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1. Geschichts-Bilder - S. 66

1878 - Langensalza : Greßler
66 denn sein Vater, der Kriegsgott Mars, hatte ihn gen Himmel geführt. Dies verkündete den bestürzten Römern einer der Senatoren, welchen Romulus bald nachher im Traume erschienen war und den Hergang der Sache mit der Versicherung erzählt hatte, daß er als Gott Quirinus über sein Volk walten werde. Man hat diese Sage dahin zu erklären versucht, daß Romulus vom Senat ermordet worden sei, und daß dieser zur Verhüllung seiner That des Königs Versetzung unter die Götter erdichtet habe. Nach Romulus Tode, den man in das Jahr 717 vor Chr. verlegt, erwählte der Senat keinen neuen König, sondern setzte für sich allein die Regierung fort. Nach einer Zwischenregierung von einem Jahre aber forderte, wie es heißt, das gedrückte Volk einen König, und der Senat mußte diesem Verlangen nachkommen. Bei der neuen Wahl entstand darüber Streit, ob der König aus den römischen> oder sabinischen Patriziern ernannt werden sollte. Man verständigte sich zuletzt dahin, daß die Ersteren den König erwählen sollten, daß aber der zu Erwählende ein Sabiner sein müßte. Auf diese Weise ward Numa Pompilins, der Schwiegersohn des Titus Tatius, 716 v. Chr. König der Römer. Diesem Fürsten schreibt die Sage ganz andere Verdienste zu, als seinem Vorgänger. Während dieselbe nämlich sonst, dem kriegerischen Charakter der Römer gemäß, vorzugsweise die Tapferkeit, den Kriegsmuth und die Eroberungslust verherrlicht, erzählt sie von Numa keine einzige Kriegsthat, sondern sie preist ihn als den Befestiger der heiligen Sitte und Ordnung, ohne welche kein Staat bestehen kann. Numa ist der Moses und Lykurg der Römer, und wird, wie diese Männer, von der Sage mit einer Art heiliger Ehrfurcht behandelt. Die Weisheit, mit welcher er den Staat und seine religiösen Einrichtungen ordnete, war außerordentlich. Unter Romulus erstarkte der junge römische Staat durch Kriege und durch Aufnahme der kräftigen Sabiuer, unter Numa aber durch passende Gesetze und Einrichtungen und durch Einführung eines Gottesdienstes. Er theilte die Priester in acht Klassen und bestimmte die Pflichten einer jeden von ihnen. An die Spitze des gesammten Religionswesens stellte er ein Oberkonsistorium, welches dem Senate untergeordnet war, und dessen Leitung ein Oberpriester hatte. Er bauete Tempel und Altäre, stellte Opfer und Festlichkeiten in den Heiligthümern an, bestimmte die Festtage, verbesserte den Kalender, beförderte den Ackerbau und sicherte das Eigenthum eines Jeden durch göttlich verehrte Grenzsteine. Endlich soll Numa auch die Sitte eingeführt haben, daß jedesmal während der Dauer eines Krieges die zwei einander gegenüberstehenden Thüren des Janus-Tempels offen gehalten, während des Friedens aber geschlossen wurden.

