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Selbst unter den Muselmanen befinden sich Büßer, die wegen ihrer
Heiligkeit auch von den Hindus verehrt werden. So lebt zu Salone in
Audh ein solcher Heiliger, Shah Puna Ata, der auf derselben Matratze
sitzt, die seine heiligen Vorfahren besaßen, nie davon weicht und seinen
Segen an Alle spendet, die zu ihm wallfahrten.
Noch vor siebenzig Jahren mußte ein Brahmane zu Kalkutta, weil er
von einem Goldarbeiter ein Geschenk angenommen hatte, zwei Tage fasten,
einen heiligen Spruch hunderttausend Mal hersagen und seinen Mund mit
Kuhdünger reinigen, da er ihn mit der Nahrung des Goldarbeiters verun-
reinigt hatte. Dies würde nun heutzutage nicht mehr geschehen, doch sieht
man noch immer Hindus der niederen Kasten mit Einsammeln des Stau-
des beschäftigt, welcher den Braminen von den Füßen fällt, um sich dessel-
den als Heilmittel zu bedienen, oder damit die Stirn zu bemalen, wenn
sie eine Reise antreten. Es gibt Sudras, welche selbst die Blätter sam-
meln, deren sich die Braminen als Teller bei ihrem Mahle bedienten, und
dann in dem Glauben verzehren, nach ihrem Tode als Brahmanen
wieder geboren zu werden.
Noch bis auf die neueste Zeit betrachteten die höheren Kasten ihr
Mahl als verunreinigt, wenn der Blick eines Christen darauf fiel.
Doch Noch bricht mitunter auch das Eisen. Zur Zeit der Hungersnoth
im Jahre 1838 in den Nordwest-Provinzen, wo Mütter ihre Kinder
verkauften, um ihr Leben fristen zu können, wurde auch der Kastenunter-
schied vergessen, und man sah, wie die Brahmanen die Ueberreste des
Mahls der Dhams (der niedrigsten Kaste) heißhungrig verzehrten. Und
setzt (1873) ist das Kastenvorurtheil bei den gebildeteren Hindus schon
so weit gesunken, daß sie an englischen Tischgesellschaften Theil nehmen,
und mit um so größerem Vergnügen, je besser die Tafel besetzt ist.
Auch Lord H astings zeigte, was Strenge vermag. Zu seiner Zeit
befanden sich gegen 20,000 Leute aus Orissa, fast alle den höheren Kasten
angehörend, als Dienende in Kalkutta. Viele von ihnen gehörten zur Die-
nerschaft des General-Gouverneurs. Einem dieser ersten Diener befahl
Lord Hastings eines Tages, das Waschbecken zu reinigen. Er weigerte
sich aus dem Grunde, weil er seine Kaste beschimpfen würde. Lord Ha-
stings sprach heftig: „Wenn Du nicht alsbald das Waschbecken reinigest,
wirst Du sammt allen Deinen Orissa-Landsleuten sogleich Kalkutta ver
lassen und in die Heimath zurückkehren!" Sie kamen eiligst zusammen,
beriethen sich unter einander und entschieden, daß der Diener das Wasch-
becken zu reinigen habe. —
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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ausgezogen werden. Dann traten sie in ein Gemach, das von rothbemalten
und mit Vergoldungen gezierten Pfeilern getragen ward. An den Seilen
waren schmale Thüren, gegenüber sprang eine mit einem Geländer ver-
sehene Balustrade vor, zu der eine in der Mitte angebrachte Treppe hinauf-
sührte. Die Höflinge saßen auf der Erde, das Gesicht gegen die Balustrade
gekehrt. Als der König aus der im Hintergründe sich öffnenden Thür
hervortrat und aus einem an der obersten Treppenstufe befindlichen Divan
Platz nahm, warfen sich Alle zur Erde nieder, die üblichen Ehrfurchts-
bezeigungen auszusühren, und blieben dann auf ihren Ellenbogen und
Knieen ruhend liegen. Den Fremdling hatte man neben einen der Pfeiler,
etwas abseits von den Uebrigen, aber dem Könige gegenüber, gestellt und
ihm keine anderen Vorschriften über das Niederwerfen gegeben und nur
das eingeschärft, daß die Füße vom König weggewandl sein mußten, wie
ja das die übliche Stellung in Gegenwart jedes birmanischen Vornehmen
sei. Die Priester verbergen die Füße unter das lange Gewand. Ueber
das gewünschte Zusammenlegen der Hände hatte Ir- Bastian einige
Schwierigkeiten erhoben, und so hatte man ihm das nachgelassen und
begnügte sich mit einer einfachen Verbeugung.
