134 n. Abschnitt. Die Landschaften und Staaten Mitteldeutschlands.
Wie kommt es nur, daß der Rhein im Rheingau eine so
ansehnliche Breite hat? Auf der ganzen Strecke von Mainz (81 in)
bis Bingen (76 in) hat der Rhein ein sehr geringes Gefälle. Die Länge
des Rheinlaufes von Mainz bis Bingen beträgt mehr als 30 km, und auf
dieser ganzen Strecke senkt sich das Bett des Stromes nur um 5 m. Der
Rhein fließt hier daher ruhig und langsam dahin. Da die Berge
ihn nicht einengen, konnte er sein Bett ohne große Schwierigkeiten er-
weitern.
Woher rühren wohl die kleinen Rheininseln? Die Rhein-
inseln hat der Rheinstrom selbst geschaffen. Weil er hier ruhig und lang-
sam dahinfließt, setzt er eine Menge von Sinkstoffen, die sein Wasser mit
sich führt, aus dem Gruude ab. Im Lause der Jahrhunderte haben sich
mitten im Rheinbett Sandbänke gebildet (Vergl. die Bildung solcher in den
heimatlichen Gewässern!), die nach und nach sich erhöht haben. Diejenigen
der Rheininseln dagegen, die nahe an den Ufern liegen, sind von den
Fluten des Rheius vom Festlaude abgerissen worden. Wie wohl? Warum
nennen die Rheingauer diese Eilaude „Auen"?
Warum ist mitten im Rhein der Mäuseturm errichtet
worden? Die Sage berichtet, daß Erzbischos Hatto von Mainz diesen
Turm erbaut habe, um sich vor den verfolgenden Mäusescharen zu retten.
In Wirklichkeit aber diente der Mäuseturm einem anderen Zwecke. Hier
wohnte im grauen Mittelalter ein königlicher Beamter, der von den vor-
überfahrenden Schiffern den Rheinzoll einzuforderu hatte. Der Müuseturm
war also ein Zollturm, und von dieser seiner Bestimmung hat er auch seinen
Namen erhalten. Der Zollbeamte hieß zu jener Zeit der Mautner, und der
Zoll wurde Maut genannt, der Zollturm aber hieß nicht anders als der
Mautsturm. Im Laufe der Zeiten ist daraus die Bezeichnung Mäuseturm
entstanden. Und um diesen Namen zu erklären, hat sich im Volke die Sage
vom Mäuseturm gebildet.
Warum hat man a us der Höhe des Nieder Wäldes ein so
großes Deukmal errichtet? Das Niederwalddenkmal ist zur Erinnerung
an die großartigen Siege der deutschen Heere im deutsch-französischeu Kriege
errichtet worden, aus Freudeu über die großen Errungenschaften, die uns
diese Siege gebracht haben und zur Ehrung derer, die ihr Blut für des
Vaterlandes Freiheit und Einheit auf dem Schlachtfelde vergossen haben.
Als Wahrzeichen deutscher Einigkeit und Stärke ist das Denkmal über den
gesegneten Fluren des Rheingaus aufgerichtet worden. Dem Erbfeinde, der
so oft nach dem deutschen Rheinstrome seine Hand ausgestreckt hat, soll es
drohend zurufen: Ihr sollt ihn niemals haben, den freien, deutschen Rhein!
Den Bewohnern des Reiches aber verkündet das hehre Denkmal: „Lieb
Vaterland, magst ruhig sein; fest steht und treu die Wacht am Rheiu!"