2. Geschichts-Bilder - S. 19

1878 - Langensalza : Greßler
19 Bewohnern kamen noch Kolonisten aus Aegypten, Phönizien und Phrygien. Als die Hellenen sich über Griechenland verbreitet hatten, erwachte in ihnen ein Heldengeist ganz eigenthümlicher Größe. Körperstärke und kühner Muth galten für das Höchste; abenteuerliche Thaten für nachahmungswerth. Hervorragende Männer kämpften siegreich gegen Riesen, Räuber und wilde Thiere, oder traten mit Erfolg als Gründer von Staaten und als Gesetzgeber auf; sie wurden als Wohlthäter des Volkes bewundert und unter die Götter versetzt. Dies ist die griechische Heroenzeit, welche von 1300—1184 währt. In dieselbe gehören Herkules, Theseus, Perseus, Kastor, Pollux und der unsterbliche Sänger Orpheus*), die Kämpfer von Troja und andere Helden. Erstere vereinigten sich zu gemeinschaftlichen Unternehmungen unter Anführung des Jason nach Kolchis (am Ostufer des schwarzen Meeres), um das goldene Vließ zu holen (1300 v. Chr.). Man nennt diesen Zug den Argonautenzug. Das goldene Vließ war auf folgende Weise nach Kolchis gekommen: Phrixus und Helle, die Kinder eines griechischen Königs, wurden von ihrer Stiefmutter sehr hart behandelt. Um der steten Quälerei überhoben zu sein, flohen sie auf einem goldwolligen Widder über das Meer. Leider siel Helle beim Ueberfchreiten der Meerenge, welche Asien und Europa von einander scheidet, in das Meer, welches nach ihr »Hellespont« (Dardanellen) heißt. Phrixus aber kam glücklich nach Kolchis und verehrte gegen gastliche Ausnahme dem Könige Aeetes das kostbare Widderfell. Der König erhielt darauf die Weissagung, daß er so lange regieren würde, als das Fell in seinem Besitze sei. Er hing es in einem geweihten Haine an einer großen Eiche auf und ließ es durch einen nie schlafenden Drachen bewachen; auch zog er aus Vorsicht noch eine hohe Mauer um den Hain. — Diesen Schatz sollte Jason mit Hülfe der angeführten Helden wieder erobern und nach Griechenland zurückbringen. Unter Mithülfe der Tochter des Königs Aeetes (Medea) gelang es dem Jason, das ersehnte Kleinod den Griechen zu überliefern. Medea und deren Bruder kamen mit nach Griechenland. Aus Dankbarkeit für die geleisteten Dienste nahm Jason die Medea zu seiner Gemahlin. *) Von Orpheus erzählt die Sage, daß er durch die Macht seines Gesanges wilde Thiere gezähmt, Flüsse im Laufe aufgehalten und Bäume zum Tanzen gebracht habe. Der trojanische Krieg.*) (Um's Jahr 1200 v. Chr.) Die Trojaner waren ein Volk in Kleinasien, im heutigen Natolien. Sie stammten ebenfalls, wie die ersten Einwohner *) Nach Hillert u. A. 2*

3. Geschichts-Bilder - S. 103

1878 - Langensalza : Greßler
103 den heißen Dank der in Rom herrschenden Partei. Zwei Tage lang hielt er einen glänzenden Triumphzug und legte nach Beendigung desselben 24 Millionen Thaler in den öffentlichen Schatz. Aber ein weit größerer Kopf, als Pompejus, war Julius Cäsar. Dieser merkwürdige Mann hatte sich schon in früheren bürgerlichen Unruhen bemerklich gemacht, und war den Verfolgungen Sulla's, der den aufstrebenden Geist des Jünglings fürchtete, nur mit Mühe entgangen. Am 10. Juli 100 vor Chr. wurde Julius Cäsar geboren. Er war ausgezeichnet als Feldherr, Staatsmann und Geschichtsschreiber. Seinen Vater verlor er früh, aber seine vortreffliche Mutter, Aurelia, gab ihm eine gute Erziehung; von ihr lernte er besonders die Freundlichkeit im Umgange, wodurch er sich nachher so beliebt zu machen wußte. Schon als Knabe zeigte Cäsar außerordentliche Talente. Er hatte einen durchdringenden Verstand, ein ungewöhnlich starkes Gedächtniß und eine lebhafte Einbildungskraft, war in Geschäften unermüdet, und konnte nach des ältern Plinius Zeugniß zugleich schreiben, lesen, hören, diktiren und zwar 4—7 verschiedene Briefe. — In feiner Jugend hatte er einen schwächlichen Körper, ein blasses, hageres Gesicht und litt oft an Kopfschmerzen; aber durch strenge Mäßigkeit im Essen und Trinken erhielt er sich gesund, und durch allerlei körperliche Uebungen, durch Laufen, Schwimmen, Fechten, Reiten stärkte er sich so, daß er späterhin alle Anstrengungen und Beschwerden des Krieges ertragen konnte. Einst machte Cäsar eine Reise nach Kleinasien, um dort sich in der Redekunst noch weiter zu bilden. Unterwegs wurde er von Seeräubern überfallen, welche 20 Talente (beinahe 25,000 Thaler) Lösegeld von ihm forderten. «Was!« rief Cäsar, »für einen Mann, wie ich bin, verlangt ihr nicht mehr? 50 Talente sollt ihr haben.« Hierauf schickte er seine Begleiter aus, das Geld zusammenzubringen. Während dessen benahm er sich nicht wie ein Gefangener, sondern wie ein Herr der Seeräuber. Wenn er schlafen wollte, befahl er ihnen stille zu sein. Zuweilen las er ihnen seine Gedichte und Reden vor, und wenn sie diese nicht lobten, so drohete er: »Dafür sollt ihr mir büßen; komme ich los, so lasse ich euch alle kreuzigen!« Die Räuber schrieben diese Freimüthigkeit seiner muntern Laune zu und hatten ihre Freude daran. Endlich brachten seine Leute die 50 Talente Lösegeld. Die Räuber setzten ihn ans Land. Aber kaum war er frei, so wußte er sich einige stark bemannte Schiffe zu verschaffen, holte die Seeräuber ein, eroberte ihr Schiff, ließ sich sein Lösegeld auszahlen und führte die Räuber nach der Küste Kleinasiens, wo er sie sämmtlich kreuzigen ließ. Bald nachher kehrte er nach Rom zurück und lebte hier mehrere Jahre sehr verschwenderisch; besonders verschenkte er große Summen

