Karl der Kühne.
99
Glücklicher als im östlichen Theile seines Reiches gestalteten sich
im westlichen die Aussichten zur Vermehrung der Hausmacht.
Gegen Ende des 14. Jahrhunderts (1384) war das Herzog-
thum Burgund (Bourgogne) und die Freigrafschaft Bur-
gund (Franche-Comto), welche beiden Länder sich längst von dem
mit dem deutschen Reiche vereinigten Königreiche Burgund unabhängig
gemacht hatten, durch Erbschaft vereinigt worden. Im Laufe des
15. Jahrhunderts wurden die Besitzungen der Herzoge von Burgund
durch Heirath, Kauf, Erbschaft um fast sämmtliche Provinzen der
damals höchst blühenden Niederlande vermehrt. Der letzte Herzog
von Burgund, Karl der Kühne (1467—77), ging mit dem Plane
um, aus seinem von der Nordsee bis zu den Alpen reichenden Ge-
biete ein eigenes Königreich zwischen Deutschland und Frankreich zu er-
richten. Der Kaiser kam seinem Verlangen entgegen in der Hoffnung,
Karl's Erbtochter Maria für seinen Sohn, den Erzherzog Maximi-
lian, zu erhalten. Aber bei einer persönlichen Zusammenkunft beider
Fürsten zu Trier wollte jeder seine Forderung zuerst erfüllt sehen:
der Kaiser die Vermählung, der Herzog die Krönung, die er schon
vorbereitet hatte. Dieses gegenseitige, durch die Einflüsterung des
Königs von Frankreich noch gesteigerte Mißtrauen zerschlug die Sache
einstweilen. Der Kaiser reiste plötzlich ab unter dem Vorwände,
Streitigkeiten zwischen dem Erzbischöfe (Ruprecht) von Köln und
seinem Domcapitel (welches deffen Absetzung bewirkt hatte) zu schlich-
ten. Da die Kölner den Kaiser zu Hülfe riefen, so nahm sich Karl
der Kühne des Erzbischofs an, vermochte jedoch die kleine Stadt
^Nenß durch eine eilfmonatliche Belagerung und unzählige Stürme
nicht zur Uebergabe zu bringen, und schloß Frieden mit dem Kaiser,
um Lothringen zu erobern und die Schweizer für einen Einfall in
die Freigrafschaft Burgund zu züchtigen. Die Eroberung Lothringens
war in kaum 3 Monaten vollendet. Aber von den Schweizern
wurde er zweimal, bei Granson und bei Murten, geschlagen
(1476) , und der Herzog (Renatus) von Lothringen eroberte sein
Land wieder. Der Versuch Karl's Nancy wieder zu gewinnen,
führte hier eine dritte Schlacht herbei, in welcher er selbst fiel
(1477) . Nach seinem Tode kam die Vermählung Maximilians mit
Maria doch zu Stande, aber über die reiche Erbschaft entstand ein
Krieg mit Frankreich, in welchem Maximilian (durch den Sieg bei
Guinegate 1478) die Oberhand behielt. Zwar mußte er im Frieden
(zu Arras) Ludwig das von diesem (nach Karl's Tode sofort) in
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der_Kühne Karl Renatus Nancy Maximilians Maria Maria Maximilian Maximilian Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Burgund Burgund Burgund Burgund Nordsee Deutschland Frankreich Frankreich Lothringen Burgund Lothringens Murten Lothringen Maximilians Frankreich Arras
106
Ludwig Xi.
