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1. Unser Vaterland - S. 196

1900 - Berlin : Bruer
— 196 — Sogleich überreichte ihm Bernhard das Kreuz und eine Fahne als verheißungsvolles Siegeszeichen gegen die Ungläubigen. Auch viele deutsche Fürsten ließen alle Fehde ruhen und schlossen sich dem königlichen Zuge an, darunter Konrads Neffe, Friedrich Iii. von Schwaben (Friedrich I. Barbarossa). Heinrich der Löwe, Albrecht der Bär, der Zähringer Herzog und die sächsischen Fürsten, die keine Lust hatten, nach dem fernen Orient zu ziehen, meinten, daß noch genug Heiden im Vaterlande wären; gegen diese wollten sie kämpfen, und wirklich gelang es ihnen, die heidnischen Wenden zu bekehren (1148). Konrad Iii., der sich zuvor von allen deutschen Fürsten den Landfrieden hatte beschwören lassen und seinen kleinen Sohn Heinrich als König bestellt hatte (1147), war mit 70,000 geharnischten Rittern und 20,000 Mann Fußvolk ausgezogen, fand aber auf dem weiten Wege viel Mißgeschick. Zuerst wehrte ihm der König von Ungarn den Durchzug, und in Griechenland erfuhren die Kreuzfahrer gleiches Geschick. Als sie endlich nach langen Unterhandlungen und Beschwerden nach Kleinasien übergeschifft waren, verschlossen die Städte dort ihre Thore vor den Völkermassen des Abendlandes, denen sie höchstens schlechte Lebensrnittel an Stricken über die Mauer hinabließen, nachdem sie das Geld dafür zuvor emporgezogen hatten. Von treulosen Führern verlassen, von den feindlichen Sarazenen umschwärmt, zog das Christenheer in wüster, wasserloser Gegend unter den furchtbarsten Beschwerden vorwärts, ohne nur den rechten Weg zu wissen. Endlich kam Konrad, selbst von zwei feindlichen Geschossen verwundet, mit 7000 Männern, dem Rest seines Heeres, nach Nicäa zurück und fand bei dem ihm verwandten griechischen Kaiser in Konstantinopel freundliche Aufnahme und Erholung. Während das herrliche deutsche Heer ein so trauriges Ende gefunden hatte, ohne das ersehnte Ziel zu erreichen, zog auch der König von Frankreich mit 60,000 streitbaren Männern über Konstantiuopel dem gelobten Lande zu. Doch das französische Heer hatte das Geschick der deutschen Kreuzfahrer, und nur Konrad Iii. und Ludwig Vii. zogen, zwei königliche Pilger, mit wenigen Getreuen nach Palästina, dort die heiligen Orte aufzusuchen. Nach erster Beratung mit Balduin Iii. und andern Fürsten wurde der Versuch gewagt, die Stadt Damaskus durch gemeinsame Belagerung zu gewinnen. Bald berichtete man von der deutschen Tapferkeit Wunderdinge, und die Sage bemächtigte sich ihrer Helden-

