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1. Das Mittelalter - S. 5

1857 - Koblenz : Baedeker
Aelteste Verfaffung Deutschlands. 5 Heerzügen, die als eine den Göttern besonders angenehme Handlung angesehen wur- den, trugen sie die Götterbilder in den Kampf, nährten die Begeisterung der Krieger, handhabten als Diener der unsichtbar in der Schlacht anwesenden Gottheit die Zucht und bestraften die Feigen. B. Die älteste Verfassung Deutschlands beruhte auf der Herrschaft der Volksgemeiude. Sowohl die Versammlung der freien Grundbesitzer einer seden Gemeinde, als die größere Ver- sammlung der Grundbesitzer eines aus mehrere-: Gemeinde-: beste- henden Gaues hatte die Gesetzgebung, die Wahl der obrigkeitlichen Personen (Fürsten und Herzoge), die richterliche Gewalt und die Entscheidung über Krieg und Frieden. Die Volksversammlungen waren theils regelmäßige, namentlich zur Zeit des Neu- und Vollmonds, theils außerordentliche. Man versammelte sich bewaff- net, am liebsten auf Bergen oder in einem heil. Haine; der König oder ein Priester leitete die Verhandlungen, denen wahrscheinlich ein Opfer voranging und folgte. Die Zustimmung zu dem Vorgeschlagenen gab man durch Zusammenschlagen der Waffen, Mißbilligung durch Murren zu erkennen. Alle Rechtshändel wurden münd- lich und öffentlich verhandelt und durch Geschworene entschieden nach gesetzlichen Be- stimmungen, die lange Zeit blos durch Tradition fortgepflanzt und erst seit dem 5. Jahrh. ausgezeichnet wurden. Die Strafen bestanden in Schadenersatz und andern Bußen an Geld, Vieh u. s. w., selbst für Todtschlag; die Todesstrafe (Aufhängen) traf Vaterlandsverräther und Feiglinge. Während der Zeit, wo die Gemeinde nicht versammelt war, übte ein Graf mit Zuziehung eines Ausschusses von (100) Freien (Schöffen) das Richteramt, und wahrscheinlich überhaupt die vollziehende Gewalt aus. Das Köuigthum bestand Anfangs (zur Zeit des Tacitus) nur bei den germanischen Stämmen im Osten (Markomannen, Quaden, Gothen), doch haben die meisten Völkerschaften (mit Ausnahme der Sachsen) später, wenn sie sich zu einer größer-: Herrschaft vereinig- ten oder neue Wohnsitze aufsuchten, sich einen König gewählt, in des- sen Familie dann auch diese Würde in der Regel blieb. Der neue König wurde auf einen Schild gehoben und in der Volksversamm- lung unter dem Beifall des Volks dreimal herumgetragen, damit ihn Jeder sehen könnte. Die ältesten Könige zeichneten sich in Tracht und Kleidung wenig vor den übrigen Freien des Volkes aus, hatten auch keine Insignien. Der König führte in den Volksversammlungen und Gerichten den Vorsitz, bezog einen Antheil an den Strafen und der Kriegsbeute, besaß eigene Ländereien, die sich erst durch Eroberun- gen bedeutend vermehrten, legtr den besiegten Feinden Abgaben auf, empfing aber von seinem Volke nichts als Geschenke bei feierlichen Gelegenheiten. Das Volk bestaub aus vier Ständen: 1) Der Adel, wahrscheinlich Familien, deren Vorfahren sich durch Tapferkeit ausgezeichnet hatten oder durch großen Grundbesitz

