42 Die fremden Erdteile. Asien.
80.-Ecke und der Straße von Ormüs das am dichtesten bevölkerte Reich
Oman mit der Hst. Maskat, dem Herrschersitz eines Jmam. An der Küste
des Persischen und Roten Meeres Perlenfischerei. — Im Innern der Halbinsel
der Staat der fanatischen Sekte der Wahabiten, deren Jmam in Riäd
wohnt. — Vor der Straße von Bab el-Mandeb (Tor der Tranen, wegen
der gefährlichen Schiffahrt) besitzen die Engländer die Hafenstadt Aden.
7. Iran, b. h. Land der Arier, fast so groß wie Arabien, etwa
14 Mill. E, bildet ein Tafelland von 1000 in mittlerer Höhe, das von
hohen, zum Teil bewaldeten Faltengebirgen eingeschlossen ist. Im 0 die
Suleiman-Kette, im N. der Hindnküsch und f. vom Kaspisee der
Elbürs mit dem hohen Vulkankegel Demaweud. — Da die Randgebirge
den Winden vom Meere ihre Feuchtigkeit entziehen, ist das Klima äußerst
trocken. Daher ist das Land vorwiegend Steppe und Salz wüste, in
den quellenreichen Oasen und wasserreichen Gebirgstälern angebautes Land.
Der bedeutendste Fluß ist der Steppenfluß Hilmeud, der in den Hamün-
sumpf mündet. — Iran gehört unter die Hauptländer der Pest.
Die Bewohner gehören zur mittelländischen Rasse und sind Moham-
medaner. In der Steppe sind die Nomaden, in den Oasen Feldbauer,
Handwerker, Kaufleute und Gelehrte. Von den alten Feueranbetern
haben sich noch Reste erhalten. — Die Landeserzeugnisse verdienen
weniger durch ihre Menge, als vielmehr durch ihre Mannigfaltigkeit Beachtung.
Erzeugnisse sind Baumwolle, Opium, Reis, Teppiche, Seide, Mandeln u. a.
Der Gewerbefleiß beschränkt sich auf Weberei und Teppichknüpserei.
Im Altertum gehörte Iran zum persischen Weltreich; im Mittelalter
nahm es teil an dem Glänze des östlichen Kalifats. Aus den staatlichen
Wandlungen der Neuzeit sind drei Staaten hervorgegangen: Persien, Afgha-
nistan und Belutschistan.
Ptrsien (3 mal so groß wie das Deutsche Reich, etwa 3 Mill. E.) umsaßt
den größten, westlichen Teil Irans. Sein Herrscher ist der unumschränkt und
willkürlich regierende Schah (sprich Schach, danach ist das bekannte Spiel
genannt). — ^Teheran, Residenz. — Schirls, ein Schatten ^früherer
Größe, als es eine glänzende Hauptstadt war. In der Rtche die Trümmer
von Perscpolis. — stebris, in seiner Größe zurückgegangen, vermittelt
den Handel nach Europa.
Afghanistan*), größer als das Deutsche Reich, 5 Mill. E., bedeutsam als
Durchzugsland für den Verkehr von Turan nach Indien. Der Staat steht
unter britischem Einfluß. K ä b u l, Hst. an der großen indischen Handelsstraße.
Herät, gewerbreichste Stadt im W. des Reichs.
Beltttschistän, englisch, ist der ödeste und unwirtlichste Teil Irans,
fast nur von nomadisierenden Hirtenstämmen bewohnt.
Rückblick auf die staatliche Einteilung Vorderasiens: Zur asiatischen
Türkei gehören: Kleinasien, Westarmenien, Mesopotamien, Syrien mit
Palästina, (Sinai ägyptisch), der Küstenstrich Arabiens vom Roten Meer und
der Küstenstrich el-Hasa am ^l^V.-User des persischen Golfs. — Russisch ist
Kaufasien und Nordarmenien. — Englisch ist Cypern, Aden und Belutschistan.
— Selbständige Staaten sind das freie Arabien, das Reich Maskat,
Persien mit Südostarmenien und Afghanistan.
*) Istan = Platz, Aufenthalt, Afghanistan = Land der Afghanen.
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TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
102 Europa.
In Kroatien-Slavonien, dem „ungarischen Mesopotamien", Agram,
Hst., Universität. — Fiume, Freihafen, Hauptausfuhrhafen des ungarischen
Hinterlandes.
5. Rumänien.
(131 »Og tkm, 7 Mill. E., 5i «uf 1 tkm.)
Ä»s Königreich Rumänien umfaßt die Tüd»stal»dachung der Trans-
silvanischen Alpen und die ihm vorgelagerten Tiefebenen, das weite, baum-
lose Tiefland der Walach ai*) und das hügelige Tiefland der
Moldau, sowie die steinige, steppenartige Bibrudsch«, zwischen Bbnan
und Schwarzem Meer. Die beiden erstgenannten Tieflinder sind fruchtbar,
„bei Regenwetter unergründlich schmutzig, im Sommer staubig und ssnnen-
durchglüht;" sie liefern große Mengen Getreide, besonders Weizen und Mais,
auf den europäischen Markt. — Die Rumänen sprechen eine romanische
Sprache und gehören der griechisch-orthodoxen Kirche an. Außerdem
leben im Laude zahlreiche Juden und Zigeuner. — Der König ist ein
Hohenzoller.