2. Unser Vaterland - S. 205

1900 - Berlin : Bruer
— 205 - aber in dem Andenken Karls des Großen, seines erhabenen Vorbildes, aufznrichten, ließ Kaiser Friedrich zu Aachen die Gebeine des großen Frankenkaisers im prachtvollen Sarge ausstellen, ihn selbst aber heilig sprechen (1165). Wiederum erhoben die lombardischen Städte kühn ihr Haupt. Mailand erstand aus der Asche, und an seinen Thoren kündeten Schmäh-säulen von dem Unglück der Deutschen in Italien. Dem Kaiser zum Hohn hatten die lombardischen Städte in der Ebene von Pavia eine starke Festung gebaut und zu Ehren des Papstes Alessandria genannt. Da rüstete Friedrich Barbarossa zum fünften Male ein Heer (1174), um Italien endlich zu besiegen; doch wiederum sollte das Land nur ein Grab vieler Deutschen werden. Sieben Monate lang belagerte Friedrich die starke Feste Alessandria. Es war Winter, und der unaufhörliche Regen hatte die kaiserlichen Truppen zu keinem nennenswerten Erfolge kommen lassen, als die Schreckenskunde von dem Heranrücken eines großen Lombardenheeres jede Siegeshoffnung nahm. Denn Krankheit und Tod hatten unter den Deutschen reiche Ernte gehalten, und die erschöpften Truppen suchten ihr Heil in der Flucht. Ihr Lager gaben sie den Flammen preis. Noch hoffte Friedrich Barbarossa, daß die deutschen Fürsten, welche er zu sich entboten hatte, ihm Hülfe leisten sollten, besonders meinte er sich Heinrich den Löwen verpflichtet zu haben. Aber gerade er versagte seinem kaiserlichen Herrn unter allerlei Ausflüchten die Pflicht der Heeresfolge. Er war selbst zu mächtig und darum voll Uebermut geworden. „Von der Elbe bis zum Rhein, von dem Harze bis zur See ist mein", so hatte der stolze Herzog gerühmt, und der eherne Löwe, den er vor der Burg zu Braunschweig aufgerichtet hatte, mochte nur ein Symbol dieses Stolzes sein, in dem er kühn die Rechte anderer Fürsten verletzte und sie befehdete. Daß der Kaiser ihm darum den Landfrieden geboten hatte, nahm Heinrich als persönliche Beleidigung auf. In nächster Bedrängnis bat Friedrich Barbarossa den trotzigen Vasallen um eine Zusammenkunft in Partenkirchen. Er kam, aber alle Bitten des Kaisers, um der Ehre des Reichs willen mit ihm gegen die lombardischen Städte zu ziehen, fanden bei Heinrich kein Gehör. Als nun Friedrich Barbarossa den Bayernherzog sogar fußfällig um Hülfe bat, und dieser sich von seinem kaiserlichen Herrn abwandte, trat die Kaiserin zu ihrem Gemahl und sprach: „Stehet auf, lieber Herr!

3. Unser Vaterland - S. 272

1900 - Berlin : Bruer
— 272 — aus jeder Stadt die Häupter der verschiedenen Parteien mit sich führen. Doch während die Städte huldigend sich bereit machten, ihm reiche Geldgeschenke darzubieten, ließ er ihnen, durch schlechte Ratgeber bewogen, harte Steuern auferlegen und machte sie dadurch widerwillig. Als die Torre sich empörten, ließen die verbündeten Visconti sie im Stich und wandten sich den Deutschen zu. Aber die Torre wurden von Heinrich geächtet wie die Visconti, und Städte, wie Lodi, Cremona, Brescia und andere erhoben sich so vermessen, wie einst unter den Hohenstaufen. Vergebens beugten sie sich nachträglich, wenn sie keinen Ausweg mehr wußten, voll ängstlicher Demut. Mit gezogenem Schwert ritt der König in die eroberten Städte und übte • strenges Gericht. Heißester Rachedurst aber erfüllte den sonst so milden König, als sein geliebter Bruder Walram bei der Belagerung von Brescia fiel, und vergeblich mahnte Dante, nicht in Einzelkämpfen seine Kraft aufzureiben. Heinrich vernichtete, was ihm zu nahe trat. Da traf die Deutschen ein schweres und verhängnisvolles Geschick; die Pest hielt ihren schrecklichen Einzug in das königliche Lager. Selbst die Königin Margarethe starb an ihren Folgen, und auch Heinrich nahm vielleicht schon hier den Todeskeim mit sich hinweg. Er überließ die lombardischen Städte ihrem Geschick und kehrte in dem prächtigen, reichen Genua ein, das dem unscheinbaren Königszuge gastlich seine Thore öffnete und dem deutschen Herrscher unerwartet alle Herrlichkeit italienischer Reichtümer zu Füßen legte. Hier erschienen die Gesandtschaften der treuen Städte vor ihm, auch andere, wie die des arglistigen Königs Robert von Neapel und des Königs Friedrich von Sicilien. Aber das deutsche Heer hatte der Stadt die Seuche mitgebracht, und die lungernden Söldner waren den Kaufherren Genuas auch keine angenehmen Gäste, so daß Heinrich endlich sich nach Pisa einschiffte. Doch hinter seinem Rücken loderte überall der Aufruhr wieder empor, und obgleich die treue Stadt Pisa den königlichen Herrn mit allem Glanze umgab, wollte es ihm nicht wohl werden, so lange er Rom nicht sein nannte. Endlich hatte er es erreicht, und die ihm wohl Gesinnten ermöglichten seinen Einzug; aber die Peterskirche, die alte Krönungsstätte blieb ihm verschlossen. Weder Güte noch Gemalt öffneten ihm den Zugang zum rechten Tiberufer, und die Kardinäle wollten ihn auch nicht ohne päpstliche Erlaubnis in der Kirche

