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1. Theil 3 - S. 86

1834 - Königsberg : Bornträger
88 A s i t n. Arabien, Aegppten, Persien, ja bis in das innerste Asien. Die Bildung des Volks ist nicht größer als in der europäischen Tür- kei. Die Sitten und die Kleidung sind ganz morgenländisch. Ein Beispiel von der Art, wie man hier von vornehmen Beam^ ten bewirthet wird, mag hier Platz finden. Ein vornehmer Englän- der durchreiste Klein-Asien, und wurde von einem Aga — so heißen die Beamten, die zunächst unter dem Pascha stehen, und etwa mit einem Gouverneur verglichen werden können — zu Gaste geladen. Nach dem Empfange wurde jedem eine lange Pfeife und Kaffe dargereicht. Dann brachte man Waffer zum Waschen. Ein Bedienter trug die Wafferkanne, ein anderer das Wasserbecken. Ihnen folgten zwei andere, von denen der eine jedem Gaste ein Tellertuch auf die Knie legte, und der andere es wieder wegnahm, und es durch ein Handtuch wieder ersetzte. Nun setzte man an die Ecke des Sofa's — hier wie überall im Morgenlande giebt es nur sogenannte türkische So- pha's — ein achteckiges, niedriges Tischchen, auf welches eine große leere zinnerne Schüssel gesetzt wurde. Rund um diese her wurden Haufen von Broten, Zwiebeln und Endivien, auch Becken mit Milch und zerschnittenem Käse gestellt. Bei jedem Platze lagen zwei hölzerne Löffel. Als alles bereit war, sagte der Wirth: „Ihr seid bedient!" Die Gäste näherten sich der Tafel, und als sie sich gesetzt hatten, trat hinter jeden ein Page, der ihm über die Schultern ein mit Gold verbrämtes Tellertuch warf, und ein anderes ihm auf die Knie legte. Jetzt breitete man ein kleines leinenes Tuch in der Mitte der leeren Schüssel aus. Darauf erschien in einer gläsernen Terrine eine Art Suppe von ziemlich gutem Geschmacke ; dann ein gebratenes Lamm mit Reiß und Mandeln; gekochte Birnen; geschmortes Schaffleisch; süßes Gefrornes, kurz eine Folge von wenigstens hundert Ge- richten, bei denen man mit dem Fleische süße Gerichte und vorzüglich Pasteten wechseln ließ. Sobald man von einem Ge- richte 2—3 Bissen gegessen hatte, rief der Hausherr: „tragt ab!" Hinter jedem Gaste standen Bedienten mit Limonade und Sorbet. Das ganze Mahl schloß mit einem ungeheuren Pillau, d. i. Reiß mit Rosinen, Mandeln, Pfeffer und anderen Gewür- zen. Als alles vorbei war, wuschen sich die Gäste die Hände mit Seife und warmem Wasser, rauchten, tranken Kaffe, und gingen fort, nachdem sie die gewöhnlichen Geschenke gemacht hatten. Denn der Gebrauch ist allgemein im Morgenlande, daß man jedem, den man besucht, Geschenke bringt. Noch an- dere Eigenthümlichkeiten der Sitten, Gebräuche und der Lebensart werden wir bei Gelegenheit der Reife erzählen, die wir nun durch das Land antreten wollen. Wir fangen bei Skutarr an, das Constantinope! gegenüber liegt, und als eine

