38 !• Abschnitt. Die Landschaften und Staaten Süddeutschlands.
an den Boden? Wald-, Feld-, Viehwirtschaft, Bierbrauerei. Inwiefern
werden diese Erwerbszweige durch den Boden beeinflußt? — Ein weiterer
Grund für die Armut an Erwerbsquellen liegt in dem Mangel an be-
deutenden mineralischen Schätzen. Infolge dieses Mangels konnte sich die
gewerbliche Thätigkeit nur in geringem Maße entwickeln: besonders war
der Mangel an großen Kohlenlagern, wie solche z B. in Thüringen und
in Sachsen zu finden sind, von ungünstigem Einfluß aus die Entwickelnng
des Gewerbes. Eiu so ausgedehntes und mannigfaltiges Großgewerbe, wie
es Thüringen und das benachbarte Sachsen aufzuweisen haben, konnte sich
infolge des Mangels an Kohlen und Erzeu nicht entivickeln. Die Gewerb-
thätigkeit beschäftigt sich zumeist mit der Verarbeitung der Rohstoffe, welche
die Wald-, Feld- und Viehwirtschaft liefern. Große Fabritbezirke mit Volk-
reichen Fabrikstädten und Fabrikdörfern fehlen anf der süddeutschen Hoch-
fläche. So seheu wir: Die geringe Anbaufähigkeit des Bodens und der
Langel an Bodenschätzen haben das Aufblühen einer lebhaften In-
dustrie verhindert und den Mangel an Erwerbsquellen auf der ober-
deutschen Hochfläche verschuldet.
c) Die Armut an großen Ortschaften wird bedingt durch die Armut
an Erwerbsquellen. Einfluß der Bodenbeschaffenheit und Bodenbenutzung
auf die Volksdichte? Warum ist die Besiedelung der einzelnen Landschaften
so verschieden? Die geringe Lrtragsfähigkeit des Bodens und der
Mangel an lohnenden Erwerbsquellen haben eine geringe und ungleich-
mäßige Besiedelung der oberdeutschen Hochfläche zur Folge gehabt.
c!) Die Armut an Naturschönheiten hat ihren Grund in der
Bodengestalt des Landes. Nachweis, daß z. B. in Thüringen die schönen
Gegenden von der Bodengestalt bedingt werden! (Die schönen Durchbruchs-
thäler in dem Hügellande!) Die oberdeutsche Hochebene vermag derartige
schöne Landschaften nur in geringer Zahl aufzuweisen und zwar infolge ihrer
mehr ebenen Bodengestalt. Es fehlt an dnrchziebenden Bergzügen, welche
von den Flüssen durchbrochen werden müßten. Natürschönheiten weisen nur
die angrenzenden Gebirge auf. Trotzdem ist die Hochfläche viel besucht,
wenigstens einzelne Teile. Was an Naturschönheiten fehlt, ist durch die
Kunst ersetzt worden. München mit seinen Kunstschätzen, Augsburg, Regens-
bürg und Paffan mit ihren historischen Erinnerungen, Walhalla, Herren-
Chiemsee! Der Mangel an Naturschönheiten wird durch reiche Kunst-
schätze und Kunstbauten ersetzt.
Ergebnis: Das deutsche Alpenvorland, eine arme Landschaft.
1. Mangel an Naturschönheiten und Fruchtauen, an Bodenschätzen und
Bodenerzeugnisfen, an Erwerbsquellen und großen Ortschaften kennzeichnen
die Armut des deutsche» Alpenvorlandes.
2. Magerer Boden und rauhes Klima bedingen die geringe Boden-
sruchtbarkeit und den Mangel an Bodenerzeugnifsen auf der oberdeutschen
Hochebene.
3. Die geringe Anbaufähigkeit des Bodens und der Mangel an Boden-
schätzen haben das Aufblühen einer lebhaften Industrie verhindert und den
Mangel an lohnenden Erwerbsquellen auf der oberdeutschen Hochebene ver-
schuldet.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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46 1 Abschnitt. Die Landschaften und Staaten Süddeutschlands.
Wie kommt es wohl, daß die Zuflüsse so verschieden sind?
Die meisten Zuflüsse haben nur einen kurzen Lauf, weil sie von den die
Rheinebene begleitenden Gebirgen Herabkommen. Main und Neckar haben
ihre Quellen weit entfernt; die Jll aber entspringt auf der Nordabdachung
des Jura und folgt der Abdachuug der Ebeue, daher ihr Lauf länger als
der aller übrigen Zuflüsse von den benachbarten Gebirgen.
Warum hat man den Rh ein-Rhone-Kanal angelegt? Der
obere Teil des Rheinstromes von Basel bis Straßburg eignet sich wenig
zur Schiffahrt; denn in diesem Teile ist der Rhein noch ein wildes Ge-
birgswasser, hat einen unregelmäßigen Lauf und bildet Inseln und Arme.
