Pe-loponnesischer Meg.
561
kam, in mehreren Gefechten, und zwang die belagerte
und erschreckte Stadt zu Unterhandlungen. Allein Alci-
biades war in der Nahe von Thurii ans dem Schiffe
entstehen, hatte sich, als er vernahm, daß man ihn
abwesend zum Tvde vernrtheilt und verflucht habe, nach
Cyllcne in Elis und dann, auf Einladung der Spartaner,
nach Sparta begeben, wv er, durch einflußreiche Frauen
unterstützt, den bisher nur glimmenden Krieg gegen seine
Vaterstadt, trotz der religiösen Bedenklichkeit wegen des
Friedensschlusses, die man ihm noch entgegenhielt, wieder
zu vollen Flammen anblies und im Einklänge mit den Ko-
riuthiern darauf drang, Syrakus vom Untergänge zu retten.
Ein kleines Hnlfscorps landete ungehindert, weil Nicias auf
die begonnenen Unterhandlungen baute; der spartanische
Befehlshaber Gylippus brachte Einheit in die Verthei-
diguugsmaßregcln, verdrängte den Feind von den Anhöhen
und entkräftete durch eine Gegenmauer den wcitgediehnen
Versuch, die Stadt einzuschließen, so daß Nicias in einem
dringenden Schreiben um Unterstützung an Geld, Truppen
und Schiffen bitten mußte. Obgleich Ausfälle der Spar-
taners welche nach dem Rathe des Atcibiadcs 8 Stunden
von Athen an der böotifchen Gränze Decelia befestigt hat-
ten , das attische Gebiet selbst unsicher machten, sendeten
die Atheuicnser dennoch eine bedeutende Verstärkung unter
Demo st h e n e 6 und Eurymedon nach Sicilicn ab.
Jndeß hatte das erste Heer neue Verluste erlitten; auch
dem Feinde kam Verstärkung aus dem Pelvponuese zu;
Nicias, wie seine Soldaten durch eine Mondsfinsterniß
geäugstigt, ließ, weil es die Wahrsager so wollten, drei-
mal neun Tage in Unthätigkeit hingehen; zwei Seeschlach-
ten giengen nach einander verloren; das Schiffsvolk wollte
nicht mehr fechten; auf dem Rückzug zu Lande ward man
umringt: Demosthenes mit 6000 Mann mußte sich erge-
den, Ricias nach blutigem Kampfe endlich ebenfalls. Um-
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
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429
Alexander der Große.
Vertheidigung Anstalt treffen. Memnon, gebürtig aus
Rhodus, Satrape des kleinastatischen Küstenstriches, Be-
fehlshaber griechischer Miethtruppen, gab den klugen Rath,
man solle unter Vermeidung jedes Treffens die Vorräthe
zerstören, und so den Feind durch Mangel zum Rückzuge
nvthigen; doch die andern Feldherrn, in dünkelhafter
Unkenntniß einen solchen Sieg für schimpflich achtend,
drangen auf einen entscheidenden Schlag, und zwar am
Flusse Granikus, weil Alexander den Hellespont durch-
schifft hatte, als man ihn noch mit dem europäischen
Kriege beschäftigt glaubte. Ueberaus kühn setzte der Ma->
cedone im Angesichte der Perser über den Fluß, durchbrach
in mörderischem Gefecht ihre Linien, hieb die, wohl aus
Mißtrauen, im Hintergrund aufgestellten Griechen nach
tapferm Widerstande großcntheils nieder, gewann Sardes
durch Verrath, lockte die Ionier an, indem er ihre Städte
demokratisi'rte, eroberte die von Memnon vertheidigten
Städte Milet und Halikarnaß nicht ohne große Anstren-
gütig, schloß Freundschaft mit der Königin Ada in Ka-
rten, und setzte, ohne die Eroberung auf jede Seitenparthie
auszudehnen, den Marsch in der Richtung nach Syrien
fort. Indes; ward eine im Rücken drohende Gefahr durch
die Gunst des Glückes abgewendet. Memnon, zum Ad-
miral ernannt, und mit Vollmacht über alle Streitkräfte,
die er nvthig haben würde, ausgerüstet, nahm in Kos die
gesammelten Reste der Landmacht an Bord, eroberte Chios
und Lesbos, und stand im Begriffe, von hier ans nach
Eubva und Griechenland zu schiffen, und durch die auf-
gewiegelte Einwohnerschaft unterstützt, den Schauplatz des
Kampfes nach Macedonien zu versetzen: da raffte ihn vor
der noch nicht eroberten Stadt Mitylene plötzlich der
Tod weg, und ganz Asien hatte nicht Einen aufzuweisen,
der den Rhvdier zu ersetzen vermocht hätte. Kaum war
Alexander in Tarsus von einer schweren Krankheit gene-
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexander Memnon Alexander Alexander
Erstes Hmwtstüeb.
