Friedrichs Absetzung und Gegenkönige. Das Interregnum. 61
wich. Von hier aus versuchten sie zwar noch einmal nach Oesterreich
vorzudringen, als aber ihnen dort ein großes christliches Heer unter
dem Könige (Wenzel) von Böhmen und den Herzögen von Oesterreich
und Kärnthen entgegentrat, kehrten sie zurück und räumten auch Un-
garn auf die Nachricht von deni Tode ihres Groß-Khans.
Nachdem Gregor Ix., fast 100 Jahre alt, gestorben, erhielt
Friedrich einen noch heftigern Gegner in dessen zweitem Nachfolger,
Innocenz Iv. Dieser sprach über den Kaiser, der dem Papste sein
Land vorenthielt, zu Lyon, wohin er eine allgemeine Kirchenversamm-
lung (1245) berufen hatte, auch die Absetzung aus und forderte die
deutschen Fürsten zu einer neuen Wahl auf, ohne Rücksicht auf den
schon früher zum römischen Könige gewählten zweiten Sohn Fried-
rich's, Konrad. Aber fast nur geistliche Fürstelt wählten den (frühern
Regenten für Konrad) Landgrafen Heinrich Raspe von Thü-
ringen zum Gegenkönig (1246), und als dieser (schon 1247 auf
der Wartburg) starb, erhoben die rheinischen Erzbischöfe im Einver-
ständniß mit einigen weltlicheil Fürsteil eilten neuen Gegenkönig in
der Person des (20jährigen) Grafen Wilhelm von Holland.
Während Deutschland zwischen den beiden jungen Königen Konrad
und Wilhelm getheilt war, setzte Friedrich betx Kampf gegen die
Lombardell mit immer mehr abnehmendem Glücke fort bis zu seinem
Tode 1250.
6. Konrad Iv. 1250—54. Wilhelm —1256.
Konrad ging bald (gleich seinem Vater die Herrschaft in Ita-
lien der in Deutschland vorziehend) nach Apulien, welches sein Bru-
der Manfred als Statthalter gegen den Papst behauptet hatte. Hier
starb er schon 1254, mit Hinterlassung eines zweijährigen Sohnes
Konradin. Wilhelm von Holland blieb auf einem Zuge gegen die
Westfriesen, die er ju einem Tribute zwingen wollte, mit seinem
Pferde im Eise steckeil und ward von einigen Friesen, die ihn nicht
kanntell, erschlagen.
8- 14-
Das Interregnum 1237—1273.
Da nach Wilhelm's Tode der Papst (Alexander Iv.) die - Wahl
Konradin's bei Strafe des Bannes verboten und der Köllig Ottokar
von Böhmen die ihm angebotene Krone abgelehnt hatte, so wählte
ein Theil der bestochenen deutschen Fürsten den Grafen Richard
von Cornwallis, Andere den König Alfons X. von Ca-
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Gregor_Ix. Gregor_Ix. Friedrich Friedrich Innocenz_Iv Innocenz Konrad Konrad Konrad) Konrad Heinrich_Raspe_von_Thü- Heinrich Wilhelm Konrad Konrad Wilhelm Friedrich_betx Friedrich Konrad_Iv Konrad Wilhelm Konrad Manfred Konradin Wilhelm Alexander_Iv. Alexander_Iv. Ottokar
von_Böhmen Ottokar Richard
von_Cornwallis Alfons_X
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Oesterreich Oesterreich Lyon Wartburg Holland Deutschland Ita- Deutschland Apulien Holland
1810 Napoleon, von Josephine geschieden, heirathet Maria Louise,
Erzherzogin von Oesterreich.
1810—22 Hardenberg, Staatskanzler in Preußen, bewirkt eine Um-
gestaltung der Verwaltung.
1810 — 13 Größte Ausdehnung des französischen Kaiserreichs.
1812 Napoleon's Feldzug gegen Rußland.
1813 Der große Freiheitskampf der Verbündeten gegen
Napoleon.