4. Unser Vaterland - S. 315

1900 - Berlin : Bruer
— 315 — Ehe, und wieder machte der König von Frankreich Maximilian die Herrschaft Burgunds streitig. Er begehrte sogar die Vormundschaft über dessen Sohn, den er nach Frankreich entführte, und Maximilian meinte durch die Verlobung seiner Tochter Margarete mit dem Dauphin von Frankreich allen Mißhelligkeiten zu entgehen. Die beiden Kinder wurden zu diesem Zwecke gemeinschaftlich in Paris erzogen, und Maximilian blieb zunächst unbestritten Regent der burgundischen Lande. Als er sich aber eben bereit machte, seinem Vater gegen die Ungarn Hülfe zu leisten, empörten sich die Flandrer, und da er vertrauensvoll einer Einladung der Stadt Brügge folgte, hielten sie ihn dort vier Monate lang gefangen. Seine Räte, die mit ihm festlich in die Stadt gezogen waren, wurden enthauptet; auch die wenigen Kriegsleute, die ihren Herrn begleitet hatten, wurden getötet, und man fürchtete mit Recht für Maximilians Leben. Da gelang es seinem „lustigen Rat", Kunz von der Rosen, als Mönch verkleidet in das Gefängnis des Königs zu kommen. Sein Herr sollte mit ihm die Kleider wechseln und statt seiner als königlicher Beichtvater das Gefängnis verlassen. Doch mußte Kunz unverrichteter Sache abziehen und soll er sich von Maximilian mit den Worten verabschiedet haben: „Dann helfe dir Gott, mein narrender König!" Als dieser endlich durch seinen Vater befreit und die Aufständischen besiegt worden waren, mußten die Stadträte von Gent, Brügge und Apern kniend Abbitte leisten und 300,000 Goldgulden zahlen. Im folgenden Jahre gelang es Friedrich Hl., seinen Sohn Maximilian zum deutschen König wählen und krönen zu lassen, ohne daß die Kurfürsten Widerspruch erhoben hätten; denn die ritterliche Persönlichkeit Maximilians hatte sich trotz aller Anfeindungen, welche die Habsburger im Reiche erfuhren, viele Freunde erworben. Des Kaisers Ansehen im Reiche war allmählich, aber völlig gesunken. " Er war durch seine langen Kämpfe mit dem Ungarnkönig Matthias Korvinus, der selbst die Kaiserstadt Wien in langer Belagerung durch Hunger zur Uebergabe gezwungen (1485) und zur Residenz gemacht hatte, so hülflos geworden, daß das deutsche Volk die Schmach erlebte, wie sein armseliger König vergeblich um Hülfe bittend im Reiche umherzog, nur sein Oesterreich von den Ungarn befreien zu können. Die Fürsten sollten ihm wenigstens Hülfstruppen gegen die Türken stellen, so bat er. Aber diese wußten aus Erfahrung, daß der

