Krieg mit den Sachsen.
51
von den Fürsten übertragen; später bemächtigte sich der Erzbischof
Hanno von Köln durch Entführung des jungen Königes der Neichs-
verwaltung, die er aber bald mit dem Erzbischof Adalbert von >
Bremen theilen mußte. Dieser gewann schnell die Oberhand und
ließ, um Hanuo's Einfluß zu vernichten, den König schon in seinem
fünfzehnten Jahre wehrhaft machen und mündig erklären. Dem
Namen nach hörte die Vormundschaft nun auf, aber Adalbert behielt
die Leitung der Geschäfte, indem er den König seinen jugendlichen
Ausschweifungen überließ.
Zwar wußten die auf Adalbert's Einfluß und Macht eifersüchtigen Fürsten
den König durch Androhung der Absetzung zu bewegen, Adalbert zu entfernen; doch
erschien dieser nach 3 Jahren wieder am Hofe und suchte nun seine Gegenpartei zu
vernichten. Otto von Baiern ward eines Mordanschlags auf den König beschul-o
digt und abgesetzt, das Herzogthum Baiern aber dessen Schwiegersohn Welf (dem;
Stammvater der noch jetzt blühenden jüngern welfischen Linie) übertragen; Otto's '
Bruder Magnus, der seinem eben verstorbenen Vater im Herzogthum Sachsen
folgen sollte, wurde, weil er nicht auf das Herzogthum und seine Erbländer ver-^^/
zichten wollte, fortwährend gefangen gehalten, und Heinrich ließ eine Menge fester
Schlösser in Sachsen erbauen, in der Absicht, das Land sich unmittelbar zu
unterwerfen.
b) Krieg mit den Sachsen 1073—1075.
Als die drückende Hofhaltung des Königs auf der Harzburg,
seine übermüthige Behandlung der versamnlelten sächsischen Großen
und das willküchrliche Verfahren der königl. Besatzungen in den von
ihm angelegten Burgen die Sachsen zum Aufstand gebracht hatte,
und etwa 60,000 Mann gegen Goslar und die Harzburg heran-
rückten, mußte Heinrich (im Lager an der Werra) einen demüthigen-
den Frieden eingehen, den Sachsen alle Forderungen bewilligen nd
seine Burgen der Zerstörung preisgeben; Otto erhielt wieder sem
Herzogthum Baiern und Magnus seine Freiheit. Aber der Ueber-
muth der Sachsen, namentlich bei der Zerstörung der Harzburg,
veranlaßte die oberdeutschen und rheinischen Fürsten auf des Königs
Seite zu treten, der nun ein allgemeines Aufgebot gegen die Sachsen
erließ und sie (durch den Sieg bei Hohenburg an der Unstrut)
unterwarf.
Die sächsischen Großen (auch Magnus) ergaben sich gegen das Versprechen,
daß ihr Besitz und ihre Ehre unverletzt bleiben sollte. Aber der König, dessen Rach-
sucht noch nicht befriedigt war, behielt sie treuloser Weise gefangen Und ließ die
zerstörten Burgen wieder aufbauen, deßhalb wandten die Sachsen sich mit ihren
Klagen an den Papst.
4'
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Extrahierte Personennamen: Hanno_von_Köln Otto Welf Magnus Magnus Heinrich_ließ Heinrich Heinrich_( Heinrich Otto Magnus Magnus Magnus Magnus
Die Reformen der beiden Gracchen. §. 106.
Die Centurienverfassung war (schon 241) in der Weise mn-
gestaltet worden, dass alle 5 Klassen eine gleiche Stimmenzahl
(die seniores und iuniores je eine in jeder. Tribus, also 70) er-
hielten1) und somit nicht mehr die erste Klasse mit den Rittern
allein schon die Entscheidung geben konnte (vgl. S. 227). Auch
fand die Nobilität eine doppelte Opposition: theils an dem Censor
M. Porcius Cato u. A., welche die ältere, bessere Zeit (durch Ge-
setze gegen den einreissenden Luxus u. s. w.) wieder herbeiführen
wollten, theils an einzelnen Demagogen (populäres), welche die
Gewalt der Regierung zu beschränken und die der Comitien zu
erweitern suchten. Auch gelang es, die Dictatur, wenn nicht
gesetzlich, doch factisch zu beseitigen, dagegen dem Volke Einfluss
auf die Finanz- und Militärverwaltung, so wie auf die äussere
Politik (Ratification von Staatsverträgen) zu verschaffen. So ward
die Macht des Senates vermindert und weniger die Gewalt, der
Bürgerschaft, als die ihrer ehrgeizigen Führer gemehrt.
r
' cc) Von den Gracchen bis zur Alleinherrschaft des
Augustus, 133—30. Verfall der Republik.
