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1. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 168

1882 - Gütersloh
168 Augusta, Kaiserin von Deutschland. Kindchen ist. Es liegt so vornehm da und vernünftig, daß man sich gar nicht wundern würde, wenn eine Krone mitgeboren wäre. Es hatte auch eine Hand über die Augen gelegt, als wenn es die Welt nicht gerne sehen wollte, vielleicht den Kometen nicht, aber der war in der Geburtsstunde so wunderschön und flammend, daß er ihr gewiß Glück bringt." (1811 hatten wir nämlich einen sehr großen Kometen.) Zur Wonne der Eltern und des ganzen Hoses entwickelte sich die kleine Prinzessin leiblich und geistig aufs prächtigste. Sie verschönte den Fürstenhof wie ein aufblühendes Röslein, und erschien jedermann freundlich wie die Frühlingssonne. Bald wurde sie denn auch die Lieblingsenkelin des alten Karl August, der sie später in den Geist der damaligen Zeit selbst tiefer und tiefer einführte. Mit ihrer drei Jahre älteren Schwester Maria führte die kleine Augusta ein schönes und glückliches Zusammenleben. Die schon erst erwähnte Frau von Schiller schreibt darüber: „Die Prinzessinnen sind glücklich wie die Engel und leben mit der Natur, den Vögeln, den Blumen und haben ein Schäfchen, das ihnen wie ein Hund nachläuft. Sie glauben nicht, wie lieblich Maria ist, so verständig, klug und zartfühlend. Die Prinzeß Augusta hat einen kräftigen Willen und ist so stark und fest; sie läßt nicht los, was sie anfaßt. Gestern hatte sie einen Amor und wollte ihn nicht los lassen, und wurde so heftig, als er unbelebt blieb, daß man sie wegnehmen mußte." Und an einer anderen Stelle: „Sie (Augusta) hat eine große Neigung zu mir und ist ein seltenes Kind. So ein Ausdruck von Gutmütigkeit im ganzen Wesen, von Bravheit, existiert selten." Die erlauchte Mutter der Prinzessin Augusta war ein Muster allen Frauen. Neben der sorgfältigsten Erziehung ihrer Kinder betrachtete sie die Sorge für die Armen und Notleidenden als ihre höchste Pflicht, weshalb denn auch viele gemeinnützige Anstalten von ihr geschaffen worden sind. Ihr war es nicht genug, daß ihre Kinder reich wurden an allerlei Kenntnissen und äußerer Bildung: nein, viel höher schätzte sie die Bildung des Herzens,

2. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 196

1882 - Gütersloh
196 Friedrich Wilhelm, Kronprinz. Worte erinnert, erklärte er: „Ich trau' mir's bereits z'sagen was ich lernen möchte." — „Nur 'raus damit!" „'s Trompeten möcht ich lernen." Der Litterat lächelte, er hatte etwas anderes erwartet; — allein des Menschen Wille ist sein Himmelreich, Mang erhielt eine Trompete. Manches Jahr blies er schlecht und recht zu der Menschen Lust bei Scheibenschießen, Hochzeiten, Veteranensesten und andern feierlichen Gelegenheiten, und wurde nach und nach wie andere Menschenkinder 21 Jahre alt. Als Konskribierter hatte Mang Glück, — er zog eine der höchsten Losnummern. 1860 mußte er nach München. Freudig ging er dorthin, er hatte ja die Residenz noch nie gesehen, und gehört, daß man dort gar schön Trompete blase. Jedermann tröstete ihn, daß er seines hohen Loses wegen frei werde, aber trotzdem kam es anders; ein schöner, kräftiger Bursche, wie er war, wurde er Kürassier. In der Orangerie zu Nymphenburg verlebte er die Rekrutentage. Eines Abends nahm er von einem Signaltrompeter das Instrument und blies ernste und traurige Weisen, denn sein Herz war ja drüben in der Heimat, droben in den schönen Bergen und bei all' den Lieben, die dort wohnten, drüben bei den Träumen seiner Jugend. Ein Offizier hörte den fremden Bläser, erkundigte sich nach ihm und so wurde Mang Trompeter. Aus jener Zeit schrieb er mir: „O wie oft denke ich an die Worte: „Mang — lern' was, du weißt nicht, wie du es brauchen kannst!" 1866 war er dabei und 1870, Trompeter der Reiterei geworden , marschierte er mit nach Frankreich. Wie es ihm dort erging, mag ein Auszug aus seinem letzten Briefe selbst erzählen: — Ich habe, wie Sie wissen, nicht blos trompeten, ich habe auch reiten gelernt, und wurde beim Ausmarsche dem Stabe des Generallieutenants und Divisionärs v. St. als Trompeter zugeteilt. Mein General hält etwas auf mich und so ritt ich — ein einfacher Trompeter — unlängst auf einem Generalspferde in Ferneres spazieren. Herr Gott, ist's da schon! Bereits so schon, wie daheim in Schwangau.

3. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 29

1882 - Gütersloh
Ariedrich Wilhelm I 1713—1740. I. Das Leben des Königs. Es war am 14. August 1688, als dem damaligen Kurfürsten Friedrich Iii. von Brandenburg von seiner hochgebildeten Gemahlin Sophie Charlotte ein Prinzlein geschenkt wurde, das bereits am Tage seiner Geburt wegen seiner fast ungewöhnlichen Stärke der Hoffnung Raum gab, daß es mit Gottes Hülse den glücklichen Eltern erhallen bleiben werde — eine um so größere Freude für dieselben, als sie bereits mehrere Verluste zu beklagen hatten. Mit zärtlichster Sorgfalt gehegt und gepflegt wuchs denn auch der herrliche Knabe heran, konnte frühzeitig auf seinen Beinchen stehen und erfüllte alsbald die weiten Räume des Schlosses mit kindlichem Jauchzen und fröhlichem Geplauder. Daß der Kurprinz Friedrich Wilhelm ein kleiner Trotzkopf war, war durchaus nicht zu verkennen, und seine feingebildete erste • Erzieherin , Madame de Montbeil, eine Französin, konnte manches Klagelied darüber singen (1), deshalb erschien es denn auch der sorgsamen Mutier notwendig, ihn sobald als möglich in die Hände eines Willensstärken Erziehers zu übergeben, damit die an sich kräftigen und tüchtigen Anlagen des kleinen Wildfangs in feste Bahnen gelenkt würden. Graf von Dohna trat also an die Stelle der Madame de Montbeil, und beide Teile, die letztere, sowohl als der Kurprinz werden diesen Wechsel mit Freuden begrüßt haben. Die Neigungen Friedrich Wilhelms stimmten nämlich in mancher Hinsicht mit denjenigen seines neuen Erziehers überein, was bei der Madame de Montbeil durchaus nicht der Fall war, und deshalb ist auch Graf Dohnas Wesen nicht ohne Einfluß auf die Entwickelung des Knaben geblieben. Der Kurfürst Friedrich Iii. war nämlich ein prachtliebender, ja verschwenderischer Fürst, hielt einen wahrhaft glänzenden Hof

4. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 169

1882 - Gütersloh
Augusta, Kaiserin von Deutschland. 169 darum sie denn auch mit allen Kräften bemüht war, wahre Frömmigkeit, gewissenhafte Pflichttreue und opferfreudige Menschenliebe in die Herzen ihrer Kinder zu pflanzen. Deshalb hielt sie sie fleißig an zum Gebet und streng zur Arbeit. An jedem Morgen wurde von Grund des Herzens aus eine gemeinsame Morgenandacht gehalten, und dann erst begannen die Lehrstunden, für welche tüchtige Lehrer gewonnen waren, die ihr Amt mit Ernst und Eifer wahrnahmen. Neben diefen hatten die schon erwähnten großen Geister, die Dichterhelden, welche am groß- herzoglichen Hofe heimisch waren, sehr großen Einfluß auf die geistige Ausbildung der beiden Prinzessinnen. Waren die Lehrstunden vorüber, dann ging's munter an die Handarbeiten. Die Näh- und Stricknadeln flogen lustig auf und ab, und in den glorreichen Tagen der Befreiungskriege, die damals noch das Vaterland in Aufregung erhielten, haben die kleinen Händchen der Prinzeß Marie manche Leibbinde genäht, während ihr Schwesterchen Augusta mit ihren kleinen Fingerchen spielend Wundfäden zupfte. So wurde also kein Zweig der Ausbildung versäumt. Die treue Mutter ging stets mit bestem Beispiel voran, und wie dieses Beispiel wirkte, davon haben wir noch jetzt lebendiges Zeugnis. Unsere Kaiserin erblühte an der Seite ihrer lieblichen Schwester zur Jungfrau heran und erregte durch ihre hohen Tugenden allgemeine Aufmerksamkeit. In: 16. Lebensjahre der Prinzessin Augusta, im November 1626 empfing der Weimarische Hof hohen Besuch. Es kamen zwei ritterliche Prinzen des Berliner Königshofes, Wilhelm und Karl. Dieselben verweilten längere Zeit in Weimar und nahmen die angenehmsten Erinnerungen von dort mit, besonders an die beiden Prinzessinnen Marie und Augusta. Und es sollte nicht bei den Erinnerungen verbleiben. Schon am Weihnachtsfeste desselben Jahres verlobte sich Prinz Karl mit der Prinzessin Marie und führte am 26. Mai 1827 seine holde Braut heim. Prinz Wilhelm kehrte noch häufig wieder ein in dem gastlichen großherzoglichen Hose, bis auch er empfunden hatte, daß keine

5. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 3

1882 - Gütersloh
Vorwort. Es ist eine anerkannte Thatsache, daß alle Kinder eine besondere Vorliebe für „Geschichten" haben. Mäuschenstill lauschen schon die Kleinen, wenn ihnen die Großmutter erzählt vom Rotkäppchen, vom Schneewittchen, vom Dornröschen; gespannt merken auch die Schüler auf, wenn der Lehrer bei passenden Gelegenheiten eine Geschichte in seinen Unterricht einstreut. Wie erwärmt sich das Herz für das Schöne und Gute; wie nehmen sie Partei für den Helden, wie verachten, verdammen sie das Häßliche, den Feigling, den Faulen. Giebt sich die erzielte Einwirkung bereits in der Unterrichtsstunde in Haltung und Geberden zu erkennen, so bemerken wir dieselbe noch in weit höherem Maße, wenn wir unsere Zöglinge schweigend bei ihren Spielen beobachten. Der kühnste der Knaben wird als Held auf den Schild erhoben. Er kämpft unerschrocken gegen Ungehorsame; er verschafft sich mit Leichtigkeit Gehör und seinen Anordnungen wird unweigerlich Folge gegeben. Diese Erscheinung können wir gewiß mit Freuden begrüßen, und sollte man nun meinen, daß der Unterricht in der Geschichte, der doch im wesentlichen in der Erzählung und Wiedergabe von Geschichten besteht, daß die Festlegung des Lehrstoffes in diesem Unterrichtssache am wenigsten Mühe machte. Doch hier zeigt sich alsbald der große Unterschied zwischen Geschichten und Geschichte. Ein jeder in der Praxis stehende Lehrer weiß sehr wohl, daß gerade der Geschichtsunterricht in der Mittelklasse seine bedeutenden Schwierigkeiten hat. Des Lehrers Pflicht ist es also, zu suchen, zu überlegen, wie diese Schwierigkeiten so viel wie möglich zu heben sind. 1*

6. Neu-eingerichtetes Mülheimer Lesebuch für Deutsche Schulen - S. 149

1814 - Frankfurt/Main Leipzig
149 O Kinder! lernet doch in eurer Jugend fleißig, und bessert euch, eh' es zu spät wird! — 6. Der wißbegierige Hermann und -er träge Christoph. er mann und Christoph waren Brüder. Der jüngere, Hermann, war voller Wißbegierde, und im- mer aufmerksam in allen Schulstunden; alle Dinge, die er sah und hörte, wollte er genau kennen lernen, und ver- gaß oft Essen und Trinken, wenn er Gelegenheit hatte mit verständigen Leuten zu reden, von denen er etwas Gutes lernen konnte. Der ältere, Christoph, hingegen war zum Lernen immer so träge! so unlustig! So lange die Lehrstunden dauerten, gähnte er fast ohne Unterlaß, oder spielte unterm Tische, und gab niemals Achtung auf das, was der Lehrer sagte. War die Schulstunde aus, so hatte er zu nichts Lust, als zu essen, zu spielen und zu schlafen. Was wurde endlich aus beiden? Her- mann ward von Tag zu Tage verständiger, beliebter und glücklicher: Christoph hingegen immer unverstän- diger für sein Alter, unausstehlicher und unglücklicher. Der wißbegierige Hermann fand überall tausend Din- ge , die ihm Vergnügen machten; weil er alles genau un- tersuchte , und zu kennen verlangte. An allem, was um ihn war, entdeckte und bewunderte er täglich mehr die unendliche Allmacht und Weisheit des- großen Gottes, und ergötzte sich an dem, was die Menschen durch ihren Verstand erfunden haben, und durch ihren Fleiß und Ge- schicklichkeit zu Stande bringen. Beim Spatzirengehen be- trachtete er bald die Erdgewächse, eine Blume, einen Baum, und suchte mit eigenen Augen das zu bemerken und deutlicher einzusehen, was er von dem wunderbaren Wachsthum so vieler nützlichen Pflanzen der Erde gehöret und gelesen hatte. Bald sah er den Himmel gn, und freuete sich zu wis- sen, was Luft und Wolken sind : wie der Regen, der Thau und

