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1. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 55

1880 - Halle : Anton
55 „Herr", sprach der Hirt, „die Raben umkreisen noch die Höhn, Den Aar, den konnt' ich nimmer, wie weit ich sah, erspähn." Da seufzte Rothbart düster: „Dann sind's noch hundert Jahr! Schlaf ein, du müde Seele, noch schläft des Nordens Aar." Weber. (Vergl. auch das Gedicht von Rückert „Friedrich Barbarossa.") Iv. Wohl umgaben Barbarossa und die ihm folgenden Hohenstaufen den deutschen Kaiserthron mit Glanz und Pracht; aber ihre Regierungszeit war zum größten Theil mit Kämpfen in Italien ausgefüllt, und Deutschland ging leer aus. Während jene im fremden Lande ihre Macht ausrecht zu erhalten suchten, herrschte hier die größte Verwirrung. „Es freuten sich die Räuber; die Pflugfchaareu wurden in Schwerter, die Sensen in Lanzen umgewandelt. Keiner war, der nicht Stahl und Stein bei sich trug, um sogleich Feuer und Brand stiften zu können." Im Jahre 1254 starb der letzte hohenstaufifche Kaiser, Konrad Iv. Er hinterließ ein Söhnlein, Konradin5 das nach des Vaters Tode still und unbemerkt bei feiner Mutter zum Jüngling heranwuchs. 16 Jahr alt, zog Konradin mit feinem Freunde Friedrich von Baden nach Italien, um feine Erb-läuder, Neapel undsicilien, zurückzuerkämpfen. Ein französischer Prinz, der freche Thronenräuber Karl (— von Anjou —) hatte sie auf Geheiß des Papstes an sich gerissen. Jubelnd empfingen die Römer den jungen Hohenstaufen; grollend aber rief der Papst: „Des Knaben Größe wird vergehn tote Rauch; er zieht gen Apulien zur Schlachtbank". Bald stand Konradin dem Gegner gegenüber. Die Franzosen wurden geschlagen; aber zu schnell überließen sich die Deutschen der Plünderung des feindlichen Lagers. Aus einem Hinterhalte brach der schlaue Karl noch einmal hervor und schlug sie in die Flucht. Konradin und fein Freund Friedrich flohen dem Meere zu; schon waren sie beinahe in Sicherheit, da verrieth sie ein Edler, der fein ganzes Glück den Hohenstaufen zu verdanken hatte, für schnödes Gold an Karl von Anjou; sie wurden gefangen und vor Gericht gestellt. Alle Richter, mit Ausnahme eines einzigen, sprachen sie frei; Karl folgte der Stimme des Einen und v er urtheilte sie zum Tode. Eilig wurde das Blutgerüst auf dem Markte zu Neapel errichtet. Mit bloßen Füßen und mit aufgestreiften Aermeln erwartete der Henker feine Opfer. Als die Verurtheilten auf dem Schaffet standen, verlas jener ungerechte Richter noch einmal das Todesurtheil. Da ergrimmte sogar Karls Schwiegersohn und rief ihm zu: „Wie darfst du, frecher ungerechter Schurke, einen so großen und herrlichen Ritter zum Tode verurtheilen?" Und von feinem Schwerte getroffen, sank der Elende blutend zu Boden. Trotzdem aber wurde auf Karls Befehl das Urtheil vollzogen. Konradin umarmte feine Todesgenoffen, hob Arme und Augen gen Himmel und rief: „Jesus Christus, wenn dieser Kelch nicht an mir vorübergehen soll,

2. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 149

1880 - Halle : Anton
149 Xxl Deutschlands Einigung. i. Die halbe Einigung. (Der preußisch-östreichische Krieg.) 1. Fünfzig Jahre waren seit dem Sturze Napoleons verflossen. In Frankreich hatte im Jahre 1848 eine neue Revolution das König'thum abermals abgeschafft und das Land in eine Republik umgewandelt; doch hatte die letztere nur kurzen Bestand. Der Neffe des großen Kaisers, Louis Napoleon, ahmte dem Onkel nach; er schwang sich zum Präsidenten der Republik empor, und nach kurzer Zeit (— im Jahre 1852 ) ließ er sich als Napoleon lli. zum Kaiser der Franzosen wählen. In Deutschland hatte sich der neugestiftete Bund wenig Freunde erworben. Alle edlen deutschen Herzen trauerten über die Zerrissenheit und Machtlosigkeit des Vaterlandes. Als darum im Jahre 1848 die französische Revolution ausbrach, pflanzte sich die Bewegung auch nach Deutschland fort. Theils von edler Begeisterung, theils von Ehrgeiz, Eigennutz und andern schmuzigen Leidenschaften erregt, erhob sich ein großer Theil des Volks; man wollte größere Einheit und Freiheit erringen oder wohl gar die Republik auch in Deutschland einführen. Aber der preußische König Friedrich Wilhelm Iv. nahm die ihm vorn deutschen Volke angebotene Kaiserkrone nicht an, und in blutigen Straßenkämpfen wurden die Aufständischen durch Waffengewalt überwunden. In Sachsen war der vielgeprüfte Friedrich ^August der Gerechte nach 59 jähriger Regierung im Jahre 1827 gestorben. Ihm folgte sein Bruder, der gütige Anton, ein Greis von 72 Jahren. Seit dem Jahre 1830 stand ihm sein Nesse, Friedrich August, als Mitregent zur Seite, und im folgenden Jahre 1831 erhielt Sachsen eine Constitution O Verfassung) , durch welche auch dem Volke der ihm gebührende Theil an der Verwaltung des Staates gegönnt wurde. Anton starb im Jahre 1836, und nun bestieg der bisherige Mitregent als Friedrich August Ii. den Thron. 18 Jahre regierte er in Segen, bis ihn, fern von der Heimath, ein plötzlicher Tod dem Lande entriß. Auf einer Reise in Tyrol, im Jahre 1854, wurde er bei einer Wendung des Weges aus dem Wagen geschleudert und durch einen Hufschlag des scheugewordenen Pferdes tödtlich verletzt; als Leiche kehrte er zu seinem trauernden Volke zurück. Sein Tod riefseinen Bruder Johann auf den Thron. Ihn schmückte außer der irdischen Krone noch eine höhere und schönere: die Krone der Weisheit, Frömmigkeit und Treue. Der kenntnißreichste und gelehrteste aller

3. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 117

1880 - Halle : Anton
117 Xvii. Deutschland zur Zeit Ludwigs Xiv. l. 1. Nach Ferdinands Iii. Tode bestieg Leopold l den deutschen Kaiserthron. Beinahe 50 Jahr hat er die Krone getragen, von 1657— 1705t Aber die Zeit seiner Regierung war keine glückliche für Deutschland. Entsetzlich war es durch den langen, furchtbaren Krieg zerrüttet; seine Fürsten lebten in stetem Hader und Streit; im Westen drohte von Frankreich her große Gefahr, und im Osten brachen die Türken raubend und plündernd ein. In Frankreich herrschte damals der ehrgeizige, verschwenderische und ländersüchtige Ludwig Xiv. Nicht blos in Frankreich, sondern in ganz Europa wollte er Herr sein. Deutschland verachtete er gründlich. „In seinem Uebermuthe ließ er sich eine Uhr machen, in welcher ein künstlicher, französischer Hahn bei jedem Stundenschlag krähte; der deutsche Adler aber, welcher auch an der Uhr angebracht war, zitterte bei diesem Krähen jedesmal am ganzen Leibe. Auch hatte er eine große Statue fertigen lassen, die ihn selbst darstellte, stehend auf den Nacken von vier gefesselten Sklaven; in einem dieser Sklaven erkannte man deutlich den deutschen Kaiser." — In seinem Lande war er ein Tyrann, der keine Freiheit duldete und keinen andern Willen, als nur den seinen gelten ließ; sein Wahlspruch war: „Der Staat bin ich." Nach außen aber trat er als ländergieriger Eroberer auf, namentlich wollte er alles Land auf dem linken Rheinufer an sich reißen. Zuerst versuchte er es mit den damals spanischen Niederlanden. Doch vermochte er nur den kleineren Theil derselben in seine Gewalt zu bringen; daran waren die benachbarten Holländer schuld, die mit England und Schweden einen Bund gegen ihn schlossen. Darum brütete Ludwig Rache. Mit einem großen Heere fiel er in Holland ein; unaufhaltsam drang er vorwärts; jetzt war „Holland in Nöthen". Aber die Holländer durchstachen die Dämme, welche an der Küste zum Schutze gegen die Meeresfluthen errichtet waren, setzten so ihr Land unter Wasser und hinderten die Franzosen am weitern Vordringen. Auch erhielten sie Bundesgenossen an Kaiser Leopold und vor allem an dem großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der ein geschworner Feind des französischen Wesens war. Als derselbe am Rhein gegen Ludwig kämpfte, brachen plötzlich die Schweden, vom französischen Könige dazu gereizt, in Brandenburg ein und hausten, wie sie es aus dem 30jährigen Kriege her gewöhnt waren. Da griffen die Bauern zu den Waffen, um gegen ihre Bedrücker zu kämpfen. Auf ihre Fahnen schrieben sie: „Wir sind Bauern von geringem Gut und dienen unserm Knn-fürsten mit unserm Blut." Kaum aber hörte Friedrich Wilhelm vor dem Einfall der Schweden, als er den Rhein verließ und in Eilmärschen seinem Lande zu Hilfe eilte. Bei Fehrbellin, nordwestlich von Berlin,

4. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 118

1880 - Halle : Anton
118 kam es im Jahre 1675 zur Schlacht. Der Kurfürst ritt einen Schimmel und war baburch weithin kenntlich. Darum richteten die Schweden alle ihre Geschütze auf ihn, und sein Leben war in höchster Gefahr. Da bat ihn fein Stallmeister Froben, der einen Braunen ritt, er möge das Pferb mit ihm tauschen, bcnn der Schimmel scheine sich vor dem Feuer zu scheuen. Ohne etwas babei zu benfen, ging Friedrich Wilhelm auf den Taufck ein, und Froben ritt mit dem Schimmel etwas abseits. Jetzt würde er das Ziel für die fchwebischen Geschosse, und balb sank er töbtlich getroffen zur Erbe. Da erst erkannte der Kurfürst die Treue seines Dieners, der mit seinem Leben das feine gerettet hatte. Herr Kurfürst Friedrich Wilhelm, der große Kriegesheld, Seht, wie er auf dein Schimmel vor den Geschützen hält! Das war ein rasches Reiten vom Rhein bis an den Rhin, (— Flüßchen Das war ein heißes Streiten am Tag von Fehrbellin! [bei Fehrbellin) Wollt ihr, ihr trotz'gen Schweden noch mehr vom deutschen Land? Was tragt ihr in die Marken den wüth'gen Kriegesbrand? Herr Ludwig von der Seine, der hat euch aufgehetzt, Daß Deutschland von der Peene zum Elsaß werd' zerfetzt. Doch nein, Graf Gustav Wrangel, hier steh' nun einmal still! Da kommt Herr Friedrich Wilhelm, der mit dir reben will. Gesellschaft aller Arten bringt er im raschen Ritt Sammt Fahnen und Stanbarten zur Unterhaltung mit. Nun seht ihn aus dem Schimmel, ein Kriegsgott ist es traun! Den Boben bort zum Tanze, den will er sich beschau'n. Und unter seinen Treuen, ba reitet hintenan, Zuletzt, doch nicht aus Scheuen, Stallmeister Froben an. Und wie Herr Wrangel brüben den Schimmel nun erblickt, Ruft er den Kanonieren: „Ihr Kinder, zielt geschickt! Der auf dem Schimmel sitzet, der große Kurfürst ist's; Nun bonnert und nun blitzet! Aus wen's geschieht, ihr wißt's. Die bonnern und die blitzen und zielen wohl nichts Schlechts, Und um den Herren fallen die Kugeln links und rechts. Und bicht und immer bichter schlägt in die Heeresreih'n Dort in des Schimmels Nähe der Kugelregen ein. „Um Gott, Herr Kurfürst, weichet!" Der Kurfürst hört es nicht, Es schaut sein Blick, der gleiche, dem Feind in's Angesicht. Der Schimmel möcht es ahnen, wem dieses Feuern gilt, Er steigt und schäumt im Zügel, er hebt sich scheu und tnilb. Die Herren alle bangen, boch sagt's ihm keiner an, Wär' boch nicht rückwärts gangen, der fürstlich große Mann. Da reitet vor den Fürsten Emannel Froben her: „Herr Kurfürst, Euer Schimmel, er scheut sich vor'm Gewehr; Das Thier zeigt seine Launen, Ihr bringt's nicht in's Gefecht; So nehmt nur meinen Braunen, ich reit's indeß zurecht." Der Herr schaut ihm herüber: „Es ist mein Lieblingsroß! Doch das verstehst bu besser, so reit es nur zum Troß!" Sie wechseln still; dann sprenget rasch ohne Gruß und Wort, Die Zügel lang verhänget, der wackre Froben fort. Und weit von feinem Herren hält er zu Rosse nun;

5. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 124

1880 - Halle : Anton
124 mischen und mährischen Bruder hervorgegangen. Der 30 jährige Krieg hatte ihnen unsägliche Trübsal und Verfolgung gebracht. Viele waren darum ausgewandert; die Zurückgebliebenen aber wurden fort und fort arg bedrückt. Nur heimlich konnten sie in ihren Häusern Gott in ihrer Weise dienen, und dabei schwebten sie in steter Todesgefahr. In solcher Noth wandten sich eine Anzahl Familien nach Sachsen; aus dem Gute des Grafen Zinzendorf in der Lausitz fanden sie Aufnahme; er wies ihnen den Hutberg bei Berthelsdorf als Wohnsitz an. Hier entstand nun im Jahre 1722 eine neue Gemeinde, die sich in frommem Glauben unter des Herrn Schutz stellte und darum den neuen Ort Herrnhut nannte. xvni. Friedrich der Kroße. i. Preußens Vorgeschichte. 1. Das Stammland des heutigen Königreichs Preußen ist die Mark Brandenburg (— das von der Havel und Spree durchflossene Land —). Ursprünglich war dieselbe ein Theil der Nordmark, die Heinrich l. und Otto l. den Slaven abgenommen hatten. Als Kaiser Karl Iv. durch ein Gesetz — die goldene Bulle — die Kaiserwahl regelte und dieselbe sieben Wahl- oder Kurfürsten übertrug, erhob er (— imiahre 1356 —) auch Brandenburg zum Kurfürstenthum. Im Jahre 1415 verlieh Kaiser Sieges mund dieses Kurfürstenthum dem Burggrafen von Nürnberg, Friedrich von Hohenzollern. Derselbe führte seinen Namen von der Burg Hohenzollern im heutigen Würtemberg, der Stammburg feines Geschlechts; er ist der Stammvater des jetzigen preußischen Königs- und deutschen Kaiserhauses. Im Jahre 1618 wurde mit dem Kurfürstenthum Brandenburg das Herzogthum Preußen an der Ostsee vereinigt. 2. Den Grund zu Preußens Größe legte der große Kurfürst Friedrich Wilhelm; er regierte von 1640 —1688. Seine Jugend und sein Regierungsantritt fiel noch in die stürmische Zeit des 30 jährigen Kriegs. Im westfälischen Frieden erhielt er einen Theil Pommerns. Um für künftige Kriege gerüstet zu sein, schuf er ein tüchtiges Heer. Dabei unterstützte ihn namentlich der afte Derfflinger. Derselbe war in seiner Jugend ein Schneidergesell. Er vertauschte aber die Nadel mit dem Schwert und hatte es nicht zu bereuen, denn durch seine Tapferkeit und militärische Tüchtigkeit stieg er bis zum Feldmarschall empor. Spötter wies er mit derben Worten zurecht. Einst fragte bei

6. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 126

1880 - Halle : Anton
126- Friedrichs Nachfolger war Friedrich Wilhelm 1. Im Gegensatz zu dem prunkliebenden Vater war er einfach und sparsam. Die prachtvollen Hoffeste kamen in Wegfall, und an Stelle der glänzenden Gastmähler trat einfache Hausmannskost. Die Juwelen und kostbaren Gerätschaften des Vaters verkaufte er; die Königin und ihre Töchter mußten häusliche Arbeiten verrichten. Tische, Bänke und Stühle in seinem Wohnzimmer waren von einfachem Holz; Polstersessel, Tapeten und Teppiche sah man nicht darin. Den Küchenzettel sah er selbst durch, um zu sparen, wo sich sparen ließ. So gelang es ihm, seinem Nachfolger eine gefüllte Kaffe von 9 Millionen Thaler zu hinterlassen. — Im Gegensatze zu den andern Fürsten, die die französische Liederlichkeit nur zu gern nachahmten, war er echt deutsch gesinnt; „ich will nicht französisch sein", sagte er. — Sein ganzes Wesen war rauh und streng. Von seinen Unterthanen verlangte er unbedingten Gehorsam. „Raisonnire er nicht," war seine Antwort, wenn ihm jemand etwas entgegnete, und wo ihm etwas mißfiel, schlug er wohl selbst mit dem Stocke drein. Ueber alles liebte er die Soldaten. Unablässig sorgte er für die Vermehrung und bessere Ausrüstung des Heeres; so brachte er es zuletzt bis auf 80000 Mann. „Der alte Defsauer" — Fürst Leopold von Deffau — exercirte es tüchtig ein und machte es zur besten Armee, die es damals gab. Für seine „lieben blauen Kinder" war ihm, der sonst so gern sparte, keine Ausgabe zu hoch. Die liebsten Soldaten aber waren ihm die „langen Kerle." Zu Potsdam hatte er ein Leibregiment, das aus lauter Riesen bestand. Aus allen Ländern Europa's suchte er sie sich zusammen; wer nicht gutwillig in sein Herr eintreten wollte, wurde — oft des Nachts — überfallen und mit Gewalt zum Soldaten gemacht. Fremde Fürsten, die sich ihm gefällig erweisen wollten, pflegten ihm solche vorzüglich große und schöne Menschen zum Geschenk zu machen. Von schwerer Krankheit genesen, kannte er keine größere Freude, als eine Abtheilung seines Riesenregimentes an seinem Bette vorbeimarschiren zu lasten. — Kunst und Wissens chast verachtete er, aber fromm und gottesfürchtig war er von Herzen. Ii. Friedrich der Große. 1. Wer durch Berlin wandert, trifft am Eingänge der Linden das herrliche Denkmal Friedrichs des Großen; da sieht er den „alten Fritz" auf edlem Streitrosse, den Arm in die Seite gestemmt, mit dem dreieckigen Hute und dem Königsmantel, mit dem Krückstab und den Degen, umgeben von seinen Feldherren und Generälen. Friedrich der Große, der Sohn Friedrich Wilhelms I, hat eine harte Jugendzeit durchlebt. Er war ganz anders geartet als sein Vater. Dieser war ein Franzosenfeind und sagte: „Wenn die Franzosen ein Dorf in Deutschland angreifen, so müßte der

7. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 61

1852 - Koblenz : Bädeker
Friedrichs Absetzung und Gegenkönige. Das Interregnum. 61 wich. Von hier aus versuchten sie zwar noch einmal nach Oesterreich vorzudringen, als aber ihnen dort ein großes christliches Heer unter dem Könige (Wenzel) von Böhmen und den Herzögen von Oesterreich und Kärnthen entgegentrat, kehrten sie zurück und räumten auch Un- garn auf die Nachricht von deni Tode ihres Groß-Khans. Nachdem Gregor Ix., fast 100 Jahre alt, gestorben, erhielt Friedrich einen noch heftigern Gegner in dessen zweitem Nachfolger, Innocenz Iv. Dieser sprach über den Kaiser, der dem Papste sein Land vorenthielt, zu Lyon, wohin er eine allgemeine Kirchenversamm- lung (1245) berufen hatte, auch die Absetzung aus und forderte die deutschen Fürsten zu einer neuen Wahl auf, ohne Rücksicht auf den schon früher zum römischen Könige gewählten zweiten Sohn Fried- rich's, Konrad. Aber fast nur geistliche Fürstelt wählten den (frühern Regenten für Konrad) Landgrafen Heinrich Raspe von Thü- ringen zum Gegenkönig (1246), und als dieser (schon 1247 auf der Wartburg) starb, erhoben die rheinischen Erzbischöfe im Einver- ständniß mit einigen weltlicheil Fürsteil eilten neuen Gegenkönig in der Person des (20jährigen) Grafen Wilhelm von Holland. Während Deutschland zwischen den beiden jungen Königen Konrad und Wilhelm getheilt war, setzte Friedrich betx Kampf gegen die Lombardell mit immer mehr abnehmendem Glücke fort bis zu seinem Tode 1250. 6. Konrad Iv. 1250—54. Wilhelm —1256. Konrad ging bald (gleich seinem Vater die Herrschaft in Ita- lien der in Deutschland vorziehend) nach Apulien, welches sein Bru- der Manfred als Statthalter gegen den Papst behauptet hatte. Hier starb er schon 1254, mit Hinterlassung eines zweijährigen Sohnes Konradin. Wilhelm von Holland blieb auf einem Zuge gegen die Westfriesen, die er ju einem Tribute zwingen wollte, mit seinem Pferde im Eise steckeil und ward von einigen Friesen, die ihn nicht kanntell, erschlagen. 8- 14- Das Interregnum 1237—1273. Da nach Wilhelm's Tode der Papst (Alexander Iv.) die - Wahl Konradin's bei Strafe des Bannes verboten und der Köllig Ottokar von Böhmen die ihm angebotene Krone abgelehnt hatte, so wählte ein Theil der bestochenen deutschen Fürsten den Grafen Richard von Cornwallis, Andere den König Alfons X. von Ca-

8. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 190

1852 - Koblenz : Bädeker
1810 Napoleon, von Josephine geschieden, heirathet Maria Louise, Erzherzogin von Oesterreich. 1810—22 Hardenberg, Staatskanzler in Preußen, bewirkt eine Um- gestaltung der Verwaltung. 1810 — 13 Größte Ausdehnung des französischen Kaiserreichs. 1812 Napoleon's Feldzug gegen Rußland. 1813 Der große Freiheitskampf der Verbündeten gegen Napoleon. 1813 Aufruf Friedrich Wilhelm's Ilk. an sein Volk und Heer. Landwehr und Landsturm in Preußen. Napoleon besiegt die Preußen und Russen bei Großgörfchen oder Lützen, dann bei Bauzeit und Wurschen. Waffenstillstand. Oe- sterreichs Theilnahme. Napoleon siegt noch bei Dresden, dagegen seine Feldherren geschlagen: Oudinot bei Großbee- ren von Büloiv, Macdonald bei Wahlstatt von Blücher, Vandamme bei Culm, Ney bei Dennewitz. Entschei- dung in der großen Völkerschlacht bei Leip- zig. Kampf bei Hanau. 1814 Einfall der Verbündeten in Frankreich. Blücher siegt bei la Rochiere und bei Laon. Einnahme von Paris. Na- poleon's Absetzung und Abreise nach Elba. 1815 Napoleon's Rückkehr und Herrschaft während der 100 Tage. — Der letzte Kampf der Verbündeten gegen Napo- leon. Blücher bei Ligny geschlagen, Ney kämpft ohne Erfolg bei Quatrebras. Wellington und Blücher ent- scheiden den Krieg bei Waterloo. Zweite Abdankung Napoleon's. — Der heilige Bund zwischen Rußland, Oesterreich und Preußen. — Der zweite Pariser Friede. (1817) Vereinigung der lutherischen und reformirten Kirche zu einer evangelischen. 1818 Der Monarchencongreß zu Aachen beschließt die Räu- mung Frankreichs. 1820 Schlußacte des deutschen Bundes. 1823 Provinziallandtage in Preußen eingeführt. 1830—31 Unruhen in Braunschweig, Sachsen, Hessen-Kassel, Han- nover. 1834 Der deutsche Zollverein. 1835-48 Ferdinand I., Kaiser von Oesterreich. 1837 Trennung Hannovers von England. 1840 Friedrich Wilhelm Iv., König von Preußen. 1847 Vereinigter Landtag in Preußen.

9. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 174

1852 - Koblenz : Bädeker
174 Friedrich Wilhelm Ii. Regenten seines Zeitalters übertraf, der redlichste Eifer für Beglückung seines Volkes, die reifliche Erwägung feiner Entwürfe und die Festigkeit im Beharren «uf einmal gefaßten Beschlüffen verließen ihn während seiner ^6jährigen Selbst- regierung nie, doch waren zuweilen die Mittel zum Zwecke nicht die rechten und der Erfolg nicht immer der gewünschte. Das Glück des Familienlebens gänzlich entbehrend, fand Friedrich in seinen Mußestunden das edelste Vergnügen in dem Umgänge mit geistreichen, unterrichteten Männern und in der Beschäftigung mit Dichtkunst. Musik und mit den Wissenschaften, vorzüglich mit der Philosophie und Geschichte. Seine Vorliebe für die französische Sprache und Litteratur kann bei dem schlechten Zustande der deutschen Litteratur in seiner Bildungszeit nicht aus- fallend sein. Bei seinem Tode 17. August 1786 hiuterließ er seinem Neffen Friedrich Wilhelm Ii. ein Reich, welches er um Schlesien, die Grasschaft Ostfriesland (nach dem Tode des letzten Grasen 1744, zufolge einer Erbbelehnung von 1694) und Westprenßen vermehrt und in die Reihe der größern Mächte Europas erhoben hatte (mit 6 Millionen Einwohnern, einem Schatze von 72 Millionen und einem Heere von 200,000 Mann). Seit der Erwerburlg Westpreußens hatte er den bisherigen Titel eiiles Königs in Preußen in den eines Königs von Preußen verwandelt. 4) Friedrich Wilhelm Ii. 1786—1797 nahm persönlichen Antheil an dem Kriege der ersten Coalition gegen Frankreich s. S. 129 f. so wie an dem Kriege gegen Polen s. S. 132 f. Der erste kostete ihm seine Besitzungen auf dem linken Rheinufer s. S. 130, in dem zweiten gewann er außer Danzig und Thorn neue Theile von Polen, woraus Südpreußen diesseits der Weichsel und Neu-Ostpreu- ßen jenseits der Weichsel gebildet wurde, nur ein kleines Stück kam zu Schlesien. Auch erhielt er die Fürstenthümer Ansbach und Bai- reuth, welche der letzte brandenburgische Markgraf in Franken (1792) der Kurlinie gegen eine Rente überließ. Das von Friedrich Ii. schon entworfene „allgemeine Landrecht" ward vollendet (1794). Sein Sohn 5) Friedrich Wilhelm Iii. 1797—1840 suchte durch Auf- rechthaltung des Friedens die Hülfsquellen des Staates zu vernieh- ren, namentlich den erschöpften Finanzen aufzuhelfen und beharrte da- her auf einer strengen Neutralität bis im I. 1805 Bernadotte durch das neutrale preußische Gebiet, nämlich durch Ansbach dem Haupt- heere Napoleon's zu Hülfe zog. Doch erst die persönliche Anwesen- heit des Kaisers Alexander in Berlin gab den Ansschlag und ver- anlaßte den König dem Bunde gegen Frankreich beizutreten. Aber

10. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 51

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 51 — mächtigsten Fürsten Europas, Friedrich Barbarossa, Richard Löwenherz von England und Philipp Ii. König von Frankreich, schlossen sich der Bewegung an und unternahmen den dritten Kreuzzug (1189—1192). Nachdem Friedrich für die Angelegenheiten Deutschlands Sorge getragen und seinem Sohne Heinrich die Reichsverwesung übergeben hatte, zog er mit hundertundfünszigtansend Mann von Regensburg aus durch Ungarn und Griechenland, wo er viel mit den Ränken des Kaisers Isaak Angelus zu kämpfen hatte, bis er ihn endlich zwang, ihm Schiffe behufs der Ueberfahrt zu geben. In Asien hatten die Christen mit der größten Noth und mit Mangel an Lebensmitteln zu kämpfen, während die Seldschncken sie unablässig angriffen, bis sie nach Selencia und Cilicien gelangten, wo sie ausruhten. Als das Kreuzheer von hier aufbrach und über den Fluß Calykadnns (jetzt Seleph), an welchem jene Stadt liegt, setzten, sprengte der Kaiser, da ihm der Zug über die schmale Brücke zu lange dauerte, und er zu seinem Sohne Friedrich, der den Vortrab führte, zu gelangen wünschte, in den Fluß; aber die Wellen desselben rissen ihn fort, und die ©einigen, die ihm zur Hilfe kamen, brachten nur seinen entseelten Leichnam ans Land. So starb Friedrich, siebenzig Jahre alt, 1190. Groß war die Verzweiflung des Heeres. Viele kehrten nach Hause zurück, die Anderen zogen nach Antiochien weiter, wo man den Leichnam begrub*), und von da nach Ptolemais (Akkon, St. Jean d'acre), das man damals belagerte. Vor dieser Stadt starb auch Friedrich von Schwaben, des Kaisers Sohn, nachdem er den deutschen Ritterorden gestiftet hatte, dessen Aufgabe es war, neben den beiden anderen zur Zeit der Kreuzzüge gestifteten Orden, den Johannitern und Tempelherrn, die Pilger zu schützen und zu verpflegen. Richard Löwenherz und Philipp August belagerten Ptolemais noch weiter und eroberten es endlich; sie zogen dann weiter nach Jerusalem, konnten es aber nicht in ihre Gewalt Bringen und Richard, der zuletzt noch allein den Krieg fortsetzte, mußte sich mit einem Waffenstillstände begnügen, laut welchem den Christen die Wallfahrten dorthin gestattet und ihnen ein Strich Landes an der Küste eingeräumt wurde. *) Nach Einigen nur die Eingeweide und das Gehirn, den übrigen Körper in Tyrus. 4*
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