Der dentsch-rumänische Handel umfaßt 1/6 des rnm. Außenhandels
und steht an 3. Stelle (Getreide 3/4).
Hst. * Bukarest in der großen Walachai. — Iassy (jaschi), größte
Stadt der Moldau. — In Galatz und Braila berühren sich Donau- und
Seeschiffahrt.
6. Frankreich.
(536 000 qkm, 39 Mill. E. 74 auf 1 qkm.)
(Insgesamt 6x/2 Mill. qkm und fast 90 Mill. E.)
1. Das Land. Frankreich nimmt die Westgrenze des europäischen
Rumpfes ein. Seine sichere natürliche Umgrenzung, seine Lage an zwei
wichtigen Handelsmeeren und zwischen den germanischen und romanischen
Ländern bedingen eine vorteilhafte Weltstellung. Frankreich hat vorwiegend
hafenlose, wenig gegliederte Flachküsten, am Mittelmeer versandet, am
Atlantischen Ozean durch Dünnenwälle vom Innern abgeschlossen. Nur an
der Bretagne**) und den Küstenstrecken zwischen Alpen und Rhonedelta finden
sich Steilküsten mit vortrefflichen Häfen. An der hafenarmen Kanalküste,
gegenüber der Südküste Englands mit ihren vortrefflichen Kriegshäfen, hat
Frankreich mit ungeheuren Kosten den künstlichen Kriegshafen von Cherbonrg
angelegt. Die meisten Häfen Frankreichs sind daher Flußhäfen. — Im N.
ist die Straße von Calais, 32 km breit. Nenne Meeresteile!
Die Bodenform läßt eine Zweiteilung deutlich hervortreteu. Der
8. und O. Frankreichs sind überwiegend Gebirgsland, der N. und W.
fast durchweg Tiefland, das von den Flüssen Seine, Loire und
Garonne entwässert wird. In der Gebirgshälfte findet man folgende
*) Vergleiche „Welschland."
**) Dies die „kleine" Bretagne im Gegensatz zu dem gegenüberliegenden
„Groß"-Britannien.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Kroatien-Slavonien Agram Fiume Moldau Bukarest Galatz Frankreich Frankreich Frankreich Atlantischen_Ozean Englands Frankreich Frankreichs Frankreichs
Niederlande, 107
Der niederländische Kolonialbesitz wird an Bedeutung nur vom
englischen und russischen übertroffen, er ist 60mal so groß wie das Awtter-
lernt). (S. 45, 80, 86.)
Il Königreich Belgien, 29 000 qkm, 7 Mill. E., 243 auf 1 qkm.
Das Land ist im N. und W. Tiefland, das mit Ausnahme einzelner
Heidestrecken an der holländischen Grenze sehr fruchtbar und seit alters
wahrhaft musterhaft angebaut ist. Der 8. und So. ist von dem Gebirgs-
und Hügelland der Ardennen erfüllt, das zwar in seinen höheren Teilen
rauh und wenig fruchtbar ist, am Saum aber reiche Kohlen- und Eisen-
schätze birgt. Sie sind die Grundpfeiler der belgischen Industrie, die sich
namentlich am Nordrande des Berglandes entfaltet. — Die bedeutendsten
Flüsse des Landes sind Maas und Schelde. Diese sind von großer Be-
dentnng für die Schiffahrt.
Die katholischen Bewohner sind zum größeren Teil deutscher Ab-
stammung, nämlich Vlamen (flamen), zum kleineren Wallonen, die eine
Mundart der französischen Sprache reden. Diese ist auch Amts- und Schrift-
spräche. Die Vlamen wohnen im Tieflande, die Wallonen im s. Hügel und
Berglande. Die Volksbildung steht aus ziemlich niedriger Stufe.
Die Hauptnahrungsquelle ist die Industrie. Belgien ge-
hört zu den ersten Industrieländern der Erde. Schon seit alters
sind Brüssel, Gent, Brügge durch Spitzenklöppelei, Leinwand-
und Tuchweberei weit berühmt. Dazu kommt jetzt die Eisenindustrie
in dem Kohlengebiet von Lütt ich. Dem ausgedehnten Handel dient
namentlich das engmaschige Bahnnetz, das dichteste aller Staaten der
Erde! Endlich ist noch die mnstergiltige Landwirtschaft zu erwähnen.
Auch der Bergbau ist bedeutend. Jnbezug auf Steinkohlengewinnung ge-
hört Belgien zu den ersten Ländern der Erde.
Der Handel mit Deutschland steht an 1^ Stelle und beträgt 1fs
des belgischen Außenhandels.