1813 Aufruf Friedrich Wilhelm's Ilk. an sein Volk und Heer.
Landwehr und Landsturm in Preußen. Napoleon besiegt
die Preußen und Russen bei Großgörfchen oder Lützen,
dann bei Bauzeit und Wurschen. Waffenstillstand. Oe-
sterreichs Theilnahme. Napoleon siegt noch bei Dresden,
dagegen seine Feldherren geschlagen: Oudinot bei Großbee-
ren von Büloiv, Macdonald bei Wahlstatt von Blücher,
Vandamme bei Culm, Ney bei Dennewitz. Entschei-
dung in der großen Völkerschlacht bei Leip-
zig. Kampf bei Hanau.
1814 Einfall der Verbündeten in Frankreich. Blücher siegt bei
la Rochiere und bei Laon. Einnahme von Paris. Na-
poleon's Absetzung und Abreise nach Elba.
1815 Napoleon's Rückkehr und Herrschaft während der 100
Tage.
— Der letzte Kampf der Verbündeten gegen Napo-
leon. Blücher bei Ligny geschlagen, Ney kämpft ohne
Erfolg bei Quatrebras. Wellington und Blücher ent-
scheiden den Krieg bei Waterloo. Zweite Abdankung
Napoleon's.
— Der heilige Bund zwischen Rußland, Oesterreich und
Preußen.
— Der zweite Pariser Friede.
(1817) Vereinigung der lutherischen und reformirten Kirche zu
einer evangelischen.
1818 Der Monarchencongreß zu Aachen beschließt die Räu-
mung Frankreichs.
1820 Schlußacte des deutschen Bundes.
1823 Provinziallandtage in Preußen eingeführt.
1830—31 Unruhen in Braunschweig, Sachsen, Hessen-Kassel, Han-
nover.
1834 Der deutsche Zollverein.
1835-48 Ferdinand I., Kaiser von Oesterreich.
1837 Trennung Hannovers von England.
1840 Friedrich Wilhelm Iv., König von Preußen.
1847 Vereinigter Landtag in Preußen.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Josephine Maria_Louise Maria Hardenberg Napoleon Friedrich_Wilhelm's_Ilk Friedrich Napoleon Napoleon Macdonald Ferdinand_I. Ferdinand_I. Friedrich_Wilhelm_Iv. Friedrich Wilhelm_Iv.
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Dresden Leip- Hanau Frankreich Laon Paris Elba Wellington Oesterreich Aachen Frankreichs Braunschweig Sachsen Hessen-Kassel Oesterreich England
174
Friedrich Wilhelm Ii.
Regenten seines Zeitalters übertraf, der redlichste Eifer für Beglückung seines
Volkes, die reifliche Erwägung feiner Entwürfe und die Festigkeit im Beharren
«uf einmal gefaßten Beschlüffen verließen ihn während seiner ^6jährigen Selbst-
regierung nie, doch waren zuweilen die Mittel zum Zwecke nicht die rechten und
der Erfolg nicht immer der gewünschte. Das Glück des Familienlebens gänzlich
entbehrend, fand Friedrich in seinen Mußestunden das edelste Vergnügen in dem
Umgänge mit geistreichen, unterrichteten Männern und in der Beschäftigung mit
Dichtkunst. Musik und mit den Wissenschaften, vorzüglich mit der Philosophie und
Geschichte. Seine Vorliebe für die französische Sprache und Litteratur kann bei
dem schlechten Zustande der deutschen Litteratur in seiner Bildungszeit nicht aus-
fallend sein.
Bei seinem Tode 17. August 1786 hiuterließ er seinem Neffen
Friedrich Wilhelm Ii. ein Reich, welches er um Schlesien, die
Grasschaft Ostfriesland (nach dem Tode des letzten Grasen 1744,
zufolge einer Erbbelehnung von 1694) und Westprenßen vermehrt und
in die Reihe der größern Mächte Europas erhoben hatte (mit 6
Millionen Einwohnern, einem Schatze von 72 Millionen und einem
Heere von 200,000 Mann). Seit der Erwerburlg Westpreußens
hatte er den bisherigen Titel eiiles Königs in Preußen in den eines
Königs von Preußen verwandelt.
4) Friedrich Wilhelm Ii. 1786—1797 nahm persönlichen
Antheil an dem Kriege der ersten Coalition gegen Frankreich s. S.
