Der Schmalkaldische Krieg.
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(Johann Friedrich) von Sachsen und den Landgrafen Philipp von
Hessen, in die Acht, und begann mit Hülfe des von ihm gewon-
nenen Herzogs Moritz von Sachsen
den Schmalkaldischen Krieg 1546. Der Kurfürst von
Sachsen wurde vom Kaiser bei Mühlberg (24. April) 1547
angegriffen, gefangen und zur Abtretung der Kurwürde sannnt den
meisten Kurländern an den Herzog Moritz gezwungen. So ging
die Kurwürde für immer aus dew Ernestinischen Linie in die Alber-
tinische i) über. Aus dem Reste des Kurlandes, den Moritz den
Kindern des gefangenen Kurfürsten lassen mußte, sind nachher die
jetzigen sächsischen Herzogthümer entstanden. Auch der Landgraf
unterwarf sich dem Kaiser, that zu Halle fußfällig Abbitte und
rettete seine Länder, mußte aber, eben so wie der Kurfürst, dem
Kaiser als Gefangener folgen. Als der nunmehrige Kurfürst Moritz
vom Kaiser die Freilassung seines Schwiegervaters, des Landgrafen
von Hessen, nicht erlangen konnte, trat er zur Partei seiner Reli-
gionsgenossen über und mit Heinrich Ii. von Frankreich in Bündniß,
der die zum Reiche gehörigen Städte Metz, Toul und Verdun be-
setzte. Die Verbündeten beschuldigten den Kaiser, der sich in Inns-
bruck befand, vielfacher Verletzung seiner Wahlcapitulation und der
Unterdrückung der Reichsfreiheit, und Moritz wollte ihn gefangen
nehmen. Kaum gewann der Kaiser Zeit, in der Nacht nach Villach
in Kärnthen zu entfliehen. Sein Bruder Ferdinand, der die Hoff-
nung auf Vereinigung beider Religionsparteien durch ein Concil
aufgegeben hatte, vermittelte den Passauer Vertrag, 1552,
wonach den Anhängern der Augsburgischen Confessio» freie Reli-
gionsübnng bis zu einem allgemeinen Reichstage bewilligt wurde,
und der noch gefangene Landgraf seine Freiheit erhielt; auch der
Kurfürst, den der Kaiser schon bei seiner Abreise von Innsbruck
aus der Haft entlassen hatte, ward der Reichsacht entbunden und
wieder als Herzog von Sachsen, Landgraf in Thüringen und zu
Friedrich Ii. Kurf. 1428—1464.
Ernest, Kurf, ch 1486 Albert
Friedr. d. Weise
Kurf, ch 1525.
Jehann
Kurf, j 1532
Georg
t 1510.______
Heinrich
Moritz
Kurf. 1547—1553.
Johann Friedrich
Kurf, bis 1547.
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Extrahierte Personennamen: Johann_Friedrich) Johann Friedrich Philipp_von
Hessen Philipp Moritz_von_Sachsen Moritz Moritz Moritz Heinrich_Ii Heinrich Moritz Ferdinand Friedrich_Ii Friedrich Ernest Albert
Friedr Jehann
Kurf Georg
t Heinrich
Moritz
Kurf Heinrich Johann_Friedrich
Kurf Johann Friedrich
68
Krieg wegen Polen und Italien. Türkenkrieg.
fensive und bewahrte den Kaiser vor auffallendem Unglück, wogegen
die kaiserlichen Feldherren in Italien Alles bis auf Mantua ver-
loren. Nach langen Unterhandlungen kam der Friede zu Wien
1738 zu Stande: Stanislaus verzichtete auf den Thron und erhielt
als Entschädigung Lothringen und Bar mit der Bedingung, daß
diese Herzogthümer nach seinem Tode als Erbtheil seiner Tochter an
Frankreich fallen sollten, der Herzog von Lothringen Franz Stephan
erhielt das durch das Aussterben des Hauses Medici (1737) damals
erledigte Großherzogthum Toscana; der Kaiser trat das Königreich
beider Sicilien an den Jnfanten Don Carlos gegen Parma und
Piacenza ab, wofür Frankreich sich zur Garantie der pragmatischen
Sanction verstand.
