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Beschränkungen auferlegte, weil die Bürger eine Soldatenherrschaft be-
fürchteten. Die Amerikaner waren keineswegs ein einiges Volk, son-
dern Völkerschaften, welche die Verschiedenheit der Religion, Abstam-
mung und Beschäftigung vielfach trennte. Die Versammlungen der
einzelnen Provinzen ließen selbst dem Kongreß wenig Einfluß aus die
inneren Angelegeicheiten der Provinzen. Zu den mannigfachen Schwie-
rigkeiten kam noch das Dasein einer königlich gesinnten Partei.
Washington schloß die Engländer in Boston ein, sandte aber auch
kleine Abtheilungen gegen daß von Streitkräften fast ganz entblößte
Kanada. Eine dieser Schaaren, von Montgomery geführt, besetzte
Montreal und bedrohte Quebeck. Aber Montgomery siel, und seine
Schaar trat den Rückzug an. Das englische Heer in Boston litt wäh-
rend des Winters von 1775 bis 1776 den schrecklichsten Mangel. Die
Truppen mußten mit allem Nothwendigen aus England versehen wer-
den, selbst mit Pferdefutter und Steinkohlen. Im Frühjahr 1776 ging
Howe mit dem englischen Heere nach Halifax und dann, durch Trup-
pen aus Europa bis zu 30,000 Mann verstärkt, nach Neuyork, welches
er nach Besiegung der Amerikaner besetzte. Washington zog sich, eines
großen Theils seines Geschützes beraubt, mit kaum 3000 Mann über
den Delaware zurück.
Nachdem wiederholte Kämpfe stattgefunden hatten, war den Ame-
rikanern der Gedanke unerträglich, dereinst in das Verhältniß der Ab-
hängigkeit von England zurückzutreten. In den Provinzen wurde mit
Eifer an der Begründung einer neuen Verfassung gearbeitet. Jede
Provinz besaß eine dem Unterhaus zu vergleichende Versammlung von
Bevollmächtigten und einen mit dem Oberhause zu vergleichenden Se-
nat. Durch diese wurden die Gesetze erlassen, Abgaben ausgeschrieben,
die Verwaltung der Provinz besorgt. Jetzt entschieden sich fast alle
diese gesetzgebenden Versammlungen für die Trennung von England und
sandten ihre Abgeordneten mit den hierauf bezüglichen Vollmachten an
den Kongreß, von welchem die Erklärung der Unabhängigkeit
(1776) ausgesprochen wurde. So gestaltete sich ein mächtiger aus 13
Staaten bestehender Freistaat, deren jeder seine eigene Verwaltung und
Gesetzgebung behielt, während die auf Politik, Münze, Flotte, Abgaben
und das Heer bezüglichen Angelegenheiten sowie die Ausgleichung inne-
rer Streitigkeiten dem Kongresse verblieben, und einem Staatsrathe die
ausübende Gewalt übertragen wurde. Jetzt übertrug der Kongreß
Washington auf sechs Monate die Dictatur, er räumte ihm die Gewalt
ein, Milizen von den Provinzen einzuforvern und Befehlshaber zu er-
nennen und abzusetzen. Dieser Beweis des unbedingten Vertrauens hob
die Zuversicht Washingtons. Mit verstärktem Heere ging er über den
Delaware zurück und lieferte mehrere siegreiche Gefechte, doch vermochte
er die Besetzung von Philadelphia durch Howe nicht zu verhindern.
Ein englisches Heer unter Bourgoyne, welches von Kanada aus
nach Süden vordrang, wurde von dem amerikanischen General Gates
in dem Orte Saratoga, nachdem es von 7000 auf 3500 zusammen-
geschmolzen war, zur Ergebung gezwungen (1777).
Seit dem Siege bei Saratoga gab sich in Frankreich die un-
verhohlenste Theilnahme an den Angelegenheiten der Kolonien von Nord-
amerika kund. Schon 1776 hatte der Kongreß Benjamin Franklin
35
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Ortsnamen: Washington Boston Kanada Boston England Halifax Europa Neuyork Washington England England Washington Washingtons Philadelphia Kanada Saratoga Frankreich
581
errichtete auch in Lissabon eine Gewerbschule Zugleich nöthigte er die
muffige Jugend der Hauptstadt, ein Handwerk zu erlernen. In reli-
giösen und kirchlichen Dingen blieb sich Pombal nicht immer gleich.
Er beschränkte erst die Macht der Inquisition, hob aber dann deren
Ansehen wieder, um die Jesuiten besser verfolgen zu können. Er schaffte
die Autodafes ab, reformirte viele Mönchsorden, verminderte die Feier-
tage und Ceremonien und zog die Güter wieder ein, welche Johann V.
der Kirche geschenkt hatte. Der Buchhandel wurde in Schutz genom-
men, die Büchercensur der Geistlichkeit entzogen und eine königliche
Buchdruckerei angelegt.