6. Ludwig Xi. (1461—1483) gelang es, jedoch nicht ohne
Treulosigkeit, Hinterlist und Grausamkeit, die Macht der Vasallen
in einem letzten, gefährlichen Kampfe zu vernichten und die königliche
Alleinherrschaft fest zu begründen. Es entstand nämlich unter dem
Namen ligue du bien public ein großes Bündniß der mächtigsten
Kronvasallen, um die Macht des Königthums zu stürzen und die
Herrschaft des Lehusweseus in ganz Frankreich herzustellen, und die
Verbündeten nöthigten den König durch Krieg und Umlageruug der
Hauptstadt, ihnen alle Forderungen zu bewilligen. Allein Ludwig
wußte durch List und Ränke das Bündniß zu trennen, die Verbün-
deten zu entzweien, den einen gegen den andern zu gebrauchen oder
sie durch anderweitige, von ihm unterstützte Feinde (so den Herzog
von Burgund durch die Lütticher) zu beschäftigen, und auch als der
Herzog Karl der Kühne von Burgund ihn bei einer Zusammenkunft
(zu Peronue) gefangen genommen und zu neuen Bewilligungen ge-
zwungen hatte, fand er Gelegenheit und Mittel, die gemachten Zuge-
ständnisse nach und nach zurückzuuehmeu. Vorzüglich aber gelang ihm
die Demüthigung der Vasallen dadurch, daß sein Hauptgegner, Karl
der Kühne von Burgund, auf einmal seine Macht gegen Deutsch-
land wandte, um das mitten zwischen seinen Besitzungen gelegene
Lothringen zu erobern, die Schweizer für einen Einfall in die Frei-
grafschaft Burgund zu züchtigen und ein unabhängiges Königreich
Burgund zu begründen, und daß derselbe in der Verfolgung dieser
Pläne seinen Untergang fand (s. S. 99 f.).
Bei dem Aussterbeu des Hauses Anjou, einer Nebenlinie des
königlichen Hauses (abstammend von einem Sohne Johaun's des
Guten), erbte Ludwig die Provence, Anjou, Maine und die Ansprüche
dieses Hauses auf Neapel. Somit waren alle großen Lehen mit der
Krone vereinigt, mit einziger Ausnahme des Herzogthums Bretagne,
dessen Rückfall an die Krone jedoch schon durch die Vermählung
Karl's Viii. mit der Erbin von Bretagne (1491) vorbereitet wurde.
Sein Sohn
7. Karl Viii. ’(1483—1498) konnte nach solcher Befestigung
und Erweiterung der königlichen Macht im Innern dieselbe auch nach
außen geltend machen. Er eroberte Neapel, worauf er Ansprüche
ererbt hatte; allein die Befürchtung, daß seine Eroberungspläne über
die Grenzen Neapels hinausgehen möchten, veranlaßte ein Bündniß
zur Herstellung des vertriebenen Königs (zwischen Spanien, Venedig,
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xi Ludwig Ludwig_Xi Ludwig Ludwig Ludwig Karl Karl Karl
der_Kühne_von_Burgund Karl Ludwig Ludwig Karl_Viii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Burgund Burgund Lothringen Burgund Burgund Maine Neapel Neapel Spanien Venedig
108
Die pyrenaischehalbinsel. Entdeckungsreisen der Portugiesen.
Sohne abstammte), auch der Krieg der rothen und weißen
Rose genannt, ausbrach. Nach zwei Niederlagen der lancasterschen
Partei folgten
drei Könige aus dem Hause Aork 1461 -— 1485 (Eduard
Iv. und V., Richard Iii.), bis der einzige Erbe des lancasterschen
Hauses, Heinrich Tndor, ans Frankreich, wohin er geflüchtet
war, mit einem Heere znrückkehrte und seinem Hanse den Thron
wieder gewann.
8- 41.
Die pyrenäische Halbinsel H.
Die einzige noch übrige arabische Besitzung war (seit 1238)
das Königreich Granada, meistens abhängig von Castilien, aber
durch gute Verwaltung, Ackerbau, Handel und Gewerbfleiß blühend,
bis ein Thronstreit 1492 die Vereinigung mit Castilien herbeiführte.
Aragonien hatte zwar den größten Theil seiner südfranzösi-
schen Besitzungen verloren, aber in Italien Sicilien als hohen-
stanfensche Erbschaft dem Karl von Anjou entrissen (1282), Sar-
dinien als päpstliches Lehen erhalten (1297) und Neapel erobert
(1442). Durch die Vermählung Ferdinand's von 'Aragonien mit
Isabelle, der Erbin von Castilien, wurde der Grund zur spätem
Vereinigung der beiden Reiche gelegt. Dazu kam 1492 Granada.