2. Theil 3 - S. 93

1834 - Königsberg : Bornträger
Die asiatische Türkei 93 Stadt aus einigen unregelmäßigen Hüttenreihen, die man mit dem Namen Gassen beehrt. — Gehen wir weiter Mich am Meere entlang, so kommen wir nach Akre oder St. Jean d'acre, einer starken Festung, nicht groß, und die elenden, schmutzigen Straßen so eng, daß kaum ein Kameel dem andern ausweichen kann. Sie hat starken Seehandel; denn sie ist der Haupthafen Syriens. Aus der Geschichte wird sie den Leserinnen bekannt sein. Zuvörderst war sie es, bei deren Be- lagcrung sich Richard Löwenherz, König von England, und Philipp August von Frankreich 1190 so verfeindeten, daß dieser nach Eu- ropa zurückkehrte. Bei derselben Gelegenheit beleidigte Richard auch den Herzog Leopold von Oestreich, der ihn nachher dafür in Wien gefangen setzen ließ*). Ferner wurde Akre 1799 von Bor ñaparte vergeblich belagert **). Von hier an befinden wir uns in dem Theile von Syrien, der im Alterthume Palästina hieß. Ueberall treffen wir hier auf Oerter, die uns an Scenen ans der heiligen Geschichte er- innern, und uns daher interessant sind, so klein und unbedeutend sie auch jetzt sein mögen. Von Akre etwas östlich finden wir Nazareth, das aus einem Haufen kleiner Häuser aus weißen Steinen besteht, die am Fuße eines Berges zerstreut stehen. In dem Kloster dieses Oertchens zeigt man die angebliche Wohnung Josephs und Maria's. — Aber wir haben ja oben (Th. 2. S. 43) bei Loretto gesehen, daß dort das heilige Haus jetzt stände? — Allerdings; die Mönche wissen den Widerspruch dadurch zu heben, daß sie sagen, die Engel hätten nur ein Zimmer nach Loretto ge- tragen und zeigen auch die Stelle, wo es in Nazareth gestanden hätte, und vom Hause losgerissen wäre. Auch ist der Brunnen zu sehen, aus dem Maria gewöhnlich Wasser geschöpft, und der stei- nerne Tisch, an dem Jesus zuweilen mit seinen Jüngern gespeist habe. Nicht weit davon ist der kleine Ort Cana, wo Jesus sein erstes Wunder bei der Hochzeit verrich- tete. Wir sehen hier vor dem Städtchen den Brunnen, aus dem das Wasser, das er nachher in Wein verwandelte, geschöpft wurde. Auch liegen noch viele große, zerbrochene Steinkrüge umher, wie die damals üblichen waren. Weiter östlich finden wir den See Genezareth (das galiläische Meer) und an ihm die Oerter Tiberias und Kapern»um, die in der Geschichte Jesus oft vor- kommen. Die Ufer des Sees sind reizend, und werden von Rei- senden mit denen des Locarnersees in Helvetien (s. Th. I., S. 317) verglichen. Endlich reisen wir in südlicher Richtung nach Jerusalem. In wessen Gemüth erregte dieser Name nicht fromme Gefühle! wie viel mehr bei dem, der d'e Stadt selbst zum ersten Male von fern liegen sieht. „Nachdem wir," sagt ein Rei- sender, „eine Zeit lang in gespannter Erwartung gereist waren, S. mein Lehrbuch der Weltgeschichte für Töchterschulen, 4te Ausg., **) S. Ebend. Th. 3., S. 421.

3. Theil 3 - S. 137

1834 - Königsberg : Bornträger
Die Halbinsel Korea. 137 / Ein Hauptnahrungszweig der Mandschuren und Tungusen ist Viehzucht. Sie hatten große Heerden von Pferden, Rindern, Ziegen und Schafen, auch wohl von Rennthieren. Ein beson- ders geschätztes und ihnen unentbehrliches Thier ist der Hund, der nicht nur zur Bewachung der Zelte und Heerden, und zur Jagd, sondern besonders zum Ziehen der Schlitten gebraucht wird. Ein zweiter Erwerbszweig der Einwohner ist die Fische- rei, sowohl am Amur als an der Seeküste. Man fängt eine unglaubliche Menge Lachse und andrer Fische, die nicht nur ge- gessen werden, sondern auch andere Bedürfnisse befriedigen müssen. So machen sich viele Mandschuren Kleider aus Lachshaut; die Gräten gebrauchen sie zu Angelhaken oder als Näh- und Steck- nadeln, und füttern mit Fischen auch ihre Hunde, zuweilen so- gar ihr Vieh. Auch gehen die Mandschuren und Tungusen flei- ßig auf die Jagd. An gutem Jagdwild fehlt es in den großen Wäldern nicht. Schwarze und weißgefleckte Bären, Wölfe, Luchse, Füchse, Marder, Zobel, Wiesel, Hermeline, Biber, Flußottern, Hirsche, Antilopen, Eber, Auerochsen u. a. giebt es genug. Auch wilde Pferde, wilde Schafe (Argali), Springhasen, Murmelthiere, Eichhörnchen u. s. w. kommen vor. Vögel giebt es zwar auch, aber nicht viel, denn ein Seefahrer, der hier gelandet war, klagt über das traurige Schweigen, das in dem Innern der Wälder herrschte. Das Land gehört dem Kaiser von China, ebenso wie die Mongolei und kleine Bukharei. Städte giebt es zwar, aber nur wenige; die Einwohner derselben sind größtentheils Chinesen, welche Handel und Gewerbe treiben, und den Mandscheu das verkaufen, was sie sich nicht selbst machen können. Keine dieser Städte verdient gemerkt zu werden. Die Halbinsel Korea. Auch dies Land gehört zum chinesischen Reiche, und ob es gleich auf der Karte nur klein und unbedeutend aussieht, so ist es doch größer als der ganze preußische Staat. Es ist noch fast ganz unbekannt, weil die chinesische Regierung nicht erlaubt es zu besuchen. Seit 200 Jahren ist kein Europäer ins Land gekommen. Daß es zwischen dem gelben und japanischen Meer