4. Geschichts-Bilder - S. 34

1878 - Langensalza : Greßler
34 der Mauern Athens. — Aber ein Mann, wie Themistokles, der sich vor seinen Mitbürgern so glänzend auszeichnete, konnte dem Neide und der Feindschaft der Athener nicht entgehen. Er ward angeklagt, nach der Alleinherrschaft gestrebt zu haben. In Folge dessen sprach die Volksversammlung das Verbannungsurtheil über ihn aus (473). Themistokles ging nach Argos; und da er auch hier nicht sicher war vor seinen Feinden, entfloh er zu dem Perserkönig Arlane r £ e 3, der ihm in Kleinasien eine Freistatt gab. Hier hat er mehrere Jahre gelebt und soll sich endlich vergiftet haben, weil der König in ihn drang, die Perser gegen Griechenland anzuführen. P e r i k l e 0.*) (444 v. Chr.) Durch die siegreichen Kämpfe mit den Persern war Griechenland reich, groß und berühmt geworden, und unter der glücklichen Leitung der Staatsgeschäfte durch Cimon (Sohn des Miltiades) hatte Athen den Vorrang unter sämmtlichen griechischen Staaten erlangt, wobei es ganz besonders durch die Bundesgenossenschast der Inseln und der kleinasiatischen Küstenstaaten unterstützt wurde. Sparta und die übrigen Staaten des griechischen Festlandes traten fortan von aller Betheiligung an den Unternehmungen zur See zurück, Athens Flagge beherrschte die griechischen Meere. Ein aus den Mitteln feiner Bundesgenossen zusammengebrachter, und durch fortlaufende Beiträge vermehrter Buudesschatz — es flössen jährlich 460 Talente oder reichlich eine Million Gulfcen zusammen — ward in dem Tempel des Appolon aus Delos aufbewahrt und Athen führte dessen Verwaltung. Um diese Zeit trat ein Mann in den Vordergrund, der durch persönliche Vorzüge so sehr seine Zeitgenossen, sowie die großen Staatsmänner der Vergangenheit und der Nachwelt überragte, daß ihm unter allen Griechen die erste Stelle gebührt. Es war Perikles, der Sohn des berühmten Admirals Xan thippos, welcher im Jahre 479 bei Mykale die persische Flotte gänzlich vernichtet hatte. Perikles, in seiner äußeren Gestalt dem durch seine Schönheit berühmten Peisistratos ähnlich, bereinigte mit seinen Geistesgaben eine umfassende gründliche hellenische Bildung. Aber bei allem Edelsinn des Charakters besaß er einen unersättlichen Ehrgeiz. Dazu kam sein Reichthum, den er nicht erst zu erwerben brauchte, sondern der das Eigenthum seiner Familie war. wodurch es ihm leicht wurde, sich die Gunst des Volkes zu erwerben Anfangs fand er in Cimon einen ihm ebenbürtigen Gegner. Dieser, der im Jahre 469 vor Chr. einen glänzenden Sieg über die Perser errungen hatte, stand bei dem Volke im hohen Ansehen *) Meist nach Biernatzki.