4) Krieg der Türken gegen Rußland und Oesterreich
(1736—1739). Die russische Kaiserin Anna benutzte einen zwischen
den Türken und Persern ausgebrochenen Krieg, um das von Peter
d. Gr. im Frieden am Pruth abgetretene Asow wieder zu gewinnen,
welches auch gelang. Desto unglücklicher aber war ihr Bundesge-
nosse Kaiser Karl, welcher an dem Kriege Theil nahm in der Hoff-
nung, durch Eroberungen in der Türkei den Verlust von Neapel
und Sicilien zu ersetzen, die Türken waren den schwachen und seit
Eugen's Tode (f- 1736) schlecht angeführten österreichischen Heeren
in 3 Feldzügen stets überlegen und erhielten im Belgrader Frie-
den (1739) einen großen Theil der früher« Verluste zurück, indem
die Donau und Sau als Grenze beider Reiche festgesetzt wurde; Ruß-
land behielt Asow.
8- 22.
Preußen unter den beiden ersten Königen 1701 — 1740.
1) Friedrich I., als König 1701 — 1713, unterstützte den Kai-
ser und dessen Bundesgenossen im spanischen Erbfolgekrieg mit Hülfs-
truppen, welche unter dem Fürsten Leopold von Dessau an den
Schlachten bei Höchstädt und Turin, so wie (unter Lottum) an den
Schlachten bei Ramillies, Oudeuarde und Malplaguet ruhmvollen
Antheil nahmen. Er erhielt (als Sohn der altern Schwester Königs
Wilhelm Iii. von England) aus der Oranischen Erbschaft: die Graf-
schaften Lingen und Meurs und die Fürstenthümer Neuenburg und
Valendis (Neufchatel und Valcngin). Sein Sohn
2) Friedrich Wilhelm I., 1713-1740, führte sofort die
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Extrahierte Personennamen: Stanislaus Franz_Stephan Franz Carlos Anna Peter
d Karl Karl Friedrich_I. Friedrich_I. Leopold_von_Dessau Leopold Königs
Wilhelm Wilhelm Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Mantua Wien Lothringen Frankreich Lothringen Piacenza Frankreich Oesterreich Hoff- Neapel Sicilien Belgrader_Frie- Donau England
Joseph's Ii. Selbstrcgierung. Der deutsche Fürstenbund.
77
Muth und Nachdruck Oesterreichs Stellung im politischen Systeme
Enropa's gegen ihre Anfangs zahlreichen Feinde zu behaupten. Erst
nach ihrem Tode konnte Joseph Ii. mit seinen Reform-Entwürfen
hervortreten'. Nur war sein rascher Eifer für Alles, was er als
gut erkannte, zu wenig durch Vorsicht gemäßigt. Am eingreifend-
sten waren seine Neuerungen in den kirchlichen Angelegenheiten (To-
leranzedict, Verleihung bürgerlicher Rechte an die Juden, Aufhebung
der meisten Klöster, Beschränkung der Verbindung der Geistlichen mit
Rom), welche ihn mit dem Papste Pius Vi. entzweiten, der ihn auch
durch einen persönlichen Besuch in Wien nicht bewegen konnte, diese
Neuerungen aufzuheben, wenn auch in der Ausführung derselben
manche Beschränkung eiutrat. Doch vor seinem Tode widerrief er
alle seine Neuerungen, die Aufhebung der Leibeigenschaft und das
Toleranzedict ausgenommen.
Seinen Lieblingsplan, Baiern zu erhalten und dadurch seine
Staaten im W. abzurunden, gab Joseph nicht auf und schlug des-
halb dem Kurfürsten Karl Theodor vor, Baiern an Oesterreich ab-
zutreten, und dafür die entfernten österreichischen Niederlande unter
dem Titel eines Königreichs Burgund zu nehmen. Der Kurfürst
willigte in diesen Ländertausch ein, aber der Herzog von Pfalz-Zwei-
brücken verwarf ihn und wandte sich an Friedrich Ii., welcher den
Vergrößerungspläuen Joseph's Ii. eine Verbindung der drei prote-
stantischen Kurfürsten unter dem Namen des deutschen Fürsten-
bundes entgegeustellte (1785). Die Kunde von diesem Tauschpro-
ject brachte in den Niederlanden selbst eine allgemeine Mißstimmung
hervor und hier fanden Joseph's Reformen offenen Widerstand, da
die Niederlande unter allen österreichischen Erbländern die größte An-
hänglichkeit an ihre Verfassung und ihre ausgedehnten Rechte hatten.
