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1. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 70

1882 - Gütersloh
70 König Friedrich Ii., der Große. Vater mehr, und seine Mutter nährte sich in ihrem Witwenstande kümmerlich. Als guter Sohn wünschte er sie unterstützen zu können; aber von seinem Gehalte ließ sich nichts entbehren. Doch fand er endlich ein Mittel, etwas für sie zu erwerben. Jede Nacht mußte einer von den Edelknaben in dem Zimmer vor dem Schlafgemach des Königs wachen, um diesem aufzuwarten, wenn er etwas verlangte. Manchem war dies beschwerlich, und sie übertrugen daher, wenn die Reihe sie traf, ihre Wachen gern an andere. Der arme Page fing an, diese Wachen für andere zu übernehmen; sie wurden ihm vergütet, und das Geld, welches er dafür erhielt, schickte er dann seiner Mutter. Einst konnte der König in der Nacht nicht schlafen und wollte sich etwas vorlesen lassen. Er klingelte, er ries; allein es kam niemand. Endlich stand er selbst aus und ging in das Nebenzimmer, um zu sehen, ob kein Page da wäre. Hier sand er den guten Jüngling, der die Wache übernommen hatte, am Tische sitzen. Vor ihm lag ein Brief an seine Mutter, den er zu schreiben angefangen; allein er war über demselben eingeschlafen. Der König schlich herbei und las den Anfang des Brieses, welcher so lautete: „Meine beste, geliebteste Mutter! Jetzt ist es nun schon die dritte Nacht, daß ich für Geld Wache habe. Beinahe kann ich es nicht mehr aushalten. Indes freue ich mich, daß ich nun wieder zehn Thaler für Dich verdient habe, welche ich Dir hiermit schicke." Gerührt über das gute Herz des Jünglings läßt der König ihn schlafen, geht in sein Zimmer, holt zwei Rollen mit Dukaten, steckt ihm in jede Tasche eine und legt sich wieder zu Bette. Als der Edelknabe erwachte und das Geld in seiner Tasche fand, konnte er wohl denken, woher es gekommen sei. Er freute sich zwar darüber, weil er nun seine Mutter noch besser unterstützen konnte; doch erschrak er auch zugleich, daß der König ihn schlafend gefunden hatte. Am Morgen, sobald er zum Könige kam, bat er demütig um Vergebung wegen seines Dienstsehlers und dankte ihm für das Geschenk. Der gute König lobte seine kindliche Liebe, ernannte ihn sogleich zum Offizier und schenkte ihm noch

2. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 168

1882 - Gütersloh
168 Augusta, Kaiserin von Deutschland. Kindchen ist. Es liegt so vornehm da und vernünftig, daß man sich gar nicht wundern würde, wenn eine Krone mitgeboren wäre. Es hatte auch eine Hand über die Augen gelegt, als wenn es die Welt nicht gerne sehen wollte, vielleicht den Kometen nicht, aber der war in der Geburtsstunde so wunderschön und flammend, daß er ihr gewiß Glück bringt." (1811 hatten wir nämlich einen sehr großen Kometen.) Zur Wonne der Eltern und des ganzen Hoses entwickelte sich die kleine Prinzessin leiblich und geistig aufs prächtigste. Sie verschönte den Fürstenhof wie ein aufblühendes Röslein, und erschien jedermann freundlich wie die Frühlingssonne. Bald wurde sie denn auch die Lieblingsenkelin des alten Karl August, der sie später in den Geist der damaligen Zeit selbst tiefer und tiefer einführte. Mit ihrer drei Jahre älteren Schwester Maria führte die kleine Augusta ein schönes und glückliches Zusammenleben. Die schon erst erwähnte Frau von Schiller schreibt darüber: „Die Prinzessinnen sind glücklich wie die Engel und leben mit der Natur, den Vögeln, den Blumen und haben ein Schäfchen, das ihnen wie ein Hund nachläuft. Sie glauben nicht, wie lieblich Maria ist, so verständig, klug und zartfühlend. Die Prinzeß Augusta hat einen kräftigen Willen und ist so stark und fest; sie läßt nicht los, was sie anfaßt. Gestern hatte sie einen Amor und wollte ihn nicht los lassen, und wurde so heftig, als er unbelebt blieb, daß man sie wegnehmen mußte." Und an einer anderen Stelle: „Sie (Augusta) hat eine große Neigung zu mir und ist ein seltenes Kind. So ein Ausdruck von Gutmütigkeit im ganzen Wesen, von Bravheit, existiert selten." Die erlauchte Mutter der Prinzessin Augusta war ein Muster allen Frauen. Neben der sorgfältigsten Erziehung ihrer Kinder betrachtete sie die Sorge für die Armen und Notleidenden als ihre höchste Pflicht, weshalb denn auch viele gemeinnützige Anstalten von ihr geschaffen worden sind. Ihr war es nicht genug, daß ihre Kinder reich wurden an allerlei Kenntnissen und äußerer Bildung: nein, viel höher schätzte sie die Bildung des Herzens,

3. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 170

1882 - Gütersloh
170 Augusta, Kaiserin von Deutschland. Prinzessin alle diejenigen Eigenschaften, welche sein Lebensglück begründen würden, in dem Maße besitze, als die fromme, liebenswürdige Augusta. Und so fand denn am 16. Februar 1829 die feierliche Verlobung und am 11. Juni desselben Jahres die Hochzeit des hohen Paares statt. Im Mai hatte sich Prinz Wilhelm schon nach Petersburg begeben, um feine Schwester Charlotte mit ihrem Gemahl, dem Kaiser von Rußland, zu der hohen Feier einzuladen, und nach seiner Rückkehr machte er sich fofort auf den Weg nach Weimar, um feine schöne Braut einzuholen. Am 7. Juni nahm die Prinzeß Augusta unter herzlicher Beteiligung der Bevölkerung Abschied von ihrer lieben Vaterstadt; am 9. langte der Brautzug in Potsdam an, und am 10. fand der feierliche Einzug in Berlin statt. Die gute Stadt hatte es sich nicht nehmen lassen, der Braut ihres Prinzen Wilhelm, der der Ruf hoher Tugenden vorausging, einen festlichen Empfang zu bereiten. Ganz Berlin war auf den Beinen; jeder wollte die schöne Prinzessin sehen und herzlich begrüßen. Die großartigen Hochzeitsfeierlichkeiten nahmen dann drei Tage in Anspruch, nach deren Ablauf das prinzliche Paar das jetzige Palais „unter den Linden" bezog. Ein guter Geist Beseelte hier die reizende und doch einfache Häuslichkeit, darum war denn auch das häusliche Leben des fürstlichen Paares stets das glücklichste. Beide kannten und verstanden sich, was die gegenseitige hohe Stebe und Achtung Befestigte; Beide waren gleich ausgezeichnet in innigster Gvttesverehrung, Menfchenliebe und Hingebung an die Eltern; Beide Belebte ein strenges Pflichtgefühl und klares Verständnis ihres Berufes; Beide glühten in edler Liebe für das engere wie für das weitere Vaterland. In solchem guten und einmütigen Geiste le&te und wirkte das prinzliche Paar, lebt und wirkt es auch noch heute, und wird es stets ein leuchtendes Vorbild fein für alle feine Mitmenschen. Am 18. Dfto&er 1831, am Tage der Völkerschlacht Bei Leipzig Beschenkte die Prinzessin Augusta ihren hohen Gemahl mit einem Sohne, dem von uns allen so hochgeschätzten jetzigen Krön-

4. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 107

1882 - Gütersloh
Die Königin Luise. 107 Edelsteinen eingefaßtes Bildnis und sagte zu ihm: „Nehmen Sie, mein lieber alter Lehrer, diese Kleinigkeit zum Andenken von ihrer ehemaligen Schülerin, die sich recht herzlich freut, ihrem Lehrer noch einmal danken zu können." Der alte Mann, im höchsten Grade überrascht und erfreut, konnte keine Silbe hervorbringen; einige Thränen, die ihm über die Wangen herabrollten, zeigten zur Genüge seine dankbaren Gefühle. Der König sagte ihm hierauf noch, es sei dafür gesorgt, daß er, sobald es ihm beliebe, von Berlin nach Darmstadt mit Extrapost zurückreisen könne. (R. Fr. Eylert.) * * * Die Pfaueninsel bei Potsdam war ein Lieblingsaufenthalt des Königs, wenn er nach Regierungsgeschäften leiblich und geistig sich erholen wollte. Hier hatte er an der Seite der unvergeßlichen Königin Luise die glücklichsten Stunden seines Lebens mit ihr und seinen Kindern verlebt, ehe das schwere Unglück über ihn kam. Gern mochte er sich hier heiterer Ruhe und ungestörter Stunden im Familienkreise erfreuen. Darum war an den Tagen, wo die königliche Familie auf der Insel zu weilen pflegte, der Zugang anderen versagt. Eines Tages, es war im Sommer 1799, waren an einem Tage, da die Insel dem Zutritte Fremder entzogen war, zwei fein gekleidete Engländer zur Insel gekommen, denen dieses Verbot unbekannt war. Sie waren fern von dem Anlandeorte, wo die gewöhnliche Fähre lag, gelandet, und niemand hatte sie bemerkt. Sie gingen in den Schattengängen umher, arglos sich der Schönheit der Anlagen freuend, als ihnen der Hofmarschall von Massow begegnete und in zarter und schonender Weise sie mit dem Verbote und seinem besonderen Grunde bekannt machte. Es war an einem schönen Morgen und es that ihnen leid, den schönen Aufenthalt verlassen zu müssen. Sie nahmen daher einen weiten Umweg, um zu ihrem Landorte, wo ihr Kahn lag, zu gelangen. Aus einmal begegneten sie einem hohen, stattlichen Herrn und einer wunder-

5. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 110

1882 - Gütersloh
110 Die Königin Luise In dem Wetter ist ja auch der liebe Gott, der uns bewahren wird, und Dein Pater wird gewiß bald kommen und Dich abholen." Darauf meinte Hannchen: „Ich werde nun auch bald keinen Vater mehr haben, denn er muß immer so schnell vor dem Wagen Deiner Großmutter herlaufen, wovon ihm die Brust so weh thut, daß er wohl bald sterben wird." Wenn damals eine fürstliche Person aussuhr, so liefen „Läufer" vor ihrem Wagen her und machten die Straße frei, und ein solcher Läufer war Hannchens Vater. Als Luise die Besorgnisse ihrer kleinen Freundin vernahm, sagte sie: „Sei still, liebes Hannchen, ich will es der Großmutter sagen, sie ist so gut, sie wird niemand mehr vor ihrem Wagen herlaufen lasten." Am anderen Tage fuhr die Großmutter wirklich ohne Läufer aus, und Hannchens Vater wurde wieder gesund. Bald daraus erkrankte aber Hannchen an einer ansteckenden Krankheit, weshalb Luise sie nicht besuchen sollte. Hannchen bekam ein großes Verlangen nach ihrer Herzensfreundin. Als dies Luise hörte, ging sie zu Hannchen und las ihr aus einem Buche vor. Dies vernahm die Großmutter, und erschrocken fragte sie Luise: „Wo bist du gewesen?" „Verzeihe mir, gute Großmutter," sagte Luise, „ich war bei dem kranken Hannchen, das ja keine Mutter und keine Großmutter mehr hat. Sie hatte Sehnsucht nach mir und wäre gewiß gestorben, wenn ich nicht zu ihr gekommen wäre." Darauf sagte die Großmutter: „Ihre Krankheit ist aber ansteckend !" „Ich wußte, daß ich nicht krank werden würde," antwortete Luise, „weil Gott sah, daß ich etwas Gutes that." 3. Während der Krönungsfeier wohnte Luise mit ihrem Bruder -Georg bei der „Frau Rat," der Mutter des berühmten Dichters Goethe. Die Frau Rat, eine lebensfrische Frau, hatte die beiden Fürstenkinder von Herzen lieb. Auf mancherlei Weise suchte sie dieselben zu erfreuen, und ihnen den Aufenthalt in ihrem Hause angenehm zu machen. So bewirtete sie eines Tages die Prinzenfinder mit Specksalat und Eierkuchen. Diese Speise schmeckte

6. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 30

1882 - Gütersloh
30 Friedrich Wilhelm I. und umgab sich mit vergnügungssüchtigen, nur aus ihren eigenen Vorteil bedachten Hofleuten, besonders Franzosen. Graf Dohna dagegen war ein abgesagter Feind aller äußeren Pracht, war sparsam und ordnungsliebend. Diese Eigenschaften aber schätzte sein kleiner Zögling ebenso hoch als der Erzieher selbst und gab bereits trotz seiner Jugend die schlagendsten Beweise davon (2). Neben dem Grasen Dohna hatte der kleine Kurprinz noch einen eigentlichen Lehrer, Johann Friedrich Cramer, der sich besonders als großer Franzosenfeind auszeichnete und dem täglich von französischen Schmeichlern umgebenen Knaben eine Abneigung gegen das Franzosentum einzuflößen wußte, die ihm auch in seiner späteren Lebenszeit niemals verloren gegangen ist. Trotz dieses tüchtigen Lehrers und seines braven Erziehers blieb der Kurprinz jähzornig und aufbrausend (3). Die meiste Schuld daran müssen wir schon seinen Eltern zumessen, die allerdings die hervorbrechende Leidenschaftlichkeit beklagten, aber niemals eine ordentliche Strafe eintreten ließen. Besonders bekümmerte sich der Vater wenig um die innere Erziehung seines Sohnes. Er wünschte nur, daß derselbe zu den äußerlich feinsten Manieren erzogen und befähigt würde, einst einen ebenso glänzenden Hof zu halten als er selbst. Pracht und Feste schätzte dieser Fürst eben über alles. Diese Prachtliebe ist auffallend gegenüber der Einfachheit sämtlicher anderen Hohenzollern, aber sie befähigte ihn zu dem, was er für sein Vaterland gethan hat, zur Erwerbung der Königskrone. Am 18. Januar 1700 setzte sich Kursürst Friedrich Iii. als Friedrich I. in Königsberg unter ungewöhnlichen Feierlichkeiten die preußische Königskrone aufs Haupt, machte sein Land dadurch zu einem Königreich und den Kurprinzen zum Kronprinzen. Jedoch auch diese neue Würde konnte den zwölfjährigen Friedrich Wilhelm nicht reizen. Er wollte von dem „feinen" Franzosentum absolut nichts wissen, blieb zorniger, derber und heftiger Natur wie zuvor und bereitete seinem Vater dadurch manchen Kummer. Auch zwei Reisen nach Holland, die man ihn unternehmen ließ, trugen nichts zur Milderung seines schroffen, geraden Wesens bei; er

7. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 33

1882 - Gütersloh
Friedrich Wilhelm I. 33 noch ein hübscher „langer Kerl" war, so war er ihm noch angenehmer. Das war nämlich Friedrich Wilhelms schwache Seite: er hatte eine fast zu große Vorliebe für hochgewachsene, stramme Leute. Damals brauchte noch nicht jedermann Soldat zu werden, vielmehr wurden die Soldaten gleichsam gemietet. Wo Friedrich Wilhelm aber eines „langen Kerls" habhaft werden konnte, da sah er auf ein paar hundert Thaler nicht, so sparsam er auch sonst war; ja, manchmal sollen solche Leute mit Gewalt zum Dienst gezwungen sein. In Potsdam hielt der König ein ganzes Regiment von solchen Riesen. Eine wie große Vorliebe nun aber Friedrich Wilhelm I. auch für das Militär hatte, und ein wie tüchtiger Soldat er auch festst, war, so sehr haßte er dennoch den Krieg. „Friede ernährt, Unfriede verzehrt," das war des Königs eigenstes Sprichwort. Besonders haßte er es, sich leichtfertiger Weise in einen Krieg zu stürzen, nur mit der Aussicht, leichten Kaufs fünfzig oder hundert Quadratmeilen zu erobern. Er hielt dafür, daß es doch auch etwas Großes sei, feinem Lande fünfundzwanzig Jahre den Frieden zu erhalten und es zu sichtlichem Emporblühen zu bringen. Trotzdem aber ließ er sich nicht „ku- jonieren," wie er sich ausdrückte, und das bewies er dem kriegslustigen, etwas großprahlerifchen Könige Karl Xii. von Schweden, dem er ein gutes Stück von Pommern abnahm, welches Schweden unrechtmäßiger Weise bereits feit über fünfzig Jahren in Besitz hatte. Sobald nun Friedrich Wilhelm soviel in feinen Kräften stand für das leibliche Wohl und die leibliche Sicherheit feines Volkes Sorge getragen hatte, dehnte er feine Sorge auch auf das geistige Wohl derselben aus. Er gründete nicht nur eine sehr bedeutende Anzahl von Schulen, sondern er gab auch die strengsten Befehle, daß dieselben regelmäßig besucht würden. Jedes Kind mußte wenigstens lesen können und im Christentum hinreichend unterrichtet sein, ehe es konfirmiert wurde, damit es späterhin an dem öffentlichen Gottesdienste, sowie daheim an

8. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 43

1882 - Gütersloh
König Friedrich Ii., der Kroße. 1740—1786. I. Das Leben des Königs. 3roet Söhne hatte der liebe Gott dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm, nachherigem König Friedrich Wilhelm I., bereits geschenkt, aber beide waren durch den Tod bald von dieser Erde abberufen. Es ist deshalb leicht begreiflich, wie glücklich und wie dankbar gegen den gütigen Vater im Himmel der Kronprinz war, als ihm am 24. Januar 1712 abermals ein Prinzlein geboren wurde. Und nun noch dazu ein Sonntagskind, denn der 24. Januar war ein Sonntag. Mit diesem neugeborenen Zollern-sprößling mußte es der liebe Gott doch wohl recht gut vorhaben. Ter Großvater des kleinen Fritz, König Friedrich I., war denn auch über dieses frohe Ereignis so hoch erfreut, daß er niedersank an der Wiege des Kindes und Herz und Hände im frommen Gebete zu Gott erhob. Den kleinen Enkel aber schmückte er sofort mit Band und Stern des schwarzen Adlerordens. Anfänglich machte das Söhnchen den Eltern zwar manche Sorge, denn es war ein zartes, schwaches Kind, aber im dritten Jahre fing es an sich kräftig zu entwickeln und gedieh nun geistig und körperlich zusehends. Der gute Großvater sollte sich nicht lange mehr seines kleinen Enkels erfreuen. Ein Jahr nach der Geburt desselben rief ihn der Tod aus seiner irdischen Lausbahn ab. Fritzens Vater bestieg nun als Friedrich Wilhelm I. den Thron und der erstere selbst wurde Kronprinz. Der Vater war ein strenger, fast rauher Mann, und wer ihn nicht kannte, der konnte ihn für einen Barbaren halten; aber in seiner Brust barg er ein redliches Gemüt, einen frommen Sinn und ein echt deutsches Herz. Von Fritz und seiner etwas älteren Schwester verlangte er einen unbedingten Gehorsam. Fehlte es daran nicht, dann war er der gemütlichste Vater und spielte gern und oft mit seinen Kindern. Tie beiden Geschwister waren einander sehr zugethan.