Der König, um und an dem einige seiner jüngeren Kinder herum-
kletterten, ftxirte erst eine Zeit lang seinen Mann und ließ ihn dann
nach dem Zwecke seiner Reise fragen. Er wollte, daß I)r. Bastian direct
mit ihm ohne Dolmetscher reden solle; da aber die Kenntniß des Birma-
nischen bei dem Fremdling noch eine sehr geringe war, so konnte dieser
von dem gnädigen Anerbieten keinen Gebrauch machen. Er theilte also
durch den Dolmetscher Seiner Majestät mit, daß man in Europa viel
Werth darauf lege, fremde Länder und Völker kennen zu lernen und daß
die europäischen Gelehrten sich besonders für die Religion der verschie-
denen Völker interessirten. Sie Hütten von den meisten schon eine hin-
längliche Kenntniß, aber über den so weit verbreiteten Buddhaglauben
sei man noch sehr im Unklaren und dem Reisenden sei es am zweck-
mäßigsten erschienen, die Lehre Buddha's in Birma selber zu studiren,
wo sie sich am reinsten erhalten habe.
Das klang seiner goldfüßigen Majestät gar angenehm, denn der
König, der lange im Kloster gelebt, bevor er aus den Thron gelangte, gilt
für einen der tiefsten Kenner der heiligen Pali-Texte und ist überhaupt
ein sehr eifriger Bekenner des Buddhismus. Er antwortete, daß er es für
ein verdienstvolles Werk halte, die Schönheiten des Buddhismus an's Helle
Licht zu stellen, denn dieselben wären von den Fremden noch gar nicht nach
Gebühr gewürdigt worden. Darauf fragte er, wie lange Herr Bastian im
Lande zu bleiben gedenke? Dieser antwortete, daß er darüber noch keinen
festen Plan gemacht habe, und da er den König in guter Stimmung sah,
so wollte er die Gelegenheit benutzen, und fuhr fort, daß er auch Tag-
rung, wo alte Buddhabilder gefunden wurden, und die nördlichen Pro-
vinzen des Reichs besuchen möchte, weshalb er keine Zeit bestimmen könnte.
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welchem weiße und bunte Pfauen herumspazierten, nach dem ihr an-
gewiesenen, in Form eines Vielecks gebaueten Lusthause, dessen Treppen
mit Rosenwasser besprengt waren. Der Kiosk hatte im Innern fast die
Gestalt eines Kreuzes, die Deckengewölbe waren mit sauberer Blumen-
malerei geschmückt, die Wandflächen mit Bildern persischer Tänzerinnen,
auf einem großen Tische standen volle Rosensträuße neben Tellern mit
allerlei Zuckerwerk. Aus den Filckeppichen waren Rosenblätter gestreuet.
Am 9. Mai fand der feierliche Empfang beim .,König der Könige"
Statt. Auf reich geschirrten Pferden aus dem Marslall des Schah ritt
man bis vor das Portal des königlichen Schlosses. Der Ceremonien-
meister in hohen Reiterstiefeln von blurrothem Tuch und in eben solchen
Hosen, in einen Kaschmirkaftan gehüllt, einen hohen mit Kaschmir-Shawls
umwundenen Turban auf dem Haupte tragend, in der Hand seinen mit
kostbaren Steinen verzierten Amtsstock führend, hatte die Gesandtschaft
geholt. Im Vorsaale waren 12 „Säulen", d. h. Großwürdenträger des
persischen Reiches versammelt. Ihre Zahl ließ sich schon vor der Thür
an den zurückgelassenen Schuhen berechnen, da sie der Sitte gemäß in
Strümpfen auf den Teppichen des Zimmers saßen. Einige persische Generale
trugen reich gestickte, etwas altväterische europäische Uniformen, die Civil-
beamten ihre persische Tracht. Am reichsten war der alte Oberceremonien-
meister geschmückt, sein Dolch im Gürtel blitzte ebenso wie sein Amtsstock
von Diamanten. Der Kaliun (die persische Tabackspfeife) ward nebst Kaffee
und Thee wie gewöhnlich als Ehrengabe den fremden Gästen geboten.