2. Das Mittelalter - S. 121

1857 - Koblenz : Baedeker
Die deutsche Litteratur. 121 herrührende gothische Bibelübersetzung des Bischofs Ulfilas, theils in poetischer Form, so zwei Evangelienharmonien, eine gereimte alt- hochdeutsche (der „Krist" vom Weißenburger Mönch Otfricd) und eine niederdeutsche (der „Heliand" von unbekanntem Verfasser). — Um die Mitte des 12. Jahrh. begann eine Umgestaltung der deut- schen Nationaldichtung durch a) den Gebrauch der mittelhochdeutschen Sprache, d) die allgemeinere Einführung des Reims statt der bloßen Allitteration, e) die größere Mannigfaltigkeit des Inhaltes. Ihre erste Blüteperiode erlebte die deutsche Dichtkunst im Zeitalter der Hohenstaufen, und zwar sowohl die epische als die lyrische. Jene behandelte theils die in zahlreichen Liedern im Munde des Volkes fortlebende deutsche Heldensage, indem diese Lieder gesammelt und vermittelst Einschiebung größerer oder kleinerer Verbindungslieder zu größern Gedichten, wie „der Nibelungen Noth", „Gudrun" u. s. w. vereinigt wurden, theils fremde Sagen, sowohl antike (vom trojani- schen Krieg, von Aeneas, von Alexander dem Gr.), als mittelalter- liche (vom h. Gral, vom britischen Könige Artus und seiner Tafel- runde, beide vereinigt im „Parzival" des Wolfram von Eschenbach), in umfangreicherer Darstellung, daneben aber auch kürzere Stoffe, sowohl religiöse (Legenden) als weltliche (poetische Erzählungen). Die Hauptgattung der lyrischen Poesie war der Minnesang (nicht bloß Liebeslieder, sondern auch politische und religiöse Lieder), wel- cher vorzüglich im südlichen Deutschland in den höhern Kreisen des Lebens, auf den Burgen der Fürsten und des Adels und von diesen selbst (Kaiser Heinrich Vi., Heinrich von Veldeke, Walther von der Vogelweide u. s. w.) ausgeübt wurde, während das Volk sich au den epischen Heldenliedern der „fahrenden Sänger" ergötzte, die von Stadt zu Stadt, auch wohl von Dorf zu Dorf zogen und um be- scheidenen Lohn sangen. Einen schroffen Gegensatz zu dieser mehr als hundertjährigen (1190—1300) Blüte unserer Nationalpoesie bildet der Verfall derselben in dem 14. und 15. Jahrh. Das Epos beschränkte sich in dieser Zeit fast auf geistlose Ueberarbeitungen früherer Darstellun- gen der deutschen Heldensage und zwar nicht der altern und bessern Dichtungen, sondern der jüngern und schwächer« (das „Heldenbuch"). Die lyrische Dichtkunst gerieth aus den Händen der Fürsten und Ritter, die seit dem Untergange der Hohenstaufen mehr auf mate- riellen Erwerb, als auf poetischen Genuß bedacht und in steten Feh- den begriffen waren, in die Hände der Handwerker, welche in ihren