5. Geschichts-Bilder - S. 170

1878 - Langensalza : Greßler
170 sobald der Knabe der ersten häuslichen Pflege entwachsen war, wurde er zu einem geachteten befreundeten Ritter gebracht, welchem • er 33ube oder Edelknabe und später als Knappe diente, und welchen er als Vorbild für sein künftiges Leben betrachtete. Er begleitete feinen Herrn zu jeder Stunde und jedem Geschäfte, zu der Lust der Jagd oder der Feste und Wasfenfpiele, sowie in den Ernst der Schlacht. Die treueste Anhänglichkeit und Sorge für den Herrn war feine erste Pflicht, und wenn er ihn gar im heißen Streite mit Schild und Schwert gedeckt und ihm das Leben gerettet hatte, so trug er den höchsten Ruhm davon, den er als edler ^üngling nur erwerben konnte. So wurde die Treue die erste Tugend, die mit aller Kraft der täglichen und stündlichen Uebung sich dem jugendlichen Gemüthe fest einprägte, ja mit ihm in unauflöslicher Verzweigung fest zusammenwuchs. siebenjähriger, rühmlichst bestandener Knappschaft wurde der -jüngting, unter der Weihe der Religion, durch den Ritterschlag in die ebenbürtige Kampfgenossenschaft selbst aufgenommen. Nach vorhergegangenem Fasten und Beten empfing er die Sakramente, und aus den Händen der Ritter und Edelfrauen Sporen, Panzer und Handschuhe. Dann kuieete er nieder und einer der Ritter gab ihm mit entblößtem Schwerte brei Schläge auf die Schulter, wobei er durch feierlichen Eib gelobte, allen Pflichten eines ehrenwerthen Ritters getreu zu leben, die Wahrheit zu reben, das Recht zu schützen, und sein Schwert zur Vertheibigung der Religion, der Wittwen und Waisen und der verfolgten Unschuld, vor Allem aber gegen jeden Ungläubigen zu führen; zuletzt empfing er auch Helm, Schilb, Lanze und «schwert. So würden, in der begeisterten Stunde des Jünglingslebens, durch feierlichen Eib die übrigen männlichen Tugenden nochmals zum unverbrüchlichen Gesetze des ganzen Lebens erhoben, die Wahrheit, die Gerechtigkeit und die Fröm-migkeit; und als Inbegriff und zugleich der Lohn der vollkommenen Uebung berfelben staub die Ehre, gleich einem leuchtenden Sinn-bilde, welchem er gewiß bis zum letzten Athemzuge treu blieb, vor den Augen des jungen Ritters. In den Zeiten von Heinrich I. bis auf Heinrich Iv., unter den sächsischen und fränkischen Kaisern, war das Ritterthum erst in seinem Entstehen; die ganze Zeit war einfach und ernst. Durch die Kreuzzüge ober erhielt es einen neuen hohen Schwung; im Dienste Gottes und des Erlösers konnte das tapfere Schwert den höchsten irbischen Ruhm erwerben. Das Ziel, welches erkämpft werben sollte, lag weit in fernen Himmelsstrichen. Die Einbildungskraft würde viel wunberbarer aufgeregt, und die Erzählungen derer, die aus den Morgenlanden zurückkehrten, waren ganz geeignet, dem Bilde noch lebhaftere Farben zu verleihen. Dadurch wurden diese Zeiten so kühn und schwärmerisch begeistert, daß ihnen