Rürgerliche und auswärtige Kriege.
§. 106.
®i?e Reformen ^er beiden Cfrac<d»en* 2), 188—121.
Die römische Bürgerschaft bestand damals aus den durch Ver-
waltung von Staatsämtern und Provinzen reichen Nobiles und einem
müssigen und armen Pöbel; einen wohlhabenden Mittelstand gab
■es nicht. Denn der freie Bauernstand in Italien, welcher durch
Kriegsdienst erdrückt und durchf Geldnoth gezwungen war, sein
Erbe zu verkaufen, hatte sich rasch vermindert, besonders seitdem
die Bewirthschaftung der grossen Güter (latifundia) durch Sclaven
geschah, weil diese vom Kriegsdienste frei waren
0 Nach Göttling- lag dieser Reform die Absicht zu Grunde, die beiden
getrennten Arten der Volksversammlungen : die oligarchische der Centuriat-
Comitien und die demokratische der Tributcomitien auf eine verständige Weise
zu verschmelzen und diese Gombination allmählich an die Stelle der beiden
bisherigen Versammlungen treten zu lassen. Vgl. Fr. Dor. Gerlach, zur V'er-
fassungsgescliichte der römischen Republik. 1s71.
2) A. H. Heeren, Geschichte der Revolution der Gracchen in dessen,
kleinen histor. Schriften, Th. 1., 1803. — K. W. Nitzsch, die Gracchen und
ihre nächsten Vorgänger. 1847.
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310
Caesar’s Alleinherrschaft. §. 122.
praefectura morum) theils auf eine bestimmte, theils auf Lebens-
zeit. Wie er schon Pontifex maximus war, so ward er auch in
die übrigen höheren Priestercollegien aufgenommen. Ausserdem
wurde ihm durch Gesetze und Senatsbeschlüsse eine ganze Reihe
ausserordentlicher Befugnisse (Entscheidung über Krieg und Frie-
den, Verfügung über das Heer und die Staatskasse, Ernennung
der Statthalter in den Provinzen, Leitung der Wahlen u. s. w.)
beigelegt. Die der bisherigen Verfassung fremde Obergewalt
auf Lebenszeit bezeiclinete der Titel Imperator, der jetzt
aus einem Ehrentitel ein Amtstitel (als Praenomen) wurde und
sogar auf seine Nachkommen vererben sollte.
Daneben fehlte es nicht an fast vergötternden Ehrenbezeugungen:
er hielt an 4 verschiedenen Tagen eben so^ viele Triumphe über Gallien,
Aegypten, Pontus und Afrika, später einen fünften nicht über die be-
siegten Mitbürger, sondern über Spanien; man ordnete ihm nach döm
afrikanischen Kriege ein 40 tägiges Dankfest an, nach dem letzten spani-
schen ein 50 tägiges, nannte ihn Vater des Vaterlandes und nach ihm
den Monat Quinctilis, in welchem er geboren war, Iulius. Das äussere
Kennzeichen der Monarchie lag (nach der allgemeinen Ansicht des Aller-
thums) darin, dass er Münzen mit seinem Bilde prägen liess.
Während der kurzen Zeit seiner Alleinherrschaft entwarf Caesar
einen umfassenden Plan zur neuen Organisation seiner „Miltelmeermo-
narchie“, die nach seiner Absicht auch in Verfassung und Verwaltung,
in Religion und Rechtspflege, in der Zeitrechnung (seine Reform des
Kalenders, s. S. 4), in Münze, Maass und Gewicht eine Einheit dar-
stellen sollte.