45s
man weiter gekommen wäre als bis zum Vorgebirge Mn.
sedon, also bis an den nördlichen Anfang der Straße von
Ormus. Die Schiffarth auf dem rothen Meere hatte
wohl längst wieder aufgehört, und mehrere Versuche, von
Aegypten aus den persischen Golf zu erreichen, mußten
wegen Mangels an Wasser aufgegeben werden. Doch
wie Vieles konnte geschehen, wenn Alexander noch längere
Zeit am Ruder stand! Keine Kunst war im Stande, die
vielen zusammengerafften widerstrebenden - Völker in ein
Ganzes zu verschmelzen, wenn nicht durch gegenseitige
Mittheilung der Bedürfnisse nach und nach eine gewisse
Gleichheit herbeigeführt wurde. Auch aus diesem Grund
beförderte Alexander den Luxus an seinem Hofe, sah es
gern, daß die unermeßlichen Summen, welche man erbeutet
hatte, in Umlauf kamen, und arbeitete mit uuabläßigem
Eifer daran, den Austausch der manchfaltigsten Waarcn
zu befördern; denn die Einsicht, daß durch den macedo-
nisch-persischen Reichsvcrband die Zahl der Genüsse ver-
mehrt und die Befriedigung derselben erleichtert werde,
mußte mehr als alles Andre den Fortbestand des Reiches
wünschenswerth und die Unterthanen anhänglich an ihren
König machen. Daher wollte er sich auch beim nächsten
Feldzuge der arabischen Handelsplätze bemächtigen, weil
nur von Arabien ans die Schiffarth auf den Gewässern
zwischen Suez und Ormus geregelt und geschützt werden
Doch diesem Unternehmen, welches nicht weniger
schwierig als der indische Feldzug war, mußte die Beru-
higung der inucrn Thcile des Reiches vorangehen. Hier
waren während seiner Abwesenheit durch zügellos anma-
ßende und habsüchtige Diener bittre Klagen veranlaßt
worden. Als rächender Beschützer seiner Unterthanen
langte der König im Februar 32i zu Susa an: die Sa-
trapen von Karamanien, Susa und Persien wurden hin-
gerichtet, die Generale Sitalces, Agathen und Kleandcr
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Extrahierte Personennamen: Ormus Alexander Alexander Alexander Alexander
Geschichte der einzelnen Reiche. 505
ten mancherlei Vvrtheile, wie der des antiochenischen
Bürgerrechts zugewendet. Allein der größre Theil des
Volkes dachte anders, ärgerte sich darüber, daß die Be-
schneidung unterlassen werde, erklärte es für einen Greuel,
daß Jason dem Lyrischen Melkarth Geschenke und Opfer
sende. Die heidnische Parthei ermangelte nicht, dieß als
Widerspenstigkeit auszulegen, und bei Hof faßte man un-
schwer die Meinung, Judäa werde dann erst ein sichrer
Besitz seyn, wenn die Rotte der Altgläubigen unterdrückt
wäre. Im Jahre 170 betrat Antiochus das Allerheilig-
ste, ließ auf dem Altäre ein Schwein opfern, griff die
goldnen Gefässe und Schatzkammern an, plünderte zum
Theile auch die Stadt, und zog mit 1800 Talenten von
dannen, nachdem er den Phrygier Philipp zum Statt-
halter ernannt. Als bald hernach Unruhen ausbrachcn,
rückte 168 der Feldherr Apoltonius mit 20,000
Mann freundlich in Jerusalem ein, überfiel aber am
nächsten Sabbath die Betplätze, erschlug die Männer,
