Keime des griechischen Lebens. 259
vertheilt, tief in die Herzen des Volkes und ungeschmälert
zur Nachwelt hernieder. Hesivd, geboren im äolischen
Cyme um 900, auferwachsen zu Askra in Bvoticn, ward hier
Stifter einer Schule des Heldengcsangs, indem er in sei-
ner Thevgvnie über Weltcntstehung und Gvttcrabstammung
dichtete, und in seinen Tagen und Werken von Feldbau
und andern Geschäften, sowie von der Zeit sang, in wel-
cher sie am zweckmäßigsten besorgt würden. Männer wie
Asius, Arktinus, Eumelus, Cinäthon, und Andre, die
zwischen 776 und dem ersten Perserkriege lebten, machten
sich als cyklische Sänger bekannt, indem sie alle einen ge-
wissen Sagenkreis vollständig zu durchlaufen strebten. Allein
wie reich auch jene Zeit an epischen Dichtern gewesen feyn
mag, so kann doch keiner derselben mit Homer verglichen
werden; denn er hat der ganzen Denk- und Anschauungs-
weise des griechischen Volkes für immer seinen olympischen
Stempel aufgedrückt.
Wenn eine Scene menschlichen Treibens schließt, so
rollt er den Vorhang vor dem Berge hinauf, auf dessen
luftiger Scheitel die Versammlung der Unsterblichen thront;
die ernste, großäugige Juno erscheint an der Seite des
Donnergottes, vor dem der ragende Olymp erbebt, wenn
er sein Lockenhaupt im Zorne schlittert; Muth und Weis-
heit spiegeln sich auf Minervas glatter Stirne, die schäum-
geborne Venus reiht durch den Gürtel der Anmuth;
Mars kommt athmend von einem Schlachtfelde zurück;
Diana lächelt mit keuschem Auge; ihr Bruder Apollo hat
den Silberbogen abgespannt, um in die goldne Leier zu
greifen; Vulkan, seiner Cyklopen und seiner Esse vergessend,
kredenzt die Becher; Diouysus träumt von Mänaden und
Siegen; Iris ist stets bereit, über die Brücke des Regen-
bogens hinabgleitend, was Juno befohlen hat, zu voll-
strecken; Merkur hat seinen Stab zur Hand, mit wel-
chem er Sterbende in die Unterwelt geleitet, Todte ans
17 *
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
276 Zweites Hauptstück.
desondre in Fällen, wo es sich um Erhaltung des Ge-
schlechtes und Erbguts handelte, waren daher auch Ober.
Vormünder, hatten vielleicht aus demselben Grunde das
Priestcrthum des lacedämonischen und himmlischen Jupi-
ters zu besorgen, leiteten das in dem abergläubischen
Sparta wichtige Orakelwesen, genoßen manche Aus-
zeichnungen, übten jedoch im Ganzen eine sehr beschrankte
Gewalt, so daß sie sogar monatlich einen Schwur auf die
Gesetze leisten mußten. Denn in den Augen der Spar»
tañer sollte keine Person, sondern der Staat, vor dem
selbst die Gefühle der Natur verstummen mußten, als das
Höchste gelten. Um dem Staat einst kräftige Söhne zu
geben, rangen und turnten, vor den Augen der Jünglinge,
auch die Töchter; der Staat sorgte für die Verheirathung
von Erbtöchtern; Personen, die an Wuchs oder Alter sich
ungleich waren, durften nicht Gatte und Gattin werden;
verstohlen mußte der junge Ehemann zu seiner Frau kom-
men, damit die Sehnsucht, sie zu sehen, nicht erschlaffe;
Hagestolzen sollten sich den Schnurrbart zur Hälfte ab-
scheeren. Ncugebvrne Knaben wurden auf einem Schilde
liegend bejahrten Männern vorgezeigt, und nur die wohl-
gebildeten und gesunden zur Auferziehung, gebrechliche
aber zur Aussetzung bestimmt. Die Kinder schliefen nackt
auf Schilfgras, welches sie selbst am Eurotas suchen muß-
ten, und dem nur zur Winterszeit einige Krauter beige-
mengt wurden. Mit dem siebenten Jahre begann die
öffentliche Erziehung: Knaben und Jünglinge lebten auf
bestimmten Üebungsplätzen und in besonder» Gebäuden,
nach Rotten und Altersklaffen eingetheilt, unter strengen
Aufsehern zusammen, denen als oberste Behörde die fünf
Bidiäer und der Pädonom vorstanden. Ihre Klei-
dung war bis zum zwölften Jahre ein Rock für Som-
mer und Winter, später ein Mantel, der ein Jahr aus-
halten mußte; Kopf und Füße blieben ohne Bedeckung;
täglich ein Bad im Eurotas, ohne Salbe; die Kost rauh
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
Alexandrien und Jerusalem.