Geringe Widersetzlichkeit gegen einzelne Maßregeln, besonders gegen
seine Neuerungen im Kirchenwefen, bewog den Kaiser (1789) die
bisherige Verfassung von Brabant nebst allen Privilegien aufzuheben.
Dies veraulaßte einen allgemeinen Abfall aller Provinzen außer Lu-
xemburg zu derselben Zeit, als Oesterreich in Verbindung mit Ruß-
land sich in einen Krieg mit den Türken eingelassen hatte. Joseph's
Bruder und Nachfolger Leopold Ii., 1790—1792, beendete den
Türkenkrieg durch Rückgabe aller gemachten Eroberungen und den
Aufstand des „vereinigten Belgiens" durch Waffengewalt, aber zu-
gleich durch Herstellung der Verfassung und der Privilegien.
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Extrahierte Personennamen: Joseph_Ii Joseph Karl_Theodor Karl Friedrich_Ii Friedrich Leopold_Ii Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreichs Rom Wien Baiern Baiern Oesterreich Niederlande Burgund Niederlanden Niederlande Brabant Oesterreich
24
Rudolf Ii.
Prozession in die Acht erklärt und in Folge der Eroberung durch den Herzog von
Baiern ihrer Neichsunmittelbarkeit beraubt.
Da die Protestanten bei allen diesen Gelegenheiten das Ueber-
geivicht der Katholiken empfunden hatten, so verbanden sich auf An-
rathen des calvinischen Kurfürsten von der Pfalz die meisten pro-
testantischen Fürsten in einer Union (1608) zur gemeinschaftlichen
Vertheidigung und Betreibung ihrer Beschwerden. Dieser Union
stellten die katholischeil Stände unter Leitung des Herzogs Maxi-
milian voll Baiern eine Liga entgegen (1609). So standen sich
also die beiden Linien des Hauses Wittelsbach, die jüngere von
Baiern uild die ältere von Knrpfalz, als Führer der beiden Reli-
gionsparteien gegenüber. Da Rudolf in seinem Trübsillne die Ver-
waltung des Reiches unduldsamen Günstlingen überließ, so entwarf
sein ältester Bruder Matthias den Plan, ihn vom Throne zu ver-
drängen. Diesem überließ er «daher Ungarn, Mähren und Oester-
reich, und damit er nicht auch Böhmen verliere, bewilligte er durch
den Majestätsbrief den drei Ständen der Herren, Ritter und
der königlichen Städte mit ihren Unterthanen völlig freie Religions-
übung. — Als der Herzog (Johann Wilhelm) von Jülich, Cleve
und Berg I ohne Kinder starb, eiltstaild zwischen den Nachkommen
seiner Schwestern, dem Kurfürsten Johann Sigmund voll Branden-
blirg und deill Pfalzgrafen (Wolfgang) von Neubnrg (llach einer
vorübergehenden Einigung gegen die übrigen Prätendenten), der
Jülich'sche Erbfolgestreit 1609, welcher (definitiv erst 1666)
mit einem Vergleiche endete, wonach die beiden Prätendenten sich in
die Länder theilten: Cleve, die Grafschaften Mark und Ravensberg
kamen an Brandenburg, Jülich und Berg an Pfalz-Neubnrg.
Nachdem Rudolf seinem Vrnder auch noch Böhmen hatte über-
Johann Iii. Herzog zu Cleve und Graf von der Mark,
verm. mit Maria, Erbin von Jülich, Berg und Ravensberg.
Wilhelm,
Herzog, f 1592.
Joh. Wilhelm, Maria Eleonore Anna
Herzog, f 1609. Gem. Albert Friedr. G. Ph. Ludw.