Zu keiner Zeit zeigte sich Pombal größer, als bei dem furchtbaren Em Erdbeben
Erdbeben, welches 1755 ganz Lissabon mit dem Untergang be- ierffabon. s'
drohte. Fast alle Gebäude der Hauptstadt stürzten ein, mehr als drei-
ßigtausend Menschen wurden unter den Trümmern derselben begraben,
und die Ueberlebenden waren in Gefahr, entweder Hungers zu sterben
oder ein Opfer der vielen Räuber und Mörder zu werden, welche aus
dem allgemeinen Unglück Nutzen zu ziehen suchten. Damals erschien
Pombal den Bürgern wie ein Schutzgeift; bei Tag und Nacht sah man ihn
ans den Gaffen; keine Gefahr deß Todes schreckte ihn; er hals Berschüt-
teten, that den Flammen Einhalt, wehrte dem Plündern, sorgte für
Herbeischaffung von Lebensmitteln; innerhalb einiger Tage ließ er einige
hundert Gauner hinrichten, die inmitten des entsetzlichen Unglücks nur
auf Raub ausgegangen waren.
Seine größte Thätigkeit richtete Pombal auf Erweckung der In- Industrieland
dustrie und Begründung eines selbständigen Handels. Wir haben frü- Handel,
her (S. 229 — 232) die Größe und die Blüte des Handels und der
Schifffahrt der Portugiesen geschildert; wir haben aber auch erzählt,
daß unter der spanischen Herrschaft Portugals Handel, Land- und See-
macht zu Grunde gerichtet wurden. Als Portugal sich wieder von
Spanien losriß (1640), verzehrte was noch übrig war der langwie-
rige Krieg mit Spanien, welcher (1668) mir gegenseitiger Erschöpfung
endete. Die Portugiesen, welche früher auf dem Meere heimisch gewe-
sen waren, galten um die Mitte des 17. Jahrhunderts für die schlech-
testen Seeleute in Europa. Ihre Schifffahrt war auf die Fahrten nach
den übrig gebliebenen Kolonien und auf Betreibung des Negerhandels
beschränkt. Zwar gaben die brasilischen Einfuhren Liffabon neues Leben
(Oporto kam erst unter Pombal auf), aber es waren nur fremde
Schiffe, welche im Tajo Zucker und Tabak, Gold und Diamanten hol-
ten und nach ihren Ländern verfuhren. Da die ganze Manufakturkraft
Portugals und ein ansehnlicher Theil seiner Bodenproduktion vollstän-
dig darniederlag, so bezog Portugal für sich und seine Kolonien die
Jndustrieerzeugnisse aus fremden Ländern. Selten vergingen mehrere
Jahre, daß nicht Amsterdam Getraide nach Liffabon schickte, regelmäßig
aber waren die Sendungen der holländischen Jndustrieerzeugniffe, denen
sich die englischen, französischen und selbst italienischen anschloffen. Von
Produkten, die nicht Kolonialien waren, hatte Portugal kaum etwas
anderes der Rede Werthes, als Seesalz und Weine.
Der Minister Eraceira glaubte, daß Portugal bei seiner Produktion
von Wolle auch den Beruf habe, dieselbe zu verarbeiten. Er ließ
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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651
Die Kunde von Neckers Entlassung, welche sich am 12. Juli,
an einem Sonntage, in Paris verbreitete, steigerte die Gährung zu Erstürmung
einem fürchterlichen Grad. Die Theater wurden, wie bei einer allge- dcrvumc.
meinen Trauer, geschloffen, uüd der Pöbel trug unter unaufhörlichem
Geschrei die mit Flor umwundenen Büsten Necker's und des Herzogs
von Orleans durch die Gassen. Die Truppen waren auf mehreren
Punkten der Umgegend planlos aufgestellt, und die Befehlshaber erwar-
teten Befehle. Eine Abtheilung eines deutschen Reiterregiments wurde
unter Anführung des Prinzen Lámbese abgeschickt, die Ruhe herzu-
stellen; aber die in die Luft geknallten Pistolenschüsse vermehrten nur den
Uebermuth des Pöbels. Endlich brach der Unwille der Soldaten gegen
Unschuldige los, und einige Spaziergänger wurden mit Mißhandlungen
auseinander getrieben. Mit großen Uebertreibungen wurde das in das
Palais-royal gemeldet. Da springt Camille Desmoulins, ein
junger Advokat, auf einen Tisch, eine Pistole in der einen Hand, in
der andern einen bloßen Degen; er spricht von den Gräueln der Tyran-
nei und schreit: „Zu den Waffen, zu den Waffen." Noch an demselben
Abend wurden die Werkstätten der Waffenschmiede geplündert. Die
Wahlmännec von Paris hatten den Magistrat verdrängt und sich auf
dem Rathhause zu einer Behörde gestaltet. Sie gaben den Befehl zur
Bewaffnung des Volkes und ließen einen Saal mit alten Waffen öffnen.
In der Nacht strömte von allen Seiten Raubgesindel herbei, um Beute
zu machen.
