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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 38

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
38 Die Langobarden bis zum Verlust ihrer Selbständigkeit. das ganze Kirchenvermögen und bekräftigte das durch eine besondere Urkunde. Auf ähnliche Weise wie Treviso, ohne Schwertstreich und Blutvergießen, kamen auch Vicenza, Verona und einige andere Städte Venetieus in seinen Besitz. Erst Padua, Monselice und Mantua leisteten ernstlichen Widerstand. Inzwischen brach der Winter — früher als gewöhnlich — ein; deshalb machte Alboin halt und rastete mit seinem Volke in Venetien. Dieser Winter (568/69) begann mit außerordentlich starken Schneesällen, wie man sie in der Regel nur auf den höchsten Alpen kennt; dafür aber war auch im folgenden Sommer die Fruchtbarkeit so groß, daß man sich keiner ähnlichen erinnern konnte, und dies kam den Langobarden zu statten. Sie begannen bereits sich in der reichen Ebene zwischen dem Po und den Alpen als unbestrittene Besitzer einzurichten; einzelne Abteilungen wagten schon auf eigene Faust Beutezüge in die angrenzenden Gebiete. Und während alles dies geschah, saß der neue Exarch Songmus, nachdem er die stärksten Festungen mit den notwendigen Besatzungstruppen versehen hatte, unthätig in seiner von Sümpfen und Mauern umgebenen Hauptstadt Ravenna und that weiter nichts, als daß er zu seiner Sicherheit neue Bollwerke anlegte. Inzwischen drang — im Sommer 569 —, nachdem Mantua und verschiedene feste Plätze am Fuß der Alpen gefallen waren, das Hauptheer der Langobarden auch in die westliche Hälfte des nordpadanischen Oberitaliens, Ligurien, ein; Lodi und Como ergaben sich, und am 3. September hielt der Langobardenkönig, dank der Unthätigkeit der Byzantiner und der Feigheit der Bewohner, seinen Einzug in Mailand, der natürlichen Hauptstadt Oberitaliens. Man mochte gar grausige Vorstellungen von der Roheit und Wildheit der germanischen Eindringlinge haben; sogar der Erzbischof Honoratus ließ seine Herde im Stich und entfloh nach Genua. Aber hier wie überall bewies Alboin eine kluge und edle Milde und gewann sich dadurch bald die Herzen der Unterworfenen, wenn es auch oft einerseits nicht an Härte und Gewaltthat, andrerseits nicht an Haß und unversöhnlicher Abneigung fehlte. Andre Städte, namentlich die am Po und am Unterlauf feiner größeren Nebenflüsse, wie Cremona, Piacenza und Pavia (damals Ticinus genannt), widerstanden hartnäckiger, ganz besonders die letztgenannte, die wir schon als Hauptstadt Norditaliens unter der Gotenherrschaft kennen gelernt haben. Pavia, ziemlich in der Mitte Oberitaliens, an einem zum Übergang über den Tessin wie über den nahen Po geschickten Ort gelegen, war für damalige Verhältnisse sehr stark befestigt: es war Schatzhaus der Ostgoten gewesen; Theoderich hatte einen Königspalast in der Stadt gebaut und oft dort gewohnt; die späteren Ostgotenkönige sahen sie als Mittelpunkt der Regierungsbehörden an. Auch Alboin wünschte es zum Sitze feiner Herrschaft zu machen und suchte es um jeden Preis zu gewinnen.

2. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 39

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Alboin in Pavia und sein Tod. 39 Darum begann er mit dem Hauptheere die Belagerung, die sich erklärlicherweise sehr in die Länge zog. Unterdes vollendeten große Scharen, die er aussandte, im Laufe des Jahrs 570 die Unterwerfung „Liguriens" und drangen auch über den Po südlich in die Provinz „cottische Alpen"*) und südöstlich in die Emilia vor. Wahrscheinlich war zu Ende des Jahres das ganze Poland mit den angrenzenden Gebirgsteilen der Alpen und des Apennin außer einigen Festungen und der Gegend von Ravenna in den Händen der Langobarden. Einzelne Schwärme kühner Abenteurer wagten sich auch schon über den Apennin nach Mittelitalien und über die Alpen nach Südgallien, ohne indes bleibende Erfolge zu erringen; ja eine Heerschar, die einen Einfall ins Frankenreich unternahm, wurde sogar mit starkem Verluste zurückgeschlagen. Auch sonst fehlte es an Unfällen und Mißgeschick nicht ganz: dem Jahr des Überflusses folgte 570 ein Jahr des Mangels; eine Viehseuche brach aus, im folgenden Jahr sogar die verderbliche Beulenpest. Doch trotz alledem hielt Alboin in seinem Siegeslauf nicht inne. Während er die Belagerung Pavias einem Teile des Heeres überließ, eroberte er mit dem andern Tuscien am tyrrhenischen, die Provinzen Emilia und Flaminia am adriatischen Meere; die Städte Parma, Reggio (Regium Lepidi), Modena und Bologna, sowie einige starke Festungen fielen hier in seine Gewalt. Die Mündung des Metaurus bildete im Osten, die des Tiber im Westen etwa die Grenzpunkte seiner Eroberungen. Dort blieben nur einige Küstenstriche unter dem Schutz Ravennas, hier nur die Befestigungen an der Seeküste und Rom mit seinem Gebiete unabhängig. Die Eroberung dieser Gegenden erforderte eine Flotte, zu der es die Langobarden ausfallenderweise nie gebracht haben, und größere Bildung in der Kriegs- und Belagerungskunst, als sie besaßen. 7. Alboin m und sein, Tod. (Bon 572 bis 573.) Im nächsten Jahre (572) fiel endlich auck Pavia. Drei Jahre und etliche Monate hatte die tapfere Bürgerschaft den stürmenden Feinden widerstanden. Da schwur Alboin, wie die Überlieferung meldet, in heftigem Zorn, das gesamte Volk in der Stadt, wenn sie in seine Hände fiele, mit dem Schwerte umbringen zu lassen. Zuletzt nun, da die Not hinter den Mauern aufs *) Beide Benennungen hatten damals eine andere Bedeutung als jetzt. Ligurien hieß, nach Paulus Diakonus, die Provinz, in der Mailand und Pavia lagen, und die sich bis an die Grenze Galliens ausdehnte; „cottische Alpen" die. welche sich von Ligurien südöstlich bis an das tyrrhenische Meer (jetzt Golf von Genua) erstreckte und im Westen ebenfalls bis an die gallische Grenze (in den jetzigen Seealpen) reichte.

3. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 55

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
König Agilulf und Gregor der Große. 55 ihn sein Abfall schnell wieder gereut zu haben. Als Childebert im Sommer 589 ein Heer in Italien einfallen ließ, sandte er ihm keine Hülfe. Dennoch mußte Authari, der auf diesen Angriff nicht vorbereitet war, durch eine Geldsumme und die Verheißung der Waffenhülse den Frieden von den Franken erkaufen. In demselben Jahre suchte eine furchtbare Überschwemmung verschiedene Teile des Reichs, namentlich die Gegend von Verona, heim. Im Winter daraus wütete die Beulenpest in Italien, an der auch der damalige Bischof von Rom, Pelagins der Zweite, starb. Aber schlimmer als dies alles war, daß Romanus, der neue Exarch von Ravenna, ein thatkräftiger Mann, zugleich mit den Franken einen verabredeten Doppelangriff auf das Langobardenreich unternahm. Während des wortbrüchigen Childebert Heer von Osten her bis an die Etsch, von Norden her bis zum Comersee vordrang, eine Anzahl Burgen brach und nach Kräften das Land verwüstete und verheerte, drohte im Rücken Autharis Romanus, der aus Ravenna vorrückte und Modena und Mantua eroberte. Die langobardischen Herzöge von Reggio (in der Emilia), Parma und Piacenza waren nichtswürdig genug sich den Byzantinern zu unterwerfen. Dem König und seinen Getreuen blieb nichts anderes übrig als sich in Pavia und andern festen Plätzen zu verschanzen. Da brachen Seuchen und Hunger unter den Franken ans; sie zogen ab und erreichten in elendem Zustand die Heimat. Romanus wurde in Istrien durch den Herzog Grasulf, der diesmal bent König die Treue hielt, längere Zeit festgehalten. Um einem erneuten Doppelangriff der Franken und der Byzantiner vorzubeugen, schickte Authari an den greisen König Guntram von Burgund Gesandte, die die Merowinger zum friedlichen Einvernehmen mit den Langobarden bewegen sollten. Doch ehe die Boten zurückkehrten, starb, zwei Tage nach der Wahl Gregors des Großen zum Papste, am 5. September 590 der junge Langobardenherrscher, wie man sagte, an Gift. Nur sechs Jahre hatte der treffliche Fürst die Krone getragen. Theude-linde umhüllte ihr schönes Haupt mit dem Witwenschleier, und das Volk beweinte seinen geliebten König. 10. König Agrlulk und Gregor der Große. (Von 590 bis 615.) Die ernste Frage: Wer soll nun König sein? trieb die langobardischen Edlen zu sorgenvoller Beratung. Ein Erbe der Krone war nicht vorhanden; den Würdigsten aus ihrer Mitte zu finden, getrauten sie sich nicht, oder die Stimmen konnten sich nicht einigen; kurz sie faßten endlich den einstimmigen Beschluß, sie wollten der königlichen Witwe Theudelinde die Herrschaft überlassen und sie bitten, sich aus allem Langobardenvolk einen

4. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 57

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
König Agilulf und Gregor der Große. 57 für sein Teil erfolgreich: der Herzog für die Feststellung der Friedens-bedingnngen, der Bischof für die Auslösung der Gefangenen. Bald kehrten die Gesandten glücklich heim und die Langobarden hatten von nun an Ruhe vor den Franken, wozu die inneren Wirren und Greuel im Frankenreiche nicht wenig beitrugen. Bevor sich aber Agilulf mit ganzer Kraft auf die noch drohenden äußeren Feinde, die Kaiserlichen, warf, mußte er die gärenden Elemente im Innern des Reichs bezwingen. Unbekümmert um die schreckliche Dürre, die von Januar bis September 591 im Lande herrschte und eine böse Hungersnot im Gefolge hatte, zog er gegen die widerspenstigen herzoglichen Gewalten im Langobardenreiche, dessen Bestand er nur durch rücksichtslose Ausbeutung der Königsmacht sichern konnte. Nachdem er einen Herzog. Mimuls, der westlich vom Lago Maggiore hauste, wegen seines früheren Abfalls zu den Franken mit dem Tode bestraft hatte, wandte er sich gegen diejenigen Großen, die ihm die Anerkennung noch trotzig verweigerten, weil sie sich für geeignetere Thronerben Autharis halten mochten. An ihrer Spitze stand Gaidulf von Bergamo, der wegen seiner Verwandtschaft mit Authari am sichersten auf Theudelindes Wahl gerechnet hatte. Deshalb war er sicherlich von der Mailänder Maiversammlung weggeblieben und hatte die Zeit zur Befestigung seiner Stadt gegen die zu erwartenden Angriffe des Königs benutzt; denn im offnen Felde konnte er den Kampf nicht wagen. Aber als Agilulf nun mit Heeresmacht heranrückte, entfiel dem Herzog der Mut; er stellte Geiseln und schloß Frieden mit dem Könige. Hierauf wandte sich dieser gegen einen andern der aufständischen Großen, den Herzog Ulfart von Treviso, der als Nachbar der Byzantiner den Lockungen derselben gefolgt und vom Könige abgefallen war. Er wurde belagert und gefangen genommen. Von hier aus in die Gegenden vorzudringen, die 590 von den Kaiserlichen zurückerobert worden waren, wurde er verhindert durch den abermaligen Abfall des Herzogs Gaidulf, welcher die stark befestigte Insel Comacina im Comersee, dieselbe, auf der der Römer Francio zwanzig Jahre lang den Langobarden getrotzt hatte, zum Mittelpunkt des Aufruhrs wählte. Agilulf aber eroberte die Insel, verjagte Gaidulfs Anhänger und ließ den Schatz, den er dort fand, nach Pavia bringen. Gaidulf "selbst entkam zwar nach Bergamo, ward aber hier vom König gefangen und wider Erwarten zu Gnaden angenommen. Der Grund solcher Milde kann nur die Rücksicht aus die Verwandtschaft Gaidulfs mit dem Königshause und die Absicht, durch wahren Edelsinn die Herzöge für sich zu gewinnen, gewesen sein.*) So war Agilulf bestrebt, dem Reiche eine feste innere Ordnung zu *) Weise a. a D. S. 152.

5. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 63

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
König Agilulf und Gregor der Große. 63 würdige Weise leben könnten; die Ehre Gottes sei mehr als die Ehre des Kaisers. Auch dem Patriarchen von Konstantinopel, der vom Kaiser be- günstigt war und den Titel eines ökumenischen Bischofs annahm, widerstand Gregor allein und hielt durch die rücksichtslose Ausführung dessen, was er für seine Pflicht hielt, das Ansehen der römischen Kirche aufrecht. Im Gegensatz zu der Anmaßung jenes nannte er sich einen „Knecht der Knechte Gottes" (servus servorum Dei), und er hatte ein Recht, diesen Titel voll stolzer Bescheidenheit zu führen, denn er war ein treuer Diener seines Berufs und sah diesen Berus als einen göttlichen an. Von solcher Art war der Mann, der nun auch als oberster Leiter des Kampfes der Römer gegen die Langobarden in Mittelitalien auftrat und als echter Priester zu gleicher Zeit nicht nachließ, die Langobarden zur Bekehrung von der manischen Ketzerei zum katholischen Glauben zu bringen, Bemühungen, bei denen ihm der Umstand sehr zu statten kam, daß die hoch geehrte Königin Theudelinde eine Katholikin war. „Der treuste Freund und Helfer Italiens in diesen schweren Zeiten" entfaltete denn auch in dem Kampfe gegen die Langobarden von feinem „Hauptquartiere" Rom aus eine staunenswerte Thätigkeit, trotzdem daß ec vielfach von körperlichen Leiden heimgesucht ward. „Er bat unablässig um Hülfe zu Byzanz, er besserte die alten Mauern Roms aus und erteilte den römischen Befehlshabern im offnen Felde Ratschläge, er suchte Agilulf durch feine katholische Königin friedlich zu stimmen; er rief den Beistand der Merowinge an, er schickte Geld, Soldaten, Befehlshaber in die von Langobarden bedrohten Burgen, er warnte die Städte und Inseln vor ihren Überfällen." (Dahn.) Im Jahre 592 zog Herzog Ariulf von Spoleto gegen Rom, ward aber — obgleich noch Heide — in einer Unterredung mit dem geistgewaltigen Gregor zur Aushebung der Belagerung bewogen, selbstverständlich gegen reiche Geschenke. Der Exarch Romanus, in diesen Friedensvertrag nicht eingeschlossen, brach von Ravenna aus und gewann durch Verrat des Herzogs Maurisio Perugia und die Städte zwischen Perugia und Rom. Als König Agilulf davon Kunde erhielt, zog er mit einem starken Heere von Pavia aus, belagerte und erstürmte Perugia, nahm Maurisio gefangen und ließ ihn ohne Verzug hinrichten. Daraus rückte er gegen Rom vor (Sommer 593). Gregor, der gerade predigte, als er die Nachricht erhielt, brach heftig erschreckt den Gottesdienst ab. Die Stadt geriet in große Bedrängnis. Doch die Befestigungen Roms waren trotz mancher Beschädigungen, die sie während der Gotenkriege erlitten hatten, immer noch einem Anprall gewachsen, und die Langobarden hatten feine genügenden Belagerungsmaschinen. Sie mußten deshalb — wie einst vor Pavia und zu andern zahllosen Malen — versuchen, die Stadt auszuhungern. So brach denn auch wirklich in Rom, wo sich größere Getreidevorräte wegen der Feuchtig-

6. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 86

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
86 11. Die Kimbern und Teutonen. Eatulus zusammen die Übergänge über den Strom zu hüten. Im Frühling des Jahres 10 t befahl er, den Po zu über- schreiten. Unter Anführung des Marius und des Catulus zogen die Römer gegen die Kimbern zu Felde. Mehrere Monate verflossen, bis die feindlichen Heere sich trafen. Die Kimbern hatten sich auf die Kunde vom Einfall der Römer aufs neue, wie während der Wanderung, mit Weibern und Kindern und aller beweglichen Habe zusammengeschart und stießen, unweit der Mündung der Sesia in den Po, auf die Feinde. Zunächst schickten sie Gesandte an Marius, um für sich und ihre Brüder gütliche Überlassung des besetzten Landes zu erbitten. Marius fragte, wen sie mit den Brüdern denn meinten. Die Gesandten antworteten: die Teutonen. Da erwiderte er mit grausamem Hohn: „Laßt diese Brüder aus dem Spiel! Die haben ihr Land für alle Ewigkeit; dafür haben wir gesorgt." Bestürzt und zweifelnd standen die Boten, bis Marius etliche Fürsten der Teutonen in Ketten vorführen ließ. Da wußten sie das Entsetzliche. Sie kehrten zurück und meldeten dem Volk die Schreckenskunde. Sofort ritt König Bojorix mit wenigen Begleitern bis dicht an den römischen Lagerwall heran und verlangte den Feldherrn zu sprechen. Marius trat vor. Da forderte ihn der König nach germanischer Sitte auf, Tag und Ort der Schlacht zu be- stimmen. Marius that ihm den Willen und bezeichnete als Schlachttag den dritten Tag, es war der 30. Juli des Jahres 101 vor Christus, und zur Walstatt die Ebene bei Ver- cellä, die das raudische Gefilde genannt wurde. Dort trafen die Heere zur bestimncken Zeit aufeinander. Das Fußvolk der Kimbern ordnete sich langsam zu einem un- geheuren, dicht gedrängten Schlachtkeil. Die Reiter aber sprengten stattlich vor. Die tapfern Männer sollten einen jähen Untergang finden. Denn bei dem unermeßlichen Staub, der sich über die Gegend erhob, wurde die kimbrische Reiterei ganz unerwartet in ein Handgemenge mit der weit überlegenen römischen verwickelt und von dieser auf das Fußvolk, das sich eben erst zum Kampfe ordnete, zurückgeworfen. Dieses geriet dadurch in eine unbeschreibliche Verwirrung. Dennoch hielten

7. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 105

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
14. Armin, der Befreier Deutschlands. 105 immer dichter und endloser; riesige Stämme versperrten fort- während den Weg. Immer mußte mein halt machen. Bäume niederhauen, Wege bahnen, Brücken schlagen. Dazu führte Varus — es war ja Friedenszeit! — einen großen, schwer- fälligen Troß von Wagen, Lasttieren und Sklaven mit sich. Die Legionen konnten keinen geschlossenen Zug mehr halten. Um sie noch mehr auseinander zu bringen, begann der Regen in Strömen herabzugießen und der Sturmwind zu heulen. Der aufgeweichte Boden verstattete keinen sichern Tritt, man strauchelte beständig über Wurzeln und Baumstümpfe. Der Sturm riß von den uralten Eichen schwere Äste herab, welche die darunter Schreitenden verletzten und in schreckliche Ver- wirrung brachten. Und nun begannen die Deutschen ihre Angriffe. Durch das Gebüsch brachen sie von allen Seiten gegen die Bedrängten hervor, schleuderten von weitem ihre Speere auf die zwischen Wagen und Trvßknechten ermüdet Dahinziehenden und stürmten, nachdem sie schon viele erlegt hatten, dicht heran. Hatten sich nun die Römer mit unendlicher Mühe ein wenig zur Abwehr geordnet, so verschwanden die Feinde ebenso rasch, wie sie erschienen waren, in den Wäldern, wo sie jeden Fußpfad, ja jeden Baum kannten, und brachen wieder hervor, sobald die Legionen ihren Marsch fortsetzten. Mitten in dieser Bedrängnis brachten es doch die Römer fertig, ein Lager aufzuschlagen, streng nach den Regeln der römischen Befestigungskunst. Die Mehrzahl der Wagen und was sonst überflüssig erschien, verbrannten sie. Am folgenden Tage schien sich ihre Lage etwas bessern zu wollen, sie kamen in lichtere Gegenden und konnten in besserer Ordnung mar- schieren. Aber bald gerieten sie wieder in die Urwälder, die feindlichen Angriffe erneuerten sich, die Verwirrung wurde immer größer. In dem Wirrwarr hinderte ein Kämpfer den andern, die Bäume standen überall im Wege. Endlich sank die Nacht hernieder und machte deni Ringen ein Ende. Abermals wurde ein Lager aufgeschlagen. Aber es war von geringem Umfang, der Wall war ungleich, der Graben flach;

8. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 3

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
1. Land und Bolk der alten Deutschen. 3 rauhes Land. Und freilich sah es namentlich im Norden zwischen Ems und Niederelbe traurig aus. Ungehindert konnten dort die wilden Meeresfluten oft aus viele Meilen den flachen, öden Strand überströmen, und weiter landeinwärts folgte ein schauerliches Durcheinander von Sümpfen und Urwald. An den Ufern der Ströme wuchsen riesige Eichen. Wenn diese vom Wasser unterwühlt oder durch Stürme losgerissen wurden, stürzten sie um und kehrten ihre weitverzweigten Wurzeln gen Himmel. Manchmal trieben sie auch samt großen Stücken des Bodens die Flüsse hinunter ins Meer und setzten niit ihrem ungeheuren Geäste, das sich wie Maste und Takelwerk ausnahm, die fremden Schisse in Schrecken. Urwald bedeckte überhaupt den größten Teil Germaniens; aber deshalb sah es doch nicht überall grausig und wild aus. All die schönen deutschen Ströme, der Rhein, die Donau, der Main, die Weser, die Elbe und wie sie alle heißen, wälzten reichlicher und klarer als heutzutage ihre grünlichen Wogen dem Meere zu; alle die zahllosen Bäche und Quellen plätscherten, nur ungetrübt und ungehindert, durch Wald und Weiden. Der liebliche Wechsel wischen Thälern und Hügeln, der namentlich die mittleren Gegenden unseres Vaterlandes so reizend macht, bestand damals wie jetzt. Der wunderherrliche deutsche Wald war auch nicht allenthalben so schauerlich und undurchdringlich, wie die Römer behaupteten, und wenn er auch die Feuchtig- keit erhöhte und Schnee und Regen anzog, so gewährte er dafür auch wohlthätigen Schatten im Sommer und hemmte die Gewalt des Sturmes im Winter. Außer feuchten, finsteren Eichenwäldern gab es trockene Waldung von Buchen und Nadelholz, herrlich duftend, mit schlank aufstrebenden Bäumen und weichem Moosgrund, auch hie und da schöne Lichtungen mit prächtigem Grün. Städte fehlten freilich gänzlich, stattliche Bauwerke ragten nirgends empor, und eben- sowenig gab es wohlgeebnete Straßen, aus denen man bequemlich reisen konnte. Aber wenn der Wanderer auf gewundenem Waldpfad dahinschritt, so stieß er doch nicht selten auf Menschen- wohnungen, von wo er schon aus der Ferne die Hunde bellen und die Gänse schreien hörte. Es waren niedrige Holzhäuser 1*

9. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 81

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
11. Die Kimbern und Teutonen. 81 Kindern, Wagen und Herden auf und zogen langsam am Lager des Marius vorbei. Sechs Tage soll dies in Anspruch genommen haben. Viele sprangen aus dem Zuge heraus dicht an den römischen Wall und fragten mit höhnischem Lachen hinaus, ob die Römer nichts an ihre Weiber in Italien zu bestellen hätten. Als der Zug endlich vorüber war, rückte Marius langsam und vorsichtig nach. Die Teutonen schritten an der Rhone hinab und erreichten die Gegend der römischen Ortschaft Aquä Sextiä d. h. die Bäder des Sextius, jetzt Aix in der Provence. Hier gedachte Marius sie zu fassen. Er schlug sein Lager auf der Höhe eines Berges auf, während die Feinde in der Ebene unten rasteten. Manche Soldaten murrten, weil der gewählte Lagerplatz zwar sehr fest, aber arm an Wasser war. Marius jevoch wies auf einen Bach hin, der nahe an der Wagenburg der Teutonen floß, und sprach: „Dort giebt es Trinkwasser für Blut zu kaufen." Die Deutschen hatten unterdes die warmen Quellen ent- deckt, die dort aus dem Boden sprudelten und schön in große, weite Steinbecken gefaßt waren. Alsbald warfen viele die Kleider ab, sprangen jubelnd in die schmeichelnde Flut und ließen es sich an dem herrlichen Orte wohl sein. Nun gingen die römischen Troßknechte scharenweise an den erwähnten Bach, um sich selbst und ihren Tieren zu trinken zu verschaffen. Der Vorsicht halber hatten sie sich mit Äxten, Hacken, Schwertern und Lanzen bewaffnet, um einen feindlichen Angriff abwehren zu können. Und wirklich kamen allmählich Germanen herbei und banden mit ihnen an. Anfangs waren es nur wenige. Aber als sich Waffenlärm und Geschrei erhob, strömten sie in immer größren Mengen zusammen. Nun kamen auch römische Soldaten den Ihrigen zu Hülfe gelaufen, und von den Germanen eilten die besonders gefürchteten Ambronen zu den Waffen. Erhitzt durch den genossenen südländischen Wein, liefen sie doch nicht sinnlos umher, sondern die Waffen im Takte zusammenschlagend, kamen die Verwegenen tanzend daher- gesprungen, indem sie dabei wie einen Schlachtruf ihren eigenen Namen: Ambronen! Ambronen! immer wieder ausriefcn. Man ward handgemein. Doch die Ambronen waren gleich Klee, Die alten Deutschen. ß

10. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 85

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
11. Die Kimbern und Teutonen. 85 nahmen. Als die Kimbern die Schanze erstürmten, bezeigten sie in edler Weise den braven Männern ihre hohe Achtung, daß sie sich als beherzte Krieger bewährt hätten, und gewährten ihnen freien Abzug. Catulus, dem es kaum gelang, den größten Teil seines Heeres wieder zusammen zu bringen, mußte sich auf das rechte Ufer des Po zurückziehen. Alles Land nördlich von diesem Strome war schutzlos und wurde nun von den cindringenden Völkerwogen weit und breit überflutet. Dies geschah zur selben Zeit, als Marius die Teutonen vernichtete, im Sommer des Jahres 102. Die Früchte seines Sieges wären verloren ge- wesen, wenn jetzt die Kimbern das eigentliche Italien ange- griffen hätten. Allein sie thaten es nicht. Sie hatten ja nun endlich, was sie fast zwei Jahrzehnte hindurch vergebens gesucht hatten, Land zum Wohnen, und so schön und reich, wie sie sichs nur wünschen konnten. Da nun der Winter nicht mehr fern war, so blieben sie in dem Lande, um dort den Winter hindurch zu rasten und, wenn es den Römern gefiel, dauernd im Frieden zu Hausen. Wie wunderbar muß dem heimatlosen Volke der Gedanke gewesen sein, nun ruhen zu dürfen nach der langen, mühseligen Wanderung! Manche fromme Gebete, Opfer und Gelübde mögen die Dankbaren den Göttern dargebracht haben! Und wie herrlich lebte es sich in der neuen Heimat! Da waren stattliche Häuser, warme Bäder, Speise und Trank in Fülle. Die Einwohner mußten einen Teil des Grundbesitzes abtreten, wurden aber sonst nicht weiter behelligt. Die Gemeindeältesten, die Fürsten und der König begannen ihre friedlichen Pstichten auszuüben. Alles bereitete sich zu einem glücklichen, befriedigten Dasein. So lebte dort in Welschland ein deutsches Volk einen kurzen, aber schönen Traum. Wer weiß, ob nicht die Gottheit dies schnell welkende Glück dem armen Volke mitleidig vergönnte, um das furchtbar grausame Los, das ihm beschieden war, doch ein wenig zu versüßen! Unterdes hatte Marius zum fünften Male das Konsulat übernommen und eilte nun mit den siegreichen Kämpfern von Aquä Sextiä sogleich nach dem Po, um mit dem Heere des
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