Hzg. v. Preußen. Psigr. zu Neuburg.
Sibylla
verm. mit
Joh. Friedrich
v. Sachsen.
Anna
verm. mit
Heinrich Viii.
K. v. England.
Anna Wolfgang,
Gem. Joh. Sigmund Pfalzgraf
v. Brandenburg. zu Neuburg.
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Extrahierte Personennamen: Rudolf_Ii Rudolf Rudolf Rudolf Matthias Johann_Wilhelm)_von_Jülich Johann Wilhelm Cleve Johann_Sigmund Johann Wolfgang)_von_Neubnrg Rudolf Rudolf Johann Maria Maria Wilhelm Wilhelm Maria_Eleonore_Anna
Herzog Maria Albert_Friedr Sibylla Friedrich
v Friedrich Heinrich_Viii Heinrich Anna Wolfgang
26 Friedrich von der Pfalz, König von Böhmen.
gewählt wurde, erklärten ihn die in Prag vereinigten Stände von
Böhmen, Mähren, Schlesien und der Lausitz des böhmischen Thrones
verlustig und erhoben auf denselben den Kurfürsten Friedrich V. von
der Pfalz, das Haupt der Union und des deutschen Calvinismus.
Dagegen verband sich der Kurfürst von Sachsen, die Ausbreitung
des Calvinismus in Böhmen mißbilligend, mit dem Kaiser und un-
terwarf ihm Schlesien und die Lausitz wieder, während Maximilian
von Baiern, als Feldherr der Liga (zunächst die protestantischen
Stände von Ober- und Niederösterreich zum Gehorsam zurückbrachte,
daun) sich nach Böhmen wandte und Friedrich's (durch einen Nacht-
marsch ermüdetes) Heer auf dem weißen Berge bei Prag
(8. Nov.) 1620 in einer Stunde gänzlich schlug. Friedrich entfloh
nach Holland, ward mit seinen Anhängern in die Reichsacht und
aller Würden und Länder verlustig erklärt, Böhmen unterworfen,
der Majestätsbrief vernichtet, die Protestanten aller bürgerlichen Rechte
beraubt und die protestantischen Prediger aus dem Lande verwiesen.
Die Union löste sich ebenfalls auf, um aller Verbindlichkeit gegen
den geächteten Kurfürsten überhoben zu sein.
Die Reichsacht ward von der Liga vollzogen, indem Maxi-
milian's Feldherr Tilly in Verbindung mit spanischen Truppen die
pfälzischen Länder des flüchtigen Kurfürsten au der Donau und am
Rhein eroberte, Maxiniiliau erhielt die erledigte Kurwürde (und
somit der Katholizismus das Uebergewicht im Rathe der Kurfürsten),
und der Kurfürst von Sachsen die Lausitz. Die kostbare, von den
pfälzischen Kurfürsten gesammelte Heidelberger Bibliothek schenkte
Maximilian dem Papste.
B. Dänischer Krieg 1625—1629.
Der Krieg brach von Neuem aus, als Christian Iv., König
von Dänemark, den die Stände des von Tilly bedrohten nieder-
sächsischen Kreises zu ihrem Kreisobersteu gewählt hatten, für seinen
Schwager Friedrich V. und für die Sache der Protestanten auftrat.
Inzwischen beschloß der Kaiser, um nicht mehr immer von der Liga
und Maximilian abhängig zu sein, ein eigenes Heer aufzustellen.
Dieses verschaffte ihm Albrecht von Waldsteiu oder Wal len stein,
Fürst, später Herzog von Friedland (in Böhmen), welcher mit einem
auf eigene Kosten schnell geworbenen Heere zur Unterstützung Tilly's
in Niedersachsen einrückte, den Grafen Mansfeld (bei der Dessauer
Brücke) schlug und (jedoch mit großem eigenen Verluste) durch Schle-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_der_Pfalz Friedrich Friedrich_V. Friedrich_V. Maximilian
von_Baiern Maximilian Friedrich Friedrich Tilly Maximilian Maximilian Christian_Iv. Tilly Friedrich_V. Friedrich_V. Maximilian Maximilian Albrecht_von_Waldsteiu Albrecht
Eugen und Marlborough.