D Brüssel, Hst. des Königreichs, eine der glänzendsten Städte Europas,
erster Jnduftrieplatz des Landes, Sitz von Kunst und Wissenschaft. In der
Nähe der Schlachtort Belle Alliance -x-Lüttich, an? großartige Metall-
(Gewehre) und Tuchfabrikation. — Verviers, mit Kohlenlager und Tuch-
fabrikation. — * Antwerpen*), stark befestigte Handelsstadt an der unteren
Scheide; zweiter Seehandelsplatz des europäischen Festlandes, größter Elfenbein-
markt der Welt (Kongostaat!). — Ostende, sehr besuchtes Seebad. — * Gent,
alte Handels- und bedeutende Industriestadt in Baumwollenwaren, an? —
Brügge hat in seiner Bauart viel Mittelalterliches bewahrt, war im 14. Jahr-
hundert der erste Handelsplatz Europas, heute erst die sechste Stadt Belgiens.
Unter der Oberhoheit des Königs der Belgier steht der Kongostaat (S. 60.)
Iii. Groszherzogtum Luxemburg (2600 qkm, fast v* Mill. E., 9i auf
1 qkm), Grenzen? Bon den ö. Verzweigungen der Ardennen erfüllt und
zahlreichen Flußtälern durchschnitten, die zum Flußgebiet der Mosel gehören.
Die Bewohner sind fast durchweg deutsch und katholisch; Regierungssprache
französisch. Mit Deutschland durch Zollunion verknüpft. Hst. Luxemburg
(Lützelburg, d. h. kleine Burg).
*) — an der Werft.
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Extrahierte Personennamen: Maas
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Belgien Belgien Deutschland Europas Europas Belgiens Luxemburg Deutschland Luxemburg Lützelburg
Mittelamerika. 7 5
Das Land ist dänisch. Die Ortschaften sind spärlich über die Küste
verteilt; die größten erreichen kaum die Größe eines mittleren deutschen Dorfes.
2. Mittelamerika.
1. Das Festsand von Mittelamerika ist so groß wie das Deutsche
Reich mit der Einwohnerzahl des Königreichs Sachsen. Nenne die Meeres-
grenzen' Mittelamerika reicht von der Landenge von Panama bis zu
der von Tehuantepec. Beide Landengen bestehen aus niedrigem Berg-
und Hügellande; Mittelamerika selbst ist Gebirgs- und Hochland!mit
Gipfeln von der Höhe der Alpenriesen. Eine lange Reihe von Vulkanen
zieht sich an der westlichen Küste entlang. ^Wegen der gewaltigen, häufigen
Erdbeben finden wir auch in den Städten mir einstöckige Häuser.
Das bedeutendste Gewässer ist der Nikaragua-See. Das Klima
ist tropisch, reich an Niederschlägen und namentlich an der Küste sehr
ungesund. Die Wälder liefern Mahagoni-, Gelb- und Blauholz und
Vanille. Angebaut werden allerlei tropische Kulturpflanzen, besonders auch
Kaffee und Bananen, — Die Bevölkerung besteht überwiegend aus
Indianern, die kleinere Hälfte aus Mischlingen und Negeru. Weiße
sind nur in geringem Bruchteil vertreten.
Das Gebiet umsaßt 5 Freistaaten, die sich wiederholt vorübergehend / >.
vereinigten. Guatemala mit gleichnamiger Ast., der bedeutendsten des mittel-
amerikanischen Festlandes, mit großen Kaffeeplantagen im Besitz von Deutschen.
Salvador, Heimat des Perubalsams mit gleichnamiger Hst, Honb üras, ^ ,
Nikaragua und Kostarika, d. i/reiche Küste, da das Küstenland früher reich
an Gold mar. Welcher Staat reicht nicht von Meer zu Meer? — Am Golf
von Honduras haben die Enaländer eine Kolonie, die der Aussubr von
feinen Holzarten dient. Das ^Gebiet von Panama bildet einen von
Kolumbia abgelösten selbständigen Staat unter dem Schutz der Vereinigten
Staaten.
2. Wtstittdien, etwa so groß wie Italien ohne die Inseln, 6 Mill.
E., stellt gleichsam eine Jnselbrücke zwischen den beiden Hälften des Erdteils
dar, die von Florida bis zur Orinökomündnng reicht. Der Archipel besteht
aus 3 Inselgruppen: 1. den Bahamainseln, kleinen niedrigen Korallen-
inseln nö. von Kuba; 2. den 4 großen Antillen (anltljen), die von
nichtvulkauischeu Gebirgen durchzogen sind; 3. den kleinen Antillen,
zahlreichen kleinen, meist vulkanischen Hochinseln. Hier finden sich die
einzigen Vulkane Amerikas abseits der Südseeküste.
Das heißfeuchte Tropenklima erzeugt auf den fehr fruchtbaren
Inseln einen üppigen Pflanzenwuchs, darunter fast alle tropischen
K ulturgew ä chse, namentlich Zuckerrohr, guten Kaffee und Tabak,
allerlei Früchte, Gewürze und Farbhölzer. West in dien gehört daher
mit zu den wichtigen Bezugsländern für unsere Kolonial-
waren. — Ehedem waren die Inseln ein Hauptherd des amerikanischen
Sklavenlebens. Die Anzahl der Neger und Mulatten übertrifft daher
heute auch die der Weißen um das vierfache. Für Weiße ist der Aufenthalt
des gelben Fiebers wegen ungesund.