Welche Bedeutung hat dieser Kanal? Durch diesen Kanal ist
eine bequeme Verbindung mit dem oberen Teil der Rheinebene hergestellt
worden. Durch den Kanal wird sowohl die Zufuhr der notwendigen Roh-
stoffe, als auch die Abfuhr der gefertigten Waren wesentlich erleichtert.
Wie war aber die Anlage dieses Kanals möglich? Die
Bodengestaltung der Landschaft bot dem Bau des Kanals wenig oder gar
keine Schwierigkeiten; die tiefe Senke zwischen Wasgenwald und Jura er-
möglichte die Fortsetzung des Kanals nach dem Doubs, einem Nebenfluß
der Rhone.
Wie kommt es wohl, daß die rheinische -Ost- und Westbahn
nicht an den Ufern des Rheinstromes sich" hinziehen? Die Eisen-
bahnen sollen den Verkehr zwischen den einzelnen Städten der Rheinebene
vermitteln. Da diese Städte aber zumeist vom Rheiue weitab liegen, so
konnten die Eisenbahnen nicht nahe an den Rhein gebaut werden. Hätte
man die Bahnlinien nahe an den Rheinuseru angelegt, so wären die Bahn-
dämme durch die häusigen Überschwemmungen des Rheins in der Gegend
zwischen Basel und Straßburg sehr oft gefährdet.
Wodurch wurde die Anlage eines so ausgedehnten Straßen-
und Eisenbahnnetzes begünstigt? Die ziemlich ebene Bodengestalt der
Landschaft; die zahlreichen Flußthäler, die weit in die angrenzenden Gebirge
führen; die natürlichen Senken, die die einzelnen Gebirgszüge voneinander
trennen; der Reichtum an Bodenerzeugnissen und Produkten des gewerblichen
Lebens.
Was hatten die günstigen Verkehrsverh ältnisfe zur
Folge? Durch die günstigen Verkehrsverhältnisse wurde eiu lebhafter
Austausch der Waren hervorgerufen. Schon in der Landschaft selbst,
zwischen Stadt und Land entwickelte sich ein sehr reger Binnenhandel. Aus
den Ackerbaugebieten der Landschaft wurden die zahlreichen Erzeugnisse der
Landwirtschaft nach den Gewerbebezirken geschafft, während aus diesen
wiederum die mancherlei gewerblichen Produkte nach den Ackerbaugebieten
gebracht wurden. Aber es hat sich auch eiu lebhafter Außenhandel ent-
faltet. Die Erzeugnisse des Bodens und des Gewerbes werden nach ver-
schiedenen Ländern versandt, und aus anderen Ländern und Gegenden
werden die Stoffe bezogen, die hier nicht zu haben sind, z. B. Steinkohlen,
Baumwolle, Eisen u. s. w. Diesem lebhaften Handelsverkehr verdankt eine
Anzahl von Städten ihr rasches Ausblühen. (Straßbnrg, Ludwigshafen-
Mannheim, Mainz, Frankfurt a. M. u. f. w.) Auch die Jndnstrie hat
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50 I. Abschnitt. Die Landschaften und Staaten Süddeutschlands.
Zeigt sich in den beiderseitigen Zuflüssen nicht mancherlei
Verschiedenheit? Die Zuflüsse, welche der Wasgenwald zum Rheine
sendet, sind meist nicht so lang als die -Schwarzwaldflüsse. — Auch au
Wasserfülle stehen die Wasgenwaldbäche den Schwarzwaldbächen nach, und
es kommt im Sommer nicht selten vor, daß die Wasgenwaldbäche zu ver-
siegen drohen.
Worin ist dieser Unterschied begründet? Der Schwarzwald
ist kein Kammgebirge wie der Wasgenwald. sondern gleicht mehr einem
Hochplateau mit aufgesetzten Kuppen. Die Wasserscheide liegt im Schwarz-
walde ziemlich weit im Osten. Der Wasgenwald dagegen ist ein Kamm-
gebirge (wenigstens in seinem südlicheu und mittleren Teil), das seinen
kurzen, steilen Abhang dem Rheine zukehrt. Aus dem kurzen Abhänge aber
können sich auch nnr kurze Flußläufe entwickeln. — Daß die Wasgenwald-
bäche nicht so wasserreich sind, rührt daher, daß ans dem östlichen Abhänge
des Wasgaues nicht so reichliche Niederschläge fallen als auf der West-
seite des Schwarzwaldes. (Die Regenwolken, die von Westen kommen,
werden am Westabhange ausgehalten und gezwungen, einen großen Teil
ihres Wassergehaltes fallen zu lassen. Bei Kolmar beträgt die jährliche
Niederschlagsmenge ca. 500 mm, im Breisgan aber ca. 1000 mm, auf den
Höhen ist diese Menge natürlich noch stärker.)