Dann kündigte der Ceremonienmeister an, der „König der Könige" sei
bereit, den preußischen Abgesandten zu empfangen. Dieser ging zur Rech-
ten, der Ceremonienmeister zur Linken, hinter ihm der Dragoman und
Di. Brugsch, das Etui mit den Insignien des schwarzen Adlerordens auf
einem Sammetkissen und einer schweren goldenen Schüssel tragend, dann
ein zahlreiches Gefolge. Nachdem zwei Vorhöfe mit Gärten durchschritten
waren, in welchen eine dichte Menge Spalier bildete, hielten sie vor einer
Pforte still. Der Oberceremonienmeister vertauschte schnell noch seine persi-
sche Pelzmütze mit einem Kaschmir-Turban und winkte dem Gefolge zurück-
zubleiben. Der Hauptgarten wurde betreten, der mit einer Fülle von
Rosen und Fontänen das Auge überraschte. Der Oberceremonienmeister
blieb stehen und verneigte sich tief; die Gesandtschaft desgleichen. Man
befand sich vor dem Jmaret, einem mächtig großen Bau aus Holz und
buntem Steinwerk mit offener Vorder- und Hinterwand. Der Ober-
ceremonienmeister rief mit lauter Stimme in das Innere hinein, die
Ankunft des Gesandten anzuzeigen, und aus dem Saale des Jmarets
erschallte eine bejahende Antwort. Nun abermals Verneigung. Die Gäste
zogen ihre Ueberschuhe ab und traten in den Thronsaal. Zunt dritten
Mal tiefe Verneigung; man stand vor dem Schah. Ein schöner Mann,
angehender Dreißiger, mit klugen durchdringenden Augen, einem großen
schwarzen Schnurrbart. Er trug einen hellleuchtendetl goldbrokatenen
3«.
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Straßenraub leben und ihre Seele für einen Pfifferling hingeben. Sie
sind käufliche Mörder, die Jedem zu Gebote stehen, der sie bezahlt, da-
bei arge Säufer und Opiumesser, Faulenzer und Tagediebe. Sie ver-
schlafen den Tag oder streichen in den Bazars umher, die Nacht aber ist
die Zeit für ihr Handwerk. Es wirft ein eigenthümliches Licht auf persische
Zustände, wenn man erfährt, daß im Anfang des Monats Februar 1861
der Polizeidirector von Teheran, der 70jährige Mahmud-Chan, welcher
fein Amt bereits 30 Jahre versehen hatte, überwiesen wurde, vertrags-
mäßig von einer Luti-Bande einen nicht unbedeutenden Theil ihres Rau-
des angenommen zu haben, ohne im Mindesten daran Anstoß zu nehmen.
Interessant ist, was vr. Brugsch über die lustwandelnden Teheraner
erzählt. — „Da wir — berichtet er — in der Stadt keine passende Woh-
nung gesunden hatten, so blieben wir bis Ende Mai in dem (oben er-
wähnten) gastfreundlich angebotenen Hause mitten im schönen Rosengarten
und schienen beinahe entschädigt für so manche Enttäuschung geträumter
Hoffnungen auf unseren voraussichtlich längeren Aufenthalt in Persien
und unter den Persern. Die Anlage, wie alle Rosengärten des Schah,
an der Straße gelegen, die von Teheran nach den Dörfern des Elbrus
in nördlicher Richtung führt, war tagtäglich, besonders nach dem Nach-
mittagsgebet, von Persern — nie von Perserinnen — besucht. Wir