1. Die Bah.imainseln sind englisch. Aus Szan Sla lv'a d o r landete
1492 Kolumbus.
2- Die Großen Antillen. Kub a, größte Infel Westindiens, „die Perle
der Antillen", fast so groß wie Süddeutschland und so lang wie die Ent-
fernung Rheinmündung— Oberschlesien, steht als Freistaat unter der Oberhoheit
der Union. Sie liefert viel Rohrzucker und Tabak auf den Weltmarkt.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Personennamen: Kolumbia Kolumbus
Extrahierte Ortsnamen: Mittelamerika Mittelamerika Mittelamerika Sachsen Mittelamerika Panama Mittelamerika Nikaragua-See Niederschlägen Guatemala Nikaragua Honduras Panama Italien Florida Kuba Rheinmündung—_Oberschlesien
Die Britischen Inseln. 129
die englische Sprache. Das Germanentum ist bei den Engländern und
Niederschotten in Wesen und Sprache so überwiegend, daß man sie zu den
germanischen Völkern zählt. Reste der alten keltischenbevölkeruug
sind die Bewohner von Wales, die Bergschotten und die Iren,
ein kleiner Teil der Gesamtbevölkerung.
Fast 4/5 der Bewohner bekennen sich zur e v a n g e l i s ch e n Lehre,
und zwar herrscht in England die bischöfliche, in Schottland die
presbyterianische Landeskirche. Außerdem gibt es viele Sekten. In
Irland gehört die Bevölkerung meist der römisch-katholischen Kirche an.
— Die Volksdichtigkeit ist am größten in England, das auf seinem
Boden allein 35 Mill. der Bewohner vereinigt. Auf den Kohlengebieten
und im weiten Umkreise von London findet sich die dichteste Bevölkerung.
Die Auswanderung aus den verschiedenen Teilen des Reiches ist sehr
beträchtlich.
Unter den Nahrungsquellen der Bevölkerung nahm das ganze
Mittelalter hindurch der Ackerbau die erste Stelle ein. Auch heute steht
die englische Landwirtschaft auf sehr hoher Stufe, kann aber den ein-
heimischen Bedarf bei weitem nicht mehr decken. Berühmt ist die englische
Vieh- und Pferdezucht (englische Vollblutpferde!). Vorzügliches wird
auch in der Schaf- und Schweinezucht geleistet. Auch die H o ch s e e -
fischerei (auf Heringe und Kabeljau) ist ein wichtiger Nahrungszweig.
Doch alle diese Erwerbszweige verschwinden hinsichtlich ihrer
Bedeutung vor dem Welthandel und dem Groszgewerbe.
Die Engländer sind das erste Tcchandelsvolk der Erde. Der Tonnen-
aehalt der englischen Handelsflotte ist gleich den aller übrigen Seemächte der
Erde zusammen. In allen Meeren finden wir die britische Flagge' in allen
Weltteilen, und zwar in der Regel an den wichtigsten Punkten der Erde, hat
England Besitzungen, so daß mit ihrem Einschluß das Britische Reich
das größte der Erde ist. Etwa !/5 des ganzen Lan d gebietes der
Erde gehört dazu. Seine Lage macht England zum natürlichen Mittel-
Punkt des Welthandels. Dazu kommt, daß an Unternehmungsgeist, prak-
tischem Angreisen, zäher Ausdauer das englische Volk wohl von keinem
andern übertroffen wird. Der englische Großhandel ist ein „Welthandel"
im vollsten Sinne des Wortes.
Der gewaltige Außenhandel des Britischen Reichs (1906: =
19 Milliarden J6), hat dreierlei Ausgaben zu erfüllen:
1. es muß die große Menschenmenge mit Nahrung versorgt werden,
2. es müssen die Rohstoffe für das Großgewerbe herangeholt werden:
Baumwolle, Wolle, Holz, Seide.
3. es werden die Waren hinausgesandt, z. B. Baumwollensachen für
V/2 Milliarde^, Eisenwaren und Maschinen für Milliarde ^u.s.f.
Das Hauptgebiet für den britischen Handel sind die Vereinigten Staaten.
Der deutsch-englische Handel beträgt 7°/0 des gesamten Außenhandels
und steht an vierter Stelle (England führt aus: Steinkohlen, Gold, Rohstoffe
(Zwischenhandel) und Halbfabrikate.).
Der Bergbau Großbritanniens ist der großartigste Europas.
Haupterzeugnisse sind Steinkohlen (Englands „schwarze Diamanten")
und Eisenerze. Fast die Hälfte der europäischen Ausbeute von diesen
Mineralien kommt auf Großbritannien. Auch Zinn, Kupfer und Blei werden
reichlich gewonnen.
England ist endlich das erste Industrieland der Erde. Die großen Stein-
kohlenschätze und Eisenlager des Bodens ermöglichen die englischen Großge-
werbe. In erster Linie ist die Baumwollenindustrie zu nennen. Ihre
Hauptsitze sind Manchester (männtschest'r und Glasgow (glasgo). Dann
Tromnau-Schlottmann, Schulerdkund« Ii. 9
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
Extrahierte Ortsnamen: Wales England Schottland Irland England London England England England Großbritanniens Europas Englands England Glasgow
80
Die fremden Erdteile. Amerika.
b) Staaten. Das ganze Gebiet umschließt die Freistaaten Brasilien,
Argentinien, Paraguay und Uruguay, die Kolonien von Guayana
und einen Teil von Venezuela.