527
Gesellschaft. Bei den Essäern werden vier Grade unter-
schieden: der Neuling, welcher sich erst meldet, muß ein
Jahr lang ausser Verbindung mit den Ordensgliedern le-
den; der Novitze hat noch eine Prüfung von 2 Jahren
zu bestehen; nur die völlig Eingetretnen wohnen dem
heiligen Mahle an, zerfallen übrigens wieder nach der
Zeit der Aufnahme in zwei Abstufungen. Ihre Lehre,
obwohl mit der philonischen auf gleicher Grundlage be-
ruhend, ist in manchen Parthien eigenthümlich ausgebil-
det. Die erste von Gott emanirte Kraft nannten sie
Adam Kadmon, aus welchem doppelgeschlechtigen Wesen
der Sohn und der Geist, letzterer ein weibliches Wesen,
hervvrgegangcn sey. Da sie aus Ehrfurcht gegen Moses
die Einheit Gottes nicht aufgeben wollten, so waren sie
gcnöthigt, dieselbe ans künstliche Art mit der Dreiheit zu
vermitteln. Unter dem Messias dachten sie sich keines-
wegs nur einen irdischen König, sondern zuerst einen
Mann wie Moses, dann einen Größer», endlich gerade-
zu den Logos. Die Einzelnheiten der messianischen Zu-
kunft deuteten sie ans dem ersten Kapitel der Genesis
heraus, indem sie sich das, was dann geschehen werde,
als eine neue Schöpfung vorstellten. Sie glaubten an
böse Geister, an eine Hölle mit ewigen Strafen, und an
Lichtkörper, womit die abgcschiednen Seelen bekleidet
würden. Als Feinde des Fleisches wollten sie von bluti-
gen Opfern nichts wissen, waren daher vom Tempel aus-
geschlossen, bezeigten übrigens durch unblutige Geschenke
ihre fromme Gesinnung. Bei der Aufnahme in den Or-
den mußte man neben Beobachtung reiner Sitten noch
ausdrücklich beschwören, keinem neuen Mitgliede die Or-
denslehre anders mitzntheilen, als man sie selbst em-
pfangen, keinem Pichtessäer die Namen der Engel zu
offenbaren, und die Bücher der Sekte geheim zu halten.
H-eraus erhellt, daß der Orden Lehren besaß, welche
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort]]
548
Sechstes Hanptstück.
