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1. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 8

1880 - Halle : Anton
8 32 $9en /°yrte er ^ch bei Aquä Sexträ (— das heutige Aix im südlichen Frankreich —) an einem Orte, der wohl geschützt war aber bsle ®ermancn baßeßcn hielten einen Bach besetzt m bw «mischen Soldaten wegen des Wassermangels murrten ries ihnen Marius zu: „Dort unten ist Wasser genug, aber für Blut nur ist es zu haben." Diesem Winke folgend, eilten die Römer zum Bache-^ ^ «lit den Feinden handgemein; aus dem Streite entspann sich eine Schlacht m welcher viele Tausende der Deutschen erschlagen und viele Tausende, darunter der riesengroße König Leu tob ach ae-sangen wurden. So vernichtete Marius die Teutonen 102 vor Chr. tn der Schlacht bei Aquä Sertiä. Hieraus wandte er sich gegen die Cimbern. Auf ihren Schilden sitzend, waren diese die schnee- und eisbedeckten Alpen hinabaesahren und in Italien eingebrochen; hier ließen sie es sich wohl sein. Als Marms in ihre Nahe kam, verlangten sie von ihm Wohnsitze für sich und ihre Bundesgenossen, bte Teutonen, bereit Schicksal sie noch nicht 5nn, ,n , Als Antwort ließ ihnen der römische Felbherr den gefangenen ^utobach vorfuhren. Heftig begehrten nun die Cimbern den Kamps Die Umstande waren ihnen nicht günstig. An das Klima des Nordens gewohnt wurden sie durch die italienische Sommerhitze und durch gattet; der Wind trieb ihnen Staubwolken ins Uesicht, und der Glanz der von der Sonne beschienenen römischen Waffen und Helme blendete sie; so erlag der größte Theil der Cimbern, obschon sie sich zu größerem Widerstande mit Ketten aneinanderqeschlossen batten, dem römischen Schwerte. Ihre in schwarzen Gewändern auf der Wagenburg stehenden Weiber tödteten die Fliehenden und warfen ihre Sttnder unter die Räder der Wagen und unter die Hufe der 3ua= tjuere, um sie zermalmen zu lassen; dann ermordeten sie sich selbst So vernichtete Marius die Cimbern 101 vor Chr. bei Ver- cella (— das heutige Vercelli in Oberitalien ■). ^re später kämpfte der große römische £ rr- r ^ar mit 1)611 germanischen Völkern, welche in hallten eingefallen waren und welche links vom Rheine wohnten. Ganz Gallien unterwarf er dem römischen Scepter. Aus einer hölzernen Brücke — es war die erste, welche der Fluß trug____________ ging er sogar zweimal Über den Rhein in das eigentliche Deutschland. Indeß gelang es ihm nicht, wirkliche Eroberunaen zu machen. 0 Ebenso erfolglos unternahm Drusus, der Stiefsohn des Kaisers Augustus, kurz vor Christi Geburt viermal denselben Zug. Er brang bis zur Elbe vor. Hier soll ihm vom anbetn User herüber ein Weib von übermenschlicher Größe zugerufen haben: „Kehre um, Unersättlicher, das Ende beiner Tage ist nahe." Aus dem Rückzüge starb er. _ (Vergl. das Gebicht von S im rock: „Drusus Tod": Drusus ließ tn Deutschland Forsten rc.) 3. Zum Schutze ihres Gebietes legten die Römer am

2. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 16

1880 - Halle : Anton
16 Hierauf verheirathete er sich mit der christlichen burgundischen Prinzessin Chlotilde. Umsonst bemühte sich diese ihren noch heidnischen Gemahl zum Christenthum zu bekehren Hartnäckig hielt er an seinen alten Göttern fest, und als sein erstgeboraer Sohn nach empfangener Tause starb, rief er vorwurfsvoll aus- Wäre er Nlcht^getauft worden, so lebte er noch." Später gerieth Chlodwig mit den auf beiden Sei-lent bc*L^ein§ wohnenden Alemannen in Streit. Im Sah re 496 kam es bei Zülpich — zwischen Aachen und Bonn — zur ^chacht^ ® er ^ ieg neigte sich auf die Seite der Alemannen. -t ac fränkische Heer war nahe daran, vernichtet zu werden. In dieser Noth wendete sich Chlodwig zum Gott seiner Gemahlin und veisprach, sich taufen zu lassen, wenn er ihm den Sieg verleihen werde. ^ Noch einmal warfen sich die Franken mit ganzer Straft auf die Feinde, und nun wurden die Alemannen vollständig geschlagen. (Vergl. das Gedicht von Simrock: Chlodewig, der Frankenköniq sah in Zülpichs heißer Schlacht re.) Chlodwig erfüllte fein Versprechen und ward Christ. Damals standen sich in der christlichen Kirche zwei Parteien gegenüber. Die römisch-katholischen Christen behaupteten, Christus sei dem Vater in allen Stücken vollkommen gleich; die arianischen Christen dagegen -die Anhänger eines gewissen Artus — leugneten die Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater. Chlodwig bekannte sich bei seinem Ueber-tritt zur christlichen Kirche zum römisch-katholischen Glauben. Dafür belohnte ihn der römische Bifchof oder Papst mit dem Beinamen „aller-christlichster König". Allein der Gesinnung und dem Herzen nach blieb er, obsckon getauft, ein roher Heide. Die im Osten Galliens wohnenden Burgunder und die im Süden desselben Landes seßhaften Westgothen waren dem arianischen Glauben zugethan. „Es bekümmert mich," sprach Chlodwig zu seinen Franken, „daß die Ketzer noch einen Theil Galliens besitzen; laßt uns gegen sie zu Felde ziehen und mit Gottes Hilfe ihr Land erobern." Er besiegte zuerst die Burgunder und machte sie tributpflichtig. Hierauf wendete er sich gegen die Westgothen. Trotz tapfrer Gegenwehr wurden sie geschlagen; ihr König siel von Chlodwigs eigner Hand; ihr Gebiet aber von der Loire bis zu den Phrenäen wurde dem Frankenreiche einverleibt; nur der Küstenstrich von den Pyrenäen bis zum Rhone blieb vorläufig noch westgothifche Besitzung. Nach so vielen Eroberungen schritt Chlodwig zur Unterwerfung aller übrigen Frankenstämme. Durchlist und Verrath räumte er deren Könige aus dem Wege. Dein Sohne des einen ließ er insgeheim sagen: „Dein Vater ist alt und gebrechlich; wäre er todt, so würde sein Reich dir zufallen, und auf meine Freundschaft würdest du rechnen können." Durch solche Einflüsterungen bethört, ließ jener den Vater im Schlafe überfallen und

3. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 50

1880 - Halle : Anton
50 nun Bergleute aus dem Harz, wo damals schon der Bergbau blühte, und aus Böhmen in sein Land und gründete eine neue Stadt, die den Namen Freib erg erhielt. Den Silbersegen verwendete er zur Förderung des Wohlstandes seines Landes. Namentlich suchte er Gewerbe und Handel zu heben. Leipzig erhob er zu einem bedeutenden Handelsplatz und verlieh ihm das Recht, alljährlich zu Ostern und zu Michaelis eine Messe zu halten. An der Elbe bei Meißen wurden Reben gepflanzt und so der Weinbau begonnen. — Iii. 1. Als Kaiser Konrad Iii. gestorben war, wählten die deutschen Fürsten seinen Neffen Friedrich zu feinem Nachfolger. Die Italiener nannten denselben seines röthlich-blonden Haares und Bartes wegen Barbarossa, d. h. Rothbart. Friedrich Barbarossa regierte von 1152 —1190. Bemüht, das alte Ansehen und die alte Macht Deutschlands wieder herzustellen, suchte er zuvörderst im Innern Ruhe zu schaffen. Darum schlichtete er den alten Streit zwischen Welsen und Hohenstaufen, indem er feinem Jugendfreunde Heinrich dem Löwen zu dem Herzogthume Sachsen, das er schon besaß, das Herzogthum Baiern zurückgab. Dann richtete er seinen Blick südwärts. In Italien war das kaiserliche Ansehen fast ganz erloschen. Die oberitalienifchen Städte, welche durch den Ge-wcrbfleiß ihrer Bewohner und durch den ausgedehnten Handel mit den kostbaren Waaren des Morgenlandes allmählich sehr reich und mächtig geworden waren, wollten von einer Oberherrschaft des Kaisers nichts mehr wissen. Die übermüthigste dieser lombardischen Städte aber war Mailand. Viele benachbarte kleinere Städte wurden von ihm arg bedrückt. Die Unterdrückten wandten sich hilfesuchend an den Kaiser. Friedrich verwies in einem Schreiben den Mailändern ihr Benehmen auss ernstlichste. Diese aber rissen in ihrem Uebermuthe das kaiserliche Schreiben in Stücke, warfen es auf die Erde und traten es mit Füßen. Solcher Frevel forderte Züchtigung. Friedrich zog mit einem ansehnlichen Heere nach Italien und schloß Mailand von allen Seiten ein. Nach kurzer Zeit mußte es sich, vom Hunger bezwungen, demüthigen. Die Thore öffneten sich; heraus schritt die ge-sammte Geistlichkeit mit vorangetragcnen Kreuzen; dann kamen die Adligen, barfuß und mit bloßen, an dem Nacken befestigten Schwertern; zuletzt erschien das Volk, mit Stricken um den Hals, bleich und trostlos. Alle warfen sich dem auf einem Throne sitzenden Kaiser zu Füßen und flehten um Schonung und Erbarmen. Die Stadt wurde begnadigt, nachdem sie Treue und Gehorsam geschworen hatte. Kaum aber war Friedrich abgezogen, als auch der Schwur schon wieder gebrochen wurde. Die Mailänder, unzufrieden mit dem kaiserlichen Beamten, dem sie gehorchen sollten, empörten sich von neuem. Abermals zog Barbarossa vor die wortbrüchige Stadt und belagerte sie. Hartnäckig wurde sie von ihren Bewohnern vertheidigt. Der Kaiser aber schwur, nicht eher seine Krone wieder auszusetzen, als bis Mailand

4. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 51

1880 - Halle : Anton
51 bezwungen wäre. Nach zwei Jahren erst ergaben sich die Belagerten, von der äußersten Hungersnoth gezwungen, auf Gnade und Ungnade. Wieder erschien das gesummte Volk in 100 Schaaren getheilt, barfuß, Stricke um den Hals, Asche auf dem Haupte und Kreuze in den Händen, vor dem Kaiser und flehte um Erbarmen. Eine Schaar nach der andern zog schweigend und demüthig an ihm vorüber uni) legte ihre Fahne zu feinen Füßen. Doch diesmal gab es keine Gnade. Ernsten Antlitzes erhob sich der Kaiser und sprach: „Ihr alle habt nach dem Gesetze das Leben verwirkt; ich will es euch schenken, aber ich werde dafür sorgen, daß ihr künftig ähnliche Verbrechen nicht mehr begehen könnt." Mit schwerem Herzen kehrten die Mailänder in ihre Stadt zurück und harrten zitternd der Strafe, die ihnen auferlegt werden würde. Und sie 'war hart und schwer genug. „Mailand soll wüst und leer sein; alle Einwohner verlassen die Stadt und bauen sich in vier Flecken an, deren jeder zwei Meilen von dem andern entfernt ist" — so lautete das Urtheil. Unerbittlich ward es vollzogen: Mailand wurde zerstört. 2. Aber auch dieses harte Gericht schreckte die Italiener nicht. Kaum war Barbarossa nach Deutschland zurückgekehrt, als sie sich, durch die Strenge und Härte der kaiserlichen Statthalter gereizt, zu neuem Widerstände erhoben. Die oberitalienischen Städte verbanden sich gegen den Kaiser und schlossen den lombardischen Städtebund. Der damalige Papst Alexander trat diesem Bunde bei. Die Mailänder wurden in ihre Stadt zurückgeführt und die zerstörten Thore, Mauern, Wälle und Gräben mit vereinter Kraft wieder hergestellt. Ja, dem Papste zu Ehren, dem Kaiser zum Hohne gründete man eine neue Stadt und Festung, die man Alessandria nannte. Diesen Trotz zu brechen, zog Friedrich abermals über die Alpen. Aber eine mörderische Seuche raffte den größten Theil seines schönen Heeres binnen acht Tagen hinweg. Viele, welche zu Pferde steigen wollten, fielen in demselben Augenblicke todt nieder, und viele, welche ein Grab gruben, stürzten selbst entseelt hinein. Mit geringem Gefolge mußte sich der Kaiser nach Deutschland zurückbegeben. Beinahe wäre er auf der Heimreise selbst ermordet worden, wenn ihn nicht die Treue eines seiner Ritter, Hartmanns von Siebeneichen, gerettet hätte. Bei Susa stehet einsam ein abgelegnes Haus, Er ruhet dort der Kaiser von seinen Nöthen aus. Ach wehe, Barbarossa, wer wies dir diesen Pfad? Das Haus ist rings umstellet von Mördern und Verrath. Es sprach der Wirth voll Reue: „Wie ist es mir so leid! Ich wollte gern dich retten, doch nun ist's nicht mehr Zeit." Da rief der Kaiser zürnend: „Verderben diesem Ort, Wo fallen soll ein Kaiser durch feigen Meuchelmord! Gott schütz' die deutsche Krone, Gott schütz' die Seele mein! Und muß ich heute sterben, so soll's in Ehren sein!" 4 *

5. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 95

1880 - Halle : Anton
95 Bett liegend und mit verbundenem Kopfe. Er wurde sammt Pseif -- fer hingerichtet. 5. Friedrich dem Weisen, der kurz vor der «chlacht von Frankenhausen gestorben war, folgte im Kurfür st euth um Sachsen sein Bruder Johann der Beständige; er regierte von 15^5 — 1532* Jener yatte Luthern und fein Werk blos beschützt; dieser erklärte sich öffentlich für die Reformation und führte sie in seinem Lande ein. Die Klöster wurden aufgehoben; die Geistlichen brauchten nicht mehr ehelos zu leben; der Gottesdienst wurde in deutscher Sprache gehalten und die Bibel in deutscher Sprache verbreitet; den Nichtgeistlichen oder Laien wurde im Abendmahle auch der Kelch gereicht; die reichen Klostergüter aber wurden für den christlichen Unterricht der Jugend und des Volkes verwendet. Im Aufträge des Kurfürsten unternahmen auch Luther und sein treuer Freund und Gehilfe im Reformationswerke, der gelehrte Melanchthon, eine Reife durch die kurfächfischen Lande, um die Kirchen und Schulen zu visitiren, d. H. nachzusehen, ob auch in allen Kirchen und Schulen das lautere Wort Gottes verkündet und gelehrt werde. Leider fanden sie gar manchen Geistlichen und gar manchen Lehrer, der dieses Wort Gottes selbst nicht recht verstand und darum auch nicht wußte, was er lehren sollte. Luther schrieb deshalb nach semer Rückkehr den großen und kleinen Katechismus, den großen für die Pfarrer und Lehrer, den kleinen für das Volk und die Jugend. Dem Beispiele Sachsens folgten bald andre Länder sowie eine Anzahl deutscher Städte: in der Landgrafschaft Hessen, in dem Herzogthum Preußen, in Magdeburg, Nürnberg, Hamburg, Bremen, Lübeck, Straßburg, Frankfurt wurde die Reformation ebenfalls eingeführt. 6. Das erfüllte die Katholiken mit großem Verdruß. Aus dem Reichstage zu Speier 1529 versuchten sie darum, die weitere Verbreitung der neuen Lehre zu hindern. Auf ihren Betrieb faßte man einen Beschluß, durch welchen der Reformation Stillstand geboten wurde. Da erklärten die lutherisch gesinnten Fürsten, daß sie sich diesem Beschlusse nicht fügen würden: sie pro-testirten gegen denselben, deswegen nannte man von da ab die Anhänger Luthers „Protestanten". Luther selbst aber dichtete zu derselben Zeit das Schutz - und Trntzlied der evangelischen Kirche: „Ein' feste Burg rc". Schon im folgenden Jahre 1530 wurde ein neuer glaubender Reichstag zu Augsburg abgehalten. Aus glücklichem Kriege heimgekehrt, trat der Kaiser herrischer und schroffer auf als früher. Sogleich nach seinem Einzüge forderte er, daß die protestantischen Fürsten mit ihm an einer katholischen kirchlichen Feier theilnehmen sollten. Als ihm aber der Markgraf von Brandenburg erklärte, er wolle sich lieber den Kopf abschlagen lassen, ehe er von Gottes Wort ablasse, rief er: „Nit Kop ab, lieber Fürst!" und sah von seiner Forderung ab. Gleich nach Beginn der Verhandlungen übergaben die Evan-

6. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 76

1880 - Halle : Anton
76 Meißen zu erobern. Markgraf Friedrich und sein Bruder Diezmann mußten abermals zum Schwerte greifen, um ihr Recht zu vertheidigen. Bei Lucka, unweit Altenburg, kam es 1307 zum Kampfe. Als Friedrich vor Beginn der Schlacht den Helm sich aufsetzen ließ, sprach er freudig: „Heut bind' ich fest Meißen, Thüringen und Pleißen Und alles, was meine Eltern je gewahrt, So helfe mir Gott auf dieser Fahrt!" Und Gott half; nach fünfstündigem harten Kampfe flohen die Feinde; Albrecht wurde geschlagen, und die Mark Meißen blieb den Wettinern. Seitdem aber pflegte man wohl spottend zu sagen: „Es wird dir glücken wie den Schwaben bei Lücken". Xiii. und die Lusstten. I. 1. Im Laufe der Jahrhunderte hatte ^die Kirche Christi allmählich ihre ursprüngliche Reinheit eingebüßt. Der Papst behauptete, Christi Statthalter auf Erden zu sein, und maßte sich eine Macht an, die ihm nicht gebührte. Wer sich ihm nicht beugte, der wurde mit dem Banne belegt und damit aus der christlichen Kirche ausgeschlossen. Furchtbarer noch war das Interdiet, das über ganze Städte und Länder ausgesprochen wurde. Dann war jeder Gottesdienst, jede kirchliche Handlung verboten; die Glocken verstummten; die Kirchen wurden geschlossen; kein Geistlicher folgte mit Kreuz und Gesang dem Sarge der Todten; selbst die Ehen wurden nnr auf dem Friedhöfe eingesegnet (Vergl. das Gedicht von Lenau „das Interdiet"). — Zu Zeiten gab es sogar mehrere Päpste, von denen jeder behauptete, der rechte zu sein, und die sich gegenseitig verfluchten und in den Bann thaten. Geistliche und Mönche waren zum größten Theil unwissend. Viele kannten nicht einmal die Bibel, aus der sie doch das Volk belehren und ihm Trost spenden sollten, und in manchen Klöstern konnten weder Abt noch Mönche schreiben. Die meisten aber führten ein unsittliches Leben und gaben damit dem Volke ein böses Beispiel. Die reine Lehre Christi war durch allerlei Irrlehren und menschlichezusätze verfälscht worden, und eine Menge Mißbrauche hatten sich in die Kirche ein geschlichen. So wurde den Nichtgeistlichen oder Laien verboten, die Bibel zu lesen — und doch hatte Christus allen zugerufen: „Suchet in der Schrift! Sie ist's, die von mir zeuget." So lehrte die Kirche, man dürfe nicht zu Gott felbst, sondern müsse zuerst zu den sogenannten Heiligen beten, das seien die Mittelspersonen zwischen Gott und Menschen und die Für-

7. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 21

1880 - Halle : Anton
21 Iv. Das Eljritlentlium unter den Kermanen. 1. Unter den Germanen bekannten sich die Gothen zuerst zum Christen thu me. Ihr Bischof Ulfilas — er lebte um das Jahr 380 — übersetzte die Bibel in die gothische Sprache. (Unsere heutige Sprache klingt zwar ganz anders als jene, ist aber boch mit ihr verwanbt. Der Anfang des Vaterunsers z. B. lautete in der gothischen Sprache: Atta [ — Vaters unsar, thu in himiuam [= Himmels weihnai [ — geweiht, geheiligt werbe] namo thein re.) Die zur Zeit der Völkerwanderung in das römische Reich eingebrungenen germanischen Völker Hatten das Christenthum hier bereits vorgefunben und waren eb enfa lls Christen geworben; meist Hatten sie bte neue Lehre in der arianischen Gestalt angenommen (— so die Westgothen, Burgunber, Vanbalen, Lango-barben —). Seit Chlobwig fanb das Ev angelium auch bei den Franken Eingang. Zu den Briten und Angelsachsen (— also auf die britischen Inseln —) gingen von Rom aus Missionare. Mönche aus England und Jrlan b kamen dann als Heibenboten nach Deutschland Columb an und Gallus wirkten unter den Alemannen, namentlich in der Gegenb am Züricher See und in der nordöstlichen Schweiz; Gallus legte den Grunb zum Kloster St. Gallen. Kilian verkünbete das Evangelium in der Gegenb von Würzburg und starb hier den Märtyrertob. Emmeran prebigte in Regensburg und besten Uingegenb. Willibrorb trug die Lehre Christi zu den Friesen an der Norbsee. Von den fränkischen Königen begünstigt, hatte er einen harten Stanb, denn bte Friesen lagen mit den benachbarten Franken in stetem Streit, und das Christenthum war ihnen als Religion der Feinde verhaßt. Namentlich war der Friesenkönig ein hartnäckiger Gegner der neuen Lehre. Einmal hatte sich berselße boch zur Taufe itberreben lassen; schon hatte er den einen Fuß in's Taufbecken gesetzt, ba frug er den Missionar: „Sage mir boch, wo sinb meine Vorfahren, im Himmel ober in Walhalla?" Der Missionar antwortete: „Sie sinb als Heiben gestorben, barmn ist ihnen der Himmel verschlossen". Da zog der König seinen Fuß zurück und sprach: „Ich will lieber mit meinen heibnischen Ahnen verbammt ftin, als mit euch Christen selig werben." — 2. Der eigentliche Apostel der Deutschen ist Winfried ober Bonifazius (— Wohlthäter). Er würde in England von vornehmen Eltern geboren. Nur mit Wiberstreben erlaubten sie ihm, in das Kloster zu gehen und sich dem geistlichen Staube zu toibmen. Bei seiner reichen geistigen Begabung und bei seinem rastlosen Fleiße eröffnete sich ihm auch hier eine ehrenvolle und glänzenbe Laufbahn. Allein der Eifer für die Ausbreitung des Christenthums

8. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 97

1880 - Halle : Anton
97 und Irrlehren der katholischen Kirche, beide erstrebten die Wiederherstellung der reinen Lehre Christi. Leider gingen aber auch beide in ihren Ansichten über gewisse Dinge auseinander. Ganz besonders war dies in Bezug auf das heilige Abendmahl der Fall. Luther hielt fest an den Einsetzungsworten Christi: das „ist" mein Leib, das „ist" mein Blut - unv war der Meinung, der Christ genieße im Abendmahl den wirklichen Leib und das wirkliche Blut des Erlösers. Zwingli dagegen behauptete, Christus habe mit jenen Worten blos sagen wollen: das „bedeutet" meinen Leib, das „bedeutet" mein Blut — Brot und Wein sollten den Christen nur an den gebrochenen Leib und an das vergossene Blut des Heilandes erinnern. Um sich zu einigen, kamen beide Reformatoren im Jahre 1529 in der hessischen Stadt Marburg zusammen. Leider war ihre Unterredung ohne Erfolg; jeder blieb hartnäckig auf seiner Meinung stehen; ja Luther schrieb sogar die Worte „das ist mein Leib" mit Kreide vor sich auf den Tisch, damit er sie immer vor Augen habe und nicht von ihnen abweiche. So spaltete sich die evangelische Kirche in eine lutherische und in eine reformirte, denn die Anhänger Zwingli's nannten sich Reformirte. Nicht alle Kantone der Schweiz jedoch hatten sich der neuen Lehre angeschlossen, eine Anzahl waren katholisch geblieben. Die katholi-schenkantone traten gegen die reformirten feindlich auf; es kam sogar zum offenen Krieg; auch Zwingli zog als Feld-pre diger mit in den Kampf. Bei Kappel, unweit des Züricher Sees, stießen die Gegner im Jahre 1531 auf einander. Von zwei Seiten mit Uebermacht angegriffen, wurden die Reformirten geschlagen. Auch Zwingli fiel; schwer verwundet lag er unter einem Baume; einige Kriegsleute gaben ihm den Todesstoß; er starb mit den Worten: „Den Leib können sie todten, aber die Seele nicht." Sein Leichnam wurde von den Feinden verbrannt und die Asche in alle Winde gestreut. Zwingli's Werk aber ging nicht unter, es wurde von Calvin in Genf fortgesetzt und vollendet. Iii. Der schmalkaldische Krieg. 1. Mehr als 10 Jahre waren seit dem Nürnberger Religionsfrieden verflossen. Während dieser Zeit war Kaiser Karl vielfach mit auswärtigen Kriegen beschäftigt gewesen und hatte darum nichts gegen die Protestanten unternehmen können. Jetzt waren jene Kriege beendet, und nun wollte er endlich in Deutschland die religiöse Einheit wieder herstellen. Noch einmal sollte ein gütlicher Versuch gemacht werden: die Kirchenversammlung zu Trient sollte die kirchlichen Streitigkeiten entscheiden. Auch die Protestanten wurden dahin geladen; allein sie erklärten, nicht kommen zu wollen, denn sie 7

9. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 77

1880 - Halle : Anton
sprechet bei Gott — und doch sagt die heilige Schrift: „Du sollst anbeten Gott, deinen Herrn, und ihm allein dienen". So war es Brauch geworden, im Abendmahle den Nichtgeistlichen nur das Brod zu reichen und ihnen also den Kelch zu entziehen — und doch hatte Christus ausdrücklich gesagt: „Trinket alle daraus!" Der schlimmste Mißbrauch jedoch wurde mit dem Ablaß getrieben. Seit den ersten Jahrhunderten der christlichen Kirche nämlich pflegte dieselbe über diejenigen, welche sich grober Sünden schuldig gemacht hatten, besondere strenge Strafen zu verhängen. Sie wurden von der Theilnahme am Gottesdienste ausgeschlossen und mußten im Bußgewande an den Kirchthüren stehen. Wenn sie sich jedoch in ihren Bußübungen besonders eifrig zeigten, so wurde ihre Strafzeit, die oft mehrere Jahre dauerte, abgekürzt. Diesen Erlaß der Kirchenstrafen nannte man Ablaß. Zur Zeit der Kreuzzüge wurde dieser Ablaß von den Kirchenstrafen von den Päpsten allen denen ertheilt, welche sich an einem Krenzzuge entweder selbst betheiligten oder ihn durch Geldbeiträge unterstützten. Später empfingen ihn auch diejenigen, welche zu irgend einem andern vermeintlich frommen Werke einen solchen Geldbeitrag lieferten. Wenn eine schöne und kostbare Kirche gebaut werden sollte oder wenn es galt, einen Zug gegen die gefährlichen und ungläubigen Türken zu unternehmen, dann schrieben die Päpste einen Ablaß aus. Leider freilich wurde das dadurch geloste Geld nicht immer zu frommen Zwecken verwendet, sondern diente häufig genug den Päpsten und Geistlichen zu einem verschwenderischen, üppigen Leben. Das unwissende Volk aber meinte, durch den erkauften Ablaßzettel werde auch die Schuld vor Gott getilgt, es bedürfe nun keiner Reue über die begangene Sünde und keiner Besserung mehr, und die Ablaßprediger und Ablaßverkäufer bestärkten gar häufig die Leute in diesem verderblichen Wahne, um nur gute Geschäfte zu machen. In Folge aller dieser Irrlehren und Mißbrauche machte sich allgemein der Wunsch nach einer Kirchenreini-gung oder Reformation geltend. 2. Vorläufer der Reformation in Deutschland war Johann Huß, Professor und Prediger in Prag. Voll Unwillen über die Verderbniß der Kirche, trat er als strenger Bußprediger auf und tadelte laut und kühn die Irrlehren und Mißbräuche, besonders den Ablaßhandel. Dadurch zog er sich den Haß der Geistlichkeit zu, und der Papst belegte ihn und feinen gleich-gesinnten Freund Hieronymus mit dem Bann. Damals aber gab es drei Päpste, welche sich feindlich gegenüberstanden und die Kirche in Verwirrung stürzten. Um diesem schmählichen Zustande ein Ende zu machen, wurde zu Costuitz am Bodensee eine allgemeine Kirchenversammlung abgehalten. Alle drei Päpste wurden abgesetzt und ein neuer gewählt, aber eine weitere Reformation wurde nicht vorgenommen. Auch Huß wurde nach Costnitz vorgeladen, denn hier sollte seine Sache entschieden werden. Von dem damaligen deut-