1. Brasilien umfaßt die Selvas und das Brasilische Bergland. Fast
nur die Küstenstreifen sind seßhaft bewohnt von Negern, Indianern
und Mischlingen; nur J/4 des Volkes besteht aus Weißen, meist portu-
giesisch sprechenden Katholiken. Im Innern Indianer.
Die reichen Naturschätze Brasiliens werden noch nicht ausreichend ver-
wertet. Doch schon jetzt ist Brasilien das erste Kaffeeland und das
erste Kautschukland der Erde, so daß das Land mehr Kaffee und
Kautschuk liefert, als alle andern Länder zusammengenommen. Außerdem führt
Brasilien noch Kakao und Häute aus.
Das Land ist seit längerer Zeit das Ziel deutscher Auswanderer.
In den Südstaaten leben mehr als 400 Tsd. Deutsche, deren Siedlungen
gut gedeihen.
Der deutsch-brasilische Handel ist gleich 1/7 des gesamten brasilischen Außen-
Handels. Das Reich steht an 3. Stelle (3/5* Kaffee, 1/6 Kautschuk, 1/9 Rindshäute).
Orio de Janeiro (riu d'fchanern), d. i. Januarfluß; die Entdecker
hielten den engen Eingang zu der wundervollen Bai, an der die Stadt liegt,
für einen Fluß — am 1. Jan. 1501. — Rio ist der 1. Seehandelsplatz.
S a n t o s ist durch die Kaffeeausfuhr eine bedeutende Handelsstadt geworden,
Para durch Kautschukausfuhr. Seehandel treiben außerdem »Bahia
(ba-ka) und Apernambüco.
2. Die 3 südlichen Republiken Paraguy, Uruguay (urugwa-i) und
Argentinien sind sehr reich an Viehherden und führen.wolle, Häute,
Fleisch, Fleischextrakt, gefrorenes Fleisch und andere tierische
Erzeugnisse aus. Die Argentina ist eine Kornkammer der Erde, besonders
Weizen wird ausgeführt.
Argentinien und Uruguay werden viel von italienischen Auswanderern
aufgesucht, 1ji der gesamten Bevölkerung Argentiniens sind eingewanderte
Fremde.
Die Hst. von Argentinien ist O Buenos Aires (a-'ires) = gute
Lüfte, so genannt wegen des heiteren Himmels. Es ist die größte Stadt
Südamerikas und ihr Welthafen. In Argentina etwa 60 Tsd. Deutsche.
Der deutsch-argentinische Handel ist gleich '/g des argent. Außen-
handels. Deutschland steht an 2. Stelle (Wolle und Weizen 1ig)-
Paraguay ist durch Kriege sehr heruntergekommen.
In Uruguay ist die Hst. Montevideo. Aus Fray-Bentos (srai-
wentos) stammt Liebigs Fleischsaft.
3. Das koloniale Guayana (gwajana) nimmt den 0. des Berg-
landes von Guayana und den davorliegenden heißfeuchten Küstensaum ein;
an der Küste ist es sehr ungesund, obgleich von ergiebiger Fruchtbarkeit.
Hier haben Franzosen, Niederländer und Engländer Besitzungen.
Das französische Gebiet mit Cayenne (kajänn) ist eine Strafkolonie mit
besonders mörderischem Klima; sie und der niederländische Besitz sind
zurückgegangen; dagegen blüht Britisch Guayana.
*) S/5 Kaffee heißt: 3/& des Wertes der von Brasilien nach Deutschland
gehenden Aussuhr ist Kaffee.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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TM Hauptwörter (200): [T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
Extrahierte Personennamen: Orio_de_Janeiro Jan Seehandelsplatz Liebigs
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Brasilien Argentinien Paraguay Uruguay Guayana Venezuela Brasiliens Uruguay Argentinien Argentinien Uruguay Argentiniens Argentinien Buenos_Aires Argentina Deutschland Paraguay Uruguay Montevideo Guayana Guayana Niederländer Guayana Brasilien Deutschland
206
Welt fährt rund 90 km in der Stunde. Er würde die Strecke bei ununter-
brochenem Lauf iu 1 Jahr 2 Monaten zurücklegen. An Bahnlänge stehen
die Vereinigten Staaten Europa voran. Dann folgen in weitem Abstände
Asien, Afrika und Australien. Das dichteste Eisenbahnnetz hat Belgien,
demnächst Großbritannien und iu dritter Linie das Deutsche Reich. Am
wenigsten Dichte weist unter den europäischen Staaten Norwegen auf.
Auf je 100 qkm des Staates entfallen 1905 auf
Belgien rund 25 km Italien rund 5l/2 km
Großbritannien „ 12 „ Vereinigte Staaten „ 4 „
Deutschland „ 10 „ Rußland „ l „
Frankreich „ 9 „ Norwegen „ 0,8 „
Ofterreich^Ungarn „ 7 „
b) Dampfschiffe. Der Gebrauch von Dampschiffen auf hoher See ist
seit 1838 iu Anwendung. Die Dampfer haben vor den Segelschiffen die
Unabhängigkeit vom Winde, die . in der Regel größere Tragfähigkeit und
bedeutendere Schnelligkeit der Bewegung vorans. So fährt ein Dampfschiff
in der Regel drei- bis fünfmal so schnell wie ein Segler.