Am Morgen des 13. ertönten die Sturmglocken; die Mauthhäuser
wurden in Brand gesteckt und mehrere Warenlager geplündert. Die
Wahlmänner beschließen die Errichtung einer Bürgermiliz von
48,000 Mann. Um die Bewaffnung der tobenden Menge zu hintertrei-
den, ließ Flesseleß, ein Mitglied des Magistrats, an mehreren Orten
nach Waffen suchen, die angeblich da versteckt sein sollten, machte sich
aber durch diese Täuschung als Volksfeind verdächtig. Am Morgen deß
14. Juli fand ein Volkshause im Hotel der Invaliden einen Vorrath
von 30,000 Flinten. Nahe dabei, auf dem Marsfeld, standen meh-
rere Regimenter Schweizer aufmarschirt, aber ihr Befehlshaber Be-
sen val hatte keine Anweisung. Gewalt zu gebrauchen. Die Soldaten,
welche vor der Stadt standen, kamen truppweise herein und verbrüderten
sich mit dem Volke; die Garde aber steckte die von den Parisern ange-
nommene blau-roth-weiße Kokarde auf und ging förmlich zum Volke über.
Die Masse zog zu der Bastille, eine alte, zum Gefängniß für Staats-
verbrecher benutzte Festung, die aber unter Ludwig Xvi. aufgehört hatte,
ein Kerker schuldloser Gefangenen zu sein. Es lastete aber noch der
Haß von Jahrhunderten auf dieser ehemaligen Zwingstätte tyrannischer
Herrschaft. In derselben befehligte Launay über 80 Invaliden und
30 Schweizer. Er wollte sich schon bei der ersten Aufforderung ergeben
und wurde nur durch einen Schweizerofficier von der Flue davon ab-
gebracht. Die Ketten der ersten Zugbrücke wurden von dem Volke un-
gehindert zerhauen; als sich aber die Masse in den Hof gegen die innere
Zugbrücke drängte, gaben die Invaliden Feuer, und die Stürmenden prallten
zurück. Eine Friedensgesandtschaft vom Rathhause bewirkte Einhalt. Als
sich das Volk wieder an die Brücke drängte, ließ Launay abermals
schießen. Nun schreien alle Verrath; die Gesandtschaft zieht ab; Gewehre
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Neckers Camille_Desmoulins Ludwig_Xvi Ludwig Launay
623
russische Heere, geführt von Romanzow und Potemkiu. Ein russi-
sches Geschwader lag in den Häfen der Krimm. Auch die Griechen
wurden von neuem aufgefordert, zu den Waffen zu greifen. Die Tür-
ken schienen diesmal ihrem Schicksal nicht entgehen zu können; aber
viele Umstände vereinigten sich zu ihrer Rettung. Schweden begann
1788 Krieg mit Rußland, und daß verhinderte das Auslaufen der Ost-
seeflotte. Die Russen waren nicht so vorbereitet, wie man geglaubt
hatte. Der Kriegsplan der Oestreicher war so fehlerhaft, daß das Haupt-
Heer bis tief ins Banat zurückgedrängt wurde. Potemkin endlich lag
sechs Monate vor Oezakow, ehe ec es unter großem Blutvergießen erobern
konnte. Im Feldzug von 1789 gewannen die Verbündeten zwei bedeu-
tende Siege bei Fokschany und Martin estje; aber 1790 starb der
Kaiser Joseph, und sein Nachfolger trat vom Kriegsschauplatz ab. Eng-
land rüstete eine Flotte für die Ostsee, und Preußen bewegte seine Heere
gegen die russische Grenze. Deshalb schloß Katharina zu Jassy (1792)
Frieden mit den Türken, welche an Rußland das Gebiet von Ocza-
kow bis an den Dniester abtraten.
Der Sturm, welcher die Pforte mit dem Untergange bedroht hatte,
wandte sich gegen Polen und warf dieses Reich in Trümmern. Bei
den Polen brach der Wunsch nach Befreiung von dem russischen Drucke
hervor, als der Türkenkrieg die Aussicht eines glücklichen Ausgangs eröff-
nete. Auf dem 1788 berufenen Reichstage wurde Vernichtung des russischen
Einflusses und Entfernung aller russischen Heere aus Polen verlangt und
Vermehrung des Heeres und Verbesserung der Verfassung beschlossen.
Mit Preußen wurde (1790) ein Bündniß zu gegenseitiger Vertheidigung
eingegangen, und die neue Verfassung, in der man ein Unterpfand künf-
tigen Glücks sah, 1791 angenommen. Mit diesen Bestrebungen der
Polen war Katharina Ii. nicht zufrieden. Eine kleine Anzahl Polen
schloß unter dem Schutze der russischen Heere eine Conföder ati on
zu Targowiez, und 100,000 Russen näherten sich den Grenzen Po-
lens. Preußen leistete nicht den erwarteten Beistand; die polnischen
Heere mußten sich vor der Uebermacht der Russen zurückziehen; und der
König Stanislaus Poniatowski zeigte sich schwach. Alle Einrichtungen
des Reichstages von 1788 wurden wieder aufgehoben. Es erschien 1793
eine Erklärung von Preußen und Rußland, in welcher Polen eine
Quelle des Freiheitßschwindels genannt und gesagt wurde, daß man
Polen zum Heile seiner Nachbarn in engere Grenzen einschließen müsse.
Ein nach Grodno berufener Reichstag mußte zuerst die Forderun-
gen Rußlands bewilligen, welches einen großen Theil von Litthauen.
Klein-Polen und die Ukraine verlangte, dann auch die von Preu-
ßen geforderten Abtretungen zugestehen. (Zweite Theilung Polens
1793).
