Die Engländer waren über diesen Ausgang des Feld-
zuges zu Lande um so unwilliger, da ihre Flotte unter
Admiral Howe die französische unter Villaret-Joyeuse,
welche aus Brest ausgelaufen war, um das Einlaufen der
früher erwänten nordamerikanischen Getraideschiffe zu decken,
sich aber mutwillig, ohne daß jene Deckung es notwendig
erheischte, in mehrere Treffen einließ, am lten Juni gänz-
lich geschlagen, hatte, was freilich bei dem deplorabeln Zu-
stande der französischen Marine * *) keine so ungeheure Tat
war. Pitt war, als Preussen und Oestreich den Krieg so
lau unterstiizten, den heftigsten Angriffen wegen seiner Po-
litik im Parlemente bloß gestelt; namentlich der Herzog
von Norfolk und Sheridan machten eine energische Oppo-
sition; doch blib er der einmal eingeschlagenen Richtung
treu, und suchte sich, um den Krieg fortsetzen zu können,
eine vom Lord Portland gefürte Fraction der Whigs zu
verbinden. Graf Spencer ward nach Wien, Sir Arthur
Paget nach Berlin gesandt, um die Ansichten dieser Kabi-
nette zu erforschen; ihrem Berichte zu Folge sollen weitere
Maßregeln ergriffen werden. Spencer, der durch die Ni-
derlande reiste, traf Koburg eben in Begrif, auch Maas-
tricht seinem Schiksale zu überlaßen, und sich über den
Rhein zurükzuziehen. Es gelang, ihn noch an der Maas
zurükzuhalten. Dagegen hatte Möllendorf am loten
Juli Kaiserslautern wider verlaßen, und war auf Mainz
zurükgegangen. Als Spencer im preussischen Lager ankam,
bewog er Möllendorf zu dem Entschlüße Trier zu decken;
allein ehe Kalkreuth mit 20,000 Man Trier erreichen konte,
hatte Moreaux die Stadt besezt, und da sich voraussehen
ließ, daß England keine Subsidien mehr zalen werde, war
Haunons-Etchicht; am 28ten August Schwanental, am 29tcn
Condat.
*) ,, Nous avons déjà dit que Jean-Bon-St. André était à bord
du vaisseau amiral; que Villaret-Joyeuse avait été fait de
simple capitaine, chef d’escadre; que des paysans n'ayant
jamais vu la mer, avaient été placés dans les équipages;
et que ces matelots, ces officiers, ces amiraux d’un jour
étaient chargés de lutter contre la vieille marine anglaise.“
T hiers. A N tten Juni hattcn überdies die Franzosen nur 26,
die Englânder 36 Kriegsschiffe.
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Extrahierte Personennamen: Howe Spencer Arthur
Paget Spencer Koburg August
Extrahierte Ortsnamen: Brest Norfolk Portland Wien Berlin Rhein Kaiserslautern Mainz England
316
submiss zu nemen; es stürmte das Hotel des Gesandten
und riß die Fane herab. Die Folge war, daß Bernadotte
Wien verließ; daß der Widerausbruch des Krieges mit
Oestreich nahe schin. Doch vermittelten Graf Cobentzcl
und Buonaparte, welcher leztere den Auftrag, das Com-
mando der Rheinarmee zu übernemen, ablente, und die
Expedition im Mittelmeere auf das Eifrigste betrib. Er
wolte allein stehen; das konte er in Aegypten und Syrien.