129 f. so wie an dem Kriege gegen Polen s. S. 132 f. Der erste
kostete ihm seine Besitzungen auf dem linken Rheinufer s. S. 130,
in dem zweiten gewann er außer Danzig und Thorn neue Theile von
Polen, woraus Südpreußen diesseits der Weichsel und Neu-Ostpreu-
ßen jenseits der Weichsel gebildet wurde, nur ein kleines Stück kam
zu Schlesien. Auch erhielt er die Fürstenthümer Ansbach und Bai-
reuth, welche der letzte brandenburgische Markgraf in Franken (1792)
der Kurlinie gegen eine Rente überließ. Das von Friedrich Ii. schon
entworfene „allgemeine Landrecht" ward vollendet (1794). Sein
Sohn
5) Friedrich Wilhelm Iii. 1797—1840 suchte durch Auf-
rechthaltung des Friedens die Hülfsquellen des Staates zu vernieh-
ren, namentlich den erschöpften Finanzen aufzuhelfen und beharrte da-
her auf einer strengen Neutralität bis im I. 1805 Bernadotte durch
das neutrale preußische Gebiet, nämlich durch Ansbach dem Haupt-
heere Napoleon's zu Hülfe zog. Doch erst die persönliche Anwesen-
heit des Kaisers Alexander in Berlin gab den Ansschlag und ver-
anlaßte den König dem Bunde gegen Frankreich beizutreten. Aber
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— 52 —
Das Volk in Deutschland konnte sich, als die Nachricht vom Tode Friedrichs dorthin gelangte, gar nicht an den Gedanken gewöhnen, daß er gestorben sei, und es verbreitete sich die Sage, die sich bis in die neueste Zeit fortgepflanzt hat, der Kaiser sitze im tiefsten Schlafe im Kyffhänser Berge in der goldenen Aue in Thüringen, an einem steinernen Tisch, durch den sein Bart gewachsen sei. Raben umkreisten den Gipfel des Berges; wenn ein Adler sie verscheucht, werde Barbarossa in Waffenrüstung herauskommen und die alte Herrlichkeit und den Glanz des Reiches wiederherstellen. Was der fromme Glaube des Volkes dunkel geahnt und in einem Bilde ausgedrückt hat, das ist in neuester Zeit in herrlicher Weise erfüllt worden.*)
§. 12. Rudolph von Habsburg.
(1273—1291.)
Unter den Hohenstaufen zeichnete sich außer Friedrich Barbarossa noch sein Enkel Friedrich Ii. (1215—1250) aus, dessen Regierungszeit jedoch für Deutschland weniger heilbringend war, da sie mit widerwärtigen Kämpfen mit dem Papste und den Lombarden ausgefüllt ist; auch er machte einen Kreuzzug. Das Geschlecht der Hohenstaufen ging mit Friedrichs Ii. Enkel, Conradin von Schwaben, unter, der einen vergeblichen Zug nach Italien machte, um seine Erblande Neapel und Sicilieu zu erobern, die Carl von Anjou, ein französischer Prinz, vom Papste empfangen hatte. In einer Schlacht besiegt und gefangen genommen, wurde er vor Gericht gestellt, verurtheilt und auf dem Markte zu Neapel 1268 hingerichtet. In Deutschland war inzwischen eine traurige Zeit; das kaiserliche Ansehen war so gesunken, daß kein deutscher Fürst die Krone anzunehmen Lust hatte und die Wahlfürsten dieselbe Ausländern, wie einem spanischen und englischen Prinzen antrugen, die indeß nur von einem Theile des Volkes anerkannt wurden und keine Wirksamkeit im Reiche ausüben konnten. Man nennt diese ganze Zeit vom Tode Wilhelms von Holland (1256) an bis zur Wahl eines allgemein aner-kanntenoberhauptes(1273)dasjnterregnnm. Während desselben herrschte
*) Man hat ganz kürzlich nachzuweisen versucht, daß diese Sage sich ursprünglich an die Person Friedrich Ii. (-j-isso) angeknüpft habe.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Friedrichs Schwaben Italien Neapel Neapel Deutschland Holland
— 46 —
§. 11. Friedrich I. Barbarossa.
