9
Rheine und an der Donau, sowie an den Nebenflüssen beider Ströme eine Anzahl kleiner Festungen (= sogenannte befestigte Lager) an. Daraus entstanden später die Städte Bonn, Köln, Koblenz, Mainz, Aachen, Trier, Regensburg, Passau, Wien, Augsburg, Salzburg rc. Diese Niederlassungen verbanden die Römer unter einander sowie mit der Hauptstadt des Reichs durch Straßen. —
An den Ufern des Rheins und der Mosel pflanzten sie Reben und begründeten so den Weinbau. Durch Zucht edler Obstarten und feiner Gartenfrüchte vervollkommneten sie den Obst- und Gartenbau. —
Römer und Deutsche traten allmählich in Handelsverkehr: die römischen Kaufleute brachten Waffen, Wein, Schmucksachen; Deutschland lieferte Sklaven, Vieh, Fleisch, Häute, Pelzwerk, blondes Haar, Bernstein.
Deutsche Krieger traten in römischen Sold.
4. Des Drusus Bruder, Tiberius, setzte das Eroberungswerk sort; doch wählte er den Weg der List und des Ver raths; denn er sagte: „Die Germanen sind leichter durch Klugheit als durch Waffen zu besiegen." So gelang es ihm, das Land vom Niederrhein bis zur Weser zu unterwerfen. Der Statthalter der neuen Provinz, Varus, wollte den Deutschen römisches Recht, römische Sprache und römische Sitte aufzwingen. Deshalb leitete der in Rom erzogene, mit römischen Ehren überhäufte, aber trotzdem deutschgesinute Cheruskerfürst Armin oder Hermann eine Verschwörung gegen die Römer ein.
Seiner Anordnung zufolge empörte sich ein germanischer Volksstamm an der Wesermündnng. Auf die Kunde davon brach Varus mit seinen Legionen auf, um den Aufstand zu dämpfen. Er gelangte in die fchluchtenreichen Berge des Teutoburger Waldes. Mühsam bahnte sich sein Heer den Weg durch die dichten Waldungen voll riesiger Stämme; der heulende Sturmwind streute abgebrochene Aeste auf die Krieger; strömender Regen machte den Boden schlüpfrig und den Tritt unsicher. Plötzlich sahen sich die Römer auf allen Seiten von den rachedürstenden Deutschen umzingelt. Drei Tage lang fochten sie mit Muth und Ausdauer. Von der übermenschlichen Anstrengung, von der ungünstigen Witterung und von dem Hunger ermattet, erlagen endlich die Legionen. Verzweifelnd stürzte sich Varus in sein Schwert; von dem 50000 Mann starken Heere entkamen nur wenige; die meisten deckten den Kampfplatz; der todesmatte Rest wurde kriegsgefangen. Furchtbare Rache nahmen die Deutscheu für alles, was sie bisher erduldet. Die Gefangenen wurden den Göttern geopfert oder in harte Sklaverei geschleppt. Am schwersten empfanden die römischen Sachwalter den Zorn der Germanen: dem einen wurden die Augen ausgestochen, dem andern die Hände abgeschnitten; einem nähte man den Mund zu, nachdem man ihm die Zunge ausgerissen hatte; diese nahm einer der Deutschen in die Hand und sprach: „Nun höre auf zu zischen, du Natter!"
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Extrahierte Personennamen: Drusus Tiberius Varus Armin Hermann Varus Muth Varus
Extrahierte Ortsnamen: Rheine Donau Koblenz Mainz Aachen Trier Regensburg Wien Augsburg Salzburg Rheins Deutschland Bernstein Rom
Deutschland.
13
Rathause befinbet sich der Saal, in welchem 1648 der westfälische Friede geschlossen
wurde (57). Am Fuße des Teutoburgerwaldes liegt Bielefeld, durch seinen Leinwand-
Handel weit und breit bekannt. Dortmund war ehemals freie Reichsstadt und ist
jetzt Mittelpunkt starken Bergbans auf Kohle und Eisen (Iii).