Welchen Einfluß haben Gesteinsbau und Wasserreichtum
aus die Bodenfruchtbarkeit ausgeübt? Die Gesteine, welche die Ge-
birge aufbaueu, bilden bei ihrer Verwitterung einen tiefgründigen fruchtbaren
Erdboden, namentlich Gneis, Granit und Porphyr; aber auch die Ver-
Witterungserde des Buntsandsteins ist nicht unfruchtbar. Sie eignet sich, wie
wir bereits wissen (Saal-Elsterplatte!), ganz besonders für den Waldbau.
Der Fruchtbarkeit des Bodens und der großen Feuchtigkeit ist die Üppigkeit
des Baum- und Graswuchses zuzuschreiben.
Welche Bedeutung haben Wald und Wasser für die Be-
wohner der Gebirge? Wald- und Wasserreichtum der Gebirge haben
die Entwicklung mancher Erwerbszweige begünstigt. Zahlreiche Holzfäller
schlagen die riesengroßen Tannen und Fichten nieder und flößen dieselben
auf den wasserreichen Gebirgsslüssen hinab zum Rheine, zur Jll, zum Neckar
oder zum Maine. Hier werden sie zu großen Flößen vereint und sodann
rheinabwärts bis nach Holland gebracht, wo man das Holz besonders zu
Schisssbauten verwendet. — Der Holzreichtum des Gebirges hat eine mannig-
fache Holzindustrie hervorgerufen, ähnlich wie im Thüringer Walde. (Aus-
malen!) An den Gebirgsbächen findet man zahlreiche Sägewerke, Mühlen
und Glashütten. Im dunklen Hochwalde aber baut der rußige Köhler
seine Meiler und brennt hier in der Waldeinsamkeit die Holzkohle. — Im
Schwarzwald hat sich außerdem noch die Uhrenfabrikation entwickelt; da
werden in vielen Gebirgsorten die berühmten Schwarzwälder Uhren ver-
fertigt (z. B. die Kuckucks- und Wachtelnhren), die sich durch schönes Schnitz-
werk vor allen anderen auszeichnen. — Das klare Wasser der Gebirgsbäche
und die weiteu Wiesenslächen begünstigten die Entwicklung der Leineweberei,
und die starke Wasserkraft der Bäche ermöglichte die Anlage von Spinnereien
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Extrahierte Ortsnamen: Rheine Wasgenwald Rheine Breisgan Rheine Maine Holland Schwarzwald
4. Das schwäbische Stufenland. 63
sind, zieht sich die Stadt an einem rauschenden Bergwasser dahin. Weiter
abwärts im Neckarthale folgt dann unterhalb des Neckarknies die betriebsame
Fabrikstadt Eßlingen, die Württembergs größte Maschinenfabrik aufzuweisen
hat. In dem nuu folgenden breiten Thalkessel liegt Eannstadt, das durch
seine Heilquellen bekannt geworden ist. Westlich davon liegt Stuttgart, die
Haupt- und Residenzstadt Württembergs und die einzige Großstadt des
Schwabenlandes. Stuttgart liegt iu einem Seitenthal des Neckars, einem
schönen Thalkessel, der von bewaldeten Höhen und Weinbergen eingeschlossen
wird, und gehört zu den schönsten Städten des deutschen Reichs. Die Stadt
ist der Hauptsitz des deutschen Buchhandels und weist eine lebhafte Groß-
industrie auf. Aus Stuttgart stammt Gustav Schwab und Wilhelm Hauff,
in Stuttgart lebte auch Karl Gerok. Nördlich vou Stuttgart liegt ebenfalls
in einem Seitenthale des Neckars das württembergische Potsdam, die Stadt
Ludwigsburg, die Sommerresidenz des Königs. Thalabwärts folgt dann
das Städtchen Marbach, wo Friedrich von Schiller das Licht der Welt er-
blickte. Endlich erwähnen wir noch die gewerbreiche Stadt Heilbronn, die
in einer fruchtbaren Thalweitung liegt und die zweitgrößte Stadt des Landes
ist. Von hier ab wird der Neckar mit Dampfschiffen befahren. In dem
Thale der Vils liegt Göppingen, an der Rems Gmünd, am Kocher Schwäbisch
Hall, allesamt sehr gewerbreiche Orte, im Thale der Enz aber das Städtchen
Wildbad, das durch seine Heilquellen berühmt geworden ist.
sachliche Vertiefung: Wie kommt es nur, daß gerade das
Neckarthal so reich besiedelt ist? Das Neckarthal ist von der Natur
überaus reich begünstigt. Es weist nicht nur die fruchtbarste Ackerkrume der
ganzen Landschaft auf, sondern auch das mildeste Klima. An verschiedenen
Stellen sprudeln kräftige Heilqnellen hervor, die der Entstehung und dem
Aufblühen von Städten förderlich waren. Aber auch seine günstige Lage in
der Mitte der Landschaft und die mannigfachen Verkehrsbeziehungen, die
durch diese Mittellage ermöglicht wurden, begünstigten die Anlage mannig-
facher Siedeluugeu.