Die Vorbereitungen waren vom Directorium, Buonaparte
(dessen Nähe unbequem war) nachgebcnd, schon länger ein-
geleitet worden. Plözlich vernam Europa: eine Armee von
40,000 Man sei in den Häfen des Mittelmeeres versam-
melt; die nötigen Farzeuge würden in Toulon gerüstet;
Berthier, Caffarelli, Kleber, Desair, Reynier, Lannes,
Murat, Andrüossy, Böliard, Menou, Damas, Dumas,
Baubois, Louis Buonaparte, Eugene Beauharnais, Du-
roc u. s. w. würden Buonaparte auf einer Expedition be-
gleiten. Wohin? — wüste niemand. Die Kosten wurden
fast ganz von der neuen helvetischen, von der ligurischen
und römischen Republik bestritten. Am Lten Mai war
Buonaparte selbst in Toulon angekommen. Noch erfur
man nicht, wohin er wolle. Am Illten Mai segelte die
Flotte ab, und noch war ihre Bestimmung dem Publikum
eine unbekante. Nelson, der mit drei Schiffen im Mittel-
meere kreuzte, hatte eben einen Hasen suchen müßen, um
Beschädigungen durch Stürme zu beßern; so kamen die
Franzosen unangefochten und gewissermaßen unbemerkt bis
zum Oten Juni nach Malta. Buonaparte, der unter den
französischen Rittern schon einige gewonnen hatte, forderte
vom Großmeister die Erlaubnis, mit seiner Flotte in den
Hafen laufen zu dürfen, und erhielt von Ferdinand von
Hompesch, dem lezten Großmeister auf Malta, die Ant-
wort: mehr als 4 Schiffe von kriegfürenden Mächten auf
einmal anlegen zu laßen, sei gegen die Statuten des Or-
dens. Buonaparte erklärte, er sähe dies als eine Kriegs-
erklärung an, da ihm die Parteilichkeit des Ordens für
England nicht unbekant sei. Nach einer kurzen Kanonade
am 10ten Juni folgte eine schmätiche Unterhandlung. Malta
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Extrahierte Personennamen: Buonaparte Reynier Murat Dumas Louis_Buonaparte Eugene_Beauharnais Buonaparte Nelson Buonaparte Ferdinand_von
Hompesch Ferdinand Buonaparte
Extrahierte Ortsnamen: Bernadotte
Wien Syrien Europa Toulon Caffarelli Andrüossy Böliard Damas Du- Toulon Malta Malta England
371
Menge Granaten, andern Kugeln und Elsenstücken. Das
Ganze hatte das Ansehen eines Karrens mit einer Waßer-
tonne, wie sie die Waßerverkäufer zu brauchen pflegten.
Am 24ten Dec. ward dieser Karren Abends 7 Uhr in der
Ruc St. Nicaise aufgefaren, durch welche, wie man aus-
gekundschaftet hatte, der Cónsul faren muste, um der Auf-
fürung von Haydns Schöpfung beizuwohnen. Posten wa-
ren gestelt, welche das Einsteigen Buonapartes in seinen
Wagen bei den Tuilerien signalist'rten, und zu rechter Zeit
ward der Zünder in Brand gesezt; allein das Pulver hatte
nicht die beste Qualität auf die man gerechnet hatte; die
Explosion erfolgte einige Secunden zu spat, als der Wa-
gen des Consuls eben über den gefährdetsten Kreis schon
hinaus war. Die Glasfenster des Wagens sprangen noch
von der furchtbaren Explosion, aber Buonaparte selbst ward
nicht erreicht, wärend 22 andere zufällig in der Nähe sich
befindende Menschen getödtet und 46 mehr oder minder
hart verwundet, an den benachbarten Gebäuden und ihren
Mobilien ein Schaden von fast 200,000 Fr. angerichtet
ward. Eine geheimnisvolle Macht wachte über dem Leben
des Mannes, den die gütliche Vorsehung zum Werkzeuge
der Strafgerichte über Europa und der neuen Erweckung
der Völker ausersehen hatte.
Von den Staten, die dem Bunde der bewafneten
Neutralität angehörten, war für England der gefahrdro-
hendste Dänemark; denn wie wenig auch die übrige Macht
dieses States der englischen gewachsen war, besaß er doch
eine im Verhältnisse zu seinem Territorialumfange unver-
hältnismäßige Seemacht, welche, wenn sie zur Disposition
der verbündeten Staten verwendet ward, der Feindseligkeit
gegen England allein einigen Nachdruk gewären konte.