Die Verzweiflung der Polen trieb sie zu einer Verschwörung,
die sich über das ganze Königreich und über die abgetretenen Länder
verbreitete. Kosciuszko wurde zum Haupte derselben ernannt. Zu
Pultusk erhob (1794) Madalinski die Fahne der Unabhängigkeit,
indem er sich weigerte seine Brigade aufzulösen und nach Krakau zog,
wo auch Kosciuszko erschien. In Warschau fielen die Bürger und die
Soldaten über die Russen her. Vor einem preußischen Heer von
40,000 Mann mußte sich Kosciuszko nach Warschau zurückziehen, be-
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Extrahierte Personennamen: Romanzow Fokschany Martin Joseph Katharina_zu_Jassy Katharina_Ii Stanislaus_Poniatowski Kosciuszko Kosciuszko
700
Der Krieg
gegen die aus-
wärtigen
Aeinde im
Jahre 1783.
ruchteste Regierungs-System, dessen die Weltgeschichte gedenkt. Der
eine Theil der Nation ward geächtet, der andere berechtigt, unter dem
Schilde deß Namens Jakobiner für die Worte Freiheit und Vaterland
jede Art von Frevel zu begehen.
Die Ausartung des Strebenß nach Freiheit m maßlose Tyrannei
wurde durch die Unfälle beschleunigt, welche die Republik im Kampfe
mit äußeren und inneren Feinden erlitt. Nach Dumouciez's Entiveichung
überschritten die Oestreicher die Nordgrenze, nöthigten die Franzosen
nach zweitägiger blutiger Schlacht zur Räumung des verschanzten Lagers
bei Fam ar s und eroberten Conde und Val e nci ennes. Custine,
welcher zum Befehlshaber der Nordarmee ernannt worden war, wurde
wegen dieser Verluste zum Tode verurtheilt.
Von den Preußen unter Kalkreuth wurde nach einer langen
und schweren Belagerung Mainz eingenommen. Der französische Ge-
neral Beauharnais wurde angeklagt, zu spät zum Entsätze vorge-
rückt zu sein; er wurde ins Gefängniß geworfen und im folgenden Jahre
guillotinirt. Nach dem Falle von Valenciennes und Mainz stand im
Norden und Westen den Oestreichern, Preußen, Engländern und Hollän-
dern der Weg ins Innere offen;-die Alliirten hatten von Basel bis Lille
280,000 Streiter; an den Alpen stand eine östreichisch. sardinische Armee;
an den Pyrenäen kämpften zwei französische Armeen unglücklich mit den
Spaniern; die Vendee hatte 60,000 Royalisten aus den Beinen, und
viele Städte des südlichen Frankreich waren im Aufstande gegen den
Convent. Die französischen Armeen waren in einem zerrütteten, der
Auflösung ähnlichen Zustande, nirgends an Zahl den gegenüberste-
henden Feinden gewachsen, und von Generälen ohne Ruf und ohne Ta-
lente befehligt, die bei jedem Schritte vor unkundigen Aufsehern und vor
dem Mordbeile blutdürstiger Richter zittern mußten. Der Fall des ab-
scheulichen Regiments schien nahe zu sein, aber die Machthaber in Paris
ließen sich nicht entmuthigen; sie verdoppelten bei jeder neuen Unglücks-
botschast ihre Wuth und ihre Kraft und trieben die Tyrannei auf die
äußerste Spitze. Durch ihre Energie und die Fehler ihrer Feinde erran-
gen sie den Sieg. Auf Barrere's Vorschlag wurde am 23. August
das allgemeine Aufgebot (levee en ma886) beschlossen. Alle Fran-
zosen sollten, bis die Feinde von dem Gebiete der Republik vertrieben
wären, für den Waffendienst in Anspruch genommen werden, die jungen
Leute zuerst in den Kampf ziehen, die Verheiratheten Waffen und Lebens-
mittel herbeischaffen, die Weiber Zelte und Kleider machen und in den
Spitälern dienen, die Kinder Charpie zupfen, die Greise sich auf die öf-
fentlichen Plätze tragen lasten, um den Muth der Krieger und deren
Haß gegen die Könige zu entflammen. Auf allen öffentlichen Plätzen
von Paris wurden Waffenwerkstätten errichtet, die Büchsenmacher aus
allen Departements dahin beschieden. Dem Kriegsminister wurden hun-
dert Millionen Franken zur Verfügung gestellt und eine Revolutions-
armee mit zwölf wandernden Tribunälen gebildet, um alle Verschwö-
rer, Aufkäufer und alle, die den kriegerischen Maßregeln ein Hinderniß
in den Weg legen würden, zu ergreifen und zu richten. Alle rechtlichen
Leute suchten im Lager oder auf dem Schlachtfelde eine Zufluchtsstätte
gegen die Wuth der Angeber und die Habsucht der Revolutionsbeamren.
