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1. Teil 2 - S. 290

1882 - Leipzig : Brandstetter
290 Die Soldaten des dreißigjährigen Krieges. 55. Die Soldaten des dreißigjährigen Krieges. (Nach: K. Müller, Forschungen ans dem Gebiete der neneren Geschichte. Leipzig, 1838. Liefer. 2. Seite 1 — 62.) Während unsere Zeit nur eine Gattung eigentlicher Krieger kennt: durch die höchste Staatsgewalt ausgehobeue Nationaltruppen, ist diese Zusammensetzung von Heeren dem 17. Jahrhundert noch völlig fremd. Man hatte zwei Hauptgattungen von Kriegsleuten: Landvolk und Söldner. Das Landvolk bestand entweder ans dem Krieg erstaunn des Lehnweseus, der aufgebotenen Ritterschaft, die teils noch nach alter Weise in eigener Person erschien, „den Ritt mit eigenem Leibe machte", teils sich von dazu gemieteten Leuten, Armen von Adel, meist aber von ihren Knechten, vertreten ließ, oder aus den zu einem sogenannten Defensionswerk geordneten Bürgern der Städte. Dem Bauernstande die Waffen in die Hand zu geben, konnte der Geist der damaligen Verfassungen nicht gestatten. Immer seltener aber saßen die vom Adel selbst auf und waren, wenn sie es thaten, „übel im Zaume zu halten“; die bewaffnete .städtische Bürgerschaft aber ließ sich begreiflicherweise zum Angriffskriege nicht wohl gebrauchen. So konnte für den eigentlichen Krieg überhaupt und für den Angriffskrieg insbesondere nur von geworbenen Truppen die Rede sein. Kaum erschallte in jenen Zeiten in irgend einer Gegend Europas Kriegsgeschrei, so begann es sich überall zu regen. Nach dem Prager Fenstersturz wurde in allen Teilen Deutschlands, in Italien, den Niederlanden, Ungarn, Polen, nicht allein für die zunächst beteiligten Parteien, sondern auch für Spanien, die Generalstaaten, England und Savoyen geworben. Da gab es keinen Unterschied des Volkstums, des Glaubens oder des Standes. Es lebte in den Nationen überhaupt noch, als Erbteil des Mittelalters, ein hoher Grad von rohem Kampfessinn; der deutsche Adel zumal gönnte immer noch eher den gelehrten Doktoren in den Kollegien seines Fürsten eine Bank, als daß er sich seines angeborenen Rechtes, das Schwert zu führen, begeben hätte, und überließ dem Bürgerlichen gern alle untergeordneten Stellen im Staate, um, selbst als gemeiner Reiter, sich eine Aussicht im Felde zu eröffnen. Die jüngeren Söhne oder sonst Unbegüterten aus adeligen Geschlechtern bilden demnach vorzüglich mit den damaligen Krieger-stamm. Da der Kurfürst von Sachsen gleich beim Beginn der böhmischen Unruhen seinen Unterthanen verboten hatte, ohne seine Erlaubnis in fremde Dienste zu treten, so kamen bald von allen Seiten Bitten um solche Vergünstigung oder um Bestallung im sächsischen Kriegswesen. Um letztere bittet ein Hans von Dransdorf, „damit er nicht in seiner Beförderung und Übung im Kriegswesen, darinnen er seine Wohlfahrt zu suchen sich vorgenommen, gehindert werden möge." Er fügt hinzu, er sei arm, sein Vater habe viele Kinder, er könne nicht immer von einem Vetter zum andern reiten. Ein anderer bittet darum, weil er „kein ander Handwerk gelernt,