3. Das Mittelalter - S. 123

1857 - Koblenz : Baedeker
Die Littcratur Italiens und der Araber. Der byzantinische Baustil. 123 d) Die Nationalliteratur Italiens stand gleichzeitig unter dem Einflüsse der Kirche, wie des classischen Alterthums. In Florenz, dem Hauptsitze politischen und litterarischen Strebens, blühte die alt- italienische Dichterschule, aus welcher hervorgingen: Dante Ali- ghieri (1265 —1321), der in seiner divina commedia (Wanderung durch Holle, Fegseuer und Paradies, um sich Aufschlüsse über die Räthsel des Lebens zu verschaffen) das erste neuere Kunstwerk von vollendeter Einheit aufstellte, Francesco Petrarca (1304—1374), der den Minnegesang aus der Provence, vorzüglich in einer aus Sicilien entlehnten Form, dem Sonette, nach Italien verpflanzte, und Giovanni Boccaccio (1313 — 1375), der durch seinen Deca- merone (eine Sammlung von 100 Novellen, zum Theil aus den fran- zösischen fabliaux geschöpft) das Muster der italienischen Prosa wurde. 0. Die Littcratur der Araber zerfällt, wie die christliche, eben- falls in eine wissenschaftliche, welche ausschließliches Eigenthum des Hofes, der reichen Vornehmen, des Gelehrtenstandes und einiger Beamten war, und in eine poetische, welche von herumziehenden Declamatoren dem Volke vorgetragen wurde und sämmtlii^e Dichtungs- arten mit Ausnahme der dramatischen umfaßte, vorzüglich reich aber an romantischen Erzählungen und Märchensammlungen (Tausend und eine Nacht) war. Vom 11. bis ins 14. Jahrhundert erlebte auch die persische Dichtkunst ihre höchste Blüte durch den Dichter Firdewsi (Ferdusi), der im Aufträge seines Sul- tans die Geschichte Persiens von den ältesten Zeiten bis zum Sturze der Sassaniden nach den Reichsannalen der Magier in einem aus 60,000 Doppelversen bestehenden Heldenbuche episch behandelte. Als lyrischer Dichter glänzte im 14. Jahrhundert H a f i s, 6) Die bildenden Künste standen vorzugsweise im Dienste der Religion. a) In der christlichen Baukunst des Mittelalters unterschei- det man drei Hauptstilarten: aa) den byzantinischen Stil, in welchem der altchristliche Basilikeubau mit dem Kuppelbau verbunden erscheint. Die älteste christliche Architektur nahm sich die römischen Basiliken zum Vorbilde, wo der Altar in der halbrunden Nische des Tribunals seine Stelle fand, und die Ge- meinde den länglichen Raum einnahm, der durch zwei Säulenstellungen in drei Schiffe getheilt war. Allmälig wich man von der ursprünglichen Basilikenform ab durch bedeutende Erhöhung des Mittelschiffes, Verbindung der Säulen durch Halb- kreisbogen und Ausführung eines Querschiffes (von der Höhe und Breite des mitt-

4. Die neuere Zeit - S. 1

1855 - Koblenz : Baedeker
Die neuere Geschichte. Cinleitung. Am Ende des 15. und am Anfänge des 16. Jahrh. trafen mehrere höchst einflußreiche Begebenheiten zusammen, welche das äußere und innere Leben der europäischen Menschheit theils verän- derten, theils völlig umgestalteten, so: 1) Die Eroberung des byzantinischen Reiches durch die Türken (vollendet 1453), welche nun für lange Zeit dem Süd- osten Enropa's gefährliche Nachbarn wurden. 2) Die Umgestaltung des Kriegswesens durch die immer all- gemeinere Anwendung des Schießpulvers und die Errichtung stehender Heere (zunächst in Frankreich). Schon tm 13. Jahrhundert war die Anwendung des Schießpulvers an verschiedenen Orten in Europa bekannt, und der Gebrauch des Geschützes, dessen sich die Araber in Spanien bereits im Anfang des 13. Jahrh. bedienten, kam von dort zunächst nach Flandern, woher die mit Flandern im Kriege gegen Frankreich ver- bündeten Engländer es kennen lernten. Die erste Ausbildung erhielt das Geschütz- wesen in Frankreich unter Ludwig Xi., etwas später in Deutschland unter Maxi- milian I. Die persönliche Tapferkeit verlor dadurch an Bedeutung und die Reiterei ihre Ucberlegenheit; der Jnfanteriedienst kam jetzt zu Ehren und wurde hauptsächlich durch die bürgerlichen Städtebewohner geleistet. Das Bcdürfniß durch Massen zu entscheiden und diese systematisch einzuüben, namentlich auch im Gebrauche der Feuergewehre, führte auf die Errichtung ste- hender Heere, zunächst in Frankreich unter Karl Vii., und bald mußte jeder Staat, der nicht hinter Frankreich zurück bleiben wollte, ebenfalls zur Errichtung stehender Heere schreiten. 3) Die Erfindung und schnelle Verbreitung der Buchdrucker- kunst s. 2. Abth. 8- 49. 4) Das Wiederaufblühen der Künste (besonders der zeich- nenden) und der Wissenschaften und zwar a) theils der philo- Pütz Geogr. u. Gesch. f. mittl. Kl. Abth. Iii.»* 1 »