verkaufte Frauen und Kinder, legte mehr als die Späifte
der Stadt in Asche, baute auf den Anhöhen südwärts
vom Tempel eine starke Festung, und befleckte täglich das
Heiligthum mit dem Blute Solcher, die hier dennoch zu
beten und zu opfern wagten. Das Werk der Gewalt schien
vollendet: Antiochus unternahm einen Feldzug nach Osten,
auf welchem er 164 starb, worauf unter den Großen
Streit über die Vormundschaft für den 9jährigen An-
tiochus Eupato? entstand. Jndeß war der Priester
Matthatias, aus dem Geschlechte der Hasmonäer,
mit 5 Söhnen, Johannes Gaddes, Simon Thasi,
Judas Makkabäus, Eleazar Aaron und Jona-
than Apphus, aus Modin in die Wüste entronnen. Um
ihn sammelten sich überallher die Altgläubigen, und bald
machte er an der Spitze von 6000 Mann glückliche Strcif-
züge. Als er gestorben war, nahm unter des Judas An-
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Extrahierte Personennamen: Jason_dem_Lyrischen_Melkarth Philipp Philipp Apoltonius Johannes_Gaddes Simon_Thasi Judas_Makkabäus Aaron
116
Viertes Hauptstück.
dem Vorwände, daß der König im Gefechte mit den Ein-
wohnern von Cyrene seine Unterthanen absichtlich Preis
gegeben habe. Wenn wir nun aber weiter erfahren, wie
der treulose Ama sis, der zur Dämpfung des Aufstandes
abgesendet war, bald als Rebellenführer an der Spitze
der Kriegerkaste stand, und mit dieser die ausländischen
Miethtruppen nach verzweifeltem Widerstande zu Boden
rang; wie er dann den entwaffneten König eine Zeitlang
verschonte, das erbitterte Volk aber nicht zufrieden gestellt
werden konnte, bis cs den Unglücklichen in seiner Residenz-
stadt Sais erwürgt hatte, so ahnen wir wohl, daß der
Grund dieses Hasses noch tiefer gesucht werden müsse.
Ein langverhaltner Groll der gebeugten Kriegerkaste
gegen das eingedrungne Militar, ein Widerwille aller
Aegyptier ohne Unterschied gegen die begünstigten Fremd-
linge war es, was den Funken der Empörung zur Flamme
anblies und einen Mann aus dunkelm Geschlechte im
Sturm auf den erledigten Thron der Pharaone empor-
trug. Gleichwohl haben die Aegyptier, nach dem gewöhn-
lichen Gange der Revolutionen, gerade den Zweck ihrer
Empörung gänzlich verfehlt. Amasis schloß Freundschaft
mit den Griechen in Cyrene, heirathete eine Griechin, und
gestattete den Landsleuten seiner Gattin, in Aegypten
Heiligthümer zu gründen und nach griechischem Kutte zu
opfern, und bald finden wir aufs Neue Griechen und
Kurier im Solde des Königs. Allein dies; alles that
Amasis mit Klugheit und Schonung, stiftete und baute,
um die Priester zu locken, förderte Ackerbau und Gewerbe,
um das Volk bei guter Laune zu erhalten, und selbst das
strenge Gesetz, Jeder müsse bei Todesstrafe angeben kön-
nen, wovon er sich nähre, war nicht nur heilsam, sondern
auch populär, weil es zugleich dem Kastengciste der Aegyp-
tier schmeichelte. Ebenso erscheint die Eroberung von
Cypern mehr im Lichte einer wohlüberlegten Spekulation,
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Nom und Karthago.
