Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
56
Hauswirtschaft.
No. 32.
keinen Wechsel ihrer Stelle. Da rief sie plötzlich eine Schreckens-
botschaft aus ihrem bisherigen Wirkungskreise fort — zurück in die
Heimat. Hier fand sie die gute Mutter nicht mehr unter den Lebenden. —
Nach dem letzten Wunsche derselben sollte sie fortan dem tiefgebeugten
Vater eine treue Stütze, ihren kleinen Geschwistern eine liebevolle
Pflegerinsein. Fürwahr eine schwere Aufgabe für das junge Mädchen!
Eine Woche war bereits vergangen in Trauer und Sorge, in Arbeit
und Plage. Martha hatte sich ehrlich gemüht, und doch — welch ein
Zwiespalt heute in ihrem Herzen! Sie war soeben mit dem Auspacken
ihres Koffers fertig geworden, und mancherlei Geschenke der guten
Herrschaft, einige Zeilen der Gräfin riefen in ihr Gedanken wach, die
sie gewaltsam bannen wollte. „Es kann ja nimmer sein," seufzte das
Mädchen, „die Pflicht hält mich hier fest." Aber die Pflicht schien
Martha so hart. Sie glaubte manches entbehren zu müssen, was sie
im fremden Hause so wohlthuend berührt hatte. Manche Arbeit, die
sie dort dem ihr untergeordneten Dienstmädchen befehlen konnte, musste
sie hier selbst verrichten. Bei den Ausgaben für ihre Herrschaft hatte
sie nicht wie jetzt jeden Pfennig sorgfältig berechnen müssen.
Erschreckt und beschämt gestand sie sich selbst, dass ihr die Heimat
mit ihren kleinen Verhältnissen und kleinlichen Sorgen fast fremd ge-
worden! „Ja, wenn die Mutter noch lebte!“ flüsterte sie und stützte ihr
Haupt auf den Nähtisch, zu welchem ihr heute der Vater den Schlüssel
übergeben und welchen er als ein Geschenk der Mutter für sie bezeichnet
hatte. Welcher Gegensatz zu dem zierlich polierten Tische bei der Gräfin!
Wie oft hatte Martha dort mit der Kammerfrau gearbeitet, mit welchem
Entzücken die herrlichen Stoffe, aus denen die prächtigsten Gewänder ge-
fertigt wurden, durch ihre Hand gleiten lassen! Mit reger Phantasie hatte
sie sich dabei all den Schimmer und die Pracht des Ballsaales der Vor-
nehmen ausgemalt — und nun sass sie hier an dem alten Nähtisch mit
seinen geraden, unschönen Beinen, mit der Platte, deren Wachstuch schon
schadhaft war; er passte so recht zu der Arbeit, die sie heute noch vor
hatte — o Langeweile — Strümpfe stopfen!
Zum erstenmale schloss Martha die Schublade auf und überblickte
deren Einrichtung, die ihr so wohlbekannt war. Wie oft hatte sie all
diese Dinge in der Hand der Mutter gesehen! Wie peinlich war alles
in Fächer geordnet! Hier die Fadenspulen, da Wollknäuel, dort Nadel-
buch und Schere und Fingerhut, daneben die Knopfschachtel und der
Behälter für Haken und Schlingen, und richtig, hier stand noch wie
ehedem die kleine, grüne Sparbüchse, in welche die Mutter den Erlös
für abgegebene Lumpen legte, um davon wieder Faden, Nadeln etc. zu
kaufen. Martha öffnete die Sparbüchse und fand 75 Pfennig darin. Wie
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 144.
Geschichte.
283
Krankenhäusern für Verwundete bereit. Andere Vereine und Anstalten
sandten Hunderte von Felddiakonen aus. Das waren teils ausgebildete
Krankenpfleger teils Studenten, junge Kaufleute, Lehrer, Handwerker
u. s. w., die in Krankenhäusern rasch die Pflege von Kranken und das
Verbinden erlernt hatten. Durch Pflege des Leibes wie durch Trös-
tung der Seele erwiesen sie den verwundeten und kranken Soldaten
ohne jeden Lohn barmherzige Samariterliebe. Dazu kamen noch viele
Hunderte von evangelischen Diakonissen und katholischen barm-
herzigen Schwestern, die vornehmlich in den Lazareten die
Schwerverwnndeten pflegten und bedienten.
Hinter diesen Abgesandten aber arbeitete und sorgte für das Heer
der Männer in Feindesland daheim die Schar der Frauen in Tau-
senden von Vereinen. Jede kleine Stadt, ja manches Dorf hatte einen.
Frauenverein, und die grossen Städte hatten ihrer viele. Da sassen
um den Tisch des Hauses neben der Mutter die Töchter, vom kleinen
Mädchen bis zur Jungfrau, und zupften alte Leinwand zu Charpie, die
man auf die Wunden legt. Die Frauen schnitten Verbandtücher und
Binden zurecht, oder sie strickten und nähten für die Soldaten. Grosse
Vorratshäuser waren kaum im stände, die eingegangenen Liebesgaben
zu bergen. Vom Morgen bis zum Abend waren hier treue Frauenhände
thätig, die geschenkten Wäschestücke zu zählen und zu ordnen. Andere
arbeiteten an Nähmaschinen, um Armbinden mit dem roten Kreuz,
Hemden u. s. w. zu nähen. Noch andere nahmen die Postpakete an,
die von auswärts eingingen, sortierten, ordneten, packten und lieferten
sie aus. Aber nicht allein Leinenzeug und Wollensachen auf den Leib,
sondern auch was in den Leib gehört, Esswaren aller Art und Er-
frischungen, Getränke, Tabak und Cigarren, Kaffee und Wein wurden
geschenkt, gekauft und zusammengebracht. In zahllosen Wagenladungen
führten die Eisenbahnen diese Liebesgaben, die noch zu der ordentlichen
Verpflegung hinzukamen, dem Heere nach. Und während die Reichen
ihre Börsen öffneten und die Müssigen ihre Zeit und ihr Vergnügen
opferten, fehlte es auch nicht an Armen und Ärmsten, die oft in rüh-
render Weise etwas beisteuern wollten. Ihre Namen nannte kein Ver-
zeichnis der Wohlthäter in den Zeitungen; aber vor dem Auge, das
in das Verborgene siehet, sind alle diese Gaben offenbar, und vor ihm
ist der Pfennig des Armen so viel wert wie die Goldstücke der Reichen.
So ruft der schreckliche, blutige, mörderische Krieg, der so viel Unheil
und Thränen ins Land bringt, doch daneben auch viel Liebe und Opfer-
mut in den Menschenherzen wach. Denn hinter dem bewaffneten Heere
der Männer wirkt und schafft das stille und verborgene Heer in der
Heimat, um die Wunden zu heilen, die jenes schlagen muss.
Nach R. König.
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]