5. Die neuere Zeit - S. 86

1855 - Koblenz : Baedeker
86 Verfall des osmanischen Reiches. Die zweite und dritte Theilung Polens s. §. 38. Gleiche Sorgfalt und Thätigkeit wie den auswärtigen Verhältnissen widmete Katharina der innern Verwaltung, wenn auch Manches nur angefangen aber nicht vollendet wurde. Sie gab dem Reiche eine neue und zweckmäßigere Einthei- lung in kleinere Gouvernements, milderte die Leibeigenschaft, vermehrte, um den Mittelstand zu heben, die Zahl und Freiheiten der Städte, zu deren Bevölkerung sie auch fremde Colonisten, besonders deutsche, herbeizog, begünstigte Gewerbfleiß und Bergbau, eröffnete dem Handel durch den ersten Frieden mit den Türken den gan- zen Süden von Europa, beförderte den höhern und niedern Unterricht, vervollkomm- nete die Land- und Seemacht und bewies allen Religionsparteien gleiche Duldung. §. 32. Das osmanrsche Reich. Das sittliche Verderbniß der Osmanen und ihr Zurückbleiben gegen die Fortschritte ihrer Nachbaren in den Künsten des Friedens und Krieges, die Schwäche der im Serail erzogeneit Sultane, welche die Regierung ihren habsüchtigen Vezieren und unwürdigen Lieblingen ganz überließen, die meistens unglücklichen Kriege, namentlich gegen Rußland, mußten nothwendig den Verfall des osmanischen Reiches herbeisühren, und dieses verdankte seine Erhaltung fast nur der Eifer- sucht der andern europäischen Mächte. Die Belagerung Wiens s. S. 53, den Krieg gegen Oesterreich und Venedig s. S. 67, gegen Oesterreich und Rußland s. S. 84, die beiden Kriege gegen Katha- rina Ii. s. S. 84 und 85. Dritter Zeitraum. Vom Ausbruche der französischen Revolution bis zur Gegenwart 1789—1853. I. Bis zur Stiftung der ersten französischen Republik 1792. §. 33, a. Geographische Uebersicht von Europa um 17891). 1. Auf der pyrenäischen Halbiusel war der Läuderbe- stand unverändert geblieben, Spanien hatte 1713 seine europäischen Nebenländer verloren und Gibraltar an England abgetreten. S. das 58. Blatt in v. Spruner's historisch-geographischem Atlas.