619
Hand zur Aussöhnung, Capio gieng daraus ein, bestach
ober die scheinbar treusten Freunde seines Gegners, den
Audax, Ditalko und Minurus: Viriathus ward im
Schlafe ermordet, Niemand konnte ihn ersetzen, das Band,
welches die tapfersten Spanier zusammengchaltcn hatte,
loste sich auf, und der Krieg spielte in beschränkterem
Kreise um die feste Stadt Numantia her. 157 erhielt
der cingcschlostnc Cvnsul E. Hostilius Mancinns
nur auf die Unterhandlungen seines Quästors Tiberius
Gracchus hin und gegen das Versprechen, die Nnmantiner
künftig nicht mehr zu beunruhigen, freien Abzug: der
Senat erkannte den Vertrag nicht an; die Nnmantiner
schonten den zur Rache dargebotncn Mancinns, und foch»
tcn glücklich, bis der Zerstörer Karthagos vor ihren
Mauern erschien. Dieser zog eine doppelte Eircumvalla-
tivnslinie um die Stadt, errichtete auf beiden Seiten des
Douro Thürme, und lies; von dem einen zum andern
starke mit Seilen verbundne Balken hinüberlaufen, welche
mit schneidenden Gewehren besetzt waren. Bald nahm
der Hunger überhand: die Belagerten aßen sogar Men-
schenflcisch; endlich gaben die Meisten sich wechselsweise
den Tod, die klebrigen Ntmcn zerlumpt und entstellt ins
Lager (155). Schon zu Ende des zweiten pnuischen
Kriegs hatten die mit Massilia verbündeten Römer eine
durch Südgallien streichende Heerstraße in ihrer Gewalt,
und breiteten ihr kleines Gebiet, dessen Stützpunkt
Narbo war, vor; da allmählig weiter ans. Im Jahre
124, zur selben Zeit, als man die balearisehen
Inseln unterwarf, wurden die Salycr an der un-
tern Rhone geschlagen und 121 erfocht Q. Fabius
Mapimus Acmilianus einen Triumph über die
Allobrvgcr und Arveruer. So hatte denn Rom festen
Fuß in Gallien gefaßt, Spanien, Macedonicn und Grie-
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Hostilius_Mancinns Tiberius Mapimus_Acmilianus
Extrahierte Ortsnamen: Karthago Karthagos Massilia Rom Gallien Spanien
Perscrkriege und Dlüthezrit. 22t
eine Bewegung nach Westen, gegen Platää hin. Mar-
donius, dieß für Flucht haltend, schritt mit freudiger Hast
zum Angriffe; denn auch er hatte nur noch für wenige
Tage Lebensmittel. Die Perser, welche bei ihrer leichten
Bewaffnung gegenüber von Griechen ohnehin in Nachthcil
kamen, begaben sich also noch überdies' ihrer günstigen
Stellung, und drangen ohne Ordnung, als ob er schon
geschlagen wäre, auf den Feind ein. Doch leistete die
Schaar der Böotier und Thcffalier den Athcnienscrn, die
persische Hauptmacht den Pelvpvnncsiern herzhaften Wi-
derstand; als aber Mardonius, von der Lanze des Spar-
taners A e i m n e st u s getroffen, seinem weiffen Rosse
entsank, gerieth Alles in Verwirrung und Flucht. Ar-
tabanus, der die Maßregeln des Oberfcldherrn nicht
gebilligt und an der Schlacht keinen Antheil genommen
hatte, führte ruhig seine Schaar nach Phvcis und dem
Hcllespvnte zu; die Uebrigcn flüchteten ins Lager, wo die
Athenienser, nachdem sie die hölzerne Mauer überstiegen
hatten, ein gräßliches Blutbad anrichtcten. Don der rei-
chen Beute wurden zwei Zehntel, für die Götter und für
Pausanias, abgesondert und acht Zehntel vertheilt. Am
selben Tage, den 25. September 479, erstürmte ein andres
Griechenhecr, unter den Befehlen des Spartanerkönigs
L e o t y ch i d e s und des Athenicnsers X a n t h i p p u s, ge-
genüber von Samos, in der Nähe des Vorgcbirgs My-
kale, die Verschanzungen, hinter welchen die Perser den
Nest ihrer ans Land gezognen Schiffe sicher geglaubt hat-
ten. Die griechische Flagge herrschte jetzt auf dem Ar-
chipel, und alle Inselbewohner traten dem Bund ihrer
Landsleute bei; die kleinasiatischen Griechen aber, bei dem
Genüsse freier Städteverfassungen und nunmehr schonen-
der Behandlung, verharrten noch in Abhängigkeit vom
Perserreiche.