7. Neu-eingerichtetes Mülheimer Lesebuch für Deutsche Schulen - S. 155

1814 - Frankfurt/Main Leipzig
33 soll mir die Freude dienen? sie stört mich nur in mei. 3, nem emsigsten Fleiße. — Und die Freude sagte wie- „ der: Was hab ich mit der Mühe zu schaffen? sie unter- „ bricht nur meinen süßesten Genuß." — Sie fingen also beide ^an für sich zu leben. Es währte aber nicht lange, so rief die Mühe der Freude zu: „ Ach, störe .mich doch „ nur eine kleine Weile in meinem Fleiße, damit ich „ nicht unter meiner Arbeit darnieder sinke! ” — „ Das ,3 will ich wohl thun — sagte die Freude — wenn du auch „ zur Dankbarkeit wieder meinen süßesten Genuß unter- ,3 brechen willst, damit ich seiner nicht überdrüßig werde; ,3 denn ich sehe doch wohl, daß wir, eine ohne die andere „ nicht leben können." Da versöhnten sie sich wieder mit einander, und seit der Zeit sind sie immer die vertrautesten freunde gewesen; und wer sie aufnehmen will, muß sie beide aufnehmen, oder auf beide Verzicht thun: weil sie immer unzertrennlich sind. * * * Gott hat einmal unsere Natur so eingerichtet, daß uns der Schlaf nur angenehm ist, wenn wir müde sind, und das Essen nur gut schmekt, wenn uns hungert: eben so können wir uns auch nur nach der Arbeit freuen, wenn uns das Vergnügen selbst nicht sehr bald zum Eckel werden soll. 9. Die zween Arbeiter. N ^'ey Gelegenheit, daß ein fahrläßiges Schulkind, an- statt zu Hause feinen Katechismus zu lernen, seine Zeit nur lieber mit Spielen hingebracht hatte, und zur be- stimmten Stunde nicht bestehen konnte, gab der Schul- lehrer der ganzen Schule folgende wichtige Erinnerun- gen: ,, Dasjenige Gute, meine lieben Kinder! — sprach er — wogegen ihr die meiste Abneigung habt, müßt ihr

8. Neu-eingerichtetes Mülheimer Lesebuch für Deutsche Schulen - S. 219

1814 - Frankfurt/Main Leipzig
Familie wohnte, die von ihm ernährt wurde. Gehen Sie, antwortete er, diese Elenden, die ich lieber als meine Wände bekleide! 27. Der großmüthige Kaufmann. Ov * * ist ein Kaufmann in Z * *, der mehr versteht, als zu seinem eigenen Gewerbe gehört, welches er voll- kommen inne hay,' und mit Ehrlichkeit treibt. Die Stun, den außer dem Contor widmet er dem Lesen nützlicher Bücher und Christlichen Freunden. Mit seinem Vermö- gen macht er keinen verschwenderischen Aufwand. Er sagt weder durch übertriebene.pracht, noch mit seinen Mienen, daß er ein reicher Mann sey. Seine Wohlthaten verkün- digen seinen Reichthum. Er gibt einer Anzahl armer Leute, welche Alter und Kranktet zu arbeiten hindert, ihren Unterhalt. Er nimmt öfters eine Waise auf und läßt sie erziehen, und bezahlt für Kinder unbemittelter Acl- tern das Schulgeld, damit sie in die Schule gehen können. Er hilft armen Handwerksleuten, schießt ihnen Gelder vor, sich mit den nöthigen Materialien zu versorgen ; und wenn sie es wohl angewendet, leihet er ihnen ohne Interessen. Folgendes Beispiel bestätigt vorzüglich, wie gut er denkt. Er hatte vor dem Thor einen Garten angelegt, der ihm zum Vergnügen, und denen zum Segen gereichte, welche darin arbeiteten, und ihren Unterhalt verdienten. Hinter seinem Garten hatte ein Ackermann ein Stück Land liegen, welches er wenig nutzte. R * * wollte cs ihm abkaufen, und ihm bezahlen, was er verlangte. Der Ackermann aber gab ihm eine ungesittete Antwort. Nach einigen Jahren kam dieser Mann von selbst, und bol R * * seinen Acker zum Verkauf an. Der Kaufmann wunderte sich; erfuhr aber, dasider Mann durch Mißwachs und andere Unglücks- fälle i» Schulden gerathen war. Er bediente sich nicht der Noth des Armen zu seinem Nutzen: sondern er gab ihm viermal mehr Geld, als er für den Acker forderte," und als er werth war. Ueberdieß lieh el ihm noch einige huw-