48] zz. Die Rheiuproviuz. Zu beiden Seiten des Rheins mit der Westgrenze
gegen Lothringen, Luxemburg, Belgien und die Niederlande. — (5 ob lenz (?) ist Festung;
gegenüber liegt auf steilem Felsen die Festung Ehrenbreitstein. Köln (?) war
einst ein mächtiges Glied des Hansabundes; noch erzählt das alte Kaufhaus „der
Gürzenich" von den Zeiten, als die Kaufherren der Hansa hier ihre Versammlungen
hielten. Wegen seiner vielen Kirchen nannte man Köln „das deutsche Rom"; unter
den Kirchen ist der Dom eins der schönsten Gotteshäuser der Christenheit; Köln ist
jetzt starke Festung mid die wichtigste Handelsstadt des nordwestlichen Deutschlands
(320). Düsseldorf (?) ist lebhast durch Handel und Fabriken (176). Elberfeld
(140) und dicht dabei Barmen (?, 127) mit großartigen Seiden-, Leinen- und Baum-
Wollenfabriken. Westlich vom Rheine liegt die Fabrikstadt Krefeld (Samt) und
Aachen, die Lieblingsstadt Karls d. Gr. und später die Krönungsstadt vieler deutschen
Kaiser, jetzt blühend durch Tuchfabriken; in der Stadt vielbesuchte Heilquellen (107).
491 J4, Die hoheuzollerujchen Lande liegen zwischen Württemberg und Baden.
Sie bestehen aus den Fürstentümern H oh enz o l l e r n - H e ch i n g e n und H o h e n -
z o l l e r n - S i g m a r i n g e n. Hauptort ist S i g m a r i n g e n (?). In Hohenzollern-
Fechingen liegt die jetzt in alter Pracht wieder hergestellte Burg Hohenzollern.
Ii. Die norddeutschen Staaten.
50] i. Großherzogtum Meckleuburg-Ztrelitz. An der oberen Havel. - Haupt-
stadt ist Neustrelitz, regelmäßig in Forin eines achtstrahligen Sterns gebaut, dessen
Mittelpunkt der Markt ist.
51] z. Großherzogtum Mecklenburg - Schwerin. Das Küstenland westlich von
Pommern. — Die Hauptstadt Schwerin liegt am Schwerinersee. Wismar ist
ein lebhafter Schiffahrtsort. R o st o ck treibt schwunghasten Seehandel und hat eine
Hochschule.
52] 3. Die Ibansastädte. 1) Lübeck (?), altertümlich gebaute Handelsstadt (70).
2) Hamburg (?), die erste Handelsstadt Deutschlands (623.) 3) Bremen (?) ist
Hauptplatz der deutschen Auswanderung nach Amerika und Ausgangspunkt der deutschen
Postschiffahrt nach Afrika und Australien (142).
53] 4. Großherzogtum Oldenburg. Am linken Ufer der unteren Weser, in der
Provinz Hannover eingeschlossen, im N. von der Nordsee begrenzt. — Hauptstadt ist
Oldenburg (?).
54] 5. Fürstentum Zchaumburg-Lippe. Nördlich der Weser. — Hauptort ist
B ü ck e b u r g.
55] h. Fürstentum Lippe. Südlich der Weser bis zum Teutoburgerwalde. —
Hauptort ist Detm 0 l d. In der Nähe liegt die bewaldete Kuppe der G r 0 t e n b n r g,
auf der sich das riesenhafte Erzbild des Cheruskerfürsten Hermann erhebt.
56] 7. Herzogtum Vraunschweig. Es besteht aus drei Gelnetsteilen: eins dieser
Gebiete liegt auf dem Harze; eins umfaßt nördliches und westliches Harzvorland; eins
liegt nördlich vom Harze in der Ebene. — Braunfch weig (?) war einst ein mächtiges
Glied des Hansabundes und ist wohlhabend durch regen Gewerbfleiß und Handel mit
Braunschweiger Mumme, Wurst und Honigkuchen (115). Flußaufwärts Wolfenbüttel.
57] 8. Fürstentum Ivaldeck. Es besteht aus den Fürstentümern Waldeck und
Pyrmont. Wal deck ist von preußischem Gebiet umschlossen; Pyrmont liegt
zwischen Lippe und Braunschweig. — Residenz istar 0 lsen, Pyrmont ein Badeort.