Am 12ten März 1801. liefen die Admirale Parker und
Nelson mit 52 Schiffen aus Parmouth aus und giengen
nach der Ostsee, wo Russen, Dänen und Schweden in
verschidenen Stationen 196 Kriegsfarzeuge hatten, als de-
ren Kern die dänische Flotte betrachtet werden muste, de-
ren Vereinigung also zu hindern war. Englische Negolia-
teure (Drummond und Vomsillard) reichten dem Kabinet
24 *
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373
Endlich neigte sich auch England zum Friden. Die
Sperrung der italienischen, spanischen, französischen, nider-
ländischen, aller deutschen Nordsee- und sämmtlicher Ost-
seeküsten, wie sie warend der bewafneten Neutralität ftat
gehabt hatte, hatte England mit einer Gefahr bekant ge-
macht, der sein Handel ausgesezt war, und die bei weitem
größer erschin, als wenige Jahre später, wo man die Fol-
gen solcher Maßregeln schon bester übersah. Damals er-
schin diese Gefahr dem englischen Aolke als ein mächtiges
Schrekbild. Endlich konte auch das Ministerium, da zur
Sec kaum noch etwas zu erobern war, und die durch die
legten Walen sehr gewachsene Opposition im Parlamente
fortwärend von der Nuzlosigkeit und Ungerechtigkeit des
Krieges sprach, wenig mehr zu Rechtfertigung desselben
anfüren, und Pitt, der selbst von seinen Grundsätzen hin-
sichtlich dieses Krieges nicht abgehen wolte, war schon im
Februar 180! aus dem Ministerium getreten, und hatte
dem Ministerium Addington Plaz gemacht. Märend des
Sommers hatten dann die Franzosen auch Aegypten ver-
laßen müßen *), und so waren in der Lat alle Haupt-
hindernisse des Fridens bereits bei Seite geräumt.
*) Buonaparte hatte, durch die Eräugnisse in Europa fort und fort
in Anspruch genommen, der in Aegypten zurükgelaßenen Armee
die versprochene Untcrstüzung nicht zu senden vermocht. Eine eng-
lisch-türkische Armee war noch im Jahre 1799 von Syrien her in
Aegypten eingedrungen. Desaix, der früher in Oberägyptcn tätig
gewesen war, begegnete ihr, und schloß bei Elarisch, welches die
Feinde im Deccmber eroberten, eine Convention, welche die Räu-
mung Aegyptens zum Zwecke hatte, aber wider aufgehoben ward.
Desaix war dann nach Europa gegangen, und, wie wir gesehen
haben, bei Maringen gefallen. Kleber, dciy Buonaparte den Ober-
befehl hinterlaßen hatte, war an demselben Tage, wo Desaix siel,
in Cairo ermordet worden, und General Menou war ihm im
Obercommando gefelgt. Eine englische Flotte unter Sir Ralph
Abercrombie sammelte sich bei den Balearen und fürte eme engli-
sche Armee nach Abukir, wo sie am 8ten März 1801 landete, wa-
rend eine andere englisch - ostindische Armee unter Baird im April
an den Küsten des roten Meeres ans Land stig. Der Contread-
miral Ganthcaume, welcher nun der französischen Armee Verstär-
kungen zusürcn solte, ward von Warrcn in Toulon bloquirt, nach-
dem er glüklich von Brest bis dahin gekommen war. Endlich ge-
lang es, der Wachsamkeit des englischen Admirals zu entgehen,
aber drei seiner Schiffe bekamen Pestkranke; er muste sie entlaßen,
und kam nur mit sehr geringen Mitteln an die ägyptische Küste,
wo er nicht einmal die Landung bewerkstelligen konte. Andere
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Extrahierte Personennamen: Buonaparte Desaix Desaix Desaix Menou Ralph
Abercrombie
Extrahierte Ortsnamen: England England Europa Syrien Oberägyptcn Europa Cairo Toulon Brest
387
Doch nicht bloß die innere Entwickelung Frankreichs
und seiner Tochterrepubliken ward um die Zeit des Fridens
von Amiens und zum Teil in dessen Folge bestimt; auch
nach außen blib Buonaparte nicht untätig. Und zwar
nach der Seite vorzüglich^ wo man im vorhergehenden
Kriege am wenigsten in Vorteil erschinen war, zur See
wolle Buonaparte nun Frankreichs Macht zeigen. Das
einzige im Revolutionskriege von dem alten Gebiete Frank-
reichs verloren gegangene, noch nicht wider gewonnene Ter-
ritorium, St. Domingo, solte wider unterworfen werden.
