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Gelände die ihm angebotene Schlacht an; die furchtbare Niederlage von Cannä (216) war die Folge. Nur ein kleiner Rest des römischen Heeres 216 konnte sich retten; der Konsul Paulus fiel mit mehr als siebzigtausend Mann; die goldenen Ringe, die man den gefallenen Senatoren und Rittern abnahm, füllten mehrere Schefsel — sie wurden als Siegesbeute nach Karthago gebracht. Hannibal selbst, der den Sieg hauptsächlich seiner Reiterei verdankte, hatte verhältnismäßig geringe Verluste. Zum Glück für Rom konnte er sich nicht entschließen, die geschlagenen Feinde hitzig zu verfolgen und die Stadt Rom selbst anzugreisen. Sein oberster Retterführer rief ihm deshalb tadelnd zu: „Zu siegen verstehst du, Hannibal, aber deinen Sieg zu benutzen verstehst du nicht." Aber woraus er schon lange wartete, trat nun ein: der Abfall der Bundesgenossen Roms; Cäpna, Tarent und das sizilische Syraküs traten aus seine Seite; in Capna überwinterte er.
In der furchtbaren Not und Bedrängnis, die über Rom gekommen war, zeigte sich die ganze Charaktergröße und Vaterlandsliebe der Römer.
Der Senat verlor keinen Augenblick die Besonnenheit; neue Aushebungen wurden ausgenommen und selbst Sklaven ins Heer eingereiht; dagegen verweigerte man den Lvskaus der bei Cannä gefangenen Krieger und lehnte jede Unterhandlung mit Hannibal ab; der bisherige Zwist unter deu Bürgern wich dem einmütigen Wunsche, für des Vaterlands Rettung einzutreten; als der geschlagene Konsul Varro in die Stadt zurückkehrte, ging ihm der Senat bis aus Tor entgegen und dankte ihm, daß er nicht an der Zukunft des Staates verzweifelt habe. Den Oberbefehl aber übernahm der kriegserfahrene Claudius Marcellus, der zunächst den Krieg zum Stehen brachte, indem er zwar nie unbesonnenerweise ein Treffen annahm, aber doch auch eine günstige Gelegenheit, einen kleinen Ersolg davonzutragen, nicht verschmähte. Seine Verdienste wurden durch den Ehrennamen „Roms Schwert" anerkannt.
Bald ging Rom wieder zum Angriff über, und Marcellus übernahm die Rückeroberung von Syrakus; erst uach mehrjähriger Belagerung mit wechselvollen Ereignissen ward die feste Stadt erobert und ausgeplündert. Dabei verlor der gelehrte Mathematiker Archimedes sein Leben, der durch sinnreich ersnndene Kriegsmaschinen den Römern viel Schaden gebracht hatte. Eben war er mit Berechnuugen beschäftigt und hatte dazu geometrische Figuren in den Sand gezeichnet, da stürmte ein Krieger mit gezücktem Schwert herein. „Zertritt mir meine Kreise nicht!" ries er ihm unwillig zu und ward sofort niedergestochen. Auch Capua und Tarent mußten sich schließlich ergeben und wurden furchtbar bestraft. Hannibal konnte sie nicht retten, da ihm von Karthago aus nicht die nötige, oft erbetene Unterstützung geschickt worden war. Einmal nur hatte er versucht, Capua zu retten, indem er gerade auf die Hauptstadt vorging und bis an deren Mauern hinanritt; damals erscholl in Rom der Schreckensrus: „Hannibal vor den Toren!"
Aber zu einer Belagerung reichten seine Kräfte nicht aus, und so mußte er
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Extrahierte Ortsnamen: Karthago Rom Rom Roms Tarent Capna Rom Rom Syrakus Capua Tarent Karthago Capua Rom
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erschütterte die Senatoren; aber ohne eine Miene zu verziehen, mahnte sie Sulla, sich in der Beratung nicht stören zu lassen. „Es sind nur", sagte er, „einige Elende, die auf meinen Befehl getötet werden? Die Asche des Marius ließ er in das Wasser werfen, das Andenken seines verstorbenen Feindes suchte er zu vertilgen. Entsetzlich waren die Wirkungen der Proskriptionslisten, auf denen Sulla täglich die Namen der von ihm zum Tode Bestimmten öffentlich bekannt machte. Für deu Mord eines Geächteten wnrde eine hohe Belohnung aus der Staatskasse gezahlt; sein Vermögen wurde eingezogen, seine Güter zugunsten der Staatskasse versteigert.
