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1. Teil 2 - S. 53

1882 - Leipzig : Brandstetter
Deutscher Handel am Ausgang des Mittelalters. 53 Weine, Spezereien und Leinwand ein. Nach Lissabon verluden die Schiffe Holz, Mehl, Bier und getrocknete Fische und brachten Salz, Kork, Öl, Feigen, Rosinen, Orangen und feine Weine zurück. Von der portugiesischen Regierung wurden die Kaufleute besonders zur Einführung von Schiffbauholz durch Begünstigungen ermuntert. Gleich rege war ihr Verkehr mit der Westküste Frankreichs, vornehmlich mit Baie, einem Hascnplatz südlich von Nantes, von wo sie außer anderen Waren das berühmte Baiensalz einführten. Im Jahre 1474 suchten 72 Danziger Schiffe jene Gegend anf, und einundfünfzig derselben trafen auf einmal in Weichselmünde ein. Der Verkehr mit England bestand hauptsächlich in dem Austausch von Getreide und Holz aus den Weichsellündern gegen englische Wollenfabrikate und bildete den wichtigsten Zweig des Danziger Handels. Häufig sandte die Stadt jährlich sechs- bis siebenhundert Schiffe mit Getreide nach England. Aus Schottland führten die Danziger Wolle und Pelzwerk ein. Nach Flandern brachten sie die verschiedensten Holzarten und Getreide und holten von dort, insbesondere aus Brügge, dem Sammelpunkte aller Nationen, die mannigfachsten Erzeugnisse des Gewerbsteißes. Wie großartig der Verkehr mit Holland war, läßt sich daraus ersehen, daß allein im Jahre 1481 nicht weniger als elfhundert Schiffe „groß und klein", mit Korn beladen, dorthin ausliefen, und die Holländer in Danzig vom September 1441 bis Mai 1447 mehr als zwölf Millionen Thaler Pfnndgeld entrichteten, nach jetzigem Geldwert also etwa 360 Millionen Mark. Die Schiffe waren zu Flotten von je dreißig bis vierzig Fahrzeugen vereinigt, und jeder dieser Flotten wurden in der Regel von der Stadt bewaffnete Schiffe, Orlogfchiffe oder Friedenskoggen genannt, zum Schutze beigegeben. Auf den hanseatischen Schiffen herrschte straffes Regiment. War ein Schiff ausgelaufen und hatte es einen halben Seeweg zurückgelegt, so versammelte nach altem Brauch der „Schiffer", der die oberste Leitung hatte, sämtliche Schiffslente und Reifende und hielt eine Anrede: „Wir find Gott und Wind und Wellen übergeben, darum soll jetzt einer dem andern gleich sein. Und da wir von schnellen Sturmwinden, ungeheuren Wogen, Seeraub und anderen Gefahren umringt sind, kann unsere Reise ohne strenge Ordnung nicht vollbracht werden. Deshalb beginnen wir mit Gebet und Gesang um guten Wind und glückliche Ausfahrt und besetzen nach Seerecht die Schöffenstellen, damit ehrliches Gericht sei." Dann wurden unter Beistimmung der Anwesenden ein Vogt, vier Schöffen, ein Meistermann zur Vollstreckung der Strafurteile und sonstige Beamte ernannt, und darauf wurde das Seerecht mit seinen Strafen verkündet: Niemand soll fluchen bei Gottes Namen, niemand den Teufel nennen, nicht das Gebet verschlafen, nicht mit Lichtern umgehen, nicht die Lebensrnittel verwüsten, nicht dem Zapfer in fein Amt greifen, nicht nach Sonnenuntergang mit Würfeln oder Karten spielen, nicht den Koch ärgern und nicht die Schiffslente hindern, bei Geldstrafe. Harte leibliche Strafen wnrden verhängt über die, welche auf der Wache schliefen, an Bord Lärm anrichteten, ihre Waffen