Für das kleine Portugal begann eine glänzende Periode, als
der Jnsant Heinrich der Seefahrer (-h 1460) seine persönliche Leiden-
schaft für Entdeckungsreisen und Seennternehmungen unter seiner
Nation zu verbreiten wußte. Madeira, die Azoren, die Inseln des
grünen Vorgebirges und die Küsten von Guinea wurden entdeckt,
Eroberungen in Mauretanien gemacht und daraus das Königreich
Algarbe jenseits des Meeres gebildet. Bartholomäus Diaz erreichte
1486 das eado tormentolo, welches König Johann Ii. eabo cko
bonna esperanza nannte.
8- 42.
Das byzantinische Reich unter den Palävlogen 1261—1433.
Die mit Michael Paläolögus (S. 64) auf den Thron erhobene
Dynastie der Paläologen vereinigte zwar das vorher zerstückte
0 S. das 38. Blatt in v. Spruner's histor.-geogr. Handatlas.
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Extrahierte Personennamen: Eduard
Iv Eduard Heinrich_Tndor Heinrich Karl_von_Anjou Karl Isabelle Heinrich Heinrich Bartholomäus_Diaz Johann_Ii Johann Michael_Paläolögus
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Granada Aragonien Italien_Sicilien Neapel Granada Guinea Mauretanien
Erweiterung der Kronlande in Frankreich.
70
Peter Iii. von Araaonien. Schwiegersohn Manfred's, zum Erben
seiner Ansprüche. — Karl erregte durch die Begünstigung der nach
Neapel und Sicilien strömenden Franzosen ein stets zunehmendes
Mißvergnügen, welches anl Ostermontaae 1282 um die Vesperzeit
zu Palermo zum Allsbruche kam und mit der allgemeinen Ermor-
dung der Franzosen auf der Insel (Jkutamfcbe Jmaet3 endete. Die
Sicilianer setzten eine provisorische Regierung ein und vertheidigten
sich gegen Karl's Maßregeln, bis Peter von Aragonien ihnen zu
Hülfe kam und die Krone von Sicilien annahm. Karl blieb auf den
Besitz von Neapel beschränkt.
8- 31.
Frankreich 1108—1270.
I. Territorial-Verhältnisse.
Unter den beiden folgenden Capetingern Ludwig Vi. und Vii.
blieb die Macht der Könige und das von ihnen unmittelbar be-
herrschte Gebiet noch sehr beschränkt, s. §. 25, 3, und §. 32, b. 1.
Daher erkannten die Könige auch als ihre Hauptaufgabe die Unter-
drückung der mächtigen Vasallen und die Wiedervereinigung
der ehemaligen Kronlande. Philipp Ii., mit dem Beinamen
Augustus (als Mehrer des Reiches), that den ersten bedeutenden
Schritt zur Erweiterung der Kronlande, indem er alle englischen
Besitzungen in Frankreich bis auf Guyenne wieder eroberte. Die
folgenden Könige setzten dieses Unternehmen mit großer Planmäßig-
keit fort, bis Ludwig Xi. dasselbe mit Kraft und Schlauheit zu
Ende führte. Die Kreuzzüge begünstigten ihre Absicht, indeni eine
große Anzahl der ausgezogenen Ritter nicht wiederkehrte und daher
manche erledigte Lehen eingezogen werden konnten. Auch die Albi-
genserkriege dienten zur Erweiterung der Kronlande.
Ii. Die Religionskriege im südlichen Frankreich.