(1152—1190.)
Im Jahre 1138 bestieg Conrad Iil den deutschen Kaiserthron und mit ihm beginnt das Haus der Hohenstaufen, das ein Jahrhundert lang Deutschland beherrschte. Einer der hervorragendsten Kaiser aus demselben ist Friedrich I., wegen seines röthlichen Bartes von den Italienern Barbarossa, d. H. Rothbart, genannt; er war der Neffe Conrads und, als er zur Regierung gelangte, dreißig Jahre alt. Leider hat Friedrich seine Kraft weniger dem deutschen Vaterlands, als der Unterwerfung Italiens zugewendet und durch wiederholte Züge dorthin Deutschlands Macht zersplittert; nichts desto weniger steht er groß in der Geschichte da, und an seinen Namen knüpft sich beim Volke die Vorstellung von der höchsten Machtentwickelung Deutschlands.
Die Städte Oberitaliens hatten damals durch Handel und Gewerbfleiß eine hohe Blüthe erlangt, und der Wohlstand, der in ihnen herrschte, erzeugte einen lebhaften Freiheitssinn, der noch durch die Lehren Arnolds von Brescia genährt wurde. Dieser Mann predigte nicht nur heftig gegen den weltlichen Besitz der Geistlichkeit, sondern er erstrebte auch die Wiederherstellung der republikanischen Verfassungen des Alterthums und hatte die Römer bewogen, den Papst zu vertreiben. Die lombardischen Städte griffen diese Lehre begierig auf und machten sich allmählich von der kaiserlichen Oberhoheit, die sie bisher anerkannt hatten, frei, so daß dieselben nur noch dem Namen nach bestand. An der Spitze dieser Städte stand Mailand.
Friedrich beschloß, den Trotz der Städte zu brechen und die kaiserliche Macht wieder herzustellen. Zu dem Ende machte er wiederholte Züge nach Italien*), deren man im Ganzen sechs zählt, und aus denen wir die wichtigsten hervorheben wollen. Der erste Zug fällt ins Jahr 1154; er berief die Abgesandten der italienischen Städte auf die roncalifche Ebene zwischen Cremona und Piacenza; die meisten Städte gehorchten und schickten Abgeordnete zur Versammlung. Friedrich ließ sich von ihnen huldigen und bestrafte
*) Mau nennt diese Züge Römerzüge.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Conrad_Iil Friedrich_I. Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa H._Rothbart Conrads Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italiens Deutschlands Deutschlands Brescia Mailand Cremona Piacenza
44
die Schnecke alt geworden, so schließt sie ihre Thür wohl noch einmal,
öffnet sie aber nicht wieder. Das Häuschen ist jetzt ihr Sarg, zu
dem sie sich selber den Deckel bereitet. Hier verwest sie. Es fließt
ein dunkles Wasser aus dem Gehäuse, das tröpfelt in die Erde. Die
Wurzeln der Blumen trinken es, oder es verdunstet, steigt hinauf in
die Wolken und fällt im Regen wieder herab auf den grünen Rasen-
So wird die Schnecke wieder zur Blume. Ihr Häuschen dient kleinen
Käfern zur Wohnung oder Kindern zum Spielzeug, bis es zerbricht
und wieder zur Erde wird, davon es genommen ist.
6. Vergleichung der Regenwürmer mit den
Schnecken.
Die Regenwürmer sind länger als die Schnecken; diese hingegen
sind dicker als jene. Die Schnecken haben Fühlhörner, welche den
Regenwürmern fehlen. Die Regenwürmer leben in der Erde; die
Schnecken halten sich gewöhnlich auf der Erde auf. Die Haut der
Regenwürmer ist geringelt; das ist bei den Schnecken nicht der Fall-
Die Regenwürmer haben einen Kopf und einen länglichen Leib,
die Schnecken ebenfalls. Die Regenwürmer und die Schnecken haben
in ihrem Körper kein Knochengerüst; auch haben sie keine Beine
und keine Flügel. Sie kriechen und heißen Würmer.