6. Geschichts-Bilder - S. 137

1878 - Langensalza : Greßler
137 zoqene Schiffe hatten. Sie machten viele Raubzüge zur See und suchten wiederholt die Küsten Galliens und Britanniens heim Zwischen dem Oberrhein und Main, am Neckar, und zwischen dem Lech und der Donau wohnten die Alemannen, ein mächtiger Bund von mehreren einzelnen Völkerschaften, Ihr Name bedeutet alle oder allerlei Männer. Die eigentlichen Alemannen, kriegerisch, wild und tapfer, machten den Römern nicht wenig zu schaffen. Sie drangen oft über den Rhein in Frankreich und über die Alpen ttt Italien vor und brachten jedesmal reiche Beute in ihre Heimaty zurück. In dieser standen die einzelnen Gaugemeinden selbständig da und hatten besondere Könige, die sich wohl mitunter verbanden, aber ebenso oft für sich handelten und Frieden schlossen Alle diese Stämme stürmten nun, aufgerüttelt durch Thatendurst, seit der Mitte des 4. Jahrhunderts gegen die Marken des römischen Weltreiches an und erschütterten es in seinen tiefsten Grundfesten. Die Wanderlust hatte sich um diese Zeit plötzlich der germanischen Völker bemächtigt und mußte in ihnen dem erhabenen Zwecke dienen, dem alternden Staatskörper Europa's neue, frische und unverdorbene Säfte zuzuführen, um dadurch dem Christenthume den rechten Boden zu bereiten. Theoderich, König der Ostgothen. *) (488—526.) Zu derselben Zeit, als das weströmische Reich noch seinen schweren Todeskampf kämpfte, wuchs an dem oströmischen Hofe zu Konstantinopel ein Jüngling heran, der vom Schicksal dazu bestimmt war, den König Odoaker, nachdem dieser 13 Jahre regiert hatte, vom Throne zu stoßen. Dies war der Ostgothe Theoderich; er war von seinem Vater als Geißel nach Konstantinopel geschickt, und lebte hier bis zu seinem 18. Jahre. Im kaiserlichen Palaste erwarb sich der geweckte Knabe mannichfaltige Kenntnisse, und wie einst Rom in Hermann, so erzog sich jetzt Konstantinopel in Theoderich einen gefürchteten Gegner. Mit oströmischer Gesittung vertraut gemacht und zugleich in die weströmischen Verhältnisse eingeweiht, kehrte er, unverderbt an Leib und Seele, zu seinem Volke zurück und ward allgemein als König anerkannt. Große Pläne beschäftigten den jugendlichen Herrscher. Er wollte seine Gothen in ein mächtiges, geschlossenes Reich vereinigen und darum gleich Alarich sie hinüberführen in das gesegnete Italien, das Odoaker sich angemaßt hatte. Von dem griechischen Kaiser in seinem Vorhaben ermuntert, brach Theoderich im Jahre 488 mit einem Heere von 200,000 Mann gegen Italien aus. Odoaker vertheidigte sich mannhaft, und die Italiener, denen er ein milder und gerechter Herrscher gewesen war, *) Nach F. Sieger, Spieß u. A.