Die Katharer (daraus „Ketzer") und Waldenser, zwei
gegen Ende des 12. Jahrhunderts im südlichen Frankreich, vorzüglich
in der Landschaft Albigeois (daher auch Albigenser), aufgekom-
mene Secten, verbreiteten ihre Lehre unter dem Schutze des Grafen
Raimund Vi. von Toulouse (so wie des Vicegrafen von Beziers und
Carcassonne) in Südfrankreich rasch und allgemein. Deshalb sprach
Innocenz Iii. über den Grafen Raimund (dem er auch die Ermor-
dung eines die Irrlehre bekämpfenden päpstlichen Legaten zur Last
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Extrahierte Personennamen: Peter_Iii Karl Karl Peter_von_Aragonien Karl Karl Ludwig_Vi Ludwig Philipp_Ii Philipp Augustus Ludwig_Xi Ludwig Raimund_Vi Innocenz_Iii Innocenz Raimund
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Neapel Sicilien Palermo Sicilien Neapel Frankreich Frankreich Frankreich Frankreich Toulouse
Ludwig der Baier und Friedrich von Oesterreich.
91
und die auch den vorigen König Heinrich hauptsächlich auf den Thron
gesetzt hatte, den Herzog Ludwig von Baiern.
5. Ludwig Iv. der Baier 1314—1347 und Friedrich von
Oesterreich 1314 — 1330.
Noch ehe es zum Kriege zwischen beiden Königen kam, wollte
Oesterreich Rache nehmen an den Waldstädten für ihren Aufstand
gegen Albrecht I. Aber der Herzog Leopold von Oesterreich, Friedrich's
Bruder, unterlag mit seiner unbeholfenen Reiterei im Kampfe bet
Morgarten 1315 den (1300) leicht beweglichen Schweizern, welche
darauf den ewigen Bund zu Brunnen schlossen, und Friedrich wurde
in dem Kampfe mit Ludwig dem Baier bei Mühldorf (am Inn)
und Ampfing 1322 von dem baierischen Feldhauptmann Seyfried
Schweppermann geschlagen und selbst gefangen. Da aber Friedrich's
Brüder den Krieg gegen Ludwig mit mehr Glück fortsetzten, so schloß
dieser mit seinem Gegner einen Vergleich, wonach er ihm gegen Ver-
zichtleistung auf den deutschen Thron die Freiheit wiedergab, und als
Friedrich, weil er die eingegangenen Bedingungen nicht erfüllen konnte,
sich dem Vertrage gemäß selbst wieder als Gefangenen stellte (?),
war Ludwig durch diese Treue so erschüttert, daß er sich nun mit
ihm zu einer gemeinschaftlichen Regierung vereinigte; jedoch blieb
Friedrich ohne Einfluß auf die Reichsgeschäfte.
Ludwig's Hauptgegner war der in Avignon restdirende Papst
Johann Xxii., welcher schon bei der Kaiserwahl für Friedrich von
Oesterreich Partei genommen hatte und nicht nur das Bestätigungs-
recht der Kaiserwahl geltend machte, sondern auch die Reichsverwal-
tung während einer Erledigung des Thrones in Anspruch nahm und
Unterhandlungen einleitete, um einen französischen Prinzen auf den
kaiserlichen Thron zu befördern. Als nun Ludwig nach der Schlacht
bei Mühldorf die Ghibellinen in Italien gegen die dem Papste er-
gebenen Welfen unterstützte, sprach Johann Xxii. in Avignon den
Bann über ihn aus und verhängte das Jnterdict über das Reich.
Ludwig aber kam, von den Ghibellinen aufgefordert, nach Italien
(1327), empfing die lombardische und zu Rom aus den Händen des
Adels (von Sciarra Colonna) die Kaiserkrone. Zugleich ließ er
einen Gegenpapst (Nicolaus V.) wählen. Da jedoch sehie Macht
nicht hinreichend war, um sich in Italien zu behaupten, so kehrte er
nach Friedrich's Tode (1330) nach Deutschland zurück und machte
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_der_Baier Ludwig Friedrich_von_Oesterreich Friedrich Heinrich Heinrich Ludwig_von_Baiern Ludwig Ludwig_Iv Ludwig Friedrich_von
Oesterreich Friedrich Oesterreich Albrecht_I. Leopold_von_Oesterreich Leopold Friedrich Friedrich Ludwig_dem_Baier Ludwig Feldhauptmann_Seyfried
Schweppermann Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Johann_Xxii Johann Friedrich_von
Oesterreich Friedrich Ludwig Ludwig Johann_Xxii Johann Ludwig Sciarra_Colonna Nicolaus_V.
