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Romulus entkam, den Remus aber nahmen sie gefangen und führten
ihn vor den König Amulius, der ihn als einen Räuber zur Hinrichtung
dem Nnmitor übergab. Schon langst hatte Faustulus die königliche
Abkunft seiner Pflegesohne geahnet, denn er wußte, daß einst Zwillinge
auf königlichen Befehl ausgesetzt waren, und die Zeit, wo er sie ge-
funden, traf mit jener überein. Jetzt eröffnete er dem Romulus die
ganze Sache. Auch Numitor ahnete aus des Gefangenen Alter, An-
sehen und Zwillingsgeburt dessen Ursprung und ließ sich den Romulus
vorführen. Mit ihm kam auch Faustulus und entdeckte das ganze
Geheimniß. Hierauf machten sie Anschläge, Rache zu nehmen an dem
grausamen Amulius. Auf verschiedenen Wegen ließen sie Hirten in die
Stadt Alba kommen; mit diesen drangen sie unerwartet in das köni-
gliche Schloß und ermordeten den König. Numitor aber folgte ihm
nun als Herrscher von Alba.
Zum Lohn für diese That erlaubte er seinen Enkeln eine Stadt
an der Tiber zu bauen und wies ihnen hierzu einen noch freien Bezirk
an. Dies war die alte römische Feldmark (ager Romanus), um deren
Grenze jährlich die Ambarvalien (ambarvale publicum) oder das
Fest der Feldumwandelung gefeiert wurde; wo zwölf dazu bestimmte
Priester, die arvalischen Brüder genannt, am 11. Mai, mit Kränzen
und weißen Binden geschmückt, das alte römische Gebiet innerhalb des
fünften und sechsten Meilensteines durch feierliche Opferumwandelung
weiheten. Die Brüder stritten sich aber über die Ehre der Benennung,
fo wie über den Ort der neuen Anlage. Da die Erstgeburt bei ihnen
keinen Ausschlag geben konnte, so überließen sie die Entscheidung den
Augurien oder dem durch den Flug heiliger Vögel angezeigten Winke
der Götter. Jeder stieg nun zur Beobachtung der Vögel auf eine
Schauhöhe (templum), Romulus auf das Palatium, Remus auf den
Aventinus; wer zuerst glückliche Vögel erblickt habe, solle als König
entscheiden. Remus sah zuerst sechs Geier; spater flogen dem Romu-
lus zwölf vorüber. Sein stärkerer Anhang entschied und erklärte ihn
zum König. Zankend wurden die Brüder handgemein; Remus, im
Gewühle des Kampfes tödtlich getroffen, blieb. Nach einer andern
Sage soll Remus, seinem Bruder zum Spott, über den angefangenen
niedrigen Wall gesprungen und dafür von Celer, des Romulus Tra-
banten, oder von ihm selbst erschlagen worden seyn. Zum Andenken
an diesen Mord feierten die Römer am 9. Mai ein Todtenfest, die
Lemurien, wo den Geistern der Abgeschiedenen (lemures) Todten-
' opfer gebracht wurden.
Als der Gründung der Stadt nichts mehr im Wege stand, ver-
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96
schlafenden Feinde. Zwar wurde er in der Mitte ihres Lagers entdeckt,
entkam aber glücklich, da das Geschrei seiner Schaar den vom Schlafs
betäubten Feinden eine solche Bestürzung einjagte, daß sie die Eilenden
nicht verfolgen konnten. Mit Tagesanbruch (das Dunkel der Nacht
sollte solche Tapferkeit nicht verhüllen) hielt Decius seinen Einzug in
das Lager des Consuls, wo er als Retter begrüßt und durch öffent-
liches Lob geehrt wurde. Zur Belohnung erhielt er einen goldenen
Kranz und hundert Ochsen, nebst einem auserlesenen weißen, fetten
Stier mit vergoldeten Hörnern. Die Theilnehmer seiner That bekamen
auf immer die doppelte Portion Getreide, jeder einen Ochsen und
zwei Rocke. Die Legionssoldaten setzten dem Decius einen Graskranz
auf, womit die Rettung ans der Einschließung belohnt zu werden
pffegte; dann brachte ihm jeder ein Pfund Korn und ein Maas Wein.