Inwiefern verkörpert das Niederwalddenkmal die „Wacht
am Rhein" ? *) Anf einem 25 m hohen Sockel erhebt sich das Riesen-
x) Zusammengestellt auf Grund der Betrachtung des Bildes in der Lehmannschen
Sammlung.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
8. Das rheinische Schiefergebirge. 135
standbild der Germania. Den Blick nach Westen gewendet, hält sie in ihrer
hoch erhobenen Rechten die Kaiserkrone empor, die durch den siegreichen
Krieg auferstanden ist. Damit soll angedeutet werden, daß diese Krone für
alle Feinde und Neider unerreichbar ist. Mit der Linken hat sie das lorbeer-
umwundene bloße Schwert. umfaßt, auf das sie sich stützt, das sie aber
jederzeit zur Verteidigung der hoch empor gehaltenen Krone zu ziehen be-
reit ist. Die Stirn ist mit dem Eichenkranze geziert. Die Brust der Ger-
mania wird bedeckt von einem Panzer, der mit dem Reichsadler geschmückt
ist. Über die Schultern herab hängt ein schwerer Mantel. Der Sockel
unter dem Staudbild trägt die Inschrift: „Zum Andenken an die einmütige
und siegreiche Erhebung des deutschen Volkes und die Wiederaufrichtung des
deutschen Reiches 1870—1871." Die Seitenflächen sind mit den Namen
der Schlachten bedeckt. Auf der Rückseite dagegen befindet sich die In-
schrift „Frankfurter Friede am 10. Mai 1871." Darunter steht: „Vollendet
1883" und weiter unten „Urheber und Bildner Johannes Schilling, Er-
bauer Karl Weißbach aus Dresden." Die Vorderseite des uuteren Sockels
trägt ein großes Reliefbild. In der Mitte befindet sich die erhabene Ge-
stalt Kaiser Wilhelms I., umgeben von deutschen Fürsten, die im Jahre 1870
regierten. Darüber befindet sich die Bnndessahne mit 25 Fahnen deutscher
Städte. Nach beiden Seiten hin schließen sich an die Fürstengruppe die
deutscheu Staatsmänner und die großen Heerführer, weiterhin aber Krieger-
scharen. Unter diesem Relief sind die Strophen der „Wacht am Rhein"
eingegraben; über dem Bilde thront ein mächtiger Adler, der aus seiner
Brust den Reichsadler trägt. Auch an den Seitenslächen des unteren Sockels
sind derartige Reliefbilder angebracht. Das eine derselben stellt den Ab-
schied der ausziehenden Krieger dar. (Der Sohn nimmt Abschied von den
Eltern, der Bräutigam von der Braut, der Vater von der Gattin und den
Kindern) und das andere dagegen den Empfang der heimkehrenden Krieger.
(In der Mitte ein Landwehrmann nmringt von der Gattin und den Kindern,
links Infanteristen, Husaren, Kürassiere und Ulanen mit bekränzten Helmen,
rechts Männer, Franen und Jungfrauen, die Hände erhebend und Lorbeer-
und Eichenkränze schwingend.) Unter dem Relief auf der Vorderseite des
Sockels erblicken wir noch die Gestalt des Vater Rhein, der der gegenüber
sitzenden Mosel das Wächterhorn reicht. Den Sockel flankieren rechts und
links zwei kleinere Ecksockel, auf denen sich die Gestalten des Krieges
und des Friedens erheben. Der Kriegsengel hat die Kriegstrompete an die
Lippen gesetzt und steht im Begriff, sie zum schmetternden Schlachtrufe er-
tönen zu lassen, und in seiner Rechten hält er das entblößte Schwert. Der
Friedensengel dagegen hält in seiner Rechten den Friedenszweig, während
er in seiner Linken ein Füllhorn trägt, das die Segnungen des Friedens
enthält, mit denen er unser Vaterland beglücken will.
Zusammenfassung: Der Rheingau, Deutschlands Wein-
gart en.
a) Der Rheinstrom im Rheingau.
b) Die Rheinberge im Rheingau.
c) Die Rheinorte im Rheingau.
d) Das Denkmal im Rheingau.
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TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
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Extrahierte Personennamen: Johannes_Schilling Karl_Weißbach Karl Wilhelms_I. Wilhelms_I.
14. Das westelbische Tiefland. 297
Worin zeigt sich wohl, daß Hamburg und Bremen See-
Handelsplätze sind? (Bild.) In dem Hafen laufen jährlich Tausende
von großen Fracht- und Persouendampfern aus und ein. Schiffe aller
Nationen kann das Auge hier erblicken. „Hier weht die weiß- und rot-
gestreifte Flagge Nordamerikas neben dem blutroten Banner Englands, da
ein Stadtwimpel neben der stolzen Flagge des Weltumseglers. Hier hört
man ein rauhes nordisches Lied, dort die sanfte italienische Canzone oder
einen spanischen Gesang; da schallt uns ein britischer, französischer, dänischer
Fluch, dort ein treuherziges Willkommen entgegen. Die buntesten, Wechsel-
vollsten Bilder sind es, die uns umgeben." (L. Thomas.) „Bord an
Bord liegen die Schiffe, soweit das Auge reicht. Zwischen den hohen Wän-
den der Seeschiffe rudern die leichten Jollen dahin. Ungeheure Massen
von Warenballen, von Kohlen und Häuten liegen umher. Eiue Menge von
Wirtshäusern, Warenlagern und Werkstätten, auf die Bedürfnisse der See-
fahrer berechnet, breiten sich am Hafen aus. Es wird aus- und eingeladen;
eine Menge Matrosen unterhalten sich in den verschiedensten Sprachen."