58] g. Herzogtum Anhalt. Es besteht aus zwei getrennten Gebietsteilen: der
größere liegt an der Elbe/ zu beiden Seiten der unteren Mulde und Saale, der kleinere
am Unterharz. — Hauptstadt ist Dessau (?); ein Denkmal erinnert an den „alten
Dessauer", einen preußischen Kriegshelden aus der Zeit des alten Fritz. Kothen
ist Eisenbahnknoten. Bern bürg (?) mit altem Schloß auf steilem Felsen.
59] jo. Fürstentum schwarzburg-Rudolstadt. Es besteht aus der Oberherr-
schast am Thüringerwalde und der Unterherrschaft im Thüringer Hügellande.
— Im freundlichen Saalthale liegt der Hauptort R u d 0 l st a d t.
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Extrahierte Personennamen: Karls Großherzogtum_Meckleuburg-Ztrelitz Hermann Fritz Kothen
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Bielefeld Dortmund Rheiuproviuz Rheins Lothringen Luxemburg Belgien Niederlande Deutschlands Elberfeld Rheine Aachen Karls Württemberg Baden Hohenzollern-
Fechingen Neustrelitz Schwerin Pommern Schwerin Schwerinersee Wismar Hamburg Deutschlands Bremen Amerika Afrika Australien Oldenburg Nordsee Oldenburg Braunschweig Dessau Thüringerwalde Thüringer_Hügellande
Österreich - Ungarn.
15
Gebirge. Das malerische Heidelberger Schloß, jetzt teilweis in Trünimern liegend, ist
ein herrlicher Aussichtspunkt ins Rheinthal; von der. früheren Herrlichkeit der Pfälzer
Kurfürsten erzählt „das große Faß zu Heidelberg"; Hochschule. Mannheim (?) ist
die erste Handelsstadt des Landes (90).
72] 5. Das deutsche Reichsland Llsaß-Lothringen wurde im 17. und 18. Jahrh.
durch Frankreich stückweise von Deutschland losgerissen; der Krieg von 1870 brachte
es wieder an Deutschland, a) Elsaß umfaßt den Ofthang des Wasgenwaldes und
die Oberrheinische Tiefebene östlich bis zum Rhein. Straß bürg (?) war einst ein
Hauptbollwerk des Deutschen Reiches und ist jetzt Festung ersten Ranges; Hochschule
(135). Mülhause n (?) ist die lebhafteste Fabrikstadt des Elsaß (83). — b) Loth-
ringen ist das Land der oberen Mosel. M etz (?), war ehemals freie deutsche Reichs-
stadt und ist durch die Franzosen zu einer gewaltigen Festung geinacht; hart belagert
im Kriege von 1870; unter den Ho T. E. sind die meisten Franzosen.
3. Österreich-Ungarn. •
73] Lage nach der Karte.
74] Bodenform und Bewässerung. Der westliche Teil ist Bergland,
das von der Donau durchflössen wird; im östlichen Teile herrscht Tiefland
vor, welches von den Karpaten durchzogen ist.
75] \. Das Bergland nördlich der Donau bildet das Böhmische Stufen-
land und das Mährische Stufenland.
a. Das Böhmische Stnfenland ist auf drei Seiten von Gebirgen um-
geben: im No. von den Sudeten, im Nw. vom Erzgebirge, im Sw.
vom Böhmerwalde; die Südostseite wird von der niederen Mährischen
Land höhe geschlossen. Das Land dacht sich allmählich von S. nach
N. ab, und von den Grenzhöhen im O. und W. senkt es sich mich gegen
die Mitte. Dieser Richtung folgen die Gewässer. Der Hauptstrom Böhmens
ist die Elbe. Sie hat ihre Quelle auf dem moorigen Kamme des Riesen-
gebirges. Durch die zufließende Moldau wird sie ein wasserreicher Strom;
nördlicher strömt noch von l. die Eger vom Fichtelgebirge, r. die Jser
vom Jsergebirge zu. Die reiche Bewässerung macht Böhmen zu einem korn-
und obstreichen Lande. In einem fruchtbaren Kessel des Moldauthales an
der wichtigsten Wasserstraße des Landes liegt die Hauptstadt Prag. West-
lich von Prag liegt Eger (?), am südlichen Abhänge des Erzgebirges die
Badeorte Karlsbad und Töplitz, östlich der Elbe die Fabrikstadt
Reichenberg.
b. Das Mährische Stufenland wird im W. von der Mährischen
Landhöhe begrenzt, zieht im O. bis zu den Karpaten, steigt gegen N. zu den
Sudeten empor und senkt sich gegen S. zur Donau. Der Abdachung folgt
die March vom Glatzer Schneeberge, an der Olmütz liegt. Landeshptst.
ist die wichtige Fabrikstadt Brünn (?).