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Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Valenciennes Mainz Basel Lille Frankreich Paris Paris
102
Der Bürger-
krieg im In-
nern Frank-
reichs.
stützung. Endlich, nachdem die Preußen den Ueberfall des französischen
Generals Moreau auf ihre Verschanzungen bei Pirmasens zurückge-
schlagen hatten (14. September), schien einiges Leben in die Preußen
zu kommen. Obstreicher und Preußen erstürmten (13. Oktober) die
Weißenburger Linien, eine Reihe von Feldschanzen, und öffneten
sich dadurch den Weg nach dem Elsaß. Ferdinand von Braunschweig
besiegte bei Kaisers lautern (30. November) den französischen General
Ho che, verfolgte aber seinen Sieg nicht und unterstützte die Pläne von
Wurmser zur Eroberung des Elsaß nicht. Am Ende des Jahres ging
die östreichische Armee wieder über den Rhein zurück, und auch die
Preußen mußten sich nach Mainz zurückziehen.
Zu den äußeren Kriegen der Republik kamen innere Kämpfe.
Die südlichen Departements hatten sich auf die Nachricht von der Ver-
haftung der Girondisten gegen die Tyrannei des Berges erklärt. In
Lyon, der zweiten Stadt Frankreichs, war der Jakobinerklub geschlos-
sen und eins seiner verruchtesten Mitglieder, Challier, zum Tode ver-
urtheilt und hingerichtet worden. Die Lyoner glaubten durch Annahme
der neuen Verfassung den Convent versöhnt zu haben, und gehorchten,
als ihnen zwanzig Stück große Geschütze zum Kriege gegen Spanien
abverlangt wurden. Aber der Convent wollte keinen Frieden mit Ge-
mäßigten und Reichen, und Lyon sah sich von einem zahlreichen Con-
ventsheere mit furchtbarer Rache bedroht. In dieser Noth griff alles zu
den Waffen; ein tüchtiger Mann, Namens Precy, stellte sich an die
Spitze der Bewaffneten. Frauen und Kinder schanzten, weil die Mauern
verfallen waren. Siebzig Tage ertrugen die Belagerten alle Mühselig-
keilen der Vertheidigung mit einem Heldenmuthe, der einen glücklichern
Ausgang verdient hätte. Endlich erlagen sie dem Hunger und schickten
Abgeordnete, um wegen der Uebergabe zu unterhandeln. Unter Preey's
Anführung versuchten zweitausend heimlichen Auszug, aber sie fanden
fast alle den Tod, und nur etwa fünfzig, unter ihnen Precy, entka-
men in die Schweiz. Nun rückten die Belagerer in die Stadt. Der
Convent beschloß, auf den Trümmern der zerstörten Stadt eine Säule
mit der Inschrift zu errichten: „Lyon bekriegte die Freiheit, Lyon ist
nicht mehr!" Die Häuser der Reichen und Vornehmen wurden zerstört,
und als die Hände der Arbeiter nicht ausreichten, mit Pulver gesprengt.
Täglich fielen vierzig bis fünfzig Köpfe unter dem Mordbeile, und als
die Henker ermüdeten, wurden täglich die Schlachtopser zu Hunderten,
zwei und zwei zusammengebunden, durch Kartätschenschüsse zu Boden
gestreckt und mit Bajonetten und Säbelhieben vollends niedergemacht.
Jede Art des Frevels und der Verruchtheit wurde geübt. Frauen, welche
um das Leben der Männer zu stehen gewagt hatten, wurden an die
Balken der Guillotine gebunden, um von dem Blute der Ihrigen be-
spritzt zu werden. Um dem Tode oder den Fesseln zu entgehen, waren die
Frauen der ausgewanderten oder ermordeten Bürger gezwungen, sich in die
Arme der Ungeheuer zuwerfen, welche noch von dem Blute ihrer Männer
trieften, oder am Fuße der Freiheitsbäume Ehebündniffe mit Kutschern
und Lastträgern zu schließen. Und mitten unter diesen Gräueln wurden
diejenigen Einwohner, welche vom Morde verschont geblieben waren,
zur Theilnahme an einem republikanischen Feste genöthigt, nämlich zur
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Namens_Precy
703
Vergötterung des nach dem Urtheile der Jury Hingerichteten Jakobiners
Challier. Auch Marseille wurde von dem republikanischen Räuberheere
wie eine im Sturm eroberte Stadt behandelt.
Die stark befestigte Hafenstadt Toulon hatte sich dem englischen
Admiral Hood, der mit einer englisch-spanischen Flotte im Mittelmeer
kreuzte, ergeben und sich für Ludwig Xvii. und die Verfaffung von
1791 erklärt. Die Engländer erhielten dadurch den Haupthafen des
Mittelmeers, eine bedeutende Kriegsstotte und 3000 Kanonen. Die Eng-
länder ergriffen aber keine kräftigen, Vertrauen erweckenden Maßregeln;
sie richteten ihr Augenwerk mehr aus das Kriegsmaterial und die sran-
zösischen Schiffe, welche im Hafen lagen. Zwischen den englischen und
spanischen Befehlshabern herrschte keine Einigkeit. Dennoch schien die
Schwierigkeit, diesen festen, von einer zahlreichen Besatzung vertheidigten
Platz zu erobern so groß, daß die bei dem Heere befindlichen Convents-
deputirten schon den Vorschlag machten, die Belagerung aufzuheben.
Befehlshaber deß Belagerungsheeres war erst ein Maler Carteaux,
dann ein Wundarzt, Doppet, die beide vom Kriege nichts verstanden.