9. Neu-eingerichtetes Mülheimer Lesebuch für Deutsche Schulen - S. 259

1814 - Frankfurt/Main Leipzig
259 eher. Einige sind ziemlich einförmig und einfach; wie z. B- wenn ich mir die weiße Farbe des Schnees, den Ton einer Glocke, den Geruch einer Rose vorstelle. An- dere Begriffe sind zusammen gefegt, so, daß ich bei Einem Dinge vielerlei, was dazugehört, zusammen denke, und alles mit einander als ein Ganzes ansehe; z B. wenn ich mir ein Haus, dessen Dach mit Schnee bedeckt, eine Kirche Mit ihrem Glockenthurm, einen ganzen Rosenstock, und dergleichen vorstelle. Manches stelle ich mir undeut- lich und verworren; anderes aber deutlich, und, so zu sagen, recht aus einander gefetzt, vor. Wenn ich zwo verschiedene Vorstellungen, die mir beide lebhaft genug geworden sind, mit einander, oder gleich nach einander bekommen habe, und Eine dersel- den wird nachgehcnds in mir, durch eine gegenwärtige Empfindung wieder erreget; so wird eben alsdann auch die andere bei mir, durch die Einbildungskraft erwecket. Daher kommt es z. B., daß, wenn ich blitzen sehe, ich sogleich an den Donner denke, noch ehe es wirklich don- nert. Und eben daher kommt es, daß ich meine Mutter- sprache gelernet habe, und jede andere Sprache lernen kann. So denk ich z. B., wenn ich das Wort Brod höre, an die bekannte Speise, welcher wir diesen Namen geben. * Meine Vorstellungen und Begriffe aber, die ich mir in meinen Gedanken mache, müßen sich auf solche Dinge beziehen, die auch außer meinen Gedanken wirk- ,.-w Wie noch mehr? — Ein Beispiel von einer einfachen Vorstel- lung ? — Auch ein Beispiel eines zusammen gesetzten Begriffes? — Woher kommt es, daß, wenn ich mir oft' Eine Sache vor- stelle r mir auch zugleich eine andere lebhaft wird < — Warum denke ich an den Donner, wenn ich blitzen sehe? — Woher kommt es 1 daß ich eine Sprache lernen kann r — Auf welche Dinge müßen sich meine Vorstellungen und Begriffe beziehen? — R 2 /

10. Neu-eingerichtetes Mülheimer Lesebuch für Deutsche Schulen - S. 261

1814 - Frankfurt/Main Leipzig
261 so heißt mein Urtheil gewiß. Im Fall aber entweder ich selbst, oder andere Verständige an der wirklichen Wahr- heit desselben zweifeln, so ist es ein ungewisses Urtheil. Doch ist das, was nicht gewiß ist, manchmal (mehr oder weniger) wahrscheinlich; oder aber im Gegentheil un- wahrscheinlich. Ein Urtheil, welches ich für wahr und gewiß, oder für wahrscheinlich halte, da doch andere Men- schen es für falsch, oder wenigstens für ungewiß oder un- wahrscheinlich ansehen; ein solches Urtheil nennet man eine Meynung. Manchmal fälle ich ein Urtheil auf der Stelle, ohne deutlich daran zu denken, warum ich itzt so urtheile. Oesters aber denke ich zugleich an diese oder jene Ursache, weßwegen ich glaube, daß ich so oder so urtheilen dürfe oder müße: dieß heißt man, ich schließe eines aus dem andern; ich urtheile so, aus diesem oder jenem Grunde; ich mache den Schluß: „ weil jenes sich so » verhält, so folget diefes daraus." Manchmal urtheilet und schließet mein Verstand, ohne daß es mir viel Mühe kostet, und ohne daß ich es auch nur gewahr werde, was ich hier thue. So bekomme ich auch durch Die tägliche Erfahrung allerlei Begriffe und Kenntnisse, die mir so wenig Mühe kosten, daß ich oft- mals selbst nicht einmal mehr weiß, wie ich dazu gekom- men bin. Aber es kommt auch bei dem Gebrauch mei- ner Verstandeskräfte gar vieles auf mich selber an: Was aber ein ungewisses? — Was ist ein wahrscheinliches Ur- theil ? — Und ein unwahrscheinliches? — Welches Urtheil nennet man eine Meynung? — Ist die Weise meines Urtheils immer einerlei? — Wie urtheile ich aber am sichersten? — ..Ist ein richtiges Urtheil zu fällen jedesmal schwer? — Trägt die tägliche Erfahrung nicht auch vieles zur Vermehrung meiner Kenntnisse und Begriffe bei? — Kosten mir diese viel Mühe? — Woraus kommt es aber, bei dem Gebrauch meiner Verstandes- ttafte, vornehmlich an? —
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