Da es also in gleicher Zeit im Transport und Frachtwesen drei- bis
fünfmal soviel leistet, wie ein Regler, rechnet man seinen registrierten Tonnen
gehalt („Registertonnen") auch bis fünffach, wenn man seine'gesamttragfähig,-
keit mit der eines gleichgroßen Segelschisses vergleichen will.
Das Dampfschiff hat dem modernen überseeischen Weltverkehr sein
eigentliches Gepräge gegeben. Es hat im Seeverkehr einen ähnlichen
Umschwung hervorgebracht, wie die Eisenbahnen im Landverkehr. Mit der
Verwertung der Dampkrast gewannen die überseeischen Unternehmungen be-
deutend au Umfang, Sicherheit und Erfolg. Die beiden größten Dampf-
fchiffahrtsgefellschaften der Erde, der Norddeutsche Lloyd
in Bremen und die Hamburg-Amerika-Liuie, und andere Dampfergesellschaften
richteten einen regelmäßigen Verkehr zwischen den Haupthaudelshäseu der
Welt ein Dampferlinien") und wurden in diesen Bestrebungen von den
Staaten vielfach unterstützt.
Häfen. Nach der Vielseitigkeit der Verbinduugeu und der Größe des
Verkehrs teilt man die Häfen ein in Welthäfen, Großhäfen und Lokalhäfen.
— Von den Welthäfen gehen nach allen Seiten regelmäßige Dampfer-
Verbindungen aus; die Welthäfen bedienen sich keines andern Hafens als
Vermittler, sie bilden einen Verteiluugsmittelpuukt der Waren. Welthäfen
sind in:
1. England: London, Liverpool,
2. a t l. F e st l a n d s k ü st e: Hamburg, Antwerpen, Rotterdam—
Havre, Amsterdam, Bremen,
3. Südeuropa allenfalls: Marseille, Genua, Trieft,
4. Amerika: Neu-^ork, Buenos Aires, San Francisco,
5. Afrika: Kapstadt,
6. Asien: Schanghai, Jokohama, Bombay; als Anlaufhafen noch
(Singapore, Hongkong, Colombo).
Ein Vergleich der Handelsmarine der wichtigsten Seemächte zeigt so
recht die Überlegenheit der englischen Handelsflotte. (Vergl. S. 200.)
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Personennamen: Südeuropa
Extrahierte Ortsnamen: Vereinigten_Staaten_Europa Asien Afrika Australien Belgien Deutsche_Reich Norwegen Belgien Italien Großbritannien_„ Deutschland Frankreich Norwegen Bremen England London Liverpool Hamburg Antwerpen Amsterdam Bremen Marseille Genua Amerika Buenos_Aires Afrika Kapstadt Schanghai Bombay Hongkong Colombo
Kulturgeographie.
193
Hamburg „ 0,8
Neu-Uork „ 0,6
Amsterdam 0,5
deutschland das eigentliche Land der Blonden ist. Nach 8. hin nehmen
sie ab, so sind in Lauenburg z. B. 45 °/o, im Reichsland 18 °/0 blond.
Die Brünetten sind in Süddeutschland am meisten vertreten und werden
nach N. hin knapper, z. B. in 'Schlettstadt waren 31 b. H. braun, in
Oldenburg nur 7.
In Österreich-Ungarn, in Belgien und in der Schweiz treten die Blonden
gegen die Brünetten zurück.
Die deutsche Sprache sprechen aus der ganzen Erde 90 Millionen
Menschen, davon sind 30 Mill. niederdeutsch, einschließlich Niederländer
und Vlamen.
Es leben im deutschen Gebiet 1900. 55,6 Mill. in der Union 10 Mill.
in Osterreich Unaarn 11,5 „ in Britisch N.-Am. 0,5 „
in der Schweiz,Belgien, den|1f)9 in Brasilien 0,5 „
Niederlanden, Luxemburg j ' " in Argentinien 0,06 „
in Rußland_2,0 in Amerika 11 Mill.
in Europa 79,3 Mill.
in den anderen Erdteilen 0,7 Mill.
Die 10 ersten deutschen Großstädte sind:
Berlin i. e. S. mit 2,0 Mill. Deutschen. München mit 0,5 Mill. Deutschen.
Wien „ 1,4 „ „ Dresden „ 0,5 „ „
Leipzig „ 0,5 „ „
Breslau „ 0,4 „ „
Chikago „ 0,4 „ „
2. Die Verfassung
Nach der Verfassung für das Deutsche Reich vom 16. April 1871 ist
es ein Bundesstaat, der aus 26 Einzelstaaten besteht. Zähle sie nach
S. 138 auf! Die Vormacht des Reiches ist das Königreich Preußen. Der
König von Preußen ist erblicher „Deutscher Kaiser". Er vertritt
das Reich nach außen hin, führt den Oberbefehl über die gesamte Land- und
Seemacht, ernennt die Reichsbeamten, beruft den Bundesrat und den Reichs-
tag, erläßt die Reichsgesetze, hat das Recht, Bündnisse und Verträge einzu-
gehen, im Namen des Reichs Krieg zu erklären (falls ein feindlicher Angriff
auf die Reichsgrenzen erfolgt) und Frieden zu schließen.