76] 2. Das Alpenland südlich der Donau wird von den Verzweigungen
der Mittel- und Ostalpen gebildet. Diesen treten von No. die Karpaten
entgegen. Zwischen den beiden Gebirgen bricht die Donau in die Ebene
von Ungarn hindurch. In einem fruchtbaren Kessel des Donauthales liegt
Wien, die Hptst. Österreichs, geschmückt mit herrlichen Prachtbauten,
darunter die Kaiserliche Hofburg und der Dom zu St. Stephan (1,4 Mill.
E.). Von Wien führt eine Eisenbahn nach S., überschreitet den Sem-
meringpaß und geht über Graz (?) und Laibach nach Trieft,
der bedeutendsten Seehandelsstadt des Landes (145).
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Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Mannheim Frankreich Deutschland Deutschland Oberrheinische Rhein Donau Donau O. Eger Prag Karlsbad Mährischen
Landhöhe Karpaten Donau Donau Donau Ungarn Donauthales Wien Wien Graz Laibach
Belgien. — Niederlande.
17
83] 2. Die Schweizer Hochebene lehnt sich in Form eines 230 km
langen Halbmondes an den Nordwestfuß der Alpen. Im Sw. wird sie
vom Gen ferse e, im No. vom Bodensee begrenzt. Sie wird von Alpen-
slüssen bewässert, deren größter die Aar (Nebenflüsse ?) ist. Wegen der
genügenden Bewässerung ist die Ebene fruchtbar und liefert Getreide, doch
nicht genng für des Landes Bedarf. In ihr liegen die größten Städte
der Schweiz: Bern (?), der Sitz des Bundesrates, Luzern am Vierwald-
stättersee und Zürich (?), der Hauptplatz für den Handel nach Italien (150).
84] f>. Das 3uralan6 ist der nordwestliche Bergwall der Schweizer
Hochebene; es ist ein wasserarmes Bergland, dem Ackerban nicht günstig,
aber belebt von regem Gewerbfleiß. Man fertigt Seiden- und Baumwoll-
waren und Uhren, die von Genf (80) in den Handel kommen. An der
Nordostecke des Iura liegt die alte Handelsstadt Basel (90).
85] Klima. In den Alpen verursacht der Wechsel zwischen tiefen Thälern
und Hochgebirgsketten ein sehr ungleiches Klima: in dem tiefen Rhonethale
z. B, beginnt der Frühling bereits im Februar; dagegen hüllt die Hoch-
thäler des Rheins und Inns noch im Mai eine dichte Schneedecke ein.
86] Bevölkerung. Die Bevölkerung besteht zu 3/4 aus Deutschen,
einem fleißigen, sparsamen, gottessürchtigen Menschenschlage; im Rhonethale
und westlich der Saaue sitzen Franzosen, im Tessinthale Italiener.
5. Das Königreich Belgien.
87] Lage nach der Karte.
88] Bodenform und Bewässerung. Belgien besteht ans einem- süd-
östlichen Berglande und einer nordwestlichen Ebene.
89] \. Das Bergland wird gebildet von den niederen Höhen der Ar-
dennen, welche von der Maas durchflössen werden. In dem metall-
und kohleureichen Hügellande liegt Lüttich ('?), mit großartigen Fabriken
für Stahlwaren
90] 2. Die Ebene beginnt östlich der Schelde und zieht bis zur Nordsee.
Sie ist fruchtbar und daher Sitz sorgsam betriebenen Ackerbaus. In ihr
liegt die Hptst. Brüssel, einer der wichtigsten Knotenpunkte im belgischen
Eisenbahnnetz (500). An der unteren Schelde blüht die Handelsstadt A n t -
wer Pen, wo alte Prachtgebüude (Rathaus) von dem einstigen Glänze
zeugen (240v Flußaufwärts liegt die lebhafte Fabrikstadt Gent (150) und
nach dem Meere hin Brügge, im 15. Jahrh. eine der ersten Handels-
städte der Welt, jetzt aber durch Verlaudung des Hafens herabgekommen.