(Daniel-Volz.)
Welche Waren führen diese Schiffe ein und aus? Eingeführt
werden auf diesen zahlreichen Schiffen all die Bodenerzeugnisse und Waren,
die wir aus fremden Ländern, namentlich aus Amerika, Asien, Australien
und Afrika erhalten: Kaffee und Thee, Kakao und Reis, allerlei Gewürze,
Tabak und Baumwolle, Petroleum u. dergl. mehr. Ausgeführt aber werden
all die vieleu Erzeugnisse der deutschen Industrie und der deutscheu Land-
Wirtschaft. (Beispiele!)
Welchen Einfluß hat wohl dieser lebhafte Handelsverkehr
auf die Gew erbthätigkeit ausgeübt? Durch dieseu lebhaften Handels-
Verkehr sind hier in Hamburg und Bremen auch viele Industriezweige zu
hoher Blüte gelangt. Beide Städte sind nicht nur große Handelsplätze,
sondern auch bedeutende Industriestädte. Da giebt es große Schiffswerften,
auf denen die großen Dampfer gebaut werden; da giebt es Metall- und
Maschinenfabriken, welche die nötigen Eisenwaren und Maschinen dazu liefern;
da giebt es große Zigarrenfabriken, in denen der eingeführte Tabak ver-
arbeitet wird; da giebt es auch Reisschäl- und Reisstärkefabriken, in denen
aus dem Reis die Stärke gewonnen wird; kurz, es besteht hier ein leb-
Haftes Großgewerbe, durch das viele Tauseude von Arbeitern lohnenden
Erwerb finden. — Zur Unterstützung des Handels und des Verkehrs haben
sich in beiden Städten große Schiffahrtsgesellschaften gebildet. Die' be-
deutendsten sind der „Norddeutsche Lloyd" in Bremen und die „Hamburg-
Amerikanische Paketfahrt-Aktiengesellschaft" in Hamburg.
Welche Bedeutung haben nun die kleinen Nordseehäfen für
Hamburg und Bremen? Cuxhaven, Bremerhaven und Geestemünde sind
die Vor- und Winterhäsen für Hamburg und Bremen, in denen die großen
Seeschiffe, die nicht soweit stromaufwärts gelangen können, liegen bleiben.
Warnm ist an der Nordseeküste ein so starker Kriegshafen
angelegt worden? Die großen Kriegsschiffe, die hier in Wilhelmshaven
liegen, sollen die deutsche Nordseeküste in Zeiten des Kriegs vor feindlichen
Uberfällen schützen und den deutscheu Handel vor schwerer Schädigung be-
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Thomas
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Nordamerikas Englands Warenlagern Amerika Asien Australien Afrika Hamburg Bremen Bremen Hamburg Hamburg Bremen Cuxhaven Bremerhaven Hamburg Bremen Wilhelmshaven
5. Das fränkische Stufenland. 77
Welche Bedeutung hat dieser ausgedehnte Hopfenbau
für das Bayernland? Auf diesen ausgedehnten Hopfenbau, wie er in
der Rednitzmulde, im Bamberger Keffel und in der bayrischen Kornkammer
betrieben wird, gründet sich das großartige Braugewerbe, das sich in Bayern
so stark entwickelt hat. Fast jede größere Stadt Bayerns weist mehrere
Bierbrauereien auf, und gar viele Städte sind durch ihr Bier weit und
breit bekannt und berühmt, so z. B. München, Nürnberg, Erlangen, Würz-
bürg, Kulmbach u. s. w.
Wie kommt es wohl, daß trotz der ungünstigen Natur-
Verhältnisse in der Rednitzmulde Nürnberg zu so hoher Blüte
gelangen konnte? Nürnberg ist gerade so wie Würzburg und Bam-
berg sehr günstig gelegen. Es liegt in der Mitte des fränkischen Beckens.