6. Die neuere Zeit - S. 136

1855 - Koblenz : Baedeker
136 Geschichtschreibung. Geographie. Philosophie. Benjamin Franklin, des Planeten Uranus durch William Herschel's Niesenteleskop, des Galvanismus durch Galvani, der Electricität durch Volta, der kleinern Planeten und des Neptun erhielten mehrere Zweige der Naturwissenschaften eine systematische Behandlung: die Botanik durch des Schweden Carl von Linno's Sexualsystem und Jussieu's natürliches System, die Mineralogie durch A. G. Werner, Professor zu Freiberg, dessen neptunistisches System der Geologie von dem durch von Buch u. A. ausgebildeten vulkanistischen verdrängt wurde; die wichtigsten Systeme in der Chemie waren Stahl's phlogistisches, Lavoisier's (hingerichtet 1794) antiphlogistisches und Berzelius' elektro-chemisches System. Cuvier's Forschungen in der vergleichenden Anatomie führten zur Untersuchung der urweltlichen Thicre. o) In der Geschichtschreibung ging Italien den übrigen Ländern voran. Geschichtschreiber, wie R. Macchiavelli, Fr. Guicciardini, P. Sarpi, die sich die Alten (namentlich den Livius) zum Vorbilde nahmen, wurden zugleich durch eine schon früh begonnene Ausbildung der Sprache in ihren historischen Darstellungen ge- fördert. England aber ward das Vaterland der historischen Kunst, indem Gibbon, Robertson u. A. gründliche Forschung mit anschaulicher Darstellung verbanden. Doch bald wußten die Deutschen die Vorzüge ihrer Nachbarn sich anzueignen und so zu erhöhen, daß sie nun keinem Volke an unermüdlichem Fleiße, an tiefer Forschung, geistreicher Auffassung und gewissenhafter Genauigkeit der Behandlung nachstehen, so I. v. Müller, Niebuhr, Heeren, Luden, Schlosser, von Raumer, Ranke, von Hammer, Leo, Wachsmuth, K. A. Menzel, Voigt, Dahlmann, Aschbach, Mailath u. A. d) Die Geographie, deren Gebiet durch die zahlreichen Reisen, namentlich die zu wissenschaftlichen Zwecken unternommenen, fortwährend erweitert wurde, er- reichte ihre Vervollkommnung durch ihre stets engere Verbindung mit Astronomie und Naturkunde, ward aber erst durch C. Ritter zur eigentlichen Wissenschaft erhoben. e) Der Begründer der neuern Philosophie wurde im 17. Jahrh. Des Cartes (Cartesius), dessen rein aus dem Geiste des Menschen construirtcs System der Jude Baruch Spinoza weiter ausbildete. In gleicher Richtung wirkte Leibnitz in Deutschland im Anfang des 18. Jahrh. Aber erst gegen Ende dieses Jahr- hunderts trat mit Immanuel Kant (-¡- 1804) die glänzendste Epoche der neuern Philosophie ein und zwar fast ausschließlich für Deutschland; denn in Frankreich verlor sich diese Wissenschaft durch den ideenlosen Naturalismus I. I. Rouffeau's hindurch in 'den crassesten Materialismus, der sein Hauptorgan in der großen Encyclopädie und seine Hauptvertreter in Diderot, d'alembert, Helvetius, vorzüglich aber in Voltaire hatte. In Deutschland dagegen wirkte Kant's Kriticismus im höchsten Grade anregend und verbreitete den Sinn für philosophische Forschung und streng systematische Darstellung über alle Wissenschaften. Zugleich bewirkte er das rasch auf einander folgende Auftreten Fichte's, Schelling's und Hegel's mit neuen Systemen. 5. Litteratur. Bis um die Mitte des 17. Jahrh. erlebte die romantische Poesie des Mittelalters eine fernere Blüte bei den romanischen Völkern, den Italienern, Spaniern und Portugiesen. Das Zeitalter Lud- wig's Xiv. brachte die Entwickelung der neuclassischen Poesie, be- sonders des Drama nach dem Vorbilde und der Theorie der Alten