9. Neu-eingerichtetes Mülheimer Lesebuch für Deutsche Schulen - S. 64

1814 - Frankfurt/Main Leipzig
— 64 —- „in die Hand nehmet/ die ihr nicht sollet? zum Exem- pel/Messer, Gabeln, Scheeren und dergleichen. Ihr „fallet , weil ihr auf Tisch und Stühle tarn, oder „ weil ihr lauft und nicht auf euern Weg sehet. Das „Verdrüßlichste ist/ daß ihr oben drein Schlage kriegt; „ und für euch ist e6 das allerhetlfamste, wert ihr Strafe „verdient/ und dadurch vielleicht künftig behutsamer „werdet.^ Die Kinder sahen wohl ein, daß er Recht habe. In- dessen fragten ße ihn , ob ihm denn nicht auch derglei- chen begegne? „ O sonst / antwortete er/ ist es auch wohl geschehen; „aber eben dadurch/ daß mich meine Aeltern darüber „bestraft haben, bin ich klüger geworden, und itzt bring „ ich meine Zeit aufs angenehmste von der Welt zu?' 4. Das auf die Wichten gegen seine Geschwister aufmerksame Kind. ^§stn Knabe , der von seinen Brüdern und Schwestern eben so sehr, als von seinen Aeltern und Lehrern wünschte geliebt zu seyn, und sie eben so sehr liebte,.. erstaunte/ als er einst, aus dem Fenster/ zween Brüder auf der Gasse sich heftig zanken sah. Noch mehr aber verwunderte er sich / als er die Ur- sache davon erfuhr. Der Eine hatte nämlich zum Frühstück ein größeres Stück Butrerbrod erhalten als der andere: wenigstens glaubte cs dieser. " „ Wie ist eö in der Welt möglich, sagte er, daß Brü- „ der und Schwestern sich um solche Kleinigkeiten zanken, „oder beneiden könneni das müßen gewiß ein Paar „recht böse Kinder sevn." . ., Sem

10. Neu-eingerichtetes Mülheimer Lesebuch für Deutsche Schulen - S. 70

1814 - Frankfurt/Main Leipzig
70 dem Lehrer gleich, und sprach: „Ich habe nicht recht „Acht gegeben; aber ich will mich bessern Ich bitte? „sagen Sie es mir noch einmal." Wenn he sonst worin gefehlt hatte/ und es ihr von ihren Aeltern verwiesen ward; so begehrte sie sich nicht zu entschuldigen? oder ih- ren Fehler zu verkleinern; sondern sie sprach: „Ich habe Unrecht, und verdiene Straftwill sie auch leiden; „aber werden Sie mir nur nachher wieder gut/ liebste „ Aelterndenn das betrübt mich am meisten, daß ich Ihrer Liebe entbehren soll." Mit solchen Gesinnungen- gefällt man Gott und den Menschen wohl. 11. Das reinliche Kind. v^in kleiner Knabe? Martin? sah die kleine Friede- ricke, seine Nachbarin? die stäts reinlich war? da er im Gegentheil immer schmutzig qieng; gleichwohl hatte er noch dazu weit schönere Kleider? als sie: denn seine Aeltern waren reicher. Er wunderte sich sehr darüber? und fragte sie? wie das zugieng? Er möchte es machen wie er wollte? so habe er sich bald einen Fleck gemacht? bald ein Loch gerissen. Nichts ist leichter, sagte sie? und meine armen Aeltern „wurden übel zurecht kommen? wenn sie mir immer neue Klei- „der schaffen sollten. Erstlich wascheich mich fleißig; zwei' „ tens greife ich nichts Unreinliches an: endlich krieche ich „nicht an Oerrern herum, wo ich mich kann bcschmntzen „ oder hangen bleiben. Bei Tische seh ich mich wohl vor? „daß ich nichts verschütte; sondern ich esse mit Bedacht? „und wische mir die £änbc sorgfältig ab." Der Knabe setzte sich vor, es ihr nachzuthnn. Es war ihm schwer; denn er hatte sich schon schmutzig ge- wöhnt :
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