Der Kampf um Freiheit und Vaterland und die an
Baucr's Gesa,. I. 'Id. 21
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Das Chrlstenthum.
736
lateinischen Kirchenväter haben sich demgemäß ausgcspro.
chen, Tcrtullian, Cyprian, Arnobius in seinen um 505
geschriebnen Disputationen, und der beredte L. Cälius
Laetantius Firminiauus, nachher Lehrer des Prinzen
Crisplis, gest. um 550, in seinen '7 Büchern institutio-
num divinarum.
Bis dahin waren die Dinge gediehen, als cs der
Vorsehung gefiel, der unter Stürmen auferbautcn, mit
Märtyrerblut besprengten Kirche den verdienten Preis
zuzuerkennen. Consiantin, welcher von seinem Vater
Grundsätze der Duldung und manchen christlichen Diener
ererbt hatte, während Galerius, der Verfolger des Chri-
stcnthums, auch sein persönlicher Feind gewesen war,
erließ im März 515 zu Mailand in seinem und des Li-
cinius Namen ein Edikt, kraft dessen es Jedem frei stehen
sollte, derjenigen Religion zu folgen, welche ihm die beßrc
zu seyu schiene; Kirchen und Kirchengüter sollte man den
Christen zurückerstatten, den Aurückcrstattcndeu aber für
das, was sie käuflich an sich gebracht, eine Entschädigung
aus dem Schatze reichen: als Grund dieses Verfahrens
wird die Absicht ausgesprochen, alle Götter, die ihren
Sitz im Himmel haben, sonderlich die höchste Gottheit,
zu besänftigen und sich geneigt zu machen. Wahrschein-
lich glaubte Constantin, die christliche Religion müsse,
wenn sie auch nicht die alleinwahre scy, jedenfalls, da sie
so mächtigen Angriffen getrotzt, einen großen Beschützer
im Himmel haben, vielleicht den königlichen Sonnengott,
weil die Christen den diesem geheiligten Tag als Tag ih-
res Herrn begiengen, und hierin mochte er durch eine
Lichlcrschcinuug, die er wachend oder träumend am Hstm.
mel wahrgcnommcn, bestärkt worden seyn. Es versichert
nämlich Constantius Biograph, Bischof Eusebius von
Cäsarea, vom Kaiser selbst gehört zu haben, daß demsel-
den während eines Marsches über der Mittagssonne ein
Kreutz, mit der Inschrift: „in hoc signo vinces“, und
hierauf in einer Nacht Christus erschienen sey, um ihm
anzukündigcn, daß er mit einer solchen Fahne über Ma«
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: L._Cälius
Laetantius_Firminiauus Constantin Constantius_Biograph Bischof_Eusebius_von
Cäsarea Christus
J
608 Achtes Hauptstück.
heben: in Nom ward ein Menschenopfer angeordnet und
Sklaven, wenn sie tapfer föchten, Freiheit zugcsagt.
Und doch gieng der Senat dem geschlagnen Consul freund-
lich dankend entgegen, daß er nicht aufgehört habe, für
den Staat zu hoffen, und schlug die Lösung der Gefang-
nen auö, obgleich deren Angehörige zu zahlen bereit wa-
ren. Dieses kühne Vertrauen sollte keineswegs getäuscht
werden: Hannibal hatte seine Veteranen zum großen
Theile verloren; von dem zusammcngelaufncn Schwarme,
der jetzt ihm folgte, verpraßten während einer Ueberwin-
terung in dem üppigen Campanien Viele Kraft und Ge-
sundheit; nur mit äusserster Anstrengung konnte Karthago
ein Heer schicken, mit welchem er den Verzweiflungskampf
gegen die Mauern von Rom selbst hätte wagen dürfen;
allein hiezu fehlte seinen Mitbürgern alle Geneigtheit.