Nachher wurde bei Suessula gekämpft, wo Valerius das feindliche
Lager eroberte und unermeßliche Beute (-40,000 Schilde, 170 Fahnen)
machte. Beide Consuln feierten einen glänzenden Triumph; Decius,
in den Gesängen der Soldaten verherrlicht, folgte ihnen zu Fuß.
Wahrscheinlich in Verabredung mit den Plebejern empörte sich die
in Kapna stehende römische Besatzung und rückte auf Rom los. Schon
hatten die Aufrührer bei Alba ein festes Lager bezogen und gewaltsam
einen Anführer ernannt, als ihnen M. Valerius als Diktator entgegen-
zog und Amnestie (Verzeihung und Vergessenheit des Geschehenen)
ankündigte, worauf sie zum Gehorsam zurückkehrten. Der Senat aber
gestand ihnen zu, daß keines Soldaten Namen ohne seinen Willen
aus der Liste gestrichen, und kein Kriegstribun wieder Hauptmann
werden solle. Nach Wiederherstellung der innern Ruhe kam im I. 341
mit den Samnitern ein Friedens- und Vertheidigungsbündniß zu Stande,
weil die Römer Latiums wachsende Macht fürchteten.
Xiv.
Latiums Unterjochung.
Die Latiner setzten als selbstständige Nation den Krieg mit den
Samnitern allein fort; die Römer traten zwischen beiden als Vermittler
auf. Latinische Gesandte kamen nach Rom und erklärten im Namen
ihres Volkes im Senate, daß, wenn eine wahre Verbindung zwischen
ihnen als zweien völlig freien und gleichen Völkern bestehen solle, die
Hälfte des Senats aus Latinern bestehen, und ein Consul aus ihrem
Volke gewählt werden müsse. Eben so sey auch die Zahl der Tribus
zu verdoppeln und die Besetzung der übrigen Magistrate zu thcilen.
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93
Decms, ^wenn nur mein Amtsgenosse glücklich geopfert hat." Auch
mar beiden Consnln im Traume ein Geist erschienen mit der Verkün-
digt,ng, daß der eine Feldherr und eines der kampfenden Heere den
Todtengöttern und der Mutter Erde verfallen seyn. Daher machten
beide Consuln mit einander aus, daß der, dessen Flügel zuerst weiche,
sich und das feindliche Heer den unterirdischen Mächten weihen wolle»
Manlius führte den rechten, Decius den linken Flügel in die Schlacht,
die mit gleichen Kräften, mit gleichem Muthe unternommen, sich bald
zum Vortheil der Latiner zu entscheiden schien, die des Decius Flügel
zurückwarfen. In dieser Verlegenheit gedachte er seines Versprechens,
rief den Oberpriester zu sich, der ihm ein Feierkleid anlegte, das Haupt
verhüllte, ihn auf einen Pfeil treten und in dieser Stellung, die Hand
unter dem Kleide neben dem Kinn vorstreckend, folgende Gebetformel
nachsprechen hieß: ,7 Janus, Juppiter, Vater Mars, Quirinus, Bel-
lona, ihr Hausgötter (Laren), ihr neun blitzsendende Götter (rlii No-
vensiles), ihr Ahnengötter, Götter, die ihr über uns waltet und über
die Feinde, und ihr Todtengötter, zu euch bete ich, flehe ich, erbitte
mir die Gnade und versichere mich ihrer, daß ihr wollet dem römischen
Volke der Quirlten Gewalt und Sieg segnen und gedeihen, und über
die Feinde des römischen Volkes der Quirlten Schrecken, Entsetzen und
Tod kommen lassen. So wie ich ausdrücklich euch hiermit dieses ver-
heißen haben will, so weihe ich für die Republik der Quinten, für ihr
Heer, für die Legionen, für die Bundesgenossen des römischen Volkes