Nachdem Caesar in Afrika die Südgrenze des Reiches längs
der Wüste und im Nordwesten die Rheinlinie gesichert hatte,
wollte er durch die Unterwerfung der Geten an der Donau Italien
auch imnor^psten schützen, eben so die Reichsgrenze im Süd-
ost eu^chrarn durch einen Krieg gegen die Parther, der zugleich
die Niederlage des Crassus rächen sollte. Schon hatten seine
Freunde mehrere vergebliche Versuche gemacht, ihm das Diadem
öffentlich zu überreichen, welches er, weil die Beistimmung des
Volkes nicht erfolgte, jedesmal ablehnte, als man in den (zu Sulla’s
Zeit verbrannten und zum Theil durch unächte ersetzten) $ibyl-
linischen Büchern den gewünschten Ausdruck entdeckte, mp’ unter
einem Könige könne Rom die Parther besiegen. Seine Anhänger
verlangten daher für ihn die Königswürde ausserhalb Italien.
Inzwischen hatte sich gegen das Leben des Dictators schon
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Extrahierte Personennamen: Caesar Maass
Extrahierte Ortsnamen: Gallien Afrika Spanien Afrika Donau_Italien Süd-
ost Italien
Alleinherrschaft des Octavianus. §. 127.
315
Sieger, nachdem es 7 Tage vergebens auf die Ankunft des Antonius
gewartet hatte. Octavianus ging (30) über Syrien nach Aegypten,
schlug das Landheer des Antonius, dessen Flotte zum Sieger über-
ging, und bewog Cleopatra selbst, ihn von seinem Gegner zu
befreien. Aegypten ward nach der Eroberung Alexandria’s eine
römische Provinz (30).
Cleopatra liess dem Antonius melden, dass sie sich getödlet habe,
worauf er sich mit eigener Hand durchbohrte. Als sie ihr Bemühen,
mich den Octavianus zu fesseln, vereitelt sah und erfuhr, dass sie für
dessen Triumph bestimmt sei, gab sie sich ebenfalls den Tod (wahr-
scheinlich durch Gift).
Dritte Periode: Rom unter Kaisern1). 30 v. Chr. — 476 n. Chr.
a) Bis zur Verlegung der Residenz nach Constantinopel 330 n. Chr.
Kampf gegen die Barbaren (germanische Völker und Parther)
und gegen das Christenthum.
Octavianus kehrte im Sextilis (nach ihm Augustus benannt)
29 nach Rom zurück und feierte einen dreifachen Triumph wegen
der Siege in ßßlmatien (und den benachbarten Ländern), bei Actium
und in Aegypten, worauf der Ianus abermals (seit dem J. 235)
geschlossen wurde.
Die Alleinherrschaft, welche er schon factisch besass, suchte
er allmählich in eine legitime zu verwandeln und dabei sowohl
die republikanischen Formen zu schoneji, als den äussern Prunk
des Herrschers zu vermeiden. Schon gleich nach seiner Rückkehr
erhielt er durch Senatsbeschluss den bleibenden Imperator-Titel
(s. S. 310) und damit die höchste Militairgewalt im Staate, die er
sich später alle 5 oder 10 Jahre bestätigen liess. Daneben blieben
nicht nur der Senat, sondern auch die republikanischen Aemter
bestehen, doch liess Augustus sich selbst die politisch wichtigsten
übertragen und deren Gewalt durch Gesetze noch erweitern. Das
Consulat bekleidete' er eine Reihe von Jahren nach einander *)
*) Römische Geschichte vom Verfall der Republik bis zur Vollendung
der Monarchie unter Constantin. Von K. Hoeck. 1. Bd. 1—3. 1841—50.
G. R. Sievers, Studien zur Gesch. der röm. Kaiser. 1870.
§• 127.
G. Iulius Caesar Octavianus Augustus,
30 v. Chr. — 14 n. Chr.
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Extrahierte Personennamen: Antonius Antonius Cleopatra Cleopatra Antonius Augustus Augustus Constantin K._Hoeck Sievers Iulius_Caesar_Octavianus_Augustus Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Rom Constantinopel Rom Actium
Der Seeräuberkrieg. §. 114.
297
ganz entzogen, aber grösstentheils den Rittern zurückgegeben ward.
Auch wurde nicht nur die Censur erneuert, sondern wahrscheinlich
zugleich ihre fünfjährige Dauer hergestellt. Nach seinem Consu-
late nahm Pompeius keine Provinz an, sondern blieb (69—67)
als Privatmann in Rom, bis er den Oberbefehl im Seeräuberkriege
erhielt.