[Diese Bestimmungen führten zu furchtbarer Entsittlichung: Unschuldige wurdeu auf die Listen gesetzt, wenn sie nur reich waren; manche suchten sich ihrer Privatfeinde zu entledigen, indem sie Sulla baten, diese zu ächten; Brüder entledigten sich auf diese Weise ihrer Brüder, Söhne ihrer Väter. Vermögen, Ehre, Leben eines jeden Römers stand auf dem Spiele, wenn es einem der unwürdigen Günstlinge des Diktators danach gelüstete. So wurde die ungeheuere Macht, die Sulla besaß, seiner Vaterstadt nicht zum Segen, sondern zum Fluche. Die Verfassung änderte er durch Beseitigung aller der freiheitlichen Bestimmungen, welche in den letzten Jahrhunderten erreicht worden waren, in eine unbeschränkte Adelsherrschaft um.]
Endlich, von der Machtfülle angeekelt und von Ausschweifungen erschöpft, 78 legte er die Diktatur nieder und zog sich aufs Laud zurück, wo er bald starb (78). Der Senat, dessen Herrschaft er wiederhergestellt hatte, bereitete ihm ein so prunkvolles Leichenbegängnis, wie es Rom noch nie gesehen hatte.
Xv. Cicero.
[Die schroffen, gegen die Volkspartei gerichteten Maßregeln Sullas konnten nicht lange aufrechterhalten werden; durch die Snllaner Pompejus und Craffus wurden sie einige Jahre nach Sullas Tode gemüßigt. Aber die furchtbare sittliche Verderbnis und die verzweifelte Lage großer Bürgerkreise bestaub nach wie vor und drohte, in einem entsetzlichen Ausbruch das ganze Staatswefeu zu vernichten. Dies Unheil durch Klugheit und Standhaftigkeit abgewendet zu haben, ist das Verdienst Ei'eeros.]
Gi'cero stammte aus Arpinum, der Heimat des Marius. Sein wohlhabender Vater ließ ihm in Rom den besten Unterricht erteilen; bei griechischen Gelehrten studierte er vor allem Beredsamkeit und Rechtswissenschaft, machte auch zu weiterer Ausbildung eine Reife durch Griechenland. Schon in jungen Jahren trat er als Verteidiger von angeklagten Bürgern vor Gericht auf und gewann bald den Ruhm des geschicktesten und beredtesten Rechtsanwalts von ganz Rom. Großes Ansehen verschaffte ihm vor allem die glückliche Verteidigung eines redlichen Mannes, den die eigenen Verwandten des Vater-
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Extrahierte Personennamen: Sulla Marius Marius Sulla Sulla Sulla Cicero Sullas Sullas Marius Marius
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Zurück, nur Raben und Krähen sah man erschreckt auffliegen — Die Einwohner hatten die Stadt verlassen.
Als das russische Heer abgezogen war, war ihm fast die ganze Bevölkerung gefolgt, auf 65 000 Fuhrwerken ihre Heiligen, ihre Habe und ihre Gebrechlichen mit sich sührenb. — Die Bewohner von Moskau fürchteten sich vor den fremben Eroberern. Aber Napoleon batte mit seinen Soldaten wenigstens ein Obbach gefunben, und die Bewohner hatten boch nicht alle Lebensmittel und Vorräte mit fortnehmen können.
Als der Abenb herankam, gab es plötzlich an verschiebenm Orten der Stadt Feuerlärm. — Die erschreckten Soldaten suchten nach Spritzen und Eimern.
Doch alles Suchen war umsonst. Dazu nahm das Feuer immer mehr üderhanb. Es brannte die ganze Nacht hinburch, den folgenben Tag; und immer neue Feuer lohten empor an Orten, die weit aus-einanber lagen, zu gleicher Zeit. Da brängte sich Napoleon, der von einem Turme des Kreml aus das Feuermeer überschaute, eine furchtbare Erkenntnis auf. — Die Russen hatten das Feuer selbst angelegt, um den Feinben Obbach und Lebensmittel zu entziehen.