der Quirlten, jetzt der Feinde Legionen und Verbündete mit mir dm
Todtengottern und der Mutter Erde zum Opfer." Dann schwang er
sich in der Umhüllung und bewaffnet auf sein Roß und stürzte sich in
die Haufen der Feinde, denen er als ein Geist des Grausens und Ver-
derbens erschien, und wo er von Geschossen durchbohrt niedersank, da
wichen erschreckt die Latiner. Als endlich Manlius die bisher geschonten
Triarier vorrücken ließ, erklärte sich der Sieg völlig für Rom; kaum
der vierte Theil der latinischen Armee soll entkommen seyn. Des De-
cius Leichnam fand man erst am folgenden Tage im dichtesten Haufen
erschlagener Feinde- und bestattete ihn feierlich. Die Trümmer des
latinischen Heeres wurden noch einmal bei Trifanum zwischen Sinuessa
und Minturna geschlagen, woran sder tinische Bund sich auflöste,
da die Städte sich einzeln unterwerfen und römische Besatzungen auf-
nehmen mußten, im I. 338 v. Ehr. Antirnn hielt sich am längsten
und trieb die zur Verzweiflung gebrachten Latiner zu einer allgemeinen
Empörung, aber die Insurgenten wurden im Felde geschlagen und sie
legten endlich die Waffen nieder. Den Antiatm wurden ihre bewaffneten
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ifm wegen seiner Verbindung mit Antiochus zu beschuldigen. Da er
sich in seiner Vaterstadt nicht mebr sicher glaubte, nahm er im Jahr 495
heimlich die Flucht, ging mit dem ersten Dunkel, von zwei Bedienten begleitet,
Zum Thore hinaus, wo schon Pferde in Bereitschaft standen, und erreichte
am folgenden Tage früh bei Thapsus sein eigenes Schloß am Meere, wo
ihn ein segelfertiges Schiff aufnahm. So schied Hannibal aus seinem
Vaterlande, das er nie wieder sah, mehr dessen Schicksal als sein eigenes
beklagend.
(Siehe die Abbildung Pi- 42.)
Nach einer glücklichen Fahrt kam er zu Tyrus an, wo er, wie in
seiner Vaterstadt, sehr ehrenvoll ausgenommen wurde. Dann reiste er
über Antiochien nach Ephesus, wo er den König Antiochus traf und
ihn in seinem Vorhaben, den Krieg zu unternehmen, befestigte. Um
diese Zeit trennten sich auch die Aetoler unter dem Strategen Tboas
von den -Römern, und riefen zu deren Verdrängung aus Griechenland
die Syrer um Hülfe. Die Römer schickten aber, um des Königs Plane
zu erforschen und seine Rüstungen anzusehen, eine Gesandtschaft nach
Ephesus, wobei auch Scipio der Afrikaner war. Dieser hatte hier häu-
si'ge Unterredungen mit Hannibal, den die Römer durch solche vertrau-
liche Zusammenkünfte dem König verdächtig zu machen suchten. Und
sie erreichten ihre Absicht, denn sein Vertrauen zu Hannibal war durch
diesen Verdacht seitdem sehr geschwächt worden. Daher verschmähte er
auch des Karthagers Plan, den Krieg nach Italien zu spielen. Mit
morgenländischer Pracht und Ueppigkcit zog der große König, der selbst
Führer seiner Truppen scyn wollte, mit 400,000 Mann aus Asien
hervor und besetzte zu Ende des Jahres 292 Euböa, auf einen allgemeinen
Aufstand der Griechen wartend, der aber ausblieb. Den Winter über
schwelgte er in Chaléis und feierte seine Hochzeit mit einem griechischen
Mädchen. Auch sein Heer erschlaffte in Trägheit und Schwelgerei.
Im Frühjahr 191 kam der Cónsul Acilius G lab rio mit einer Armee
nach Thessalien; die Syrer und Aetoler hatten die Thermopylen besetzt.