Wie kommt es wohl, daß die Städte des Schwab eulaudes
meist nur von mittlerer Größe sind? Obwohl das Schwabenland in-
folge seiner großen Fruchtbarkeit und des milden Klimas reich besiedelt ist,
so finden wir hier doch nur eine Großstadt. Die übrigen Städte weisen
mit Ausnahme von Heilbronn alle eine Einwohnerzahl unter 30 000 auf.
(Vergl. hierzu Thüringen und die benachbarte Rheinebene!) Die Ursache
davon ist darin zu suchen, daß das Schwabenland keinen eigentlichen In-
dustriebezirk bildet, wie solche z. B. die benachbarte oberrheinische Tiesebene
und Thüringen sind. Die Bewohner der Landschaft beschäftigen sich in erster
Linie mit der Bebauung des Bodens; ein rasches Anwachsen der Städte,
wie wir dies in den Jndnstriegegenden Thüringens und der Rheiuebeue ge-
funden habeu, war hier ausgeschlossen.
Warum hat sich das Schwabenland nicht auch zum In-
dustriebezirk entwickelt? Es fehlten hier die nötigen Vorbedingungen,
welche das Aufblühen einer lebhaften Industrie ermöglichten. Die Kohlenlager,
die ein Fabrikwesen hätten künstlich hervorrufen können, fehlen der Landschaft
gänzlich, und auch die Eisenlager sind nur in geringem Umfange vorhanden.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Personennamen: Gustav_Schwab Gustav Wilhelm_Hauff Wilhelm Karl_Gerok Karl Friedrich_von_Schiller Friedrich Gmünd
64 I. Abschnitt. Die Landschaften und Staaten Süddentschlands.
Ob denn das Schwabenland gar keine Bodenschätze auf-
zuweisen hat? Gewiß fehlt es nicht an solchen. Der Triasboden ent-
hält außer wertvollen Bausteinen bedeutende Salzlager. (Vergl. Thüringen!)
Solche finden sich bei Hall, Heilbronn und Jagstfelde. — Auch Eisenlager
sind vorhanden; sie finden sich am Nordfuße des schwäbischen Jura.
Wie konnte sich nur Stuttgart trotz seiner Abgelegen-
heit zu solcher Größe und Blüte entwickeln? Obwohl Stuttgart
von der Hauptverkehrsader der Landschaft, von dem Neckar abliegt, so bildet
es doch den Mittelpunkt des Schwabenlandes und den Hauptknotenpunkt
des schwäbischen Verkehrs, in dem sich alle Hauptverkehrswege kreuzen.
Daß Stuttgart zu so hoher Blüte und zu so ansehnlicher Größe gelangt ist,
verdankt es mancherlei Umständen. Dazu trug in erster Linie bei die
reizende Lage der Stadt in dem gesegneten Thalkessel; seine Entwickelung
zur Großstadt hat es aber meist der Fürsorge der württembergischen Fürsten
zu verdanken, die es bereits zu Anfang des 15. Jahrhunderts zur Residenz
des Landes erhoben und es durch zahlreiche Kunstbauten zu einer der
schönsten Städte Deutschlands machten. (23ergl. hierzu das Aufblühen von
München und Karlsruhe!) Endlich trug zu dem Emporblühen Stuttgarts
auch die mannigfache Gewerbthätigkeit bei, die sich seit der Mitte dieses
Jahrhunderts hier lebhaft entwickelte und die durch die günstigen Verkehrs-
beziehungen gefördert wurde.
Warum wird Stuttgart als das süddeutsche Leipzig be-
zeichnet? Wie Leipzig der Mittelpunkt der Bnchdrnckerei und des Buch-
Handels in Norddeutschlaud geworden ist, so ist Stuttgart der Hauptsitz des
süddeutschen Buchhandels. Als solcher hat Stuttgart viele große und be-
rühmte Buchdruckereien und Verlagsbuchhandlungen aufzuweisen.
Welchen Einfluß hat wohl die Natur des Landes auf
die Gewerbthätigkeit ausgeübt? In den größeren und kleineren
Städten des Neckargebiets hat sich allenthalben eine rege Gewerbthätigkeit
entwickelt. Die Bevölkerung des Schwabenlandes zeichnet sich durch regen
Gewerbsinn und große Geschicklichkeit aus. Infolgedessen hatte sich hier
schon vor alters ein blühendes Handwerk entwickelt, das sich in der Neuzeit
mehr und mehr in ein Großgewerbe umgewandelt hat. Es hat sich aber
hier im Schwabenland kein einziger Industriezweig in größerem Umfange
ausgebreitet, wie wir dies z. B. in Thüringen gefunden haben. Die Natur-
Verhältnisse des Landes konnten der gewerblichen Thätigkeit keine besondere
Richtung geben, weil es an Rohstoffen fehlte; darum haben sich die Be-
wohner den verschiedensten Industriezweigen zugewaudt. Obenan steht das
Metallgewerbe, das in Stuttgart, Heilbronn, Eßlingen, Aalen und Gmünd
betrieben wird. Weite Verbreitung hat auch die Baumwollspinnerei und
Baumwollweberei gefunden (Eßlingen, Cannstadt. Ludwigsburg, Reutlingen)
und auch das Woll- und Tuchgewerbe wird vielfach betrieben (Göppingen).