§• 114.
Der Krieg gegen die Seeräuber (^-67).
Während der Rürgerkriege hatte sich aus den bedrückten und
verarmten Provinzialbewohnern, besonders den asiatischen, ferner
aus den Flüchtlingen aller überwundenen Parteien, aus entlassenen
Söldnern, namentlich aus den Trümmern der Heere des Mithridates
u. s. w. eine wohl organisirte Maeht der Seeräuber gebildet,
die um so gefährlicher war, da es gar keine ihr gewachsene Macht
gab — eine Folge der Vernachlässigung des römischen Seewesens.
Sie machten mit mehr als 1000 Fahrzeugen das ganze mittellän-
dische Meer und dessen Küsten unsicher, brandschatzten mehr als
400 Ortschaften und bargen ihre Beute auf der Insel Creta und
den, an Schlupfwinkeln reichen, südlichen Abhängen des Taurus-
gebirges in Kleinasien, namentlich hatten sie in dem westlichen
(„rauhen“) Cilicien zahlreiche Schlösser und ihre vorzüglichsten
Werfte und Arsenale. Der Proconsul P. Servilius hatte während
seiner dreijährigen Statthalterschaft in Vorderasien (78—76) den
Seeräubern mehrere Festungen an der Südküste entrissen, den
Taurus überschritten, Isaura erobert (daher ,,Isauricus“) und mit
dem Gebiete der zerstörten Städte die römische Provinz Cilicien
erweitert.
Allein die Siege des Servilius Isauricus schwächten die Freibeuter
auf dem Meere keineswegs, vielmehr landeten sie an den Küsten,
selbst an den italischen, plünderten die Städte und Villen, raubten
die Einwohner (Caesar gerieth zur See in ihre Gewalt), fingen
die Geldsendungen und Kornzufuhren auf und vernichteten sogar im
Hafen von Ostia die gegen sie ausgerüstete römische Flotte. Die
in Rom entstandene Hungersnoth veranlasste das Volk (auf den
Vorschlag des Tribunen Gabinius), dem Cn. Pompeius den
Oberbefehl über das ganze Mittelmeer und dessen Küsten (also
selbst über Italien) auf 3 J. zu verleihen und ihm die Soldaten,
Schiffe und Kassen des Staates zu fast unbeschränkter Verfügung
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Kriege unter Augustus. §. 127. 317
7.u geben, so wie die vom Senate ernannten Beamten durch Aeclamation
zu bestätigen.
4) In eben dem Grade, als die allen Beamten der Republik an
Bedeutung verloren, erhoben sich die neuen, nur vom Kaiser ernannten
zu immer höherem und zuletzt ausschliesslichem Einflüsse auf die Ver-
waltung: 1) der Praefectus urbi, welcher die polizeiliche Gewalt
der Aedilen, die Jurisdiction in Criminalsachen und die kaiserliche Appel-
lationsgerichlsbarkeit ausübte, 2) die (meist) zwei Praefecti Prae-
torio, ursprünglich nur Befehlshaber der von Octavian zu seinemund
Italiens Schulze errichteten Leibwache (von 10 praelorischen Cohorten),
bald aber die ersten Personen nach dem Kaiser und (seit Commodus)
diesem an Autorität gleichstehend.
5) Die Provinzen theille Octavian in a) provinciae principis,
die einer militairischen Besatzung bedurften. Als deren Statthalter be-
trachtete sich der Kaiser selbst und schickte daher seine Stellvertreter,
Legaten mit praetorischer Gewalt, hin, deren abhängigere Stellung und
strengere Beaufsichtigung in den Provinzen einen sicherem und geord-
neteren Zustand herbeiführte, als zur Äeit der Republik, b) provinciae
senatus, die vollständig beruhigten, deren Statthalter unter dem Titel
Proconsul die Souverainetät neben dein Kaiser ausühten. Die nach dem
J. 27 erworbenen Länder wurden alle provinciae principis, so dass
deren Zahl sich bald (bis auf Traian) um das Dreifache vermehrte.