4. Theil 3 - S. 117

1834 - Königsberg : Bornträger
Persien oder Iran. 117 Freude. Was den Großvezier am meisten wunderte, war, da er gleich gut vor- und rückwärts ging. Der Schach blieb langer als eine halbe Stunde sitzen, und bemerkte, es könnten füglich zwei darin sitzen, wobei er auf den Boden, als den Platz für den Zweiten, zeigte. Nachdem er seinen Kalliou darin geraucht hatte, stieg er aus, und dankte dem Gesandten sehr höflich für ein so prachtvolles Geschenk, befahl auch 6 große Pferde dazu zu kaufen. Allein späterhin erfuhr man, er sei in eine Nieder- lage gebracht und eingemauert worden, und da steht er vielleicht noch. Die merkwürdigen Städte bereisen wir von Nordwesten nach Südosten. Tauris, ist die Residenz des Abbas Mirza, des dritten Sohr nes des Schachs. Er ist zum Thronfolger bestimmt, und verdient es auch; denn e^ ist ein Mann voll Bildung und voll Herzens- güte, ein Feind aller Grausamkeit und aller Pracht. Die Stadt ist ziemlich groß, aber, wie alle persische Städte, durchaus nicht schön. Die Straßen sind ganz schmal, und zwischen zwei Reihen kahler Mauern eingeschlossen. Eigenthümlich ist der Lärm, den man hier, wie überall in Persien, am frühen Morgen hört. Mit Tagesanbruch hört man die vielen Muezzins von den Gipfeln der Minarets das Volk zum Gebet rufen. Damit vermischt sich das Blasen der Kuhhörner, durch welches den Weibern, die früher als die Männer aufzustehen pflegen, das Zeichen gegeben wird, daß die Bäder heiß und zu ihrem Empfange bereit sind. Diese Hörner bringen alle Hunde in Bewegung, die sogleich ein lautes Geheul anstimmen. Auch die Esel erheben ein entsetzliches Geschrei, und alle benachbarten antworten. Dann krähen viele tausend Hähne dazwischen. Dies alles, nebst dem lauten Gespräch der auf den Straßen sich^ drängenden Menschen, das Klopfen an den Haus- thüren, der Lärm der schreienden Kinder, macht ein Geräusch, das^ europäischen Ohren ganz fremd ist. Nachts schläft man auf den platten Dächern der Häuser, wo man keine andere Decke über sich hat, als das ausgestirnte Himmelsgewölbe. Das gewährt einen sonderbaren Anblick, wenn man am frühen Morgen durch die Stra- ßen geht, und überall aus den Betten sich erhebende Menschen sieht. Den Bazar von Tauris hält man für den ersten in Persien und doch besteht er in nichts als einem engen Gange, der oben mit Schilf bedeckt, und an den Seiten mit allerlei kleinen Buden versehen ist. Hin und wieder haben diese kleine Oeffnungen, welche in geräumige Höfe führen, wo die Kaufleute ihre Verrathe aufbe- wahren. Dieser berühmte Bazar schlängelt sich in tausend Krüm- mungen durch die Stadt, und ist ewig von Müßiggängern ange- füllt. „Hier sieht man Kohlköpfe und Knoblauch neben seidenen Zeuchen, und gebratenes Schaffleisch neben Shawls liegen." Süd- östlich von Tauris und südwestlich vom kaspischen Meere liegt Sultanieh, ein Lustschloß auf einem Hügel, wo sich der Schach wegen der kühlen Luft während « r heißen Monate aufzur Volten pflegt.^ Schön ist die Gegend nicht, aber dafür haben auch die Morgenländer keinen Sinn. Kahle Berge umgeben das freu-