Ebenso sinden wir an den verschiedenen Orten noch Gerbereien, Tapeten-
und Möbelfabriken, Werkstätten für Musikinstrumente, Spielwaren u. dergl.
Wodurch wurde wohl das Aufblühen der Gewerb-
t h ä t i g k e i t e r l e i ch t e r t? Da das Schwabenland die für die Entwickelung
eines blühenden Großgewerbes notwendigen Grundlagen nicht befitzt, so war
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
142 Ii. Abschnitt. Die Landschaften und Staaten Mitteldeutschlands.
Breite Ebene fehlt den Ufern des Rheins der landschaftliche Schmuck, wie
wir ihn in der engen Felsengasse gefunden haben. Es fehlen die reben-
bekränzten Hügel und Abhänge; es fehlen die steilen Felsvorsprünge, auf
denen stolze Burgen thronen; es fehlen auch die zahlreichen kleinen Ort-
fchaften, die sich in der Felsengasse in langer Reihe längs der beiden Ufer
hinziehen und sich nicht selten terrassenförmig an die Bergabhänge an-
schmiegen. Dafür aber treffen wir in der Ebene an den Ufern des Rheins
weit größere Städte an als in der Felsengasse. Die größte derselben ist
die Stadt Köln (372 000) mit ihrem herrlichen Dom, dessen Türme dreimal so
hoch sind als der Turm unserer Bartholomäikirche. Köln bildet mit der ihm
gegenüberliegenden Stadt Deutz eine starke Festung. Unterhalb Köln treffen
wir aus dem rechten Rheinufer Mühlheim, eine gewerbreiche Mittelstadt,
welche ihren Aufschwung den vertriebenen Kölner Protestanten verdankt, die
vor Ausbruch des 30jährigeu Krieges in ihren Mauern Zuflucht faudeu.
Dort, wo der Rhein nach Aufnahme der Erst eine scharse Biegung macht,
liegt die Großstadt Düsseldorf, die mehr als 200 000 Eiuwohner zählt.
Düsseldorf ist bekannt durch seine Malerakademie und durch seine großen
Garn-, Tabak- und Senffabriken. In dem Winkel zwischen Ruhr und Rhein
breitet sich die große Fabrikstadt Duisburg aus, die uahezu dreimal so
viel Einwohner zählt als unser Altenburg und zahlreiche Eisenhütten, Web-
waren-, Tabak-, Farben- und chemische Fabriken aufweist. Auf der rechten
Seite der Ruhrmündung ist die Stadt Ruhrort gelegen. Diese weist den
bedeutendsten Rheinhafen auf. Dieser ist so groß, daß in demselben 1000
Schiffe Unterkunft finden können. Weiter abwärts an der Mündung der
Lippe liegt die Festung Wesel und endlich ist noch Emmerich zu erwähnen,
das durch seine Tabak- und Zigarrenfabriken, sowie durch seiuen Käse be-
kannt ist. Aber nicht bloß an den Rheinnsern sind sv große gewerbreiche
Städte zu finden; auch die Ebene rechts und links des Rheines weist solche
auf. Auf der linken Seite liegt München-Gladbach, das gegen 60 000 Ein-
wohner zählt und den Mittelpunkt der rheinischen Baumwollenindustrie bildet.
Nördlich davon liegt die Großstadt Krefeld (107000), wo in zahlreichen Fabriken
feine Seiden-, Samt- und Plüschstoffe gefertigt werden. Aber die Rhein-
ebene ist nicht bloß reich an großen Fabrikstädten; über dieselbe sind auch
zahlreiche kleine Landstädte und Dörfer zerstreut, in denen sich die Be-
wohner mit Ackerbau und Viehzucht beschäftigen. Wie die oberrheinische
Tiefebene, so ist auch die Ebene am Niederrhein überall wohl angebaut,
und die weite Landschaft ist einem großen Garten vergleichbar. Wogende Getreide-
felder, deren goldene Ähren im Glänze der Sonne strahlen, erstrecken sich
stundenlang in der Ebene dahin. Weite Flächen sind mit der weißen und
schwarzen Senfpflanze bedeckt, deren goldgelbe Blüten weithin leuchten, da-
zwischen finden sich ausgedehnte Tabakpflanzungen, mit denen wieder Zucker-
rübeufelder und allerlei Gemüsepslanzungen abwechseln. Unterbrochen werden
die Ackerfluren durch ausgedehnte Obsthaine, die auch die Abhänge der
Hügel die hie und da aus der Rheinebene aufsteigen, bedecken. *)
x) Die Schilderung ist auf Grund der Karte und vorhandener Bilder, sowie
mit Hilfe der bereits früher erworbenen Vorstellungen aus der Heimat- und Vater-
landskunde zu gewinnen.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
8. Das rheinische Schiefergebirge.
143-
Sachliche Vertiefung: Woher rührt wohl die große Frucht-
barkeit der Rheinebene? Wie die oberrheinische Tiefebene mit den
fruchtbaren Lößschichten bedeckt ist, so ist auch die weite Ebene am Nieder-
rhein mit lockeren Lehmschichten bedeckt, die eine große Fruchtbarkeit besitzen.