Hier bei Nürnberg kreuzen sich mehrere Hauptstraßen. Von Würzburg
führt eine solche über Nürnberg nach Regensburg und Passau; von Stutt-
gart führt die Straße über Nürnberg nach Eger, von Bamberg über Nürn-
berg nach Augsburg und München; von Leipzig über Nürnberg nach
München. Nürnberg verdankt ferner sein Ausblühen dem Umstände, daß
hier auf dem steilen Felsen, der sich nahe der Stadt erhebt, eine kaiserliche
Burg befand, die die Gegend bewachte. Endlich ist Nürnberg auch groß
geworden durch seiue Bewohner. Die Bewohner hatten mit mancherlei
Schwierigkeiten zu kämpfen, um die einst sumpfige und öde Landschaft in
eine so wohlangebaute Gegend umzuwandeln. Dadurch wurde ihre Willens-
kraft gestählt und ihr Erfindungsgeist angeregt. So entwickelten sich im
Laufe der Zeit eine ganze Reihe von Erwerbs- und Industriezweigen, die
das Aufblühen der Stadt förderten.
Wodurch hat Nürnberg seine große Berühmtheit erlangt?
Durch seine altertümlichen Gebäude und seine schönen Kunstbauten (Bilder
zeigen!), durch seine berühmten Bürger und Handwerker (Hans Sachs,
Albrecht Dürer, Peter Bischer u. s. id.), durch seine mannigfaltigen Waren
(Lebkuchen, Spielwaren, Bleistifte, Metallwaren).
Welche Bedeutung hat die Rednitzmulde für den Verkehr?
Durch die Rednitzmulde wird eine bequeme Verbindung zwischen Main- und
Donauthal ermöglicht. Daher hat diese Senke im Verkehrswesen eine be-
deutende Rolle gespielt. Durch sie sührt nicht nur der Ludwigs - Kanal,
sondern auch die Eisenbahn Bamberg-Nürnberg-München.
Zusammenfassung: Die Rednitzmulve, Bayerns Hopfenland.
Hauptzusammenfassung: Das fränkische Stufenland, a) Die Land-
schaften des fränkischen Stusenlands. b) Die Flüffe des fränkischen Stufen-
landes. c) Die Bewohner des fränkischen Stufenlandes und ihre Erwerbs-
quellen. 6) Die Städte des fränkischen Stufeulaudes. e) Die Verkehrswege
des fränkischen Stufenlandes.
Ii. Stück: Die Mnöer des Wankenlanöes.
Ziel: Die Schutzmauern des Maingaus und des Bamberger Thal-
keffels.
*) Hauptziel für das 2. Stück des Apperzeptionsprozesses.
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TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Personennamen: Hans_Sachs Albrecht_Dürer Albrecht Peter_Bischer Ludwigs
7. Die süddeutschen Staaten. 123
Fürsorge der bayrischen Fürsten, die München besonders zum Mittelpunkte
der Kunst und Wissenschaft machten. München ist dadurch zu einer Pracht-
stadt geworden, wie aus den zahlreichen schönen Gebänden und Denkmälern
ersichtlich ist. (Universität, Pinakothek, Glyptothek, Ruhmeshalle. Bavaria
u. s. w.)
Die Hauptstadt Württembergs ist Stuttgart, in einem weiten Seiten-
thale des Neckars gelegen. Stuttgart kann sich zwar mit München Hinsicht-
lich seiner Größe und seiner Kunstbauten nicht messen. Es ist noch nicht
halb so groß als München (176 000, ungefähr fünfmal so groß als Alten-
bürg). Es übertrifft aber München durch seine Naturschönheiten. Lage in einem
weiten Thalkessel, der von wein- und waldreichen Bergen eingeschlossen wird.
Badens Hauptstadt ist Karlsruhe, mitten in der Rheinebene gelegen.
Hinsichtlich seiner Größe bleibt es weit hinter München und Stuttgart zurück;
denn es zählt nur 96 v00 Einwohner. Wie München ist es eine Pflegstätte
der Wissenschaft, Kunst und des Kunstgewerbes. Karlsruhe zeichnet sich be-
sonders durch seine eigenartige Anlage und durch die Regelmäßigkeit seiner
Straßen aus. Von der prächtigen Residenz, die von herrlichen Anlagen
umsäumt wird, ziehen die Straßen fächerförmig nach Südwesten, Süden
und Südosten und werden von einer Querstraße durchschnitten.