ungültig machen. Im Kriege achtete man vornämlich
darauf, ob die Hühner, für welche der sogenannte Pul-
lli-iu8 angestellt war, munter oder langsam ans ihrem Ka-
sten hervorkamen, ob sie fraßen, ob mit Begierde oder
nicht. Auch folgten den Truppen Harnspices, die
ungewöhnliche Naturereignisse deuteten, vom Blitz ge,
troffne Oertcr sühnten und insonderheit alle Umstände des
Opfers ins Auge faßten und die Eingeweide des Opfer,
thiers beschauten. Ihr Kollegium wurde mit der Zeit
bis auf 70 Mitglieder vermehrt, genoß aber bei weitem
nicht das große Ansehen der Augurn. Im Privatleben
achtete man ausserdem noch auf mancherlei Zeichen, wie
auf das Knarren des Gebälks, auf das Prasseln des
Feuers, auf Niesen, Verschütten des Salzes über Tische,
Jucken der Füße, plötzliche Traurigkeit, oder auf Menschen
und Thiere, die Einem begegneten. Was der Hecrd für
die Bewohner des Hauses, war für die ganze Gemeinde
der Vestatempel. Sechs vom Oberpriester bezeichnete
Jungfrauen mußten nach lojähriger Lehrzeit 10 Jahre
lang daselbst den Dienst versehen, und dann noch einmal
10 Jahre die neuen Vestalinnen unterrichten. Je am
ersten März, mit welchem Tage ursprünglich das Jahr
begann, wurde die heilige Flamme angezündet; ließ die
wachehabende Priesterin das Feuer ausgehen, so bekam
sie nackt, aber an einem dunkeln Orte und durch einen
Vorhang, vom Oberpriester Geissclhiebe. Sündigte eine
Vestalin wider das Gelübde der Keuschheit, so wurde
der Verführer auf dem Forum zu Tode gepeitscht, und
die Entehrte im Leichenpomp auf den Campus sceleratus
in eine Kapelle getragen, wo ein Bett, ein Licht und
Wrod, Wasser, Milch und Oel stand; nachdem der Ober-
pricster gebetet hatte, stieg sie in eine Grube; man zog
die Leiter zurück, und Kapelle und Grube wurden mit
Erde überschüttet. Auch wenn eine Vestalin nach Abfluß
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom]]
TM Hauptwörter (200): [T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
I
212 Neuntes Hauptstück.
Prophetcnwürde des Erlösers, weil er nicht wie ein Na-
siräer lebte. Allerdings darf nicht vergessen werden, daß
man auch diejenigen Nasiräer nannte, welche sich nur auf
bestimmte Zeit und durch ein minder bedeutendes Gelübde
verbindlich gemacht hatten, svwie auf der andern Seite
die Ausgezeichnetsten des Prophetenbundes auch vorzugs-
weise mit dem letzten: Namen beehrt wurden. Allein, daß
der oben bezeichnete Zusammenhang Statt hatte, ist eben
so gewiß, als wir über die untre Einrichtung dieses Bun-
des im Dunkeln sind. Stand den verschiednen Gesell-
schaften, in die er ohne Zweifel zerfiel, ein gemeinsames
Oberhaupt vor? wer wählte dasselbe? mit welcher Voll-
macht war cs ausgerüstet? in welcher Stellung befand es
sich zu dem Hohenpriester? pflegte über die Aufnahme
neuer Mitglieder abgestimmt zu werden? was für eine
Erziehung, was für ein Unterricht wurde ertheilt? besaß
der Orden Erziehungshäuscr? lebten vielleicht die Erwachs-
nen auch in größern Gebäuden zusammen? galten ausser
dem, was Moses vorgeschrieben hatte, noch andre Negclu
für die Gesellschaft? gab es verschiedne Grade, zu denen
man cmporsteigcn konnte? woher wurde der Unterhalt
bezogen? durfte ein Prophet gleich den Rabbinen der
Folgezeit nebenher ein Handwerk betreiben? ward eine
gemeinschaftliche Kasse geführt? Auf keine dieser Fragen
kann mit Sicherheit, und nur auf wenige in Vermuthun-
gen geantwortet werden. An ein Zusammenwvhuen der
Erwachsnen glauben wir nicht, weil die Zahl der Mit-
glieder in einzelnen Städten groß, das Heurathen üblich
und die Baukunst, bis auf David und Salomo wenigstens,
so gut als unbekannt war. Die Zöglinge lebten wohl
unter den verschiednen Prophctenfamilien vertheilt, und
hatten unter freiem Himmel ihre Lehrstunden. Daß die
Propheten auch Geschäfte zu ihrer Nahrung trieben, hal-
ten wir für sehr wahrscheinlich. Zwar sagt Amos: „ich
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
730
Drittes Hauptstück.