2. Die vorchristliche Zeit - S. 17

1877 - Leipzig : Brandstetter
17 Alexander selbst auf den Rückzug dachte. Noch einen letzten Versuch wollte er wagen; er umschloß mit seiner Flotte die ganze Stadt und ließ sie von allen Seiten bestürmen. Indeß hätte er vielleicht auch jetzt noch nicht die Stadt erobert, wenn nicht ein thörichter Aberglaube der Tyrier ihm zu Hülfe gekommen wäre. Sie meinten, einer ihrer Götter habe Tyrus verlassen, und verloren nun den Muth. So drang Alexander endlich in die Stadt, die er 7 Monate lang belagert hatte. Er war so erbittert über den hartnäckigen Widerstand, daß er die Stadt verbrannte, 2000 Gefangene kreuzigen ließ und 30,000 als Sklaven verkaufte. Zwar ward später Tyrus wieder aufgebaut, aber seine Kraft und sein Ruhm war dahin, und der Welthandel zog sich nach Alexandrien, der von Alexander neugegründeten Stadt an der westlichen Mündung des Nil. Grube, Geschichtsbilder. I.

3. Die vorchristliche Zeit - S. 87

1877 - Leipzig : Brandstetter
87 t die Belagerungsmaschinen erbaut und drang in die Stadt ein, als auf dem festen Lande von Asien ein Wald in Brand gerieth. Beide Theile wurden die Flammen gewahr und hielten sie für ein Zeichen der persischen Flotte, die zum Entsätze der Parier herbeirückte. Sofort hob Miltiades die Belagerung auf, steckte seine Werke in Brand und eilte nach Athen zurück, da er, von schweren Wunden krank, nicht mehr im Stande war, den Krieg fortzusetzen. Wegen dieses Rückzuges klagten ihn die Athener der Verrätherei an und seine Feinde beschuldigten ihn, er habe, durch persisches Geld bestochen, die Belagerung aufgehoben. Da feine Wunden ihn hinderten, sich selbst zu vertheidigen, übernahm sein Bruder die Vertheidigungsrede. Miltiades wurde zwar losgesprochen, aber zu einer Geldbuße zu 50 Talenten verurtheilt, die man auf die Ausrüstung der Flotte verwandt habe. Unfähig, eine so große Summe zu bezahlen, mußte er in's Gefängniß wandern und starb hier, ein Opfer des Undanks seiner Mitbürger.