61
unter dem Prinzen Engen von Savoyen, welcher sich schon bei
dem Entsätze Wiens und in den folgenden Türkenkriegen, so wie im
3. französischen Kriege ausgezeichnet hatte, nach Italien, wo bereits
ein französisches Heer (unter Catinat) angelangt war. Eugen er-
öffnete nach einem kühnen Zuge über die Tiroler Alpen den Krieg
mit zwei Siegen über die Franzosen, kämpfte aber dann gegen die
überlegene Trnppenzahl des Herzogs von Vendome ohne Entscheidung.
2) In Deutschland. Die Engländer begannen den Krieg
in den spanischen Niederlanden unter dem Grafen, nachmaligen Her-
zoge von Marlborough, welcher sich 1704 unerwartet mit Eugen
vereinigte, und beide besiegten die Baiern und Franzosen bei Höch-
städt an der Donau (und Blenheim) so entscheidend, das; kaum ein
Trittheil des französischen Heeres den Rhein erreichte, ganz Baiern
wurde besetzt und zur Aufbringung der Rüstungen'für den nächsten
Feldzug angehalten, die Kurfürsten von Baiern und Köln abgesetzt
und vom Kaiser
Joseph I. (reg. 1705—1711)
mit Zustimmung des Kurfürstencollegiums in die Reichsacht erklärt.
B. Kampf in Spanien, den Niederlanden und Ita-
lien wegen der gesammten spanischen Monarchie (1704—1711).
1) In Spanien selbst begann der Krieg erst 1704, als der
Erzherzog Karl mit Engländern und Holländern an der portugie-
sischen Küste landete. Im ersten Jahre ward nur Gibraltar von den
Engländern weggenommen, als aber 4 Provinzen (Catalonien, Va-
lencia, Aragonien und Navarra) sich für Karl Iii. erklärten, begann
ein greuelvoller Bürgerkrieg, welcher mit abwechselndem Glücke fort-
dauerte, bis Karl nach dem Tode seines Bruders, des Kaisers Jo-
seph I., nach Deutschland zurückkehrte 1711.
2) In den Niederlanden und Italien. Eugen und
Marlborough hatten sich nach dem Siege bei Höchstädt wieder ge-
trennt, jener ging nach Italien, dieser nach den Niederlanden zurück;
beide kämpften mit unerwartetem Glücke und eroberten die wichtigsten
Nebenländer Spaniens. Marlborough vereitelte den Plan der Fran-
zosen in Holland einzufallen durch den glänzenden Sieg bei Ra-
mi l lies 1706, worauf er mehrere niederläudische Provinzen unter-
warf und Karl Iii. huldigen ließ. Noch folgenreicher war- Eugen's
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Extrahierte Personennamen: Eugen Marlborough Eugen Marlborough Eugen Eugen Karl Karl Karl_Iii Karl Karl Karl Eugen Marlborough Marlborough Karl_Iii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Wiens Italien Deutschland Baiern Donau Blenheim Rhein Baiern Spanien Niederlanden Spanien Aragonien Navarra Deutschland Niederlanden Italien Italien Spaniens Fran- Holland
62
Dcmüthigung Ludwig's Xiv.
Feldzug in Italien. Die Franzosen wollten Turin erobern und da-
durch den Herzog von Savoyen bestimmen, die Allianz mit dem
Kaiser aufzugeben. Eugen aber vernichtete mit Hülfe der Preußen
unter Leopold von Dessau nach einem höchst verwegenen Zuge auf
dem rechten Poufer im Angesichte des Feindes das französische Heer,
welches Turin belagerte, vertrieb die Franzosen aus der ganzen
Lombardei und ließ auch hier Karl Iii. huldigen. Ein von ihm
nach Neapel gesandtes Heer ward mit dem größten Jubel ausgenom-
men, und den Spaniern blieb von allen ihren europäischen Neben-
ländern nur Sicilien (da die Engländer auch Sardinien eroberten).