Straßburg an der Jll ist die Hauptstadt des Reichslaudes. Hin-
sichtlich der Größe kommt es ungefähr Stuttgart gleich. (150 000). Seine
Größe verdankt es seiner günstigen geographischen Lage. Unter den zahl-
reichen altertümlichen Gebäuden ragt hervor das Straßburger Münster.
Die Hauptstadt des Großherzogtums Hessen ist Darmstadt, das durch
die Fürsorge seiner Fürsten zu einer prächtigen Residenzstadt aufgeblüht ist.
Hinsichtlich seiner Größe ist Darmstadt die kleinste unter den süddeutschen
Residenzen. (72 000 — zweimal so groß als Altenburg.)
b) Industrie- und Handelsstädte Süddeutschlands. In Bayern
sind als Handels- und Industriestädte berühmt: Augsburg am Lech durch
seine Web- und Metallwaren (89 000 Einwohner.) — Nürnberg (260000
an der Pegnitz, die erste Handels- und Fabrikstadt Bayerns. (Maschinen
Bleistifte, Spielwaren n. f. w.) — Fürth (54 000) an der Rednitz ist be-
sonders berühmt durch seine Metall- und Glaswaren. In Regensburg an
der Donau hat sich besonders die Eisenindustrie entwickelt; Amberg in der
Oberpfalz ist bekannt durch seiue Gewehrfabrik. Hof durch seine blühende
Textilindustrie, Kaiserslauteru durch seine Tabakindustrie u. s. w. Wichtige
Handelsplätze sind außerdem Lindau, Kempten a. d. Jll, Straubing und
Passau a. d. Donau, Bamberg, Würzburg und Aschaffeuburg a. Main,
Speier und Ludwigshafen am Rhein. Als Bierstädte sind besonders zu
erwähnen: München, Erlangen, Nürnberg, Bayreuth, Hof, Kulmbach. Bam-
berg, Würzburg.
Unter den Industrie- und Handelsplätzen Württembergs sind be-
sonders zu nennen: Stuttgart, Ulm, Eßlingen, Heilbronn, Ellwangen, Aalen,
Gmünd, Göppingen, Reutlingen, Tuttlingen, Friedrichshafen. (Größe und
Lage der Städte; bedeutendste Industriezweige!)
In Baden sind als Industrie- und Handelsplätze besonders zu nennen
Freiburg. Lahr, Karlsruhe. Pforzheim, Mannheim, Konstanz.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Drifter üeil.
Die deuffdien Kolonien.
Imere Kolonien.
200 Jahre mußten ins Land gehen, bis dem ersten, durch den
Neid der Holländer gescheiterten kolonialen Versuche des großen Kur-
fürstert, der 1683 auf dem Berge Mamsro an der Goldküste von Afrika
die Feste Groß-Friedrichsburg erbaueu ließ, ein zwar winziges, dafür
aber lebenskräftiges Reis aufgepfropft wurde; denn erst 1884 trat Deutsch-
land endlich wieder in die Reihe der Kolonialmächte ein. Hatte es
der große Kurfürst vergeblich fertig zu bringen vermocht, das Verständnis
seines Volkes für sein Wort: „Seefahrten und Handel sind die fürnehmften
Säulen eines Staates" zu erzielen, so war jetzt sogar das Verlangen
nach kolonialem Besitz aus dem in Handel und Industrie erstarkten Volke
selbst hervorgegangen.
Den Anfang bildete ein dem Kaufmann F. A. Lüderitz zugebilligter
Schutzbrief für Südweft-Afrika, es folgte ein solcher für C. F. Wo ermann
Jantzen und Thormälen für Togo und Kamerun, am wirksamsten
waren aber die im 0. von Afrika von der deutschen Kolonial-Gesell-
schaft abgeschlossenen Schutzverträge ^Deutsch-Ost-Afrika). Hier wurde,
da die Gesellschaft über große Geldmittel verfügte, eine rege Tätigkeit
entfaltet, die überall wichtige Handelsplätze ins Leben rief.
l. Deufrcfr=Südwe[Nflfrikci.