Der Statthalter von Moskau hatte vor dem Abzüge alle Anorb-nungett getroffen. — Er hatte bte Löfchwerkzeuge beseitigen lassen und Leute (entlassene Verbrecher) angestellt, die zu gleicher Zeit an den verschiedensten Orten in der Stadt Feuer anlegen mußten.
Als die Soldaten sahen, daß Löschen unmöglich sei, brachen sie in die Häuser und Keller, in die Kirchen und Paläste ein, — um zu rauben und zu plünbern.
Sie erbeuteten eine Menge Kostbarkeiten, golbene und silberne Geräte, kostbare Teppiche 2c.
Ein Regenguß löschte enbltch den ungeheuren Branb. Neun Zehntel der Stadt lagen in Asche.
Zusammenfassung: Der Branb von Moskau.
Was wirb Napoleon nun thun ? — Den Russen nachrücken, sie vollenbs besiegen, benn in Moskau kann er ja boch nicht bleiben.
Den Russen nachzurücken, hatte keinen Zweck; bte würden nunmehr, bet Moskau verloren war, sich weiter zurückgezogen und keiner weiteren Nieberlage mehr ausgesetzt haben; was sollte aber Napoleon in den unabsehbaren strecken des östlichen Rußlanbs? — Da hätte er zurückkehren müssen.
Das war feinem Stolz zuwiber. Sollte er trotz aller Anstrengungen, trotz der Siege ohne Ergebnis zurückkehren?! Zunächst richtete er sich mit seinem Heere in dem stehen gebliebenen Teile Moskaus häuslich ein, was um so eher ging, als man große Vorräte von Lebensrnitteln fanb. Sobann verlegte er sich aufs Warten. — Er wartete auf einen Friebeneantrag Alexanbers, der boch durch die Nieberlagett, durch bte Einnahme und Einäscherung feiner Hauptstabt aufs tiefste erschüttert fein mußte.
Und als kein Antrag kam, macht er selbst dem russischen Kaiser
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon
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2. Wie konnten die Beschwerden abgestellt werden? — Der König mußte sich mit den Ständen einigen.
Ob wohl die beiden ersten Stände freiwillig auf ihre Vorrechte verzichtet haben werden? — Wahrscheinlich nicht.
Nein. Wie war da zu helfen? Wie wurde überhaupt eine Entscheidung gegeben? — Durch Abstimmung. Da muß der dritte Stand zusehen, daß er die Stimmenmehrheit erhält.
Das wäre auch möglich gewesen, denn der dritte Stand hatte 600 Vertreter, die beiden ersten Stände je 300. Aber der König bestimmte, daß nach Ständen abgestimmt werden solle. — Da mußte natürlich der dritte Stand trotz seiner 600 Mitglieder stets überstimmt werden (zwei gegen einen).
Da sich die Vertreter des dritten Standes sagten, daß unter diesen Umständen alles beim alten bleiben würde, so erklärten sie sich zur Nationalversammlung. — Sie erklärten sich für die alleinigen Vertreter des ganzen französischen Volkes. Aber das durften sie doch nicht, wenn es nicht wenigstens der König zufrieden war?
Bald darauf faßte die neue Nationalversammlung sogar den Beschluß, nicht früher auseinander zugehen, bis Frankreich eine neue Verfassung erhalten hätte. — D. H. bis die absolute Monarchie und mit ihr alle Übelstände abgeschafft wären und eine stetige Volksvertretung zur Mitregierung eingerichtet sei.
Das waren Eingriffe in des Königs Rechte, — der die Volksvertretung auflösen konnte, wann er wollte.
Ja, damit begann die französische Revolution. — Aber hat sich der König das alles ruhig gefallen lassen?
Er wagte es nicht, energisch aufzutreten, und nicht, sich entschieden auf die Seite der Abgeordneten des dritten Standes zu stellen. — Er war schwach und schwankend. Da mußte die Macht der Nationalversammlung immer größer werden.
Zusammenfassung. — W i e die Revolution beginnt.