4. Die vorchristliche Zeit - S. 36

1877 - Leipzig : Brandstetter
36 schwang sich auf einen über dem Altar ausgebreiteten Platanenbaum, verschlang acht junge Sperlinge sammt ihrer Mutier, und wurde sofort von Zeus in einen Stein verwandelt. Dieses Zeichen erklärte Kalchas wegen der Zahl neun dahin, daß die Griechen neun Jahre vor Troja liegen und erst im zehnten die Stadt erobern wurden. 3. Der Kampf vor Troja. Troja war eine stark befestigte Stadt in Kleinasien, welche die Griechen nicht beim ersten Angriff erobern konnten; sie mußten zu einer förmlichen Belagerung schreiten. Bald aber gingen ihnen die Vorräthe aus, und sie sahen sich genöthigt, einzelne Abtheilungen des Heeres abzusenden, um durch Plünderung der nahe liegenden Inseln und Küsten dem Mangel abzuhelfen. Die Trojaner hatten inzwischen ihre Bundesgenossen zu sich gerufen und leisteten tapfern Widerstand. Die Griechen schlugen ein befestigtes Lager auf, das aus hölzernen mit Rasen oder Schilf überdeckten Hütten bestand. Die Anführer kämpften auf Streitwagen, die mit ein oder zwei Rosien bespannt waren, die Gemeinen zu Fuß; Reiterei gab es noch nicht. Die Angriffswaffen waren Lanzen, Schwerter, Wurfspieße, Bogen und Schleuder; die Schutzwaffen bestanden in einem Helm, einem Brustharnisch und in Beinschienen von Erz, endlich in einem Schilde, der gewöhnlich mit Ochsenhaut, oft mit Erz überzogen war. Die Brust war durch einen Harnisch geschützt, an den sich ein Gürtel anschloß. Man kämpfte nicht in Masse, sondern die einzelnen Helden Mann gegen Mann. — Von den ersten neun Jahren des Kampfes wissen wir wenig, und nur die Geschichte des letzten Jahres ist uns durch die unsterblichen Gesänge Homer's bekannt geworden. 4. Paris' Kampf mit Menelaus. Das Heer, auf Nestor's, des alten weisen Königs von Pylos, Rath nach Volksstämmen geordnet, stand in Schlachtordnung, als man endlich den Staub der aus ihren Mauern heranziehenden Trojaner gewahr wurde. Nun setzten sich auch die Griechen in Bewegung. Als beide Heere einander so nahe waren, daß der Kampf beginnen konnte, schritt aus der Reihe der Trojaner der Königssohn Paris hervor, in ein buntes Pantherfell gekleidet, den Bogen um die Schulter gehängt, sein Schwert an der Seite, und indem er zwei spitze Lanzen schwenkte, forderte er den tapfersten aller Griechen heraus, mit ihm den Zweikampf zu wagen. Als Menelaus den Unbesonnenen erblickte, freute er sich wie ein hungriger Löwe, dem eine ansehnliche Beute, etwa ein Gemsbock oder ein Hirsch, in den Weg kommt. Schnell sprang er in voller Rüstung von seinem Wagen zur Erde herab, den frevelhaften Dieb seines Hauses zu bestrafen. Dem Paris graute beim Anblick eines solchen Gegners, und als hätte er eine Natter gesehen, wandte er sich erblassend um und verbarg sich im dichtesten Gedränge der ©einigen. Als ihn Hektor, sein tapferer Bruder, so feige

5. Die vorchristliche Zeit - S. 16

1877 - Leipzig : Brandstetter
16 der ganzen Welt geworden. „Ihre Kaufleute," sagt der Prophet Jesaias, „sind Fürsten, ihre Krämer die Herrlichsten im Lande." Ihr früher so armes Ländchen glich nunmehr einem schönen Lustgarten. Alle vier Stunden war eine Hauptstadt mit fortlaufenden Meiereien bis zu der folgenden Stadt. Und welches Leben überall! Da flatterten die Segel, da schnurrten die Räder, da pochten die Hämmer, Alles lebte und webte, Alles handelte, Städte und Küsten wimmelten von geschäftigen Menschen. Phöniden war der Markt der ganzen Welt. Doch der Reichthum und Wohlstand des Kaufmanns-Völkchens reizte die kriegerischen Nachbarn. Sein naher Untergang ward ihm von den Propheten Hesekiel und Jesaias vorhergesagt: „Klaget, ihr Schiffe von Tarsis! Daheim ist Verheerung! Auf's Meer streckt Gott den Arm, und Reiche beben; Verderben trifft, so will es Gott, Phöniciens Städte. Du beraubtes Sidon, jauchzest nicht mehr, und deine Veste, o Tyrus, wird zerstört!" Es war um das Jahr 600 v. Chr., als Nebukadnezar mit großer Heeresmacht hereinbrach. Sidon eroberte er leicht, Tyrus aber mußte er dreizehn Jahre lang belagern, so hartnäckig wehrten sich die Einwohner. Und als er es endlich erobert hatte, fand er doch nur eine menschenleere Stadt, denn die Einwohner hatten sich mit all ihrer Habe auf eine benachbarte Insel geflüchtet und dort wieder angebaut. Hier erhob sich bald ein neues Tyrus mit der Pracht der alten Landstadt, und wurde abermals der Sitz des Welthandels. Das blieb es bis zum Jahre 333 v. Chr.^ wo der Welteroberer Alexander der Große, König von Macedonien, heranzog. Die Tyrier schickten ihm Geld und Lebensmittel entgegen, doch versagten ste ihm den Einzug in die Stadt. Das brachte den stolzen Krieger auf, und er beschloß, sich den Einzug mit Gewalt zu eröffnen. Die Stadt lag eine Viertelstunde vom festen Lande ab und war durch eine hohe Mauer geschützt. Alexander ließ einen festen, 200 Fuß breiten Damm in's Meer bauen, wozu er besonders die Trümmer des alten Tyrus benutzte. Mit Erstaunen und Schrecken sahen die Tyrier den Damm ihrer Stadt immer näher kommen. Fast schon war er fertig, als ein heftiger Sturm einen großen Theil des in's Meer geworfenen Schuttes fortschwemmte. Alexander ließ sich dadurch nicht abschrecken; mit verdoppelter Anstrengung ward die Arbeit von Neuem begonnen, eine Flotte schützte die macedonischen Arbeiter gegen die Angriffe der Phönicier, besonders gegen die Taucher derselben, die unversehens unter dem Wasser heranschwammen und die Arbeiter überfielen. Bald hatte der Damm wieder die Insel erreicht. Jetzt begann die eigentliche Belagerung der Stadt, und die Maeedonier stürmten mit solcher Wuth, daß die Mauer bald einstürzte. Doch eine neue und weit stärkere war bereits von den Tyriern innerhalb der ersten Ringmauer aufgeführt. Auch diese wurde eingestoßen, Alexanders Soldaten drangen in die Stadt: aber die Tyrier vertheidigten sich mit solcher List und Tapferkeit, daß jene wieder zurück mußten. Die Oeffnung in der Mauer ward schnell ausgebessert, und bei neuen Angriffen umschlangen die Tyrier ihre Feinde mit Netzen, bestreuten sie mit glühendem Sande, so daß jetzt