7. Das Alterthum - S. 3

1873 - Coblenz : Baedeker
Chronologie. Jahresformen. 3 Die wichtigsten Jahresformen. 1) Die Aegyptier haben von allen Völkern, so viel uns bekannt ist, zuerst das Sonnenjahr in Anwendung gebracht und zwar Anfangs ein wandelbares Sonnenjahr von 12 dreissigtägigen Monaten und 5 Er- gänzungstagen. Diesem uralten, immer gleichen Jahre von 365 Tagen ist schon in früher Zeit (1483 v. Chr.?) eine vierjährige Schaltperiode mit 3 Jahren zu 365 Tagen und einem zu 366 Tagen zur Seite ge- treten1) — also der später von Iulius Caesar adoptirte Kalender, s. S. 4. 2) Auch das uralte Zendvolk kannte schon ein Sonnenjahr von 12 dreissigtägigen Monaten mit 5 Ergänzungstagen. 3) Die Griechen, namentlich die Athener, deren Zeitrechnung wir von allen griechischen allein genau kennen, hatten ein Mondjahr von 12 Monaten, meistens abwechselnd zu 30 und 29 Tagen (also im Ganzen 354 Tagen) und in 3 Dekaden eingetheilt. Um das Mondjahr mit dem (fast 11 i/i Tage längern) Sonnenjahre auszugleichen, schalteten sie in 8 Jahren (einer Oktaeteris) 3 Monate von 30 Tagen ein, die sie 3 Jahren (dem 3., 5. und 8. der Oktaeteris) zutheilten, so dass sie also in einer Oktaeteris 5 Jahre von 354 und 3 von 384 Tagen hatten (d. i. 2922 Tage — 8 julianischen Jahren). Später (432) kam eine neunzehnjährige Periode (235 Mondmonate = 19 Sonnenjahren) in Gebrauch. Den Tag fing man mit Sonnenuntergang an, wie alle Völker (Juden und Mohammedaner), welche ihre Zeit zunächst nach dem Monde einlheilen. 4) Die Zeitrechnung der Römer2) befand sich bis 46 v. Chr. in einem höchst schwankenden Zustande. Nach den neuesten Untersuchun- gen 3) hatte der älteste Kalender der Römer schon eine vierjährige Schalt- periode (mit 2 gemeinen Jahren von 355 Tagen, und 2 Schaltjahren: einem von 383, und einem von 382 Tagen). Nachdem man zur Zeit des Decemvirats durch die Sendung nach Athen die griechische Oktae- teris kennen gelernt hatte, führten die Decemvirn des zweiten Jahres eine Reform des Kalenders ein, die (wie der griechische Cyclus 90 Tage in 8 J.) 45 Tage in 4 J. einschaltete vermittelst eines alle 2 J. ein- tretenden (mit dem 23. Februar beginnenden) Schaltmonates von ab- wechselnd 22 und 23 Tagen. Da man aber das einmal bestehende ge- meine Jahr von 355 Tagen beibehielt (statt des griechischen Mondjahres von 354 Tagen), so hatte die vierjährige Schaltperiode 4 Tage zu viel. Dieser fehlerhafte Kalender blieb in Gebrauch bis zum J. 190 v. Chr., wo man den Pontifices die Refugniss gab, jedes Jahr entweder zum -‘) R. Lepsius, die Chronologie der Aegyptier, I., S.149 ff. Th. Mommsen, röm. Chronologie bis auf Caesar, S. 244 ff. *) Huschke, Ph. E., das alte römische Jahr und seine Tage. 1869. 3) Nach Th. Mommsen (die römische Chronologie bis auf Caesar, 1858) wäre das etruskische zehnmonatliche Jahr nur im Geschäftsverkehr, nament- lich bei Pachtungen und Zinsenberechnung üblich gewesen, weil jedes Jahr dieselbe Anzahl Tage hatte. 1*

8. Das Alterthum - S. 5

1873 - Coblenz : Baedeker
Historische Aeren. ö 7) Eine schnell vorübergehende Erscheinung war der republikanische Kalender der Franzosen. Das Jahr begann mit dem 22. Sept, und halte 12 dreissigtägige Monate, deren Namen den Zustand der Natur und durch ihre Endung die Jahreszeit andeuteten (Vendémiaire, Brumaire, Frimaire, Nivôse, Pluviôse, Ventôse, Germinal, Floréal, Prairial, Messidor, Thermidor, Fructidor), nebst 5 und im Schaltjahre 6 Ergänzungstagen; die Monate zerfielen in 3 Dekaden, deren Tage mit Zahlworten (primidi, duodi, Iridi u. s. w.) bezeichnet wurden. Die wichtigsten historischen Aeren. 1) Die Hebräer rechneten zuerst nach den Lebensjahren der Patri- archen, später nach Regentenjahren. Als eigentliche Aeren kommen vor: a) die von der Zerstörung des ersten Tempels (588), b) die Seleu- cidische (312, s. unten 4), c) die von den Makkabäern (143 v. Chr.), d) die (vom Rabbi Hillel im vierten Jahrhundert erfundene) Weltaere (3761 v. Chr.). 2) Die Olympiaden der Griechen, ein Zeitabschnitt von 4 Jahren, beginnen mit dem J. 776 v. Chr. Diese Zeitrechnung kam jedoch erst um 300 v. Chr. durch den Geschichtschreiber Timaeus aus Sicilien auf, neben der ältern Sitte, die Jahre nach einer obrigkeitlichen Person, in Sparta nach dem ersten Ephoren, in Athen nach dem Archon epony- mos, zu benennen. 3) Bei den Römern galt im öffentlichen Leben allein die Con- sular-Aera, welche selbst unter den Kaisern bis auf Iustinian (541 n. Chr.) beibehalten wurde; daneben kam seit Augustus die A er a ab urbe condita beiden Schriftstellern (bei Livius nur erst an einzelnen Stellen) in allgemeinen Gebrauch, der Anfang derselben ward von Varro in 753, von Cato in 7 52 v. Chr. gesetzt. 4) Im syrischen Reiche die Aéra Seleucidarum (1. Oct.) 312 v. Cbr., in welchem Jahre Seleucus Nieätor über Demetrius Polior- cetes (bei Gaza) siegte und Babylon besetzte, 5) Die Christen a) des Occidents bezeichnten in den ersten Jahr- hunderten die Jahre entweder nach dem Regierungsantritt der Kaiser, oder noch gewöhnlicher nach den Consuln; als aber um die Mitte des 4. Jahrh. die Consularaera schwankend zu werden begann, kam der auf die spätere Steuerverfassung des römischen Reiches gegründete 15jährige Indictionen-Cyclus1), mit dem 1. Sept. 312 n. Chr. anfangend, in Gebrauch, und findet sich noch im 16. Jahrh. in öffentlichen Urkun- den, neben der Aera von Christi Geburt, welche der römische Abt Dionysius Exiguus (f 556) in seiner (mit dem J. 532 beginnenden) Ostertafel zuerst in Anwendung brachte, deren Anfang aber um 7 Jahre zu spät angesetzt ist2). — bj Die Christen des Orients hatten theils ’) H. Grotefend, Handbuch der Chronologie des deutschen Mittelalters und der Neuzeit. 1872. *) Zumpt, A. W., das Geburtsjahr Christi. 1869.

