu sein. Als er sich ausgelöst hatte, verschaffte er sich einige Schiffe, überfiel die Seeräuber und ließ sie wirklich in Kleinasien ans Kreuz schlagen.
Als er nach Rom zurückgekehrt war, wußte er durch seine Frennblichkeit die Liebe des Volkes zu gewinnen. Er würde Statthalter in Lusitanien (Portugal). Als er in Gabes in einem Tempel die Bilbsänle Alexanbers sah, ries er mit Thränen ans: „Der hatte in meinem Alter schon die Welt erobert, und ich habe noch nichts gethan!" Wieber nach Rom zurückgekehrt, schloß er sich an Pompejns an. Jetzt gewann er durch unbegrenzte Freigebigkeit die Gunst des Volkes. Er ließ unter anbeten 320 Fechterpaare in silbernen Rüstungen auftreten. Im Vertrauen auf die Volksgunst bewarb er sich um das Amt eines Oberpriesters. Als ihn am Tage der Wahl seine Mutter weinenb zur Thür geleitete, sagte er: „Mutter, bu siehst mich
Hüttig, Die Weltgeschichte in Bildern. I. 6
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Extrahierte Personennamen: Cäsar Marius Marius Sulla Cäsar Sulla Cäsar Sulla Sulla Cäsar
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rhobus Kleinasien Rom Portugal Gabes Rom
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stahl, Bestechung rc. aus Sparta verbannt, aber auch Künste und Handel wurden gänzlich gelähmt. Nur die unentbehrlichsten Gerätschaften waren gestattet.
Der Schwelgerei suchte Lykurg durch Einführung gemeinschaftlicher öffentlicher Mahlzeiten entgegenzuarbeiten, zu denen jeder Tischgenoß einen monatlichen Beitrag von Getreide, Feigen, Käse und Wein liefern mußte. Jede Tischgesellschaft bestand aus 14 Personen. Das Hauptgericht der Mahlzeit war die kräftige schwarze Suppe, bestehend aus Schweinefleischbrühe, Blut, Essig und Salz. Ein fremder König ließ sich, um sie zu versuchen, einen spartanischen Koch kommen. Aber die Suppe wollte ihm nicht schmecken.
Durch diese Einrichtungen zog sich Lykurg den Haß der Reichen dermaßen zu, daß es einst zu einem Aufstande kam und Lykurg vor den Steinwürfen seiner Gegner vom Marktplatze in einen Tempel fliehen mußte. Ein leidenschaftlicher Jüngling, Alkander, verfolgte ihn und schlug ihm, als er sich umwendete, mit dem Stock ein Auge aus. Lykurg blieb stehen und zeigte dem Volke sein blutiges Gesicht. Da ergriff die Bürger Scham und Reue, und sie lieferten ihm den Alkander aus. Lykurg nahm ihn mit in sein Haus, und ohne ihm ein hartes Wort zu sagen, befahl er ihm nur, ihn zu bedienen. Im täglichen Umgänge lernte der Jüngling die Sanftmut und Gelassenheit, die strenge Lebensart und rastlose Thätigkeit Lykurgs kennen, so daß er dessen Lob verkündete und aus einem erbitterten Gegner ein Freund Lykurgs wurde.
Besondere Sorgfalt wendete Lykurg der Erziehung der Kinder zu. Jedes neugeborene Kind wurde öffentlich besichtigt; war es schwach und gebrechlich, so wurde es am Taygetus zum Verhungern ausgesetzt. Lykurg betrachtete alle Kinder als Eigentum des Staates und wollte nur kräftige Bürger erziehen. Bis in sefn siebentes Jahr blieb der Knabe bei den Eltern, dann übernahm der Staat die Erziehung desselben, und die Strenge in der Behandlung nahm immer mehr zu, je älter er wurde. Hauptzweck der Erziehung war: Gehorsam gegen die Gesetze, Ehrfurcht vor Greisen, kurze, bündige Rede, Ausdauer in Schmerz und Beschwerden und Sieg im Kampfe. Die Knaben gingen faft nackt und barfuß; das Schilf zu ihrem Lager mußten sie selbst zusammentragen und am Flusse Eurotas mit den Händen abbrechen. So lernten sie Hunger und Durst, Hitze und Kälte ertragen.