Der Rum Frankreichs, das Bedürfnis einen Teil der Ar-
mee (und zwar den demokratischest-'gesinten, am wenigsten
zuverläßigen) zu beschäftigen, um nicht in den Fridenszei-
ten die Gedanken des Soldaten politischen Interessen zu-
wenden zu laßen — villeicht sogar die Iugenderinnerungen
von Madame Buonaparte, die, selbst eine Creolin, Frank-
reichs überseeischen Besitzungen einen hohen Wert beilegte»
wirkten bestimmend auf Buonapartes Plane ein. In Brest
sammelte sich schon zwei Monate nach Unterzeichnung der
Präliminarien des Fridens von Amiens eine Flotte von
10 französischen und 7 spanischen Kriegsschiffen; 4 franzö-
sischen Fregatten und 3 Corvetten. In den Hafen von
L'orient, Rochefort, Toulon, Havre, Vlissingen, Cadix
und im Texel ward die Rüstung unterstüzt; auch Bata-
vien stelle Kriegssarzeuge, und 13,5u0 Man waren fürs
erste zur Ueberkchiffung bestimt; andere sollen Nachfolgen.
England, was Franzosen, Spanier, Batavier so oft in
den leztvergangenen Jahren zur See geschlagen, ihre Flot-
ten ruinirt hatte, sah mit Erstaunen diese neu hervorge-
zauberte Seemacht. Am Ilten Dec. 18ol schon gieng die
Flotte unter Villaret-Joyeuse unter Segel. Der spanische
Admiral Gravina, die französischen Admirale Latouche-
Tröville und Gantheaume commandirten Abteilungen. Buo-
napartes Schwager, der Gemahl seiner Schwester Pauline,
General Lcclerc, war zum Anfürer der Truppen auf der
Flotte und zum künftigen Generalcapitän von St. Domin-
go ernant.
Der Vorteil, die Haytier unerwartet zu überfallen,
25 *
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land getroffen worden, daß er Helstein besetzen, und sich
der dänischen Flotte ge.qen England bedienen wolle.
Unter diesen Umständen beschloß das englische Mini-
sterium zuvorzukommen, und den Dänen ihre Flotte zu ne-
men, ehe Napoleon sich ihrer zu bedienen im Stande sei.