5. Unser Vaterland - S. 441

1900 - Berlin : Bruer
— 441 — zu nachgiebig gewesen-zu sein und zog Truppen herbei, die aufrührerischen Städte zur Ruhe zu zwingen und sie mit nnnachsichtlicher Strenge zu strafen. Damit hatte sie dem Willen ihres Bruders Philipp entsprechend gehandelt, der ein spanisches Heer unter dem grausamen Herzog Alba nach den Niederlanden sandte und alle gütigen Zusagen der Statthalterin ohne Weiteres aufhob. Diese aber verließ, dadurch beleidigt, die Niederlande. Bei Albas Ankunft hatten ihn die Stände ehrfurchtsvoll als einen Gesandten ihres Königs empfangen, und die im Lande hochgeachteten Grafen Egmont und Horn ließen sich so durch Albas verstellte Freundlichkeit täuschen, daß sie vertrauensvoll gastlich bei ihm einkehrten, um seine Gefangenen zu werden. Mit furchtbarer Grausamkeit wurde jetzt Gericht über die Niederlande gehalten. Der „Rat der Unruhen" den Alba errichtete, wurde vom Volk „Blutrat" genannt. Er lieferte täglich Opfer in des Henkers Hand, und die geängsteten Niederländer drängten in wilder Flucht den Grenzen des Landes zu. Die Mittellosen nährten sich bald nur von Raub zu Wasser und zu Lande. (Wasser- und Buschgeusen.) Sie trugen eine Denkmünze auf der Brust mit dem Bilde des Königs und der Unterschrift: „Treu bis zum Bettelsacke." Die spanischen Soldaten, die keinen Sold empfingen, lebten auf Kosten des Landes, und schwere Steuern, die Alba gleich einem König ausschrieb, lähmten Handel und Gewerbe. In den volkreichsten Städten herrschte düstres Schiveigen, die Märkte standen leer, die Kaufläden waren geschlossen. Die geflüchteten Niederländer wurden von Ludwig von Oranien, dem Bruder des großen Oraniers Wilhelm, an der Grenze gesammelt, und dieser selbst warb in Deutschland Truppen, das geknechtete Vaterland zu befreien. Doch ein harter Winter und schwere Krankheiten zwangen die Truppen zur Rückkehr. Siegreicher waren die Wassergeusen, die den Spaniern viele Niederlagen beibrachten, ihre Schisse plünderten und sich der Flußmündungen und damit der Seehäfen bemächtigten. Während die Oranier gerüstet hatten, waren die Grafen Egmont und Horn auf dem Marktplatze zu Brüssel enthauptet worden (1568). Ihre Köpfe ließ Alba auf Pfähle stecken. Im ganzen Lande wurden Zwingfestungen angelegt und jede Handelsverbindung mit England verboten. So wurden die Niederländer zu einem Kampfe auf Leben und Tod gezwungen, und als es Wilhelm von Oranien gelang, einen Auf-

6. Unser Vaterland - S. 749

1900 - Berlin : Bruer
— 749 — universelle Freiheit, der universelle Friede. Ich werde Dir nie vergessen, bab Du mich von meinem Kaiser befreit hast, ich werde Dich von dem Deinigen befreien!" Endlich fiel die Kommune unter den eindringenden Regierungstruppen, denen Deutschland durch Losgabe von Gefangenen neue Kräfte zugeführt hatte. Mit ihr war fast alles vernichtet, was Paris an stolzen Denkmälern einer glanzerfüllten Zeit besaß. Mit Petroleum begossen brannten unzählige Gebäude, Kirchen, Denkmäler, und beleuchtet von den Flammengluten hatte der Todeskampf der Kommune, das Gemetzel der Soldaten vier Tage und fünf Nächte lang gedauert. Grauenhaft war das Paris, das die Kommune hinterließ. Sie hatte mehr Opfer gefordert, als die Belagerung durch die Deutschen. War dieses Trauerspiel der französischen Hauptstadt ein ernstes Bild dessen, was eine Volksherrschaft zu bedeuten hatte, so mochte es darum Mahnung sein, das, was die deutschen Heere in heißem Kampfe durch Blut und Eisen zusammen geschmiedet, in treuer Arbeit zu bewahren. Aber während die Fürsten mit ihrem Kaiser den Ausbau neuer Staatsordnungen zu fördern suchten, hatte sich, in ernster Kriegszeit fast unbemerkt geblieben, eine Wandlung kirchlicher Zustände vollzogen, die viel Unfrieden hervorrief. ^eit Frankreich während des letzten Krieges Rom nicht mehr zu schützen vermochte, hatte ein italienisches Heer Besitz von der ewigen Stadt genommen. Trotz alles Protestes Papst Pius Ix. hatte Viktor Emanuel die alte Roma zur Hauptstadt seines neuen Königreichs Italien gemacht. Was der Papst hier an äußerem Besitz verloren hatte, wollte und sollte er an anderer Stelle reichlich zurückgewinnen. Auf dem letzten Konzil hatte er mit Hülfe der Jesuitenpartei das Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit durchgesetzt (1869). Ein Zweites Dogma, von der unbefleckten Empfängnis Mariä, hatte er dem entsprechend ohne Mitwirkung des Konzils aufgestellt. Die Energie, mit der diese kirchlichen Glaubenssätze in die christliche Weit geschleudert wurden, wirkte einem Feuerbrande gleich. Hielt sich der Papst als Oberhaupt der katholischen Kirche nur in kirchlichen Dingen für unfehlbar, nahm er diese Unfehlbarkeit auf alle Fälle in Anspruch, sicher mußten die deutschen Staaten dazu Stellung nehmen. Konnte doch ihren Unterthanen vom „Oberhaupte der Weltkirche" ausgegeben werden, was sie lösen konnte je nach päpstlichem Urteil von Unterthanenpflicht und Gehorsam. Noch mehr, bei Neugestaltung des deutschen Reiches