5. Theil 3 - S. 120

1834 - Königsberg : Bornträger
120 Asien. des Landes wohnen auch viele Hindus, von denen wir bei Ostindien sprechen werden. Da die Afghanen nie Handel trei- den, jo sind es die Hindus, welche Kaufleute, Mäkler und Handwerker sind. Die Afghanen haben den muhamedanischen Glauben, die Hindus dagegen bekennen sich zur bramanischen Religion. Einen gemeinschaftlichen Herrscher hat eigentlich das Land nicht. Jeder Stamm hat seinen eigenen Fürsten oder Chan. Aber der Chan des Hauptstammes der Afghanen hält sich für den Herrn des Landes, und nennt sich Schah; Kabul ist seine Residenz. Doch zahlen ihm nur einige Stämme Abgaben; viele bekümmern sich um ihn gar nicht. Die königliche Familie wird von dem Schach in der Burg in Kabul eingeschlossen gehalten, damit sich Keiner empören kann; nur wenigen, denen er beson- deres Vertrauen schenkt, läßt er die Freiheit. Die Afghanen wohnen in elenden Häusern aus ungebrannten Ziegeln von einem Stockwerke. Tische und Stühle kennt man hier nicht, sondern auf dem Boden liegt ein Teppich, und Je- der sitzt auf einem Stücke braunen Filzes, der bei den Reichen mit matten Blumen verziert ist. Nur die Bewohner der Städte haben in ihren Zimmern längs den Wänden eine Art von Sofa, sitzen aber lieber auf der Erde, und zwar meist mit untergeschla- genen Beinen, oder, wenn Vornehmere zugegen sind, so knien sie, und sitzen hinten auf den Hacken, was wir Europäer nicht lange aushalten würden. Kommt ein Besuchender, so spricht er: „Friede sei mit Euch!" Die Anwesenden antworten: „Und mit dir sei Friede!" Dann steht der Herr des Hauses auf, nimmt die Hand des Fremden in die seinige, und spricht: „Ihr seid willkommen! O mögt ihr oft kommen!" worauf der Fremde antwortet: „Es mag euch wohlgehen!" Dann weist der Haus- herr dem Gaste einen Platz an, und wenn sie sich gesetzt haben, fragt er nach seiner Gesundheit, und knüpft ein Gespräch an. Diese Gebräuche dürfen auch beim ärmsten Afghanen nicht feh- len; sonst ist ihr Umgang ohne alle Umstände. Sie sind sehr gesellig, und haben oft Mittagsgesellschaften. Sobald die Gäste beisammen sind, wird Waschwasser herumgereicht, und das Essen aufgetragen, das meist aus gekochtem Hammelfleisch besteht ohne Gewürz, bloß mit Salz und Pfeffer. In diese Suppe tauchen sie Brot ein. Sie trinken Scherbet oder Buttermilch. Der Wirth ermahnt während des Essens seine Gäste oft, nicht mäßig zu sein; es sei Vorrath genug, und wenn alles vorbei ist, seg- nen ihn die Gäste. Ihre Spiele erscheinen uns sehr kindisch, und man muß lachen, wenn man sieht, wie Männer mit langen Bärten wie unsere Kinder spielen. Sie spielen mit Schnell- käulchen; oder Einer nimmt seinen linken Fuß in seine rechte