Ein Landungsheer, was eigentlich gesammelt gewesen war,
den Russen und Preussen noch zu Hilfe zu kommen, ward
eingeschift und gieng am 27ten Juli 1807 unter Ansürung
des Lord Carthcart unter Segel. Im August erschin die
Flotte am Eingänge des Sundes, wärend schon ein engli-
scher Unterhändler dem Kronprinzen, der an der Spitze ei-
nes Heeres in Holstein stund um Dänemarks Neutralität
zu schützen, erklärt hatte: Dänemark solle sich England an-
schließen, oder wenn es das ans Besorgnis vor Napoleon
nicht wage, solle es gutwillig obwol unter dem Scheine als
geschähe es mit Gewalt, sich seine Flotte nemen und nach
englischen Häfen fiiren laßen. Wurde keines von beiden
gewält, so werde England Gewalt brauchen. Der Kron-
prinz eilte nach Kopenhagen, um den König nach dem festen
Lande zu fiiren, wo die Armee war. In Kopenhagen war
man auf nichts vorbereitet. Sofort aber griffen Studenten,
Bürger, Landleute, alles werhafte Volk zu den Waffen,
und suchte die Stadt zu verteidigen. Alles umsonst. Die
Engländer landeten; triben die Landwer auseinander; bom-
bardirten die Hauptstadt vom 2ten Sept. an so furchtbar,
daß ail Widerstand auf die Dauer nicht zu denken war, und
der Commandant Peymann, um die Stadt nicht ganz in
einen Trümmerhaufen verwandeln zu laßen, die Flotte aus-
liferte durch eine Capitulalion vom 7ten Sept. Sechs Wo-
chen später ward Seeland wider von den Engländern ge-
räumt. Sie hatten versucht nach dieser Gewalttat doch frid-
liche Verhältnisse zu erhalten, allein die Erbitterung der
Dänen wis alles zurük, und endlich am -tten Nov. erklärte
England auch den Krieg. Dänemark aber warf sich nun
unbedingt Napoleon in die Arme. Der englischen Kriegs-
erklärung an Dänemark folgte eine russische an England am
7ten Nov. Der daraus entspringende Krieg zog sich aber
nur in unbedeutenden Untcrnemungen zur See hin, und
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Carthcart August Napoleon Peymann Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: England Holstein England England Kopenhagen Kopenhagen Seeland England England
319
Der Admiral Brueys war inzwischen mit der franzö-
fischen Flotte auf der Rhede von Abukir. Buonaparte
hatte ihm nach der glüklichen Eroberung Alexandriens den
Befelh zugesandt, den Hafen von Alexandrien rasch son-
diren zu laßen, und entweder in denselben einzulaufen,
oder fals dies unmöglich sei, die Flotte nach Korfu zu
füren. .Er hatte diesen Befelh später dringend erneuert,
aber der mit Ueberbringung der Depeche beauftragte Of-
sicir siel unterwegs den Feinden in die Hände, und ward
samt seiner ganzen Escorte nidergehauen. Noch war
Brueys auf der Rhede von Abukir, als am Iten August
nach Mittag die englische Flotte sichtbar ward. Es wa-
ren 14 Linienschiffe und 2 Briggs. Schon um 6 Uhr
began die Kanonade. Ein Teil der englischen Flotte
stelte sich zwischen der Küste und den französischen Schif-
fen des linken Flügels und des Centrums auf; die Front
dieses Teiles der französischen Flotte grif Nelson zugleich
in Front an, so daß Brueys zwischen zwei Feuer kam.
Man kämpfte in die Nacht hinein bei der Erleuchtung
durch 1200 Feuerschlünde; aber schon um 8 Uhr des
Abends war Brueys tödtlich verwundet worden, bald
hernach gestorben. Ein Viertel auf zehn geriet das fran-
zösische Admiralschif Ldrient in Brand, und sprang in
die Luft. Zwischen 5 und 6 Uhr des Morgens war das
Gefecht am fürchterlichsten; nach sechs aber mit entscbi-
denem Nachteile für die Franzosen, bis zu Mittag fast
alle Schiffe erobert oder vernichtet waren. Erst um 2
Uhr aber ward die lezte Gegenwer der Franzosen unter-
drükt. Ein Teil der französischen Flotte (die beiden be-
sten Linienschiffe und zwei Fregatten), der unter dem
Contreadmirale Villeneuve den rechten Flügel gebildet
hatte, hatte bald nach dem Brande des Ldrient die
Schlacht verlaßen, und war nach Malta entflöhen. Nel-
sons Flotte war durch den Kampf in so üblem Zustande,
daß er Villeneuve nicht verfolgen konte.
Die Franzosen in Aegypten waren natürlich über
den Verlust der Flotte bestürzt. Nur Buonaparte nicht,
der allen Anforderungen dieser schwierigen Zeit zu genü-
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Extrahierte Personennamen: Admiral_Brueys Buonaparte August Briggs Nelson Villeneuve
450
an der Spitze der den Franzosen feindlichen Partei, und
dies war die der Zal nach nun am Hofe und in der Haupt-
stadt weit überwiegende.