10. Anfangsgründe der Erdkunde - S. 26

1898 - Halle : Anton
26 Die Pyrenäen«fjalbinfcl. — Italien. bau darnieder; an seine Stelle tritt Schafzucht. In Alteastilien liegt Valladolid^ swaljadolid], die alte Landeshptst. In Neucastilien liegt die jetzige Hptst. Madrid, die wegen ihrer Lage aus einer Hochfläche nach dem Sprichwort „drei Monate Winter und neun Monate Hölle" hat (470). Hafenplatz am Tajo ist Lissabon, die Hauptstadt Portn- gals (310). Am Duero liegt Porto, ein Ausfuhrort für Wein, der im Duerothale angebaut wird (140). 1301 Klima und Pflanzendecke. Das Klima der ebenen Küstenstriche am Mittelländischen Meere ist sehr warm; daher gedeihen hier alle Arten Südsrüchte. Auf der Hochebene wechseln heiße, trockene Sommer mit kalten Wintern; daher deckt hier der Ackerbau nicht des Landes Bedarf. 1311 Bevölkerung. Die Spanier sind ronianischen Stammes, einfach und maßig im Genuß, dabei voll ernsten Stolzes: selbst der Maultiertreiber hat etwas von der Würde des Edelmannes. Die Portugiesen sind säst gleicher Art und Sprache, wie die Spanier. Spanier und Portugiesen be- kennen sich zur katholischen Kirche. Zu Spanien gehören die Pityüsen und Baleären, zwei Inselgruppen im Mittelländischen Meere, zu Portugal die fruchtbaren Azoren im Atlantischen Ozean. 12. Das Königreich Italien. 132] Lage Das Königreich Italien umfaßt die Apenninen-Halbinsel. Diese lehnt sich im N. an die Alpen und wird vom Adriatischen, Joni- schen, Tyrrhenischen und Ligurischen Meere nmgeben, Das Adriatische Meer bildet den Gols von Venedig, das Jonische Meer den Gols von T a r e n t (der die Halbinseln A p n l i e n und Ealabrien scheidet), das Tyrrhenische Meer den Gols von Neapel, das Ligurische Meer den Golf von Genua. 133] Bodenform Nltd Bewässerung. Die Halbinsel wird der Länge nach von einem Kettengebirge durchzogen; im W. säumen ebene Küstenstriche; im N. ist ein Tiefland vorgelagert. 134] \. Das Tiefland des senkt sich zwischen dem Südfnße der Alpen und dem Nordhange der Apenninen ein. Es wird bewässert durch den Po mit seinen Nebenflüssen, die Etsch und zahlreiche Kanäle. Das macht die Ebene sehr fruchtbar: das Gras wird oft sechsmal im Jahre gemäht; Weizen und Mais werden nach einander angebant; in sumpfigen Gegenden gedeiht sogar der Reis. Wegen ihrer dichten Bevölkerung ist die Ebene reich an großen Städten. Mailand ist die größte Binnenhandelsstadt (450). Nörd- lich der Mündung der Etsch liegt die Hafenstadt Venedig, die wegen des sumpsigen Bodens auf Pfählen erbaut und von Kanälen durchzogen ist (l55). 135] 2. Die Apenninen durchziehen die Halbinsel ihrer ganzen Länge nach; man unterscheidet: a) den nördlichen Apennin, b> den Ge- birgskessel derabrnzzen, .0 den südlichen Apennin. Das Gebirge ist wasserarm, daher nur wenig und meist von Hirten bevölkert. 136] Die Aüstenebencn liegen ans der Westseite; es sind von N. nach S.: a) Die Tiefebene von Toskana wird vom Arno be- wässert; an diesem liegt Florenz, weltberühmt durch seine Knnstschätze (206>. b) Die Tiefebene von Rom wird von der T i b e r dnrchflossen. An diesem Flusse liegt die Hptst. Rom, der Sitz des Papstes und daher eine
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