7. Unser Vaterland - S. 155

1900 - Berlin : Bruer
erhielt. Wie ein aufgescheuchtes Wild floh er bei Nacht durch die Wälder des Harzes, während sich Fürsten und Bauern gegenseitige Treue bis in den Tod gelobten, die alten Rechte und Freiheiten ihres Stammes gegen ihren königlichen Herrn zu schützen. In roilbent Fanatismus zogen 60 000 Sachsen zur Harzburg hin, und Heinrich fanbte den Herzog Bertholb von Kärnthen, bent er jetzt sein Herzogtum zurückgegeben, in das Lager der Sachsen, mit ihnen zu unterhandeln,, während er selbst endlich die schützenbe Ab lei Hersfeld in Hessen erreichte, wo sich der Heerbann gegen Polen sammelte. Alle Burgen des Harzes sollten geschleift, die bösen Ratgeber des Königs entlassen und Herzog Magnus frei gegeben werden; das war die Bedingung der Sachsen; daun erst sönne von Weiterem die Rede fein. Aber Heinrich konnte sich diesen Bedingungen nicht fügen. In Magnus hätte er den Aufrührern einen kundigen Anführer gegeben, in den Burgen den eigenen Schutz und Halt verloren. Er selbst wäre den Sachsen wehrlos überlassen gewesen. Die Fürsten, welche Heeresfolge geleistet hatten, kamen zwar ihren König in Hersfeld zu begrüßen, auch andere geistliche und meltlicl e Herren kamen; aber es war wenig Aufrichtigkeit dabei, und Heinrich, der die Größe der Gefahr wohl übersah, welche ihm von den Sachsen brohte, bat die Fürsten um Hülfe, ja er kniete flehend vor ihnen nieder und stellte ihnen vor, wie des alten Reiches Macht und Herrlichkeit durch die eidbrüchigen Fürsten zu Grunde gerichtet würde. Das war nun eben so entwürdigend, wie unklug gehandelt. Er erhielt auch zunächst wenig sichere Zusagen und knüpfte darum Unterhandlungen mit fränkischen Herren an, bat auch die Bischöfe, mit den Sachsen zu unterhandeln. Diese verlangten aber unter einer Flut von Anklagen die Abdankung des Königs. Auf einer Fürstenversammlung zu Corvey und zu Gerstungen sollte endlich das Recht zwischen König und Volk entschieden werden. Aber der König erschien nicht, und die sächsischen Fürsten gewannen so großen Einfluß, daß der Gedanke an eine neue Königswahl immer lebendiger würde. Doch schlossen die Sachsen enblich einen Vertrag mit Heinrich, wonach sie ihm Treue gelobten, wenn er ihre Rechte schützen, Straflosigkeit verbürgen und Abhülfe aller Beschwerben versprechen wollte. Wie weit Heinrich sein Wort halten würde, staub bahin; von seinem wankelmütigen Charakter war nicht viel zu hoffen; aber