Aber bei dem Heere befand sich Napoleon Bonaparte, ein junger,
aus Corsika gebürtiger Officier, der von Carnot in seiner Tüchtigkeit er-
kannt und als Commandant der Artillerie zur Armee vor Toulon ge-
schickt worden war. Durch dessen Maßregeln wurde, nachdem der tapfere
Dugommier den Oberbefehl übernommen hatte, das wichtige Fort
Malbosquet erobert. Sobald der englische Admiral den Feind im
Besitze dieses Punktes sah, gab er das Signal, die Anker zu lichten und
die Rhede zu verlassen. Im Kriegsrathe wurde, obgleich die Spanier
die Vertheidigung der Stadt übernehmen wollten, die Räumung derselben
beschlossen. Die französischen Schiffe, die man nicht mitnehmen konnte,
und das Arsenal wurden in Brand gesteckt. Die Einwohner, welche die
Stadt verlassen wollten, wurden auf die spanischen und englischen Schiffe
aufgenommen. Die zurückgebliebenen Einwohner wurden, unter dem
Vorgeben einer wichtigen Mittheilung, von dem Conventsdeputirten
Fr«-ron zusammenberufen und mit Kartätschen niedergeschossen. Nach
einem Beschluß des Convents sollte Toulon zerstört werden und unter dem
Namen Hafen des Berges fortan nur eine Schiffsniederlage sein.
Einen weit längeren und hartnäckigeren Kampf hatten die Republi-
kanec mit den königlich gesinnten Bewohnern der Vendöe zu bestehen.
Die Vendeer führten den Krieg so lange mit Glück, bis sie sich im Juni
1793 durch den Erfolg ihrer Waffen verleiten ließen, den Kampf über
die Grenzen ihres Landes auszudehnen und die Stadt Nantes, einen
der Hauptsitze des Republikanismus, anzugreifen. Sie wurden mit groß-
ßem Verluste zurückgeschlagen. Bei dieser Gelegenheit fiel Catheli-
neau, ein reicher Bauer und Frachtfuhrmann, der kurz vorher zum
Ober-Anführer gewählt worden war. Die Vendee würde damals wie-
der unterworfen worden sein, wenn nicht die blutgierigen Republikaner
die ganze Bevölkerung dieses königlich gesinnten Departements auszurot-
ten gesucht hätten. Besonders machte der Volksrepräsentant Carrier,
ein feigherziger Blutmensch, Nantes zum Schauplatz der entsetzlichsten
Gräuelthaten. Zwölf Colonnen der Revolutionsarmee durchzogen das
Land und verheerten es mit Feuer und Schwert, sie schleppten Tausende
von Gefangenen nach Nantes, wo sie Carrier ohne allen Prozeß zu
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Jakobiners
Challier Admiral_Hood Ludwig_Xvii Ludwig Carteaux Napoleon_Bonaparte Napoleon
680
Der Krieg
am Rhein und
in Belgien.
Die Septem-
bertage.
riez hatte sich auf einer langen Hügelreihe zwischen St. Menehould
und Valmy vereinigt. Der Herzog begnügte sich mit einer Kano-
nade gegen den auf der Höhe bei Valmy stehenden Kellermann;
aber den Angriff wagte er nicht. Er knüpfte Unterhandlungen mit
Dumouriez an. Als er aber die Wiedereinsetzung Ludwigs Xvi. in
seine vollen Rechte verlangte, theilte ihm Dumouriez das auf die Ab-
setzung deß Königs und die Umwandlung Frankreichs in eine Republik
bezügliche Decret der Nationalversammlung mit. Ein rauhes Herbstwet-
ter stellte sich ein; der lehmige Boden der Champagne wurde zum tiefen
Morast; die naffe Kälte, verbunden mit dem Genuß unreifer Trauben,
die beim Mangel an Brot und trinkbarem Wasser oft mehrere Tage hin-
durch das einzige Nahrungsmittel waren, erzeugten die Ruhr, und Tau-
sende erkrankter Krieger lagen in unerträglichen Schmerzen auf dem
nassen, von den ekelhaftesten Auswürfen bedeckten Boden unter den glück-
licheren Todten. Der König konnte seinen Unmuth über die getäuschten
Erwartungen, der Herzog seine Besorgnisse nicht bergen. So erfolgte
am 1. Oktober der Rückmarsch der Armee. Schrecklich war daß Elend
der Menschen und Thiere, die Straße, die man zog, bezeichneten Trüm-
mer und Leichen. Erst im Luxemburgischen gönnten sich die Preußen
die erste Rast.
Am Mittelrhein hatte Custine das Hauptmagazin der Oestreicher
in Speie r weggenommen und die 2000 Mann der Besatzung zu Ge-
fangnen gemacht. Durch eine in Mainz vorhandene Revolutionßpartei
eingeladen, rückte Cüstine dann vor Mainz, und der Commandant ca-
vitulirte, obgleich die Franzosen nicht einmal Geschütz bei sich hatten.