1. Lage und Sröhe. Die Kolonie ist fast l^mal so groß wie
Deutschland, wird aber nur von etwa 15000 Weißen und 80000 Farbigen
bewohnt. Sie liegt zwischen dem Orange und Kunene: ein schmaler
Streifen schiebt sich im No. bis zum Sambesi hin (Caprivizipfel).
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: C._F.
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Südweft-Afrika Togo Kamerun Afrika Deutschland Caprivizipfel
82
Dritter Teil. Die deutschen Kolonien.
Iv. üogolcmd.
1. Lage und Sröhe. Das Togogebiet, dessen Küstenausdehnung
nur 40 km beträgt, liegt an der Sklavenküste. Es stößt im 0. und K
an französisch Dahome und im W. an das englische Aschantigebiet. In
der Größe deckt es sich fast mit dem Königreich Bayern und zählt etwa
1 000 000 Einwohner (400 Weiße).
2. Bodenform und Klima. Das Strandgebiet weist eine 2—3 km
breite Nehrung auf. hinter der sich das für den Handelsverkehr so wichtige
Haff von Togo hinzieht. Im übrigen ist die Küste ganz hafenlos; die
Schiffe müssen deshalb in offener See vor Anker gehen, was wegen der
vorherrschenden Brandung den Verkehr erschwert. Bei dem Hauptort Lome
hatte man eine lange Landungsbrücke ins Meer hinausgebaut, auf der die
von den Dampfern übernommenen Güter unversehrt an Land gebracht
werden konnten; sie wurde 1911 durch schweren Seegang zerstört.
Das Junere ist sehr gebirgig und dacht sich von Nw. nach So. ab.
Die bedeutendsten Erhebungen sind die Fetischberge in der Mitte des Ge-
bietes und die weiter s. gelegenen Berge von Agome (2000 m). Große
Steppen wechseln mit riesigen Urwäldern, lind herrliche Gruppen von Ol-
und Kokospalmen, von Melonen-, Guttapercha- und Affenbrot-
bäumen bedecken weite Gebiete. Auch Baumwolle, Erdnüsse, Kakao
und Mais werden von den Eingeborenen (Sudanneger) in großer Menge
und vorzüglicher Güte angebaut.
Das tropische Klima ist an der Küste ungesund, im Innern jedoch
besonders während der großen Trockenheit für Europäer zuträglich.
Während der Regenzeit, die von April bis August und von Oktober bis
November währt, ist es schwül und ungesund.
3. Bändel. Die bedeutendsten Handelsplätze sind die Küstenorte
Lome, Bagida, Porto Seguro und Auecho. Für die Erschließung
des Hinterlandes sind am wichtigsten: Misahöhe, eine Station, die mit
Lome durch eine gute Handelsstraße verbunden ist, und Bismarckburg
im Adelilande. Togo besitzt 3 Bahnlinien; die Küstenbahn geht von
Lome nach Anecho; die eine Jnlandsbahn verbindet Lome mit Palime,
die andere geht nach Norden bis Atakpame und soll nach Sokode weiter-
geführt werden. Sie durchqueren breite Ölpalmzonen und reichen in die
für den Baumwollenbau besonders geeigneten Gebiete der Kolonie hinein.
Dadurch werden die Bahnen besonders wichtig und eröffnen gute Aus-
sichten.
Die Handelshäuser (Faktoreien) sind vorzugsweise in den Händen
Bremer und Hamburger Kaufleute, die einen ähnlichen Austausch von
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: August Bändel Porto_Seguro
Extrahierte Ortsnamen: Togo Lome Bagida Bismarckburg Lome
Iv. Togoland. — V. Kaiser Wilhelms-Land.
83
Ein- und Ausfuhrwaren vermitteln, wie es bei Kamerun der Fall
war. Nur die Ausfuhr vou Baumwolle kommt noch hinzu, die 1911
einen Wert von 500000 M hatte.
Die Verbindung des Schutzgebietes mit Deutschland wird im wesent-
lichen durch die Dampfer der Hamburg-Amerika-Linie und der Woermann-
linie vermittelt.
Deutschland führte 1911 für fast 4 Mill. Waren aus und bezog
von dort für 6 Mill. M.