91] Klima. Belgien hat das Klima der deutschen Nordseeküste (§ 31).
92] Bevölkerung. Die Belgier sind ein Mischvolk: teils Wallonen
(%), die von den Franzosen abstammen, teils Flamländer (4/7), die
dem germanischen Stamme entsprossen sind. In ihrem Wesen ist die Be-
Möglichkeit der Franzosen mit deutschem Ernst gepaart. Die Sprache ist
meist die französische, die herrschende Kirche die katholische.
6. Das Königreich der Niederlande.
93] Lage nach der Karte.
94] Bodenform und Bewässerung. Man unterscheidet das Binnen«
land und das Küstenland.
Hummel, Anfangsgründe der Erdkunde. A. 3. Aufl. 2
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zog und die Mieder wegwarf — so mit nakter Brust und
nakten Schenkeln, in Hemdsärmeln und herabhängenden
Strümpfen hatte sich der Gottesdienst vervolkomt.
In der Kirche St. Gervais hatte die Section das
Geld gespart, und stat der Würste und Pasteten waren
eine Partie Heringsfäßer aufgefaren, zu deren Inhalt
Brantwein gereicht ward. Diese Frömmigkeit imponirte so,
daß sich sogar Damen aus bisher auf Anstand haltenden
Familien, wie z. B. die Buchhändlerin Momoro, zu der
Gotheitsrolle hergaben. Und so verbreitete sich das Unwe-
sen von Paris aus über einen großen Teil Frankreichs —-
den Rest des November und den ganzen December hindurch
war jeden Decadi Gottesdienst, wärend die Guillotinen
arbeiteten, und namentlich Ronsins Revolutionsarmee das
Land durchzog und mit tragbarer Guillotine alle Winkel
zu säubern suchte, wohin die Conventsdeputirten bei den
stehenden Guillotinen nicht reichten. —
Diese ganze Zeit aber, die Herbst- und ersten Win-
termonate hindurch, wo Satan ganz Frankreich in seinen
Tempel umgeschaffen hatte, zauderten die Alliirten wider
in der Kriegfürung, ohngeachtet sie durch die Einname von
Mainz, Condat (Condö) und Schwanental (Valenciennes)
eine vortrefliche Basis für weitere Operationen gewonnen hat-
ten. Anfangs August hatte man den Plan entworfen, daß der
Prinz von Koburg sich auf Haimons-Eichicht (le Quesnoi),
der Herzog von Pork sich auf Dünkirchen wenden solle.
Aber mit diesem Plane war der Prinz von Koburg unzu-
fridkn, weil ihm durch denselben vile Truppen entzogen
wurdeu, die zeither zu seinem Eommando gehört hatten.
Er bewog den Herzog von York, die Ausfürung zu ver-
schieben, und woltc, ehe es zu derselben käme, das fran-
zösische Lager bei Cesar in der Nähe von Buchhain (Bou-
chain) angreifen; aber die Franzosen wichen dem Angriffe
aus und zogen sich am 8ten August in das Lager von
Gawrelle hinter die Schärpe zurük. Da das englische
Ministerium auf die Einname Dünkirchens drang, wendete
sich endlich der Herzog von Pork auf Veurne und der
Prinz von Koburg gieng in seine frühere Position zurük.
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Extrahierte Personennamen: Satan August Koburg August
Extrahierte Ortsnamen: Hemdsärmeln Paris Frankreichs Frankreich Mainz Valenciennes Koburg Buchhain_(Bou- Koburg
1
121
Carnot, der alle kriegerischen Maßregeln des Con-
ventes leitete, sandte dem General Houchard, der die Nord-
armee commandirte, den Auftrag, sich sobald er Verstär-
kungen von der Moselarmee an sich gezogen haben würde
mit größter Eile auf den Herzog von Pork zu stürzen;
aber ehe die Vorbereitungen dazu getroffen, die Verstär-
kungen herangezogen werden konten, vergiengen drei Wo-
chen. Endlich am 8ten September kam es zu dem Treffen
von Hondschooten. Die englisch - hannoverische Armee,
welche schon zwischen dem großen Moor und dem Meere
und vor Dünkirchen gestanden hatte, muste sich in Folge
dieses Treffens aus Veurne zurükziehen. Aber Carnots
Plan war nicht präcis ausgefürt worden, und Houchard
büßte dafür, wie schon berichtet ist, auf der Guillotine.