2. Teil 2 - S. 215

1882 - Leipzig : Brandstetter
Nürnbergs Kunstleben gegen Ausgang des Mittelalters. 215 Blütezeit, und neben diesen Jüngern war der alte Wohlgemnth an der Spitze einer großen Werkstatt noch immer unermüdlich mit Malen und Bildschnitzen beschäftigt. Zu den frühesten Arbeiten, die Veit Stoß in Nürnberg hervorgebracht, gehört das Flachrelief der Krönung Mariä durch Gottvater und Christus, das jetzt in der Burgkapelle aufbewahrt wird und dessen Ausführung von meisterlicher Vollendung ist. Ein Geist liebenswürdiger Reinheit und Milde waltet in der Scene, die eher etwas still Gemütliches als etwas Feierliches hat. Die Mctdomta ist ein echter Typus der lieblichen und feinen Frauenköpfe des Meisters. In dem prächtigen Kopse Gottvaters liegt, wenn auch nicht gewaltige Kraft, fo doch milde, väterliche Würde. Hauptwerke des Meisters sind der Englische Gruß in der Lorenzkirche, von dem Patrizier Anton Tuch er 1518 gestiftet, und ein Altar in Krakau. Nicht minder bedeutend als Veit Stoß in der Holzskulptur zeigt sich Adam Krasst als Steinbildner. Das erste nachweisbare Skulpturwerk Kraffts sind die sieben Stationen, Reliefs von ergreifender Wirkung. Die Figuren erscheinen keineswegs ideal, vielmehr kurz und derb, meistens in die damalige Nürnberger Tracht gekleidet; nur die Gestalt Christi zeigt schlichten Adel. Je weniger die „sieben Fälle" Christi auf dem Gange nach Golgatha dem Bildhauer dankbare Motive zur Entfaltung darzubieten scheinen, desto größer ist die Kunst des Meisters in Schattierung und dramatischer Steigerung der Scenen. Wie kummervoll niedergebeugt sehen wir den „Mann der Schmerzen" ans dem ersten Bilde, wo ihm seine Mutter begegnet! Wie tief ist dort das Seelenleid der gramgebeugten Mutter ausgedrückt! Die folgende Station, wo der unter der Last Zusammengebrochene von dem Schergen emporgerissen wird, giebt mehr äußerlich einen Moment empörender Gewaltthat. Aber zu den schönsten dieser Darstellungen gehört die dritte, wo Christus zu den ihn beklagenden Frauen das warnende Wort ausspricht: „Ihr Töchter von Jerusalem, weinet nicht über mich, sondern über Euch und Eure Kinder." Hier ist alles voll innerer Seelenbewegung, voll dramatischen Ausdrucks. Auch die vierte Station, Christi Begegnung mit Veronika, gehört zu den tief empfundenen. Die fünfte zeigt wieder das rohe Treiben und Drängen der Peiniger; auf der sechsten ist der Erbarmenswerte unter der Last des Kreuzes hingestürzt. Die letzte und zugleich die schönste, ergreifendste zeigt den Leichnam Christi im Schoße der Mutter, die noch einmal einen Knß auf die verstummten Lippen drückt, während Maria Jacobi sanft die herabgefunkene Hand des Toten ergreift und Magdalena bitterlich weinend sich über den Leichnam beugt. Krafft ist vielleicht der treuste Spiegel deutschen Wesens. Der Kreis feiner Darstellungen ist nicht weit. Er beschränkt sich fast ohne Ausnahme auf die Verherrlichung der Maria und die Leidensgeschichte ihres Sohnes. Aber in diese Gegenstände hat er sich mit ganzem Gemüte versenkt und schildert sie mit einer Herzlichkeit, welche um so beweglicher wirkt, als der Meister mit zarter Scheu alles Pathetische vermeidet. Heftiger, leideufchaft-