hatten somit die beste Gelegenheit, den Charakter der Teheraner nach
manchen theilweise drolligen Seiten hin kennen zu lernen. Mit den bunt-
farbigsten Gewändern bekleidet, meist in hellgrünen Nöcken und purpur-
rothen Beinkleidern, die schwarze Pelzmütze nach hinten übergesetzt, nach-
lässig mit einem Spazierstöckchen spielend, wie es die Stutzer bei uns zu
thun pflegen, Rosensträuße in den Händen tragend, den Blick alle Augen-
blicke nach der goldenen oder silbernen Uhr lenkend, lustwandelten die
schwatzenden und lachenden Söhne Teherans in den Gängen des Gulistan
einher — gewöhnlich paarweise sich an der Hand haltend — rissen die voll-
blätterigen Rosen von den Sträuchen herunter oder schlugen sie mit ihren
Stückchen ab, daß die Blätter der persischen Lieblingsblume nach allen
Seiten hin auf den Wegen umherlagen. Andere hatten unter den schatti-
gen Gebüschen einen angenehmen Ruheplatz gefunden oder saßen an dem
großen Bassin mit ihrem Kaliun beschäftigt und mit stierem Auge in das
ruhige Wasser starrend. Theeverkäufer hatten auf kleinen sauber gedeckten
und mit Blumen geschmückten Tischen den dampfenden Samovar (Thee-
kessel) nebst einer Reihe zierlicher Tassen aufgestellt. Man raucht, trinkt,
musicirt, singt und scheint entzückt von dem trägen Leben im Gulistan. Die
Poesie hatte aber auch ihre recht prosaische Seite, denn laut schreiende Esel
und Rinder mischten sich in die Gesellschaft der Perser, rissen gemeinschaft-
lich mit ihnen Blumen, Blätter und unreife Früchte von den Bäumen und
wälzten sich behaglich auf dem Boden der mütterlichen Erde. Von der
weiten Halle unserer großfenstrigen Wohnung aus sahen wir diesem Trei-
den mit Befriedigung zu, höchstens einmal erschrocken durch den Anblick des
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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nesischen auf und ich fand denselben auch bald in der Person eines ent-
lassenen chinesischen Beamten, Tun-sjan-scheu. Es war ein Mann von
60 Jahren, übrigens munter und frisch, und sehr belesen. Er erschien mit
aller Gravität eines chinesischen Pädagogen, setzte sich ohne Ceremonie auf
den Ehrenplatz, rauchte seine Pfeife und sah mich und seine andern Schüler
mit einem durchdringenden Blicke an, ob wir auch wohl tauglich sein möch-
ten. Nachdem wir seinen inspicirenden Blick ruhig ausgehalten hatten,
baten wir ihn, mit uns zu speisen. Dies ist nicht als ein Zeichen besonderer
Höflichkeit anzusehen, sondern eine unerläßliche Bedingung der Bekannt-
schaft mit einem chinesischen Lehrer: ohne Mittagsmahl kann hier keine
Lection beginnen. Erst am folgenden Tage nach dem Mittagsmahl fingen
die Lectionen an; unser Lehrer begann sie damit, daß er eine ziemliche
Menge Tusche einrieb, dann nahm er einen kleinen, in ein Rohr gesteckten
Pinsel, tauchte ihn in die zubereitete Tusche und begann nun mit unnach-
ahmlicher Leichtigkeit und erstaunlicher Reinheit Chinesisch zu schreiben.