zu deren Geheimdienst Taufe und Abendmahl gehörten,
und in Zuhörer, denen die Beobachtung der drückendsten
Gebote erlassen war. Auch nach dem Tode des Stifters
leitete Einer den ganzen Verein: 4 2 Magistri waren ihm
zunächst, 72 Gcmcindcbischöfe mittelbar untergeordnet, der
Sonntag wurde mit Fasten und jährlich ein Todesfest
des Stifters, das /3^««, begangen. Nicht blos bei den
Manichäern, sondern ebenso bei den Katholischen ward es,
thcils, weil inan den Mysterien der Heiden etwas ent-
gegenstellen wollte, thcils, weil mit dein Ansehen der
Kleriker der Werth ihrer Functionen stieg, mehr und
mehr Sitte, gewisse kirchliche Lehren und Handlungen als
Geheimnisse zu betrachten. So ließ man neuaufzunehmende
Mitglieder unter der Leitung eigner Lehrer Jahre lang
als Katechu menen von allgemeinen Wahrheiten znm
Positiven, von der Klasse der Zuhörer in die der Knic-
beugenden und endlich in die der Täuflinge oder Compe-
tenten vorrücken, und mancherlei Gebräuche giengen der
Taufe voran oder zur Seite: man entsagte dem Teufel
und wurde durch den Eporcismus ans seiner Gewalt ge-
sprachen; dann folgte die Untertauchung, die Salbung, die
Handaustcgung und der Segen: endlich kostete man Milch
und Honig und empsteng das h. Abendmahl. Die Kin-
dertaufe war nicht allgemein üblich, fand sogar hin und
wieder Mißbilligung. Viele verschoben den Taufakt bis
in die Nahe des Todes, damit alle zuvorbcgangnen Sün-
den auf einmal getilgt würden; schwer Erkrankte pflegte
man dann blos zu besprengen. Weil Gebannte naci) all-
gemeinem Glauben wie Ungetanste unter des Teufels
Herrschaft standen, so gelangten sie nur mittelst einer
mehrjährigen schweren Buße stufenmäßig zur völligen
Wiederaufnahme: zuerst mußten sie, in tiefer Trauer vor
dem Versammlungshanse stehend, die Vorübergehenden
um ihre Fürbitte bei Gott und der Kirche ansprechen;
dann durften sie nach feierlicher Händcauflegung dem Got-
tesdienste zuhörcn, mußten aber das h. Gebäude verlassen,
che das Gebet ansieng; hierauf durften sie stehend dem
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit]]
732
Drittes Hauptstück.
das; sie, unterstützt durch die numidischcn Bischöfe, unter
dem Vorwände, Cäcilian sey von einem Traditvr geweiht,
den Major inus zum Bisthume erhob, welchem 515
Donatus der Große folgte; von diesem und ihrem eifri-
gen Anhänger, Bischof D o u a t u s von Ca sä nigra, erhielt
'die Parthei den Namen der Donatistcu und gewann durch
strenge Grundsätze über Kirchenzucht viele Freunde in ganz
Afrika. Bei dieser Hinneigung zur Strenge darf es uns
nicht wundern, wenn man auf Fasten und andre Ka-
steiungen einen immer großer» Werth legte. Der Prie,
stcr behielt zwar die Gattin, welche er vor der Einsetzung
als Jungfrau gcheirathct hatte, nach der Einsetzung aber
war es ihm nicht mehr erlaubt, eine Frau zu nehmen.
Schon früher hatten sich Einzelne als Asceten von
der Welt zurückgezogen; so Paul von Thebä zur Zeit
der Decischcn Verfolgung, so der Aegypticr Antonius,
der 285, nachdem er seine Habe unter die Armen vcr-
thcilt, in die Wüste gicng: dem Letzter» folgten Manche
nach, und bauten sich als einzeln Lebende Je.
der eine Hütte; Antonius führte Aufsicht über sie, und
machte ihnen neben Fasten und Gebet auch Handarbeiten
zur Pflicht; er starb 556, in einem Alter von fast 105
Jahren. Trotz der vorhin erwähnten Spaltungen gicng
die Entwicklung des Kirchcnwefens ihren sichern Gang
fort. Von Aegypten verbreitete sich seit etwa 260 die
Sitte, ausser den Sonntagen und dem Passah- und Pfingst.