Diese lockeren Lehmschichten sind vom Wasser abgesetzt worden. Denn die
niederrheinische Tiefebene war vor Jahrtausenden auch eiu weites Wasser-
becken. Damals reichte die Nordsee bis au den Saum der mitteldeutschen
Gebirge. Durch die Wogen des Meeres wurde Geröll und Erde von den
Gebirgen abgerissen. Diese Erdschichten setzten sich aufeinander und bildeten
den Meeresgrund. Verweste Pflanzen, tote Fische und andere Tiere ver-
mischten sich mit dem Schlamm auf dem Meeresgrund. Als dann spater das
Wasser zurückwich, blieb dieser fruchtbare Schlammboden zurück.
Wodurch wird wohl die große Fruchtbarkeit noch geför-
dert? Die große Fruchtbarkeit des Bodens wird erhöht durch das milde
Klima, das in der Rheinebene herrscht, und durch die zahlreiche:: Nieder-
schläge. Wärme und Wasser befördern das Wachstum der Pflanzen. Durch
den Einfluß des Meeres wird nämlich die Winterkälle, aber auch die große
Sommerhitze abgeschwächt; es herrscht infolgedessen immer eine gleichmäßige
Temperatur. Die Nähe des Meeres bedingt aber gleichzeitig auch die zahl-
reichen Niederschläge.
Was haben die große B odensruchtbarkeit und das günstige
Klima zur Folge gehabt? In der Rheinebene hat sich ein ansgedehn-
ter Acker-, Obst- und Gemüsebau entfaltet, so daß die Ebeue am Nieder-
rhein zu den deutschen Ackerbaugebieten gezählt werden muß. Mit dem
Ackerbau geht Hand in Hand die Viehzucht, die ebenfalls in großem Maß-
stabe betrieben wird.
Welche Erzeugnisse des Ackerbaues sind in der Rhein-
ebene besonders anzutreffen? Außer deu verschiedenen Getreide-und
Gemüsearten werden in der Rheinebene auch Tabak und Senf in großer
Menge angebaut, weil in dem fetten, lockeren Boden und bei dem milden
Klima diese Pflanzen sehr gnt gedeihen.
Warum betreibt mau in der Rheinebene keinen Weinbau?
Es fehlen die steilen Bergwände, an denen die Trauben von der Sonne
geglüht werden können; es fehlen die Schieferfelsen und der Kalkboden, aus
denen die Rebe besonders gedeiht; es fehlt die nötige Wärme; denn trotz-
dem in der Rheinebene das Klima mild ist, so ist die Wärme nicht mehr
groß genug, daß die Trauben zur Reife kommen können.
Was hat der ausgedehnte Acker- und Gemüsebau zur Folge
gehabt? Durch den ausgedehnten Ackerbau und die damit verbundene
Viehzucht hat sich in den Ortschaften der Rheinebene auch eine sehr rege
Gewerbthätigkeit entwickelt. Da blüht neben dem Fleischerhandwerk, das
uns die westfälischen Schinken andeuten, auch die Gerberei. Durch deu
reichen Ertrag des Getreidebaus sind allerorten große Brauereien und
Brennereien entstanden; der Zuckerrübenbau hat die Zuckerfabrikation
hervorgerufen; durch den Anbau der Senfpslanze sind viele Seuffabrikeu
entstanden; die ausgedehnte Viehzucht und Viehschlächterei wieder hat Ver-
anlassung gegeben zur Gründung von Seifenfabriken n. s. w.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]
144 Ii- Abschnitt. Die Landschaften und Staaten Mitteldeutschlands.
Welchen Einfluß haben die große Bodenfruchtbarkeit und
die rege Gewerbthätigkeit auf die Besudelung der Landschaft
ausgeübt? Infolge^ der günstigen Erwerbsverhältniffe ist die Landschaft
sehr stark besiedelt. Überall trifft man zahlreiche und zumeist auch große
Dörfer au, sowie freundliche Landstädte. Neben diesen haben sich aber in
der Rheinebene auch volkreiche Mittelstädte zu hoher Blüte entwickelt; ja
wir finden hier vier bedeutende Großstädte ganz nahe beieinander.