Ihre Kost war sehr kärglich; dagegen war es erlaubt zu
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Regionen (OPAC): Niedersachsen
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Inhalt: Zeit: Mittelalter
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
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ton der Hoheit, die aus ihren Augen strahlte, warf ich mich thr zu Füßen und küßte den Saum ihres Kleides : fte aber hieß mich aufstehen und ermunterte mich, ihr zu lagen, was mein Herz bedrückte, und ermutigt durch ihren mrlden Zuspruch sagte ich ihr den Zweck meiner Reise. Aufmerksam hörte sie mir zu; als ich aber geendet,
schüttelte sie traurig das Haupt und ihre Augen füllten
jtch mit Thränen. „Armer, armer Knabe", sprach sie, ^warnm bist Du nicht einige Tage früher gekommen? Stehe, die Du hier suchst, weilt nicht mehr unter den Gebenden; heute morgen haben wir ihren sterblichen Leib unter dem grünen Rasen gebettet. Das Geheimnis, nach welchem ^u forschest, hat sie mit ins Grab genommen: aber noch in ihrer letzten Stunde hat sie Dein gedacht:
mtt Deinem Namen auf den Lippen ist sie hinüberae-
ichlnmmert zu einem besseren Leben".
Wie ein Donnerschlag trafen mich diese Worte der würdigen Klosterfrau. Mit einem lauten Schrei sank ich nieder zu ihren Füßen und eine tiefe Ohnmacht umfing meine Sinne. Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich in einem hohen, hellen Zimmer; mehrere Schwestern, auch die würdige Priorin, umstanden mein Lager. „Gottlob, er lebt!" hörte ich sie sagen, als ich mit innigem ^ank die Augen zu ihr aufschlug. Eine heftige Krankheit hatte mich befallen, nachdem ich die Trauerbotschaft aus dem Munde der Priorin gehört hatte; mehrere Wochen hatte ich zwischen Tod und Leben geschwebt. Die Anstrengungen der weiten Reise, die Entkräftung, die bittere Enttäuschung, alles hatte dazu beigetragen, meinen Zustand nahezu hoffnungslos zu machen. Aber nun siegte doch die Jugend über die tückische Krankheit, und dank der liebevollen Pflege der frommen Schwestern erholte ich mich rasch. Als ich ganz genesen war, sagte die edle Frau eines Tages zu mir: „Mein lieber Sohn, durch Gottes Gnade bist Du wieder gesund geworden, und es ist nun Zeit, daß wir über Deine fernere Zukunft reden. Hier kannst Du nicht bleiben; aber ich möchte Dich nicht wieder in die Welt zurückschicken. Du hast Deinen
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Die Hexenprozesse. 395
eine Rinderpest herbeigeführt haben sollten. In Regensbnrg ließ man 1595 ein Mädchen verhungern, das angeklagt war, Mänse gemacht und Liebestränke bereitet zu haben.
Zu den deutschen Frauen, gegen die ein Hexenprozeß angestrengt wurde, gehört auch die Mutter des großen Mathematikers und Astronomen Kepler. Als der Sohn seine schwäbische Heimat verließ, um nach Linz zu gehen, war seine Mutter Katharine eine unbescholtene, geachtete Frau. Ihre Tochter Margarete bezeugte vor Gericht, daß sie von ihrer lieben Mutter in Gottesfurcht und in allen Tugenden wohl unterwiesen und durch das Vorbild des christlichen Wandels, den dieselbe geführt, darin bestärkt worden sei. Andere sagten ans, daß die Keplerin allerdings eine Frau von heftiger, leicht reizbarer Gemütsart sei und ihrer Zunge nicht mächtig, wenn sie im Zorn war.