9. Das Alterthum - S. 42

1873 - Coblenz : Baedeker
42 Geschichte Indiens. §. 16. wie die (von Diodor erzählte) Eroberung des Landes durch Sesostris, die durch kein aegyptisches Denkmal bestätigt wird, theils sagen- haft ausgeschmückte Berichte historischer Ereignisse, wie die (des Ktesias) von den Feldzügen der Assyrier nach Indien unter Ninus und Semiramis, s. S. 35. Erst mit dem Auftreten des Reformators Buddha beginnt die historische Zeit Indiens. Dieser, der Sohn eines indischen Königs, gewann auf einer 19jährigen Wanderung sowohl durch Predigten, als durch den Eindruck seiner Tugenden und angebliche Wunder immer zahlreichere Anhänger seiner Lehre, die nach seinem Tode (543 v. Chr.) durch ein zweimaliges Concil gesammelt und festgestellt wurde. Nach dem Versuche der Assyrier, die Völker Indiens zu unter- werfen, blieben diese viele Jahrhunderte hindurch ihrer eigenen Entwickelung überlassen, und die vorübergehende Unterwerfung einzelner Stämme auf dem westlichen Ufer des Indus durch die Perser (s. §. 21) war ohne allen Einfluss auf die Blüte des Landes jenseits des Indus. Erst Alexander d. Gr. überschritt den Indus und eroberte das Peng’ab bis zum Hyphasis. s. §. 59. Schon wenige Jahre nach Alexander’s Tode rief die Ermordung des Königes Porus (wahrscheinlich wegen Empörung gegen die Mace- donier) einen allgemeinen Aufstand gegen die fremde Herrschaft hervor, als dessen Hauptleiter Kandragupta (reg. 313—291) erscheint. Dieser bemächtigte sich zunächst des erledigten Thrones des Porus, dann des Reiches des Taxiles und besiegte zuletzt den Herrscher in Pataliputra, von dessen grosser Macht schon Alexander am Hyphasis Kunde erhalten hatte. Dazu trat Seleucus ihm die östlichen Theile Gedrosiens, Arachosiens und des Paropanisaden- Landes (gegen eine Lieferung von 500 Elephanten) ah, wahrschein- lich nachdem er durch einen unglücklichen Kampf mit dem mäch- tigen indischen Könige erfahren hatte, wie schwer diese östlichen Gebiete seines Reiches zu behaupten seien. Im 2. Jahrh. v. Chr. erfolgte eine grosse Völkerwanderung aus dem nordöstlichen Asien — man nennt sie die Indoscy- thisclie —, deren gewaltige Strömung zuletzt auch Indien erreichte. Die Befreiung des Landes von der fremden Herrschaft durch den König Vikramäditja war ein so bedeutendes Ereigniss, dass sich daran eine neue Aera (vom J. 57 v. Chr. an) knüpft.