3. Teil 2 - S. 52

1882 - Leipzig : Brandstetter
52 Deutscher Handel am Ausgang des Mittelalters. Diese Einrichtung wurde selbst noch nach dem dreißigjährigen Kriege festgehalten. Was nicht verkauft wurde, mußte einem Frankfurter Kaufmanne überlassen werden, von welchem es der Hamburger wieder zurückkaufte, der es nun, als in Frankfurt gekauft, weiter führte, meistens wohl mit Frankfurter Fuhrgelegeuheit. Es war dies allerdings nur ein Scheinkauf, denn der Hamburger zahlte, außer den Niederlags- und Umladegebühren, eigentlich dem Kaufmauue iu Frankfurt nur eine Provision. Allein für Frankfurt war dies immer ein großer Vorteil, weil sie gezahlt werden mußte, und es läßt sich wohl denken, daß die Hansestädte sich bald über feste Sätze mit den Frankfurtern geeinigt haben, um jeder Überteuerung vorzubeugen. Schon früh scheint inan auch den, wenigstens später allgemein eingeschlagenen Ausweg ergriffen zu haben, einen Frankfurter Kaufmann als Faktor eines Hamburgschen, Lübeckschen rc. Hauses zu ernennen und zu besolden, einen in der Sprache des Mittelalters sogenannten „Leger", der die Breslauer Waren als Eigentum behandelte und anerkannte, auch wenn er sie uicht bezogen hatte, und im Interesse jenes Hauses weiter beförderte. Dieser Ausweg wurde, obgleich gewiß schou lange benutzt, als eine Begünstigung zwischen den Städten Frankfurt und Breslau im Jahre 1646 gesetzlich anerkannt. 9. Deutscher Handel am Ausgang des Mittelalters. (9zach: Job. Janssen, Zustände des deutschen Volkes am Ausgange des Mittelalters. Freibnrg. 1878. S. 353—366.) J)ie Hansa erreichte ihre höchste Blüte als Handelsmacht im 15. Jahrhundert. Ihr Handelsgebiet erstreckte sich damals über Rußland, Dänemark, Schweden und Norwegen, England und Schottland, Frankreich, Spanien und Portugal, das Innere Deutschlands, Littanen und Polen. Rußland und der skandinavische Norden wurden noch vollständig von den Hanseaten beherrscht, und England befand sich bis zum Schlüsse des Jahrhunderts in Sachen des Handels Deutschland gegenüber in demselben Verhältnis, in welchem sich gegenwärtig Deutschland zu England befindet. Unter den hanseatischen Städten nahm z. B. Danzig eine wahre Weltstellung ein. Seit dem Anfang des 15. Jahrhunderts stand der dortige Handel mit allen Ländern, welche im Bereiche des hanseatischen Seeverkehrs lagen, von Lissabon im Westen bis nach Nowgorod und Finnland im Osten, in unmittelbarem Verkehr und eröffnete sich außerdem nach Littanen, Polen und Ungarn besondere Wege. Aus den skandinavischen Reichen holten die Kaufleute namentlich Eisen, Kupfer, Pelzwerk, Fischwaren, Pech, Harz, Teer und verschiedene Holzarten und führten dagegen unter anderem feine wollene Tücher, Seidenwaren, Sammet, Metall-waren, Roggen, Weizen, Flachs, Hanf, Hopfen, Öl, rheinische und spanische

