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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 217

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
2. Attila. 217 Sieg zu Sieg und von Raub zu Raub führte, verehrte ihn fast abgöttisch. Über seinen Getreuen waltete er gnadenvoll; höflich, freigiebig, gastfrei, verstand er immer aufs neue sie an sich zu fesseln. Eine halbe Million Krieger folgte seinem Ruf. Als Feldherr aber und Staatsmann tvar er rücksichtslos und kannte kein Erbarmen. Seine wandernde Hofhaltung in der ungarischen Ebene >var die größte, bunteste und reichste jener Zeit. Häuptlinge und Königskinder deutscher und slavischer Stämme bildeten neben den Fürsten der Hunnen und der stammver- wandten Völker seinen Hofstaat. Unter der Leibwache, die im Ringe um den schön geschnitzten Zaun seines Hofes lag, dienten Männer aus fast allen Völkern zwischen Persien und den Pyrenäen; edle Gotenfürsten neigten ehrfurchtsvoll ihr Haupt vor seinem Befehl; Königskinder aus Thüringen und fremden Landen wurden als Geiseln an seinem Hofe erzogen neben Sprößlingen der Wander- stämme an der Wolga und der tatarischen Ebene; unterworfene Völker der Ostsee führten ihm Zobel- und Otternfelle aus dem Eise des Nordens zu; Gesandte aus Rom und Kvnstantinopel harrten furchtsam am Hofthor, um seine zornigen Befehle entgegenzunehmen oder ihm demütig kostbare Geschenke zu Füßen zu legen. Nachdeni er zuerst sich gegen Osten gewandt und Griechenland verwüstet hatte, aber durch ein unermeßliches Lösegeld zum Abzüge bewogen war, zog er im Jahre 451 durch Deutschlaiid nach Gallien (dem heutigen Frankreich), in dessen südlichem Teile inzwischen die Westgoten nach gewaltigen Wanderungen ein geordnetes Reich gegründet hatten. Deutschland ward auf diesem Durchzuge der Hunnen furchtbar verwüstet, rvie ein Heuschreckenschwarm verheerten sie alles Land. Am Rheine warfen sich 10 000 Burgunden dem Weltstürmer Attila entgegen, aber vergeblich; in heldenmütigem Kampfe gingen sie ruhmvoll unter. Nun aber vereinigten sich die Westgoten und die Römer, um durch gemeinsame Anstrengung die Bildung des Abendlandes und das Christentum zu schützen. Der römische Feldherr Astius und der Gotenkönig Theodorich brachten ein gewaltiges Heer zusammen und trafen in den weiten Ebenen von Chalons an der Marne, wo- hin Attila sich gezogen hatte, um für seine zahllose Reiterei Raum zu gewinnen, mit dem Feinde zusammen. Dort sammelten sich die Völker des Morgenlandes und die Völker des Abendlandes und standen sich gegenüber in heißer Erwartung des Kampfes, der das Schicksal Europas entscheiden sollte. Attila hatte die Übermacht der Masse, der Einheit und der Feldherrngabe; aber auf der Seite der Abendländer stritt die Begeisterung für alles Große der alten Welt, für das Christentum, für die Freiheit und den eigenen Herd. Deutsche aber fochten aus beiden Seiten, ja, der Kern aller deutschen Völker stand hier feindlich gespalten sich gegenüber, und welches Heer den Sieg gewann, die Deutschen wurden immer geschlagen. Das mörderische Schlachten begann; mit der höchsten Erbitterung kämpften beide Heere. Der tapfere Theodorich kam ums Leben, aber sein Sohn Thorismund nahm blutige Rache. Die Westgoten entschieden die Schlacht. Nachdem schon gegen 200 000 Menschen gefallen waren, wich Attila zurück, und das Abendland war gerettet. Attila hatte schon einen großen Scheiterhau- fen von Pferdesätteln errichten lassen, um sich darauf zu verbrennen, wenn er verfolgt worden und unterlegen wäre. Aber er entkam. Thorismund ward auf den noch blutigen Schild erhoben, und unter dem Jauchzen der Sieger zum Könige der Westgoten ausgerufen. Aber die, welche das lliiglück verbundeii,

2. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 302

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
302 43. Die Schlachten des Befreiungskrieges. jauchzen sie und stürzen auf den Feind. Der Regen rauscht in Strömen herab, an ein Feuern ist nicht zu denken, und mit Bajonett und Kolben bricht das Fußvolk, mit geschwungenem Säbel die Reiterei in die Franzosen ein, der alte Blücher, das Schwert in der Faust, allen voran. Mann an Mann wird gefochten, mit Mut und Wut, bis die Feinde vor den preußischen Hieben das Feld räumen. Eine große Menge der Flüchtigen ertrinkt in den Fluten der Katzbach; viele Tausende werden gefangen. Von diesem ruhmreichen Tage nannten die Soldaten ihren Blücher „Marschall Vorwärts", denn der König erhob ihn bald dar- auf zum Feldmarschall. Um dieselbe Zeit er- kämpften die Verbündeten noch manchen andern herr- lichen Sieg. So schlugen sie Napoleons Feldherren in den Schlachten bei Großbeeren in der Nähe von Berlin, bei Kulm in Böhmen und bei Denne- witz unweit Wittenberg. Dann drangen ihre Heere gegen Leipzig heran, wo Napoleon seine ganze Streitmacht zusammenge- zogen hatte. Da begann am 16. Oktober der drei- tägige ungeheure Kamps, an welchen!, mit Ausnahme der Türken, alle Völker Europas teilnahmen — die Völkerschlacht bei Leipzig. 300000 Mann Verbündete standen gegen das 200 000 Mann starke Heer Napoleons. Über 1000 Kanonen donnerten gegeneinander, so daß die Erde im weiten Umkreise erbebte. Mit unerhörter Anstrengung wurde am ersten Tage gerungen; vorzüglich war es wieder der alte Blücher, der mit seinen Tapfern löwenkühn die Franzosen zurückwarf, bis der Abend hereinbrach und das weitere Vorwärtsdringen hemmte. Napoleon mochte jetzt wohl ahnen, daß ihn sein Schlachtenglück verlassen habe. Deshalb versuchte er am nächsten Tage durch große Versprechungen Österreich zum Abfalle von den Verbündeten zu verführen, aber umsonst: am 18. Oktober inußte er den verzweifelten Kampf von neuem aufnehmen. Von einer Anhöhe aus, auf der eine Windmühle stand, leitete er die Schlacht. Ihm gegenüber auf einem Hügel hatten die drei ver- bündeten Herrscher, der König von Preußen und die Kaiser von Österreich und Rußland, ihre Stellung genommen. Abermals entbrannte ein furchtbar mörde-

3. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 393

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
87. Blick ins Weltall. 393 die Körper durch ihre Schwere an die Erde angezogen und können ihr nicht entlaufen. Überall nennt man unten, was man unter den Fußen hat, und oben, was über dem Haupte hinaus ist. Niemand merkt oder kann sagen, daß er unten sei. Alle sind oben, so lange sie die Erde unter den Füßen und den Himmel voll Licht oder Sterne über dem Haupte haben. Aber der Leser wird nicht wenig erstaunen, wenn er's zum ersten Male hören sollte, wie groß die Kugel sei; denn der Durchmesser der Erde beträgt in gerader Linie von einem Punkt der Oberfläche durch den Mittelpunkt hindurch zum andern Punkt reichlich zwölftausend siebenhundert, der Umkreis der Kugel aber beträgt vierzig tausend Kilometer. Das haben die Gelehrten mit großer Genauigkeit aus- gemessen und ausgerechnet und sprechen davon wie von einer gemeinen Sache. Aber niemand kann die göttliche Allmacht begreifen, die diese ungeheure, große Kugel schwebend in der unsichtbaren Hand trägt, und jedem Pflänzlem darauf seinen Tau und sein Gedeihen giebt und dem Kindlein, das geboren wird, einen lebendigen Odeni in die Nase. Man rechnet, daß 1460 Millionen Menschen zu gleicher Zeit auf der Erde leben und bei dem lieben Gott in die Kost gehen, ohne das Getier. Aber es kommt noch besser. Denn zweitens: Die Sonne, so nahe sie zu sein scheint, wenn sie früh hinter den Bergen in die frische Morgen- luft hinaufschaut, so ist sie doch ungefähr zwanzig Millionen Meilen weit von der Erde entfernt. Weil aber eine solche Zahl sich geschwinder anssprechen, als erwägen und ausdenken läßt, so merke: Wenn auf der Sonne eine große, scharf geladene Kanone stände und der Kanonier, der hinten steht und sie richtet, zielte auf keinen andern Menschen, als auf dich, so dürftest du deswegen in dem näm- lichen Augenblicke, als sie abgebrannt wird, noch herzhaft anfangen, ein neues Haus zu bauen, und könntest darin essen, trinken und schlafen. Denn wenn auch die Kugel in schnurgerader Richtung und gleicher Geschwindigkeit immer fort und fort flöge, so könnte sie doch erst nach Verfluß von ungefähr zehn Jahren von der Sonne hinweg auf der Erde anlangen, so doch eine Kano- nenkugel einen scharfen Flug hat und zu einer Weite von 500 Meter nicht mehr als den sechzigsten Teil einer Minute bedarf, nämlich eine Sekunde. Daß nun ferner die Sonne auch nicht bloß eine glänzende Fensterscheibe des Himmels, sondern, wie unser Erdkörper, eine schwebende Kugel sei, begreift man schon leichter. Aber wer vermag mit seinen Gedanken ihre Größe zu um- fassen, nachdem sie aus einer so entsetzlichen Ferne solche Kraft des Lichts und der Wärme noch auf die Erde ausübt und alles segnet, was ihr mildes Antlitz bescheint? Der Durchmesser der Sonne ist einhundertzwölfmal größer, als der Durchmesser der Erde. Wenn sie hohl wäre inwendig, so hätte nicht nur unsere Erde in ihr Raum, auch der Mond, der doch fast 50 000 Meilen von uns absteht, könnte darin ohne Anstoß auf- und untergehen: ja, er könnte fast noch einmal so weit von uns entfernt sein, als er ist, und doch ohne Anstoß um die Erde herumspazieren, wenn er wollte. So groß ist die Sonne und geht aus der nämlichen, allmächtigen Hand hervor, die auf der Erde das Mohnsamenkörnlein in seiner Schale bildet und zur Reife bringt, eins so unbegreiflich wie das andere. Die Erde dreht sich in vierundzwanzig Stunden um sich selber. Nämlich man stelle sich vor, wie wenn von einem Punkt der Erdkugel durch ihre Mitte bis zum entgegengesetzten Punkt eine lange Axe gezogen wäre. Diese zwei

4. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 485

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
148. Dev Thor:. 485 zugleich die Ursache der Leichtflüssigkeit und besteht darin, daß das Eisen eine große Menge Kohle aufgenommen hat. Dies versteht nun der Eisenhüttenmann durch die verschiedenartigsten Vorgänge, bei denen er einen Teil der Kohle im Eisen verbrennt, trefflich zu beseitigen und so aus dem harten und spröden Gußeisen den noch härteren, aber zähen und elastischen Stahl, das weiche und zähe Schmiedeeisen zu machen, welche beide vor allen anderen gewöhnlichen Metallen den unschätzbaren Vorzug haben, daß man sie schweißen, das heißt, im glühenden Zustande die getrennten Stücke miteinander durch Hämmern verei- nigen kann, wie zwei weiche Stücke Wachs miteinander zusammengeknetet werden. Es ist unmöglich, alle Vorteile zu schildern, welche das Menschengeschlecht aus diesem Metalle gezogen hat, ebenso wie es unmöglich ist, alle die Kunst- griffe zu berichten, deren sich Hunderte von verschiedenen Gewerben bei der Verarbeitung dieser köstlichen Gabe Gottes bedienen. An ihm bewährt sich überall, auch in den kleinsten Verhältnissen, der Geist des Menschen durch die von Gott ihm eingepflanzte Erfindungsgabe, die Ausdauer des Fleißes und den guten Willen in Aneignung dessen, was andere vor ihm erfanden; an diesem Stoffe, mehr als an jedem anderen, beweiset jedes Alter seine Tüchtigkeit, aber auch in keinem anderen Lebenskreise gilt so sehr das inhaltreiche Wort des Dichters: Wer soll Meister sein? Wer was ersann! Wer soll Geselle sein? Wer was kann! Wer soll Lehrling sein? Jedermann! 148. Der Thon. Georg-Eckert ffir internationale Schuibuof^&hur.g Bra'.ms:chvveig Schelbucobibüothok |Ve lockeren Erdschichten, welche in der Regel die Bedeckung der Erdober- Js fläche in den Thälern und Ebenen, auf Hügeln und Anhöhen ausmachen, haben nicht überall die gleiche Tiefe und die gleiche Beschaffenheit. An manchen Stellen bilden sie nur einen sehr dünnen Überzug über die darunter liegenden festen Gesteine, an andern reichen sie in bedeutende Tiefe hinab. Sie bestehen hauptsächlich aus Sand, Gerölle und Lehm, und sind teils an Ort und Stelle durch Verwitterung der obersten Gesteinschichten, auf welchen sie liegen, ent- standen, teils sind sie von den Gebirgen durch Wasser herabgeschwemmt und abgesetzt worden. Der Sand besteht meist aus größeren oder kleineren Quarz- körnchen, die mit Feldspat, Glimmer, staubigem Thon, Kalk und dergleichen vermischt sein können. Das Gerölle ist Sand, der aus groben Körnern von verschiedenen Gesteinarten besteht. Unter dem Namen Thon begreift man alle Verbindungen von Kieselerde, Thonerde und Wasser, welche sich fettig anfühlen und befeuchtet eine teigartige Masse bilden. Man unterscheidet schmelzbare und feuerfeste Thone. Die erste- ren werden gewöhnlich Lehm, bisweilen auch Letten genannt, besonders wenn sie sehr unrein und weniger fett und bildsam sind; auch pflegt man sie Mergel zu nennen, wenn sie einen größeren Kalkgehalt führen. Sie haben eine gelb- liche, rötliche oder bläuliche Farbe, und enthalten sehr häufig gröbere Gemeng- teile wie Sand, Kalkstein, Glimmer, Schwefelkies und dergleichen. Man ver- wendet sie zur Verfertigung von Ziegelsteinen, Dachpfannen, Kachelöfen und besonders zu gemeinen Töpferwaren, welche man teils unglasiert gebraucht, wie z. B. die Blumentöpfe, die Formen zu den Zuckerhüten, teils mit einer Glasur

5. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 295

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
39. Preußens Demütigung und Wiedergeburt. 295 innere Erhebung wieder würdig zu machen, und so ist das Unglück von Jena und Tilsit unter Gottes Beistand ein Segen für Preußen geworden. Die Lage des Staates war zunächst sehr schlimm; nicht nur war derselbe um die Hälfte verkleinert, sondern alle Lebenskraft schien gelähmt durch die harten Bedingungen, welche zur Befriedigung des herzlosen Überwinders noch zu erfüllen waren. Noch lastete ein feindliches Heer aus dem unglücklichen Lande, bis die Preußen die ungeheuren Kriegskosten abgezahlt hätten; die fran- zösischen Behörden zeigten bei allen Verhandlungen über die Vollziehung des Friedens die größte Härte, Willkür und kalten Übermut. Dabei waren die furchtbaren Folgen des verheerenden Kriegs noch überall sichtbar, alle Kräfte des Landes erschöpft. Es war keine leichte Aufgabe, unter so traurigen Ver- hältnissen den Grund zu einer besseren Zukunft zu legen. Friedrich Wilhelm aber ließ den Mut nicht sinken, im Vertrauen auf Gott unternahm er es, gerade damals eine schönere Wiedergeburt des Staates vorzubereiten. In solcher Ab- sicht richtete er seinen Blick auf einen ausgezeichneten Staatsmann, den Frei- herrn von Stein, der in feuriger Begeisterung für das Vaterland und in glühendem Haß gegen die Fremdherrschaft sich die Aufgabe stellte, Preußen zunächst von den drückenden Lasten des Augenblicks zu befreien, ferner aber die Nation selbst durch Weckung eines sittlichen, religiösen, vaterländischen Geistes neu zu erheben. Vor allem aber mußte, um die Räumung des Landes von dem fremden Heere zu erlangen, erst die Kriegssteuer aufgebracht werden; dies geschah teils durch Beschränkung in den Ausgaben, worin der König und sein Hof mit dem Beispiel persönlicher Opfer vorangingen, teils durch geschickte Finanzmaßregeln und durch Vermehrung der gewöhnlichen Einnahmen, endlich auch durch eine besondere Steuer. Am Ende des Jahres 1808 war die Kriegslast abgetragen, und unter dem Jubel der Bevölkerung konnten wieder preußische Truppen in die Hauptstadt des Landes einziehen. Jetzt war die Fürsorge der neuen Regierung ganz und gar der Zukunft zugewandt; um die Kräfte der Nation neu anzuregen und gleichsam zu ver- doppeln, wollte Stein in allen Schichten der Bevölkerung eine kräftige vater- ländische Gesinnung, eine lebendige Thätigkeit und eine rege Teilnahme am öffentlichen Wohl erwecken. Die Belebung des öffentlichen Geistes sollte die Grundlage alles weiteren Strebens sein, deshalb einem jeden innerhalb der gesetzlichen Schranken die möglichst freie Entwickelung und Anwendung seiner Anlagen, Fähigkeiten und Kräfte gestattet und in jedem einzelnen Stande Thä- tigkeit, Einsicht und Selbstgefühl und Hingabe für das Vaterland erzeugt wer- den. Zunächst galt es, den Bauernstand wieder zu heben. Derselbe war größtenteils noch unfrei, wenn auch nicht leibeigen, doch erbunterthänig; da er nicht selbst Besitzer von Grund und Boden war, so fehlte ihm der kräftigste Anreiz, den Acker zu verbessern. Um nun einen freien Bauernstand zu schaffen, erließ der König im Oktober 1807 einen Befehl zur Aufhebung der Erb- unterthänigkeit zunächst auf allen Krongütern, gleich darauf eine Verord- nung über den freien Gebrauch des Grundeigentums und über die persönlichen Verhältnisse der Landbewohner. Die Städte bedurften gleichfalls einer gründlichen Änderung ihrer Ver- hältnisse; die Selbständigkeit der städtischen Verwaltung war immer mehr gesun-

6. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 296

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
296 40. Königin Luise. ken und damit auch aller Gemeingeist, aller Eifer für das Gemeindewohl. Es erschien nun eine neue Städteordnung, durch welche den Städten die Verwal- tung ihres Vermögens und aller ihrer Angelegenheiten, die Wahl der Magi- strate aus der Mitte der Bürgerschaft und die Bildung von Stadtverordneter- Versammlungen überlassen wurde. Durch dieses Gesetz wurde in der That bald wieder Liebe zur Gemeinde, Teilnahme an ihren Angelegenheiten und ein erhöh- tes Gefühl für Selbständigkeit und Ehre erweckt. Während so die Grundlagen für ein gedeihliches Staatsleben neu geschaf- fen wurden, verlor man die Erneuerung der Wehrkraft des Landes nicht aus den Augen. Der edle, feste und geistvolle General von Scharnhorst war es, der in Gemeinschaft mit Gneisenau die Grundgedanken der neuen Schöpfung feststellte. Die Wehrhaftmachung des ganzen Volks war der oberste Grundsatz der neuen Wehrverfassnng: rasche und tüchtige Ausbildung der Massen, sittliche und wissenschaftliche Hebung der Offiziere, Gleichheit der Rechte und Pflichten für alle, Begründung der Kriegszucht auf Vaterlandsliebe und Ehr- gefühl, — das sind einige der weiteren Hauptgesichtspunkte. Doch nicht mit einem Mal durste man ein großes Heer wieder erschaffen; die Zahl der zu haltenden Truppen war durch Napoleon auf 42 000 Mann beschränkt. Uni dennoch grö- ßere Heeresmassen für die Zukunft auszubilden, ließ man die Rekruten, sowie sie einexerziert waren, nach Hause gehen und berief andere an ihre Stelle, und so immer weiter, so daß in kurzem schon 150 000 einexerzierte Leute im Lande waren. Auch sonst wurden alle Ausrüstungen insgeheim eifrig betrieben. Der Haß gegen Napoleons Gewaltherrschaft, durch begeisterte Männer lebhaft angefacht, nahm täglich überhand; derselbe führte auch zur Gründung des sogenannten Tugendbnndes, welcher zum besonderen Zweck hatte, die Selbstsucht in allen öffentlichen Verhältnissen zu bekämpfen, die edleren, sitt- lichen Gefühle in der Nation zu beleben und dadurch die Befreiung zu befördern. Der Verein erhielt die Bestätigung des Königs und trug viel zur Verbreitung einer männlicheren Stimmung in den Gemütern bei; der Geist desselben wirkte fort, selbst nachdem der Bund auf Napoleons Befehl aufgehoben worden (1810). Auch für die Bildung des Volkes wurde in jenen schweren Zeiten groß- herzig Sorge getragen, dafür legte namentlich die Gründung der Universität Berlin im Jahre 1810 Zeugnis ab. Hahn. er gute Engel Preußens war in der Zeit der tiefsten Erniedrigung die Königin Luise, die Mutter unseres jetzigen Königs und Kaisers. Je tie- fer ihr Herz unter der Wucht des eisernen Verhängnisses gebeugt wurde, desto erhabener richtete sich ihr Geist auf, und während ringsum alles den Kopf zu verlieren schien, war es das ursprünglich so weich geschaffene Gemüt Luisens, welches fast allein noch festen Mut offenbarte, noch sichern Glauben hielt. Mit Würde trat sie dem französischen Gewalthaber in Tilsit gegenüber, ihre Vorstellungen aber blieben fruchtlos. Nur eines tröstete sie: daß ihr Gemahl sich in jeder Beziehung würdig gezeigt habe und größer, als sein Wider- sacher. „Zwei Hauptgründe habe ich", so schrieb sie an ihren Vater, den Her- zog Karl I. von Mecklenburg-Strelitz, „die mich über alles erheben: der erste 40. Königin Luise.

7. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 299

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
299 42. Preußens Erhebung. hatte er niedergeworfen in blutigen Schlachten; die deutschen Fürsten mußten thun, wie er wollte, und auch Preußen hatte er an den Rand des Verderbens gebracht. Nun gelüstete es ihn, auch Rußland seiner Herrschaft zu unterwerfen, Im Sommer des Jahres 1812 brach er mit Viermalhunderttausend auserlesenen Kriegern zu Fuß und sechzigtausend zu Roß nebst 1200 Stück Geschütz in das große russische Reich ein. Er hatte die besten Scharen ans allen Ländern Europas gesammelt. Sie waren in allen Künsten der Waffen wohl geübt und mit allem Kriegszeuge aufs beste versehen. In mehreren blutigen Schlachten zeigten sich zwar die Russen tapfer, aber sie mußten das Schlachtfeld räumen und zogen sich tief in das Land hinein nach Moskau, der alten Hauptstadt des Reiches, indem sie alles hinter sich her verheerten. Napoleon folgte ihnen gegen den Rat der Generale. Da ereilte ihn in der alten Zarenstadt die göttliche Gerechtigkeit. Am 14. September war er siegestrunken in das ehrwürdige Schloß der russischen Kaiser, den Kreml, eingezogen; aber schon in der folgenden Nacht brachen dort über seinem Haupte die Flammen aus, welche vier Tage lang wüteten und die ganze Stadt in Asche legten. Unsäglicher Schrecken ergriff das französische Heer, welches in Moskau sichere Winterquartiere zu finden gehofft hatte. Ende Oktober mußte Napoleon den Rückzug durch das feindliche Land antreten. Hierauf hatten die Russen gewartet. Mit den Schwärmen ihrer Kosaken verfolgten sie den fliehenden Feind, ließen ihm keine Ruhe, weder bei Tag noch bei Nacht, und wer sich nur von dem Hauptheere entfernte, wurde niedergemacht. Da brach Tod und Verderben noch furchtbarer über das gewaltige Heer herein. Früher als gewöhnlich begann der in den öden Steppen Rußlands so harte Winter. Die fliehenden Scharen hatten keinen Schutz gegen seine Strenge: ihre Kleider waren zerrissen, die Füße, halb entblößt, zitterten auf dem kalten Schnee; die Dörfer und Städte waren verwüstet, nirgends ein Obdach gegen den furchtbar schneidenden Wind, kein Bissen Brot, den nagenden Hunger zu stillen. Da ergriff Verzweiflung ihre Herzen. An jedem Morgen lagen Haufen Erfrorener um die ausgebrannten Wachtfeuer. Die ermatteten Krieger konnten sich kaum weiter schleppen; Tausende blieben zurück und wurden eine Beute der russischen Wölfe. Als das erschöpfte Heer über die Beresina zog —hinter ihm her waren die russischen Scharen —, da brachen die Brücken, und Tausende fanden in den Fluten ihr Grab. — Da verließ Napoleon heim- lich das Heer, und in einem Schlitten fuhr er nach Frankreich. Die Hand des Herrn hatte ihn getroffen. Der hatte gesagt: „Bis hierher und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!" Wetzet. 42. Preußens Erhebung. & in Häuflein nur von der „großen Armee" zog durch Preußen. Sein An- blick erregte Entsetzen und Mitleiden. Halbnackt, zerlumpt, mit erfrorenen Gliedmaßen, ausgehungert, krank und elend erschienen die wieder, welche erst vor wenig Monaten in stolzem Übermut und des Sieges gewiß ausgerückt waren. Da ergriff das preußische Volk die Überzeugung, daß nun die Stunde der Erlösung aus schwerer Knechtschaft geschlagen habe. „Das ist Gottes Finger!" ging es von Munde zu Munde. Es gab nux ein Gefühl im Vater- lande: glühenden Haß gegen die Franzosen. Es war das erklärlich. Sie hat-

8. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 478

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
478 145. Die Steinkohle. Sumpfe wachsen und alle ihre Überreste unter Wasser sallen lassen, da bleibt sozusagen, die Ernte eines jeden Jahres unter Wasser aufbewahrt und häuft sich zu einem schwarzbraunen, weichen Pflanzenstoffe in großer Menge an, welchen wir Torf nennen. Das geschieht an den Rändern der Süßwasserseeen, die dadurch von außen nach innen ein immer breiteres, flaches Torfnfer gewin- nen; das geschieht zu beiden Seiten der Flüsse, so weit das Thal von ihnen vor Zeiten tief ausgespült war; das geschieht an den Rändern des Meeres, wo eine flache Bucht durch eine sich vorbauende Sandbank zur Lagune wird; das geschieht auf den Rücken der Berge, wo das Wasser wegen mangelnden Falles nicht rechts noch links abfließen mag; das geschieht im Innern der Wälder, an jeder kesselförmigen Bodenvertiefung, in welche die absterbenden Bäume von allen Seiten hineinschlagen und feucht dahinmodern; das geschieht endlich mitten auf der Heide, wenn irgend ein Umstand das Stehenbleiben des Wassers bewirkt, in welchem dann die Sumpfgewächse das Heidekraut verdrängen, bis die An- häufung von Pslanzenstoff aus der Vertiefung eine Erhöhung, ein blasenförmig aufgequollenes Hochmoor, gebildet hat, ans welchem auch das Heidekraut wieder Wurzel fassen kann. Eines der vorzüglichsten Mittel, dessen sich die Natur gegenwärtig bei Bildung, Vergrößerung und Verstärkung der Torfmoore bedient, ist das Torf- moos, ein in sehr langen Stämmen wachsendes Moos, dessen Zellen so be- schaffen sind, daß sie eine große Menge Wassers ansangen und bei sich behal- ten können, und dessen Wipfel, oben schwimmend oder kriechend, freudig grünen und wachsen, während das untere Ende fortwährend abstirbt und die Torf- masse im Wasser oder im Sumpfe vermehrt. Ähnliche Mittel, die Anhäufung von unverweslichem Pflanzenstoff zu bewirken, hatte die Natur auch in den früheren Weltaltern, wo andere Pflanzen die Erde bedeckten. Daher finden wir von jedem Weltalter dergleichen Über- bleibsel, welche auf den früher gebildeten Steinschichten und unter den später gebildeten Erd- oder Steinschichten lagern. — Einige Weltalter haben viele dergleichen Überbleibsel in Schichten hinterlassen, andere dagegen wenige. Zu denjenigen, welche am meisten geliefert haben, gehört eines der spätesten Welt- alter, dessen Schichten man die Braunkohlenbildung nennt, und eines der frühesten Weltalter, dessen Schichtung Steinkohlenbildung heißt. Je älter eine Anhäufung von Pslanzenstoff wird, desto undeutlicher wer- den die Pslanzenreste, und desto mehr innere Veränderungen erleiden sie, wodurch sie immer härter und kohliger werden, indem gleichzeitig die Last der darüber liegenden Erdschichten die Stämme immer mehr und mehr platt drückt. Die Braunkohlen, welche meistens noch zwischen lockerem Sand und Thon gelagert sind, lassen oftmals noch schöne, deutliche Baumstämme und vollkommenes Holz erkennen, das von Bäumen stammt, die denselben Geschlech- tern angehören, wie die jetzt im Süden Italiens, Griechenlands und Spaniens wachsenden Bäume, aber längst ausgestorbene Arten derselben. Die Steinkohlen dagegen, welche meistens in größerer Tiefe, zwischen festen Sand- und Thonsteinen, liegen, sind, wie man aus den Überresten erkennt, von ganz anderen Pflanzen erzeugt, deren man gegenwärtig gar nicht mehr auf Erden findet, namentlich von Schachtelhalmen, welche die Größe

9. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 217

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
2. Attila. 217 ehrte ihn fast abgöttisch. Über seinen Getreuen waltete er gnadenvoll; höflich, freigiebig, gastfrei, verstand er immer aufs neue sie an sich zu fesseln. Eine halbe Million Krieger folgte seinem Ruf. Als Feldherr aber und Staats- mann war er rücksichtslos und kannte kein Erbarmen. Seine wandernde Hofhaltung in der ungarischen Ebene war die größte, bunteste und reichste jener Zeit. Häuptlinge und Königskinder deutscher und slavischer Stämme bildeten neben den Fürsten der Hunnen und der stamm- verwandten Völker seinen Hofstaat. Unter der Leibwache, die im Ringe um den schön geschnitzten Zaun seines Hofes lag, dienten Männer aus fast allen Völkern zwischen Persien und den Pyrenäen; edle Gotenfürsten neigten ehrfurchtsvoll ihr Haupt vor seinem Befehl; Königskinder aus Thüringen und fremden Lan- den wurden als Geiseln an seinem Hofe erzogen neben Sprößlingen der Wander- stämme an der Wolga und der tatarischen Ebene; unterworfene Völker der Ost- see führten ihm Zobel- und Otternselle aus dem Eise des Nordens zu; Gesandte aus Rom und Konstantinopel harrten furchtsam am Hofthor, um seine zornigen Befehle entgegenzunehmen oder ihm demütig kostbare Geschenke zu Füßen zu legen. Nachdem er zuerst sich gegen Osten gewandt und Griechenland verwüstet hatte, aber durch ein unermeßliches Lösegeld zum Abzüge bewogen war, zog er im Jahre 451 durch Deutschland nach Gallien (dem heutigen Frankreich), in dessen südlichem Teile inzwischen die Westgoten nach gewaltigen Wande- rungen ein geordnetes Reich gegründet hatten. Deutschland ward auf diesem Dnrchzuge der Hunnen furchtbar verwüstet, wie ein Henschreckenschwarm ver- heerten sie alles Land. Am Rheine warfen sich 10 000 Burgunden dem Welt- stürmer Attila entgegen, aber vergeblich; in heldenmütigem Kampfe gingen sie ruhmvoll unter. Nun aber vereinigten sich die Westgoten und die Römer, um durch gemeinsame Anstrengung die Bildung des Abendlandes und das Christentum zu schützen. Der römische Feldherr Astius und der Goten- könig Theodor ich brachten ein gewaltiges Heer zusammen und trafen in den weiten Ebenen von Eh alo ns an der Marne, wohin Attila sich gezogen hatte, um für seine zahllose Reiterei Raum zu gewinnen, mit dem Feinde zusammen. Dort sammelten sich die Völker des Morgenlandes und die Völker des Abendlandes und standen sich gegenüber in heißer Erwartung ches Kampfes, der das Schicksal Europas entscheiden sollte. Attila hatte die Übermacht der Masse, der Einheit und der Feldherrngabe; aber auf der Seite der Abend- länder stritt die Begeisterung für alles Große der alten Welt, für das Christentum, für die Freiheit und den eigenen Herd. Deutsche aber fochten auf beiden Seiten, ja, der Kern aller deutschen Völker stand hier feindlich gespalten sich gegenüber, und welches Heer den Sieg gewann, die Deutschen wurden immer geschlagen. Das mörderische Schlachten begann; mit der höchsten Erbitterung kämpften beide Heere. Der tapfere Theodorich kam ums Leben, aber sein Sohn Thorismund nahm blutige Rache. Die Westgoten entschieden die Schlacht. Nachdem schon gegen 200000 Menschen gefallen waren, wich Attila zurück, und das Abendland war gerettet. Attila hatte schon Zeinen großen Scheiterhaufen von Pserdesätteln errichten lassen, um sich darauf zu verbrennen, wenn er verfolgt worden und unterlegen wäre. Aber er entkam. Thorisinnnd ward ans den noch blutigen Schild erhoben, und unter dem Jauchzen der Sieger zum Könige der Westgoten ausgerufen. Aber

10. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 295

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
39. Preußens Demütigung und Wiedergeburt. 295 Kraft voranleuchteten, strebte das ganze Volk, sich eines besseren Geschickes durch innere Erhebung wieder würdig zu machen, und so ist das Unglück von Jena und Tilsit unter Gottes Beistand ein Segen für Preußen geworden. Die Lage des Staates war zunächst sehr schlimm; nicht nur war derselbe um die Hälfte verkleinert, sondern alle Lebenskraft schien gelähmt durch die harten Bedingungen, welche zur Befriedigung des herzlosen Überwinders noch zu erfüllen waren. Noch lastete ein feindliches Heer ans dem unglücklichen Lande, bis die Preußen die ungeheuren Kriegskosten abgezahlt hätten; die fran- zösischen Behörden zeigten bei allen Verhandlungen über die Vollziehung des Friedens die größte Härte, Willkiir und kalten Übermut. Dabei waren die furchtbaren Folgen des verheerenden Kriegs noch überall sichtbar, alle Kräfte des Landes erschöpft. Es war keine leichte Aufgabe, unter so traurigen Ver- hältnissen den Grund zu einer besseren Zukunft zu legen. Friedrich Wilhelm aber ließ den Mut nicht sinken, im Vertrauen auf Gott unternahm er es, gerade damals eine schönere Wiedergeburt des Staates vorzubereiten. In solcher Absicht richtete er seinen Blick auf einen ausgezeichneten Staatsmann, den Freihern von Stein, der in feuriger Begeisterung für das Vaterland und in glühendem Haß gegen die Fremdherrschaft sich die Ausgabe stellte, Preußen zunächst von den drückenden Lasten des Augenblicks zu befreien, ferner aber die Nation selbst durch Weckung eines sittlichen, religiösen, vaterländischen Geistes neu zu erheben. Vor allem aber mußte, um die Räumung des Landes von dem fremden Heere zu erlangen, erst die Kriegssteuer aufgebracht werden; dies geschah teils durch Beschränkung in den Ausgaben, worin der König und sein Hof mit dem Beispiel persönlicher Opfer vorangingen, teils durch geschickte Finanzmaßregeln und durch Vermehrung der gewöhnlichen Einnahmen, endlich auch durch eine besondere Steuer. Am Ende des Jahres 1808 war die Kriegslast abgetragen, und unter dem Jubel der Bevölkerung konnten wieder preußische Truppen in die Hauptstadt des Landes einziehen. Jetzt war die Fürsorge der neuen Regierung ganz und gar der Zukunft zugewandt; um die Kräfte der Nation neu anzuregen und gleichsam zu verdop- peln, wollte Stein in allen Schichten der Bevölkerung eine kräftige vaterlän- dische Gesinnung, eine lebendige Thätigkeit und eine rege Teilnahme am öffent- lichen Wohl erwecken. Die Belebung des öffentlichen Geistes sollte die Grund- lage alles weiteren Strebens sein, deshalb einem jeden innerhalb der gesetzlichen Schranken die möglichst freie Entwickelung und Anwendung seiner Anlagen, Fähigkeiten und Kräfte gestattet und in jedem einzelnen Stande Thätigkeit, Einsicht und Selbstgefühl und Hingabe für das Vaterland erzeugt werden. Zunächst galt es, den Bauernstand wieder zu heben. Derselbe war größten- teils noch unfrei, wenn auch nicht leibeigen, doch erbunterthänig; da er nicht selbst Besitzer von Grund und Boden war, so fehlte ihn: der kräftigste Anreiz, den Acker zu verbessern. Um nun einen freien Bauernstand zu schaffen, erließ der König im Oktober 1807 einen Befehl zur Aufhebung der Erbunter- thänigkeit zunächst ans allen Krongütern, gleich darauf eine Verordnung über den freien Gebrauch des Grundeigentums und über die persönlichen Verhält- nisse der Landbewohner. Die Städte bedurften gleichfalls einer gründlichen Änderung ihrer Ver- hältnisse; die Selbständigkeit der städtischen Verwaltung war immer mehr gesun-
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