Nach dem Einzuge der Franzosen wmde in Mainz ein Jakobinerklub
errichtet, ein aus trockenem Holze gezimmerter Freiheitsbaum feierlich
aufgestellt, die Feier republikanischer Feste veranstaltet und gegen die
Anhänger des Kurfürsten gewüthet, Auch Frankfurt wurde von den
Franzosen besetzt und von der neutralen Reichsstadt eine Brandschatzung
von anderthalb Millionen Thalern erpreßt. Frankfurt wurde jedoch am
2. December von den Preußen und Hessen wieder eingenommen. Von
der Süd arm ee unter Mon teßquiou wurden die sardinischen Land-,
schäften Savoyen und Nizza ohne Kriegserklärung besetzt. Dumou-
riez besiegte nach dem Abzüge der Preußen die Oestreicher bei dem
Dorfe Jemappes und besetzte Belgien.
In Paris hatte sich in den jüngsten Ereignissen die Schwäche der
Nationalversammlung kund gegeben; über sie herrschte jetzt der Ge-
meinderath von Paris, über diesen Robespierre, Danton und
Marat. Robespierre erschien vor der Nationalversammlung und for-
derte Rache für die am 10. August gefallenen Märtyrer aus dem Volke
und die Einsetzung eines aus Abgeordneten einer jeden Section von
Paris gebildeten Gerichts. Trotz des Widerspruchs der Girondisten wurde
ein Revolutionstribunal eingesetzt. Sobald dieses Blutgericht seine
Sitzung begann, ließ Manuel auf dem Earrouselplatze die Köpf-
Maschine aufrichten, die ein Jahr vorher von dem pariser Arzt Guil-
lotin erfunden war. Sie wurde nicht wie sonst wieder weggenommen,
sondern blieb stehen. Die Nachricht vom Vorrücken der Preußen, dann
von der Uebergabe Longwy's und Verduns weckte in der Bevölkerung
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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TM Hauptwörter (200): [T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Kellermann Ludwigs Ludwigs Dumouriez Danton August Manuel
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Belgien Frankreichs Mainz Mainz Mainz Frankfurt Frankfurt Hessen Nizza Belgien Paris Paris Paris
681
von Paris Erbitterung und Besorgnisse. Ein Beschluß der Nationalver-
sammlung weihte Longwy der Vernichtung; es wurde Todesstrafe gegen
jeden ausgesprochen, der in einer belagerten Festung von Uebergabe re-
den werde. Man hatte anfangs den Gedanken, sich hinter die Loire
zurückzuziehen und den König mit sich zu führen. Dem widersprach
Danton, der durch unerhörte Mittel der Gewalt die Gegner einzu-
schüchtern und am Zusammenwirken zu hindern gedachte. Mit Marat
und Robespierre benutzte er die schlimme Kunde von der Grenze, um
den Einfluß der Girondisten zu vernichten, von denen es laut wurde,
daß sie nach Errichtung einer aus mehreren Bundesstaaten bestehenden
Republik strebten. Es wurden nächtliche Haussuchungen angestellt,
dem Vorgeben nach, um wegen der Nähe des Feindes den verdächtigen
Adel und unbeeidigte Priester aufzuheben und nach versteckten Waffen-
vorräthen zu suchen, der That nach, um bei dieser Gelegenheit sich aller
Gegner zu bemächtigen. Zu diesem Zweck wurden in der Nacht auf den
29. August alle Ausgänge von Paris geschlossen und während
eines Zeitraums von 24 Stunden nicht geöffnet. Dann besetzten Schaa-
ren von Pikenträgern die einzelnen Stadttheile, durchsuchten die Woh-
nungen, bemächtigten sich der vorgefundenen Waffen lind schleppten meh-
rere tausend Unglückliche, vorzugsweise Adlige und unbeeidigte Priester,
in die Gefängnisse. Bei Danton, im Palaste der Justiz, wurden die
Listen derer entworfen, die aus der Zahl der Lebenden vertilgt oder aus
dem Vaterlande verwiesen werden sollten.
Die Nation alversam-mlu ng begriff die ihr drohende Gefahr;
sie suchte sich deß Joches zu entledigen, das ihr der jakobinische Bürger-
rath auferlegt hatte. Als eine Section der Hauptstadt den tyrannischen
Bürgerrath für anmaßend und ungesetzlich erklärte, beschloß die Natio-
nalversammlung die Aufhebung desselben und die Wahl eines neuen.
Als aber eine Deputation der Commune vor den Schranken erschien und
sich auf das Volk berief, das seine Retter zu erhalten wissen werde, gab
die furchtsame Nationalversammlung zu, daß die Mitglieder des entsetz-
ten Bürgerraths wieder erwählt werden könnten, und die Gewalt blieb
in denselben Händen.