4. Teil 2 - S. 288

1882 - Leipzig : Brandstetter
288 Die ältesten deutschen Zeitungen. waren, abgesehen davon, daß Truck und Papier zumeist schlechter geworden waren. Im Jahre 1728 erschien z. B. ohne Angabe des Druckortes auf zwei Quartblätteru: „Ausführliche und gründliche Nachricht wegen des durch Gift geschehenen vielen und grausamen Kinder-Mordes, welcher von der gewesenen Postcommissarien Namens Susannen Hoyerin in Wittenberg verrichtet worden. Sie ist Anno 1684 zu Waldkirchen gebohren. Ihr Vater Caspar Hoyer war daselbst Müller und hatte seine eigene Mühle. Diese Susanna Hoyerin empfing in Wittenberg den 26. Octr. 1728 mit dem Rade ihren verdienten Lohn zwischen 10 und 11 Uhr auf den öffentlichen Markt bei Zuschauuug vieler Tausend Menschen." Wir haben diesen langen Titel absichtlich unverkürzt mitgetheilt, um zu zeigen, was im 18. Jahrhunderte ein Titel alles enthalten konnte. Ähnliche Zeitungen giebt es vom Jahre 1737 über die Entdeckung und Verurteilung einer Diebsbande bei Berlin, vom Jahre 1725 über das „lasterhafte Leben und schändliche Ende des berüchtigten Spitzbuben John Schep-pards" it. s. w. Eine Zeitung über den Diebstahl der berühmten goldenen Altartafel in der Michaeliskirche zu Lüneburg ist nicht nur mit einer Abbildung dieser Tafel und den Porträts sämtlicher zwölf Spitzbuben, fon-dern auch mit einer Abbildung der Richtstätte ausgestattet. Das letztere Blatt ist ein geradezu schauderhaftes. Mau sieht gepfählte Köpfe, am Galgen hängende, anss Rad geflochtene Körper 2c. Ein Leichnam hängt verkehrt am Galgen, neben ihm ein Hund. Sogar der Pfahl ist abgebildet, „woran Mosel ist verbraudt worden". Verfolgungen waren die Zeitungen schon in alter Zeit ausgesetzt. Als im Jahre 1493 der Plan des Herzogs Albrecht von Sachsen, seinem Sohne die einträgliche Stelle eines Koadjutors zu Würzburg zu verschaffen, an dem Widerstande des dortigen Domkapitels scheiterte, erschien im Frühjahre 1494, aus Bamberg kommend, ein Mädchen zu Würzburg, welches ein fliegendes Blatt mit einem Gedichte auf diese Begebenheit feilhielt. Der Bischof ließ zwar fogleich die Verkäuferin greifen und die bei ihr noch vorgefundenen Exemplare verbrennen, ersuchte auch den Bischof Veit von Bamberg um Bestrafung des schuldigen Bamberger Druckers. Aber die Kränkung kam dem Herzoge von Sachsen dennoch zu Ohren. Er trat daher am 27. Mai 1494 vor Kaiser Maximilian öffentlich mit einer Klage gegen Bischof und Kapitel auf. Mau habe nicht nur den König*), wie das Haus Sachsen durch die verächtlich ablehnende Antwort in betreff der Koadjutorstelle beschimpft, sondern auch einen schmählichen Spruch öffentlich verkauft und im ganzen Reiche verbreitet. Die Dichter würden unter den Kapitelherren zu finden sein; er ersuche Se. Majestät, dieselben an einen Ort zu bringen, darin sie recht dichten lernten. Der König ließ den Bischof zur *) Der König hatte sich nämlich selbst bei dem Kapitel für Albrechts Sohn verwendet.