8. Unser Vaterland - S. 411

1900 - Berlin : Bruer
— 411 bei. Er sandte ein- Schreiben aus, in dem es hieß, daß Gott einen außerordentlichen und frommen Propheten (Mathisen"! nach Münster gesandt habe, der das Wort Gottes ganz rein und unverfälscht predige. Auch sei der Tag angebrochen, an dem allen alles gemein sein solle, niemand etwas für sich besitzen, aber alle gleich reich sein würden. Das leuchtete dem anneu bethörten Volke ein. Die nichts zu verlieren hatten, konnten wenigstens dabei gewinnen. Aber wohlhabende Bürger machten sich davon und nahmen mit, was tragbar war. Dafür zog so viel Volk vom Lande in die Stadt, daß es schien, als sei in allen Straßen Münsters Send (Jahrmarkt, von den dabei stattfindenden Synoden so genannt). Alle sollten ihre Habe zurücklassen, hatte Rothmann geschrieben, das neue Ziou, Münster, habe Schätze vollauf. Als nun die Stadt völlig in den Händen der Wiedertäufer war, plünderten diese Kirchen und Klöster. Alte Bücher wurden verbrannt, nur die Bibel nicht, und die heiligen Gesäße der Kirche wurden zu baarer Münze umgeprägt. Knipperdölliug ließ sich zum Bürgermeister der Stadt wählen, aber alles, was bisher noch wie Recht und Ordnung ausgesehen hatte, wurde jetzt über deu Haufeu geworfen. Alle sollten sich taufen lassen, und die das nicht wollten, es waren Tausende, wurden mit Weib und Kind unter Verwünschungen und mit Peitschenhieben aus der Stadt gejagt; dazwischen riefen die Wiedertäufer: „Thut Buße; denn das Himmelreich ist nahe herbei gekommen!" Auf Befehl des Propheten Mathisen wurde aller Besitz aus deu Häusern der entflohenen Bürger zusammen getragen; sieben Diakonen sollten die Reichtümer verwalten und verteilen. Aber die Propheten und Heiligen des neuen Zion versorgten sich dabei am besten, und als einer der Diakonen dagegen zu sprechen wagte, hieb ihn Mathisen vor den Augen der Uebrigen selbst den Kopf ab. Seitdem gehorchten alle in blinder Furcht. Da rückte der Fürstbischof, Frauz von Waldeck, von dem benachbarten Städtchen Telgte aus mit einem Heere vor die Stadt, und der Prophet rannte mit vorgestrecktem Speer durch die Straßen und rief: der Herr sei ihm im Traume erschienen und habe ihm versprochen, alle Feinde in seine Hände zu liefern. Ja, er «volle sie ganz allein besiegen. Mit wenigen Spießgesellen machte er einen Ausfall gegen die Feinde, wurde aber getötet, ohne etwas ausgerichtet zu habeu. Während das bischöfliche Heer die befestigte Stadt immer enger umschloß, ging es drinnen immer toller zu. Johann von Leiden

9. Unser Vaterland - S. 432

1900 - Berlin : Bruer
— 432 — Nun mußte cs dem Kaiser wohl klar fein, wessen er sich in Deutschland zu versehen hatte, und hülflos, wie nie zuvor, verließ der reiche, arme und kranke Kaiser Innsbruck, um nach seinen Niederlanden zu entkommen. Doch Moritz hatte ihm den Weg mit Truppen verlegt; und so mußte Karl einstweilen nach Innsbruck zurückkehren, um einen günstigern Augenblick abzuwarten. Allmählich hatte er Truppen angesammelt, mit deren Hülfe er die Reihen der Verbündeten zu durchbrechen hoffte. Aber Moritz stürmte ihm siegreich entgegen und würde den Kaiser gefangen genommen haben, wenn sich nicht das eigne Kriegsvolk empört hätte, so daß er den Schüssen seiner Soldaten nur durch die Schnelligkeit seines Pferdes entrinnen konnte. Dadurch gewann der Kaiser Zeit und Gelegenheit zur Flucht. Vielleicht mahnte ihn die eigene Not an das schwere Geschick seiner fürstlichen Gefangenen, die ihm bis dahin unausgesetzt hatten folgen müssen. Kurfürst Johann Friedrich erhielt zuerst feine Freiheit unter der Bedingung, daß er dem kaiserlichen Hoflager weiter zu folgen habe. Ueber Nacht war aber der spanische Wachtposten vor seiner Thür entwichen, und gewissenhaft rüstete sich der Kurfürst, dem Befehle des Kaisers nachzukommen, der, von der Gicht geplagt, in einer Sänfte getragen, doch schneller davon eilte, als ihn der etwas schwerfällige Johann Friedrich folgen konnte. Dieser mochte drum scherzen, daß er „ja gern nicht dem Hose entlaufen wollte, wenn dieser ihm nicht davonliefe." Endlich trafen Kaiser und Kurfürst an einer breiten Wegstelle zusammen, und Johann Friedrich bedankte sich ehrerbietigst für die gewährte Freiheit. Der Kaiser reichte ihm die Hand, indem er fein Haupt entblößte und ihm in deutscher Sprache versicherte, wie er ihn gern erledigt habe, ihm auch fürderhin ein gnädiger Kaiser fein wolle. Er hatte den Kurfürsten um feiner Rechtlichkeit, feiner Beständigkeit im Glauben willen achten gelernt. Auf der Weiterreise sprach Karl V. mit den Seinen darüber, wie er es mit den Deutschen gut gemeint, aber bei keinem sich Dank verdient habe, auch bei den Katholiken nicht; denn sonst hätte er müssen dem Kurfürsten den Kopf abschlagen lassen. Den Lutherischen habe er es ebenso wenig recht gemacht; darum wolle er Gott die Sache befehlen, der es gut machen möge. Innsbruck siel in die Hände der Verbündeten. Moritz gab die zurückgelassene Habe des Kaisers seinen Soldaten preis und ging selbst