Extrahierte Ortsnamen: Avignon Italien Avignon Italien Italien Deutschland
Entdeckungen und Eroberungen der Spanier. 5
1. Entdeckungen und Eroberungen der Spanier.
a) Obgleich schon um das Jahr 1000 die Ostküste von Nord-
amerika (zwischen Boston und Nenyork) von Grönland aus durch
Normänner entdeckt worden war und noch im 14. Jahrhundert ein
Verkehr zwischen Grönland und dem amerikanischen „Winland"
stattgefnnden hatte, so erhielt doch Christoph Columbus (Colon)
ans Genua (?) bei seiner Anwesenheit aus Island keine Kunde von
dem neuen Continent in Westen, sondern schöpfte aus mehrfachen An-
deutungen in den Werken des Alterthums und des Mittelalters den
Plan, durch eine westliche Fahrt einen neuen Weg nach Indien zu
finden. Da er für denselben weder bei den für solche Unter-
nehmungen begeisterten Portugiesen, noch in Genua Unterstützung
finden konnte, so legte er ihn dem spanischen Hofe vor, und erhielt
nach mehrjährigen vergeblichen Bemühungen von der Königin Isa-
belle von Castilien (zur Zeit der Eroberung Granada's) Unter-
stützung und feine Ernennung zum Viceköuige aller Länder und
Inseln, die er entdecken würde. Mit 3 kleinen Schiffen segelte er
(am 3. August) 1492 von Palos, einem Hafen Andalusiens, ab,
landete nach einer gefahrvollen Fahrt (am 12. Oktober) auf der
Insel Guanahani, welche er S. Salvador nannte, und entdeckte
auch noch die Inseln Cuba und Haiti. Auf seiner zweiten Reise
(1493 — 96) entdeckte er mehrere kleine Antillen, so wie Jamaica,
auf der dritten (1498—1500) die Insel Trinidad und das Festland
am Ausflusse des Orinoko, ward aber beim Hofe verläumdet und
von dem ihm nachgesandten Ritter Franz von Bovadilla in Ketten
nach Spanien zurückgeschickt. Nach seiner Freilassung unternahm
er noch eine vierte Reise (1502 —1504), auf welcher er vergebens
eine Durchfahrt in die Südsee suchte. Er starb, von Gram über
Undank niedergebeugt, zu Valladolid (1506).
d) Von Cnba aus landete Ferdinand Cortez 1519 in dem
von Montezuma beherrschten mexikanischen Reiche, drang ohne
Widerstand in die Hauptstadt und nahm den König gefangen, aber
bald machten sich die Spanier durch Grausamkeit verhaßt, und als
Cortez die Stadt verlassen hatte, um dem zu seinem Nachfolger er-
nannten Narvaez entgegen zu gehen, fand er bei seiner Rückkehr
bedeutenden Widerstand, eroberte sie aber von Neuem, und die
Provinzen unterwarfen sich ebenfalls. Damit vereinigte er noch
Guatimala und erhielt von Karl V. die Statthalterschaft über das
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Extrahierte Personennamen: Christoph_Columbus August Franz_von_Bovadilla Franz Cnba Ferdinand_Cortez Ferdinand Montezuma Cortez Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Boston Genua Island Westen Indien Genua Andalusiens Cuba Haiti Jamaica Spanien
Niederlassungen der Holländer und Engländer.
