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1. Die deutsche Kultur - S. 153

1907 - Leipzig : Brandstetter
haben gezeigt, daß sich schon in der Urzeit das germanische Mädchen an seiner Jode oder Puppe erfreute, das; ihm allerlei kleine Spielsachen, wie Figürchen aus Ton in Tier- und Vogelgestalt, tönerne Rasseln u. dgl. zu Gebote standen. Unter Mädchen und Frauen waren das Würfel- oder Knöchelspiel und das Brettspiel schon in sehr alter Zeit beliebt. Auch Tänze hat es in der ältesten Zeit schon gegeben. Der älteste Tanz war ein Umgang, bei dem taktmäßig eine Melodie gesungen wurde. Wenn man in der Dichtung heute noch von Versfüßen spricht, so liegt darin die Erinnerung an die Tatsache, daß die Verstakte einst Tanzschritte bezeichnet haben. Dieser alte Reigen war kein bloßes Mittel geselliger Unterhaltung, sondern zugleich eine gottesdienstliche Handlung. Den Göttern zu Ehren wurde beim Osterfeuer, bei Osterfesten und Sonnwendfeiern getanzt, und den Takt gaben Lieder zum Lobe der waltenden Götter. Als dann mit der Einführung des Christentums die gottesdienstliche Bedeutung des Tanzes mehr und mehr erlosch, wurde er zu einer rein weltlichen Belustigung der fröhlichen Jugend beider Geschlechter, die sich jetzt im Reigen durcheinander mischten und ihn toller und ausgelassener gestalteten. 2. Die fränkische Zeit. Der gewaltige Umschwung, den das Christentum im Leben der Eermanenvölker hervorgebracht hat, ist auch für die Stellung der germanischen Frau bedeutsam geworden. In der Kirche hatte sich bereits der Marienkult, die göttliche Verehrung der heiligen Jungfrau Maria, ausgebildet. Bei den Eermanenvölkern fand das Christentum Züge vor, die dieser Marienverehrung günstig waren: eine hohe Wertschätzung weiblicher Keuschheit und eine tiefe Verehrung des ahnungsreichen, gottvertrauten Wesens wahrer Weiblichkeit. War vorher die germanische Frau rechtlos und wurde ihr als todeswürdiger Frevel angerechnet, was der Mann sich straflos erlaubte, so führte das Christentum in der Rechtsanschauung einen Ausgleich herbei. Diese ausgleichende Gerechtigkeit des Christentums war mit die Ursache, daß die germanische Frau dem neuen Glauben zugeneigt war und daß sie sich der Kirche dafür dankbar erwies. Dem stillen Einfluß des germanischen Weibes ist es vornehmlich zu danken, daß der trotzige Sinn der Germanen der frohen Botschaft vom Heilande der Menschheit so leicht und bald sich erschloß. Die Bekehrungsgeschichte so manches heidnischen Fürsten kann dafür Zeugnis geben (z. B. die Bekehrung Chlodwigs). Hand in Hand mit den Bemühungen für Ausbreitung und> Befestigung des christlichen Glaubens gingen Betätigungen christlicher Liebe und asketischer Frömmigkeit. Das beste Zeugnis hierfür ist die Lebensgeschichte der thüringischen Fürstentochter Radegunde. 153

2. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 23

1906 - Leipzig : Brandstetter
— 23 — c) Ihre Keuschheit. d) Ihre Tapferkeit. e) Ihre Liebe zur Freiheit. f) Ihre Ehrfurcht gegen die Gottheit. Die alten Deutschen können jedoch nicht in allem unser Vorbild sein. Warum nicht? 2. Fehler und Schwächen der Germanen. a) Ihre Spielwut. (Dieses Laster dürfte Veranlassung geben, sich über die Spielwut im allgemeinen auszusprechen. Man kann zunächst in ausführlicher Weise die Situation ausmalen, in die ein unglücklicher Spieler gerät, der nicht nur Hans und Hof, Weib und Kind, sondern auch seine persönliche Freiheit verspielt und nun als Sklave in die Knechtschaft wandern, Abschied von Weib und Kind, ja von der Heimat nehmen muß. Dann Herbeiziehen von anderen Spielen, die auch für die Gegenwart von Bedeutung find, wobei die Schüler meist selbst das nötige Material beibringen werden.) d) Ihre Trunksucht. (Vertiefung wie oben. Das unmäßige Trinken schadete der Gesundheit, raubte viel Zeit und erzeugte bei ihnen jene Streit- und Rauflust, die sie schnell zur Waffe greifen und manche jähzornige Tat ausführen ließ.) e) Ihre Trägheit. Der Mensch ist zur Arbeit geboren, nicht zum Müßiggänge. An den alten Deutschen bewährt sich das Sprichwort: „Müßiggang ist aller Laster Ansang;" denn nur aus Müßiggang verfallen sie in Spiel und Trunksucht. Iii. Verknüpfung. Vergleich der religiösen Anschauungen der alten Deutschen mit den Anschauungen der Christen. A. Ähnlichkeiten. a) Beide glauben an eine unsichtbare Gottheit. b) Beide glauben, daß die Gottheit die Geschicke der Menschen regiert. c) Beide veranstalten besondere Gottesdienste. d) Beide glauben an ein Leben nach dem Tode. e) Beide glauben an einen Weltuntergang und an eine neue Welt mit neuem Leben und neuen Wesen. B. Verschiedenheiten. a) Die Stätten der Gottesverehrung: Die Deutschen verehrten ihre Götter draußen in der freien Natur; die Christen dagegen verehren Gott vor- zugsweise in der Kirche. b) Die Art und Weise der Gottesverehrung: Die Deutschen mit Gebet und vorzugsweise blutigen Opfern; die Christen nur mit Gebet. c) Der Götterglaube: Die Deutschen glaubten an viele Götter; die Christen verehren nur einen Gott.

3. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 62

1906 - Leipzig : Brandstetter
— 62 — von Eudoxia, der Witwe des ermordeten Kaisers Vcilentinian, zu Hilfe gerufen. Vierzehn Tage lang plünderten die wilden Scharen in grauenhafter Weise die stolze Stadt, dann zogen sie, reich mit Schätzen beladen, wieder in ihre neue Heimat und schleppten auch die Kaiserwitwe und deren Töchter als Gefangene mit sich fort. Auf der Heimfahrt verschlang jedoch das stürmisch bewegte Meer den größten Teil der geraubten Schätze. Seit dieser Zeit bezeichnet man das sinnlose Zerstören und Verwüsten von Kunstwerken aller Art als Vandalismus. So waren dem weströmischen Reiche Südspanien und Nordasrika durch die Wandalen verloren gegangen. 2. Die Angeln und Sachsen. Zu den Provinzen des römischen Reiches gehörte auch Britannien (England). Es war schwer, diese äußerste Grenzprovinz gegen die von Norden her einfallenden feindlichen Nachbarn wirksam zu verteidigen. Trotzdem mußte der tapfere Stilicho alle römischen Truppen aus Britannien zurückziehen, da er sie zum Schutze Italiens, das von allen Seiten bedroht war, gebrauchte. Nun fielen die räuberischen Picten und Scoten (Schotten) aus dem gebirgigen Norden der Insel in Britannien ein und raubten und plünderten. Da riefen die bedrängten Briten die Angeln und Sachsen zu Hilfe, mit denen sie wahrscheinlich schon seit langer Zeit Handel trieben. Sie wohnten in Schleswig, Holstein, Friesland und Holland. Diese erschienen 449 unter ihren sagenhaften Königen Heng ist und Horsa mit Weib und Kind, um nicht wieder fortzugehen. Zu ihrer Verstärkung brachten sie Jüten mit, die nördlich von Schleswig wohnten. Sie drängten die Picten und Scoten zurück, eroberten auch den südlichen Teil des Landes und gründeten nach und nach im Laufe eines Jahrhunderts sieben angelsächsische Königreiche. Die Briten, die sie zu Hilfe gerufen, mußten weichen, beschränkten sich auf den westlichen Teil des Landes (Wales) oder gingen nach der gegenüberliegenden Bretagne. Das Land war von den Römern bereits sorgsam angebaut und kultiviert worden. Bald erlag diese römisch-christliche Kultur Britanniens dem halbwilden Germanentum; die Städte wurden zerstört, die Kirchen niedergebrannt; die römischen Heerstraßen verfielen und verschwanden unter Gras- und Baumwuchs. Von den Angeln erhielt das Land den Namen England, d. h. Angelland. So war auch diese äußerste Grenzprovinz des weströmischen Reiches an die Germanen verloren gegangen. 3. Odoaker. Nachdem vom weströmischen Reiche eine Provinz nach der andern an die siegreichen Germanenheere verloren gegangen war (z. B.!), nahte das Verderben auch dem Hauptteile des Reiches, dem Lande Italien. Das geschah nicht lange nach Attilas Tode. Der feige, mißtrauische Kaiser Valentin ian stieß seinen Feldherrn und Minister Aetus, den Retter des Reiches,

4. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 107

1906 - Leipzig : Brandstetter
— 107 — dem heutigen Deutschland, um den noch immer heidnischen Germanen daselbst das Evangelium zu predigen. Bei den Alamannen im heutigen Elsaß und am Bodensee predigte der Ire Kolumban. Als er nach Italien weiter zog, ließ er seinen Schüler Gallus zurück. Der gründete in einer Bergwildnis südlich vom Bodensee das nach ihm benannte Kloster St. Gallen, um welches nach und nach eine Stadt gleiches Namens entstanden ist. Bei den Bayern an der Donau predigte der heilige Emm er an, dem zu Ehren noch heute ein Kloster in Regensburg St. Emmeran heißt. Bei den am Main wohnenden Franken wirkte der heilige Kilian. So wirkten also besonders im südlichen Deutschland, an Donau, Main und Oberrhein, in Bayern, Schwaben und der Schweiz irische Missionare. Sie predigten jedem, der da hören wollte, von der äußern Armut und dem innern Reichtum des Christengottes und tauften den, der dessen getreuer Anhänger werden wollte. Bald wurden dann die heiligen Götterbäume gefällt; die vor den Häusern aufgesteckten Tierfchädel verschwanden; über dem heidnischen Opsersteiu wurde die Kirche oder Kapelle erbaut, und neben ihr ließ von hohem Gerüst die Glocke ihre mahnende Stimme über die Walddörfer erklingen. Dabei ließen die Missionare manche von den liebgewordenen heidnischen Einrichtungen bestehen, gaben ihnen aber eine christliche Bedeutung. Die Feuer, welche die Germanen zur Zeit der Aussaat oder der reifenden. Ernte anzündeten, um damit die bösen Drachen zu verscheuchen, die die Lust verpestete«, flammten jetzt als Freudenfeuer am Feste des erstandenen Heilands und zu Ehren Johannes des Täufers. Das Birkengrün, mit dem der Germane im Mai sein Haus schmückte aus Freude über den Einzug des Frühlings, galt jetzt der Feier des Pfingstfestes. Bald brachte ein Teil des Volkes den Missionaren und ihren Dienern große Liebe entgegen, weil sie es nicht nur mit den Vornehmen hielten, sondern auch die Knechte und Elenden milde und freundlich behandelten, für Bettler und Krüppel sorgten und dem heimatlosen Manne, Obdach, Speise und Schutz gewährten. Kräftig unterstützt wurden diese irischen Glaubensboten von den fränkischen Hausmeiern; mit dem Papste in Rom aber standen sie nicht in Verbindung. b) Die angelsächsischen Missionare. Die Verbindung mit Rom stellte erst die zweite Gruppe der Missionare her, nämlich die angelsächsische. Die Angelsachsen hatten ursprünglich, das wissen wir aus der Geschichte der Völkerwanderung, in Deutschland gewohnt (Wo?), waren aber 449 unter ihren sagenhaften Königen Hengist und Horsa nach England (Angelland) gefahren und hatten das Land nach und nach erobert. Dort waren sie etwa bis zum Jahre 600 Heiden gewesen. Da sandte Papst Gregor der Große Missionare zu ihnen, um sie für das Christentum zu gewinnen. Die Sage erzählt, er habe einst auf dem römischen Sklavenmarkt schöne germanische Knaben zum Verkauf ausgestellt gesehen, und als man ihm auf die Frage, welchem Volke

5. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 109

1906 - Leipzig : Brandstetter
— 109 — so könne man sie nur in der Hölle suchen. Schnell zog Radbod jetzt seinen Fuß aus dem Wasser, indem er sagte: „So will ich denn lieber mit solch tapferen Helden in die Hölle hinabfahren, als mit solch elenden Bettlern, wie ihr seid, im Paradiese sein." Nun begann Radbod die christlichen Gotteshäuser in seinem Lande zu zerstören und die Anhänger des Christentums blutig zu verfolgen. Um diese Zeit der heftigsten Christenverfolgung traf Winfried in Friesland ein. Es war eine unglückliche Stunde, die ihn dorthin geführt, denn auch ihm wehrte Radbod die Arbeit im Dienste des Evangeliums, und nachdem er mehrere Jahre fast völlig fruchtlos gearbeitet, kehrte er in seine stille Klosterzelle nach England zurück, fest entschlossen, einen neuen Versuch zu wagen, sobald die Umstände sich günstiger gestalteten. Nicht die gemächliche Ruhe des Klosterlebens, nicht die Bitten seiner Verwandten und Freunde, nicht der ehrende Antrag, ihn zum Abt oder Vorsteher des Klosters zu erheben, nichts vermochte ihn in diesem Entschlüsse wankend zu machen. c) Winfried in Hessen. Es währte nicht lange, so brach Winfried wieder nach Deutschland auf. Er fuhr über die Nordsee, den Rhein hinauf. Vom Rheine zog er nach Osten bis zur Fulda, in das Land der Hessen. Überall predigte er den Christengott, und viele Heiden bekehrten sich zur neuen Lehre. Die meisten aber weigerten sich, den neuen Glauben anzunehmen. Sie opferten lieber nach der Väter Weise heimlich unter uralten Bäumen und an heiligen Quellen. Bei dem Dorfe Geismar, in der Nähe von Fritzlar a. d. Eder, stand eine große, dem Donar geweihte Eiche. Hier versammelten sich die heidnischen Hessen, ihr Opferfest zu feiern. Dabei wurden sie von Bonisatius überrascht. Es waren wilde Gesellen, kräftige Männer mit starken Armen und blitzenden Augen. Zornig blickten sie auf zu dem Fremdling, der es wagte, in das Heiligtum ihres Gottes einzudringen und ihren Gottesdienst zu stören. Sie kannten ihn wohl, den Christenpriester, und haßten ihn von Grund ihres Herzens. Denn eine fremde Lehre brachte er in das Land; die uralten Götter wollte er vertreiben, die blutigen Opfer im Schatten uralter Eichen waren ihm ein Greuel; Zwietracht brachte er in das Land, Zwietracht selbst in die Familien, denn wer den neuen Gott anbetete, wollte mit den Heiden nichts mehr zu tun haben. Das alles hatte der Fremdling bewirkt, und darum stießen sie Verwünschungen aus und ballten drohend die Faust oder griffen kampflustig zu Schild und Speer. Erfüllt von Mitleid über den Unglauben des Volkes, und von heiligem Eifer für sein Werk beseelt, hielt er den versammelten Heiden eine ergreifende Predigt über die Ohnmacht und Schwachheit ihrer Götter und über die Herrlichkeit und Allmacht des einen Gottes Himmels und der Erde. Zuletzt

6. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 111

1906 - Leipzig : Brandstetter
— 111 — e) Winfrieds Sorge für Erhaltung und Befestigung des Christentums. aa) Notwendigkeit der Klöster. Der unermüdliche Heidenbekehrer zog rastlos von Gau zu Gau, um das Christentum auszubreiten. Sobald er einen Stamm für dasselbe gewonnen, ging er weiter, um auch anderswo die heidnische Finsternis durch das Licht des Evangeliums zu erhellen. Mit Predigt und Taufe allein aber war das Werk der Heidenbekehrung nicht vollendet. Wollte er weiter ziehen, so mußten an seiner Stelle Leute zurückbleiben, die den Bekehrten auch ferner das Evangelium verkündigten, damit sie nicht wieder in die Greuel des Heidentums zurückfielen; denn eine Religion, die viele Jahrhunderte hindurch bestanden, ist nicht mit ein paar Predigten ausgerottet. An die vielen Kirchen, die er gebaut, berief er daher Geistliche aus seiner Heimat England. Gern folgten diese seinem Rufe. Allein ihre Zahl reichte bei weitem nicht aus. So mußte er denn darauf bedacht fein, sich selbst Geistliche zu erziehen. Das geschah damals in den Klöstern. Er sah sich also genötigt, Klöster zu erbauen. bb) Erbauung der Klöster. Wir wollen nun sehen, wie eine solche Bildungsanstalt ins Leben gerufen wurde. Zuerst wurde ein guter Platz gesucht. Der Boden mußte fruchtbar, Quell und Teich in der Nähe fein. Das Gestein wurde untersucht, ob es zur Aufführung der Mauern geeignet war. Dann begingen die Gesandten Flur und Tal, knieten nieder, beteten und sangen Psalmen, maßen den Platz aus und gruben den Grund zur Kirche und für die Wohnungen der Mönche. Schnell wurden vorläufige Hütten als Schutz gegen das Wetter gebaut. Nun erst begann der eigentliche Bau, wobei die Mönche mit den Landleuten um die Wette an Balken und Steinen arbeiteten, denn sie waren kunstfertige Leute und verstanden sich gut auf derlei Arbeiten. Nicht selten lagen die Klöster tief in Wildnissen und waren unter harten Kämpfen mit Bären und Wölfen und mit Räubern erbaut. Waren die nötigsten Gebäude aufgeführt und die Kirche vollendet, dann zogen die Mönche ein; an ihrer Spitze stanb der Abt. Sie stanben unter strenger Zucht, und ihre Nahrung war die allerbürftigste. Ein solches Kloster bestanb aus zahlreichen Gebäuden. Da war die Kirche, die Wohnung des Abtes, die Wohnung der Klosterbrüder, zwei Schul-Häuser, die Wirtschaftsgebäude u. a. cc) Segen der Klöster. Die Klöster wurden bald ein großer Segen für das Land. 1. Einrichtung von Klosterschulen. Großen Nutzen stifteten sie besonders durch Einrichtung von Klosterfchulen. In der äußern Schule wurden die Söhne der Edlen und Freien aus der Umgegend unter strenger Zucht gehalten und im Lesen, Schreiben, Rechnen, in der christlichen Lehre und vor alltzm in der lateinischen Sprache unterrichtet. Ein tüchtiger Lehrer, der natürlich ebenfalls Mönch war, hielt darauf, daß auch außerhalb der Schule von den ältern Schülern nur Latein gesprochen würde. Die Schulzucht war sehr streng. In der innern Schule wurden nur die Kinder erzogen, die später selbst Mönche und Geistliche werden sollten. Sie trugen bereits das dunkle Mönchsgewand und dursten sich nie außerhalb der Klostermauern sehen lassen. — Aus diesen Klostermauern ist mancher weise Ratgeber eines Königs und mancher fromme und gewaltige Prediger hervorgegangen. 2. Einrichtung von Bibliotheken. Neben dem Studium der heiligen Schriften beschäftigten sich die Mönche auch mit dem Abschreiben wertvoller, in lateinischer Sprache geschriebener Bücher, die sie dann in der Klosterbibliothek aufbewahrten; und wir haben Ursache, mit großem Dank auf diese emsige Tätigkeit zu blicken, denn ihr verdanken wir fast allein all unser Wissen über die damalige Zeit. Gedruckte Bücher gab es ja noch nicht. In feiner Zelle saß dann der Schönschreiber des Klosters, glättete und liniierte sein Pergament und schrieb unermüdlich die Worte ab, die er nicht immer verstand. Die Anfangsbuchstaben schrieb er recht groß und malte sie mit Rot, Blau, Grün und Gold aus. Durch seinen Fleiß schuf er dem Kloster eine Bibliothek. "

7. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 113

1906 - Leipzig : Brandstetter
— 113 — galt, dem auch die weltlichen Fürsten und Könige willig Ehrfurcht erzeigten. Besonders wurde er im Frankenreiche und auch in England hoch geehrt. Daher reiste auch Bonisatins mehrmals nach Rom, um sich vom Papste zu seiner Missionsarbeit segnen zu lassen. Dieser freute sich der großen Verdienste, die sich Winfried um die Ausbreitung des Christentums in Deutschland erworben hatte. Aus Dankbarkeit ernannte er ihn zum obersten Bischof in ganz Deutschland, zum Erzbischof. Bonifatius wohnte in der Stadt Mainz und erklärte den Papst auch für das Oberhaupt der deutschen Kirche. Und dieser erteilte ihm einen sehr ehrenvollen Auftrag: er sollte an Stelle des Papstes den neuen Herrn des Frankenreiches, Pippin den Kurzen oder den Kleinen, zum Könige salben. Das geschah, und fortan waren die Könige des Frankenreiches die eifrigsten Beschützer der christlichen Kirche in Deutschland. g) Winfrieds Ende. Unter viel Sorgen und Mühen war fein Leben vergangen. Er war nun hochbetagt und hatte ein Vorgefühl seines baldigen Todes. Da erwachte in ihm seine Jugendliebe zu dem Friesenvolke. Das Werk, das er in seiner Jugend begonnen, wollte er jetzt, am Abend seines Lebens, vollenden. Er bestellte sein Amt, wählte sich einen Nachfolger auf dem erzbischöflichen Stuhle und nahm Abschied von der Stätte, an der er so lange segensreich gewirkt. Die Reise ging den Rhein hinab. Es war eine sonnige Fahrt, gleich einer langen Festreise. Wo eine Kapelle auf den Höhen stand oder ein Kirchlein unten am Strom, da drängten sich die Leute und läuteten die Glocken, wenn das Schiff kam und abfuhr. Jeden Abend legten die Reisenden an, wo fromme Christen wohnten. Winfried stieg an das Land, begrüßte die Gemeinden und ruhte unter dem Dach derer, die ihm vertraut waren. So fuhren die Reisenden den Rhein abwärts bis dahin, wo er zum See wird; dann fuhren sie ostwärts bis zur Grenze der heidnischen Friesen. Dorthin hatte Winfried im voraus das neubekehrte Volk geladen, damit er den Getauften die Hand auflege und sie im Glauben befestige. Seine Boten waren durch ganz Friesland gegangen und hatten seine Ankunft verkündet. An der Mündung des kleinen Flusses Borne, in der Nähe des heutigen Dokkum, landeten die Fahrenden. Der Erzbischof stieg an das Land, wählte die Lagerstelle und umschritt weihend den Raum. Dann wurden die Zelte aufgeschlagen, der Graben geschüttet und das angeschwemmte Holz zum Walle geschichtet. Viele tausend Friesen waren bekehrt; seine Lehre und die seiner Gehilfen hatte reiche Früchte getragen. Frohen Sinnes durfte er zurückblicken auf ein langes, zwar mühevolles, aber auch reich gesegnetes Leben. Er hatte die Neugetauften aus der Umgegend an einem bestimmten Tage zu sich ins Lager berufen. Als der Morgen dieses Tages kam, stand die Lagerwache am Zaune des Lagers; über die weite Ebene spähte ihr Blick. Da Kornrumpf, Handbuch k. I. 8

8. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 116

1906 - Leipzig : Brandstetter
— 116 — Lohne. Das hat Bonifatius nicht getan,- er ist nicht lohnsüchtig. Doch besitzt er die Liebe derjenigen, die er bekehrt, in reichstem Maße. Sein Name aber wird unsterblich sein; denn so lange es deutsche Christen gibt, werden sie auch ihres Wohltäters gedenken. 5. Was sind ihm die Deutschen schuldig? Jedes Volk ist seinen großen Männern Dank schuldig. Dankbar sind schon seine Zeitgenossen, dankbar ist auch der Papst. Dankbar sind wir ihm heute noch, das beweist sein Denkmal in Fulda und auch der Kandelaber bei Altenbergen. Unsern Dank aber können wir am besten beweisen, wenn auch wir der armen Heiden gedenken; denn es gibt noch viele Millionen, die nichts von Gott und seinem Sohne wissen. Und alljährlich ziehen Missionare in die Heidenwelt, die Ungläubigen zu bekehren und christliche Kirchen in ihrem Lande zu erbauen. Das edle Werk dieser edlen Männer zu fördern, werden Geldsammlungen veranstaltet. Auch du kannst dieses Missionswerk fördern, wenn du dein Scherflein beiträgst zum Werke der Heidenmission. Iii. Werknüpfung. 1. Vergleich Winfrieds mit den Aposteln, besonders Paulus. Beide gehorchen dem Gebote des Heilands: „Gehet hin in alle' Welt." Beide treibt die Liebe zu Gott und die Liebe zu den armen Heiden. Beide ertragen um Christi willen viel Mühen und Beschwerden, viel Not und Gefahr. Beide sterben auch im Dienste ihres Herrn eines gewaltsamen Todes: Paulus in Rom durch das Schwert des Kaisers Nero, Bonifatius durch die Mordwaffen der Friesen. 2. Vergleich der heidnischen mit der christlichen Zeit. Dort unter uralten Eichen rohe Opferfeste; Pferde, Rinder, auch wohl Kriegsgefangene werden den Göttern geopfert. Hier in Kirchen christlicher Gottesdienst mit Predigt, Gesang und Gebet. — Dort als Lieblingsbeschäftigung Jagd und Krieg; hier Acker- und Gartenbau, Obstbau, Gewerbe, Künste und Wissenschaften. — Dort eine strenge Erziehung, die jedoch nur dem Körper gilt; hier ebenfalls große Strenge, bei der auch der Geist Vorteil hat. — Dort undurchdringliche Wälder mit zerstreut liegenden, dürftigen Wohnungen; hier wohlgepflegte Dörfer, eng gebaute Klöster, ja schon der Anfang zu kleinen Städten. Iv. Zusammenfassung. 1. Geschichtliche Ergebnisse. 680 Bonifatius wird in England geboren. 724 Bonifatius fallt die Donarseiche bei Geismar. 755 Bonifatius wird von den Friesen erschlagen.

9. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 124

1906 - Leipzig : Brandstetter
— 124 — „Alle Kinder sollen vor Ablauf eines Jahres getauft werden. Und wir setzen fest, daß, wenn einer ein Kind vor Ablauf eines Jahres nicht zur Taufe zu brinqen sich unterfängt, ohne Rat und Erlaubnis des Geistlichen, er dem Staate 120 Solidi zahlen soll, so er von Adel ist; ist er aber ein Freier, so zahle er 60, und wenn er ein Horrger ist, 30 Solidi." "Wenn jemand eine verbotene und unerlaubte Ehe eingegangen ist, auch wenn jemand bei den Quellen, Bäumen oder Hainen betet oder bei denselben nach heidnischem Brauche opfert oder den heidnischen Göttern zu Ehren ein Mahl hält, soll er wenn er adelig ist, 60 Solidi, wenn er ein Freier 30, und wenn er ein Höriaer ist' 15 Solidi zahlen." ' °) Über zu entrichtende Abgaben. „Die Gaugenossen, welche zu einer Krrche gehören, sollen dieser Kirche einen Hof und zwei Morgen Landes geben." „Auch darüber ist man überein gekommen, daß von allen Abgaben, welche dem Könige zukommen, der zehnte Teil an die Kirchen und Priester gegeben werden soll " _ , . "In gleicher Weise befehlen wir, daß alle den zehnten Teil ihrer Habe und ihrer Arbeit ihren Kirchen und Geistlichen abtreten." *• Jp ?!ßer die Heiligung des Sonntags. „An den Sonntagen soll man rem Gericht und keine öffentliche Versammlung abhalten, es fei denn, daß die Not oder der Krieg dazu drängt. Sondern es sollen alle sich zur Kirche begeben, um Gottes Wort anzuhören und sich dem Gebete und frommen Werken zu widmen. Desgleichen sollen an den großen Festtagen alle Gott und der Kirche dienen und weltliche Versammlungen meiden." Aus diese Weise ist es Karl gelungen, die heidnischen Sachsen allmählich zu christlicher Sitte zu führen. B. Vertiefung. 1. Was gefällt uns an König Karl? a) Sein großes Ziel, nämlich einem mächtigen deutschen Stamme das Christentum zu bringen, denn das Christentum ist eine edlere Religion als das Heidentum. Inwiefern? Dort rohe, blutige Opferfeste in dunklen Wäldern, bei denen sogar Menschen geschlachtet werden, hier Gottesdienst in der Kirche mit Gesang, Predigt und Gebet. Mit dem Christentum ziehen bessere, edlere Sitten in den Sachsengauen ein; an die Stelle der früheren Wildheit und Kriegslust tritt allmählich die Lust und Liebe zu friedlichen Beschäftigungen. b) Einige Mittel, welche er dabei anwendet. Er errichtet Kirchen, Klöster, Bistümer, sendet Lehrer und Priester nach Sachsen, die durch Lehre und Predigt die Herzen empfänglich machen sollen für die Segnungen des Christentums. c) Seine Fürsorge für sein Volk. Er ist durch die räuberischen Einfälle der Sachsen in fränkisches Gebiet zum Kriege gezwungen, um seinem Volke Sicherheit gewähren zu können. „Es kann der Frömmste nicht im Frieden bleiben, wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt." 2. Was gefällt uns nicht an ihm? a) Er überzieht das Sachsenvolk mit Krieg, um es zum Christentum zu zwingen. Darin gleicht er nicht dem frommen Bonifatius; damit

10. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 207

1906 - Leipzig : Brandstetter
— 207 — derben gereichen werde. Konnte er die Hostie ohne Mühe verschlucken, und blieb er auch nachher ohne Schmerz und Krankheit, so galt er für unschuldig. Die Abendmahlsprobe wurde meist bei Geistlichen und Mönchen angewandt; man nannte sie auch die Probe des geweihten Bissens. f) Das Bahrrecht. War jemand ermordet worden, so wurde der des Mordes Verdächtige in Gegenwart des Gerichts vor den Leichnam des Gemordeten, der auf einer Bahre lag, geführt. Er mußte die Wunden des Getöteten berühren und dabei in einem vorgeschriebenen Gebet Gott um die Entdeckung des Mörders anrufen. Fingen die Wunden nach diesem Gebet an zu bluten, oder trat Schaum vor den Mund des Gemordeten, oder bewegte sich derselbe, so galt der Angeklagte für schuldig, der entgegengesetzte Fall war ein Beweis seiner Unschuld. (Schon Chriemhild im Nibelungenliede wartet des Bahrrechts bei der Leiche ihres erschlagenen Gemahls Siegfried, und als der grimme Hagen, Siegfrieds Mörder, hereintritt und die Wunden befühlt, beginnen sie zu bluten.) Alle diese Gottesurteile, mit Ausnahme des Zweikampfes, standen unter Leitung der Geistlichkeit und wurden daher auch, mit Ausnahme der kalten Wasserprobe und wohl auch der Feuerprobe, in der Kirche vollzogen. Es ist natürlich, daß bei allen diesen Urteilen vielfach auch Betrug zu Hilfe genommen wurde, um ein günstiges Resultat zu erzielen. Doch können wir uns der Gewißheit nicht verschließen, daß auf solche Weise Recht und Unrecht niemals an das Licht kommen kann, daß vielmehr sehr viele Unschuldige eines ungerechten und unverdienten Todes gestorben sind. Man wandte daher die Gottesurteile nur als äußerstes, letztes Beweismittel an. B. Her erste imiptj. (Ziel: Wie ein christliches Heer die Stadt Jerusalem erobert.) I. Worberettung. Erzähle, was du über die Stadt Jerusalem bereits weißt! Von Jerusalem war die christliche Lehre ausgegangen. Als das Christen-tum sich immer weiter ausbreitete, als besonders der römische Kaiser Konstantin der Große die christliche Religion zur Staatsreligion — was heißt das? — feines weiten Reiches erhob, da galt Jerusalem als die heilige Stadt, weil Jesus dort gelebt und gewandelt, gelitten und gestorben, weil dort die Wiege des Christentums — was heißt das? — gestanden hatte. Konstantin und seine Mutter, die fromme Helena, gaben ihrer Verehrung für das Christentum dadurch Ausdruck, daß sie die heiligen Stätten besonders ausschmücken ließen. So ließ Konstantin das verschüttete Felsengrab des Heilandes am Fuße des Berges Golgatha wieder herstellen und darüber einen hohen, prachtvollen Tempel auf marmornen Säulen und neben demselben ein köstlich geschmücktes Bethaus aufrichten. Auch die fromme Helena erbaute
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