10. Das Alterthum - S. 103

1873 - Coblenz : Baedeker
Die älteste Bevölkerung Griechenlands. §. 3-9. 103 nahe liegt. Früher der Sitz einer (delischen) Amphiktyonie der ionischen Seestaaten in Europa und Asien, ward sie bei Begründung des attischen Seebundes (476) zum Versammlungsort der Abgeordneten der Bundesstaaten gewählt und im ehemaligen ionischen Nalionalheiligthum die Bundeskasse aufbewahrt. Die grösste und fruchtbarste der Cvcladen, Naxos, war auch die erste derselben an geschichtlicher Bedeutung (vgl. §. 47 im Anfänge und §. 52); dagegen Paros durch zwei tiefe Hafenbuchten (deren eine die schönste von ganz Griechenland nächst derjenigen von Navarin war) für die Schifffahrt wichtig und zugleich mit einem uner- schöpflichen Vorralhe trefflichen weissen Marmors ausgestattet. bb) Creta, die südlichste und grösste der griechischen Inseln, schliesst wie ein breiter Querriegel (mit Bhodus im 0. und Cythera im W.) das aegaeische Inselmeer im Süden von dem inselfreien Mittelmeer ab. Eine durch vulkanische Gewalten (in 3 Theile) zertrümmerte Berg- kette, deren höchster Gipfel (2460m,)> der Ida, Sitz des Zeus-Cultus war, durchzieht die Insel in ihrer ganzen Ausdehnung von W. nach 0. und erfüllt sie mit einer grossen Anzahl abgeschlossener Bergthäler, welche die Bildung zahlreicher kleiner Staaten begünstigte. Durch ihre Lage in fast gleicher Entfernung von den drei Theilen der alten Welt, so wie ihre reiche Küstenentwickelung, besonders an der Nordseite, lockte sie frühe Ansiedler an. Unter den zahlreichen Städten (nach Homer exar6/unohg) war Cnosus oder Cnossus in der Mitte der Nordküste (in der Region des Ida), die Residenz des Minos (vgl. §. 40), auch in der historischen Zeit die mächtigste, wiewohl ihr Gortyna das Prin- cipat über die Städte Kretas wiederholt streitig machte. b) Geschichte der Griechen1). Erste Periode: das heroische Zeitalter oder die Zeit des Königthums bis zum Ende der Wanderungen griechischer Stämme um 900 v. Chr. §. 39. Die älteste Bevölkerung Griechenlands. Die ältesten Bewohner Griechenlands waren die Pelasger, ein Zweig des indogermanischen Völkerstammes (s. §. 4), welcher * Iii. ') Geschichten hellenischer Städte und Stämme von K. 0. Müller, 3 Bde. 1820—23, 2. Ausg. v. Schneidewin, (I. Orchomenos und die Minyer. Ii. und Iii. die Dorier.) — Hellenische Alterthumskunde von W. Wachsmuth, 4 Bde. 2. Aufl. 1843. — Lehrbuch der griech. Staatsalterthümer von K. Fr. Hermann, 4. Auü. 1855. — Griechische Alterthümer von G. F. Schömann, 2 Bde. 3. Aufl. 1872. — Geschichte Griechenlands von Georg Grote, 12 Vols. 1846—56. Aus dem Engl, von Meissner, 6 Bde. 1850—56. — Die Geschichte der Griechen v. M. Duncker, 1. u. 2. Bd. (der Gesch. des Alterthums 3. u. 4. Bd.) 1856 f. — Griechische Geschichte v. E. Curtius, 1.—3. Bd. 3. Aufl. 1869.
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TM Hauptwörter (200)200

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