7
giesische Herrschaft in Ostindien, deren Mittelpunkt Goa war; die
Flotten der Portugiesen beherrschten alle Meere von Westafrika bis
zur Südsee. Bald dehnteu sie ihre Besitzungen sogar bis an die
Küste von China aus, wo sie Macao eingeräumt erhielten, und von
hier wies ein Sturm ihnen den Weg nach Japan, dessen Häfen zur
Einführung europäischer und indischer Waaren bereitwillig geöffnet
wurden. Diese Blüte ihres Handels erhielt sich, bis (1602) die
Holländer sich in Ostindien ansiedelten. — Brasilien, welches
Cabral auf der Fahrt nach Ostindien durch eine westliche Abwei-
chung zufällig aufgefunden hatte (1500), wurde erst später (um 1550)
colonisirt.
3. Niederlassungen und Eroberungen der hollän-
dischen Compagnien. Als die Spanier durch die Eroberung
Portugals (1580) auch Herren der portugiesischen Niederlassungen
geworden waren und den von spanischer Herrschaft abgesallenen
Holländern den Zwischenhandel mit ostindischen Waaren (von Lissa-
von aus) untersagt hatten, gingen diese selbst nach Ostindien, ver-
mieden aber Anfangs die Niederlassungen der Portugiesen und lan-
deten auf Java. Eine von den Generalstaaten (1602) privilegirte
ostindische Compagnie erhielt nicht nur das Monopol des hol-'
ländischen Handels jenseits des Caps und der Magellanstraße,
sondern auch die Hoheitsrechte über die künftigen Eroberungen und
Niederlassungen in Indien. Batavia ward der Sitz des General-
gouverueurs und der Mittelpunkt des indischen Berkehrs nach Europa.
Bald aber verdrängten sie auch die Portugieseu aus den indischen
Gewässern, sie nahmen ihnen die Molukken, Malacca, Ceylon, Cele-
des, vertrieben sie aus Japan, verfolgten sie zuletzt auch auf der
Küste von Malabar und entrissen ihnen hier die wichtigsten Plätze.
Borneo kam erst viel später (1747) hinzu. — Auch für den west-
indischen Handel ward eine Compagnie privilegirt.
4. Vergebens suchte man von England aus eine nördliche
Durchfahrt nach Ostindien: Davis eine nordwestliche und Hudson
eine nordöstliche. — Die Königin Elisabeth gab 1600 einer Gesell-
schaft Londoner Kaufleute ein ausschließliches Privilegium für den
Handel nach Ostindien. Diese stiftete einige Niederlassungen auf
Malabar und Coromandel, später auch auf den indischen Inseln.
Gleichzeitig übernahmen zwei andere englische Gesellschaften den An-
bau der Küste von Nordamerika, während auch
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Extrahierte Personennamen: Davis
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Westafrika China Macao Japan Ostindien Brasilien Ostindien Portugals Ostindien Indien Europa Malacca Ceylon Japan Borneo England Ostindien Ostindien Nordamerika
Theilung der spanischen Monarchie. Der nordische Krieg. 63
die Wiedervereinigung der österreichischen Länder mit der spanischen
Monarchie auch nicht wünschten, Frieden zu Utrecht 1713: Philipp
V. ward als König von Spanien und dessen europäischen Besitzun-
gen anerkannt unter der Bedingung, daß die Kronen Frankreichs und
Spaniens nie vereinigt würden, England erhielt von Spanien Gi-
braltar (und Minorka); Preußen gewann Obergeldern und die all-
gemeine Anerkennung seiner neuen Königswürde, Savoyen bekam
Sicilien als Königreich, welches es bald darauf gegen Sardiuieu
vertauschte. Der Kaiser trat diesem Frieden zu Nastadt 1714 bei
und erhielt die spanischen Nebenländer: die Niederlande, Neapel,
Mailand und Sardinien, die Kurfürsten von Baiern und Köln wur-
den wieder in ihre Würden eingesetzt. Dieser von Eugen unterhan-
delte Friede wurde von demselben in Baden im Aargau auch für
das deutsche Reich vollzogen.
8- 20.
Der nordische Krieg 1700—1721.