6. Die vorchristliche Zeit - S. 139

1877 - Leipzig : Brandstetter
139 geben zu erkennen, daß sie es nicht gestatten wollen, wenn wir den Thera-menes freisprechen, da er ohne Hehl die Regierung geschmäht hat. Da unsere neuen Gesetze verbieten, die in dem Verzeichnisse der 3000 befindlichen Bürger ohne euer Urtheil zu strafen, so streiche ich mit euer aller Bewilligung den Theramenes aus diesem Verzeichnisse aus. Dann ist er in der Gewalt der Dreißig und wird seiner Strafe nicht entgehen!" Nach diesen Worten sprang Theramenes an den Altar und sagte: „Ich flehe euch, ihr Männer, an um das, was ich mit dem größten Rechte fordern kann. Wohl weiß ich, daß dieser Altar mich nicht schützen wird, aber Jene sollen zeigen, daß sie nicht blos gegen Menschen, sondern auch gegen Götter freveln. Ihr aber, Männer von Athen, wollt ihr euch nicht selbst helfen und seht ihr nicht, daß man auch eure Namen nach Belieben streichen wird?" Kritias ließ die Elfmänner kommen, denen die Aufsicht über das Gefängniß und die Hinrichtung oblag; zu diesen sprach er: „Wir übergeben euch den Theramenes, der nach dem Gesetze zum Tode verurtheilt ist; führt ihn in's Gefängniß und thut das Uebrige!" Darauf zogen die Diener den Theramenes, der Götter und Menschen zu seinem Beistände anrief, von dem Altar hinweg. Der Rath aber blieb ruhig, aus Furcht vor den Bewaffneten, und der Volksfteund Theramenes mußte den Giftbecher trinken. * * * Nach der Hinrichtung des Theramenes fuhren die Dreißig fort, die angesehensten Bürger von Athen ihres Vermögens und ihres Lebens zu berauben. Viele verließen ihr Vaterland und gingen freiwillig in die Verbannung. Theben, Megaris und Argos nahmen die Flüchtlinge fteundlich auf. Doch bald sollte für Athen der Tag der Befreiung kommen. Thrasybul, der neben Alcibiades einst den Befehl auf der athenischen Flotte geführt hatte und sich jetzt unter der Zahl der Ausgewanderten befand, besetzte von Theben aus mit 70 Vertriebenen die auf der Grenze gelegene Festung Phyle und machte sie zu einem Zufluchtsorte für die Flüchtlinge. Täglich mehrte sich sein Anhang und bald flößte er den Dreißigen in Athen Besorgniß ein. Sie zogen gegen Phyle, die Festung zu erobern; doch der Versuch mißlang und sie mußten sich mit Verlust zurückziehen. Nun unternahm Thrasybul von seiner Festung aus kleine Streifzüge, die für ihn immer siegreich waren und den Muth der Sei-nigen belebten. Kritias hielt sich mit seinen Genossen in Athen nicht mehr sicher und zog nach Eleusis. Dort ließ er alle ihm Verdächtigen tödten. Thrasybul aber rückte bei Nacht ungehindert bis vor Athen und lagerte mit seinem kleinen Heer, das schon auf die Zahl 1000 gestiegen war, vor der Hafenstadt Piräus. Die Dreißig rafften so viel Mannschaft zusammen, als sie nur vermochten; aber ihrer Schaar fehlte der Muth. Es kam zu einem entscheidenden Treffen und Thrasybul gewann den Sieg. Er beobachtete aber die größte Mäßigung und vergalt nicht Blutvergießen mit