10. Unser Vaterland - S. 388

1900 - Berlin : Bruer
— 388 — hinaustrugen. Am schlimmsten gestaltete sich die Bilderstürmerei in den Niederlanden. Während Luther sich mühte, durch Kirchen- und Schulordnung, wie durch christliche Schriften dem deutschen Volke die Reformation zu einem geistigen Besitz zu machen, dabei auch das schlechte Kirchenregiment zu verbessern strebte, verstanden das die untern Volksschichten recht schwer. Sie wollten ivohl eine Befreiung von jedem, auch dem Druck der Kirche und der Geistlichkeit; sich selbst aber dafür um so mehr in die eigene Zucht zu nehmen, um errungene Freiheiten brauchen zu können, fiel ihnen am wenigsten ein. Es mochte ihnen zum Bewußtsein kommen, wie sie durch ihre geistlichen Führer und bischöflichen Herren in Unwissenheit und strenger Abhängigkeit gehalten wurden; doch lebte sichs unter dem Krummstabe der Bischöfe gut, aber daneben hatten die Leute um so mehr Muße, sich um Zeitereignisse zu kümmern, die sie im Grunde längst nicht zu verstehen vermochten. Eine andre volkstümliche Bewegung kam dazu. Das Reichsregimeut, das unter Karl V. wieder eingerichtet war, in welchem Kurfürst Friedrich der Weise eine hervorragende Stellung einnahm, hatte die beste Absicht, deutsch-nationale Interessen gegen päpstliche Uebergrisfe zu wahren. Es bot der Reformation durch seine Beschlüsse einen solchen Schutz, daß das gegeu die Reformation gerichtete Wormser Edikt recht hinfällig geworden war. Da erhob sich die deutsche Reichsritterschaft unter Franz von Sickingen, der, ein tapfrer lutherischer Ritter, vergeblich Luther sein Schwert zur Ausbreitung der neuen Lehre angeboten hatte, gegen Reichsverfassung und Fürstenherrschaft, deren landesherrliche Gewalt den Rittern unbequem wurde. Sickingen wollte die Reichsritterschaft in seinem Heere vertreten und führte doch zum größten Teile nur Söldner-fchaaren ins Feld, die er mit seinen Freunden zumeist aus den untern Volksschichten geworben hatte. Die Fürsten thaten sich zusammen und belagerten ihn endlich erfolgreich in seiner Burg Landstuhl, bei deren Verteidigung er den Tod fand. Hätten die Fürsten neue Schießwaffen, so habe er neue Mauern, hatte er zuversichtlich ausgesprochen. Aber die Kugeln legten Bresche um Bresche in die 20 Schuh dicken Mauern, bis sie Franz von Sickingen selbst trafen. Als er todeswund auf seinem Lager ruhte, brachen die Sieger herein, und ehrfurchtsvoll knieten die Fürsten an dem Sterbebett eines der edelsten Ritter nieder, ein Vaterunser für die fliehende Seele zu beten. Kurz nach ihm starb, noch
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