Diese umging aber durch ein geschicktes Maneuvre der römische Unter-
feldherr oder Legat M. Porcius Cato und schlug den König aus seiner
festen Stellung im Engpässe. Die Aetoler erhielten einen sechsmonat-
lichen Waffenstillstand, da die Römer zur Fortsetzung des Krieges in Asien,
wohin der König abgezogen war, im Rücken sicher seyn wollten. Drei
Siege zur See über Hannibal und den syrischen Admiral Polyrenidas
bahnten ihnen den Weg nach Asien. Im Jahr 190 ging der Cónsul
Lucius Cornelius Scipio ohne Widerstand über den Hellespont
und gewann die entscheidende Schlacht bei Magnesia oder am Berge
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203
\vm er unter Thränen seine Unschuld Letheuerk. Jugurtha zeigte sich
zwar anfangs gnädig, ließ aber bald Vomilkar, Nabdalsa und andere
Mitverschworene hinrichten, und hatte seitdem, aus Furcht vor Meuchel-
mord, weder Tag noch Nacht Ruhe und benahm sich oft wie ein
Wahnsinniger.
Marius war inzwischen mit Erlaubniß des Metellus nach Rom
gereist, hatte dort im Jahr 107 als ein Emporkömmling das Consulat
mit dem Oberbefehl im numidifchen Kriege erhalten und bildete, nach
einer neuen Weise, seine Legionen aus unbesteuerten und geringen
Leuten, die ans Beutelust ihm haufenweis zuliefen. Mit diesen schiffte
er nach Afrika und übernahm des Metellus Heer, der voll Unmuth,
ohne seinen Nachfolger gesehen zu haben, Afrika verließ. In Rom
wurde er jedoch wider Erwarten gut ausgenommen und erhielt den
Ehrennamen Numidicus.
Schon vor des Marius Ankunft hatte Metellus seinen Gegner
nach der Einnahme der Stadt Thala genothigt, Numidien zu verlassen
und nach Mauretanien zu seinem Schwiegervater Bocchus sich zu
fiüchten, der sich mit ihm nun vereinigte. Den Feldzug eroffnete
Marius mit der Eroberung und Zerstörung der in einer Wüste gele-
genen festen Stadt Capsa. Hierauf zog er gegen eine kleine Festung,
die auf einem hohen, mitten in der Ebene gelegenen Felsen erbaut
war und nur einen einzigen engen Zugang hatte, nicht weit vom
Flusse Mulucha, der Numidien von Mauretanien trennte. Schon hatte
Marius bei wiederholten Angriffen gegen diese Felsenburg viele Men-
schen verloren und wollte daher das Unternehmen aufgeben, als ein
Ligurier, ein gemeiner Soldat von den Hülfs -Cohorten, auf der von
den Belagerern abgekehrten Seite der Burg eßbare Schnecken bemerkte
und beim Sammeln derselben immer höher stieg und endlich die Spitze
des Berges erreichte. Hier war zufällig eine große Eiche zwischen den
Klippen hervorgewachsen, die ihre Aeste weit ausstreckte. Theils auf
diesen Aesten, theils auf den Felsenspitzen schwingt sich der Ligurier
nach oben und erspähet unbemerkt den Umfang der Festung. Darauf
berichtet er sein Abenteuer dem Marius und bietet sich zum Führer an.
(Siehe die Abbildung Ix- 50.)
Während Marius von der einen Seite einen heftigen Angriff auf
die Numidier machte, die sich mit aller Anstrengung wehrten, ließ er
einige kühne und behende Trompeter und Hornbläser mit dem Ligurier
die Felsen von der andern Seite erklimmen, die Belagerten durch plötz-
lichen Trompetenschall von hinten her in Schrecken zu setzen, und
machte sich so zum Meister der Veste, welche des Königs Schatze enthielt.
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Extrahierte Personennamen: Letheuerk Marius Marius Marius_Ankunft Marius Bocchus Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius
Extrahierte Ortsnamen: Nabdalsa Rom Afrika Afrika Rom Numidien Mauretanien Capsa Mauretanien
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auf die Republik die Schmach des verletzten Völkerrechts falle. Wie
ganz anders würde Roms Schicksal sich gestaltet haben, hatte der treu-
lose Casar in den Händen der Barbaren seine Laufbahn geendet!