Wie kommt es wohl, daß an den Ufern des Niederrheins
die Zahl der Ortschaften nicht so groß ist als anderwärts? Die
Rheinufer sind sehr niedrig und vielfachen Überschwemmungen ausgesetzt; iu
der engen Rheingasse war wenig Raum vorhanden zur Anlage von Ort-
fchaften; daher liegen die Orte hier dicht beieinander; in der Rheinebene
stand aber eine weite Fläche offen. Da mied man die gefährlichen Stellen.
Wie kommt es nur, daß in diesem weiten Ackerbaugebiete
so viele und so große Fabrikstädte zu finden sind? Durch die
Bewirtschaftung des fruchtbaren Bodens wurden eine große Anzahl von
Rohprodukten erzeugt (Tabak, Getreide, Senf, Obst :c.), die man an Ort
und Stelle verarbeiteu konnte. Die übrigen Rohstoffe, die nian in den
zahlreichen Fabriken verarbeitet, können schnell und leicht herbeigeschafft
werden; denn auf dem Rheine können die großen Seedampfer weit in das
Innere gelangen, und es sind auch zahlreiche Eisenbahnen vorhanden, durch
die die Beförderung der Waren erleichtert wird.
Warum können die großen Dampfer so weit stromans
sahren? Der Rhein ist in der Ebene sehr breit und tief. Da die Berge
weit zurücktreten und die Ufer des Stromes sehr niedrig sind, so kann sich
das Strombett mehr und mehr verbreitern. (Bei Köln ist der Strom 500 na
breit und bei Emmerich sogar 900 in.) Der Strom ist aber auch sehr
tief, weil er eine beträchtliche Wassermenge aufweist. Dieser Wasserreichtum
des Niederrheius wird bewirkt durch die zahlreichen großen und kleinen Zu-
flüsse, die ihm vou dem Schiefergebirge zugehen. Von besonderer Bedeutung
find Sieg, Wupper, Ruhr, Lippe und Erst.
Welches Leben mag wohl auf dem Niederrheine herrschen?
Auf dem Niederrhein herrscht ein äußerst lebhafter Schiffsverkehr. Neben
zahlreichen Personendampfern fahren Lastschiffe in großer Menge stromab
und stromauf. Gewaltige Schleppdampfer ziehen lange Nachen, in denen
Kohlen und Eisen nach den verschiedenen Fabrikorten gebracht werden. Die
großen Seedampfer, die von Holland rheinaufwärts fahren, bringen Wolle,
Baumwolle und Tabak. Neben diesen schwimmen zahlreiche Flöße, die aus
dem Holz des Schwarzwalds und des Spessarts zusammengebaut worden
sind, rheinabwärts nach Holland hinein.
Was haben die günstigen Verkehrsverhältnisse zur Folge
gehabt? Es hat sich hier in der Rheinebene ein lebhafter Handelsverkehr
entwickelt. Die großen Rheinstädte sind nicht bloß bedeutende Fabrikstädte,
sondern auch berühmte Handelsplätze. Der Haupthandelsplatz des Nieder-
rheins ist Köln; hier laufen alljährlich gegen 8000 Schiffe ein und aus.
Woriu ist die Größe und die Bedeutung Kölns begründet?
Köln verdankt seine Größe und Bedeutung in erster Linie seiner Lage.
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TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: Emmerich
Extrahierte Ortsnamen: Mitteldeutschlands Rheinebene Rheingasse Rheinebene Rheine Rhein Niederrheius Niederrheine Holland Holland Rheinebene
8. Das rheinische Schiefergebirge.
151
von Badeorten entstanden, die alljährlich von zahlreichen Badegästen ans-
gesucht werden. Das bedeutendste Taunusbad ist Wiesbaden, das am Süd-
fuße des Taunus liegt. Durch die heilkräftigen Gewässer Wiesbadens suchen
alljährlich gegeu 80 000 Personen sich Heilung oder Linderung ihrer Leiden
zu verschaffen. Außer Wiesbaden sind als Badeorte weit und breit berühmt
geworden Soden, Homburg, Schwalbach, Schlaugeulaud, Zelters, Ems.
(Lage diese Orte!) Der Fremdenverkehr ist infolgedessen ein sehr starker. Die
Bewirtung der zahlreichen Fremden bildet eine Haupterwerbsquelle der Be-
wohner. Die heilkräftigen Gewässer werden aber auch in großen Mengen
nach auswärts gesandt. Aus Selters allein werden alljährlich gegen
4 Millionen Krüge in alle Welt verschickt.
Ausammenfassung: Der Taunus. (Lage und Außennatur; Quellen-
reichtum; Badeorte.)
Woher bezieht man die vielen Thonkrüge, die zur Ver-
feudung der Mineralwässer erforderlich sind?
2. Der Westerwald.
2. Unterziel: Die Heimat der Kannelbäcker und der Berg- und
Hüttenleute.
1. Wo haben wir die Heimat der Kannelbäcker, Berg- und
Hüttenleute zu suchen?