*
Außer den Schutzgebieten in Afrika besitzen wir noch große Kolonien
in der Südsee, deren erste 1884 durch den berühmten Südseereisenden
Finsch im Namen der deutschen Neu-Guinea-Gesellschaft erworben und
schon im folgenden Jahre mit der Bezeichnung Kaiser Wilhelms-Land
und Bismarck-Archipel unter deutschen Schutz gestellt wurden. Dann
folgten 1885 die Admiralitäts - Inseln und der Marschall-Archipel, 1886
die Salomons-Jnseln, 1897 Kiautschou, 1899 die Karolinen, Palauinseln
und Marianen und endlich 1900 die Samoagruppe.
V. Kailer Wilhelms = Lccmd.
1. üage und Sröhe. Kaiser Wilhelms-Land umfaßt das n.-ö.
Küstengebiet von Neu-Guiuea und grenzt im W. an niederländisches und
im S. an englisches Besitztum. Es ist fast ^/zmal so groß wie das
Mutterland (179000 qkm) und hat gegen 300000 Einwohner.
2. Bodenform und Klima. Während der S. und 0. sehr gebirgig
sind, fällt der Boden nach N. zu allmählich zum Hügel- und Flachlande
ab. Zahlreiche Flüsse, unter denen der Ramu- und der Kaiserin Angusta-
Fluß die bedeutendsten sind, eilen der Küste zu; beide sind auf weite
Strecken schiffbar. Die Küste ist reich gegliedert und hat gute Häfen.
(Friedrich-Wilhelms-Hafen.)
Das tropische, feuchtwarme Klima ist mit Ausnahme der großen
Regenzeit, die das Land meist in dichte Nebel einhüllt und gefährliche
Fieber erzeugt, im ganzen für den Europäer erträglich.
3. Bodenfchcitje. Die Pflanzenwelt ist üppig und mannigfaltig.
Die mächtigen Stämme der Draeaenen und Palmen ragen hoch über
die Bananen-, Feigen-, Lorbeer- und Muskatbäume hinaus. Von
den eingeborenen Papuas werden hauptsächlich Sago- und Kokospalmen,
Bananen und Melonen, Reis, Zuckerrohr, das auf den großen
Ebenen auch wild gedeiht, ferner Kaffee, Mais, Tabak, Muskat und
6*
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelms Bodenfchcitje
Extrahierte Ortsnamen: Kamerun Deutschland Deutschland Afrika Hügel-
32 Erster Teil. Die deutschen Landschaften.
Aber auch das Meer ist für breite Volksschichten eine wichtige
Erwerbsquelle geworden. Die Bewohner der großen Hafenplätze liegen
besonders dem Heringsfang ob, aber auch Schollen. Seezungen,
Butteu, Störe, Makrelen und Muscheln bilden die reiche Beute
der Fischerei. Die Hochseefischerei (Schellfische) wird von den frie-
fischen Inseln und von Cuxhaven aus stark betrieben.
Die Schiffahrt, die vielen Bewohnern Lebensunterhalt gewährt,
blüht namentlich in den genannten Hafenplätzen, ferner aber in Leer,
Emden, Norden, Bremerhaven und Cuxhaven.
5. 6üferciustciu[ch. Der Binnenhandel ist nicht bedeutend und
nur als ein Ausgleich der landwirtschaftlichen Erzeugnisse gegen die
Waren der großen Gewerbebezirke bemerkenswert. Auch der Handel mit
den Hinterländern bleibt, soweit die Landschaft selbst, d. h. ohne die
großen Seeplätze, in Betracht kommt, in bescheidenen Grenzen, weil sich
die Einfuhr in der Hauptsache nur auf Verbrauchsartikel für die Er-
nährung und auf gewerbliche Rohstoffe bezieht, die Ausfuhr aber nur
wenige landwirtschaftliche und gewerbliche Erzengniffe betrifft. Eine un-
gemein hohe Bedeutung hat aber die Landschaft im Welthandel, woran
die beiden Großhäsen Hamburg und Bremen-Bremerhaven in hervor-
ragender Weise beteiligt sind. Von ihnen aus sind wichtige Handels-
Niederlassungen an allen Gestaden der fremden Erdteile gegründet worden,
die dann durch regelmäßige und immer mehr verbesserte Schiffahrtslinien
mit dem Mutterlande in lebhafte Handelsverbindungen gesetzt worden sind.