Die Aristokraten waren der barcinischeu Familie von je-
her gram gewesen, und das Volk hicng ihr nur solange
an, als sie zu spenden vermochte. Wie nun von großen
Opfern die Rede war, hörten Viele auf Einflüsterungen
des Neides, Andre meinten, die Hauptsache scy ja schon
gethau, und fast Niemand wollte den wahren Stand der
Dinge begreifen. Jndeß vertheidigte M. Claudius Mar-
cellus zweimal in glücklichem Treffen Nola gegen Han-
nibal, die Pläne der Punier auf Sardinien scheiterten,
und in Sicilieu entwickelten die Römer einen lebhaften
Kampf. Zwar war ihre Verlegenheit nicht wenig gestei-
gert worden, als 215 Hieros Enkel und Nachfolger, der
junge Hieronymus, und nach dessen Ermordung die
von E p i c y d e S und Hippokrates geleitete fyra-
cufanifche Bürgerschaft sich zu den Puniern schlug, und
vor den Mauern dieser Stadt hatte man mit mehr als
gewöhnlichen Schwierigkeiten zu ringen: Archimedes
vertheidigte sie, der zuerst die Eigenschaften der Spiral-
linie bestimmt, die Quadratur der Parabel entdeckt, die
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Extrahierte Personennamen: Hannibal Claudius_Mar-
Extrahierte Ortsnamen: Karthago Rom Sardinien Sicilieu
620
Achtes Hauptstück.
dn’nianb erobert, und bereits auch eine afrikanische und
asiatische Provinz eingerichtet.
Da soeben zwei der merkwürdigsten Belagerungen,
die ven Karthago und die von Nnmantia, zur Sprache
gekommen sind, so scheint es nicht unpassend, hier etwas
über die Mittel einzustrenen, deren man sich damals be-
diente, um Festungen einznnehmen. Aus eine Weite von
200 bis 500 Schritten wirkten die in Griechenland er-
fnndnen oder doch vervollkvmmneteu Ballisten und
Katapulten, woraus mittelst scharf angespannter Seile
bald Steine von 10 bis 100 Pfund Gewicht, bald lange
spitze Balken, oder auch Brennmaterialien, Koth und
Leichname in den belagerten Ort geschleudert und die
stärksten Pallisaden zersprengt wurden. Um vor Steinen,
Pfeilen und Feuertvpfen gesichert zu seyn, arbeitete der
Soldat entweder hinter Schanzkvrben, oder hinter beweg-
lichen Brustwehren von Holz, die mit nassen Häuten und
Flechtwcrk bedeckt waren. Bei anhaltenden Arbeiten in
der Nähe des Feindes, wie beim Miuiren, beim Aus-
füllen eines Grabens, gebrauchte man Schutzdächer ver-
schiedner Art, die auf Nöllen oder auf rundem Gebälk
ruhten, durch dessen Ocffnungen Hebebäume gesteckt wur-
den. Rückte man unmittelbar vor die Mauer, so traten
die Soldaten dicht zusammen, die an den Seiten und in
der Fronte stehenden hielten ihre Schilde vor den Leib,
die andern über das Haupt, das vorderste Glied stand
aufrecht, jedes folgende etwas tiefer gebückt, und das
Ganze bildete gleichsam ein Wetterdach, über dessen glatte
Fläche die feindlichen Geschosse hcrabglitschtcn. Um der
Mauerhöhe gleichzukommen, bildete man wohl auch eine
doppelte Testudo, so daß über jeden Soldaten ein zwei-
ter, gleichfalls mit vor- oder aufwärts gchaltnem Schilde
zu stehen kam. Das Hauptwerkzeug zur Zerstörung feind-
licher Mauern war der S t u r m b o ek oder Widder,
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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