Die Heimat der Kannelbäcker, Berg- und Hüttenleute ist der Wester-
wald, der sich zwischen Rhein, Lahn und Sieg ausbreitet. Als Kaunel-
bäckerland bezeichnet man den südwestlichen Teil des Westerwaldes, der von
Rhein, Wied und Lahn eingeschlossen wird und der Unter-Westerwald ge-
nannt wird. Der östlich gelegene Ober-Westerwald dagegen ist die Heimat
der Berg- und Hüttenleute.
3. Warum kann der Unter-Westerwald als das Kannelbäckerland
bezeichnet werden?
Im südwestlichen Teile des Westerwaldes werden die Millionen von
Thonkrügen angefertigt, welche zur Versendung der Mineralwässer nötig
sind. In zahlreichen Fabriken — in dem Flecken Höhr nordöstlich von
Koblenz bestehen allein 60 Thonwarenfabriken, in denen mehr als 600
Arbeiter beschäftigt sind — werden nicht nur die grauen und gelben Thon-
krüge geformt und gebacken, sondern es werden hier auch andere Steingnt-
waren angefertigt, z. B. Thonpfeifen, Thonröhren, Bierkrüge, Einmachtöpfe,
Milchtöpfe u. dergl. m.
3. Wie kommt es nur, dast im Westerwald die Thonwarenindustrie
so stark betrieben wird?
Der südwestliche Teil des Westerwaldes ist sehr reich an Thon. In
ausgedehnten Lagern liegt derselbe unter eiuer dicken Lehmschicht verborgen.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
152 Il Abschnitt. Die Landschaften und Staaten Mitteldeutschlands.
In zahlreichen Schächten, die trichterförmig (Zeichnung!) angelegt sind, wird
die weiche Thonmasse gewonnen. Mit scharfen Thonmessern schneiden die
Thongräber den fettigen Thon ab, werfen ihn in Äübel, welche an Seilen
zu Tage gefördert werden.
4 Woher rührt wohl der viele Thon?
Die ausgedehnten Thonlager des Westerwaldes sind durch die Ver-
Witterung verschiedener Steine gebildet. Die Hauptgesteine, die zur Bildung
des Thons beigetragen haben, sind Granit, Basalt und Porphyr. Das
Wasser hat die zerriebenen Gesteine von ihrer ursprünglichen Lagerstätte
fortgeschwemmt und an dieser Stelle abgesetzt.
5. Inwiefern ist der Ober-Westerwald die Heimat der Berg-
und Hüttenleute?
Der Ober-Westerwald ist die Heimat des Berg- und Hüttenmanns.
„Hier giebt es wenige Familien, welche nicht bei Berg- und Hüttenwerken
beschäftigt oder beteiligt sind." Wohin wir uus auch wenden, da finden
wir den Boden von Stollenmündungen durchwühlt. Aus den zahlreichen
Bergwerken werden Eisensteine in großen Mengen zu Tage gefördert, aber
auch Blei- Kupfer- und Silbererze werden gewonnen. Die erbeuteten Erze
aber werden in zahlreichen Hüttenwerken, aus denen Rauchwolken an Rauch-
wölken emporsteigen, geschmolzen. Die Mittelpunkte des Eisenbergbaues und
der Eisenverhüttung sind die Städte Siegen an der Sieg und Wetzlar an
der Lahn.
6. Warum bilden Bergbau und Hüttenarbeit die Hauptbeschäftigung
der Westerwälder?
Der Westerwald ist eine rauhe Hochfläche, über die meist kalte Winde
hinwegfegen. Das verrät uns schon sein Name; denn Westerwald heißt
eigentlich weißer (Wister-) Wald, weil seine Höhen frühzeitig beschneit sind.
Die Unwirtlichkeit des Westerwaldes hat verschiedene Ursachen. In erster
Linie ist schuld daran die schutzlose Lage der Höhen. Die Hochflächen sind
zum größten Teil unbewaldet, daher haben die kalten Nord- und Ostwinde
ungehindert Zutritt. Ein weiterer Grund liegt in der großen Feuchtigkeit.
Die vom Meer herüberkommenden West- und Nordwestwinde verursachen
viele Regen, und so wird die Luft feucht. Der Boden endlich nimmt die
Feuchtigkeit in großen Mengen auf, läßt sie aber nicht hindurch, weil dar-
unter eine thonige Bodenschicht lagert. Dazu kommt, daß die Hochflächen
zahlreiche Mulden ausweisen, die dem Wasser den Abfluß erschweren. In-
folge des rauhen Klimas eignen sich die Hochflächen des Westerwaldes nur
iu geringem Maße zum Ackerbau. Hafer, Gerste, Flachs und Kartoffeln
sind die einzigen Feldsrüchte, die der Westerwälder baut. Obst gedeiht hier
oben nicht. Der Volkswitz sagt: „Die Kirschen brauchen auf dem hohen
Westerwalds zwei Jahre zur Reife; im ersten werden sie auf der eiuen
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer]]