7. Geschichts-Bilder - S. 184

1878 - Langensalza : Greßler
184 schurkische Wirth, der nichts Schriftliches von sich gegeben, die ganze Sache geleugnet. Der Kaufmann erzählte dem Kaiser alle einzelnen Umstände genau, und sagte ihm zugleich, der Wirth würde mit unter den Abgeordneten der Stadt sein, die ihm heute ihre Aufwartung machen würden. Der Kaiser ließ ihn hierauf abtreten und sich bis dahin verborgen halten. Jetzt kamen die Abgeordneten; Rudolph unterredete sich mit ihnen, fragte sie nach ihren Namen und Gewerben, und sagte dann wie verloren zu dem Wirthe: »Höre, du hast einen hübschen Hut, ich geb' dir meinen dafür.« Der Bürger machte sich eine Ehre daraus, mit dem Kaiser zu tauschen, und Rudolph setzte den neuen Hut recht wohlgefällig auf. Während des ferneren Gesprächs ging er einmal hinaus, rief einen sichern Bürgersmann, und sagte zu ihm: »Lauf eilig zu des Gastwirths Frau und sage ihr, ihr Mann verlange ganz geschwind den ledernen Beutel mit dem Gelde des Kaufmanns — zum Wahrzeichen schicke er hiermit seinen Hut.« Die Frau bedachte sich bei dem Anblicke des Hutes nicht lange, das Geld herauszugeben; der Bote bracht's dem Kaiser, und dieser steckte es still ein, und trat mit dem Hute wieder in den Saal. Als er die Abgeordneten wieder entließ, behielt er den Gastwirth zurück und rief den Kaufmann herein. »Du hattest ja eine Klage gegen diesen Mann.« Der Kaufmann wiederholte seine Geschichte und der Wirth leugnete sie trocken weg. Beide geriethen heftig aneinander, als auf einmal der Kaiser den Beutel hervorzog und den Wirth mit einem Zauberschlage zur Bildsäule verwandelte. Er gab ihm einen derben Verweis und verurteilte ihn zu einer noch härteren Geldstrafe. Rudolph verachtete allen Prunk, alle Ueppigkeit und Weichlichkeit. Befand er sich auf dem Marsch mit seinen Kriegern, so schämte er sich nicht, seinen zerrissenen grauen Rock selbst auszubessern, und fehlte es an Lebensmitteln, so war er der Erste, der eine Rübe aus den Aeckern zog und seinen Hunger damit stillte. Menschenfreundlichkeit, Edelmuth, Offenheit, Einfalt der Sitten waren Hauptzüge in seinem Charakter. Nie vergaß er auf dem Throne, daß er Mensch sei. Jedermann hatte freien Zutritt zu seiner Person. Einst, da die Wache einen gemeinen Mann, der ihn zu sprechen wünschte, nicht hineinlassen wollte, rief er ihr zu: »Ei, laß ihn doch herein; binn ich denn zum Kaiser gewählt, daß man mich einschließe?« Rudolph behielt bis in sein hohes Alter einen sehr lebhaften Geist, war ein Freund muntern Schmerzes und machte bisweilen selbst ganz erfreuliche Späßchen. Einmal wurde er von einem Bettler mit den Worten angeredet: »Bruder Rudolph, beschenke doch auch einen armen Mann mit einer kleinen Gabe.« — »Seit wann sind wir denn Brüder?« fragte ihn der Kaiser, dem diese Anrede von einem Bettler etwas Neues war. »Ei«, antwortete der Arme, »sind

8. Geschichts-Bilder - S. 224

1878 - Langensalza : Greßler
224 legte er Beweise großen Muthes und unerschrockener Geistesgegenwart ab. Auf portugiesischen Schiffen machte er mehrere Entdeckungsreisen mit, und galt bei allen Kundigen für einen Seefahrer, der wenige feines Gleichen hätte. Seiner Vaterstadt Genua wollte er den Vortheil und die Ehre feines Unternehmens zuwenden, aber theils scheute man die Kosten der Ausrüstung der hierzu nöthigen Schiffe, theils sah man in den Vorschlägen des Kolumbus nur überspannte Ideen, und nannte ihn einen Plänemacher. In Lissabon gings ihm nicht besser; seinen Bruder sandte er nach England, während er selbst dem spanischen Hose sein Unternehmen zu empfehlen suchte. Aber man hielt ihn für einen Träumer, und einer meinte sogar in seiner Weisheit, wenn man da so weit herumsegeln wollte, so müßte man ja zuletzt immer tiefer und tiefer hinuntergleiten und könnte dann am Ende den Wasserberg nicht wieder hinauf. Endlich nach 5 Jahre langem Harren gelang es einem Freunde des Kolumbus, die edle Isabella, Königin von Spanien und Gemahlin Ferdinands des Katholischen, dahin zu vermögen, daß sie dem Kolumbus drei Schiffe übergab. In einem Vertrage wurde feierlich festgesetzt, daß Kolumbus zum Großadmiral aller neuen Meere und zum Unterkönig aller Länder und Inseln, die er entdecken würde, ernannt sei, daß ihm der zehnte Theil aller Einkünfte gehören, und daß alle diese Würben und Vortheile auf feine Erben übergehen sollten. Die Schiffe waren ziemlich mittelmäßig und klein, 120 Personen machten die ganze Bemannung aus und die meisten von ihnen ließen sich nur ungern auf dieses, wie es schien, tollkühne Unternehmen ein. Am 3. August des Jahres 1492, kurz vor Sonnenaufgang, stieß die kleine Flotte vom Lande ab, in Gegenwart unzähliger Zuschauer. Lange folgten die Blicke den kühnen Abenteurern. Nach mehreren Tagen erhob sich ein Ostwind, der die Fahrt rasch förderte. Bald war alles Land verschwunden. Ein entsetzlicher Gedanke für Menschen, die sich zum ersten Male auf einem von der ganzen lebendigen Wett abgeschnittenen Gezimmer von Balken und Brettern den wilden Wogen Preis gegeben sahen; rings umher Meer und Himmel, immer weiter und weiter fortgetrieben, von einem Verwegenen angeführt, der keine andere Kunde vom Ziel hatte, als die, welche seine Einbildung ihm vorspiegelte! Wahrlich, es war den Beherztesten nicht zu verdenken, wenn ihnen bange wurde; wenn sie den Rasenden verwünschten, der mehr als Hunden Menschen so kaltblütig, wie es ihnen schien, mit in sein eigenes Verderben zog. Kolumbus flößte ihnen indessen durch seine eigene Ruhe Bewunderung und Vertrauen ein. Unermüdet stand er mit Senkblei und Beobachtungsinstrumenten auf dem Verdecke, fchtief nur wenige Stunden und zeichnete auch das kleinste Ereigniß auf. Wo er Angst