6. Theil 3 - S. 143

1834 - Königsberg : Bornträger
Die Halbinsel Korea. 143 war nicht wenig unterhaltend zu sehen, wie der alte Herr die Erdkugeln umdrehte, und die Bücher nach Wildern durchstöberte wie ein Kind. Ein Begleiter desselben, ein vornehmer Mann, bat um ein Buch; es wurde ihm eins gegeben, und zum Ge- gengeschenk ließ er seinen Facher heimlich in die Hand des Ea- pitains gleiten. Dann durchstöberte der Häuptling das ganze Schiff, kehrte alles um und um, und steckte sich^ Proben von allem, was er sah, in seine werten Aermel. Zn die Kajüte zu- rückgekehrt, setzte er sich mit den Engländern zum Frühstück nie- der, bediente sich dabei der Messer und Gabeln recht geschickt, ob ihm gleich chinesische Eßstäbchcn hingelegt waren, ließ es sich trefflich schmecken und bat sich auch den Thee mit Zucker und Milch aus, wie er es von den Engländern sah. Endlich stieg er in ein englisches Boot, um mit den Offizieren nach dem an- dern Schiff zu fahren; aber diese ließen nach dem Lande zu steuern, worüber der Alte in große Bestürzung gerieth, und da man darauf nicht achtete, so wurde er sehr betrübt, und legte mehrmals seine Hand über seinen Hals, um anzudeuten, daß ihm das seinen Kopf kosten würde. Als sie landeten, wurde er von seinen Leuten aus dem Boote gehoben; er sah sehr un- glücklich aus, und die Thränen stoffen ihm aus den Augen. Das versammelte Volk ließ er aus einander treiben, und nun ging er, vor Betrübniß heftig schreiend, den Kopf auf die Schulter eines Begleiters gelegt, nach dem Dorfe zu. Wah- rend des Ganges schluchzte und weinte er nicht nur, sondern brüllte aus vollem Halse. Diese Wirkung ihrer Landung hatten die Reisenden nicht erwartet, und suchten ihn dadurch, zu beruhi- gen, daß sie sich ruhig am Ufer hinsetzten, worauf auch der Alte zu ihnen zurückkehrte, und eine Rede an sie hielt, in welcher das Enthauptungszeichen oft wiederholt wurde. Aus dem allen sahen sie, daß allen Fremden jede Landung an der Küste von Korea verboten, und den Oberhäuptern bei Lebensstrafe zur Pflicht gemacht sei, die Fremden abzuhalten. Um ihn auf andere Gedanken zu bringen, äußerten die Engländer den Wunsch zu essen und zu trinken. Darauf ließ er durch einen Diener Wasser und kleine Muscheln holen, und gab ihnen zu verstehen zu- zulangen. Die Fremden erklärten dagegen, daß sie nicht Lust hatten, auf dem Boden und am schmutzigen Strande zu essen; aber der Alte achtete weiter darauf nicht, lehnte das Haupt nachdenkend in die Hand, und schien in sein Schicksal er- geben. Die Fremden verließen endlich das ungastliche Ufer, und kehrten nach ihrem Schiffe zurück, wo ihnen der Alte noch einen Bcsuch abstattete; aber seine Neugierde und Heiterkeit war verschwunden, und er schien betrübt zu sein, weil er sie beleidigt glaubte. Darum erwiesen sie ihm alle mögliche Aufmerksamkeit;