7. Das Mittelalter - S. 241

1877 - Leipzig : Brandstetter
241 von dem tapfern Tankred, der über den Oelberg zu dem Heere zurückkehrte, gerettet wurden. 2. Endlich brach der Tag (6. Juni) an und schnell wurden die Höhen erstiegen; da lag sie vor ihnen, die heilige Stadt mit ihren Mauern und Thürmen und wie mit himmlischem Glanze strahlte sie ihnen entgegen. Namenlose Wonne und innige Rührung durchdrang Aller Herzen; vergessen waren alle Gefahren und Mühseligkeiten, nahe der Lohn für alle Verluste. Sie jauchzten und weinten vor Freuden, beteten und sangen, warfen sich nieder und küßten den Boden, wo sie die Fußtritte des Heilandes und seiner Jünger zu sehen glaubten. Nichts glich ihrer Freude, diese Stätte zu schauen, als die Begierde sie zu besitzen, und wohl nie ist ein Heer begeisterter als dieses zur Eroberung einer Stadt herangerückt. Aber den Herzog Gottfried drückte nun die schwere Sorge, wie die große, von 60,000 Mann vertheidigte feste Stadt mit der geringen Zahl von vielleicht nur 20,000 wirklichen Kriegern einzuschließen und zu belagern sei. Man begann die Arbeit von der nördlichen Seite her. Zunächst der Burg David's nahm Gottfried mit den Deutschen und Lothringern seinen Platz. Schon am fünften Tage wagte das Heer einen allgemeinen Sturm. Vergebens! Zwar warfen sie die Vordermauer nieder und drangen bis zur Hauptmauer, aber aus Mangel an Strickleitern konnten sie weiter nichts ausrichten. Viele von ihnen wurden getödtet, noch mehrere verwundet, und mit Einbruch der Nacht mußten sich Alle wieder zurückziehen. Das Mißlingen dieses ersten Anlaufs führte zur Besonnenheit. Man dachte nun ernstlicher an einen geordneten Angriff und an die Verfertigung des nöthigen Belagerungszeuges. Aber nun war Mangel an Holz und bald entstand auch Mangel an Nahrungsmitteln, besonders an Wasser; fast wäre in der unerträglichen Hitze das Heer vor Durst verschmachtet. Endlich entdeckte man in einer entfernteren Gegend einen Wald, aus welchem große Stamme und Balken in's Lager geschafft wurden. Noch ein sehr glücklicher Umstand war es, daß Schiffe von Genua in den Hafen von Joppe einliefen, wodurch den Kreuzfahrern Nahrungsmittel, Mannschaft und geschickte Baumeister zugeführt wurden. Nun ging es rasch an die Arbeit. Alle ohne Ausnahme, Vornehme und Niedrige, Arme und Reiche unterzogen sich derselben, und in kurzer Zeit wurden Sturmleitern und Wurfmaschinen in Menge gefertigt. Herzog Gottfried aber und Graf Raimund ließen auf eigene Kosten zwei große Belagerungsthürme bauen und unter unsäglichen Mühen zu denjenigen Stellen der Mauern schaffen, wo ihre Wirkung am erfolgreichsten schien. 3. Es waren vier Wochen unter mancherlei Arbeit und Beschwerde vergangen; fast alle Vorkehrungen waren vollendet und der Tag zum atier- Grube, Geschichtsbilder. Ii. ig