Alle Thiere, welche keine Knochen, keine Flügel und keine
Füsse haben und kriechen, nennt man Würmer.
Alle Würmer zusammen bilden wieder eine Klasse von Thieren.
Welche Dinge in dem Garten sind Thiere? — Welche sind
hei ne Thiere? — Welche von den genannten Thieren sind
Würmer? — Welche sind keine Würmer? —
7. Der Maikäfer.
Braun, schwarz, roth, glänzend, gefleckt, hakig, geflügelt, gegliedert,
unbeholfen, gefräßig, schädlich.
Der vraune, geflügelte und gefräßige Maikäfer, die braunen geflü-
gelten und gefräßigen Maikäfer; der schwarze, geschliffene und warme
Ofen, die schwarzen, geschliffenen und warmen Ofen u. s. w.
Steigere diese Eigenschaftswörter!
Der Maikäfer ist ein rechter Nimmersatt! Den ganzen Tag
lang nagt er mit seinen gebogenen Freßzangen an den weichen,
frischen Blättern der jungbelaubten Bäume. Mit seinen hakigen,
gegliederten Füßen hängt er am Zweige, wie eine Klette. Er
muß sich wohl festhalten, denn er ist sehr unbeholfen und plumpt leicht
herunter, wenn man den Baum schüttelt. Wenn es viele Maikäfer
giebt, so geht es unsern Obstbäumen gar schlimm. Diese haben wir
eigentlich für uns gepflanzt, aber die Maikäfer thun, als wären sie
nur ihretwegen da. Was sie an weichem Laube vorfinden, wird
unbarmherzig abgefreffcn. Noch ehe acht Tage vergehen, stehen ganze
Obstgärten entlaubt da. An eine gute Obsternte ist dann natürlich
nicht zu denken. Das beste Mittel, die Maikäfer unschädlich zu machen,
— Ad —
darin, daß man sie des Morgens, wenn sie vom Thau erstarrt
imd, von den Bäumen schüttelt und in Gruben mit heißem Wasser tödtet.
Haben die Maikäfer 8 bis 14 Tage herumgeschwärmt und Laub
^fressen, so graben sich die Weibchen einige Zoll tief in die Erde,
legen dort ihre Eier und sterben bald nachher. Nach 4 bis 6 Wochen
schlüpfen aus diesen Eiern kleine, wurmartige Thierchen, die man
Engerlinge nennt. Sie sind, wie die Maikäfer, äußerst gefräßig
und nähren sich von zarten Wurzeln. Im Herbste gehen sie tiefer
ln die Erde und schlummern darin, bis die Frühlingssonne den Boden
Wieder erwärmt und die Pflanzen zum neuen Wachsthum antreibt.
Mittlerweile haben sie ihr altes Röllchen, das ihnen zu enge geworden
lunr, abgelegt und ein neues bekommen. Der verjüngte Engerling
steigt nun wieder in die Höhe und fällt mit großer Begierde über die
Wanzenwurzeln her. Die Gewächse leiden dadurch sehr und lasten
^aurig die Köpfe hangen, wenn der Regen lange auf sich warten läßt,
^er Landmann ist darum den Engerlingen eben so wenig hold, wie
uer Gärtner den Maikäfern. Er vertilgt sie, wo er nur kann.
So treiben die Engerlinge ihr Wesen 3 bis 4 Jahre lang in der
Erde. Alsdann streifen sie noch einmal ihre Haut ab; aber diesmal
8eht nicht ein Engerling daraus hervor, sondern eine Puppe. Nach
4 bis 8 Wochen wird auch diese neue Hülle wieder gesprengt, und
erscheint endlich der vollkommene Käfer. Allmählich arbeiten sich
Käfer nun in die Höhe, und wenn am Ende des April oder zu
Anfang des Mai der Tisch für sie gedeckt ist, sind die Maikäfer wieder
und die Kinder freuen sich über die brummenden Gäste.
Zu welcher euch bekannten Klasse von Thieren gehört der
Maikäfer? —
8. Die Raupen.
Grün, braun, gelb, schwarz, gefleckt, gestreift, schön, häßlich, behaart,
gefräßig, länglich, schädlich, unschädlich, verpuppt.