Die Reichsgesetze werden vom Bundesrat und Reichstage beraten
und festgestellt, vom Kaiser bestätigt und verkündet. Der Bundesrat
besteht aus den Bevollmächtigten der deutschen Staaten (Preußen 17,
Bayern 6, Sachsen und Württemberg je 4, Baden und Hessen je 3,
Mecklenbnrg-Schwerin und Braunschweig je 2 und die übrigen Staaten je
1 Stimme, in Summa 58). Das Präsidium führt der Reichskanzler
als oberster Reichsbeamter, der auch die Reichsregierung im Reichstage ver-
tritt. — Der Reichstag besteht aus 397 vom Volke gewählten Ab-
geordneten. Die Wahl ersolgt auf 5 Jahre. Wahlberechtigt ist jeder deutsche,
unbescholtene Staatsbürger, der das 25. Lebensjahr erreicht hat. Aktive
Militärpersonen sind davon ausgeschlossen.
Der Reichsgesetzgebung und Reichsaufsicht unterstehen
das Kriegswesen zu Laude und zur See, die Reichsfinanzen, das gesamte
bürgerliche Recht, das Post- und Telegraphenwesen, die Reichsstenergesetz-
gebung, der Schutz des deutschen Handelsverkehrs, Bestimmungen über Ge-
Tromnau-Schlottmann, Schulerdkunde n. 13
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Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Amsterdam Lauenburg Reichsland Süddeutschland Oldenburg Österreich-Ungarn Belgien Osterreich_Unaarn Schweiz Brasilien „
Niederlanden Luxemburg Argentinien Amerika Europa Berlin Wien Dresden Leipzig Breslau Chikago Bayern Sachsen Württemberg Baden Hessen Mecklenbnrg-Schwerin
Kulturgeographie. 197
Das Deutsche Reich gehört mit den Vereinigten Staaten und Groß-
britannien zu den ersten Hopfenländern der Erde.
Der Tabak wird in der Rheinpfalz i1^), in Baden (V*) und in der
Uckermark (1/5) angebaut. Der Ertrag deckt bei weitem nicht den Bedarf,
das 6 —7 fache muß eingeführt werden (über 100 Mill. M.), insbesondere
aus Niederländisch-Jndien (1/2), Brasilien (1/7), aus der Union (1/12) u. a.
Die Viehzucht bildet einen sehr wichtigen Zweig der deutschen Land-
Wirtschaft. Sie wird ermöglicht durch Wiesen- und Weideausnutzung und
durch Anbau mannigfaltiger Futtergewächse, Besonders hoch entwickelt ist
die Pferde-, Rinder - und Schweinezucht, während die S ch a f -
z n ch t bei der Masfeneinfuhr von Wolle*) aus Australien und Argentinien
immer mehr zurückgeht.**)
Auch Pferde mutz das Reich trotz trefflicher Pferdezucht noch vom Aus-
lande einführen, Welche Länder Deutschlands zeichnen sich durch Pferdezucht,
welche durch Rinderzucht und welche durch Schafzucht aus?
Fischzucht und Fischereibetrieb wurden lange vernachlässigt.
Erst seitdem das Reich der Hebung der Fischerei seine Fürsorge gewidmet hat
und seitdem ein schneller Absatz der frischen Fische erzielt werden konnte,
beginnt die Küsten- und Hochseefischerei emporzublühen. 1906: Seefischerei
24 Mill, M., davon Nordsee 20 Mill. M. und Ostsee 4 Mill. M. Doch
steht der deutsche Gewinn gegenüber den gewaltigen Ernten der Norweger,
Schotten, Holländer und der Engländer weit zurück, so daß die Einfuhr an
Heringen noch 40 Mill, M. (1906) beträgt.
Nennenswert ist der Herings fang in Nord- und Ostsee, der Fang
von Schellfisch und Kabeljau in der Nordsee und von Sprotten und Flundern
in der Ostsee, der Störfang in der Elbe und Weser und der Lachsfang in
Rhein und Elbe. Durch künstliche Fischzucht sucht man den Fischbestand in den
Binnengewässern zu heben.
Der Wald des Deutschen Reichs bedeckt etwa J/4 der Bodenfläche.
Nur das menschenarme N.= und 0.-Europa und das gebirgsreiche Österreich-
Ungarn haben von den Ländern Europas mehr Wald auszuweisen. Das
deutsche Tiefland, insonderheit der westliche Teil, ist ärmer an Wald, als
die gebirgigen Länder Mittel- und Süddeutschlands. — Fast 2/3 der Wälder
sind Nadelbestände, etwas über 1/3 ist Laubwald. — Durch geordneten
Waldbau wird für die Pflege des deutscheu Waldes gesorgt. Außer dem
bedeutenden Nutzen, den der Wald gewährt, ist ein zureichender Waldbestand
wichtig für Regelmäßigkeit und Hinlänglichkeit des Wasserstandes der Flüsse.
Das Deutsche Reich bedarf trotz seines normalen Waldbestandes noch einer
jährlichen Holzeinfuhr im Werte von x/4 Milliarde M., aus Rußland,
Österreich-Ungarn und Schweden.