5. Teil 2 - S. 54

1882 - Leipzig : Brandstetter
54 Deutscher Handel am Ausgang des Mittelalters. entblößten und sonstigen Unfug trieben. Vor dem Ende der Fahrt traten Vogt und Schöffen zusammen, ersterer dankte ab und sprach: „Was sich aus dem Schiffe zugetragen, das soll einer dem andern verzeihen und tot und ab sein lassen. Was wir geurteilt, das ist geschehen um Gericht und Gerechtigkeit. Darum bitte ich jeden im Namen ehrlichen Gerichts, daß er die Feindschaft ablege, die er auf den andern geschöpft, und bei'salz und Brot einen Eid schwöre, der Sache im argen nicht wieder zu gedeukeu. Wer sich aber beschwert erachtet, der soll nach alter Gewohnheit den Strand-vogt anrufen und vor Sonnenuntergang das Urteil begehren." Jeder aß dann Brot und Salz, einer verzieh dem andern, was vorgefallen. Sobald man im Hafen gelandet, wurde der Sack mit den Strafgeldern dem Strandvogt übergeben, anf daß er sie unter die Armen verteile. Die Größe der Dauziger Schiffe fchwaukte zwischen sechzig und dreihundert Getreidelasten. Das große Schiff „Peter von Danzig" hatte zu Zeiten vierhundert Mann Besatzung. Mit starken, zuweilen sogar doppelten Vorderkastellen versehen, leisteten die größeren Schiffe gleichzeitig den Dienst einer Kriegs- und Handelsmarine. Im Schiffsbau entwickelte Danzig, den Waldreichtum seiner Hinterländer fleißig benutzend, eine hervorragende Betriebsamkeit; die auf seinen Werften gebauten Schiffe waren ebenso gesucht, wie alles von dort ausgeführte rohe und verarbeitete Schiffsmaterial. Die meisten Geschäfte nach dem Auslande betrieb Danzig in Verbindung mit Lübeckern oder wenigstens unter Mitwirkung von Lübeck, dessen Handelsblüte vornehmlich auf feinem lange Zeit hindurch fast ausschließlichen Handel mit Riga, Reval, Dorpat, Nowgorod und anderen Niederlassungen der Russen beruhte. Unter Lübecks Vermittelung wurden die russischen Rohprodukte, vereint mit den Erzeugnissen der polnischen und litauischen Ebenen, Holz, Teer, feinere und gröbere Pelzwaren, Felle und Leder, Wachs und Honig, Fettwaren und Fleisch, Getreide, Flachs und anderes nach dem Westen vertrieben und dagegen die Natur- und Kunsterzeugnisse Deutschlands, Flanderns und Englands zurückgebracht. Das berühmte lübische Bier wurde durch deu ganzen Norden verschickt. Der Fremden- und Geschäftsverkehr in Lübeck belebte sich immer mehr, weil Lübeck unter allen baltischen Plätzen der Haupthafen war für die großen Züge von Kaufleuten, Handwerkern, Rittern und anderen Reisenden, welche bis ins 16. Jahrhundert hinein jährlich nach Livland gingen oder von dort zurückkehrten. Lübeck allein, rühmte Aeneas Sylvins im Jahre 1458, sei an Reichtum und Macht so gewaltig, daß die Königreiche Dänemark, Schweden und Norwegen gewohnt wären, auf feinen Wink Könige anzunehmen oder abzusetzen. Sehr bedeutend war auch der Handel von Breslau. Durch seine Handelslinien anf Wien und Preßbnrg übernahm Breslan die Vermittelung zwischen der Ostsee und der Donau, knüpfte zugleich durch Böhmen und Sachsen über Prag und Dresden bis nach Leipzig das Ober-

6. Teil 2 - S. 37

1882 - Leipzig : Brandstetter
Die Frankfurter Messe in alter Zeit. 37 arbeitete Leinwanb und begleichen in den Handel brachten, schrieb für die einzelnen Warenzweige die Größe des Maßes und Gewichts und bestimmte Muster vor, gab Verorbnungen über Größe und Gebrauch der zum Fischfang bienenben Netze und schloß mit benachbarten Hanbelsvölkern Verträge über die bei ihnen einzuführend Warenfchau. In Danzig waren um 1378 acht Beamte für die Warenfchau angestellt. Befonbers das Holz und alle Walberzeugnisse, Asche, Teer und Pech, auch Hanf, Flachs, Garn waren hier einer streng gehanbhobten Schau unterworfen. Solche Schauanstalten waren die Bürgschaft, welche der Handel dem verbrauchten und faufenben Teile der Bevölkerung gegenüber in Bezug auf Güte, Wert und Gewicht der Waren übernommen hatte, und solange sie mit Sorgfalt und Billigkeit gehanbhabt würden, trugen sie gewiß viel dazu bei, den guten Namen eines Platzes, dem ein befonberer Warenzweig durch Gunst der Lage und der umgebenben Lanbschast zugefallen war, zu verbreiten und in Blüte zu erhalten. 6. Die frankfurter Messe in alter Zeit. (Nach: Märkte und Messen im mittelalterlichen Deutschland. Grenzboten, 24. Jahrg. [1865], Bd. Iii. S. 201 — 217.) ^.rotz der in unmittelbarer Nähe liegenben Märkte von Mainz und Friebberg hat sich die Messe zu Frankfurt a. M. vom 14. bis zum 18.Jahr-hunbert in fast gleich großer Bebeutung erhalten. Schon im Mittelalter besuchten sie Hanbelsleute ans allen Teilen Deutschlanbs, auch ans beit Nieberlanben und Italien. Wir besitzen noch eine Taselorbnnng der Mittagsmeßgäste im Nürnberger Hofe, einem der vielen Frankfurter Gasthöfe, ans dem 16. Jahrhnnbert. Sie weist 125 Unterschriften ans den Jahren 1587— 1620 auf, barunter 33 Nürnberger, 12 Breslauer, 6 Lübecker, 5 Augsburger, 5 Danziger, 3 Polen, 1 aus Riga, 1 aus Thorn, 1 aus Zürich, 1 aus Mailanb, 1 aus Lyon u. s. w. Die Messe stieg von 1450 bis ins 16. Jahrhnnbert an Blüte und sank dann, boch sehr allmählich, das 17. und 18. Jahrhnnbert hinburch. Schon im 15. Jahrhnnbert preist Aeneas Sylvins Frankfurt als das Binbeglieb des Hanbels der sonst im Verkehr feinblichen Süb- und Norbbeutfchen. Und noch um 1750 behauptet Keyßler, die Frankfurter Meßwaren könnten nicht für 10 Millionen aufgekauft werben. Dem entsprechen«) schreibt der Frankfurter Rat im Jahre 1577 an den Kaiser: Frankfurt habe feinen Erwerb vornehmlich von den Messen; in biefe bringe zuweilen ein einziger Nürnberger Kaufmann mehr als 1000 Stück Waren und viele Italiener verkauften hier jebesmal für mehrere Tonnen Golbes Wert Sammet und Seibe. Auch diese Messe entwickelte sich wahrscheinlich aus einem bloßen Jahr-