Die grüne, häßliche und schädliche Raupe, die grünen, häßlichen und
schädlichen Raupen; das braune, große und starke Pferd, die braunen,
großen und starken Pferde u. s. w.
Steigere diese Eigenschaftswörter!
Karl sah in »iner Gartenhecke einen Nestelbusch, der ganz mit
Raupen bedeckt war. Es waren lauter häßliche, schwarze Thiere
nüt stachlichten Rücken und grünen Streifen zwischen den
stacheln. „Soll ich die Raupen todt treten?" fragte Karl seinen Vater.
»Nein," sagte der Vater; „denn wie du siehst, nähren sie sich von den
kesseln, sind also nicht schädlich. Wenn sie aber auf einem Kirsch-
baume säßen, dann dürftest du sie als schädliche Thiere todt treten.
Nimm sie mit nach Hause und füttere sie." Freudig trug der Knabe
die Raupen nach Hause, steckte sie mit den Nesteln in ein großes Glas
und Land ein Papier darüber. In das Papier stach er kleine Löcher,
damit die Raupen nicht erstickten, und freute sich nun, wie die Raupen
kin Blatt nach dem andern abfraßen. Am andern Tage nach dem
46
Frühstücke fragte der Vater: „Hast du denn deinen Raupen auch
Frühstück gegeben?" „O," sagte Karl, „die Raupen haben noch da§
ganze Glas voll Nesseln." „Aber, sieh sie an," sagte der Vater,
sie nicht ganz vertrocknet sind. Dürre Nesseln können die arme»
Thierchen doch nicht fressen. Du hast die Gäste eingenommen, nun ist
es auch deine Pflicht, sie zu ernähren, denn sie selber können es doch
nicht mehr." Da vergaß Karl seine Pfleglinge nicht mehr. j
Am sechsten Tage wollt? er ihnen wieder Futter geben, aber, ö
Wunder! da er das Papier wegnehmen wollte, hatten sich alle Raupet
daran -gehängt. Theils am Papier, theils am Glase saßen sie
den Hinterfüßen so fest, als wenn sie angeleimt wären. Vesorglich
fragte Karl seinen Vater: „Ach, was fehlt doch meinen Räupchen,
lieber Vater? Ich habe sie doch alle Tage ordentlich gefüttert, und
nun werden sie mir doch wohl sterben!" „Sei ruhig," antwortete der
Vater, „sie werden nicht sterben, sondern dir noch viele Freude machen.
Laß sie nur ungestört hangen." Das that Karl und machte ganz
behutsam das Glas wieder zu. Kaum war er am folgenden Morgen
aus dem Bette, so lief/er zu dem Glase, und sieh, da gab es^schon
wieder etwas Neues. Die Raupen waren verschwunden, und nu><
hingen lauter länglichrunde Püppchen da, mit einer kleinen Krone
auf dem Kopfe. Sie lebten und bewegten sich hin und her. Karl
machte große Augen, schlug die Hände zusammen und wußte nicht,
was er dazu sagen sollte. Endlich rief er: „Vater, Vater! foinn1
geschwind her und sieh, was aus meinen Raupen geworden ist!"
„Habe ich es dir nicht gesagt," antwortete der Vater, „daß dir
die Raupen noch viel Freude machen würden? Betrachte sie nur
recht genau; sie haben ihre Häute abgestreift, die du hier hängen
siehst und haben sich verwandelt in Dinge, die man Puppen
nennt. Laß sie nur ruhig hängen, und sieh alle Tage nach dein
Glase. Vielleicht erblickst du bald einmal wieder etwas, was dir
große Freude macht."