Im Bergbau und Hüttenwesen nimmt das Reich in Europa die
2. Stelle ein. Das Hauptmaterial, die Grundlage des Großgewerbes, ist
die Kohle. Die beiden wichtigsten Steinkohlengebiete des Deutschen Reichs
sind: 1. die Ruhrmulde und 2. das obersch lesische Revier,
das bereits den Kohlen markt im deutschen Osten be-
herrscht. Beide Gebiete liefern etwa 2 3 der gesamten Steinkohlen, Mehr
*) 1906: 1/4 Milliarde Mark.
**) Der Viehbestand betrug nach der letzten Viehzählung 1904: Schafe
8 (1860:26) Mill. Stück, Rinder 19 (1860 :15), Schweine 19 (1860 :6vs),
Pferde 4 (1860: 3) Mill. Stück,
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Extrahierte Personennamen: Milliarde_M.
Extrahierte Ortsnamen: Rheinpfalz Baden Uckermark Niederländisch-Jndien Brasilien Australien Argentinien Deutschlands Ostsee Herings Ostsee Nordsee Ostsee Rhein Ungarn Europas Schweden Europa
Kulturgeographie,
199
Torpedoboote. 1906 gingen für 500 Mill. M. Eisenwaren und Maschinen
ins Ausland.
Die größten Werte im Großgewerbe schafft die Textilindustrie (Ge-
webeindustrie), die 1. Wolle, 2. Baumwolle, 3. Seide, 4. Flachs, Jute und
andere Faserstoffe zu Geweben verarbeitet. Wo sind die Hauptsitze der
deutschen Leinenweberei, Baumwollen-, Woll- und Seidenindustrie? In der
Wollindustrie behauptet das Deutsche Reich die nächste Stelle nach Groß-
britannien und Frankreich; in der Baumw ollen bearbeituug steht es nur
hinter Großbritannien und der Union zurück.
Die Rohwolle liefern uns Argentina, Australien und Südafrika.
Baumwolle wurde 1906 für 450 Mill, M. aus der Union (322),
Vorderindien (60) und Ägypten (54) eingeführt.
Von sonstigen Industriezweigen ist zunächst die Holzwaren-
Industrie zu nennen, die mit den Tischler-, Drechsler- und Schnitzwaren,
der Verfertigung von musikalischen Instrumenten u. s. w. eine hervorragende
Stelle einnimmt. Der deutsche Klavierbau ist weltberühmt. — Auch die
chemische Industrie leistet Bedeutendes in der Herstellung von Drogen,
Farben (aus: über 100 Mill, M.), Parfümerien, Seifen, Zündstoffen und
pharmazeutischeu Präparaten (aus: über 100 Mill. M.). Endlich ist noch
die Herstellung von Nahrnngs- und Gennßmitteln (Zucker-
fabrikation, Bierbrauerei, Spiritusbereituug), fowie die Papierindustrie
(über 70 Mill, M. ausgeführt), die Lederbearbeitung (06 ausgeführt fast
200 Mill. M.) und die Fabrikation in Erden und Steinen zu
erwähnen. In der Papierindustrie wird das Deutsche Reich nur von der
Union übertroffen,
Anzeichen dafür, daß unser Deutsches Reich im Begriff steht, sich aus
einem Ackerbau st aat in einen Industriestaat zu verwandeln,
sind das Anhäufen der Bevölkerung in den Großstädten und das Auwachsen
der Industriearbeiter gegenüber der Landbevölkerung, Bei Gründung des
Reiches gab es 8 Großstädte mit 2 Mill. E., heute (1905) 41 Großstädte
mit 111/2 Mill, E.**) Endlich spricht auch die wachsende Einfuhr der Roh-
stoffe für gewerbliche Verarbeitung dafür.
7. Das Erwerbsleben: 3. Handel und Verkehr.
A. Handel und Verkehr tauschen die Güter zwischen den einzelnen
Landschaften (Binnenhandel) und Ländern (Außenhandel) aus.
Der deutsche Außenhandel mit fremden Ländern. 1906
betrug die Gesamteinfuhr 71/2 Milliarden M. Den größten Anteil davon haben
die Vereinigten Staaten = */? = 1200 Mill. M.
Rußland i/s = 1100 Mill. M.
Großbritannien = '/io = 800 Mill. M, und
Ö st e r r e i ch - U u g a r u = 1/10 = 800 Mill. M.
18cm ihnen erhält Deutschland fast die Hälfte seiner Gesamteinfuhr. Mehr
als für 100 Mill. M. liefern uns von den Nachbarstaaten Frankreich 400,
Belgien 300, Niederlande 250, die Schweiz 200, Schweden 150 und
Dänemark 130, andere europäische Länder Italien 250, Spanien 150
und Rumänien 120, von den überseeischen Gebieten britisches
*) Österreich-Ungarn hat 9, Frankreich 12, Rußland 18, die Union 39,
Großbritannien 38 Großstädte.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutsche_Reich Frankreich Australien M. Deutsche_Reich Deutschland Frankreich Belgien Niederlande Schweden Italien Spanien Frankreich Rußland Großbritannien