7. Theil 3 - S. 148

1834 - Königsberg : Bornträger
148 Asien. so ißt man sich dort zu, d. i. man setzt eine Ehre daresn, mit den andern Gästen um die Wette zu essen, und den Magen recht voll zu füllen. Auch Spielsucht ist bei ihnen ein allgemei- nes Laster. Vom Kinde bis zum Greise spielt alles Glücksspiele, mit Würfeln und mit Karten. An Ceremonien sind sie sehr reich. In allen Dingen herrscht eine große Umständlichkeit: alle Gebräuche sind vorgeschrieben, und kein Chinese würde es sich vergeben, im Geringsten davon abzuweichen. Sc giebt es eine unendliche Menge von Ceremonien bei Begrüßungen, Besuchen, Gastmahlen, besonders bei Hochzeiten und Leichenbegängnissen. Die linke Seite ist die Ehrenseite; überhaupt ist genau bestimmt, wie und wie tief man sich 'vor den Leu-len jeden Standes ver- beugen müsse. Vor dem Kaiser wirft sich Jeder auf die Erde, aber auch die Beamten (Mandarinen) verlangen viele Eh- renbezeigungen. Es ist daher keine kleine Sache, das alles zu lernen, und so wie bei uns junge Leute Wissenschaften und Sprachen lernen, so werden dort die jungen Chinesen in den Ceremonien unterrichtet, ohne deren genaue Kenntniß sie nicht in der Welt erscheinen können. Ihre Sprache unterscheidet sich von allen andern, und be- steht nur aus einsylbigen Wörtern. Sie haben keine Buchsta- den, sondern ihre Zeichen bezeichnen ganze Wörter. Sie ist sehr schwer zu lernen, weil jedes Wort, je nachdem es verschieden betont und ausgesprochen wird, eine Menge von Bedeutungen hat. Ein zweites in China wohnendes Volk sind die Man d scheu oder Mandschuren, von denen wir schon bei Tungusien ge- sprochen haben. Dieß Volk eroberte vor etwa 190 Jahren China, und seitdem gehört die regierende Familie zum Volke der Mandscheu. Eine große Menge Mandschuren hat sich in China niedergelassen, aber die Sitten, die Sprache, und die Kleidung der Chinesen angenommen, so daß sie sich nur noch durch ihre kriegerischere Haltung und ihre Größe auszeichnen. Die Religion ist in China verschieden. Die Gelehrten und der Hof bekennen sich zur Religion des Kon-fu-tse (Con- fucius). Sie verehren nur ein höchstes Wesen, aber ohne Tem- pel und Altäre; aber dem Kon-fu-tse errichten sie beides, weil sie ihn zwar für keinen Gott, aber für ein über die Menschen erhabenes Wesen halten. Der größte Theil des Volks bekennt sich zur Religion des F o. Auch die Bekenner dieser Religion erken- nen nur ein höchstes Wesen an, das man nicht abbilden könne. Aber es gebe auch Schutzgeister; von diesen machen sie sich Bilder, und ver- ehren sie. Auch das Christenthum hatte schon viele Anhänger gefunden; aber neuerlich sind die Christen verfolgt, und das Christenthum verboten worden, wahrscheinlich weil sich die Mis-

8. Theil 3 - S. 151

1834 - Königsberg : Bornträger
China. 151 Abends mit einer Glocke das Zeichen gegeben ist, daß Jedermann zu Hause sein soll, darf man sich nicht anders als mit einer Laterne auf der Straße sehen lassen, ohne aufgegriffen zu werden. Der Kaiser ist eben so wenig zugänglich, ja noch weniger,, als der tür- kische Sultan und der persische Schach. Ehe man bis zu seiner eigentlichen Wohnung gelangt, muß man durch eine Menge Thore, Höfe und Plätze gehen. Das Schloß, das seine Wohnzimmer in sich faßt, heißt die Wohnung des heiteren Himmels, und soll sehr hoch, reich und prachtvoll sein. Zwei große Rauchfässer von ver- goldetem Kupfer, auf denen Tag und Nacht wohlriechende Sachen brennen, stehen davor. Hier wohnen nur der Kaiser, die Kaiserin- nen und seine übrigen Frauen. Außer diesem Schlosse enthält die kaiserliche Residenz noch eine Menge Palläste, auch Gärten, Teiche, Springbrunnen, Blumenbeete, Wohnungen für Hofbeamte, Solda- ten, kaiserliche Handwerker und Künstler; kurz die Residenz macht, wie das Serai in Constantinopel, eine eigene Stadt aus, die fast eine Stunde im Umfange hat. Die Chinesen haben auch ihre Thea- ter. In Peking stehen 6 Theater für Trauer- und Lustspiele dicht neben einander. Von Mittag bis zum Abend wird hier gespielt. Die weiblichen Rollen spielen junge Burschen. Die Zuschauer sitzen im Parterre und in den Logen, und zwar an Tischen, und obgleich der Eintrittspreis sehr gering ist, so erhalten die Zuschauer doch unentgeldlich Thee, und Lichter zum Anzünden der Pfeifen werden vor sie hingestellt. So wie ein Schauspieler auftritt, so fängt er damit an, den Zuschauern zu sagen, welche Rolle er spiele; denn ein Schauspieler spielt oft mehrere Rollen. Geräth er in Leidenschaft, so fängt er an zu singen. Auch pflegt man bei Gaste- reien Schauspiele aufführen zu lassen. In dem Augenblicke, wenn sich die Gäste zu Tische sehen, treten 4—5 reich gekleidete Schau- spieler herein, verbeugen sich viermal mit der Stirne bis auf die Erde, und überreichen dem Vornehmsten der Gäste ein Buch, in welchem die Namen von 50—60 Schauspielen stehen, die sie aus- wendig wisien. Sobald das Stück bestimmt ist, beginnt die Vor- stellung unter Begleitung der Trommeln, Trompeten, Flöten und Schalmeien. Auch sieht man oft auf den Straßen herumziehende Schauspieler für das gemeine Volk Stücke aufführen. Auf jeder Stelle, wo sich zwei Straßen durchkreuzen, findet man Miethkutschen stehen. Es sind kleine bedeckte Wagen mit zwei Rädern, mit Atlas und Sammt verziert, und von Pferden oder Maulthieren gezogen. Beamte pflegen zu reiten. Fast auf jedem Schritte findet man Laden und Buden, in denen man Reiß, Mehl, Brot, Oel und andere Lebensmittel verkauft. Die größte Leckerei für eine pekingsche Tafel sind Enten, die hier besonders schön und groß sind. Wein giebt es in China gar nicht, sondern man trinkt eine Art von Reißbranntwein, ein wenig warm, aus kleinen Tassen. Die Vergnügungen der Chinesen sind sehr einfach. Tänze sind nicht üblich. Damen in eine Gesellschaft zu bringen, würde, man in Peking für höchst unanständig halten; daher sind aber auch ihre Zusammenkünfte sehr langweilig, die jüngeren Per- sonen schweigen, und hören den älteren zu, die über irgend einen