feste auch den 6. Januar als Gcburts- und Tauftag
Jesu unter dem Namen des Erscheiuungsfestcs zu feiern;
jede Gemeinde bcgieng überdicß die Jahrestage ihrer
Märtyrer und versammelte sich gern an den Begräbniß«
plätzeu der Ihrigen, welche man Cchlafstätten,
nannte. Seit Anfang des dritten Jahrhunderts finden
wir, zuerst-in Edessa, bald auch anderswo, eigne zum
Gottesdienst bestimmte Gebäude, Häuser des Herrn,
xvgiuxct, woher das deutsche Wort Kirche; in den ruhigen
Zeiten vor 506 stiegen schon Prachtgebäude empor; nach
dem Dorbilde des Tempels von Jerusalem war ein Thcil
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Paul_von_Thebä Aegypticr_Antonius Antonius Antonius Jesu
Extrahierte Ortsnamen: Donatistcu Afrika Edessa Jerusalem
Die Völkerwanderung.
757
apostolischen Gemeinde, die zugleich den Namen der Welt«
Hauptstadt trug, und als Metropolit der 10 suburbani«
scheu Provinzen Italiens unerreicht und einzig da, wurde
folglich von überallher, wo römische Sprache herrschend
war, über apostolische Lehre und Sitte befragt, und galt
im fünften Jahrhundert sogar bei den Orientalen als er-
ster Patriarch, ohne dessen Mitwirkung kein allgemeines
Kirchengesctz ausgestellt werden dürfe. Kein Wunder da«
her, daß schon jetzt zwischen ihm und dem Haupte des
morgenländischen Klerus Spannung und Eifersucht cinzu-
tretcn anficng-. Um 3ü0, also um die Zeit, da Paul von
Thebä starb, gründete sein Schüler Pachomius auf der
Nilinsel Tabcnna eine gemeinsame Mönchswohnung (Coe-
nobium, Mandra, Claustrum), und schrieb gewisse Regeln
des Zusammenlebens vor, durch welche besonders strenger
Gehorsam gegen den A b b a 6 (Vater) oder A r ch i m a n«
driten eingcschärft wurde. Gleichzeitig gründete Am-
mon eine Gesellschaft auf dem nitrischen Berge, Hila«
rivn bei Gaza, und von hier breitete sich das Mönchs«
wesen durch Palästina und Syrien aus; Eustathius
aber verpflanzte dasselbe nach Armenien und Kleinasien,
Athanasius machte cs im Abendlande bekannt, Bischof
Martin legte um 390 bei Tours ein Kloster an, Io-
Hannes Cassianus zwei in Marseille; Augustin förderte
die Sache in Afrika, Ambrosius in Italien. Zu gleicher
Zeit entstanden Klöster für Frauen oder Nonnen (wel-
ches Wort aus dem Aegyptischen stammt und „heilig"
bedeutet). Denn sc-it die Gelegenheit zum Märtyrthnme
aufgehört und das Christenthum auch äusserliche Herrlich-
keit gewonnen hatte, griff das irrige Gefühl um sich, daß
man in der Welt zur vollen Ausübung christlicher Tugend
keine Gelegenheit mehr habe. Manche wollten daher als
Einsiedler und Selbstpeiniger sogar noch die Strenge des
Mönchthnms überbieten. So faßte im Anfänge des
fünften Jahrhunderts ein gewisser Simeon, der unweit
Antiochien lebte, den Entschluß, auf eiucr Säule zu woh.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Athanasius Martin Hannes_Cassianus
139
' Die päbstllche Macht.