Es traf richtig ein, nur währte es dem ungeduldigen Knaben zu
lange. Schon waren einige Wochen vergangen, als Karl wieder einmal
nach seinem Glase sah. Und was erblickte er? da war alles voll
schöner, bunter Schmetterlinge in dem Glase. „Ach, sieh doch, liebster
Vater," rief er, „was in meinem Glase ist!" Lächelnd kam der
Vater, und als sie nun beide genauer zusahen, erblickten sie ein
neues Wunder. Ein Schmetterling, der in einer Puppe stak, drückte
mit seinen zarten Füßchen die Puppe von einander und kroch heraus-
Seine Flügel waren ganz klein und zusammengerollt. Er lief geschwind
am Glase hinauf und hängte sich an das Papier. Seine Flügel
wuchsen fast zusehends, und nach einer Viertelstunde hingen sie vollständig
da. — So ging es nun den ganzen Vormittag. Immer ein Schmetter-
ling nach dem andern kroch heraus. Nach Tische waren sie alle
ausgekrochen. Jeder hatte vier Flügel und sechs lange Füße.
Am Kopf waren zwei lange Fühler und zwei große Augen. Vorn
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl
47
Mwb sich ein langer Rüssel. Kurz es war ein ganz anderes
Thierchen, als eine Raupe.
„Nun kannst du dir noch eine Freude machen," sagte der Vater.
»Nimm das Glas, trage es in den Garten und gieb den Schmetter»
^ugen die Freiheit." Karl that es. Die Schmetterlinge flogen von
Blume zu Blume und sogen mit ihrem langen Rüssel den Saft heraus,
wie die Bienen. Einige setzten sich und legten ihre Eier darauf, die
>° fest angeklebt waren, daß sie nicht abfallen konnten. „Aus diesen
Eiern," sagte der Vater, „werden wieder kleine Raupen. Die fressen
aber täglich von den Blättern und werden schon nach einigen Tagen
groß, daß sie nicht mehr Raum in ihrer Haut haben. Sie ziehen
^arum ihr Röckchen aus, aber darunter sitzt schon wieder das neue
und größere Gewand. Die Haut legen sie wohl viermal ab, bis sie
endlich die letzte Hülle abstreifen und eine Puppe werden."
Zu welcher euch bekannten Klasse von Thieren
Oehört der Schmetterling? —
Wie viel Klassen von Thieren halt ihr schon lei den Ii aus-
i liieren kennen gelernt? — Wie viele im Garten? — Wie
viel Klassen von Thieren kennt ihr also jetzt schon? — Zählet
sie auf? — Was sind Säugethicre? — Was. Vögel? —
^Vas Insekten? — Was Würmer? —*)
9. Aufgaben.
1. Schreibet Namen von lebenden Dingen im Garten auf; 10 Thier-
uamen und 10 Pflanzennamen! —Dann 10namen von leblo sendingen!
2. Zeichnet ein Blatt von einem Apfelbaum, von dem Stachel-
beerstrauch! — Zeichnet einen Apfel, eine Stachelbeere!
3. Schreibet die Namen aller Theile vom Apfelbaum auf! — Dann
die Namen aller Theile des Stachelbeerstrauches!
4. Wie kann der Hund sein? — Wie die Kuh? — Wie das Huhn? —
Wie der Kanarienvogel? — Wie ist die Biene? — Wie ist die Stuben-
fliege?—Wie ist die Schnecke? — Wie der Regenwurm? — Schreibet
das Gesagte auf! Der Hund kann -sein: Groß, klein, alt u. s. w. u. s. w.
5. Wie kann der Apfelbaum sein? Der Apfelbaum kann sein: Dick,
bünn, gerade u. s. w.
Iii. Peschreibung des Gartens.
Groß, klein, lang, kurz, breit, schmal, viereckig, schiefwinkelig, recht-
winkelig, stumpfwinkelig, spitzwinkelig, dreieckig, eingeschlossen, einge-
theilt, naß, feucht, trocken, sonnig, schattig, hoch, niedrig, eben, abhängig,
angenehm, schön, fruchtbar, unfruchtbar, gedüngt, umgegraben, besäet,
bepflanzt, rein, nützlich.
Groß, größer, am größesten u. s. w.
Der große Garten, die größere Wiese, der.größeste Acker; die großen
Gärten, die größeren Wiesen, die größesten Äcker u. s. w.
Zu einem Hause gehört gewöhnlich auch em Stück Land, welches
dazu dient, Gemüse, Obst und Blumen darin zu ziehen. Das
*J (Siehe Anmerk. S. 4.)