7. Teil 2 - S. 115

1882 - Leipzig : Brandstetter
Fahrende Schüler. 115 es seinen Eltern anzuzeigen. Auf bereit Befehl erzählte ich ihnen abenbs bei der Nachhausekunft alles vollständig, worauf sie gar großes Mitleib mit mir hatten. Sie befahlen mir, mich nun im Hause zu halten, und wollten sehen, was kommen würde. Der Schüler aber, der sowohl aus den Klagen seiner Mitschüler, beiten er mich gleichsam verkauft hatte, als auch aus meiner Abwesenheit zu seinem großen Verbruß die Sachlage erkannte, kam folgenbeit Morgens unter Begleitung einer nicht geringen Zahl von Schützen und Schülern vor unser Haus gezogen. Als sie aber jetzt in das Haus hineinstürmten, die Stiege hinauf nach dem oberen Estrich, wo wir uns aufhielten, ba tritt ihnen der Vater entgegen mit Waffen, haut blinblings auf sie ein, jagt sie erschreckt aus Haus und Hof hinaus und ruft ihnen brohenb zu, sie sollten sich bessen ja nicht wieber erkühnen. Aber, ich Ärmster! ich wußte nicht, was ich nach biesem Vorfall anfangen sollte; ich würde fortan es nicht mehr gewagt haben, Weber in die Schule noch auch zur Ausrichtung eines Auftrages vor die Thüre zu gehen. Meine Schüler hatten mir nämlich sagen lassen, sie würden mich völlig in Stücke reißen, wenn sie mich irgenbwo träfen. Ans Furcht vor ihnen sagte ich also ihnen sowie der Schule ab, floh heimlich aus der Stadt und eilte wieber zu dem Babeorte (Karlsbab)." Damit sagte Johannes Butzbach, wenigstens für jetzt, dem Lernen überhaupt Lebewohl. Hatte er boch auf seiner Wanberschaft, wie er selbst sagt, eher das in Miltenberg Gelernte vergessen, als etwas Neues gelernt Er versichert, von seinem Bacchanten nie ein lateinisches Wort gehört zu haben. Über das spatere Schicksal besselben weiß er nichts zu berichten. Der nunmehr zwölfjährige Butzbach ging nun in den Dienst einer vornehmen böhmischen Familie. Wie ein Höriger würde er von einem Herrn an den andern verkauft, vertauscht, verliehen; balb bebiente er im Stall ober auf der Weibe das Vieh, balb als Reitjunge ober Kämmerling in der Bnrg ober am Hoflager die Herrschaft. Mit Hilfe gutherziger Menfchen gelangte Butzbach eitblich wieber in feine Heimat, und der letzte Abschnitt seiner Selbstbiographie berichtet, wie er baselbst das Schneiber-hanbwerk erlernt, dann als Laienbruber im Kloster St. Johannisberg für die Geistlichen, Laienbrüber und Dienstleute des Klosters schneibert, enblich aber in der berühmten Schule des Hegius zu Deveuter Aufnahme sinbet, unter den größten Mühen und Entbehrungen seine Stubien vollenbet, dann in das Kloster Laach eintritt und ba zuerst Lehrer der Novizen, später Prior wirb. Was Johannes Butzbach als sahrenber Schüler erlebte, war so wenig etwas Außergewöhnliches, entsprach vielmehr so sehr dem ganzen Wesen und Treiben der fahrenben Schüler, daß wir es in Thomas Plätters Biographie meist in ganz ähnlicher Weise erzählt sinben. Auch er, ein armer Hirtenknabe aus dem Visperthale in Wallis, warb einem Verwanbten, der als Bacchant einmal nach feiner Heimat kam, Stubien halber mitgegeben, als dieser sich wieber auf die Reife machte. Auch er hatte bei seinem