August, König von Polen und Kurfürst von Sachsen, verband
sich mit Rußland und Dänemark, die Jugend Karl's Xii. zu benutzen,
um ihn zur Rückgabe aller Länder, welche Schweden den Russen,
Polen und Dänen entrissen hatte, zu zwingen.
1) Der dänische Krieg (1700). Der Krieg begann mit
einem Einfalle der Dänen in Schleswig (welches dem Schwager
Karl's Xii., dem Herzoge von Holstein-Gottorp, gehörte) und der
Sachsen in Liefland. Der junge König wandte sich zuerst gegen die
Dänen und nöthigte sie durch eine kühne Landung auf Seeland dem
Bündnisse gegen Schweden zu entsagen (und dem Herzoge von Hol-
stein-Gottorp alles Eroberte zurückzugeben). Aber zu derselben Zeit
trat auch der Czar als dritter Feind gegen ihn auf.
2) Der russisch-sächsische Krieg (1700—1706). Peter
zog mit einem großen Heere dem in Liefland eingerückten Polenkönige
zu Hülfe und belagerte Narva in Jngermannland, aber Karl ent-
setzte durch einen glänzenden Sieg (1700) über das mehrfach zahl-
reichere russische Belagerungsheer diese Stadt, vertrieb auch die
Sachsen aus Liefland, drang siegreich in Polen ein, wies alle Frie-
densanträge ab und zwang die Polen, August Ii. abzusetzen und deir
ihm ergebenen Woiwoden Stanislaus Leszinsky zu wählen
(1704), dem er auch durch neue Siege über die Sachsen allgemeine
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Extrahierte Personennamen: Philipp
V. Philipp
V. Eugen Eugen August Holstein-Gottorp Karl_ent- Karl August Stanislaus_Leszinsky
68
Krieg wegen Polen und Italien. Türkenkrieg.
fensive und bewahrte den Kaiser vor auffallendem Unglück, wogegen
die kaiserlichen Feldherren in Italien Alles bis auf Mantua ver-
loren. Nach langen Unterhandlungen kam der Friede zu Wien
1738 zu Stande: Stanislaus verzichtete auf den Thron und erhielt
als Entschädigung Lothringen und Bar mit der Bedingung, daß
diese Herzogthümer nach seinem Tode als Erbtheil seiner Tochter an
Frankreich fallen sollten, der Herzog von Lothringen Franz Stephan
erhielt das durch das Aussterben des Hauses Medici (1737) damals
erledigte Großherzogthum Toscana; der Kaiser trat das Königreich
beider Sicilien an den Jnfanten Don Carlos gegen Parma und
Piacenza ab, wofür Frankreich sich zur Garantie der pragmatischen
Sanction verstand.
4) Krieg der Türken gegen Rußland und Oesterreich
(1736—1739). Die russische Kaiserin Anna benutzte einen zwischen
den Türken und Persern ausgebrochenen Krieg, um das von Peter
d. Gr. im Frieden am Pruth abgetretene Asow wieder zu gewinnen,
welches auch gelang. Desto unglücklicher aber war ihr Bundesge-
nosse Kaiser Karl, welcher an dem Kriege Theil nahm in der Hoff-
nung, durch Eroberungen in der Türkei den Verlust von Neapel
und Sicilien zu ersetzen, die Türken waren den schwachen und seit
Eugen's Tode (f- 1736) schlecht angeführten österreichischen Heeren
in 3 Feldzügen stets überlegen und erhielten im Belgrader Frie-
den (1739) einen großen Theil der früher« Verluste zurück, indem
die Donau und Sau als Grenze beider Reiche festgesetzt wurde; Ruß-
land behielt Asow.
8- 22.
Preußen unter den beiden ersten Königen 1701 — 1740.