Der Krieg zwischen Frankreich und England hatte
inzwischen fortgedauert, und wie wir Frankreich zu Lande
überal waffenglüklich sahen, so war es England zur See.
Surinam und Goree wurden 1804 und 1805 von den
Engländern erobert. Märend Napoleon gegen Oestreicb
zog, hatten die Admirale Villeneuve und Gravina auf der
Rhede von Cadix eine sehr bedeutende französisch-spanische
Flotte streut-trois vaisscaux de haut bord) zusammenge-
bracht, die bestimt war die Flotlenrüstungen in den nörd-
lichen französischen Häfen zu unterstützen. Sobald das eng-
lische Ministerium von dieser Bereinigung einer größeren
Seemacht auf der Rhede von Cadix hörte, ward Nelson,
welchen Colingwood begleitete, gegen dieselbe beauftragt.
Bei Trafalgar traf Nelson die feindliche Flotte, und er-
focht den berümten Sig, den er mit seinem Leben bezalte.
Indessen der Presburger Fride und Pitts Tod ließen troz
dieser Sige doch in England Fridenswünsche in Beziehung
auf Frankreich zimlich algemein werden. Das Ministerium
Grenville, ein Coalitionsministerium, in welchem auch Fox,
der genialste Fürcr der bisher gegen Pitt vorhandenen Op-
positionspartei, einen sehr einflußreichen Plaz hatte, gieng
als Napoleon einen der in Frankreich gefangen gehaltenen
Engländer, Lord Parmouth, unter der Bedingung die er-
sten Einleitungen und Vermittelungen zum Friden zu über-
nemen, frei ließ, lebhaft darauf ein, nachdem ein früherer
Versuch des englischen Ministerii Fridensverhandlungen
einzuleiten daran gescheitert war, daß England nicht ohne
Russland, Napoleon dagegen nicht mit beiden zugleich hatte
unterhandeln wollen. Diesmal hatte Napoleon Unterhand-
lungen mit Russland geschikt früher separalim ausgenom-
men, und der Grund, der zeither Fox im Wege gestanden
hatte, war dadurch beseitigt. Talleyrand wolle zuerst bei
diesen Tractatcn mit England das uti possidetis zu Grunde
legen, allein als England auf Hannover und Malta nebst
anderen Besitzungen im Mittelmeere und auf dem Cap be-
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Gravina Cadix Nelson Nelson Fox Napoleon Lord_Parmouth Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Frankreich England Surinam Rhede Rhede England_Fridenswünsche Frankreich Frankreich England Russland Russland England England Hannover Malta
507
brachte für den großen Schaden den der russische Handel da-
durch erlit, nur insofern Gewin, als der Gedanke des Eon-
line ntalsystem es, der nun zur Ausfürung kam, Ruls-
land auch zu einem Kriege mit Schweden lrib, welcher
Finland einbrachte.
Das Eontinentalsystem batte seine erste Grundlage
durch ein Deeret von Berlin vom 21ten November 1806
erhalten, wodurch Napoleon die brittischen Inseln in Ble-
kadezustand, jeden brittischen Untertan auf dem Festlande
für kriegsgefangen erklärte, allen Handel mit englischen
Waren verbot und alle Producle englischer Fabriken und
Colonieen zu consisciren g.bot. Das englische Ministerium
hatte dagegen am 7ten Januar 1807 einen Befelh erlaßen,
der jedem Schiffe das Einlaufen in einem französischen
oder mit Frankreich in Verbindung stehenden Hafen bei
Strafe der Consiseation verbot. Napoleon antwortete ge-
wissermaßen durch ein Deeret vom Täten Jan. aus War-
schau datirt, welches alle englische Waren in den Hanse-
städten ohne Rücksicht auf den Eigentümer zu consisciren
gebot. Hierauf ordnete das englische Ministerium, an
dessen Spitze in dieser Zeit Graf Portland trat, am Ilten
März 1807 die Blokade der Elbe und Wesermündungen
an, und später am Ilten Nov. die Blokade aller Häfen,
von denen die englische Flagge ausgeschloßen sei, und Weg-
name jedes Schiffes, was nach einem solchen Hafen gehe, ohne
zuvor in einem brittischen Hafen eine Abgabe bezalt zu haben.