9. Theil 3 - S. 222

1834 - Königsberg : Bornträger
222 Asien. fangt auch hier die vornehme Klasse erst gegen Atzend an stch zu bewegen. Bis dahin wird geschlafen, gegessen, Taback geraucht. Dies letztere ist so allgemein, daß selbst Kinder, die noch nicht ge- hen können, schon ihre Cigarren schmauchen. Man begnügt sich hier nicht mit den gewöhnlichen kleinen Cigarren, sondern man der stellt sich solche, die einen Fuß lang und verhältnißmäßig dick sind. Nun denke man sich einen Mund, der ein solches Tabacksröllchen mit den Lippen zu fassen vermag. Es gewahrt den possierlichsten Anblick, wenn Abends die eleganten Damen mit diesen brennenden Dingern im Munde spazieren gehen. Eben so gehört das Kauen des Betels zu den Bedürfnissen des schönen Geschlechts. — An demselben Meerbusen, an welchem Manila liegt, befindet sich noch eine andere lebhafte Handelsstadt, Cavile. Der Weg von Manila dahin ist reizend. Er führt durch Bambusalleen und angebaute Felder. Das Bambusrohr wächst hier höher als sonst wo, und es werden Brücken, Häuser und Geräthschaften aller Art daraus verfertigt. Cavile wird fast nur von Soldaten und Malaien bewohnt, und ist eine Festung, die keinen angenehmen Aufenthalt gewährt. Sonst sind die Stra- ßen gerade, die Härster von Stein, und haben alle ein Stockwerk über dem Erdgeschoß. Dies letztere wird wegen der Feuchtigkeit nicht benutzt, und dient also nur zur Unterlage. Oben laufen über- all auswendig Gallerien herum. Glasfenster hat man hier nicht, sondern statt des Glases durchsichtige Muschelschalen. Zn der Nähe liegt ein Dorf, das halb malaiisch, halb chinesisch gebaut ist. Hier wird immer nach Sonnenuntergang ein hell erleuchteter Markt ge- halten. Hunderte von Weibern, in langen Reihen auf der Erde fitzend, verkaufen verschiedene Arten von Speisen, Früchten u. f. w., und die Arbeiter aus der Festung und selbst die Soldaten könn men her, um das Abendbrot einzunehmen. Das Gewühl ist hier sehr groß, und da man hier sehr musikalisch ist, und sich fast nie von der Guitarre trennt, so wird nach d-m Abendessen unter freiem Himmel gespielt, getanzt und gesungen. Ein Reisender, der zur Weihnachtszeit hier war, fand am Weihnachtsabende ganz Cavile in großer Bewegung. Pfaffen mlc Heiligenbildern zogen durch die Straßen, die Malaien folgten der Prozession, und alle Kin- der liefen hinterdrein mit Later«en, welche die Gestalt verschiedener Thiere hatten. Eine angenehme Musik war zuweilen hörbar, wurde aber bald übertäubt durch das Äetöse vieler Feuerwerke und Rake- ten. Zn dieser Nacht schläft Niemand in Cavite; um Mitternacht werden alle Glocken geläutet, und das Volk strömt in die Kirche zum Gebet. Die Spanier auf Manila treiben großen Luxus; sie halten sich zahlreiche und elegante chukpagen, und auf ihren Tafeln findet man einen Ueberfluß vor Speisen. Zucker und Indigo sind die Hauptartikel, die mannach Europa schickt. Auch Ca- cao, Kaffee, Taback wachsen hie-, Vogelnester werden verschickt, und Muscheln in Menge gesunder. Das Hauptvergnügen der Einwohner, das sie leidenschaftlich lieben, ist der Hahnenkampf.