8. Die vorchristliche Zeit - S. 44

1877 - Leipzig : Brandstetter
44 zu Hülfe, und erst als Hephästos mit feinem Feuer die Bäume am Gestade anzündete, die Fische, von der Gluth erschreckt, angstvoll nach frischem Wasser schnappten, der Strom endlich selbst in lichten Flammen wogte, flehete er die Göttermutter Juno um Mitleid an, und aus deren Befehl löschte Hephästos die Gluth, der Skamander aber rollte in feine Ufer zurück. 7. Hektor und Andromache. Als die Feldfchlacht vor Troja's Mauern so furchtbar tobte, eilte Hektor in die Stadt zurück, um feine Mutter Hekuba zu mahnen, sie möchte doch durch feierliche Gelübde die erzürnte Pallas Athene (Minerva) versöhnen, daß Achilles nicht mit übermenschlicher Kraft zum Siege gelange. Der treffliche Mann benutzte die Gelegenheit, nach Weib, Kind und Gesinde zu schauen, bevor er wieder in die tobende Feldschlacht eilte. Die Gattin aber war nicht zu Hause. „Als sie hörte" — sprach die Schaffnerin — „daß die Trojaner Noth leiden und der Sieg sich zu den Griechen neige, verließ sie angstvoll das Haus, um einen der Thürme zu besteigen. Die Wärterin mußte ihr aber das Kind nachtragen." Schnell legte Hektor den Weg durch die Straßen Troja’s jetzt wieder zurück. Als er das Sküische Thor erreicht hatte, kam seine Gemahlin Andromache eilenden Laufes gegen ihn her; die Dienerin, ihr folgend, trug das unmündige Knäblein Astyanax, schön wie ein Stern, an der Brust. Mit stillem Lächeln betrachtete der Vater den lieblichen Knaben, Andromache aber trat weinend an feine Seite, drückte ihm zärtlich die Hand und sprach: „Entsetzlicher Manul Gewiß tödtet dich noch dein Muth, und du erbarmst dich weder deines stammelnden Kindes noch deines unglückseligen Weibes, das bald eine Wittwe fein wird. Sollte ich dich verlieren, so wäre es das Beste, ich sänke auch zur Unterwelt hinab. Den Vater hat mir Achilles getödtet, meine Mutter hat mir der Bogen Diana's erlegt, meine sieben Brüder hat auch der Pelide umgebracht. Ohne dich habe ich keinen Trost, mein Hektor, du bist mir Vater und Mutter und Bruder. Darum erbarme dich, bleibe hier auf dem Thurme; mache dein Kind nicht zur Waise, dein Weib nicht zur Wittwe! Stelle das Heer dort an den Feigenhügel, dort ist die Mauer zum Angriffe frei und am leichtesten zu ersteigen, dorthin haben die tapfersten Krieger, die Ajax beide, die Atriden (Menelaus und Agamemnon), Jdo-ineneus und Diomedes schon dreimal den Sturm gelenkt — fei es, daß ein Seher es ihnen offenbarte oder daß das eigene Herz sie trieb." Liebreich antwortete Hektor feiner Gemahlin: „Auch mich härmt alles dieses, Geliebteste! Aber ich müßte mich ja vor Troja's Männern und Frauen schämen, wenn ich hier aus der Ferne feig und erschlafft dem Kampfe zuschauen wollte. Auch treibt mich mein Muth, in den vordersten Reihen zu kämpfen. Wohl sagt es mir eine Stimme im Herzen: Einst wird kommen der Tag, wo das heilige Ilion hinsinkt, und Priamus und all fein Volk: aber das Leid meiner Brüder und meines Volkes ist nicht so bitter, als wenn das Weib Hektors, fortgeführt in die Gefangenschaft,

