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Not auf geschmücktem Rosse und in voller Rüstung in den gähnenden Abgrund sich stürzte, um durch sein Opser die zürnenden Götter zu versöhnen. — Decius Mus, der in schwerer Schlacht sich den Brächten des Todes weihte, um Rom den Sieg zuzuwenden — sie und noch viele andere, die Ähnliches thaten, sie handelten so, gedrungen von heißer Liebe zur Vaterstadt.
Jetzt war es anders geworden: die große Menge war nur auf den eigenen Nutzen bedacht; hie Sorge für das Staatswohl war der Sorge für das eigene Wohl gewichen, die Vaterlandsliebe hatte sich verwandelt in Eigenliebe.
5. Und ebenso war die frühere Genügsamkeit und Zufriedenheit geschwunden; Geld- und Erwerbsucht beherrschte die Gemüter, und jedes Mittel war recht, das zum Reichtum führte. In den eroberten Provinzen erpreßten die Beamten ungeheure Summen; durch Raub und Plünderung bereicherte sich der Soldat, und daheim verkauften die Bürger bei der Besetzung der Ämter ihre Stimmen für Geld. „Ganz Rom ist seil, wenn sich ein Käufer findet", ries höhnend ein fremder König, der zur Verantwortung für schwere Verbrechen vor den Senat geladen worden war, durch sein Gold aber sich Straflosigkeit erkauft hatte.
Die alte Einf achheit und Mäßigkeitwar derschwel-gerei und Genußsucht gewichen. Die prächtigen Häuser wurden mit Bädern und allen Bequemlichkeiten versehen; der Fußboden wurde künstlich mit Marmorplatten belegt und das Zimmer init kostbaren Geräten und herrlichen Bildwerken geschmückt. In Prachtgewändern, mit Gold und Juwelen überladen, die Stirn mit duftenden Blumen bekränzt, setzte man sich an die mit den teuersten Leckerbissen gefüllte Tafel. Oft kostete ein einziger seltener Fisch mehr als ein Pflugstier; Lucullus — derselbe, der die Kirsche aus Asien nach Europa verpflanzt hat — verwendete wohl mehr als 30000 Mark auf ein einziges Mahl (— noch heute redet man von lueullischer Mahlzeit —), und später gaben die Kaiser Gastmähler, die Millionen kosteten. Man fragte nicht mehr, was am wohlschmeckendsten, sondern was am teuersten war; darum verspeisten manche gelernte und abgerichtete Singvögel, und andere verschluckten kostbare Perlen, die vorher in Essig erweicht worden waren. Armut betrachtete man als das größte Unglück, und ein Römer nahm sich sogar das Leben, weil er nur noch zwei Millionen Mark besaß.
6. Ernste Arbeit suchte man sorgfältig zu meiden; man überließ sie den Sklaven. Ihrer gab es in Rom eine ungeheure Menge; auch der Ärmste hatte einen oder mehrere, und Reiche besaßen wohl Hunderte, ja Tausende derselben. Meist waren sie Kriegsgefangene, die andern hatten Seeräuber und Sclavenhändler gewaltsam aus der Heimat geschleppt. Auf den Marktplätzen wurden sie öffentlich an den Meistbietenden versteigert. Der Preis war verschieden, je nach der körperlichen Krast oder Schönheit, und nach der geistigen Bildung; er wechselte von 3 Mark bis zu 12000 Mark. — Zumeist hatten die Sklaven ein trauriges Los. Getrieben von der Peitsche des Aufsehers,
K ii n j e, Lehrstoff. Cmsur Ii. 6
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Balkanhalbinsel. 255
der Moscheeen und Kirchen (an 350 Moscheeen und 40 christliche Kirchen),
erheben sich die schlanken, säulenartigen Rundtürme der Minarets. — 2) Die
Kehrfeite dieses bezaubernden Bildes zeigt eine Wanderung durch das
Innere. Überall enge Gassen, scheinbar von einförmigen Mauern gebildet,
da die Wohnzimmer nach hinten hinaus liegen, und diese Gassen starrend
von Schmutz und Unrat, in der Mitte uugepflastert, nur an den Seiten
mit weit auseinanderliegenden Trittsteinen, daher bei eintretendem Regen-
Wetter oft stinkende Kotbäche. Die einzige Straßenpolizei sind die Tausende
verwilderter Hunde, die jeden noch so eklen Bissen heißhungrig verschlingen.
