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1. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 34

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
34 auf jeglichem Wege blindlings zu folgen und sein Thun gutzuheißen-die Frankenkönige aber. Chlodovech voran, waren Meister in jeder Untugend, was sie im großen an Schändlichem verübten, suchten die Untergebenen im kleinen nachzuahmen. (Chlodovech beseitigt die andern Könige der Franken. Kampf der Brunhild mit Fredegnnde.) Aber auch die Geistlichen, sowohl die höheren wie die niederen, gerieten in den Strudel der Lasterhaftigkeit hinein. Die meisten der Bischöfe waren Römer, von den Franken stiegen sehr wenige zu dieser Würde empor. (Im 6. Jahrhundert waren auf einer Synode zu Macon unter 63 Bischöfen nur 7 Franken, im 7. Jahrhundert hatte sich dies Verhältnis zu Gunsten der Franken geändert, unter 42 befanden sich 24 geborne Franken.) Im Gegensatze zu andern deutschen Volksstämmen, die schon frühzeitig für ihre Zeit hochgebildete Männer in ihren Reihen zählten — Ulfilas bei den Goten. Paul Diakonus bei den Langobarden, Beda Venerabilis bei den Angelsachsen — entwickeln sich bei den Franken erst spät hervorragende Geister. Ihr Ä9rö&ter Geschichtschreiber, Gregor von Tours, war von Geburt ein 540-594römei. Er schilderte .die Kämpfe der Könige mit den feindlichen Völkern, der Märtyrer mit den Heiden und der Kirche mit den Ketzern“ in folgenden Schriften: „Vom Ruhme der Märtyrer;" „Von den Wundern des hl. Martinus;" „Vom Leben der Väter" und „Zehn Bücher fränkischer Geschichte", auch wohl „Kirchengerichte der Franken" genannt. Außer Gregor find als Gelehrte und Schriftsteller noch Avitus, von 490-525 Bifchof in Vienna, Fortunatus, Bischof von Poitiers, um 565, und Fredegar zu nennen. Für die Stellung, welche die Geistlichkeit zu den Königen hatte, ist folgende Stelle aus Gregor bezeichnend: „Also warf Gott Tag für Tag feine (Chlodo-sechs) Feinde vor ihm zu Boden und mehrte fein Reich, darum daß er rechten Herzens vor ihm wandelte und that, was feinen Augen wohlgefiel." In den Augen der Bischöfe waren Chlodovech und seine Nachfolger die Verteidiger und Beschützer des römisch-katholischen Glaubens gegen die ketzerischen Arianer, „Ketzern ober braucht man keine Treue zu halten." Aber auch der Reichtum der Kirchen bedurfte eines starken Schutzes, wenn er nicht eine Beute der nach Schätzen gierigen Großen werden sollte. Zudem ging zu dieser Zeit alle Gewalt, auch die kirchliche, vom Könige aus; er setzte die Bischöse ein, ernannte die Äbte u. s. w., berief die Synoden, in welchen er selbst oder sein Gesandter den Vorsitz führte, vor seinem

2. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 43

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
43 Volk wollte den beliebten und verehrten Priester nicht ziehen lassen; er mußte in Rom bleiben und wurde bald darauf zum Papste gewählt. Nun hinderte ihn nichts, das Missionswerk in Britannien zu beginnen und zu fördern. Er sandte Glaubensboten dorthin, unterstützte ihre Predigt und machte sie fruchtbar durch Ermahnung und sein Gebet." — Mehrere Könige wurden für das Christentum gewonnen, so Ethebert von Kent 597, Eadwin von Northumberland 627, Cynegils von Wessex 635 u. a. Zum Erzbischof von Canter-bury ernannte Gregor den Benediktiner-Abt Augustinus, der nun durch Gründung von neuen Bistümern dem christlichen Glauben in England eine sichere Heimstätte zu bereiten suchte. Leider verfuhr er dabei nicht in rechter Weise. Er verletzte durch seine Unduldsamkeit die Culdeer, welche ebenfalls eifrig missionierten, indem er verlangte, daß sie die Gesetze, Sitten und Gebräuche der römischen Kirche annehmen sollten. Es entstand ein erbitterter Kamps zwischen beiden Missionen, der erst 664 auf einer Synode zu Gunsten der römischen Kirche entschieden wurde. „Doch gelang es der römischen Priester-schaft nie ganz, die angelsächsischen Nationaleigentümlichkeiten aus der Kirche zu vertilgen. Die angelsächsische Sprache blieb bis zum Einfall der Normannen Kirchensprache; die Taufformel war angelsächsisch, die Bibel war in angelsächsischen Übersetzungen unter dem Volke verbreitet. Ebenso wurde die Autorität des Papstes erst unter den Normannen in ihrer ganzen Macht begründet, das kanonische (katholische Kirchen-) Recht fand keine Geltung. Die Bischöfe wurden von den Königen eingesetzt, die Beschlüsse der Kirchenversammlungen bedurften zu ihrer Geltung der königlichen Bestätigung, die Kirchengüter waren gleich den weltlichen den Lasten und Abgaben unterworfen, die bürgerliche Gerichtsbarkeit umfaßte auch die Kleriker." (Weber.) Während noch der Streit zwischen den iro-schottischen Mönchen und den römischen Bischöfen geführt wurde, erblickte Winfried, Sprößling eines vornehmen westsächsischen Geschlechtes, das Licht der Welt (um 680). Er trat früh ins Kloster ein und lernte so eifrig, daß er bald als Lehrer thätig sein konnte. Da seine ganze Umgebung römisch gesinnt war, wurde auch er in dieser Denkweise erzogen und befestigt. 716 verließ er feine Zelle, um sich in Deutschland der Mission zu widmen. Sein erstes Arbeitsfeld war Friesland. Nachdem er noch in demselben Jahre seine Heimat besucht, die Würde des Abtes in seinem Kloster ausgeschlagen hatte, begab er sich 718 597 627 635 664 Boni- facius. 680 716 718

3. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 44

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
44 nach Rom zum Papste Gregor Ii. und ließ sich von ihm zu seinem Missionsdienste bevollmächtigen. Er wandte sich dann wieder nach Friesland. wo er drei Jahre als Gehilfe seines Landsmannes Willibrord thätig war. Von hier pilgerte er zu den Thüringern und Hessen 723 und verkündete ihnen die Lehre Christi mit Erfolg. 723 war er wieder in Rom. Gregor Ii. weihte ihn zum Bischöfe, und Winfried oder Bonifacius leistete bei der Gelegenheit am sogenannten Grabe der Apostel Petrus und Paulus dem Oberhaupte der abendländischen Kirche folgenden Eid: „Ich schwöre, daß ich nie das Geringste auf irgend eines Menschen Rat gegen die Einheit der katholischen Kirche unternehmen, sondern Dir und Deiner Kirche, welcher vom Herrn die Macht des Bindens und Lösens verliehen ist, unverbrüchliche Treue und Reinheit des Glaubens weihen werde." Nachdem er sich so feierlich verpflichtet hatte, diejenigen, welche er zu bekehren auszog, der kirchlichen Oberhoheit Roms zu unterwerfen, empfing er von dem Papste Empfehlungsbriefe an den fränkischen Hausmeier Karl Martell und wanderte zunächst nach dem Hofe desselben. Herzog Karl nahm ihn ehrerbietig auf. Er versprach dem frommen Glaubensboten Schutz, und Förderung, wogegen Bonifacius sich unter die fränkische Herrschaft stellte und die fränkischen Interessen zu wahren gelobte. Sein Weg führte ihn hierauf zu den Hessen zurück. Hier war der früher ausgestreute Same des Wortes Gottes bereits wieder überwuchert von den wilden Schößlingen heidnischen Wesens. Willibald, ein Presbyter zu St. Viktor in Mainz, der im Aufträge zweier Schüler von Bonifacius, des Erzbischofs Lullus in Mainz und des Bischofs Megingoz in Würzburg, das Leben desselben geschildert hat, berichtet folgendes darüber: „Noch opferten sie Bäumen und Quellen im Verborgenen oder auch offen, andere übten noch Seherei und Wahrsagung. Wunder und Zauberkünste im Geheimen und vor den Menschen, andere schauten auf den Flug der Vögel und die Zukunft kündende Vorzeichen und erfüllten mannigfachen Opferbrauch." Bonifacius nahm den Kampf gegen diese Verirrungen sofort auf. seiner eindringlichen und überzeugenden Predigt gelang es, die Gemüter wieder auf den rechten Weg zu führen, sein scharfes Auge entdeckte häufig die Ursachen der Verderbnis, die er dann ohne Zögern und ohne Furcht vor dem leidenschaftlichen Hasse der Heiden beseitigte. So fällte er bei dem Dorfe Gäsmere (Geismar) die berühmte Jovis- oder Donarseiche und erbaute aus ihrem Holze zu Ehren des Apostels Petrus ein Kirch-

4. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 71

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
71 Über die Alpen zieht Heinrich Ii. dreimal: 1004 empfängt er die lompardische Krone; 1014 empfängt er in Rom die Kaiserkrone; 1022 durchzieht er Italien bis gen Calabrien. Im Innern stellt er die Königsmacht wieder her, indem er sich aus die Bischöfe stützt. Heinrich „der Fromme". 1024 Heinrich stirbt auf der Königspfalz Grona bei Göttingen und ist im Dom von Bamberg bestattet. C. Kaiser aus dem fränkischen Hanse. 10*24—1125. 1. Konrad Ii. 1024-1039. 1024 Konrad, ein Urenkel des auf dem Lechfelde gefallenen Konrad, wird auf dem Wahlfelde am Rhein bei Kamba gekoren. 1026 Konrad macht seinen ersten Römerzug und erhält die Kaiserkrone. Zurückgekehrt muß er mit seinem eigenen Stiefsohne. Ernst von (Schwaben, der auf Burgund, das Konrad dem deutschen Reiche sichern will, Ansprüche macht, kämpfen. Emst von Schwaben findet heldenmütig kämpfend im Schwarzwalde feinen Tod. 1033 Das Königreich Burgund fällt an das Reich, das nun drei Königreiche — Deutschland, Italien und Burgund — umfaßt. Konrad macht einen zweiten Römerzug. Mailand wird vergeblich belagert. 1039 Konrat) stirbt zu Utrecht und wird im Dome von Speier begraben. 2. Heinrich Is3. 1039—1056. 1039 Heinrich, Konrads Ii. Sohn, macht Dänemark, Polen, Böh- men und besonders Ungarn vom Reiche abhängig. 1046 Heinrich entsetzt auf seiner ersten Romfahrt (Synode zu Sutri) drei Päpste, Benedikt Ix., Sylvester Iii. und Gregor Vi., die sich gegenseitig befehden, und ernennt an ihrer Statt einen frommen Deutschen, Clemens Ii. 1055 Heinrich unternimmt Gottfrieds des Bärtigen von Nieber-lothringen wegen, bcr durch seine Heirat mit bcr verwitweten Markgräfin Beatrix von Zuseien der mächtigste Fürst Italiens geworben, und um bcr wachsenben Macht der Normannen willen, die den Papst in der Schlacht von Eivitatc (1053) besiegt und gefangen genommen, einen zweiten Römerzug, auf dem er aber nicht viel ausrichtet. 1056 Zurückgekehrt stirbt er auf feiner Pfalz Bodfeld im Harz unweit Goslar. 3. Heinrich Iv. 1056-1106. 1056 Für den unmündigen Heinrich Iv., den Sohn Heinrichs Iii., übernimmt bic Kaiserin Agnes die Regentschaft. 1062 Der zwölfjährige Heinrich wirb durch den Erzbischof Anno von Köln zu Kaiserswerth am Nieberrhein entführt. Anno regiert nun in

5. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 72

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
72 1073 1075 1076 1077 1080 1083 1093 1095 1096 bis 1099 1105 1106 Heinrichs Namen das Reich, muß aber diese Gewalt mit dem Erzbischof Adalbert von Bremen teilen. Durch Adalberts Einfluß wird Heinrich mißtrauisch, rachsüchtig, arglistig, besonders gegen die Sachsen. Die Sachsen empören sich gegen Heinrich und belagern ihn auf der Harz bürg; nur mit Mühe gelingt es ihm, zu entkommen. Die süddeutschen Fürsten fallen von ihm ab. Mit Hilse der süddeutschen Städte, der Bischöfe Deutschlands, sowie seiner früheren Gegner, Rudolfs von Schwaben und Welfs von Bayern, besiegt er die Sachsen bei Hohenburg unweit Langensalza. Heinrich kommt mit dem Papste Gregor Vii. (—Cölibat, Simonie, Investitur! —) in Streit und läßt ihn durch eine Synode deutscher Bischöfe absetzen; Gregor Vii. bannt den Kaiser. Die aufrührerisch gesonnenen Fürsten erklären Heinrich: wenn er nicht sich Lösung vom Banne verschaffe, könnten sie ihn nicht mehr als ihren König ansehen. Heinrich eilt mitten im Winter über die Alpen und thut in dem festen Kanossa, der Burg seiner Verwandten, der „großen Gräfin" Mathilde von Tuscien, vor Gregor Vii. Buße. Heinrichs Gegenkönig Rudolf von Schwaben füllt in der Schlacht an der Elster, nördlich von Zeitz. „Dies ist die Hand, mit der ich König Heinrich Treue geschworen habe." Heinrich Iv. zieht mit einem Heer nach Italien und bedrängt in Rom den Papst. Der Gegenpapst Clemens Iii. krönt Heinrich zum Kaiser. Gregor wird von dem Normannenkönig Robert Guis-eard gerettet; er stirbt 1085 zu Salerno. „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehaßt, darum sterbe ich in der Verbannung." (Dilexi justitiam, odi iniquitatem, propterea morior in exilio.) Heinrichs ältester Sohn, Konrad, macht einen Empörungsversuch gegen feinen Vater, der aber mißlingt; er stirbt 1101 in Florenz. Angeregt durch die Schilderung des Peter von Amiens von der Bedrängnis der Christen im heiligen Lande, hält Papst Urban Ii. zu Clermont im östlichen Frankreich ein Konzil, auf dem er in begeisterter Rede die Christen zur Fahrt ins heilige Land auffordert. Erster Kreuzzug unter Gottfried von Bouillon. Jerusalem wird erobert. Heinrichs zweiter Sohn, Heinrich, empört sich, unterstützt von der Kirche und den deutschen Fürsten, gegen den Vater. In arglistiger Weise lockt er seinen Vater auf die Burg Böckelheim im Nahethale, wo er ihn gefangen setzt. Heinrich Iv. entsagt der Regierung; trotzdem seines Lebens nicht sicher, entflieht er. Heinrich Iv. stirbt zu Lüttich. Die Leiche bleibt noch fünf Jahre in einer ungeweihten Kapelle; erst dann erfolgt nach Lösung des Bannes die feierliche Beisetzung in Spei er.

6. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 73

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
1110 bis 1111 1113 1115 1122 1124 1125 1137 1138 1138 1139 73 4. Heinrich V. 1106-1125. Heinrichv. nimmt in Rom den Papst Paschalis ll. gefangen, als er vor der Krönung noch Bedingungen hinsichtlich der Investitur machen will. Heinrichv. schlägt die Sachsen bei W arnstedt, nördlich vom Harz. Heinrich wird von den Sachsen ant Welfelsholze bei Mansfeld besiegt, so daß er in Norddeutschland alle Macht einbüßt. Das „Wormser Konkordat", durch welches bestimmt wird, daß der Papst die Bischöfe mit Ring und Stab, der Kaiser mit dem Scepter belehnen soll, endet den Investitur st re it. Heinrich V., der unfromme Sohn, stirbt kinderlos und wird in Speier beigesetzt. 5* Lothar von Sachsen. 1125—1137. Der schon bejahrte, der Kirche und den Fürsten ergebene Lothar von Supplinburg (jetzt ein Dorf im Braunschweigischen) wird zum König gewählt. Lothar bekriegt in Süddeutschlaud die Staufer, Friedrich und Konrad, die Reffen des verstorbenen Kaisers, die das nächste Anrecht auf den Thron zu haben glauben. Im Bunde mit dem Welfen Heinrich dem Stolzen von Bayern, dem er feine einzige Tochter Gertrud vermählt und ihm damit die Aussicht, auch Herzog tn Sachsen zu werden, eröffnet, schlägt er die Staufer nach einem langwierigen Kriege. Lothar überträgt zum Schutze gegen die Wenden einem vornehmen Sachsen aus dem Hause der Ballen ft edter oder Assanier, Albrecht dem Bären, die sächsische Nordmark. Lothar unternimmt einen siegreichen Zug gegen die Normannen in Untmtalien. Lothar stirbt auf der Rückfahrt und liegt zu Königslutter (im Herzogtum Braunschweig) begraben. I). Kaiser aus dem f^aufe der Staufer. 1. Konrad Iii. 1138-1152. Heinrich der Stolze, der Schwiegersohn Lothars von Sachsen, hofft auf die deutsche Krone. Der ©taufe Konrab Iii. wirb zu Koblenz gewählt, inbcm er sowohl dem Papste gegenüber die letzten Königsrechte bei der Investitur aufgiebt, als auch den Fürsten große Versprechungen macht. Konrab spricht dem Welfen Heinrich dem Stolzen Sachsen ab, weil niemand» zwei Herzogtümer besitzen bürse. Heinrich der Stolze empört sich, Konrab nimmt ihm nun auch Bayern. Heinrich greift zu bett Waffen, stirbt aber bald darauf.

7. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 78

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
78 feine weltbewegenden Thaten gezogen hatte; im Kampfe um fremde Völker fanden sie, fern der Heimat, in der Blüte ihrer Jahre ein rühmloses Ende. Aber der Stern der Sachsen flammt noch einmal am Himmel aus: Heinrich Ii., kraftvoll, klug und besonnen, kehrt zu den Wegen seines Urgroßvaters. Heinrichs I.. zurück. Zwanzig Jahre hindurch ringt er mit seinen trotzigen Großen; dreimal kämpft er mit dem polnischen Helden Boleslaw Chrabry; dreimal führt ihn sein Weg nach Italien. Endlich wird feine Ausdauer belohnt, friedlich verlaufen die letzten Jahre feiner ruhmreichen Regierung und — vom ganzen deutschen Volke beweint — sinkt er ins Grab (13. Juli 1024). Schon am 8. September desselben Jahres erhebt die einmütige Wahl der Fürsten und des Volkes mit Konrad Ii. ein neues Herrschergeschlecht auf den Thron. Unter ihm erreicht Deutschland seine größte Macht. Die Synode zu Sutri zeigt den deutschen Kaiser als den Statthalter Ehristi, dem Weltliches und Geistliches unterworfen ist. Da trifft den gewaltigen Herrscher der Pfeil des Lobes, sein Nachfolger ist ein Knabe von 6 Jahren. Tage des Jammers, Jahre des Elenbs folgen. Geistliche und weltliche Fürsten beflecken sich mit Dem Raube des deutschen Reichsgutes und branbmarken sich für einige Zeiten, inbem sie den reichbegabten jungen Herrscher auf die Irrwege der Sünbe führen. Verraten und verkauft von seinen Erziehern, ein Spielball seiner Leibenschaften, erregt der unglückliche Heinrich Iv. fürsten und Völker gegen sich. Dem glanzvollen Tage von Sutri gegenüber erscheinen die Bußtage von Kanossa: der Glanz der Kaiserkrone erbleicht vor der rotglühenben Fackel priefterlichen Hochmuts. Mit Heinrich Iv. beginnt der Verfall des Reiches. Wohl haben große Männer auf dem Throne mit Einsetzung ihrer ganzen Kraft versucht, die alte Bebeutung Deutschlands im Kreise der Völker zu erneuern, doch umsonst. Was in Kanossa begonnen war. führte die ii22 zähe Ausdauer der Päpste im Konkorbat zu Worms zu Ende. An die Stelle der Kaiser traten die Bischöfe von Rom als Statthalter Christi, und selbst ein Barbarossa hat ihnen den Pantoffel geküßt. Dank ihrer arglistigen Staatskunst kam Deutschland seit Friedrich Ii. nicht mehr Zur Ruhe. Unaufhörlich traten Gegenkönige hervor, die, selbst ohne ausreichend Machtmittel, boch die Bestrebungen der rechtmäßigen Herrscher hemmten und den Frieden ins Reich der Sage verwiesen. Die Krone Dentfchlanbs fiel mit Wilhelm von Hollanb in den Staub; kein beutscher Fürst mochte die verachtete aufheben, ja, auch die Fremb-

8. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 80

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
80 1033 Wahl Krö- des Königs 1077 und sächsischen Erzgebirge die südthüringische Mark, nach Osten von diesen Marken schloß sich die Mark Meißen an. Auch im Süden bildeten sich Grenzgrafschaften: die bayrische Ostmark (Österreich), die steirische und die kärn thnische Mark. Konrad Ii. vereinigte 1033 auf dem Tage zu Peterlingen das burgundische Reich mit dem deutschen, welches sich jetzt bis zum Mittelmeer ausdehnte und Marseille und Arles zu seinen Städten zählte. Auch der größere Teil Italiens etwa bis zum Garigliano gehörte zum Verbände der deutschen Weltherrschaft. Lehnsherrschaft übten die deutschen Könige über Polen und Dänemark, welches erst unter Knud dem Großen srei wurde; zeitweilig stand auch das Westfrankenreich unter dem Schutze des deutschen Königs (Otto d. Gr.). Letzterer wurde gewählt. Zu diesem Zwecke traten die (Stämme mit ihren weltlichen und geistlichen Fürsten zusammen. Die Entscheidung lag naturgemäß in den Händen der Fürsten. Unter ihnen war der Erzbischof von Mainz der erste. Er berief den Wahlreichstag und gab auf demselben zuerst seine Stimme ab. Bis zum Reichstage von Forchheim 1077 zur Zeit Heinrichs Iv. galt der Grundsatz, die Krone in der herrschenden Familie forterben zu lassen, eine eigentliche Wahl fand also erst dann statt, wenn der König ohne nähere Erben verstorben war. Einzelne Stämme haben indes stets verlangt, daß der Erwählte von ihnen noch besonders bestätigt werden müsse. (Die Sachsen bei Heinrich Ii. und Konrad Ii) Im Laufe der Zeit trat die Mitwirkung des Volkes bei der Wahl immer mehr zurück, und nur die angesehensten unter den Fürsten, die man schon mit dem Namen Kurfürsten (Electores) bezeichnete, erkoren den Herrscher. Als Kurfürsten nennt der Sachsenspiegel neben dem Erzbischof von Mainz seine beiden Amtsgenossen, die Erzbischöfe von Köln und von Trier; von weltlichen Fürsten den Pfalzgrafen am Rheine, den Herzog von Sachsen und den Markgrafen von Brandenburg. Wahl- und Krönungsstadt war lange Zeit hindurch die alte Residenz Karls d. Gr., Aachen in Lothringen, und weil dieses zum Kirchensprengel Kölns gehörte, so fiel auch dem Kölner Bischöfe das Recht zu, den neugewählten Herrscher zu falben und zu krönen. (Abweichend von der Regel geschah die Wahl Heinrichs Ii. und Konrads Ii. in Mainz, der dortige Bischof vollzog Salbung und Krönung, Konrad Iii. ward in Koblenz gewählt, Friedrich I. in Frankfurt a. M.) Später fand die Wahl regelmäßig

9. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 114

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
114 nur noch reichlich 80 und für das elfte etwa 40. St. Gallen bekam in den ersten zwanzig Jahren des zehnten Jahrhunderts gegen 60, in den folgenden achtzig Jahren 40 und im ganzen elften Jahrhundert-nur 5 Schenkungen. Als Kaiser Heinrich Ii. von der Reichsfynode zu Frankfurt a. M. nach vielem Bitten die Einwilligung zur Gründung des Bistums Bamberg erhielt, wandte er dieser feiner Lieblings-fchöpfung 1007 an einem Tage 27 Schenkungen zu. Es wurde alseine der ersten Pflichten jedes Bischofs angesehen, daß er fein Bistum ansehnlich vergrößere. Erzbischof Friedrich von Salzburg „verlieh Güter feiner Kirche mit der Bedingung an Verwandte, daß nach dem Aussterben der Familie das ganze Besitztum derselben an feine Kirche fallen solle." Bischof Meinwerk von Paderborn erlangte von Heinrich Ii. zahlreiche Schenkungen und machte fein Bistum dadurch zu einem der reicheren. Arnulf von Halberstadt soll gar 1200 Hufen für feine Kirche gewonnen haben, und Adalbert von Bremen vermehrte den Besitz seines Stiftes um 2000 Hufen. Ihrer höheren Bildung wegen wurden die Bifchofe häufig in bett Rat des Königs berufen, der ihre Dienste mit Privilegien und Schenkungen freigebig belohnte. „Ottos des Großen Bruder Bruno, Erz-bifchof von Köln, war dem Kaiser in allen feinen politischen, religiösen und wissenschaftlichen Bestrebungen eine feste Stütze. Kann bies nun. auch von dem Mainzer Erzbischof Wilhelm, einem natürlichen Sohn Ottos, nicht in dem Maße behauptet werben, so war boch sowohl biefer, wie der gleichzeitige Kirchenfürst von Trier, Brunos Schüler Heinrich, dem Reiche treu und ergeben; die drei Prälaten berieten dessen Wohl nicht nur gemeinsam, sondern zogen auch in Waffen für die Wohlfahrt des Reiches aus. Der im Nibelungenliede erwähnte Bischof Piligrim von Paffau hat sich unter Otto Ii. und unter beffen Nachfolger um den Anbau des Laubes, die Gesittung des Volkes und wahrscheinlich auch um die Mission bei den heidnischen Ungarn große Verdienste erworben. Unter Heinrich Ii. übte Bischof Megin-gaud von Eichstätt (f 1014) vielen Einfluß aus, obfchon feine weltlichen Gewohnheiten Tadel genug fanden. Damals hielt auch Mein* werk von Paderborn, freilich nicht ohne Härte, musterhafte Ordnung in feinem Bistum, während gleichzeitig Thietmar von Merseburg sich als Geschichtschreiber auszeichnete und Bernward von Hildesheim, der Erzieher und Reichskanzler Ottos Iii. (f 1022), als Künstler und Beförderer kirchlicher Bauten hervorragt.

10. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 45

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
45 lein. Solche Handlungen wirkten mehr als Worte: das Volk bekehrte sich zu Hunderten. Auch sorgte er durch Gründung von Klöstern dafür, daß die neuen Christen Lehrer empfingen, die bei ihnen bleiben konnten. Im Hessenlande hatte er bei seiner ersten Anwesenheit Amöneberg a. d. Ohm gegründet, jetzt gründete er in Thüringen südlich von Gotha das Kloster Ordorp (jetzt Ohrdruf). Die Mönche sollten nicht nur das Christentum, sondern auch Acker- und Gartenbau verbreiten und so die Leute zu einem gesitteten, zielbewußten und Zweckmäßigen Leben führen. Mittlerweile war der Freund des „Apostels der Deutschen", wie Bonifacius genannt wird, Gregor Ii., gestorben, und Gregor Iii. hatte den päpstlichen Stuhl bestiegen. ®^or Bonifacius sandte sofort Boten nach Rom. Sie sollten das neue Ober-731-741 haupt der Kirche beglückwünschen und um die Fortsetzung der alten Freundschaft bitten. Gregor war darüber hoch erfreut, er versprach, die Arbeit des Bonifacius mit feinem Gebete und feinem Segen begleiten zu wollen, auch ernannte er ihn zum Erzbischöfe und übersandte ihm das Pallium (Bifchofsmantel für höhere Geistliche). Bonifacius aber erbaute zum Danke für die päpstliche Zustimmung zwei Kirchen, die St. Peterskirche in Frideslare (Fritzlar) und die St. Michaeliskirche in Amanaburch (Amöneberg). Darauf durchzog er Bayern und begab sich 738 zum dritten Male nach Rom. Von da 738 nach Bayern zurückkehrend, wohin ihn Herzog Odilo berufen hatte, steuerte er eingeriffenen Mißbrauchen und errichtete vier Sprengel in dem Lande: Salzburg, Freifing, Regensburg und Paffau. Um diese Zeit starb Karl Martell (741) und feine Söhne Karlmann und Pippin 7*i teilten das fränkische Reich unter sich, als ob sie die rechtmäßigen Herrscher desselben feien. Sie befolgten die Politik ihres Vaters, der ganz richtig erkannt hatte, daß an eine dauernde Unterwerfung der deutschen Volksstämme rechts vom Rheine nicht gedacht werden könne, solange diese Völker Heiden blieben, und der deswegen stets ein warmer Freund*) und Schützer des Bonifacius gewesen war. Karlmann und Pippin gingen noch einen Schritt weiter, indem sie den Mann Gottes zu ihrem Gehilfen und Ratgeber in kirchlichen Dingen erhoben. Letzterer suchte zunächst die Einrichtung der Bistümer zu vollenden. Er gründete zu dem Zwecke Würzburg für *) Vergl. Prof. Dr. H. Hahn in Gebhardt, Handbuch der deutschen Geschichte: „Sein Verhältnis zu Karl Martell blieb kühl. Der rücksichtslose Politiker und der kirchliche Eiferer paßten nicht zusammen."
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