Die Kriege unter Augustus, wie unter seinen Nach- #
folgern aus dem julischen Hause, bezweckten weniger, neue ,
Eroberungen zu machen, als die alten zu befestigen. So wurden,
um Spanien zu beruhigen, die noch unbezwungenen Cantäbrer
und Asturier völlig unterworfen und der Besitz der Halbinsel durch
Gründung von (16) Militaircolonien (Corduba, Caesarea Augusta
oder Saragossa u. s. w.) befestigt. — Die Ostgrenze des Reiches
ward durch einen Feldzug gegen die Part her gesichert,
deren König (Phraätes) auf die Nachricht von Augustus Ankunft
in Syrien (20) die früher (im J. 53 und 36) erbeuteten römischen
Feldzeichen und Gefangenen zurückgab. — Zur Sicherung der
Nordgrenze wurden an der obern Donau durch die Stiefsöhne des
Augustus, Drusus und Tiberius, Rätien nebst Vindelicien und
Noricum erobert (15), so dass nun die Donau der zweite Grenz-
strom gegen Germanien ward (s. B. Ii. §. 3); denn Moesien an
der untern und Pannonien an der mittlern Donau waren schon
früher unterworfen worden und ein zweimaliger Versuch des Ab-
falles der Pannonier ward durch drei Feldzüge des Tiberius
(10—12) unterdrückt.
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Extrahierte Personennamen: Augustus Octavian Italiens_Schulze Augustus Corduba Augustus Augustus Augustus Tiberius Tiberius
320
Tiberius. Caligula. §. 128.
unvermeidlichen Nachtheile der Militairmonarchie in den Anfängen
des 'Praetorianerthums. Der Praefectus praetorio Seianus, der
die Praetorianer in einem Lager bei Rom vereinigte und sie
dadurch zuerst zum Bewusstsein ihrer Macht brachte, hatte das
unbedingte Vertrauen des sonst so misstrauischen Kaisers gewon-
nen, der ihn wegen seiner verhältnissmässig niedrigen Herkunft
nicht für gefährlich hielt. Dieser trachtete jedoch selbst nach der
Herrschaft. Zunächst vergiftete er des Tiberius Sohn und erklärten
Nachfolger Drusus, dann wusste er den Tiberius zu bewegen,
Rom zu verlassen und die Insel Capreae zu seinem beständigen
Aufenthalte zu wählen, während er selbst die Regierung leitete
und mit Ehrenbezeugungen von Tiberius und dem Senate über-
häuft wurde. Endlich ward sein Plan einer Verschwörung gegen
den Kaiser verrathen, und dieser führte nun mit der grössten Vor-
sicht den Sturz des allmächtigen Ministers, dem die Praetorianer
zu Gebote standen, herbei. Während er ihn durch neue Gunst-
bezeugungen sicher zu machen wusste und dadurch von offener
Empörung abhielt, ernannte er ins geheim den Macro an dessen
Stelle zum Oberbefehlshaber der Garden. Seianus ward in einer
Senatssitzung, wo er die Verleihung der tribucinischen Gewalt
erwartete, verhaftet und in einer zweiten Senatssitzung zum Tode
verurtheilt, sein Leichnam aber 3 Tage durch die Strassen der
Hauptstadt geschleppt und zuletzt in die Tiber geworfen (31).
Es folgten Untersuchungen und Anklagen nicht allein gegen
die Theilnehmer an der Verschwörung, sondern gegen alle, die
mit Seianus in irgend einer nähern Beziehung gestanden hatten.
Die Entdeckung, dass der Einzige, dem er unbedingtes Vertrauen
geschenkt, ihn seit Jahren getäuscht und verrathen habe, stürzte
den greisen Monarchen in eine an Wahnsinn grenzende Verzweiflung.
Ihm folgte der jüngste Sohn des Germanicus,
2) Gaius Caesar, von den Soldaten Caligula beigenannt,
37—41, welcher bereits einem Praetorianerführer den Thron ver-
dankte. Nachdem er im ersten Jahre den von Tiberius hinter-
lassenen Schatz (etwa 15 Mill. Thlr.) durch Geschenke, Mahlzeiten,
Spiele u. s. w. vergeudet hatte, ward die Geldverlegenheit in
Verbindung mit der Sucht des Kaisers, seine Allmacht überall zur
Schau zu tragen, ein Hauptmotiv seiner Frevel und Erpressungen,
zum Theil für die unsinnigsten Verschwendungen, wie für den
abenteuerlichen Bau einer Brücke über den Meerbusen von Baiae
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Extrahierte Personennamen: Tiberius Tiberius Tiberius Tiberius Germanicus Gaius_Caesar Caligula Tiberius
Die Oligarchie. Die Tyrannis. §. 43.