Als er die erste Zeile beendigt hatte, las er das Geschriebene laut vor
und forderte uns dann auf, jedes Wort ihm nachzusprechen. Man kann
sich kaum eine Vorstellung machen, wie schwer das ungewohnte Ohr die
Klänge dieser Sprache auffaßt, und wie wir Alles, was unser geduldiger
Lehrmeister uns wiederholte, unter gewaltigen Gesichtsverzerrungen ihm
nachsprachen. Das Interessanteste aber war. daß wir unsere Leetionen
anfingen, ohne ein einziges chinesisches Wort zu verstehen, und daß unser
Lehrer kein Wort russisch verstand, so daß er uns die Bedeutung der
chinesischen Worte in chinesischer Sprache erklärte. Mit allem Eifer und
im Schweiße seines Angesichts arbeitete unser Chinese, wir hörten ihm
mit nicht minderem Eifer zu, schlugen jeden Augenblick das französisch-
chinesische Lexikon nach, überzeugten uns aber endlich, daß wir für den
Anfang nothwendig zu einem Manne unsere Zuflucht nehmen müßten,
der Russisch verstände. Das Haupthinderniß für ims war die für einen
Europäer außerordentlich mühsame Aussprache, indem ein und derselbe
Laut, je nachdem er einfach, hoch oder tief, oder abgestoßen ausgesprochen
wird, eine eigene Bedeutung hat. In dem ersten Halbjahre machten wir
kaum einen Fortschritt, und erst nach zwei Jahren fingen wir an, in die
Geheimnisse dieses Labyrinths, das man die chinesische Sprache nennt, ein-
zudringen, aber erst nach vier Jahren konnten wir uns frei mit Chinesen
unterreden. — Wir hatten indeß große Lust, Peking zu sehen, und sobald
wir in vollkommen chinesische Kleidung gehüllt waren, fuhren wir alsbald
in gemietheten Carriolen durch die Straßen der Hauptstadt. Zuerst
lenkten wir die Fahrt nach dem kaiserlichen Palaste, wo der Kaiser in
den Wintermonaten verweilt, während er den Frühling, Sommer und
Herbst in einem Palaste drei Stunden von Peking zubringt. Der Winter-
palast nimmt einen außerordentlichen Raum ein und besteht aus einer
Menge besonderer, einstöckiger, aus Backsteinen ausgeführter Häuser, von
denen jedes seine besondere Bestimmung hat. In dem einen wohnt der
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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Die Straßen, welche die Franzosen für militärische Zwecke erbauet
haben, sind unübertrefflich, die Straßen aber für den bürgerlichen Ver-
kehr — mit einziger Ausnahme der nächsten Umgebung von Algier —
und kläglich. Die wichtigste Straße dieser Art, von Philippeville nach
Constantine, auf der alle Erzeugnisse der Provinz Constanline ausgeführt
werden nmssen, ist halb im Zerfall.
2. Ein Besuch bei der Mutter des Bey von Tunis.*)
(Eine Scene aus dem Haremsleben.)
Wir waren seit drei Monaten in Tunis und bewohnten das Stadt-
palais des regierenden Bey Achmet Pascha, einen wahren Feenpalast aus
„Tausend und einer Nacht". Mauern von Marmor stützen die benialten
und vergoldeten Deckengewölbe, auf die von oben ein gedämpftes geheim-
nißvolles Licht herabfällt. Von den Terrassen dieses maurischen Schlosses
übersieht man die ganze Stadt: „Tunis, die weiße, die Stätte des Frie-
dens und der Glückseligkeit", wie sie von den arabischen Dichtern genannt
und gefeiert wird. Die hohen Minarets auf ihren Moscheen, die weißen
Dome, die alte Kaßba, der schöne See, worin, gleich einer schönen mau-
rischen Prinzesstn, die Stadt sich wohlgefällig bespiegelt — als sich dies
Alles so mit einem Blick mir darstellte, da ward ich hingerissen von Be-
wunderung und Entzücken. Fortan stieg ich jeden Abend auf die Terrassen,
blieb hier in stille Betrachtung versunken, bis die Sonne sich neigte, der
Ruf der Muezzin erscholl, welche die Gläubigen zum Gebete ermahnten,
und bis von fern her die Gesänge der Neger zu mir herüberdrangen,
die in der Abendkühle von der Last und Hitze des Tages in fröhlichen
Tänzen und Liedern sich erholten.
Alle Freitage erschien ein Gesandter von der Mutter des Bey, um
meine Mutter zu begrüßen und der Hochachtung seiner Gebieterin zu ver-
sichern; ani Schlüsse seiner Complimente verfehlte er nie, den lebhaften
Wunsch auszusprechen, welchen die Fürstin habe, meine Mutter persönlich
kennen zu lernen. So beschlossen wir denn, am dritten Tage des Bei-
rant**) unfern Besuch zu machen. Ich sage „wir", denn Mama hatte
*) 2me. Branche Lavellaine de Manbeuge („Journ. des Dem.“ 1845). Vom
Herausgeber.
**) Ein großes Fest der Moslemim, das gleich nach dem Festmonat Ramadan
fällt und mit vieler Pracht gefeiert wird. Der Sultan zieht in glänzendem Aufzuge
in die Moschee, nachdem er die Glückwünsche der Staatsbeamten empfangen hat, die
an diesem Tage bei ihm speisen und von ihm beschenkt werden. Das Volk belustigt
sich durch Schmausen und Besuche u. s. f.
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TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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