8. Das Mittelalter - S. 242

1877 - Leipzig : Brandstetter
2 42 maligen Sturm festgesetzt, als man auf Rath der Geistlichkeit einen feierlichen Umzug veranstaltete, zuerst um die obwaltenden Zwistigkeiten auszutilgen, dann um die Begeisterung und den Glauben des Volks zu stärken, endlich auch um zu versuchen, ob sich das Wunder nicht erneuerte, durch welches Jericho in die Hände der Israeliten gefallen war. Freitags den 8. Juli wurde diese Prozession gehalten. Die Bischöfe und die übrigen Geistlichen führten sie an, festlich geschmückt, aber barfuß, mit Kreuzen und Reliquien in den Händen. Ihnen folgten, gleichfalls barfuß, aber völlig bewaffnet, mit Fahnen und Trompeten die Ritter und alles Volk; Gebete und Gesänge ertönten. So ging der Zug um die Stadt von dem Oelberge bis zur Zionsburg. An beiden Punkten wurden Reden gehalten von Peter von Amiens und einem flandrischen Geistlichen. Aller Hader wurde abgethan, reichliche Almosen vertheilt und inbrünstig gebetet, Gott möchte seinem Volke, das er bis zum Ziele der Reise geführt, auch fernerhin beistehen. Inzwischen verfolgten die Mohammedaner von ihren Mauern herab den sonderbaren Zug mit lautem Hohn. Bald schossen sie Pfeile und Steine und verwundeten Einige, die sich zu unvorsichtig näherten; bald errichteten sie Kreuze auf Galgen und beschimpften sie mit schmutzigen Worten und Handlungen. Aber gerade diese Entweihung des Heiligen entflammte die Kreuzfahrer zum Zorn und zur Rache, und mit heißer Ungeduld, es die Ungläubigen entgelten zu lassen, kehrten stein ihr Lager zurück. 4. Sechs Tage darauf, Donnerstag den 14. Juli, wurde zur Erstürmung Jerusalems geschritten. Mit kühnem Ungestüm, fest entschlossen zu siegen oder zu sterben, rückte das Heer heran; selbst Weiber, Kinder und Greise drängten sich zu den Thaten der Männer. Aber wie heftig und nachdrücklich der Angriff auch war, ebenso nachdrücklich und heftig war die Gegenwehr. Ein schrecklicher Hagel von Pfeilen und Steinen empfängt die Stürmenden; sie erwidern ihn und unter großen Anstrengungen nähern sie ihre Kriegsmaschinen den Mauern. Doch diese sind mit Säcken voll Stroh und Heu, welche den Anprall der Mauerbrecher schwächen, wohl verwahrt und mit zahllosen Maschinen besetzt, welche die Stürmenden zurückhalten. Vom Morgen bis in die Nacht wird ununterbrochen gekämpft. Die Sonne geht unter, da wird der Kampf eingestellt. Aber welche Nacht! Schlaflos für Christen und Mohammedaner! Jene können nicht ruhen, weil sie einen feindlichen Ausfall und die Zerstörung ihrer Maschinen befürchten; diese aber sind in Sorgen, die Christen möchten im Schleier der Nacht heranschleichen, Leitern anlegen und die Mauern erklimmen. Endlich bricht der Morgen an. Sogleich eilen die Kreuzfahrer, von neuer Streitlust entflammt, jeder auf seinen Posten zum heißen Kampfe. Jetzt gelingt es ihrem kühnen Muthe, die Vordermauer niederzuwerfen und bis zur Hauptmauer vorzudringen. Aber hier finden sich neue Schwierigkeiten. Diese Mauer ist dick und hoch, mit einer Menge von Maschinen besetzt, aus denen Geschosse aller Art Tod und Verderben verbreiten. Die Moham-