Bei den Sigambrern auf dem rechten Rheinufer hatten die Tenchterer
und Usi'peten, die dem Gemetzel entkommen waren, Schutz und Aufnahme
gefunden. Die Verweigerung der Auslieferung und die Einladung der
Ubier, die damals auf dem rechten Rheinufer zwischen der Sieg und
der Lahn wohnten, bestimmten den ehrgeizigen Casar, über den Rhein
zu gehen, was vor ihm noch kein Römer gethan hatte. Er ging über
die Mosel und bauete, wahrscheinlich in der Gegend von Neuwied oder
zwischen Coblenz und Andernach, binnen zehn Tagen eine Pfahlbrücke
über den Rhein, betrat im Lande der Ubier zuerst den Boden unseres
Vaterlandes und zog gegen die Sigambrer (Anwohner der Sieg?),
die sich aber landeinwärts in ihre Waldungen zurückgezogeu hatten.
Nachdem Casar achtzehn Tage auf deutschem Boden verweilt, Dörfer
verbrannt und die Feldfrüchte abgeschnitten hatte, ging er nach Gallien
zurück und ließ die Brücke abbrccheu.
Den noch übrigen Theil des Sommers benutzte Cäsar zu einer
Landung in Britannien, weil von dorther den Galliern Hülfstruppen
geschickt worden waren. Im Lande der Moriner', in den Häfen Ges-
soriacum, j. Boulogne, und Jccius Portus, vielleicht j. Wissant oder
Calais, zog er zwei Legionen zusammen und eine Flotte von achtzig
Transportschiffen. Einige brittische Stämme schickten, auf die Nach-
richt von dieser Rüstung, Gesandte an Cäsar und erboten sich zur
Unterwerfung unter seinen Schutz. Noch hatte kein Römer die Insel
betreten, die seit der Zerstörung des phönicischen und karthagischen
Handels so in Vergessenheit gerathen war, daß viele sie für ein Fabel-
laud oder für eine außerhalb des Erdkreises liegende Insel hielten. Um
durch den Ruhm, das römische Reich auch außerhalb des Erdkreises
ausgebreitet und zuerst unter den Römern dahin die siegreichen Adler
getragen zu haben, sich dem Volke zu empfehlen, ließ sich Casar durch
keine Gesandtschaft abhalten. Er ging im Hafen Jccius mit den Le-
gionen an Bord, lichtete Abends zehn Uhr die Anker, und erreichte,
von Wetter und Wind begünstigt, am andern Morgen um zehn Uhr
die Küste der Insel. Die hohe und steile Küste, die mit Kriegern zu
Fuß und zu Roß, und mit Sichelwagen besetzt war, machte die Lan-
dung unmöglich. Er fuhr daher acht Millien nordwärts, wo die
Küste offen und stach war, setzte die Schiffe auf den Grund und
machte Anstalten zur Landung. Die Britten waren ihm aber gefolgt
und stellten sich hier zur Abwehr auf. Durch Wurfmaschinen, Schleu-
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259
machte ein großes Gastmal, an welchem Lucullus die ganze Stadt
Rom und die Bewohner der benachbarten Städte und Flecken auf das
prächtigste bewirthete. Hierauf zog er sich ganz von den Staatö-
geschaften zurück und lebte fortan in dem Genüsse eines Ungeheuern
Reichthums in seinen Garten zu Rom, die später als kaiserliche Be-
sitzung noch zu den prächtigsten gehörten, oder auf seinen prachtvollen
Villen in Kampanien, von denen die bei Misenum später des Kaisers
Tiberius Lieblingssitz wurde, hielt stets offne Tafel, so wie seine Bücher-
sammlungen jedem offen standen, und sein Haus für alle Fremde, die
nach Rom kamen, eine offene Freistatt war. Durch einen Trank, den
ihm sein Arzt, Kallisthenes, einer seiner Freigelassenen, gab, um sich
seiner Liebe noch mehr zu versichern, verlor er nach und nach den Ver-
stand, so daß er noch bei seinen Lebzeiten seinem Bruder die Verwal-
tung seines Vermögens übergab. Die Römer waren über seinen Tod
sehr betrübt und wollten seinen Leichnam, wie den des Sulla, auf
dem Marsselde feierlich verbrennen; allein man konnte in der Eile das
nöthige Gepränge dazu nicht veranstalten und so wurde er auf seinem
Landgute bei Tusculum in der von ihm selbst gebauten Familiengruft
beigesetzt.