9. Geschichts-Bilder - S. 294

1878 - Langensalza : Greßler
294 ganzen Reiche Erschlagenen auf 100,000. — Das war die berüchtigte Bartholomäusnacht, vom 23. bis 24. August 1572, die, weil sie so schnell auf die Hochzeit Heinrich's von Navarra folgte, mit einem grausamen Scherze die Pariser Blut hoch zeit genannt wurde. Philipp Ii. von Spanien trhrmphirte und stellte Freudenfeste an; der Papst Gregor Xiii. hielt sogar eine feierliche Danksagungs-messe, ließ Kanonen lösen und Freudenfeuer abbrennen und eine eigene Münze auf die Pariser Bluthochzeit schlagen. Karl Ix. aber empfand die Qualen des erwachenden Gewissens und starb im zweiten Jahre nach der Unthat unter gräßlichster Seelenpein. Heinrich iv., König von Frankreichs) (1589-1610.) Heinrich, den das Heer den »König der Tapfern« und das Volk den »guten Heinrich« nannte, ist noch jetzt der Abgott der Franzosen. Und in der That finden sich auch in ihm fast alle die Eigenschaften, welche ihn in den Augen feines Volkes liebenswürdig machen konnten: Feldherrntalent und persönlicher Muth, Feinheit des Benehmens, (&inn und Bildung für Kunst und Wissenschaft, und zu alledem eine wahre Herzensgute, die gern Alle glücklich gemacht hätte, wenn es in feiner Hand gelegen. Daher ist er auch dem übrigen Europa lieb geworden und bekannter, als die meisten, wenn auch noch gewaltigeren und mächtigeren Könige. Den festen Grund feiner Erziehung legte die treue Liebe seiner protestantischen Mutter, Johanna von Navarra. Die ausgezeichnetsten Lehrer standen der geistreichen und entschlossenen Frau zur Seite. Durch Edelmuth, Frömmigkeit und Werkthätigkeit gab sie ihrem Sohne Beispiele zur Nachahmung. Außerdem war das Leben selbst seine Schule: er warb früh an Einfachheit und Strapazen gewöhnt in dem Kriegsgetümmel, und oft pflegte er von sich selber zu sagen, daß er im Lager und in den Waffen groß geworben fei. Im Reiten that es ihm Niemanb gleich, und in allen kriegerischen Uebungen war er Meister. Von Jugenb auf zeigte er ein feuriges Ehrgefühl. Dies machte ihn tapfer, wo es Tapferkeit galt, und großmüthig, wo die Großmuth feine Würbe erhöhen konnte. Von Natur wäre er wohl nicht kriegerisch geworben, benn seiner Mutter liebevoller Charakter hatte auch seine Gefühle früh zur Sanftmuth und Theilnahme gestimmt, und fein Herz blieb fein Lebelang in mancher Beziehung allzu weich, ja fast schwach. Da er inbessen beim Antritte seiner Regierung mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, und biefe ihm Ernst und Strenge lehrten, so warb er vor der Erschlaffung und Verweichlichung bewahrt, in die ein träges und ruhiges Leben ihn vielleicht gestürzt haben würde. *) Nach mehreren Schriftstellern.