Während nach dem Einrücken der Preußen in die Champagne die
Royalisten die Hoffnung hegten, nächstens ihre Befreier und Rächer an-
kommen zu sehen, erkannten die Jakobiner, daß sie nur zwischen gänz-
lichem Untergang oder verzweifelter Abwehr zu wählen hatten. Aller
Bedenklichkeiten ledig und vor keinem Verbrechen zurückbebend, beschlos-
sen sie, durch einen Schlag ihre Feinde zu vernichten und ganz Frank-
reich dergestalt zu betäuben, daß es als ein willenloses Werkzeug ihrem
Machtgebot folgen müsse. Die Herrschaft des Schreckens trat nun
in der furchtbarsten Gestalt ins Leben. Durch Lärmschüsse, durch Sturm-
geläute und das Wirbeln der Trommetn wird am 2. September das
Zeichen zum Morden gegeben. Durch einen Beschluß des Bürgerrathes
werden alle waffenfähigen Bewohner von Paris berufen, sich auf dem
Marsfelde zur Bildung eines Heeres zu vereinigen, und ein Beschluß
der Nationalversammlung verhängt Todesstrafe über alle, die sich wei-
gern, gegen den Feind zu marschiren. Aber nicht der Aufbruch der
pariser Bürgerschaft, sondern die Verbreitung eines dumpfen Schreckens
ist die Absicht der Gewaltmenschen. Alle, die als Anhänger des Königs
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TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
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versprochen wurde. Dieser Beweis von Nichtachtung erregte in Preußen
großen Unwillen. Zahlreiche und laute Stimmen riefen mit Ungestüm nach
Krieg, in der zuversichtlichen Hoffnung des Sieges. In den jüngeren Officie-
reu hatte vie lange Waffenruhe, die Preußen mitten in der kampfbewegten
Welt hielt, eine um so größere Sehnsucht nach Thaten und Auszeichnung
erzeugt, je gewisser sie in Erinnerung an Friedrichs Thaten auf Sieg hofften.
Von der allgemeinen Aufgeregtheit hielt der König sich frei und
übersah mit richtigem Blicke die Lage des Reichs, die Erschöpfung des
Schares, die Gebrechen der Verwaltung und die Abgelebtheit mancher
Heereseinrichtung. Der König hoffte wenigstens noch Zeit zu gewinnen
und sandte den General von Knobelsdorf nach Paris. Jedoch wurde
die Armee auf den Kriegsfuß gesetzt. Aber die fortdauernden Friedens-
Hoffnungen brachten Ungewißheit und Hemmnisse in Entschlüsse und
Maßregeln, und der Herzog Karl Ferdinand von Braunschweig,
dem die Führung des Heeres übertragen wurde, war alt und nicht der
Mann, Napoleons kühne Plane und rasche Entscheidungen zu überbieten.
Napoleon ries die Truppen der Rheinbundfürsten zu den französischen
Fahnen und erschien am 28. September in Deutschland.
Der Herzog von Braunschweig hatte eine gefährliche Stellung
am Nordabhange des thüringer Waldes eingenommen, während der Fürst
von Hohenlohe, der nächste Unterseldherc, in den Saalgegenden stand.
Am 7. Oktober 1806 wurde ein preußischer Heerhaufen, der unter
Tauenzien bis Hof vorgeschoben war, zum verlustvollen Rückzüge ge-
nöthigt. Am 10. Oktober wurde ein preußisches Corps, das als Vor-
Hut derhohenloheschen Armee bei Saalfeld stand, vom überlegenen Feind
zersprengt und der Prinz Ludwig Ferdinand von Preußen, der es
in den Kampf geführt hatte, getödtet. Am 14. Oktober 1806 erfolgte die
Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt. Der Herzog von Braun-
schweig wurde bei Auerstädt, der Fürst von Hohenlohe bei Jena geschla-
gen. Der Herzog von Braunschweig war gleich im Anfange der Schlacht
gefährlich verwundet worden.
Der König übergab den Oberbefehl an Hohenlohe. Der Ueberrest
des Heeres sollte sich bei Magdeburg sammeln und nach Vereinigung
mit der unter dem Prinzen Eugen von Würtemberg bei Halle
stehenden Reserve, eine die Hauptstadt sichernde Stellung einnehmen.
Aber der Prinz Eugen, anstatt sich auf die Kunde der verlornen Schlacht
nach Magdeburg zurückzuziehen, erwartete in unbegreiflicher Sicher-
heit den Feind und wurde geschlagen. Rathlosigkeit und Kleinmuth
bemächtigte sich der preußischen Befehlshaber. Schon am 16., am
zweiten Tage nach der Schlacht, übergab der Commandant in Er-
furr diese Festung. Am 23. Oktober nahm der nach Berlin eilende
Feind die Festung Spandau. Der Fürst von Hohenlohe übergab das
ihm anvertraute Heer von 16,000 Mann bei Prenzlau durch Capitu-
lation dem Feinde. Die wohlverwahrten, mit hinreichender Besatzung
und großen Vorräthen versehenen Oderfeftungen Stettin und Küstrin
öffneten die Befehlshaber, ohne einen Schuß zu thun, schwachen fran-
zösischen Heeresabtheilungen. Am 10. November fiel Magdeburg,
das für das Hauptbollwerk des Staates gegolten hatte. Blücher, der
sich von der Oder abgeschnitten sah, warf sich nach Lübeck. Aber diese
Stadt wurde von den Franzosen erstürmt, und Blücher, der mit den
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TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]
Extrahierte Personennamen: Friedrichs Karl_Ferdinand_von_Braunschweig Karl Ferdinand Napoleons Napoleon Hohenlohe Ludwig_Ferdinand_von_Preußen Ludwig Ferdinand Hohenlohe Eugen_von_Würtemberg Eugen Eugen Eugen Hohenlohe
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Paris Napoleons Deutschland Saalfeld Jena Jena Braunschweig Magdeburg Magdeburg Berlin Prenzlau Stettin Magdeburg