Pvmpejus fing seine Kriegsoperationen damit an, daß er den
Mithridates nach Kleinarmenien zurückdrängte, der nun über den Eu-
phrat zu gehen sich vornahm. Pvmpejus kam ihm aber durch schnelle
Märsche in der Hitze des Tages, wo die Asiaten zu ruhen pstegen,
zuvor und besetzte die Anhöhen eines Engpasses, durch den die Feinde
gehen mußten. Hier entspann sich nun des Nachts, oder nach Ap-
pian's Bericht, mit Tagesanbruch, eine heftige Schlacht, in welcher
die Barbaren in Unordnung gebracht und mit einem Verluste von zehn-
tausend Mann zerstreut wurden. Der König entkam über den obern
Euphrat, sinnmelte einige Truppen, drang in Jberien ein und brachte
den Winter in der Stadt Dioskurias an der Ostküste des schwarzen
Meeres zu. Von hier fiel er im Jahr 65 durch das Gebiet der Scy-
then in den Bosporus ein, wo er auch seinen Sohn Machares, der
mit den Römern in Freundschaft stand, vom Throne stürzte und tddten
'ließ oder zum Selbstmord nöthigte. Von da wollte er an der Nord-
küste des schwarzen Meeres weiter Vordringen und dann durch Thracien,
Macedonien und Jllyrien ziehen, über die Alpen gehen und so den
Krieg nach Italien versetzen. Pvmpejus zog dem Mithridates über
den Euphrat nach. Damals hatte sich der jüngere Tigranes gegen
seinen Vater empört und den Pvmpejus eingeladen, nach Armenien zu
kommen. Dieser vereinigte sich auch mit dem rebellischen Prinzen gegen
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Extrahierte Personennamen: Tiberius Sulla Pvmpejus Pvmpejus
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Kampanien Rom Bosporus Macedonien Italien Armenien
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Friedens sollten seinen Namen verherrlichen. Er beschloß' ein neneö
Gesetzbuch herauözugeben, Karthago und Korinth, die noch in Trüm-
mern lagen, wieder herzustellen, einen Kanal über den korinthischen
Isthmus zu graben, die pomptinischen Sümpfe auszutrocknen, der Tiber
ein neues und für die Schifffahrt vortheilhafteres Bette zu geben, bei
Ostia einen größeren Hafen anzulegen, bequemere s^eerstraßn über den
Apenninus zu führen, in der Stadt prachtvolle Bauten zum Vergnügen
des Volkes aufzuführen, Bibliotheken anzulegen u. a. m. Sein Stolz
machte ihn aber vielen Bürgern, zumal den Optimalen, verächtlich,
und aus seinem anmaßenden Betragen, womit er die ehrwürdigsten
Einrichtungen des Freistaates verletzte, ging hervor, daß er auf den
Trümmern desselben eine Monarchie gründen wollte. Unvorsichtig äu-
ßerte er, die Republik sey ein bloßer Name. Allein in dem durch ihn
unfrei gewordenen Rom gab es noch Männer, welche vom Geiste der
Freiheit belebt, für die Wiederherstellnng der alten Republik das Aeu-
ßerste zu wagen beschlossen. Tyrannenmord war in den Augen eines
Griechen oder Römers eine ehrenvolle, preiswürdige That, und Cäsar
erschien vielen edlen Männern Roms als ein Tyrann. Die Prätoren
Cassius und Marcus Brutus, beide vom Cäsar nach der phar-
salischen Schlacht begnadigt und befördert, stellten sich an die Spitze
einer Verschwörung gegen des Gewaltträgers Leben. Die Zahl der
Verschworenen, welche alle aus vornehmen Familien waren, stieg auf
sechzig. Cäsar beschäftigte sich damals mit den Rüstungen zu einem
Feldzuge gegen die Parther. Die sibyllinischen Bücher verkündeten,