10. Geschichts-Bilder - S. 295

1878 - Langensalza : Greßler
295 Eine herrliche Gesundheit und eine bewunderungswürdige Ner-Denkraft machten ihm alle Beschwerden leicht und erhielten ihn bei immer froher Laune. Eine hohe Stirn, ein klares Auge, eine Adlernase, eine frische, bräunliche Gesichtsfarbe und ein schön gekräuselter Bart machten seine Züge, die an sich schon Geist und Leben ausdrückten, noch anziehender. Dabei war er immer thätig, sah in Allem selbst nach, und in der Schlacht, wo er zu Pferde saß, verglichen seine Feinde selbst ihn mit dem Adler. Früh um 4 Uhr stand er auf, und man sagte von ihm, daß er nicht so viel Üeit zum Scblafen brauche, als der Herzog von Mayenne, sein Gegner, zum Essen. Auch antwortete er selbst einmal Jemandem, der den Herzog einen einsichtsvollen Feldherrn nannte: »das ist wahr, aber ich gewinne ihm doch alle Tage fünf volle Stunden ab « Solche Thätigkeit und Kraft war ihm aber auch nöthig, da sein Leben in eine Zeit fiel, in welcher Frankreich sowohl von politischen, als von religiösen Parteiungen zerrissen wurde. Ju seinem 15. Jahre ward Heinrich von seiner Mutter nach La Rochelle gebracht, wo die Hugenotten sich eben zum Kampfe gegen die Katholiken rüsteten. Nach der Ermordung des Prinzen Ludwig von Conde wurde er als Haupt seiner Glaubensgenossen angesehen, und er hat schon in seinem 16. Jahre ritterlich für die Gewissensfreiheit der Hugenotten gekämpft. Als Heinrich im Jahre 1589 den Thron bestieg, traten verschiedene Mitbewerber um die Krone auf, welche den Umstand, daß er Protestant war, benutzten, um ihm die Herzen des Volkes abwendig zu machen. Die vorzüglichsten unter diesen waren der alte Kardinal von Bourbon, dem ein großer Theil der Nation unter dem Namen Karl X. als König huldigte, und der König Philipp Ii. von Spanien. Auch Paris erklärte sich gegen Heinrich Iv. Fünf Jahre lang focht er mit ritterlicher Tapferkeit gegen seine Feinde und blieb fast immer Sieger. Einst fragten ihn feine Offiziere vor der entscheidenden Schlacht bei Jvry an der Lure (1590), wohin denn der Rückzug gehen sollte, wenn die Schlacht verloren ginge? — »Nun über das Schlachtfeld!« war feine Antwort. Ehe sie begann, warf er sich auf die Kniee und bat Gott, ihm statt des Sieges den Tod zu geben, wenn er voraussähe, daß er ein schlechter König würde. Alle Soldaten waren bis zu Thränen gerührt. Die Anrede an sie schloß er mit den Worten: »Und wenn ihr eure Feldzeichen verlieret, so sehet nur nach meinem weißen Federbusch; ihr werdet ihn immer auf dem Wege der Ehre und des Sieges finden.« Als endlich der herrliche Sieg errungen war, rief er denen, welche die Flüchtigen verfolgten, zu: »Schonet die Franzosen, macht nur die Ausländer nieder!« Nachdem Heinrich den größten Theil des Landes unterworfen hatte, belagerte er Paris. In Folge dieser Belagerung trat eine
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