Als der Krieg in Italien beendet war, vereinigte sich Eugen
wieder mit dem von einem neuen französischen Heer bedrängten
Marlborough, beide schlugen jenes Heer bei Oudenarde au der
Schelde 1708 und eroberten die für unüberwindlich gehaltene Festung
Ryssel (Lille). Ludwig Xiv., nach so vielen Unfällen erschöpft und
durch den darauf folgenden ungewöhnlich strengen Winter der Mittel
zu einem neuen Feldzuge beraubt, knüpfte Friedensuuterhaudlungen
an und hatte sich schon bereit erklärt, auf die ganze spanische Mo-
narchie zu verzichten und den einzelnen Alliirten noch besondere Vor-
theile zu bewilligen. Als aber die durch seine Nachgiebigkeit immer
kühner gewordenen Verbündeten verlangten, daß er selbst Truppen
geben sollte, um seinen eigenen Enkel aus Spanien zu vertreiben,
brach er die Unterhandlung ab und bot mit der äußersten Anstren-
gung ein neues Heer (unter Villars) auf. Nachdem auch dieses
von Eugen und Marlborough bei Malplaquet 1709 geschlagen
war, machte Ludwig neue Friedensversuche und erklärte sich schon
bereit, bedeutende Hülfsgelder zur Vertreibung seines Enkels zahlen
zu wollen, als drei wichtige Ereignisse zusammentrafen, um ihn aus
dieser verzweifelten Lage zu retten.
6. Wendung des Glücks. Friedensschlüsse zu Utrecht,
Naftadt und Baden (1711-1714).
Der Sturz des Ministeriums Marlborough (des Oberhauptes
der Whigs) durch das Eintreten der Tories in das Cabinet der
Königin Anna von England, der Tod des Kaisers Joseph, dem der
Erzherzog Karl als Erbe der österreichischen Länder und als Kaiser
folgte, und die Siege des Herzogs von Vendome in Spanien, ver-
schafften Ludwig Xiv. am Ende seines Lebens noch einen unerwar-
tet günstigen Frieden. Zuerst schloß er mit den Seemächten, welche
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Extrahierte Personennamen: Eugen Leopold_von_Dessau Leopold Karl_Iii Karl Eugen Eugen Marlborough Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Eugen Eugen Marlborough Ludwig Ludwig Marlborough Anna_von_England Joseph Karl Karl Ludwig_Xiv Ludwig
76 Erste Theilung Polens. Baierischer Erbfolgestreit.
und uichtmürte Griechen) wieder gleiche Rechte mit den Katholiken
erhielten. Da sich gegen diese Bewilligung eine Conföderation er-
hob, so brach in Polen ein Bürgerkrieg aus, während zugleich die
Türken, um den russischen Einfluß in Polen zu schwächen, einen
Krieg mit Rußland begannen, der aber sehr zu ihrem Nachtheile
ausschlug (s. §. 31). Als die neue Vergrößerung des ohnehin schon
so mächtigen russischen Reiches die Eifersucht der benachbarten Mächte,
Oesterreichs und Preußens erregte, so vereinigte sich Rußland mit
diesen beiden Mächten zur ersten Theilung Polens 1772, bei
welcher Oesterreich: Galizien und Lodonürien als ein eigenes König-
reich, Rußland: den östlichen Theil von Litthaueu (bis zur Düna
und dem Dniepr), Preußen: das im Thorner Frieden (1466) an
Polen abgetretene Westpreußeu (außer Danzig und Thorn) und den
Netzdistrict erhielt. Der König und der Reichstag wurden gezwun-
gen, die abgerissenen Länder — ein Drittheil ihres bisherigen Ge-
bietes — abzutreten.