3. Durch die Erfolge der Nationalversammlung wurde der Pöbel in Paris aufgeregt. — Zusammenrottungen in den Straßen, auf den Plätzen; Reden rc.
Eines Tages erscholl der Ruf in den Straßen: „Nach der Bastille!" Das war eine alte, mit hohen schwarzen Türmen versehene Burg, die als Gefängnis benutzt wurde. — Die Menge wollte diese Zwingburg des Despotismus (in der zur Zeit Ludwigs Xiv. und Xv. viele unschuldige Gefangene halten schmachten müssen) erobern und zerstören.
Es kam zu einem Kampf. Der Kommandant übergab zuletzt die Bastille unter der Bedingung, daß er und seine Soldaten freien Abzug erhielten. Diese Bebingung würde angenommen, aber kaum waren die Pöbelmassen in der Bastille, ba fielen sie über den Kommanbanten und seine Soldaten her, töteten sie, und der Kopf des Kommanbanten würde auf einer Pike bavongetragen. — Warum hat der König nicht Soldaten nach Paris geschickt, um biefem Wüten und Morben Einhalt zu thun?
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Ludwigs_Xiv Paris
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sangen genommen zu werden. Von den Seinen qaiu um lassen, flüchtete ei; sich bis an die Havel. Die Feinde im Rücken imd den Fluß vor sich, warf er sich auf die Knie und sprach: „Ehristengott! wenn Du mir hilfst, daß ich das andere Ufer erreiche, will ich mich taufeu lassen!" Darauf warf er sich in den Strom und kam glücklich hinüber. Zum Tont stieß er seinen Schild in die Erde. Diese Stelle auf der jetzt ein Denkmal steht, heißt Schildhorn. ^aczo hielt fein versprechen und ließ sich mit einem großen ^eile der Wenden taufen. Durch diesen Sieg über die Wenden nahm Albrecht beinahe das ganze Wendenland in Besch und vergrößerte dadurch die Mark bedeutend, ^er Kaiser belohnte ihn dafür, indem er ihn zum (§15* käm nt er er des deutschen Reiches ernannte und ihm die Mark als erbliches Eigentum verlieh mit dem Titel: „Markgraf von Brandenburg." Albrecht gab sich nun alle "Mühe, au» dct sehr verwüsteten Mart ein schönes Bündchen zu machen. Er ließ aus Holland und Frieslaud Kolonisten kommen, welche die Wälder lichten und die Sümpfe in fruchtbarev Ackerlauö verwandeln mußten. Er ließ die Städte Bürlin (Berlin), Kölln ct. d. Spree und Stendal einlegen und dort Kirchen bauen. Bon einer Wallfahrt nach Palästina brachte er I 0 hannite r mit, welchen er Kirchen und schulen baute, um das Bolk im Christentum, sowie in der deutschen Sprache zu unterrichten.
24. Die Weiber von Iveinsberg.
Kaiser Konrad Iii. von Deutschland führte Krieg mit den Welse n. Manche Städte hielten mehr mit diesen als mit dem Kaiser, aber keine von allen leistete ihm mehr Widerstand als die Stadt Wein sb erg bei Heilbronn. Darüber wurde dieser so erbittert, daß er beschloß, die ganze Stadt mit Feuer und Schwert vom Erdboden zu vertilgen. (1140.) Er ließ sodann den Besehl ausgehen, an einem bestimmten Tage sollten die Frauen die Stadt verlassen, und sie dürften auch ihr Liebstes, was sie hätten, mitnehmen. Als nun, so erzählt man weiter, der bestimmte Tag erschien, kamen die Weiber ans der Stadt heraus und alle trugen ihre Männer auf dem Rücken. Die Soldaten
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Extrahierte Personennamen: Schildhorn Albrecht Albrecht Albrecht Bolk Iveinsberg Konrad_Iii Konrad
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Holland Berlin Stendal Palästina Christentum Deutschland Heilbronn
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glaubten, baran sei Velleba Schulb. Deswegen suchten sie sich der Jungfrau zu bemächtigen, was ihnen enbltch auch gelang; sie starb in römischer Gefangenschaft.