nur ein König könne sie besiegen. Mehrmals hatte er schon den könig-
lichen Titel von sich gewiesen, obgleich sein Ehrgeiz ihn im Stillen
begehrte. Am 16. Februar 44 saß der Diktator und Consul Cäsar
an der Rednerbühne auf seinem goldenen Sessel, in einem prachtvollen
Triumphkleide, um dem Feste der Lupercalien zuzusehen, das zu Ehren
-es Hirtengottes Pan seit alten Zeiten als Denkmal des rohen Hirten-
lebens an jenem Tage gefeiert wurde, indem vornehme Jünglinge und
selbst hohe Staatsbeamte nackend in der Stadt herumschwärmten und
mit Riemen aus Thierhäuten zum Scherz alle, die ihnen in den Weg
kamen, schlugen. Auch Cäsars Mitconsul M. Antonius nahm Theil
an diesem Feste; er kam mit vielen andern auf den Markt gelaufen
und überreichte im Angesichte des Volkes dem Cäsar einen Kranz von
Lorbeerzweigen, den er aber zweimal von sich wies, worüber das Volk
ihm Beifall klatschte. Als nachher die königlichen Kronen, womit un-
bekannte Hände seine Bildsäule geschmückt hatten , von zwei Tribunen
herabgerissen und diejenigen bestraft wurden, die ihn zuerst König ge-
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Cäsar Marcus_Brutus Brutus Cäsar Cäsar Cäsar Cäsars Antonius Antonius Cäsar
Extrahierte Ortsnamen: Karthago Korinth Ostia Rom Roms
500
thümer zusammenzuscharren. In den üppigen Städten dieses Landes,
besonders in Ephesus, begann Antonius seine frühere ausschweifende
und schwelgerische Lebensweise wieder. Harfeuschläger, Flötenspieler,
Tänzer, Possenreißer und Schmeichler waren in seinem Gefolge. Um-
geben von verkleideten Bacchanten, Satyren und Waldgöttern hielt der
Sieger als Bacchus einen prächtigen Einzug in Ephesus, wo ihn das Volk
einen gütigen Bacchus, einen Vater der Freuden nannte. Als er den
asiatischen Städten eine neue Schatzung auflegte, sagte ihm ein ge-
wisser Hybreas: ,7 Wenn du in einem Jahre die Steuern zweimal
forderst, jo magst du uns auch in jedem Jahre zweimal Sommer und
Herbst machen." Von Ephesus begab er sich, um gegen die Parther
zu Felde zu ziehen, nach Cilicien und ließ hier die Kleopatra vor sich
laden, um wegen ihres Betragens sich zu rechtfertigen, indem sie den
Cassius mit ihrer Flotte unterstützt habe. Mit großen Schätzen und
Geschenken begab sich diese Königin, damals in der Blüthe ihrer Schön-
heit, geschmückt mit der feinsten Bildung, durch ihren Witz und ihre
melodische Stimme bezaubernd, zu Schiffe nach Cilicien. Auf einem
Fahrzeuge, dessen Hintertheil mit Goldblech beschlagen, die Segel von
Purpur und die Ruder mit Silber bedeckt waren, fuhr sie unter dem
Klange von Flöten, Schalmeien und Harfen den Fluß Cydnus hinauf.
Sie selbst saß unter einem aus Golde gewirkten Zelte, wie eine Venus
geschmückt; Knaben, wie Liebesgötter angethan, standen ihr zur Seite
und fächelten Kühlung zu; schone Frauen und Mädchen, wie Meer-
gottinnen und Grazien gekleidet, standen theils an den Rudern, theils
an den Schiffsseilen. Angezündetes Räncherwerk erfüllte Alles mit
dem lieblichsten Gerüche. Eine unglaubliche Menge von Zuschauern
bedeckte beide Ufer des Flusses und folgte ihr bis in die Stadt Tar-
sus, wo Antonius gerade auf dem Markte saß und Gericht hielt.
Es lief aber alles Volk hinweg, um die Ankunft der Königin mit an-
zusehen, so daß Antonius ganz allein gelassen wurde.
(Siehe die Abbildung Ns 71.)