9. Das Mittelalter - S. 257

1877 - Leipzig : Brandstetter
257 Am 29. April 1429 langte sie vor Orleans an, und während die französische Besatzung nach einer andern Seite hin einen Ausfall that, brachte sie auf der entgegengesetzten die Lebensmittel glücklich in die Stadt. In Orleans ward sie als himmlische Retterin empfangen. Am 4. Mai, als eine zweite Zufuhr vor Orleans erschien, rückte sie mit dem Grafen von Dünois aus und ungestört ging der Zug mitten zwischen zwei Schanzen der Engländer hindurch. Jetzt entflammte sie den Muth der Franzosen zu muthigen Angriffen auf die feindlichen Schanzen; auch diese Angriffe glückten, eine Schanze nach der andern ward den Engländern entrissen. Es wurden entscheidende Gefechte geliefert und mehrere Tausend Engländer blieben auf dem Platze, so daß die Feinde genöthigt wurden, die Belagerung von Orleans aufzuheben. 5. Vollbracht war das Erste, was Johanna, die nun den Namen „Jungfrau von Orleans" erhielt, versprochen hatte; nun blieb ihr noch die zweite, viel größere Aufgabe zu lösen, den König zur Krönung nach Rheims zu führen. Zuvor mußte noch mancher schwere Kampf bestanden werden. Die Franzosen hatten neue Zuversicht gewonnen, eroberten die Stadt Jargeau, wo der englische General Suffolk gefangen wurde, und schlugen am 18. Juni das englische Heer bei dem Dorfe Patai, wo der tapfere Talbot in ihre Hände fiel. Wo der Kampf am heißesten war, da erschien die Jungfrau und erfüllte die Ihrigen mit neuem Muth; aber die Engländer wurden verzagt, denn sie verneinten mit dem Geisterspuk der Hölle zu kämpfen. Noch war Rheims in den Händen der Feinde und der weite Weg dahin überall von den Engländern besetzt. Dennoch wagten die Franzosen das Unmöglichscheinende, und Karl Vii., sonst aus Schlaffheit von dem Schauplatze des Krieges entfernt, stellte sich selber an die Spitze seines Heeres und brach auf nach Rheims. Die von den Engländern besetzten Städte wurden alle bezwungen und unterwarfen sich ohne Schwertstreich. Rheims selbst verjagte die englische Besatzung und sendete.\?arl die Schlüssel der Stadt entgegen. Triumphirend zog dieser in Rheims ein und am 17. Juli wurde er daselbst feierlich gekrönt und gesalbt. Während dieser Feierlichkeit stand die Jungfrau ihm zur Seile, in voller Rüstung, mit ihrer Fahne in der Hand, und nach geschehener Salbung des Königs warf sie sich ihm zu Füßen, umfaßte seine Kniee und wünschte ihm unter tausend Freudenthränen Glück. „So ist denn endlich" — sagte sie — „der Wille Gottes erfüllt, daß Ihr, edler König, nach Rheims gekommen seid und die Krönung empfangen habt, zum Zeichen, daß Ihr der wahre König seid, dem das Reich angehören muß." Der König dankte ihr für die Dienste, die sie ihm geleistet hatte, erhob sie in den Adelstand und befreite ihr Geburtsdorf von allen Abgaben. Grube. Geschichtsdm>er. Ii. 17