5. Attila, König der Sunnen.
Im Jahre 375 würden die Deutschen und die Römer von einem fremben Volk aus Asien überfallen, es waren bte wilben Hunnen, Leute, welche ein tierisches Aussehen hatten. Sie waren klein von Wuchs, aber von starkem Knochenbau, stämmig und breitschulterig; sie hatten eme braungelbe Gesichtsfarbe, kleine tiefliegenbe Augen, einen übermäßig dicken Kopf, einen kurzen, bissen Hals und krumme 5?eine. Hausei kannten sie nicht, Tag und Nacht saßen sie auf ihren kleinen, aber kräftigen Pferben, aßen, tranken und schliefen darauf. Sie ernährten sich von Wurzeln und rohem ^’let]che, welches sie mürbe ritten. Ihre Kleib ung bestaub aus leinenen Kitteln und zusammengenähten Fellen von Wald- _ ntäusen und Böcken. Weiber und Svinber fuhren auf karren dem großen Heere der Männer nach. Als sie die Wolga und den Don überschritten, hatten sie einen König mit 3camen Attila, b. i. Geißel Gottes. Sein Aussehen war furchtbar, so daß sesbst sein eigener Sohn ihn nicht anzusehen wagte. Trotz seiner ungeheuren Reichtümer lebte er sehr einfach, aß aus einer hölzernen Schüssel und trank aus einem hölzernen Becher. Die Hunnen hielten sich eine Zeitlang amschwarzen Meere aus, wo sie schöne Weibeplätze für ihr Vieh fanden und vom oströmischen Kaiser viel Golb bekamen, damit sie bessen Land verschonen sollten. Aber balb warfen sie sich auf die Alanen und Goten, welche nach Spanien und Italien flohen. Die Songobarben zogen ebenfalls nach Italien, die Franken nach Gallien, welches von da an Frankenreich hieß, die Angelsachsen nach (Snglanb (Angellanb.) So veranlaßten die Hunnen eine wirkliche Völkerwanb er un g. Sie hatten es aber hauptsächlich aus die Römer abgesehen, zogen bah er der Donau nach durch Schwaben über den Rhein nach Gallien bis vor Orleans. Auf biesem Zuge haben sie mehr als zwanzig Städte und unzählige Dörfer zerstört, die Bewohner gemordet und die Felber verwüstet. Wo Attilas Pferb hintrat, ba wuchs kein Grashalm mehr. Enblich würde
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126
König Friedrich Wilhelm Iv.
die Provinz Schlesien von solchen großen Überschwemmungen schwer heimgesucht. Ein kleines Dorf, das in einer Thalschlucht lag, war bereits zur Halste fortgerissen, und die armen, jammernden Bewohner hatten sich nun in dem unversehrten Teile zusammengedrängt. Doch die Gefahr wuchs. Auch hier wären sie ununrettbar verloren gewesen, wenn nicht ein edler, kühner Bauersmann mit Aufbietung all' seiner Kraft sein Leben für seine Brüder gewagt hätte. Er schützte und verstärkte den Damm, bis unter die Arme im Wasser stehend, solange, bis das brausende Element einen anderen Ausweg gefunden hatte.
Als die Nachrichten von diesen Verheerungen und Schrecknissen nach Berlin kamen, sagte Preußens edler König: „Ich will hin zu meinen unglücklichen Schlesiern, sie trösten und ihnen helfen, soviel ich kann!" Das war ein Entschluß eines königlichen Herzens würdig, das einst gelobt hatte, es wolle ein mildes Königsherz sein! — Gesagt, gethan. — Der König kommt nach Schlesien und bringt Trost und Hülfe den Überschwemmten, daß sein Zug durch das unglückliche Land ein rechter Segenszug war, der der Liebe der Schlesier zu ihrem Könige neue Herzenswurzeln zu den alten gab. So gelangt denn der König auch in jenes Dorf, wo der wackere Bauer lebte, der jene That hingebender Liebe gethan. Um ihn stand das Volk. Einer der Begleiter des Königs erzählte demselben an Ort und Stelle, wo so etwas lebendiger in die Augen springt, die Geschichte von dem, was der
Bauer gethan. Das ergriff das empfängliche Herz des Königs
mit Macht. Er richtete den glänzenden Blick auf das Volk, das umher stand und sagte: „Wo ist der Mann, der das gethan? Er trete vor!" Der Bauer stand in dem Haufen. Er hatte, wie jeder waffenfähige Preuße, für den König und das Vaterland die Waffen getragen und auch Pulver gerochen, und nicht hinter der
Fronte oder auf der Jagd, denn er trug zwei Kriegsmedaillen
auf feinem etwas fadenscheinigen Sonntagsrocke. Er wußte, was dem Landwehrmanne bei solchem Ruse geziemt, wenn er auch, von Bescheidenheit geleitet, unter anderen Umständen nicht gerne
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Preußens
12
Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst.