Bremen hat seine hervorragende Stelle im Welthandel seiner guten
Lage und den vorzüglichen Hinterländern zu verdanken, nämlich dem
Weser-, Main- und Donaugebiet. Bremen ist der 1. Platz Deutschlands
für Einfuhr von Baumwolle, Tabak und Reis (Baumwollbörse). Seine
Einfuhr erstreckt sich im wesentlichen noch auf Petroleum, Kaffee, Zucker,
Tee, Hülsenfrüchte. Mehl, Getreide, Öl und Wein. Die zweitgrößte
Dampfschiffahrts-Gesellschaft der Welt, der „Norddeutsche Lloyd", hat in
Bremen seinen Sitz. Bremen behauptet seinen Platz als 1. Auswanderer-
afeu Deutschlands. Nicht nur nach New Uork, sondern auch nach
Mexiko, Süd-Amerika, Ostasien, Australien, Ost- und Südwestafrika usw-
werden regelmäßige Dampferverbindungen unterhalten. Leider liegt es
70 km von der Küste entfernt; wenn auch die Weser auf 5 in vertieft
ist, so können doch die großen Seeschiffe nur bis Bremerhaven gelangen
(Lloydhalle).
Hainburg nimmt infolge seiner vorteilhaften Lage an der ge-
räumigeu Mündung eines mächtigen Stromes, der durch viele schiffbare
Nebenflüsse und Kanäle reiche Erzeugnis- und Absatzgebiete in seinen
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Viii. Die Marschall-Inseln. —
Ix. Die Karolinen, Palauinseln u. Marianen. 85
Außer den beim Bismarck-Archipel genannten Erzeugnissen liefern
diese Inseln Gewürze, Harz, Schwefel, Schildpatt und auch
etwas Gold.
Wirtschaftlich sind sie noch sehr wenig erschlossen, da die Feind-
seligkeiten der Eingebornen einen ruhigen Plantagenbau nicht zulassen,
obwohl auch hier der teilweise sehr fruchtbare Bodeu, der durch zahlreiche
Bäche und Flüsse bewässert wird, einen reichen Ertrag sichern würde.
Vlll. Die mcirrchciluunleln.
Die Marschall-Inseln gehören zu Mikrouesieu. Sie liegen n. vom
Äquator und bestehen aus der Ralik- und Ratak-Gruppe. Alle Inseln
sind Atolle oder Koralleninseln, zusammen 400 qkm mit 10 000 Ein-
wohnern (Polynesier).
Der scharze Korallenfels ist nur mit einer dünnen Verwitteruugs-
schicht bedeckt, so daß der Boden trotz der zahlreichen Niederschläge nur
wenig fruchtbar ist. Vortrefflich gedeiht aber überall die Kokospalme,
die nicht allein für die Eingebornen höchst wichtig ist, da sie ihnen alles
gibt, was sie zum Leben gebrauchen, sondern auch für uns eine hohe
Handelsbedeutung hat.
Außer der Basthülle der Kokosnuß verwenden wir vor allem den in
Stücke geschnittenen Hohlkern, der in ganzen Schiffsladungen als Kopra
auf den europäischen Markt gelangt. Aus dem Kern wird zunächst das
Öl herausgepreßt, das ein geschätztes Material für unsere Kerzen-,
Seifen- und Parfümeriebereitung abgibt; die rückständigen Zellstoff-
massen liefern noch den für unsere Rindviehzucht so nützlich gewordenen
Kokoskuchen. Ohne große Mühe geht der lohnende Anbau der Palmen
vor sich, der 1910 für 800 000 M Kerne zur Ausfuhr brachte. Ein
weiterer Hauptausfuhrartikel ist Phosphat (1910 für 41/«, Mill. M).
Die Hauptniederlassungen der Europäer sind: Jaluit und Nauru. Sie
befinden sich fast alle in den Händen der Hamburger Jaluit-Gesellschaft,
die den Handel der Marschallinseln vermittelt und eine eigene Dampfer-
linie nach Europa unterhält. Von den 180 Europäern sind 80 Deutsche.
Eine Postanstalt befindet sich in Jaluit.
Ix. Die Karolinen, Pcilciuinfeln und Itlciricinen.
Unsere Schutzgebiete im Großen Ozean bildeten einen Halbkreis.
Erst durch den Erwerb der Karolinen, Palauinseln und Marianen,
der sich am 30. Juni 1899 vollzog, wurde der große Kreis geschlossen.
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