Man sagte, die Venus komme zu Asiens Heil zum Bacchus auf ein Freuden-
fest. Antonius ließ sie zum Abendessen einladen; allein sie wünschte, ihn zuerst
bei sich zu sehen, und Antonius gehorchte - aus Artigkeit. Durch die
prachtvolle Bewirthung und reizende Unterhaltung nahm die schöne
Königin den Antonius so sehr ein, daß er seiner in Italien beschäftig-
ten Gemahlin Fulvia vergaß und ein Sklave der Aegypterin wurde.
Den parthischen Krieg gab er auf und begleitete sie nach Alerandrien,
wo er die Zeit mit Festlichkeiten und Schwelgereien verschwendete, und
in einem unmäßigen Aufwande mit der Königin wetteiferte. Die schau-
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Extrahierte Personennamen: Antonius Hybreas Antonius Antonius Antonius Antonius Antonius Fulvia
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übernahm Octavian; die Führung des parthischen Krieges übertrug
Antonius seinem tapfern Feldherrn Ventidius, der Syrien und Cili-
cien wieder eroberte, und nach der Besiegung des parthischen Prinzen
Pacorus im Jahr 38 zu Rom den einzigen verdienten Triumph über
die Parther feierte.
Zur Befestigung jener erneuerten Freundschaft vermahlte sich An-
tonius mit Octavians Schwester Octavia, welche als ein Muster
ihres Geschlechts gepriesen wird, damals Wittwe des Cajus Marcellus.
Weil aber Pompejus fortfuhr, Italien zu beunruhigen und durch seine
Raubschiffe das Meer unsicher zu machen, so sahen sich die Trium-
virn genothigt, auch mit ihm sich abzufinden. Am Vorgebirge Mise-
num kamen Antonius und Octavian mit Pompejus zusammen und
schlossen einen Vergleich unter den Bedingungen ab, daß Pompejus
die Inseln Sicilien, Sardinien, Corsica nebst Achaia mit proconsulari-
scher Gewalt auf fünf Jahre erhalten, dagegen das Meer von See-
räubern reinigen und eine Quantität Korn nach Rom liefern sollte.
Auch erhielt er für sein väterliches Haus in Rom, das Antonius an
sich gerissen hatte, und für andere Verluste seiner Familie als Ent-
schädigung über 3 Millionen Thlr. Mit Ausschließung der Mörder
Cäsars bewilligten die Triumvirn allen Landesflüchtigen Amnestie, freie
Rückkehr und Wiedererstattung der eiugezogenen Güter mit Ausnahme
der Mobilien. Eine große Volksmenge hatte sich an der Küste bei Misenum
und auf Schiffen versammelt und erhob ein großes Freudeugeschrei, als die
Triumvirn und Pompejus sich umarmten. Auch in Rom erregte diese
Aussöhnung großen Jubel. Hierauf luden sich diehäupter einander gegen-
seitig zu einem Gastmahle ein. Den Pompejus traf das Loos, das erste
am Bord seines Admiralschiffs anzustellen. „Hier, sprach er zum An-
tonius, sind jetzt meine Cariuä." Dies war nämlich der Name des
Stadtviertels in Rom, wo des Pompejus Haus und Gärten lagen,
die jetzt Antonius inne hatte; carina bedeutet aber auch ein Schiff.
-Als die Gäste an der Tafel lustig geworden waren, trat Menas, ein
Unterfeldherr des Pompejus, zu ihm und sagte ihm leise ins Ohr:
Willst du, daß ich die Ankerseile zerhaue und dich zum Herrn des rö-
mischen Reiches mache?" Pompejus erwiederte ihm, als er sich eine
kleine Weile besonnen hatte: „Du hättest das thun sollen, Menas,
ohne mich erst zu fragen. Jetzt laß uns mit der Gegenwart zufrieden
seyn, weil ich keinen Meineid begehen will." An den folgenden Tagen
schmauste Pompejus beim Octavian und Antonius und segelte dann
nach Sicilien zurück.
Antonius begab sich mit seinem College» nach Rom, wo er mit
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Extrahierte Personennamen: Antonius Cajus_Marcellus Antonius Corsica Antonius Cäsars Antonius Menas Antonius Antonius Antonius
Extrahierte Ortsnamen: Syrien Rom Italien Sicilien Sardinien Rom Rom Rom Rom Sicilien Rom