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1. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 143

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Berichte von Entdeckung-- und Lorschungsreisen. S. Fridtjof Nmrsen. 143 Proben, die ich heute mitnahm, bestehen zum größten Teil aus minerali- schein Staub, vermischt mit Diatomeen und andern Bestandteilen organi- scher Herkunft. Blessing hatte zu Ansang des Sommers auf der Ober- fläche des Eises mehrere Proben gesammelt und dieselbe Beobachtung ge- macht. Ich muß das noch weiter untersuchen, um zu sehen, ob all dieser braune Staub mineralischer Natur ist und infolgedessen vom Lande herrührt. In den Rinnen fanden wir Mengen von Algenklumpen von derselben Art, wie wir sie schon früher oft wahrgenommen hatten. In fast jedem kleinen Kanal waren große Ansammlungen davon. Wir konnten auch sehen, daß an den Seiten der Schollen eine braune Schicht sich von der Eisoberfläche tief ins Wasser hinab erstreckte. Sie rührte von einer auf dem Eise wachsenden Alge her. Im Wasser schwammen ebenfalls eine Anzahl kleinerer, zäher Klumpen, einige von weißer, andere von gelblichroter Farbe, von denen ich mehrere sammelte. Unter dem Mikroskop schienen sie sämt- lich aus Ansammlungen von Diatomeen zu bestehen, unter denen sich aber auch eine Anzahl größerer, roter Zellenorganismen von ganz charakteristi- schem Aussehen befand. Alle diese Diatomeenansammlungen hielten sich in einer gewissen 'Tiefe, ungefähr einen Meter unter der Oberfläche des Wassers; in einigen der kleinen Rinnen erschienen sie in größeren Mengen. In derselben Tiefe schien auch die vorstehend erwähnte Alge hauptsächlich zu gedeihen, während einzelne Teile derselben bis zur Oberfläche auf- stiegen. Offenbar halten diese Ansammlungen von Diatomeen und Algen sich genau in jener Tiefe, in welcher die obere Süßwasserschicht auf dem Seewasser ruht. Das Wasser an der Oberfläche war ganz süß; die Diatomeenmassen sanken darin unter, schwammen aber, wenn sie das See- wasser darunter erreichten. Vom Morgen bis zum Abend, ja bis spät in die Nacht hinein werde ich vom Mikroskop vollständig in Anspruch genommen und sehe nichts von dem, was um mich her vorgeht. Ich lebe mit diesen zierlichen Wesen in ihrer eigenen Welt, wo sie, eine Generation nach der andern, entstehen und sterben, im Kampfe ums Dasein sich gegenseitig bekriegen und ihre Liebesangelegenheiten mit denselben Gefühlen, denselben Leiden, denselben Freuden verfolgen, die jedes lebende Wesen, von dem mikroskopischen Tierchen bis zum Menschen erfüllen. So heiß wir menschlichen Wesen auch kämpfen, um uns den Weg durch das Labyrinth des Lebens zu bahnen, ihre Kämpfe sind sicherlich nicht weniger erbittert als die unsrigen — ein rastloses Hin- und Herjagen, wobei alle anderen beiseite gestoßen werden, um für sich selbst das, was nötig ist, zu erobern. Was ist das Leiden des Einzelnen in diesem großen Jagen? Und dieses sind kleine einzellige

2. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 148

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
148 Ii. Erdkundliches Lesebuch Magen Steine enthielt, und zwar Granit und Hornblendeschiefer mit Granaten. Bidlingmaier und Vahsel gingen auf die Schollen zu magnetischen Messungen hinaus, mußten aber scharf im Auge behalten werden, weil das Eis lebhaft trieb und seine Lagen verschob, so daß es gegen 1 Uhr mittags schon Schwierigkeiten hatte, sie zurückzuholen; ich selbst lotete und fand 3080 in. Daran schlössen sich Schöpf- und Tem- peraturserien, welche die von früher her bekannte Wärmeschichtung im Wasser des südlichen Eismeers derart bestätigten, daß unter der kalten Oberflächenschicht in schnellem Übergang eine wanne Unterschicht folgt, deren Temperatur dann gegen den Boden hin zunächst schnell und dann immer allmählicher abnimmt bis zu etwa —0,3° am Boden, i Das Wetter war herrlich, doch die Sonne blendete so stark, daß wir die Schnee- brillen gebrauchen mußten. Die Bodenprobe hatte ausfallenderweise viel Globigerinen und verhältnismäßig wenig Diatomeen.2 Die Gesteins- partikel darin hatten meistens Geschiebeform, ihrem glazialen Ursprung getreu; dazwischen aber fanden sich auch scharfkantige Brocken, die vul- kanisch sein konnten. Durch das Treiben des Eises waren wir allmählich so blockiert, daß wir uns wenig bewegen konnten. Nur in Nw. sahen wir eine offene Bucht und beschlossen, den Weg dorthin zu forcieren. Es ging sehr müh- sam hindurch; doch die Schollen waren verhältnismäßig nicht groß und wichen aus, wenn der „Gauß" sich in die Ritzen dazwischen hinein wühlte. Auch waren sie vielfach morsch, zerbrachen leicht und lösten sich schließlich in einen etwa 100 in breiten Streifen eines schwammigen Eises auf, wel- cher keine Schwierigkeiten mehr bot. Um 10 Uhr abends hatten wir das offene Wasser erreicht. Der folgende Tag sollte uns den endgültigen Einzug ins Eis bescheren. Auffallend war, daß das Plankton hier anderen Charakter hatte; Diatomeen waren fast verschwunden, Copepoden 3 erschienen. Auch Albatrosse umschwärmten das Schiff gleich wie Sterna, Kaptaube und Prion,1 die sich ans offene Wasser halten. Wir verfolgten im Laufe des Vormittags sw. Kurse und passierten der Reihe nach ver- schiedene Zungen von lockerem Scholleneis; sie lösten sich von den fest- liegenden Scholleneismassen los, in denen wir an den vorigen Tagen weiter östlich gestanden hatten. Wir verfolgten den Rand der kompakten Masse 1 Vgl. die Verhältnisse im Nördlichen Eismeer, S. 137. — 2 Diatomeen sind sehr kleine, kieselgepanzerte Algen; Globigerinen wie Foraminiferen und Radiolarien gehören zu den Rhizovoden, winzigen Urtierchen, die aus jedem Teil ihrer Sckleim- Masse Würzelchen wie Füße vorstrecken und zurückziehen können und meist in zierlichen Kieselpanzern stecken. — 8 Kleine Krebse. — i Taubensturmvogel; Sterna s. S. 97.

3. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 180

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
180 Ii. Erdkundliches Lesebuch. Fremdenstrom ihre Flur berührt. Dieser das Gebirge suchende Verkehr mildert ein wenig den bedeutenden Abstand, der in den wirtschaftlichen Ver- Hältnissen die Bewohner der Berge von den weit günstiger gestellten Sie- delungen des Senkungsfeldes trennt. Nur ein Zug des Naturbildes verbindet beide Naturgebiete zu gleichem Verhängnis: die verheerende Kraft der gewöhnlich unscheinbaren, aber nach kräftigen Güssen furchtbar anschwellenden Gewässer. Wie der Fort- schritt der Besiedelung nach aufwärts sie bisweilen über die Höhengrenze natürlicher Lebensfähigkeit hinausgeführt hat, so sind nach einer Zeit, die hochwasserfreie, sichere Lagen für ihre Wohnplätze wählen konnte, spätere Geschlechter in notgedrungener Verwegenheit an die Bäche selbst herab- gestiegen und haben oft erst durch deren Einschränkung sich selbst die Grund- läge einer Heimstatt zu schaffen sich erkühnt. Aber schon die ursprüngliche Dorfanlage der mittelalterlichen deutschen Kolonisation hat ihre Häuser- zeilen derartig an den Dorfbächen aufgereiht, daß die Berührungsflächen des Hochwassers mit den Siedelungen um Vielfaches größer wurden, als es bei einer fester geschlossenen, rundlichen Dorsanlage hätte geschehen können. Diese starke Bebauung der Talsohlen beschränkt auch eins der Abwehrmittel, die Anlage von Staubecken zur Aufspeicherung des Hoch- wassers und planvoller Verwertung dieser Wasservorräte im Dienste der Industrie, noch bestimmter, als es die Natur allein tut, auf den Berg- rahmen der Grafschaft; selbst in ihm sind die dafür geeigneten Örtlichkeiten spärlich genug. Auch diese Aufgaben der Gegenwart lassen den Unterschied der wirt- schaftlichen Kraft des Gebirges und des tiefer liegenden mittleren Kernes der Grafschaft deutlich erkennen. Er wird großenteils gebildet durch Senkungsfelder. Ihr Vorteil gegenüber dem Bergrahmen ruht nicht allein in der geringeren Meereshöhe, der milderen Temperatur, den mäßigeren Niederschlägen, sondern mit dem bedeutenden Alter dieser klima- tischen Vorrechte steht auch eine günstigere Bodenbeschaffenheit in ursäch- licher Verbindung. Die abtragende Wirkung der Atmosphäre hat auf den Höhen des Bergkranzes die einst auch hier in weiter Ausdehnung entwickelte Kreideformation bald vollständig beseitigt, bald wenigstens so weit, daß ihre tonreicheren oberen Lagen verschwunden und hauptsächlich die Bänke des Quadersandsteins erhalten geblieben sind; dagegen hat die in tiefere Lage herabgesunkene Mitte der Grafschaft eine viel geringere Abfpülung erfahren; die dem Pflanzenleben reichere Nährstoffe bietende oberste (senone) Abteilung der Kreideformation, die sogenannten Schichten von Kieslingswalde, sind nicht nur bei diesem Dorfe, sondern auch sonst in

4. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 182

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
182 It. Erdkundliches Lesebuch. Tiefe abfallend und schließlich gegen die über 1000 m tiefe Färber Rinne in steilerer Böschung abgesetzt. Als eine mäßige Anschwellung liegt hier die Große Fischerbank mit Tiefen zwischen 60 und 70 m in der Mitte der Fläche. Nach der britischen Seite hin ist eine über 80 in tiefe, südlich bis fast auf die Höhe von Newcastle vordringende Mulde ge- legen, die unsre Fischer den Fladengrund, englischen Cemeterv oder den Friedhof nennen. Die Doggerbank, so groß wie Schleswig-Holstein, von gestreckt ovalem Umriß innerhalb der 40 in - Linie, ist in ihrem breitesten Süd- westteile nur 15 m tief. Südwärts ihr unmittelbar vorgelagert ist die Silberkule, eine Furche von 60 bis 70 m Tiefe, wohin sich, wenn im Herbst das Wasser auf der Bank abkühlt, die Scholle und Seezunge zurück- zieht und dann mit Grundnetzen in Massen herausgeholt wird. Überhaupt ist der Boden der südlichen Nordsee merkwürdig durch sein wechselvolles Relief. Im ganzen sind die Tiefen nirgends größer als 45 m, auf sehr weiten Strecken sogar nicht über 35 m, so daß die meisten unserer Kirchen, hierher versetzt, mit ihren Turmspitzen aus dem Wasser herausragen würden und, wie die Erfahrung gezeigt hat, gesunkene See- schiffe mit den Stangen ihrer Masten über den Wellen bleiben und damit den Schiffbrüchigen eine letzte Zuflucht gewähren. Stellenweise haben wir ausgedehnte ganz ebene Flächen, wie das Gebiet „der breiten Vierzehn", wo auf einem Areal von 3500 qkm die Tiefen zwischen 23 und 24 m liegen. Das merkwürdigste aber sind die namentlich im Süd- westteile auftretenden, ganz schmalen, aber langgestreckten und stasfel- förmig angeordneten Bänke. Die Seekarten zeigen sie uns alle fast nach demselben Muster gebaut: im Norden sind sie nach Nnw., dann nach N., im Süden vor der Themsemündung nach No. gerichtet, ebenso an der flandrischen Küste. Ihre Länge beträgt 15 bis 20 km, ihre Breite meist nur 2000 m, bei den landnäheren wird sie größer. Denkt man sich die Nordsee trocken gelegt, so würden sie als lange Hügelkämme von 20 bis 30 m Höhe ziemlich steil aus dem umgebenden flachen Boden hervorragen. Die südlichsten Bildungen der Art liegen im Kanal von Dover; sie sind kürzer als die andern, bestehen auch aus Sand, haben aber, wie die Vor- arbeiten für das bekannte Tunnelprojekt ergaben, einen Kern von an- stehendem Gestein der Portlandformation. Die Entstehung dieser eigentümlichen Bänke ist nicht ganz leicht ver- ständlich. Englische Geologen haben geäußert, daß sie von den Gezeiten- strömen aufgeschüttet wären. In der Tat ist die Richtung der Gezeiten- ströme genau die der Kämme. So finden wir auch ganz analog in Fluß-

5. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 125

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Berichte von Cntdeckungs- und Sorschung-reisen. S. Ferdinand v. Richthofen. 125 die Kahlheit der Berge, die Formen und Farben der Gesteine, welche dadurch deutlich werden, die Art der Lagerungsverhältnisse, welche sich noch aus weiter Entfernung klar erkennen lassen, die breite, eintönige Berebenung im Osten mit sanfter Böschung von den Flanken abwärts, die breiten, sandigen, wasserlosen Flußbecken — alles dies ist charak- teristisch für das Great Basin. Nur die zerstreuten Dörfer zeigen, daß hier ein anderes Volk wohnt als die wandernden Indianer. Auch ließ sich selbst von der Höhe erkennen, daß der Talboden größtenteils aus festem Gestein besteht, nicht aus sandigen Anschwemmungen wie im Great Basin, und zu einer andern Jahreszeit würde das Grün der Talvege- tation einen wohltätigen Unterschied bilden, während die kahle Farbe, welche die Landschaft jetzt hat, die erwähnte Ähnlichkeit noch vermehrt. Im Vernichten der Vegetation zeichnen sich die Chinesen in trauriger Weise aus. Die Vorfahren der jetzigen Generation haben die Wälder ausgerottet; dann wurden auch die letzten Reste der Sträucher vertilgt. Oft habe ich die Leute auf kahlen Bergflächen sorgsam die Wurzelstöcke der Strüucher aufsuchen und aushacken sehen, um sie als Brennmaterial zu verwenden. In Schantung aber, bei Tschisu wie hier im W, ist auch dieses Stadium vorüber; denn es gibt längst keine Strüucher mehr. Man ist daher zur Ausrottung der Gras- und Kraut- Vegetation herabgestiegen. An Berggehängen wie an Feldrainen sieht man oft Scharen von Leuten emsig beschäftigt, mit eigens zu diesem Zweck verfertigten Instrumenten erst das trockene Gras abzumähen und dann die Wurzeln auszuhacken. Ganze Flüchen werden in einem Tage vollständig verödet. Die Praxis muß alt sein, dafür spricht die Anwen- dung derselben Werkzeuge im Osten und Westen; diese Werkzeuge aber werden zum Teil im südlichen China verfertigt. Es ist gewiß ein gutes Zeichen für Klima und Boden, daß die Berge noch immer mit einer dünnen Vegetation bedeckt bleiben. Dies ist der einzige Nutzen, den die Bevölkerung von ihren Bergen zieht. Ich fragte, warum man nicht Schaf- Herden auf den Bergen weiden lasse und mit dem Erlös Kohlen ein- führe. Man antwortete, niemand habe so viel Geld, um Schafe zu kaufen. Es fehlt dem Volke durchaus an jedem Trieb nach neuen Unterneh- mungen und Verbesserungen. Sie bewegen sich in den vor Urzeiten von den Ahnen vorgezeichneten Wegen und weichen nicht einen Zoll breit davon in Arizona und der kalifornischen Küstenkordillere n. von los Angeles, v. Richthofen hatte diese Gebiete Kaliforniens bereift, ehe er zu seinen Forschungswanderungen durch China (1868 —1872) nach Asien zurückkehrte.

6. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 96

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
96 Ii. Erdkundliches Lesebuch. Pflanzen und an einer anderen Stelle etwas Melonensaat aussäen. Ferner ließ ich aus der Insel eine Flasche mit folgender Inschrift zurück: Georgius Tertius Rex, 31. Decembris 1777. Naves Resolution, Jac. Cook, Pr. Discovery, Oar. Clerke, Pr. Am 1. Januar 1778 ließ ich unsere Schildkrötenfänger mit allem, was sie noch gefangen hatten, an Bord bringen. Wir hatten für beide Schiffe gegen dreihundert Schildkröten gefangen, deren jede im Durch- schnitt zwischen neunzig und hundert Pfund wog. Sie waren alle von der Gattung, die man die grüne eßbare See-Schildkröte (testudo Mydas Linn.) nennt, und so schmackhaft, wie sie nur irgendwo in der Welt sein können. Außerdem fingen wir an der Angel so viele Fische als wir während unsers Aufenthaltes verzehren konnten. Das Erdreich auf der Insel ist an einigen Stellen leicht und schwarz und besteht daselbst augenscheinlich aus vermoderten Kräutern und dem Auswurf der Vögel, mit dem Sand vermischt ist. An andern Stellen hingegen sieht man nichts als Seeprodukte, und zwar zerbrochene Stein- korallen und Muscheln, die in langen, schmalen Furchen mit der See- küste parallel liegen, welche dadurch beinahe das Ansehen eines um- gepflügten Feldes bekommt. Sie müssen also von den Wellen aufgeworfen worden sein, ungeachtet sie gegenwärtig zum Teil eine englische Meile weit von dem Meere entfernt liegen. Es scheint also außer allem Zweifel, daß diese Insel allmählich durch den Anwurf des Meeres ge- bildet worden und noch aus ebendiese Art zunimmt; denn nicht nur die Bruchstücke von Korallfelsen, sondern auch selbst manche Muscheln sind viel zu groß, als daß sie vom Seestrande an die Stellen, wo wir sie fanden, gebracht sein könnten. An mehreren Stellen gruben unsere Leute nach frischem Wasser, aber sie fanden auf der ganzen Insel nicht einen Tropfen. Dagegen sahen wir im Innern verschiedene Teiche mit salzigem Wasser, welche höchstwahrscheinlich von dem Seewasser, das bei hoher Flut durch den Sand dringt, angefüllt werden. Einer von den Verirrten hatte in der südöstlichen Gegend auch Salz gefunden. Wir bemerkten auch nicht die geringste Spur, daß je ein Mensch vor uns die Insel betreten hätte. In der Tat, wer das Unglück hätte, hierher verschlagen oder hier zurückgelassen zu werden, würde schwerlich sein Dasein lange erhalten können. Fische und Vögel sind zwar in Menge vorhanden; allein ich wüßte nicht, womit er seinen Durst stillen sollte, zu schweigen, daß bei dem gänzlichen Mangel an Pflanzenspeise gar bald die nachteiligen Folgen eines gänzlich aus dem Tierreich hergenommenen Unterhalts zum Vorschein kommen würden. Auf der ganzen Insel zählt man ungefähr

7. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 100

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
100 Ii. Erdkundliches «Lesebuch. und dabei gaben uns ihre seltsamen Gebärden deutlich zu erkennen, wie neu ihnen dieses alles sei, und daß noch nie Europäer hierher gekommen wären. Alle unsere Waren, bloß das Eisen ausgenommen, schienen ihnen völlig unbekannt; doch auch hiervon hatten sie entweder nur gehört oder in entfernten Zeiten einmal eine geringe Quantität erhalten. Soviel wußten sie, daß es eine Materie sei, die besser als eines ihrer Landes- produckte zum Schneiden und Bohren gebraucht werden könne. Wir fragten sie, ob sie wüßten, was Eisen wäre? Hierauf erwiderten sie so- gleich: wir wissen es nicht, ihr wißt es aber, und wir kennen es nur als Toi oder Hamaeti (Beil oder ein anderes Instrument). Wir zeigten ihnen Glaskorallen; aber auch diese waren ihnen noch ganz unbekannt. Zuerst fragten sie, was es für Dinge wären? und bald darauf, ob sie sie verschlucken sollten? Als wir ihnen hierauf zu verstehen gaben, daß es Zieraten wären, die man ins Ohr hinge, gaben sie sie sogleich als uu- brauchbar zurück. Ebenso machten sie es mit einem Spiegel, den man ihnen anbot, der sie aber wenig reizte. Irdene Teller und Porzellan waren ihnen so neu, daß sie fragten, ob sie von Holz gemacht wären; doch wünschten sie etwas davon mitnehmen zu können, um es am Lande vorzuzeigen. Sie besaßen viel natürliche Höflichkeit oder fürchteten sich wenigstens, uns zu beleidigen; daher fragten sie, ob sie sich setzen müßten, ob es erlaubt wäre, auf dem Verdeck auszuspucken, und dergleichen mehr. Einige sprachen ein langes Gebet, ehe sie an Bord kamen; andere sangen hernach und machten Bewegungen mit den Händen, wie wir sie bereits bei den Tänzen der vorhin besuchten Insulaner gesehen hatten. Diesen glichen sie überdies noch in einer andern Rücksicht. Sobald sie nämlich zu uns heraufgestiegen waren, stahlen sie alles, woran sie Hand legen konnten, oder sie nahmen es vielmehr vor aller Augen in der Meinung, daß wir es entweder nicht übelnehmen oder doch nicht verbieten würden. Allein wir halfen ihnen bald aus diesem Irrtum und, als sie sahen, daß wir ein wachsames Auge über sie hatten, ließen sie in der Folge von diesem Zugreifen ab. Während der Zeit, daß unsere Boote die Küste genauer unter- suchten, kreuzten wir ab und zu. Gegen Mittag kam Herr Williamson zurück und berichtete, daß er unweit eines Dorfes hinter dem Strande einen großen Teich gesehen hätte, worin nach dem Bericht der Ein- geborenen frisches Wasser wäre. Diesem Orte gegenüber sei guter Anker- gruud befindlich. Er hätte auch an einer andern Stelle anzulanden versucht, allein die Einwohner wären in großer Menge an die Boote gekommen und Hütten versucht, die Ruder und Flinten, kurz alles, woran

8. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 105

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Berichte von Lntdeckungs- und Forschungsreisen. 3. Alexander v, Humboldt, 105 Auge. Rädertiere, Brachionen * und eine Schar mikroskopischer Geschöpfe heben die Winde aus den trocknenden Gewässern empor. Unbeweglich und in Scheintod versenkt, schweben sie in den Lüften, bis der Tau sie Zur nährenden Erde zurückführt, die Hülle löst, die ihren durchsichtigen, wirbelnden Körper einschließt, und den Organen neue Erregbarkeit ein- haucht. Die atlantischen gelblichen Staubnebel, welche von dem kap- verdischen Jnselmeere von Zeit zu Zeit weit gegen Osten in Nordafrika in Italien und Mitteleuropa eindringen, sind nach Ehrenbergs glänzender Entdeckung Anhäufungen von kieselhaltigen, mikroskopischen Organismen, Viele schwebten vielleicht lange Jahre in den obersten Luftschichten. Neben den entwickelten Geschöpfen trägt der Luftkreis auch zahllose Keime künftiger Bildungen, Jnsekteneier und Eier der Pflanzen, die durch Haar- und Federkronen zur langen Herbstreise geschickt sind. Selbst den belebenden Staub, welchen bei getrennten Geschlechtern die männlichen Blüten ausstreuen, tragen Winde und geflügelte Insekten über Meer und Land den einsamen weiblichen zu. Wohin der Blick des Naturforschers dringt ist Leben oder Keim zum Leben verbreitet. Dient aber auch das bewegliche Luftmeer, in das wir getaucht sind und über dessen Oberfläche wir uns nicht zu erheben vermögen, vielen organischen Geschöpfen zur notwendigsten Nahrung, so bedürfen dieselben dabei doch noch einer gröberen Speise, welche nur der Boden dieses gasförmigen Ozeans darbietet. Dieser Boden ist zwiefacher Art. Den kleineren Teil bildet dir trockene Erde, unmittelbar von Luft umflossen; den größeren Teil bildet das Wasser, unaufhörlich in der Werkstatt der Wolken, wie in den pulsierenden Gefäßen der Tiere und Pflanzen zersetzt. Organische Gebilde steigen tief in das Innere der Erde hinab, überall wo die meteorischen Tagewasser in natürlichen Höhlen oder Grubenarbeiten dringen können. Das Gebiet der kryptogamischen unterirdischen Flora ist früh ein Gegenstand meiner wissenschaftlichen Arbeiten gewesen. Heiße Quellen nähren kleine Hydroporen, Konserven und Oscillatorien 2 bei den höchsten Temperaturen. Dem Polarkreise nahe, an dem Bären-See im Neuen Kontinent, sah Richardson den Boden, der in 20 Zoll Tiefe im Sommer gefroren bleibt, mit blühenden Kräutern geschmückt. In dem Ozean erscheinen gallertartige Seegewürme, bald lebendig, bald abgestorben als leuchtende Sterne. Ihr Phosphorlicht wandelt die grünliche Fläche 1 Rädertiere gehören zu den Würmern, sind mikroskopisch klein, leben meist im Wasser. Brachionen oder Brachiopoden sind Würmer, die muschelartig in zwei- klappigen Schalen festhasten. Sie sind schon im Cambrium sehr häusig. — 2 Hydro- poren sind Wasserkäfer, Konserven und Oscillatorien Algengatwngen.

9. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 179

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Länderkundliche Darstellungen. 10. Joseph partsch. 179 wurzeln seines bescheidenen Lebens gesehen. Erst die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts hat die kalte und die laue Quelle von Reinerz entdeckt und zu Ehren gebracht, alkalische Säuerlinge, die namentlich von Kranken der Atmungsorgane aufgesucht werden. In den letzten Jahrzehnten ist viel geschehen, um die Mannigfaltigkeit und die Wirksamkeit der Kurmittel zu erhöhen. Die Trinkkuren sind durch die 150 m lange Wandelbahn unabhängiger geworden von des Wetters Gunst. Die Badeeinrichtungen sind zu sehr vollkommener Entwicklung gebracht worden. Nur über das als Vorhalle der Baderäume angelegte Palmenhaus mit den kühlen Stein- sliesen und der von dem Stoffwechsel feucht gehaltener Gewächse ver- änderten Luft dürften die Urteile geteilt bleiben. Gerade Reinerz ist kein Ort, wo man Grund hat, sich nach Kühle und Schatten zu sehnen. Der Morgen findet den flachen Talgrund nach kräftiger nächtlicher Ausstrahlung zu empfindlicher Frische erkaltet, und nachmittags verschwindet die Sonne ziemlich früh hinter den Bergen, die im Sw. das gegen No. sich öffnende Tal abschließen. Die längere Besonnung der vordersten Villen des Tal- einganges wird als ein entschiedener Vorzug empfunden. Am höchsten wird Reinerz der rüstige Kurgast schätzen, der nicht auf die nächsten Spaziergänge sich zu beschränken braucht, sondern an den landschaftlichen Reizen der weiteren Umgebung sich zu erfreuen vermag; er dürfte Reinerz vor Landeck den Vorzug geben. Aber der „genius loci" hat in Landeck einschmeichelndere, freundlichere Züge. Noch am Fuße des Gebirges hat sich ein jüngerer Kurort zweiten Ranges entwickelt, in Alt - Heide, am Rande des Senkungsfeldes der inneren Grafschaft. Man kann kein erfrischenderes kohlensaures Wasser trinken als den Josephs-Brunnen; auch den Bädern der Eisensäuerlinge, der sogenannten Stahlquellen, wird vortreffliche Wirkung nachgerühmt. Jedenfalls ist die Lage am Ausgang des Höllentales, der Engschlucht, in welche die Weistritz abwärts von Rückers, zu Füßen der jugendlichen Burg Waldstein sich vertieft, überaus anmutig und vereint mit den Schlender- gängen der nächsten Umgebung eine wohltuende, durch die Bahnlinie er- höhte Bewegungsfreiheit für weitere Ausflüge. Auch hier ist die Kapital- kraft einer Aktiengesellschaft für die Entwicklung des Kurortes eingetreten. Zu den Badeorten gefellt sich eine lange Reihe lockender Sommer- frischen, denen oft der besondere Charakter ihrer Lage eigentümliche Vor- züge sichert. Namentlich Dörfer am Rande der vom Heuscheuergebiete weit südostwärts ins Innere der Grafschaft hinein streichenden Quadersand- steinplatte, die mit armer Bodenkrume ein sehr spärlich entwickeltes Wasser- netz verbindet, Orte, wie Falkenhain, heben sich unverkennbar, sowie der 12*

10. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 15

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
§ s. Geophysik. 15 stücke hat man gefunden, um wie viel er in höherer Lage weniger wiegt als in tieferer, d. h. um wie viel die Anziehungskraft der Erde auf jenen Körper bei vergrößertem Abstand sich vermindert; hieraus berechnete man die Masse der Erde, endlich hieraus und aus der bekannten Größe der Erdkugel deren spezifisches Gewicht auf Da die Außenseite des festen Erdkörpers aus Gesteinen besteht, deren spezifisches Gewicht meist nur 2.5—2.g beträgt, so muß also die Erde weiter nach ihrem Innern hin aus viel dichteren, wahrscheinlich eisenartig schweren oder noch schwereren Stoffen zusammengesetzt sein. Auch die Erdrinde weist nicht überall eine gleichmäßige Dichte auf. Sie ist unter den Ozeanen größer als unter den Sockeln der Festländer, unter Gebirgen öfters geringer als unter angrenzenden Ebenen. Man nimmt an, die Ursache für zu geringe Dichteverteilung sei in Massendefekten innerhalb der Erdkruste zu suchen. Es ist ein Irrtum, zu glauben, daß die Schwere eines Körpers d. h. der Druck, den er auf seine Unterlage ausübt, oder der Widerstand, den er dem Versuch ihn zu heben entgegensetzt, gar nicht von der Erde abhinge, sondern seine von ihm allein geäußerte Kraft darstelle. Viel- mehr ist die Schwere eines Körpers stets doppelt bedingt: 1. von seiner Größe und der Dichte (dem spezifischen Gewicht) seiner Masse, 2. von der Größe und Dichte des Weltkörpers, in dessen Anziehungsbereich der Gegen- stand sich befindet. Bei uns würden alle Körper schwerer sein als sie wirklich sind, wenn die Erde, die auf sie unterbrochen anziehend wirkt, aus noch dichterem Stoff bestände, oder wenn sie bei gleicher Dichte größer wäre. Auf der Sonnenoberfläche würde jeder Körper sogar 28 mal schwerer sein als auf der Erde, weil die Sonne, obwohl ihr spezifisches Gewicht nur 1.4 ausmacht (soviel wie das von Lehm oder Koks), eine un- geheure Größe besitzt. Dagegen z. B. auf den Mond versetzt, würde jeder irdische Körper nur noch y6 des Gewichtes besitzen, das er auf Erden wahrnehmen ließ. Eine Doppelzentnerlast (100 kg) der Erde würde auf der Oberfläche des Mondes von einem Kinde gehoben werden können; denn sie übte dort nur einen Widerstand wie auf Erden 17 kg. Die Temperatur der Erdoberfläche wird durch die Ein- und Aus- Ii. Wärme, strahlung der Sonnenwärme bestimmt (Insolation), also durch das Maß^-^^^ung der Sonnenwärme, das abhängig ist von der Zeitdauer der Bestrahlung Sonne, und vom Einsallswinkel der Sonnenstrahlen, und von der Erwärmbarkeit der bestrahlten Teile der Erdoberfläche. Der Gang der täglichen Tempe- ratur ist aber ein Stück unter der Sodenoberfläche nicht mehr wahrnehm- 1 Das mittlere spezif. Gew. des Merkur ist 5.66, der Venus 5.41, das der übrigen Planeten weit kleiner.
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