113
Zweite Periode: vom Ende der Wanderungen bis zu den
Perserkriegen, 900—500 v. Chr. Die Zeit der Aristokratie
und der Tvrannis, sowie der Colonisation.
§. 43.
Die Herrschaft des Adels und die Tyrannis.
Die Fürstengeschlechter des heroischen Zeitalters behaupteten
ihre bevorzugte Stellung in den neuen Wohnsitzen nicht lange,
besonders in den vielen kleinen Staaten, wo bald andere Familien
an Bildung, kriegerischer Tüchtigkeit und Reichthum sich wenig
von ihnen unterschieden. Von diesen ging der erste Angriff auf
das Königthum aus, an dessen Stelle in der Regel zunächst eine
Oligarchie aufkam, indem eine kleine Zahl von Familien die
Regierung an sich riss. Dadurch entstand ein Gegensatz zwischen
der herrschenden Aristokratie und dem Volke, der um so eher
zum Kampfe führte, als die Oligarchen keineswegs, wie die Könige,
darauf bedacht waren, allen Klassen der Bevölkerung gerecht zu
werden. Das gegen den Adel empörte Volk fand bald einen An-
führer, sei es aus seiner eigenen Mitte, sei es unter den ehrgeizigen
Mitgliedern des Adels. Mit Hülfe einer Leibwache riss ein solcher
die Herrschaft an sich, die er dann weniger im Interesse des
Volkes, als zur Begründung einer eigenen Hausmacht ausübte und
für seine Nachkommen zu erhalten strebte. Dies waren die
griechischen Tyrannen, die man in der Zeit vor den Perser-
kriegen fast allenthalben, im Mutterlande wie in den Colonien,
antrifft. Ihre usurpirte Macht war gewöhnlich von kurzer Dauer,
indem ihre minder klugen Nachfolger dieselbe bald missbrauchten,
und dadurch ihren Sturz herbeiführten, worauf dann entweder die
Oligarchen durch einige Concessionen an das Volk ihre Herrschaft
wiedergewannen, oder die Demokratie eingeführt wurde.
Diesen Gang der Entwickelung der Verfassung zeigt z. B. Korinth.
Unter dem Königlhum, welches im 9. Jahrhundert an die Bacchiaden,
einen Zweig der Herakliden, gekommen war, blühte die Stadt zu einer
bedeutenden Seemacht empor und ward zugleich ein Mittelpunkt der
schönen Künste (Erzguss). Um die Mitte des 8. Jahrhunderts rissen
zweihundert Familien, die sich alle ebenfalls von Bacchis ableiteten, die
Herrschaft an sich und führten eine Oligarchie ein, indem sie jährlich
Einen aus ihrer Mitte als Prytanen an die Spitze des Staates stellten.
Andere Familien wanderten theils freiwillig, theils gezwungen aus und
stifteten am ionischen Meere (bis hinauf zum dalmatischen Archipel) die/
Pü t z Geogr. u. Gesch. f. obere Kl. I. Bd. 14. Aull. 8
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Napoleon auf dem Gipfel seiner Macht. . 42. 103
. 42.
Napoleon auf dem Gipfel seiner Macht, 18101812.
Um seine Herrschaft auch durch Hinterlassung eines leiblichen Erben zu befestigen und deren Glanz durch Verbindung mit einem alten Regentenhause zu erhhen, schied Napoleon sich von seiner bis-herigen Gemahlin Josefine und heiratete (2. April 1810) die Tochter des Kaisers Franz I., Marie Luise; seinem Sohne Napoleon, (Il, geb. 1811) legte er den Titel eines Knigs von Rom bei.
Als der König Ludwig von Holland zu gunften seines ltesten Sohnes abdankte, weil er sein Land nicht durch die rcksichtslose Ausfhrung der Kontinentalsperre zu grnde richten wollte, erklrte Napoleon diese Verfgung sr ungltig und vereinigte Holland mit Frankreich (1810). Auch wurde ein groer Teil des Knig-reichs Westfalen, die Hansestdte, das Groherzogtum Berg, Olden-brg und Ostfriesland dem Kaiserreiche einverleibt. Nach dieser neuen Erweiterung zhlte das Kaiserreich 130 Departements und erstreckte sich den Ksten des westlichen und sdlichen Europa ent-lang von Lbeck und der Mndung der Elbe bis Trieft und Korsu. Im Innern herrschte der Wille des Kaisers unbeschrnkt.