Die preussi'sche und Reichsarmee am Mittelrhein war
nach der Einname von Mainz fast ganz untätig gebliben.
Der Herzog von Braunschweig verwarf alle Angrifsplane,
welche der östreichische General Wurmser einreichte. End-
lich versuclte Wurmser allein nach dem Wasi'chenwalde
(Vogesen) vorzudringen, und nun unterstützte ihn der Her-
zog einigermaßen. Bei Pirmasens kam es zu mehreren
Gefechten. Man erlangte bedeutende Vorteile; aber der
Herzog von Braunschweig war nicht zu bewegen, sie zu
benutzen. Endlich dachte man an die Eroberung von Lan-
dau, wozu aber vor allen Dingen die Vertreibung der
Franzosen aus den Weißenburger Linien notwendig erschin.
König Friedrich Wilhelm 1?. kam am 22ten September
selbst nach Pirmasens um durch ein Vordringen gegen die
Saar die andern Operationen unterstützen zu laßen. Am
26ten drang Kalkreuth bis Blieskastel vor, dann am 29ten
bis an die Saar und nun endlich trib man dann die Fran-
zosen aus den Weißenburger Linien, welche die Nordgrenze
des Elsaß dekten. Wurmser grif am 13ten October das
Centrum dieser Stellung an; Lauterburg, Weißenburg
wurden genommen, und die Franzosen zogen in Unord-
nung nach Geißberg zurük. Am 17ten October war Wurm-
ser in seiner Vaterstadt Hagenau *).
*) Ueher dies mit der Belagerung Landaus nicht weiter in Berbin-
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Extrahierte Personennamen: Houchard Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wurmser
48
den; die Franzosen hatten sich auf St. Truyen zurükgezo-
gen, wärend ein Teil der deutschen Truppen sich die Maas
abwärts zur Deckung von Dortrecht und Gorkum bewegte.
Als Dumouriez am 13ten März bei der Maasarmee an-
kam, fand er sie auf Diest und Loewen, auf Hup und
Namen zurük geworfen; er wagte am 18ten März ein Tref-
fen bei Neerwinden und ward abermals zurükgetriben. Ein
Teil seines Heeres löste sich auf; 6000 Freiwillige flohen
vom Schlachtfelde haltungslos nach der französischen Grenze,
und seit sich Dumouriez am 21ten fast ganz auf Loewen
zurükziehen muste, nam Desertion und Unordnung aller
Art in seinen Reihen in erschreckendem Maße zu. Die Aus-
schweifungen seiner Leute machten die Belgier wütend, und
nur mit Strenge hielt er die noch befezten Städte in Ge-
horsam. Dumouriez, der nach diesen Verlusten den Con-
vent nur noch zu fürchten hatte, trat nun in Unterhand-
lung mit dem Prinzen von Koburg und erhielt am 22ten
des Abends das Zugeständnis, daß sich die französischen
Truppen ohne weiter angegriffen zu werden, auf die fran-
zösische Grenze zurükziehen durften. Auf dem Rükzuge hatte
Dumouriez am 27ten eine Conferenz mit dem General-
Quartiermeister, Obristen Mack, bei welcher er seine Ab-
sichten darlegte, selbst gegen den Convent zu marfchiren.
Bis dies ausgefürt werden könne solte Dumouriez unange-
fochten bei Dorneck stehen bleiben können. Koburgs Haupt-
quartir war am 30ten in Bergen (Mons). Die Bergpar-
tei hatte bald nach Vorlegung des Planes einer Invasion
von Holland diese als einen Verrat der Interessen der Re-
publik bezeichnet, und behauptet, dieser Zug hänge mit den
verräterischen Planen der Gironde zusammen.
Auch auf anderen Seiten hatte man Unglük gehabt.