Endlich ein französisches Decret vom 17ten Dec. 1807 aus
Mailand erklärte alle Schiffe für gute Prise, die diese Ab-
gabe zalen würden. Dies waren die Grundlagen des Con-
tinentalsystemes vor dem Jahre 18 lo. Natürlich aber kam
es für Napoleon wesentlich darauf an, alle Regirungen
des europäischen Festlandes bei dieser beabsichtigten Aus-
schließung der Engländer vom Handel mit dem Continente
in sein Interesse zu ziehen, und namenlich die zeither noch mit
England in gutem Vernemen oder gar in einem Bündnisse ste-
henden Reiche von Portugal, der Türkei und Schweden.
Gustav Iv. von Schweden brante in Haß gegen Na-
poleon, ex sgh in ihm mit Recht eine Personisicalion fort-
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Gustav_Iv Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Berlin Frankreich Portland Ilten
März Mailand England Portugal Schweden Schweden
051
im nördlichen Deutschland z. T. in Hofnung auf die zu-
gesagte englische Hilfe unternommen war, zu Grunde ge-
hen. Am 18ten Juni traf man die unmittelbaren Anord-
nungen um 39,000 Man und 144 Belagerungsgeschütze
nach Belgien hinüber zu bringen. An die Spitze der Ar-
mee ward Graf Chatham gefielt; die Flotte commandirte
Admiral Strachan. Bis zum loten Juli war mit Aus-
name der Reiterei alles eingeschift. General und Admiral
machten noch Vorstellungen: man werde troz so bedeuten-
der Hilfsmittel Antwerpen nicht nemen können; der Best'z
der Insel Walchern werde das warscheinlich alleinige Re-
sultat der Expedition im günstigsten Falle sein — aber
das Ministerium blib bei seinem Plane, dessen es der par-
lamentarischen Majorität gegenüber zu bedürfen glaubte,
und äußerte nur, die Nation werde mit Truppen und
Seeleuten sehr unzufriden sein, wenn Antwerpen nicht ge-
wonnen werde.
Die Disposition der Unternemung war nun diese:
Eine Abteilung des Landungsheeres solle sich im Besiz der
Insel Schouwen setzen; eine andere die Batterien auf der
Nordküste von Cadzand zerstören; eine dritte auf Walche-
ren landen, um Vlissingcn zu belagern und die Strand-
batterien der Insel zu nemen; dann solle die Flotte in die
Westerschelde segeln und der gemeinschaftliche Angrif auf
Antwerpen beginnen.
Napoleon hatte allerdings an einen solchen Angrif
gar nicht gedacht, und alle seine Kräfte hauptsächlich gegen
Oestreich concentrirt. Cadzand war nur von einigen hun-
dert Nationalgarden besezt; auf Walchern waren außer
einem kleinen holländischen Detachement nur 4400 Man
teils Deutsche vom Rheinbund z. B. Jsenburger, teils
Strafabteilungen. Das übrige Zeeland war so gut wie
werlos; in Holland waren überhaupt etwa 6000 Man
und in Flandern 6000 conscribirte, jganz ungeübte Trup-
pen. Lillo, Liefkenshoek und Antwerpen waren nicht
kriegsmäßig armirt — die anderen Forts: Peerle, St.
Philip, St. Marie und Calloo ganz werlos.
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Extrahierte Personennamen: Graf_Chatham Napoleon Philip Marie Calloo
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Belgien Antwerpen Zeeland Holland Flandern Antwerpen