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eben so öffentlich widersprochen, und die Päpste spra-
chen den Kirchenbann gegen diese beiden Männer, und
gegen Jeden aus, der ihren Lehren Beifall gäbe, oder
gar sie vertheidigte; dieß hinderte aber nicht, daß die
neue Lehre dennoch Beifall erhielt, besonders da die
Meinungen Zwingli's durch einen gelehrten, in Genf
lebenden französischen Theologen, Calvin *), in ein
zusammenhangendes Gedanken-System gebracht wurden.
Luther's Lehren fanden Beifall in dem mittleren und
nördlichen Deutschland, in Dänemark, Norwegen und
Schweden; Calvin's Lehren fanden Beifall in einem
Theile der Schweiz, in Frankreich und in dem nördli-
chen Theile der Niederlande. Ja, es kam auch in
Kurzem dahin, daß in England durch den König Hein-
rich Vim. und durch den Bischof Cranmer ein ähn-
liches Glaubens-System eingeführt wurde.
Die Sache endigte sich damit, daß, Frankreich
ausgenommen, die Regenten und die Völker der ge-
nannten Länder von dem Jahre 1526 an, öffentlich
erklärten, sie hielten viele Sätze des päpstlichen oder
katholischen Glaubens-Systems für Irrthum, sie be-
trachteten viele Gebräuche der katholischen Kirche für
zweckwidrig, und könnten überhaupt die Verordnungen
der Päpste und die Aussprüche der Kirchenversamm-
lungen nicht für göttliche Verordnungen und Aussprüche
erkennen. Sie entsagten somit allem Gehorsam gegen
den Papst und gegen die von ihm veranstalteten Kir-
chenversammlungen.
Diese große Begebenheit veranlaßte nun zwar so-
gar Kriege, allein die Sache konnte auch durch Kriege
nicht wieder rückgängig gemacht werden. Seit dem
Ende des letzten dieser Kriege, welcher der dreißigjährige
genannt wird, und mit dem westphälischen Frieden i. I.
1648 endigte, ist in Europa wegen dieser Angelegenheit
’) Geboren 1509/ gestorben 1554.
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Extrahierte Personennamen: Calvin
Extrahierte Ortsnamen: Genf Deutschland Dänemark Norwegen Schweden Schweiz Frankreich Niederlande England König_Hein- Frankreich Europa
74
stalte n.
ein Sohn Philipps V. in Spanien wurde als Fer-
dinand Iv. König von beiden Sicilien.
Die Periode der französischen Revolution erhielt
ebenfalls großen Einfluß auf diese Königreiche, da Fer-
dinand Iv. sich in dem Jahre 1793 gegen Frankreich
verbündete. Frankreich siegte i. Z. 1796 in Ztalien
und machte Frieden mit Neapel. Zm I. 1798 aber
erneuerte sich der Krieg in Ztalien, und Neapel wurde
in Folge desselben durch die Directoren in Frankreich
zur parthenopischen Republik erklärt. Der König begab
sich nach Sicilien, hierauf wieder nach Neapel, weil die
Herrschaft der Franzosen in Ztalien durch russische und
österreichische Heere schon in dem darauf folgenden
Zahre wieder geendiget wurde. Als aber i. Z. 1809
dieser Staat abermals Parthei gegen Frankreich nahm,
so sendete der Kaiser Napoleon ein Heer dahin, und
dessen Bruder Zoseph wurde als König eingesetzt. Fer-
dinand Iv. flüchtete abermals mit seinem Hofe nach
Sicilien und wurde daselbst durch englische Flotten be-
schützt. Bald darauf wurde Zoseph auf den spanischen
Thron berufen, und Napoleon's Schwager, Zoachim
Murat, wurde König in Neapel. Dieser behielt den
Thron bis 1815, wo er, durch österreichische Truppen
geschlagen, flüchtete und die Negierung dem Könige
Ferdinand abermals überlassen mußte. Dieser ließ den
König Zoachim, der als Abentheurer das Land betrat
und ergriffen wurde, nach Kriegsmanier erschießen. Der
ehemalige Zustand stellte sich nun wieder her, und eine
Revolution, durch welche das Land i. Z. 1820 eine
Constitution erhalten sollte, mißlang, da eine österreich-
ische Armee nach unbedeutendem Widerstände einmar-
schirte und die sogenannte absolute Regierung wieder
herstellte.
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Extrahierte Personennamen: Philipps_V. Philipps_V. Napoleon Zoachim
Murat Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Sicilien Frankreich Frankreich Neapel Neapel Frankreich Sicilien Neapel Frankreich Sicilien Neapel
Die Schweiz.
167
gelegeiiheiten aber werden auf einer gemeinschaftlichen
Versammlung, die „Tagsahung" genannt, beschlossen.
Als Vermittler und Bürge zur Erhaltung dieser Ver-
fassung wurde Frankreichs Regent anerkannt.
Im I. 1814, in welchem Napoleons System
überall umgestürzt wurde, geschah etwas dieser Art
auch in der Schweiz. Zwar beschloß der Monarchen-
Congreß zu Wien, diese 22 Cantone bestehen zu lassen,
allein in der Regierungart wurde zum Vortheil der
Aristokraten Manches dem ehemaligen Zustande wieder
ähnlich gemacht.
Burgund.