Custine hatte bereits am 2!ten October 1792, vom Elsaß
her vordringend, durch eine schmähliche Capitulation des
Generals von Gymnich Mainz erhalten. Schon am 22ten
hatte auch Frankfurt dem Obristen Houchard seine Tore ge-
öfnet. Von hier aus harten die Franzosen vilfach Streif-
züge unternommen, hatten die Stadt aber am 2ten Decem-
der wider verloren, und nun hielten sie lieh den Winter
über
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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78
ser habe einen entschidenen Sig erfochten, alle Hofnung
auf Ersaz sei verschwunden. Wenn der französische Kriegs-
rat in Mainz auch diesen Nachrichten nicht vertraute, sah
er doch ein, daß bei dem steigenden Mangel an Lebens-
mitteln und Fourage und bei weitläufiger werdender Aus-
sicht auf Entsaz die Veste leicht in den Fal kommen kön-
ne, sich auf schlechte Bedingung ergeben zu mäßen, und
achtete es als Gewin für die Republik, die Besatzung mit
Waffen aus der Stadt für die Bekämpfung der innern
Feinde der Republik retten zu können. Doyrö, der Com-
mandant von Mainz, capitulirte am 22ten; die französi-
sche Besatzung erhielt freien Abzug. Ueber die Behand-
lung der gegen ihren Fürsten empörten mainzischen Jako-
biner ward nichts bestirnt, als daß man die Augen zu-
drücken werde in Beziehung auf die, welche in den Rei-
hen der Besatzung mit abzögen. Am 25ten ward der Ort
wider von deutschen Truppen besezt und das Volk selbst
arretirte mehrere der Mainzer Clubbisten. Diese Ueber-
gabe erfülle die französische Armee mit Nidergeschlagen-
heit; sie zog sich wider auf die weißenburger Linien zu-
rük. Barröre, der den Vortrag über diese Angelegenheit
im Wolfartsausschuße hatte, klagte Custine des Verrates
an, denn dessen Rat sei immer dagegen gewesen, Mainz
vor Mitte August zu Hilfe zu kommen; indem er behaup-
tet habe, so lange mäße sich die Vestung auch ohne Un-
terstützung hallen. Warscheinlich habe er den Plan ge-
habt, Schwanental (Valenciennes) und Condat (Conde)
zu gleicher Zeit, wo die Preussen Mainz bekämen, den
Oestreichern in die Hände zu spilen. Wirklich hatte Con-
dat durch Hunger bezwungen am 10ten capitulirt und
war nicht mehr, wie frühere eroberte Plätze, für den Kö-
nig von Frankreich, sondern für den Kaiser als wolerwor-
benes Eigentum besezt worden; und Schwanental ergab
sich am 28ten Juli an den Herzog von York, welcher
eine östreichisch-hannoverische gegen Frankreich in den Ni-
derlanden aufgestelte Armee commandirte. Schwanental
ward wie Condat für den Kaiser in Besiz genommen.
Mehrere Briefe Custines wurden als Beweis seines Ver-
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Extrahierte Personennamen: August Schwanental
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Mainz Mainz Schwanental Valenciennes Preussen_Mainz Frankreich Frankreich
154
— Und nun war in der Tat auch das Maß vol —
und nicht lange mehr solte der tugendhafte Man, welcher
Diktator von Frankreich war, andere zur Guillotine schicken.
Robespierre kam, seitdem die Guillotine von vier Gerich
ten mit Schlachtopfern versehen ward, selten mehr in den
Wolfartsausschuß. Er sonderte sich nach und nach ab.
Er fürchtete überal malitiöse Anspilungen solcher Art, daß
er sich nicht, wenigstens nicht unmittelbar dafür rächen
könte. Um so öfter erschin er bei den Jacobinern, die er
zu einer neuen Insurrection, zu einer neuen insurrectio-
nellen Einrichtung der Regirung, so zwar, daß er auch
der Form nach die höchste Gewalt erhielte, veranlaßen wolle.