10. Theil 3 - S. 298

1834 - Königsberg : Bornträger
298 Afr ika. er den Knochen seinem Landsmann, der es eben so machte. Hie- rauf sahen mich beide vergnügt an, und verließen uns nicht eher, als bis wir aufbrachen." Nach einigen Tagen traf der Reisende in einem kleinen Thale vier Buschmänner, unter denen auch jener Alte war, und sechs Frauen. Alle reckten die Hände in die Höhe, und bettelten um Taback. „Nachdem wir unsern kleinen Vorrath unter alle, die Mädchen nicht ausgeschlossen, vertheilt hatten, singen alle zugleich an sehr lebhaft zu sprechen, wobei sie den Taback in Knochen- röhren stopften. Ein paar Mädchen zeichneten sich durch die Leb- haftigkeit, mit welcher sie schrien, besonders aus; sie dehnten die Endsylben ins Unendliche aus, und wenn es eben schien, als ob nun aller Athem verbraucht sey, so ging es nach einer kurzen Einathmung wieder an ein Plappern, Klatschen und Schnalzen, daß man sich die Ohren hätte zustopfen mögen. Die kleinen Kinder waren sehr häßlich, und eben so unförmlich dick, wie die Alten unförmlich mager. Die Köpfe sahen wie Wasserköpfe aus, und fast alle hatten kleine, zugekniffene, gleichsam in Fett ver- wachsene Augen." Von der Tücke, Raubsucht und Feigheit der Buschmänner erzählt der Reisende folgende Begebenheit: „Wir hatten beinahe den Ort erreicht, an welchem wir uns lagern wollten, als sich uns eine höchst traurige Scene darbot. Ich war mit einem der Colonisten vorausgegangen, als wir vor uns im Gebüsch das Zelt eines Wagens erblickten. Mein Begleiter erkannte die daneben stehenden Frauen und Kinder, und rief: „das sind meine Hot- tentotten!" Wir eilten schnell auf den Wagen zu. Jetzt erkannte uns eine der Frauen, stieß einen lauten Schrei aus, und siel vor meinem Begleiter auf die Erde, seine Knie umarmend. Sogleich kamen auch die Kinder lautweinend heran, und schluchtzten und jam- merten durch einander, daß es eine ganze Weile dauerte, ehe wir die Frage thun konnten, wo die beiden Männer wären. Erneuertes heftiges Schluchzen war die Antwort; dabei wies die eine Frau, ihr Gesicht verhüllend, mit der Hand zur Seite. Wir sahen auf, und erblickten wenige Schritte von uns einen zwölfjährigen Kna- den, der eben beschäftigt war, ein Grab zu scharren. Neben ihm lag der Leichnam seines Vaters. „Die Buschmänner haben ihn ermordet!" rief uns der arme Junge entgegen, und brach eben- falls in lautes Jammergeschrei aus. Nach und nach beruhigten sie sich, und erzählten uns Folgendes: Jene beiden Hottentotten hatten aus alter Anhänglichkeit meinen Gefährten auf seiner Reise begleitet. Er war vorausgeeilt; sie waren ihm durch diese wü- ften^Gegenden gefolgt, ohne Besorgniß vor den Buschmännern, weil sie diesen Menschen nie etwas zu Leide gethan hatten. Am dritten Tage gesellten sich die ersten Buschmänner zu ihnen, und
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TM Hauptwörter (200)200

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