2. Der baierische Erbfolgestreit (1778 u. 79).
Als Maximilian Joseph, der letzte Kurfürst von Baiern aus
der jüngeru Linie des Hauses Wittelsbach, ohne Nachkommen ge-
storben war, nöthigte der Kaiser Joseph dessen Erben, den Kurfürsten
Karl Theodor von der Pfalz, alte Ansprüche Oesterreichs an einen
Theil von Baiern in einer Convention anzuerkennen, der jedoch der
Herzog von Pfalz-Zweibrücken, Karl Theodor's muthmaßlicher Erbe,
ans den Rath Friedrich's Ii. nicht beitrat. Das Einrücken preußi-
scher Truppen in Böhmen und die Drohung der russischen Kaiserin
Preußen zu unterstützen, bewog den Kaiser im Frieden zu Teschen
(in Oesterreichisch-Schlesien 1779) seinen Ansprüchen auf Baiern zu
entsagen; nur das Jnnviertel, d. h. das Land zwischen dem Inn,
der Donau und der Salza, kam zu Oesterreich, welches dadurch eine
unmittelbare Verbindung mit Tirol erhielt.
3. Joseph's Ii. Selbstregierung 1780—1790.
Joseph's Mutter, Maria Theresia, hatte ihren Gemahl und
nachher ihren Sohn nur zum Mitregeuten angenommen, sie lei-
tete vorzugsweise die Regierungsgeschäfte in ihren Erbstaaten, wählte
mit ausgezeichnetem Scharfsinne ihre Rathgeber, machte viele zweck-
mäßige Einrichtungen (Vereinfachung der Rechtspstege, Abschaffung
der Tortur, Milderung der Leibeigenschaft u. s. w.) und wußte mit
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Joseph Maximilian Joseph Karl_Theodor_von_der_Pfalz Karl Karl_Theodor's Karl Maria_Theresia Maria Theresia
Abfall der 7 nördlichen Provinzen.
37
Acht erklärt und ihre Güter confiscirt, Egmond, Hoorn und viele
andere Edelleute als Verschwörer zu Brüssel hiugerichtet.
Der achtzigjährige Freiheitskrieg 1568 — 1648.
Als Wilhelm von Oranien die Beschlagnahme seiner niederländischen Herr-
schaften vernahm, rüstete er sich mit seinem Bruder Ludwig von Nassau zu einem
Angriffe auf die Niederlande, doch Ludwig ward mit seinen ungeübten Truppen
von Alba (an der Ems) geschlagen, Wilhelm bald nach seinem kühnen Uebergang
über die Maas zum Rückzuge und durch Geldmangel zur Entlassung seines Heeres
genöthigt.
Alba eutfremdete dem Könige auch die noch treu gebliebeueu
Niederläuder, als er ihr theuerstes Recht, das der Selbstbesteuerung,
verletzte. Die Eiuführung einer neuen Steuer und das empörende
Verfahren bei der Eintreibung derselben, dazu das Verbot des eng-
lischen Handels, bewogen zunächst die Holländer zum Abfall.
Sie schlossen sich an Oranien au, der nach einem glücklichen Angriffe
der „Wassergeusen" von der Seeseite her auf einer Versammlung
der freien Staaten von Holland (zu Dortrecht) als allein recht-
mäßiger königlicher Statthalter von Holland anerkannt wurde
(1572). Alba bat nun selbst um seine Entlassung (1573).
Nach der kurzen Verwaltung seiner beiden gemäßigteren Nach-
folger Requesens und Don Juan d'austria erhielt der Sohn
Margarethens, der ehemaligen Statthalterin der Niederlande, der
kluge, kriegserfahrene Alexander Farnese von Parma die
Statthalterschaft (1578—1592). Dieser entwarf einen ganz andern
Plan, als seine Vorgänger. Die Neligionsverhältnisse sollten wieder
auf den Zustand, wie unter Karl V. zurückgeführt, aber alle poli-
tische Freiheiten und Vorrechte, welche die Niederländer zu fordern
berechtigt waren, hergestellt werden. Dadurch gewann er sogleich
die fast ganz katholischen südlichen Provinzen, während die sieben
nördlichen Provinzen: Holland, Seeland, Utrecht, Geldern,
Gröningen, Friesland und Overyssel, in denen überall die Refor-
mation eingeführt und befestigt war, in der Utrechter Union
1579, sich als ein unzertrennliches Ganzes zu wechselseitigem Schutz
vereinigten, die förmliche Absetzung Philipp's ausspracheu (1581)
und eben im Begriffe waren, dem geächteten Prinzen Wilhelm von
Oranien die erbliche Grafenwürde über die Niederlande zu über-
tragen, als dieser durch Meuchelmord fiel (in Delft) 1584. Sein
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff]]
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Extrahierte Personennamen: Egmond Wilhelm_von_Oranien Wilhelm Ludwig_von_Nassau Ludwig Ludwig Ludwig Wilhelm Margarethens Alexander_Farnese_von_Parma Alexander Karl_V. Karl_V. Wilhelm_von
Oranien Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Holland Holland Niederlande Holland Seeland Utrecht Friesland Overyssel Niederlande Delft
Die Türken vor Wien.