Der Name Burgund ist zu verschiedenen Zeiten
verschiedenen Ländern gegeben worden. — Zuerst be-
zeichnete er einen Distrikt an der Saonue in Frankreich,
der seinen Namen von den Burgundern erhielt, die
während der Völkerwanderung Deutschland verließen
und dort ein Königreich errichteten. Unter ihrem vier-
ten Könige Gundemar, welcher von Chlodowig im
I. 520 geschlagen wurde, hörten sie auf, selbständig zu
seyn, und das Land ward ein Theil der fränkischen
Monarchie. Der Theil desselben, der westlich von
der Saonne liegt, hat noch lange Zeit das Herzogthum
Burgund, der Theil östlich von der Saonne aber die
Grafschaft Burgund geheißen.
Als gegen das Ende des neunten Jahrhunderts
das Reich des Lothar, d. h. der Theil der fränkischen
Monarchie, welchen Lothar i. I. 843 erhalten hatte,
getheilt wurde, erhielten die Länder, welche gegenwärtig
die Schweiz, Savoyen und einen Theil des südöstlichen
Frankreich ausmachen, den Namen: das Königreich
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94
Deutschland.
Wratislav's Nachfolger überging, denn die Beherrscher
dieses Landes führen erst seit 1223, wo unter dem
Kaiser Friedrich 1!. Wenzel Ottokar 1. durch den Erz-
bischof von Mainz gekrönt wurde, den Namen: Könige
ununterbrochen.
Oft aber waren diese genannten Slawen - Lander
unter einem einzigen Fürsten vereiniget und bildeten
einen mächtigen Staat, der, wie es den Königen be-
liebte, Freund oder Feind von Deutschland war. Es
war ein Wahl-Königreich. Im vierzehnten Jahrhun-
derte fügte es sich, daß sowohl die Böhmen als auch
die Deutschen zu ihren Königen Grafen von Luxem-
burg wählten. Hierdurch geschah, daß Böhmen und
die anderen Slawen-Länder Mähren, Lausitz und Schle-
sien zu Theilen des deutschen Reiches erklärt, jedoch mit
demselben nicht so genau verbunden wurden, als es die
übrigen Länder Deutschlands waren. Der Monarch von
Böhmen war abhängig undunabhängig von Deutschland,
je nachdem er es wollte. Nachdem nun im Laufe der
Zeiten die Erzherzoge Oesterreichs Könige der Deutschen
und Kaiser von Glied zu Glied wurden, aber auch die
böhmische Krone fast eben so ununterbrochen und später-
hin sogar wirklich ununterbrochen empfingen, und seit
Ferdinand J. im sechszehnten Jahrhunderte sogar auch
die Königskrone des Slawen-Landes Ungarn trugen,
so erhielten die Monarchen Oesterreichs zwar nicht
durch ihre Rechte als Monarchen der Deutschen, wohl
aber durch ihre Macht als Könige dieser herrlichen
Slawen-Länder, einen ganz entscheidenden Einfluß auf
alle Angelegenheiten der Deutschen.
Mit den Päpsten waren die Könige der Deutschen
nicht nur als Christen und als christliche Monarchen
in Berührung, sondern sie kamen in das engste Ver-
hältniß zu ihnen durch die Ernennung Karls des Großen
zum römischen Kaiser. Der Papst, der Senat und
das Volk in Rom hatten diese Würde geschaffen und
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Wenzel_Ottokar Ottokar Ferdinand_J. Ferdinand Karls
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Mainz Deutschland Deutschlands Deutschland Oesterreichs Oesterreichs Rom
162
Die Niederlande.
Regierung höchst unzufrieden waren und mehrmals
wiederholte Vorstellungen um Abhülfe der Beschwerden
ohne Erfolg gethan hatten, so kam es i. I. 1572 zu
Aufstand und Blutscenen, und i. I. 1579 wurde die
Utrechter Union geschlossen, in welcher man festsetzte,
die spanische Regierung gar nicht mehr anzuerkennen.
Ein förmlicher Krieg war nun unvermeidlich. Die
Niederlande widerstanden anfangs mit vereinigten Kräf-
ten; da aber die zehn südlichen Provinzen den katho-
lischen Glauben behielten und sich insofern nicht über
die spanische Negierung beschwerten, so erklärten sie bald
darauf ihre Bereitwilligkeit, sich wieder zu unterwerfen.
Die Fortsetzung des Krieges blieb nun den sieben nörd-
lichen Provinzen allein überlassen. Dieses kleine Land
führte denselben aber so geschickt und mit solcher Aus-
dauer, daß Philipp Hi., der Nachfolger Philipps Ii.,
demselben i. Z. 1.609 einen Waffenstillstand zugestehen
mußte und es auf diese Art beinahe schon als selb-
ständigen Staat anerkannte.
Es hatte indessen der dreißigjährige Krieg in
Deutschland angefangen, in welchen sich der König von
Spanien ebenfalls mischte. Auch die niederländischen ver-
einigten Provinzen, welche fürchteten, daß ihre Religion-
form unterdrückt werden würde, wenn in Deutschland der
Protestantismus unterläge, waren zur Fortsetzung der
Waffen geneigt. So fing also ihr Krieg mit Spanien
im Jahre 1621, welches als Ende des Waffenstill-
standes festgesetzt gewesen war, wieder an. Er ging
erst mit dem Ende des dreißigjährigen Krieges zu Ende,
und Spanien und alle Staaten Europas erkannten in
dem westphälischen Frieden diese sieben Provinzen als
einen selbständigen Staat, unter dem Namen der „Re-
publik der vereinigten Staaten", an.
Die zehn südlichen Provinzen wurden nun die
katholischen, auch die spanischen Niederlande, genannt
und blieben bei Spanien bis zu dem Tode Karls 0.
Í
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Extrahierte Personennamen: Philipp_Hi Philipp Philipps Philipps Karls
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Deutschland Spanien Deutschland Spanien Spanien Europas Spanien Karls