die Hand. Schwarzenberg brauchte er allerdings nicht mehr zu entlassen, denn zum Glück für das Land starb dieser sehr bald.
Aus den vorhandenen Soldaten suchte er sich die treuesten und
besten aus, 3000 Mann, als erste stehende Truppenmacht, die er bald auf 8000 Mann vermehrte.
Dann aber ging er mit Macht an das Werk, die dem Lande geschlagenen Wunden zu heilen, von dessen Elend er sich mit eigenen Augen überzeugte, als er 1643 eine Reise durch die Marken machte. Der Anblick der entsetzlichen Verwüstungen hätte ihn mutlos machen können, aber sein Vertrauen auf Gott hielt ihn auf-
recht (2). Den Ackerbau, worauf des Volkes Wohlfahrt beruht, suchte er besonders zu heben, indem er der Landwirtschaft kundige Leute aus anderen Ländern aufforderte, sich in den Niederungen an der Havel und Oder niederzulassen. Bei jedem Hause mußte ein Garten angelegt werden, und niemand durfte getraut werden, wenn er nicht sechs Obstbäume gepflanzt hatte. Der Tabaks-,
Kartoffel- und Obstbau nahmen zu dieser Zeit auch ihren Anfang im Lande, doch war das Tabakrauchen noch selten (3). Zur
Hebung des Handels ließ er einen großen Kanal bauen und eine
allgemeine Postverbindung herstellen. Auch Kirchen und Schulen fanden bei ihm Hülfe und Beistand.
Als der westfälische Friede abgeschlossen war, dachte der Kursürst daran, sich zu vermählen. Er brauchte nicht lange zu suchen nach einer Frau, sie wurden ihm zur Genüge angeboten. Der deutsche Kaiser, der zugleich Herzog in Östreich war, wollte ihm eine Prinzessin geben, denn er hatte erkannt, daß der thatkräftige junge Fürst ihm von Nutzen sein könnte, besonders wenn er ihn zu seinem Schwiegersohn machte. Auch der Polenkönig bot ihm
eine Prinzessin an, zugleich mit dem Versprechen, ihm dann das
Herzogtum Preußen, welches bis jetzt nur ein Lehnsland war, als unabhängiges Herzogtum zu übergeben. Ferner war da eine schwedische Prinzessin, die Tochter des Heldenkönigs Gustav Adolf, welche ihm nicht abgeneigt war. Mit dieser hätte er das ganze
große Schwedenreich bekommen. Aber von all diesen reichen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Schwarzenberg Gott Gustav_Adolf Gustav Adolf
194
Friedrich Wilhelm, Kronprinz.
namens Pohl, welcher seine Kräfte überschätzte, geriet in Todesnot. Der Kronprinz, welcher auch babete, stand auf einem Floß im Babemantel und sah den Zöglingen zu. Da gewahrte er, wie Pohl am versinken ist. Wie der Blitz stürzte sich der Kronprinz in die Flut, teilte mit kräftigen Armen die Wellen und schwamm eilig der Stelle zu, wo Pohl mit dem Tode rang. In demselben Augenblick, als der Kronprinz bei dem Versinkenden eintraf, war auch ein Unteroffizier mit einem Nachen an der Unglücksstelle angekommen, und der Kronprinz hob den Geretteten in den Nachen. So setzte er das Leben ein, um einen Mitmenschen vom Tode zu erretten.