Seine Feinde aber waren instinctmäßig nicht weniger ge-
gen ihn tätig. Sie verlangten im Eouvente eine Unter-
suchung gegen Catherine Théot, als dürfte hinter deren
Warsagungen sich etwas statsgefährliches verstecken. Die
Untersuchung ward dem comité de sûreté g-énérale über-
geben, wo nur zwei entschidene Anhänger Robespierres
saßen. Vadier, der ihn haßte, erhielt die Leitung des
Processes. Er richtete es so ein, daß Robespierre auf allen
Seiten dadurch bloß gestelt, lächerlich gemacht ward, ohne
daß sein Name direct im Processe vorkam *). Jeder bezog
auf ihn, was von dem neuen Messias zur Sprache kam.
Er dagegen hielt wütende Reden bei den Jakobinern. Er
sagte: il laut chasser de la convention tons les hommes
corrompus — er sprach gegen den comité de sûreté géné-
rale — Alles aber blib ohne Wirkung. Diesmal hatte er
sich in seiner Taktik geirt. Er hatte sich ifolirt, und blib
allein. Die aber, welche er durch feine Aeußerungen be-
drote, taten unter der Hand alles mögliche, sich sicher zu
*) „On envoya un agent, Se'nart, qui sous prétexte de se
faire initier, s’introduisit dans l’une des réunions. Au mi-
lieu de la cérémonie, il s’approcha d’une fenêtre, donna le
signal à la force armée, et fit saisir la secte presque entière.
Dom Gerle, Catherine Théot, furent arrêtés. On trouva le
certificat de civisme donné par Robespieire à Dom Gerle ;
on découvrit même dans le lit de la mere de Dieu une lettre
qu’elle écrivait à son fils chéri, au premier prophète, a Ro-
bespierre enfin.thiers. idtcfe îbejtc^Ungtll Dom Gerle s
und der Théot zu Robespierre wurden erst am 9ten Thermidor
von Vadier preis gegeben.
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171
Am Uten April kamen nun der Kaiser und Baron
Thugut in Brüssel an. Ihre Ankunft solle den Anfang
von Koburgs Operationen bestimmen. Sofort zog sich eine
zur Offensive bestimte Armee auf der Ebene zwischen Forst
(Forest) und Montcy zusammen, wo sie Kaiser Franz am
16ten April musterte. Diese Armee bestund nun aus
23,600 Man unter York; 42,800 Man unmittelbar unter
Koburg; 18,000 Man unter dem Prinzen von Oranien.
Elairfait blib zur Deckung Flanderns mit 31,500 Man
zwischen Nieupoort und Marchienne aufgestelt, und hatte
einige Truppen zu Erhaltung der Communication mit dem
Hauptcorps links vor sich; endlich eine Armee, die den lin-
ken Flügel gegen die Sambre hin bildete, beseligte jezt
an Hohenlohes Stelle Kaunitz; es waren 27,000 Man
großenteils in einen weitläufigen Cordon aufgelöst wie Clair-
faits Armee.
Die Offensivarmee ward von Koburg in 8 Corps
geteilt, und solle ein französisches Corps von 30 —
40,000 Man, was sich auf der Waßerscheide der Oise und
Sambre zusammengezogen hatte, am folgenden Lage an-
greifen. Um Mack die wirkliche Leitung des Ganzen zu
verschaffen hatte der Kaiser scheinbar in Person den Ober-
befelh übernemen wollen; allein Thugut und Koburg wa-
ren gegen Mack, und brachten es also dahin, daß wärend
der Kaiser nominel den Oberbefelh übernam, Koburg Cen-
tralpunct aller Depeschen blib und also auch des General-
commandos; und nachdem man am 17ten April die Fran-
zosen bis gegen Guise zurük gedrängt hatte, schrit man
am 18ten zwar zur Belagerung von Landrecies; aber damit
war auch der Strom des Krieges wider in das frühere Bette
hereingelenkt, wo er nun langsam und systematisch da-
hin floß.
Unter diesen Umständen ergriffen die Republikaner
am 26ten April auf allen Seiten die Offensive. Rechts
drangen sie nach Schönenberg (Schoonenbrcg, Beaumont)
und gegen die Sambre; im Centrum gegen Landrecies; am
gewaltigsten links, wo sie ihre bedeutendsten Kräfte con-
centrirt hatten, gegen Meenen, Kortryk und Ypern vor.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington]]
Extrahierte Personennamen: Koburgs Franz Franz Hohenlohes_Stelle_Kaunitz