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Dieser, zugleich vom französischen Gesandten aufgereizt, schickte den
Großvezier Kara Mustapha mit mehr als 200,000 Mreitern gegen
Wien 1683. Aber Graf Rüdiger vom Starhcmberg vertheidigte
(mit 21,000 M., theils Linientruppen, theils Bürgern) die Haupt-
stadt, bis ein deutsch-polnisches Heer unter Anführung des Polen-
Königs Johann Sobiesky zum Entsätze herbeikam, das türkische Be-
lagerungsheer in die Flucht schlug und so das Schicksal Oesterreichs
und Deutschlands entschied. Ungarn, wo Tökely's Anhang rasch
abnahm, wurde durch Karl von Lothringen größtentheils vom tür-
kischen Joche befreit, und ein Reichstag zu Preßburg (1687) über-
trug dem österreichischen Manns-Stamme die erbliche Thronfolge.
Nachdem die Kämpfe zwischen Oesterreich und den Türken während
150 I. auf ungarischem Boden ausgefochten worden, brachen Karl
von Lothringen, Prinz Ludwig von Baden, der Kurfürst von Baiern
und Prinz Eugen von Savoyen in Bosnien und Servien ein und
setzten den Krieg mit solchem Glücke fort, daß man nach der Ein-
nahme der Hauptfestung Belgrad schon an eine Theilung der türki-
schen Provinzen gedacht haben soll. Aber Frankreichs Politik und
namentlich der dritte Raubkrieg Ludwig's Xiv. verhinderte die Ver-
treibung der Türken aus Europa. Doch der glänzende Sieg des
Prinzen Eugen von Savoyen bei Zentha, wo der Sultan über
die Theiß gehen wollte (1697), führte den Frieden zu Carlo-
witz 1699 herbei, in welchem der Kaiser Siebenbürgen, welches der
Großfürst (schon 1696) an ihn, als seinen Schutzherrn, abgetreten
hatte, behielt; von Ungarn blieb den Türken nur der Theil auf
den linken Ufern der Maros und der Theiß, so daß auch das früher
(vor 1526) zu Ungarn gehörende und in diesem Kriege wiederer-
oberte Slavonien bei Oesterreich blieb.
Den zweiten Krieg mit Frankreich s. S. 51.
Standeserhöhungen deutscher Fürsten: 1) für das Haus
Hannover ward eine 9. Kurwürde errichtet (1692) zur Belohnung
für die im Kriege gegen Frankreich geleistete Hülfe und um zu fer-
uern Diensten im bevorstehenden spanischen Erbfolgekriege zu ver-
pstichten. 2) Nach dem Tode des Königs Joh. Sobiesky wurde der
Kurfürst von Sachsen unter dem Namen August Ii. zum Könige von
Polen gewählt (1697) und trat deshalb zur katholischen Kirche über.
3) Die Erhebung des Kurfürsten von Brandenburg zum Könige von
Preußen 1701 s. §. 16.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm]]
Extrahierte Personennamen: Kara_Mustapha Johann Karl_von_Lothringen Karl Karl
von_Lothringen Karl Ludwig_von_Baden Ludwig Eugen_von_Savoyen Eugen Eugen_von_Savoyen Eugen Sobiesky August
Extrahierte Ortsnamen: Wien Wien Starhcmberg Oesterreichs Deutschlands Ungarn Oesterreich Baiern Bosnien Belgrad Frankreichs Europa Zentha Ungarn Oesterreich Frankreich Haus
Hannover Frankreich Sachsen Polen Brandenburg