Der Abt sollte den Mönchen als Stellvertreter Christi
erscheinen; dem Willen dieses Einzelnen sollte jeder andre
Wille unterworfen seyn. Jeder wurde erst nach einjäh-
rigem Noviziate, nachdem man ihn an die schweren Ver-
pflichtungen der Mvnchsregel vielfach erinnert, und nach-
dem er mehrere Prüfungen erstanden hatte, in die Zahl
der Mönche ausgenommen, und mußte nun ein feierliches
Gelübde leisten, daß er stets im Kloster bleiben, in Allem
der Regel gemäß leben und dem Abte gehorchen wolle.
Den Abt aber ermahnte die Regel, die zur Zucht noth-
wendige Streuge durch Liebe zu mildern.
Benediktus erkannte wohl, daß die ascetische
Strenge mancher orientalischen Mönchsverfassungen für
die rohen Menschen des Abendlandes und auch für die
rauhern Himmelsstriche desselben nicht passen würde. Er
verlangte daher von seinen Mönchen manche Entbehrun-
gen nicht, welche ihnen im Orient zum Theile auferlegt
wurden, und erlaubte ihnen Manches, was dort zum
Theile untersagt war, wie z. B. das Weintriuken in einem
vorgeschriebnen Maaße. Da die Mönche neben den An-
dachtsübungen und geistlichen Studien auch schwere Feld-
arbeiten und Handwerke treiben mußten, zu verschiednen
Zeiten aber, wie zur Zeit der Saat und der Erndte, ihre
Arbeiten besonders schwer werden konnten: so hütete sich
der besonnene Benedikt, in Hinsicht der Speisen und Ge-
tränke ein ganz bestimmtes, nie zu überschreitendes Maaß
vvrzuschreiben. Nach dem Bedürfnisse der den Mönchen
obliegenden Arbeiten und der Jahreszeiten sollte der Abt
von der vorgeschriebnen Regel abweichen können. Beson-
ders sollte er auf Kranke und Schwache Rücksicht nehmen.
Den ältern gebrechlichen Mönchen empfahl Benedikt
das Ab sehr eiben asketischer Bücher. Um den Vor-
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
Der Pabst im Bunde mit den Franken. 315
Beinamen Ado. Indem er ohne Menschenfurcht das
Recht verwaltete und dem Unrecht, welches Radbod und
seine Diener begiengen, widerstand, zog er sich Verfolgun-
gen von Seiten dieses Fürsten zu, und wurde zur Flucht
in das Frankenreich genvthigt. Hier fand er nicht btos
eine freundliche Aufnahme, sondern auch das, wvrnach er
bisher unbewußt gestrebt und sich gesehnt hatte: das
Christenthum wurde ihm bekannt, und er eilte, mit sei-
nem ganzen Hause sich taufen zu lassen. Nach Radbods
Tode schenkte ihm Kart Martell ein Lehen an der
Grenze von Friestand, in der Gegend von Utrecht, und
von hier aus unterstützte er sammt den Seiuigen eifrig
die Verkündigung des Glaubens.
Dieß waren jedoch immer nur vereinzelte Anfänge
ohne gemeinsamen Mittelpunkt. Einen solchen fand das
Christenthum in Deutschland erst in der Person des Bon i-
facius, welcher mit Recht der Apostel unsers Volkes
genannt wird. Sein eigentlicher Name war Winfried,
sein Geburtsort Kirt on in Devon shire, das Jahr
seiner Geburt 680. Er stammte, wie es scheint, aus
einer nicht unansehnlichen Familie, und sein Vater be-
stimmte ihn Anfangs für weltliche Geschäfte. Aber frühe
richtete sich des Sohnes Blick gen Himmel, und er wählte
den Mvnchsstand. In zwei angesehnen Klöstern Eng-
lands, zu Adscanacester (Excester) und Nutescelle, erhielt
er seine geistliche Erziehung und theologische Bildung.
Im Jahre 715 reiste er von England ab, und versuchte
sich zuerst in Friesland. Es war jedoch gerade um die
Zeit, als sich die Friesen, von dem neustrischen Major Do-
mus Raganfried aufgcstistet, in Verbindung mit den
Sachsen gegen Austrasien und Pippins Haus erhoben *),
*} S. Ii. B. S. 192.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]