9. Die vorchristliche Zeit - S. 17

1877 - Leipzig : Brandstetter
17 Alexander selbst auf den Rückzug dachte. Noch einen letzten Versuch wollte er wagen; er umschloß mit seiner Flotte die ganze Stadt und ließ sie von allen Seiten bestürmen. Indeß hätte er vielleicht auch jetzt noch nicht die Stadt erobert, wenn nicht ein thörichter Aberglaube der Tyrier ihm zu Hülfe gekommen wäre. Sie meinten, einer ihrer Götter habe Tyrus verlassen, und verloren nun den Muth. So drang Alexander endlich in die Stadt, die er 7 Monate lang belagert hatte. Er war so erbittert über den hartnäckigen Widerstand, daß er die Stadt verbrannte, 2000 Gefangene kreuzigen ließ und 30,000 als Sklaven verkaufte. Zwar ward später Tyrus wieder aufgebaut, aber seine Kraft und sein Ruhm war dahin, und der Welthandel zog sich nach Alexandrien, der von Alexander neugegründeten Stadt an der westlichen Mündung des Nil. Grube, Geschichtsbilder. I.

10. Die vorchristliche Zeit - S. 70

1877 - Leipzig : Brandstetter
Vierter Abschnitt. Charakterbilder aus der Geschichte der Perser. Cyrus, Kambyses, Darms. I. Cyrus*). 1. Eon der Geburt und Erziehung berühmter Männer erzählt die Sage gewöhnlich immer Wunderbares und Auffallendes, als hätte die Vorsehung schon dadurch die Menschen aus die wichtige Bestimmung derselben aufmerksam machen wollen. Astyages, der letzte König von Medien, hatte einen Traum, in welchem er aus dem Schooße seiner Tochter Mandane einen Baum hervor -wachsen sah, dessen Schatten ganz Asien und ihn selber überdeckte. Er ließ die Traumdeuter an seinen Hof kommen und legte ihnen seinen sonderbaren Traum vor. Diese deuteten ihn auf einen Sohn, den Mandane gebären und der einst Herr über ganz Asien und ihm selbst gefährlich werden würde. Hierüber erschrak der König. Damit der Traum nicht in Erfüllung gehen möchte, entfernte er seine Tochter vom Hofe und schickte sie nach der kleinen Landschaft Persis. Dort gab er sie einem Perser, mit Namen Kambyses, zur Frau, von dem er nichts fürchtete, weil er ohne Macht und Ansehen und friedliebender Natur war. Nach Jahresfrist bekam Mandane einen Sohn, welcher den Namen Kores oder Cyrus, d. i. Sonne, erhielt. Der König, welcher wiederholt von der künftigen Macht seines Enkels geträumt hatte, wurde immer ängstlicher. Er ließ das Kind holen und gab es dem Harpagus, einem seiner Hofleute, mit dem Befehle, dasselbe im wildesten Gebirge dem Verhungern auszusetzen. Harpagus nahm das Kind, ging fort und weinte. Er konnte es nicht über's Herz bringen, das unschuldige Kind selbst zu tödten. Doch fürchtete er den Zorn seines Königs und gab es einem Hirten zum Aussetzen. Dem guten Hirten wollte das auch nicht *) Nach Th. Weiter.
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