Als die Tochter bei ihrer Verheiratung mit einem Pfarrer das mütterliche Haus verließ, war die einsame Alte bei ihrer lebhaft redseligen Natur genötigt, ihre tägliche Unterhaltung in fremden Häufern und Familien zu juchen, wo sie sich oft in Dinge mischte, die sie nichts eingingen. Den furchtbaren Verdacht der Hexerei aber hatte sie sich durch andere, durchaus absichtslose Nachlässigkeiten zugezogen. Um nicht immer, wenn ein Gast zu ihr kam, in den Keller steigen zu müssen, hatte sie Wein in zinnerner Kanne im Zimmer stehen. Welche schädlichen Bestandteile aber ein solches Getränk bei längerem Stehen selbst in manchen damals sogenannten „zinnernen" Gefäßen annehmen könne, das wußten felbft die Gelehrten jener Zeit noch nicht zu beurteilen. Ein Barbiergeselle hatte nach einem Trunk solchen Weines Kopfweh und Erbrechen bekommen. Der Schulmeister Beutelspacher, ein Schulkamerad des Mathematikers, hatte ihr gewöhnlich die Briefe ihres Sohnes vorgelesen und auch beantwortet, und bei solcher Gelegenheit oder wenn er in ihrem Baumgarten arbeitete, jederzeit einen reichlichen Trunk aus der zinnernen Kanne erhalten. Nachdem er einst beim Springen über einen Graben sich am Rückgrat verletzt hatte, schrieb er später, als das Gerücht von den Zaubereien der Keplerin sich zu verbreiten anfing, die Folgen dieses Falles dem vermeintlichen Zaubertranke seiner Nachbarin zu. Ein später sehr zum Nachteil der Keplerin gedeutetes Verlangen war es, als sie den Totengräber bat, ihr den Schädel ihres Vaters auszuliefern. Sie wollte ihn in Silber fassen lassen und ihrem Sohne senden, weil sie in einer Predigt gehört hatte, daß es Völker gebe, die sich der Schädel verstorbener Verwandten als Becher bedienten, und daß dies eine löbliche Erinnerung ihrer Sterblichkeit sei. Auch eine That des Erbarmens wurde Frau Katharine später übel gedeutet. In der öffentlichen Badstube sah sie einst den schlimmen Fuß der Frau des Zieglers Leibbrand. Sie befühlte den Fuß und schickte der Kranken eine gelbe Masse mit dem Bemerken, diese werde sich in Wasser zu einer Salbe auflösen. Aber die Masse, in kaltes statt in warmes Wasser gebracht, löste sich sehr unvollkommen. Die Zieglerin benetzte den Fuß trotzdem mit diesem Wasser, der Fuß wurde schlimmer und blieb für immer schadhaft. Nach Jahren, als Frau Kepler als Hexe
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Niedersachsen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Mittelalter
Geschlecht (WdK): koedukativ
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wenige zurückkehren konnten, um den Ihrigen jenseits der Elbe die Kunde von der erlittenen Niederlage m bringen.
„Der Sieg war den Sachsen teuer zu stehen gekommen; sie zahlten mehrere Tote und viele Verwundete; von den Wenden war freilich mehr als die doppelte Anzahl gefallen. Unter den Toten war auch Pater Wichmann; seine Ahnung hatte ihn nicht getäuscht. Ausrichtig war der Schmerz der Männer, als sie an der Leiche ihres alten treuen Seelsorgers standen; ganz besonders aber betrauerte Hermann den Verlust seines väterlichen Freundes. An der stelle, wo er im ritterlichen Kampfe gefallen war, gruben ihm die Jünglinge sein Grab und noch lange Jahre nachher war dasselbe gleichsam ein heiliger Wallfahrtsort für die Männer aus dem Lohengau. Die Verwundeten wurden nach Stübeckshorn geschafft und dort von Frau Oda und ihren Töchtern verbunden; jetzt erst sahen die Männer, wie klug sie gehandelt, daß sie den Bitten der edlen Frau nachgegeben. Aber auch der verwundeten Wenden nahm man sich mit christlicher Nächstenliebe an, eingedenk der Worte des Heilandes: „Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, thut wohl denen, die euch hassen".
Unter den Verwundeten waren auch Altmann, der Neffe des Paters Wichmann, und Pribil, der Kundschafter. Altmann war von einer feindlichen Streitaxt der rechte Arm zersplittert, Pribil hatte eine klaffende Wunde an der Stirn. Es zeigte sich bald, daß die Wunde des letzteren tötlich war; trotz der sorgsamsten Pflege nahmen seine Kräfte sichtlich ab. Keine Klage kam über feine Lippen; aber wenn die linde Hand der Gaugräfiu oder ihrer Töchter ihn berührte, oder wenn der Gaugraf mit teilnehmenden Worten zu ihm sprach, so zuckte er schmerzlich zusammen und er wandte das Gesicht ab. Aber die feurigen Kohlen, welche christliche Liebe auf fein Haupt gesammelt, brannten so sehr, daß er es endlich nicht mehr ertragen konnte. Als einst der Gaugraf wieder neben fernem Vager stand, sprach er zu ihm: „Ich bitte Euch, nehmt die Streitaxt und spaltet mir den Schädel, ich will es Euch
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Extrahierte Personennamen: Wichmann Hermann Oda Wichmann