1) Friedrich I., als König 1701 — 1713, unterstützte den Kai-
ser und dessen Bundesgenossen im spanischen Erbfolgekrieg mit Hülfs-
truppen, welche unter dem Fürsten Leopold von Dessau an den
Schlachten bei Höchstädt und Turin, so wie (unter Lottum) an den
Schlachten bei Ramillies, Oudeuarde und Malplaguet ruhmvollen
Antheil nahmen. Er erhielt (als Sohn der altern Schwester Königs
Wilhelm Iii. von England) aus der Oranischen Erbschaft: die Graf-
schaften Lingen und Meurs und die Fürstenthümer Neuenburg und
Valendis (Neufchatel und Valcngin). Sein Sohn
2) Friedrich Wilhelm I., 1713-1740, führte sofort die
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm]]
Extrahierte Personennamen: Stanislaus Franz_Stephan Franz Carlos Anna Peter
d Karl Karl Friedrich_I. Friedrich_I. Leopold_von_Dessau Leopold Königs
Wilhelm Wilhelm Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Mantua Wien Lothringen Frankreich Lothringen Piacenza Frankreich Oesterreich Hoff- Neapel Sicilien Belgrader_Frie- Donau England
Türkenkrieg.
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weil er durch Gewalt erzwungen sei, und schloß mit dem Papste
(Clemens Vii.) und den übrigen auf Karl's Ueberlegenheit eifer-
süchtigen Mächten (England, Venedig, Sforza) die sog. heil. Ligue
zur Befreiung Italiens von der kaiserlichen Herrschaft. Daher
begann
der zweite Krieg zwischen Karl und Franz 1527—1529.
Der kaiserliche Feldherr Karl von Bourbon führte sein zucht-
loses, beutegieriges Heer, das er nicht bezahlen konnte, gegen Nom
und vereinigte sich ans dem Wege mit 12,000 deutschen Landsknech-
ten, welche Georg Frundsberg aus eigenen Mitteln geworben und
nach Italien geführt hatte. Rom ward durch Sturm genommen,
und da der Oberfeldherr selbst beim Ersteigen der Mauer gefallen
war, so erfolgte eine fast beispiellose Plünderung der ersten Stadt
der damaligen Welt, wobei die Spanier sich durch Habsucht, wie
durch Grausamkeit und Frevel jeder Art hervorthaten. Der Papst
wurde in der Engelsburg belagert, bis er sich zur Annahme eines
Vertrages entschloß, der ihm schwere Zahlungen und die Berufung
eines Concils zur Herstellung der Einheit in der Kirche auferlegte.
König Franz I., der im folgenden Jahre das Königreich Neapel
schnell erobert, aber auch bald wieder verloren hatte, erhielt in dem
(durch Karl's Tante, Margaretha von Oesterreich, und Franzens
Mutter, Louise von Savoyen vermittelten) sog. Damen-Frieden
zu Cambrai (1529) Burgund zurück, entsagte aber allen Ansprü-
chen auf Italien. Darauf kam Karl selbst nach Italien und em-
pfmg zu Bologna aus den Händen des Papstes die lombardische
und die Kaiserkrone. Seitdem hat Italien keine Kaiserkrönung mehr
gesehen.
Wie der Kaiser durch seine lange (8jährige) Entfernung von
Deutschland und die Kriege mit Franz I. und dem Papste, 'eben
so wurde sein Bruder verhindert der Reformation entgegenzutreten
durch den
Krieg mit den Türken 1529.
Nachdem der König Ludwig Ii. von Ungarn und Böhmen in
der Schlacht bei Mohacz (1526) von den Türken geschlagen und
auf der Flucht in einem Moraste unter seinem auf ihn gestürzten
Rosse erstickt war, folgte ihm sein Schwager, Erzherzog Ferdinand,
Karl's V. Bruder, in den beiden Reichen, die auch schon einmal
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TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Clemens_Vii Sforza Karl Karl Franz Karl_von_Bourbon Karl Georg_Frundsberg Franz_I. Franz_I. Margaretha Franzens Louise_von_Savoyen Karl Karl Franz_I. Franz_I. Ludwig_Ii Ludwig Ferdinand Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: England Venedig Italiens Italien Engelsburg Neapel Oesterreich Cambrai Burgund Italien Italien Bologna Italien Deutschland Ungarn