Man kann keine Gasse durchwandern, ohne auf runde, in den Kot ge-
wühlte Löcher zu stoßen, in denen eine kleine Hundefamilie durch- und über-
einander kriecht, und die Türken, denen der Koran die Schonung der
Tiere zur Pflicht macht, gehen würdevoll um diese stinkenden Hundenester
herum, ohne die Tiere irgendwie zu belästigen. — 3) Die Residenz des
Sultans ist das Serai, das die Landspitze zwischen dem Marmarameere
und dem Goldenen Hörne überdeckt, ein Stadtteil für sich, eine großartige
Anhäufung von Palästen, farbenschimmernden Kiosks, mit dunkellaubigen
Gruppen von Cypressen, Platanen und Orangen dazwischen. In dernähe
des Serai befindet sich die Aja Sophia, die Hauptmoschee, einst die
prächtige, von Justinian I. erbaute Sophienkirche, ein gewaltiger, in neun
aussteigenden Kuppeln zu einer flachen Mittelkuppel sich wölbender Bau,
aus dem eiu schimmernder Halbmond an die Stelle des Kreuzes trat; vier
schlanke Minarets bilden die Eckpfeiler des mächtigen Bauwerkes. Hart an?
Südwesteude der Stadt liegt eine andere Stätte der Erinnerung an die
Glanzzeit türkischer Macht, die sieben Türme, einst die Citadelle der
Stadt, in deren Gefängnissen gewöhnlich die Gesandten derjenigen Mächte
Quartier fanden, mit denen der Großherr grade im Kriege lag; heute ist
die gefürchtete Festung eine werdende Ruine. — 4) Große Plätze sind in dem
Straßengewirr selten; der ansehnlichste ist der Atmeidan, zur Zeit der
oströmischen Kaiser der Hippodrom, mit einem ägyptischen Obelisk geschmückt.
Acht morgenländisch sind die B a s a r st r a ß e n. Sie sind ganz und gar
mit einen, von Balken getragenen Dachwerke bedeckt; eine jede ist für eine
besondere Art von Kaufleuten und Handwerkern bestimmt: so der Basar
der Goldschmiede, der Stickereien, der Spezereien, der Kleider ?c. Letzterer
ist durch die aufgehäuften Stoffe und Kleider, die selbst aus Peftgegenden
hier zusammenströmen, häufig genug der Pestherd für Konstantinopel ge-
wefen; doch das hindert den an sein Fatum glaubenden Moslem nicht, hier
seinen Bedarf einzuhandeln. Zu den günstig hervorstechenden Zügen der
Stadt gehören die wohlunterhaltenen Wasserleitungen und die
öffentlichen Bäder, zu deren Anlegung und Erhaltung die sonst so
gleichgiltigen Osmanen durch religiöse Vorschriften angetrieben werden. —
5) Nationalitäten und Religionen sondern sich im allgemeinen nach Stadt-
teilen. Der nördlichste Teil der Stadt, längs des Goldenen Hornes, das
Fanar, ist das Griechenquartier. Über das Goldene Horn führen zwei
über 600 Schritt lange Schiffbrücken, welche die Meeresbucht in den
inneren und äußeren Hafen sondern. Im äußeren Hafen flattern die Flag-
gen aller Nationen von den Handelsschiffen, im inneren liegen meist die
Schiffskolosse der türkischen Flotte. Nördlich des Goldenen Hornes zieht
längs des Bosporus ein Kranz unregelmäßig angelegter Vorstädte. Die
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