10. Das Mittelalter - S. 248

1877 - Leipzig : Brandstetter
248 man ihnen freien Abzug gestatte, sie aber nichts als ihre Kleider mitnähmen und der Sultan Sa lad in beiden Königen 200,000 Dukaten Kriegskosten bezahlte; bis dahin sollte die Besatzung verhaftet bleiben. Man ließ nun die eingeschlossenen Türken herausziehen, da aber Saladin das Geld nicht gleich schickte, ließ Richard in der Hitze 2000 der Sarazenen niedermetzeln. Man schnitt sogar noch mancher Leiche den Leib auf, ob man vielleicht verschluckte Edelsteine fände. Jetzt stürmten die Christen von allen Seiten in die Stadt und Herzog Leopold von Oesterreich war einer der Ersten, aber gewinnsüchtig und gewaltthätig schloß Richard die Deutschen von der Beute aus. Nun weigerte sich Leopold, ihm bei der Befestigung von Askalon zu helfen. Richard aber ließ die deutsche Fahne im Lager herunterreißen und durch den Koth ziehen. Zornig griffen die Deutschen zu den Waffen, aber sie waren zu schwach, ihren Schimpf rächen zu können, und Leopold zog mit ihnen wieder heim. 2. Auch der König Philipp August konnte den stolzen, hochfahrenden Sinn Richardis nicht länger ertragen und schiffte sich bald wieder ein; nur den Herzog von Burgund ließ er mit 10,000 Mann zurück. Richard aber zog weiter vorwärts und erfüllte das ganze Morgenland mit dem Ruhme seiner Thaten. Saladin wurde geschlagen, schon war er Jerusalem nahe, da verließ ihn plötzlich der Herzog von Burgund mit den französischen Truppen, und selbst viele Engländer zogen mit den französischen Truppen ab. Richard indeß, im Vertrauen auf seine Tapferkeit, ließ sich dadurch nicht abhalten, wiewohl er einige Mal in Lebensgefahr kam. Einst ging er mit wenigen Begleitern auf die Jagd und gerieth in einen türkischen Hinterhalt. Er hieb wie ein Rasender um sich, allein feine Begleiter waren schon alle bis auf einen gefallen, und der Türken waren viele. Da rief plötzlich jener Eine — es war Wilhelm von Pourcellet —: „ich bin der König I" Sogleich ließen die Feinde Richard los und nahmen Jenen gefangen, Saladin lobte ihn, als er die List erfuhr, behandelte thu ehrenvoll und wechselte ihn nachher gegen 10 Türken aus. Richard indeß, schon im Angesichte von Jerusalem, war nun doch zu schwach, die heilige Stadt zu erobern. Er wandte sein Gesicht unwillig ab und rief: „Wer den Muth nicht hat, das heilige Grab zu befreien, der verdient auch nicht, es zu sehen l" Er zog zurück nach Ptolemais (Akre), schloß mit Saladin Frieden und segelte im September 1192 nach Europa zurück. Er eilte so sehr als möglich, weil er die Nachricht erhalten hatte, sein Bruder Johann gehe damit um, sich auf den englischen Thron zu schwingen. Auf der Rückreise hatte er das Unglück, vom Sturme in's Adriatische Meer verschlagen zu werden. Bei Aqutleja, unweit Venedig, stieg er an’s Land und setzte nun seine Reise, als Pilger verkleidet, weiter fort. Aber zu Wien ward er erkannt. Der erbitterte Herzog Leopold, welcher die Beschimpfung seiner Fahne noch nicht vergessen hatte, ließ ihn augenblicklich gefangen nehmen und lieferte ihn dem deutschen Kaiser Hein-
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