Diese That steht in unserm Fürstenhause aber nicht vereinzelt da. Als Prinz Friedrich Karl in Bonn studierte, sah er, wie ein Bonner Knabe mit Namen Franz Nettekoven in den Rhein stürzte. Prinz Friedrich Karl sprang unentkleidet dem unglücklichen Knaben nach und entriß ihn den gierigen Wellen. Der König verlieh dem hochherzigen Retter für diese edle That die Rettungsmedaille am orangefarbenen Band, gewiß der schönste Orden, der die Brust dieses kühnen und gefeierten Feldmarschalls schmückt.
5.
Der Kronprinz zog zum andern Mal Und einen frischen Lorbeer fand
Bei Wörth zum Kampf den treuen Der Heerbann aus dem Bayerland.
Stahl. Gefangen sind viertausend Mann,
Wie war der Stahl so scharf und blank! Ein Adler, der nicht fliegen kann, Magentas Ruhm in Trümmer sank, sßort den Kanonen dreißig Stück, Der Preuße fuhr wie's Wetter her, Magenta zog sich wund zurück.
Der Bayer schoß die Donner schwer; Der Kronprinz hat uns kommandiert,
So schlug das Uugewitter drein — Der Kirchbach grimmig attakiert,
Das mußten deutsche Hiebe sein! Den Bose*) schmerzt die Wunde Da thaten sich mit Macht hervor nicht —
Der Preußen fünft und elftes Korps, Hei! deutsche Hiebe hageldicht!
*) v. Kirchbach, Befehlshaber des 5. Armeekorps, wurde bei Weißenburg verwundet, kommandierte aber schon bei Wörth wieder, v. Bose, Befehlshaber des 11. Armeekorps, wurde bei Wörth verwundet, setzte aber sein Kommando fort, ohne die Wunde verbinden zu lassen. Magenta — Mac Mahon, Herzog von Magenta.
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König Friedrich Ii., der Große.
nicht entrinne. Voltaire wollte aussteigen, aber die Ravensberger wiesen ihm die Zähne, hetzten ihn und trieben ihn zurück. Der Franzose geriet in Wut und schimpfte und fluchte in französischer Sprache, welche die Leute nicht verstanden, sondern für die Affensprache hielten; aber er konnte nicht aus der Kutsche. Nun wollte er mit Gewalt heraus, doch da hoben die Bauern ihre Stöcke aus, drohten zuzuschlagen, schrieen: „Ape! Ape!" und es entstand ein großer Lärm. Der König hörte das Geschrei, trat ans Fenster, sah den Tumult und mitten zwischen den schreienden Ravensbergern den Pirch mit freudestrahlendem Gesichte stehen. Jetzt merkte Friedrich den Schalksstreich, lachte herzlich und schickte einen Offizier hin, um den Voltaire zu befreien. Wütend vor Zorn kam der Franzose zu dem lautlachenden König. „Was soll ich dem Pirch thun?" fragte Friedrich den Voltaire. Der schrie zornig: „Ei, Majestät, meinetwegen schicken Sie ihn zu allen Teufeln!" „Soll geschehen," sprach der König, ließ Pirch holen und sagte: „Schelm, welche Narrenstreiche! Voltaire will, ich soll dich zu allen Teufeln schicken; gut, du bist Offizier bei den schwarzen Husaren." Vergnügt und dankend ging Pirch davon, Voltaire hatte aber einen tiefen Groll aus die Ravensberger, und als er später von Westfalen in einer Reisebeschreibung sprach, schrieb er aus Rache von der Grafschaft Ravensberg: „In großen Hütten, die man Häuser nennt, sieht man Tiere, welche Menschen sein wollen, die aber aufs traulichste von der Welt mit anderen Haustieren durcheinander leben. Ein gewisser harter Stein, schwarz und klebrig (er meinte den Pumpernickel), vermischt, wie man sagt, mit einer Art Roggen, ist die Nahrung der Eigentümer der Hütten." (Vormbaum.)
9.
Es sprach der große König: „Die Schlacht ich wohl gewann,
Doch hat sie mich gekostet auch manchen guten Mann!
Wo nehm ich nun Soldaten und Regimenter her?
Denn Österreich darf Schlesien bekommen nimmermehr!"
Da nahen ries'ge Gestalten sich unaufgefordert dem Fritz;
Des Königs Heldenauge mustert sie von dem Sitz.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Fritz