43.
Napoleons Feldzug gegen Rußland im I. 1813.
Rußland, welches von Schweden Finnland erobert (1808) und in einem Kriege mit den Trken (18061812), zufolge des Bukarester Friedens, sein Gebiet bis an den Prnth ausgedehnt hatte, erkannte bald, da Napoleon kein mchtiges Reich auf dem Kontinent neben Frankreich dulden wolle. Die Vertreibung des Herzogs von Oldenburg, eines nahen Verwandten des Kaisers Alexander, und die Forderung Napoleons, die Kontinentalsperre zum Schaden des russischen Handels noch strenger durchzufhren, veranlaten den Aus-bruch des Krieges, während gleichzeitig die Franzosen noch in Spanien kmpften.
Nachdem sterreich und Preußen Hlfe gegen Rußland zugesagt hatten, begann Napoleon den russischen Feldzug im Juni 1812 an der Spitze eines aus fast allen Vlkern des sdwestlichen Europa zusammengesetzten Heeres von mehr als 400,000 M. Schnell rckte er der den Niemen in Litauen ein und trieb die Russen ohne
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Augustus. . 86. 131
Octavianus und Antonius noch einige Zeit auf. Als aber S. Pom-pejus von dem Seehelden M. Vipsanius Agrippa besiegt und in Kleinasien (in Milet) umgekommen, Lepidns von Octavianus aus dem Triumvirate verdrngt war, Antonius die Octavia verstoen und die Cleopatra fr seine rechtmige Gemahlin erklrt hatte, da bewog Octavianus den Senat zum Kriege (dem Namen nach) gegen Cleopatra und erhielt durch M. Vipsanius Agrippa's Seesieg beim Vorgebirge Actium 31 die Alleinherrschaft. Antonius und Cleopatra waren schon vor der Entscheidung nach Alexandria entflohen; ihre Flotte ward verbrannt, das Landheer ergab sich dem Sieger, nachdem es 7 Tage vergebens auf die Rck-kehr des Auioutus gewartet hatte. Als Octavianus in Aegypten erschien, tdteten sich Antonius und Cleopatra selbst, Aegypten wurde eine rmische Provinz (30) und der Janustempel abermals (seit dem I. 235) geschlossen als symbolische Ankndigung des wieder-hergestellten Weltfriedens.
Dritter Zeitraum.
Rom unter Kaisern, 30 v. Chr. bis 476 it. Chr.
. 86.
Die Dynastie des Octavianus1), 30 v. Chr. bis 68 n. Chr.
1. G. Julius Csar Octavianus Augustus (30 v. Chr. bis 14 it. Chr.) erhielt gleich nach seiner Rckkehr als Alleinherrscher durch Senatsbeschlu den bleibenden Jmperator-Titel und damit die hchste Militrgewalt, die er sich spter alle 5 oder 10 Jahre besttigen lie. Daneben suchte er die Rechte und Befugnisse der politisch wichtigsten Aemter in seiner Person zu vereinigen. Statt des verhaten Knigstitels nahm er den Titel Augustus d. h. der Erhabene" an, welcher ihn als ein hheres Wesen bezeichnen sollte und auch aus seine Nachfolger berging.
Zur Verteidigung der Grenzen des rmischen Reiches fhrte er die stehenden Heere in den Grenzprovinzen am Rhein, an der Donau und dem Euphrat ein; zu seiner eigenen Beschtzung bildete er sich eine Leibwache von (10) cohortes praetorianae, und zur Erhaltung der Ruhe der Stadt errichtete er (3) cohortes urbanae.
i) Siehe Stammtafel Seite 132.
9*
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Extrahierte Personennamen: Augustus Antonius Vipsanius_Agrippa Lepidns_von_Octavianus Antonius Antonius Cleopatra Cleopatra Antonius Cleopatra Antonius Antonius Cleopatra Julius_Csar_Octavianus_Augustus Augustus Augustus