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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 217

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
2. Attila. 217 Sieg zu Sieg und von Raub zu Raub führte, verehrte ihn fast abgöttisch. Über seinen Getreuen waltete er gnadenvoll; höflich, freigiebig, gastfrei, verstand er immer aufs neue sie an sich zu fesseln. Eine halbe Million Krieger folgte seinem Ruf. Als Feldherr aber und Staatsmann tvar er rücksichtslos und kannte kein Erbarmen. Seine wandernde Hofhaltung in der ungarischen Ebene >var die größte, bunteste und reichste jener Zeit. Häuptlinge und Königskinder deutscher und slavischer Stämme bildeten neben den Fürsten der Hunnen und der stammver- wandten Völker seinen Hofstaat. Unter der Leibwache, die im Ringe um den schön geschnitzten Zaun seines Hofes lag, dienten Männer aus fast allen Völkern zwischen Persien und den Pyrenäen; edle Gotenfürsten neigten ehrfurchtsvoll ihr Haupt vor seinem Befehl; Königskinder aus Thüringen und fremden Landen wurden als Geiseln an seinem Hofe erzogen neben Sprößlingen der Wander- stämme an der Wolga und der tatarischen Ebene; unterworfene Völker der Ostsee führten ihm Zobel- und Otternfelle aus dem Eise des Nordens zu; Gesandte aus Rom und Kvnstantinopel harrten furchtsam am Hofthor, um seine zornigen Befehle entgegenzunehmen oder ihm demütig kostbare Geschenke zu Füßen zu legen. Nachdeni er zuerst sich gegen Osten gewandt und Griechenland verwüstet hatte, aber durch ein unermeßliches Lösegeld zum Abzüge bewogen war, zog er im Jahre 451 durch Deutschlaiid nach Gallien (dem heutigen Frankreich), in dessen südlichem Teile inzwischen die Westgoten nach gewaltigen Wanderungen ein geordnetes Reich gegründet hatten. Deutschland ward auf diesem Durchzuge der Hunnen furchtbar verwüstet, rvie ein Heuschreckenschwarm verheerten sie alles Land. Am Rheine warfen sich 10 000 Burgunden dem Weltstürmer Attila entgegen, aber vergeblich; in heldenmütigem Kampfe gingen sie ruhmvoll unter. Nun aber vereinigten sich die Westgoten und die Römer, um durch gemeinsame Anstrengung die Bildung des Abendlandes und das Christentum zu schützen. Der römische Feldherr Astius und der Gotenkönig Theodorich brachten ein gewaltiges Heer zusammen und trafen in den weiten Ebenen von Chalons an der Marne, wo- hin Attila sich gezogen hatte, um für seine zahllose Reiterei Raum zu gewinnen, mit dem Feinde zusammen. Dort sammelten sich die Völker des Morgenlandes und die Völker des Abendlandes und standen sich gegenüber in heißer Erwartung des Kampfes, der das Schicksal Europas entscheiden sollte. Attila hatte die Übermacht der Masse, der Einheit und der Feldherrngabe; aber auf der Seite der Abendländer stritt die Begeisterung für alles Große der alten Welt, für das Christentum, für die Freiheit und den eigenen Herd. Deutsche aber fochten aus beiden Seiten, ja, der Kern aller deutschen Völker stand hier feindlich gespalten sich gegenüber, und welches Heer den Sieg gewann, die Deutschen wurden immer geschlagen. Das mörderische Schlachten begann; mit der höchsten Erbitterung kämpften beide Heere. Der tapfere Theodorich kam ums Leben, aber sein Sohn Thorismund nahm blutige Rache. Die Westgoten entschieden die Schlacht. Nachdem schon gegen 200 000 Menschen gefallen waren, wich Attila zurück, und das Abendland war gerettet. Attila hatte schon einen großen Scheiterhau- fen von Pferdesätteln errichten lassen, um sich darauf zu verbrennen, wenn er verfolgt worden und unterlegen wäre. Aber er entkam. Thorismund ward auf den noch blutigen Schild erhoben, und unter dem Jauchzen der Sieger zum Könige der Westgoten ausgerufen. Aber die, welche das lliiglück verbundeii,

2. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 272

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
272 31. Gustav Adolf. schmelzen werde, wenn er weiter nach Süden hinabkomme, Der kriegskundige Tilly aber meinte: „Der König von Schweden ist ein Feind von großer Klug- heit und Tapferkeit, ein Feind, der den Krieg zu führen weiß. Sein Heer ist ein Ganzes, das er wie sein Roß mit dem Zügel regiert." Und Gustav war unstreitig der erste Kriegsheld feiner Zeit, ein Feldherr, wie seit Jahrhunderten keiner aufgestanden. In seinem Heere herrschte die trefflichste Mannszucht. Während bei den Wallensteinschen Scharen alle Laster im Schwange gingen, wachte Gustav mit eben der Sorgfalt über die Sitten der Soldaten, wie über die kriegerische Tapferkeit. Jedes Regiment mußte zum Morgen- und Abend- gebet einen Kreis um den Feldprediger schließen und unter freiem Himmel seine Andacht halten. Fluchen, Spielen, Rauben war strenge verboten. In allen Tugenden ging Gustav selbst den Seinigen als Muster voran. Seine lebendige Gottesfurcht gab ihm in den schwierigsten Lagen Mut und Besonnenheit, und seine Soldaten waren von dem festen Vertrauen erfüllt, daß sie unter einem so frommen und tapferen König siegen müßten. Als Gustav den deutschen Boden betrat, fiel er im Angesichte seines ganzen Heeres ans die Kniee, dankte Gott mit lauter Stimme für die glückliche Überfahrt und flehte um seinen ferneren Segen. Den umstehenden Offizieren kamen vor Rührung die Thränen in die Augen. „Weinet nicht, meine Freunde", sprach der König, „sondern betet! Je mehr Betens, desto mehr Sieges. Fleißig gebetet, ist halb gesiegt." Und siehe, bald wichen die Kaiserlichen vor den tapferen Schweden zurück. Aber die protestantischen Fürsten waren so furchtsam vor der Macht des Kaisers, so mißtrauisch gegen den ausländischen König, daß sie lange zögerten, sich an Gustav anzuschließen. Die ängstlichen Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen verweigerten ihm geradezu den Durch- zug durch ihr Land. Daher konnte Gustav das hart bedrängte Magdeburg nicht mehr retten. Die blühende evangelische Stadt wurde von Tilly erobert. Ihr Schicksal war furchtbar. Als die wilden Kriegsscharen raub- und mord- gierig im Sturm eindrangen, erfolgte ein Blutbad, wie es noch keine deutsche Stadt in ihren Mauern gesehen hatte. Die ganze Stadt ging in Flammen auf; binnen zehn Stunden war sie in einen wüsten Schutthaufen verwandelt. Von 30 000 Einwohnern retteten kaum 1500 ihr Leben. Jetzt suchte endlich der Kurfürst von Sachsen Rettung bei Gustav, und dieser schlug mit dem vereinigten schwedisch-sächsischen Heere die Kaiserlichen unter Tilly bei Leipzig, folgte ihm dann nach Bayern und besiegte ihn abermals am Lech. Da wandte sich der Kaiser in seiner Not an seinen früheren Feld- herrn Wallen st ein, aber erst nach langem Zögern gab der stolze Mann den flehentlichen Bitten nach. Er warb ein Heer, das ihm allein gehören sollte, bei dem der Kaiser nichts zu sagen hätte, ja, nicht einmal erscheinen dürfte. Nun hatte Gustav Adolf wieder einen tüchtigen Feind zu bekämpfen. Bei Nürnberg trafen beide Heere zusammen und standen monatelang verschanzt einan- der gegenüber. Wallenstein wagte keine Schlacht; Gustav suchte vergeblich Wallen- steins festes Lager zu erstürmen. Endlich zogen sowohl die Schweden wie die Kaiserlichen davon. Wallenstein wandte sich gegen Sachsen. Schreckliche Verhee- rungen, Raub, Brand und Mord bezeichneten seinen Weg. Rasch eilte der Schwe- denkönig ihm nach. Auf feinem Zuge durch Sachsen empsing ihn das Volk wie

3. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 302

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
302 43. Die Schlachten des Befreiungskrieges. jauchzen sie und stürzen auf den Feind. Der Regen rauscht in Strömen herab, an ein Feuern ist nicht zu denken, und mit Bajonett und Kolben bricht das Fußvolk, mit geschwungenem Säbel die Reiterei in die Franzosen ein, der alte Blücher, das Schwert in der Faust, allen voran. Mann an Mann wird gefochten, mit Mut und Wut, bis die Feinde vor den preußischen Hieben das Feld räumen. Eine große Menge der Flüchtigen ertrinkt in den Fluten der Katzbach; viele Tausende werden gefangen. Von diesem ruhmreichen Tage nannten die Soldaten ihren Blücher „Marschall Vorwärts", denn der König erhob ihn bald dar- auf zum Feldmarschall. Um dieselbe Zeit er- kämpften die Verbündeten noch manchen andern herr- lichen Sieg. So schlugen sie Napoleons Feldherren in den Schlachten bei Großbeeren in der Nähe von Berlin, bei Kulm in Böhmen und bei Denne- witz unweit Wittenberg. Dann drangen ihre Heere gegen Leipzig heran, wo Napoleon seine ganze Streitmacht zusammenge- zogen hatte. Da begann am 16. Oktober der drei- tägige ungeheure Kamps, an welchen!, mit Ausnahme der Türken, alle Völker Europas teilnahmen — die Völkerschlacht bei Leipzig. 300000 Mann Verbündete standen gegen das 200 000 Mann starke Heer Napoleons. Über 1000 Kanonen donnerten gegeneinander, so daß die Erde im weiten Umkreise erbebte. Mit unerhörter Anstrengung wurde am ersten Tage gerungen; vorzüglich war es wieder der alte Blücher, der mit seinen Tapfern löwenkühn die Franzosen zurückwarf, bis der Abend hereinbrach und das weitere Vorwärtsdringen hemmte. Napoleon mochte jetzt wohl ahnen, daß ihn sein Schlachtenglück verlassen habe. Deshalb versuchte er am nächsten Tage durch große Versprechungen Österreich zum Abfalle von den Verbündeten zu verführen, aber umsonst: am 18. Oktober inußte er den verzweifelten Kampf von neuem aufnehmen. Von einer Anhöhe aus, auf der eine Windmühle stand, leitete er die Schlacht. Ihm gegenüber auf einem Hügel hatten die drei ver- bündeten Herrscher, der König von Preußen und die Kaiser von Österreich und Rußland, ihre Stellung genommen. Abermals entbrannte ein furchtbar mörde-

4. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 363

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
73. Die Deutschen 363 heimatlichen Boden entfremdet werden könnten. Vielmehr kann der edlere Mensch dem Gedanken an eine deutsche Erde und an einen deutschen Himmel nicht ent- gehen, und dieser Gedanke scheint in ihm dw Sehnsucht erhalten zu müssen zu der Welt seiner Geburt und die Liebe zu dem Boden seines Vaterlandes. Luden. te Deutschen stammen nur von einem Volke, von den Germanen, ab. Das reinste Volk ist dasjenige der sächsischen Ebene und Hessens, bei diesem finden sich noch die blonden Haare, die blauen Augen, der höchste und schlankste Wuchs. Die östlichen Völker haben sich mit den Slaven vermischt. Die Völ- ker des Südens, unter welche sich ohne Zweifel Überbleibsel der früheren Bevöl- kerungen verloren, haben kastanienbraune oder dunkelbraune, bisweilen schwarze Haare, graue oder braune, selten schwarze Augen, und einen kleinen, plumpen Körperbau; an den Bayern bemerkt man einen kleineren Kopf, als an den West- falen und Hessen. Der Deutsche wird geboren, um viel in der Welt der Seele zu leben; sein Leben ist mehr innerlich; Herz und Verstand sind bei ihm thätiger, als die Sinne, und seine größten Genüsse sind die der Empfindung und des Gedankens. Darum bedarf er der Stille und Ruhe. Er zieht das Lesen der Unterhaltung, das Nachdenken der mündlichen Erörterung, einen Kreis von Freunden zahl- reichen Gesellschaften, Zufriedenheit des Herzens dem Vergnügen zu glänzen, und das freundliche Familienleben der großen Welt vor. Er ist wie sein Vater- land heiter und ernst. In den Thälern des Neckar und Main, an den Rhein- ufern, in den Gebirgen Thüringens ist die Natur lieblich und mild, grün, frisch, malerisch; aber die Farben sind blaß, und lange, strenge Winter folgen bald auf die schönen Sommertage. Der Deutsche besitzt daher uicht die lärmende und leichtfertige Fröhlichkeit der Franzosen, auch nicht das ernste, gesetzte Wesen der Engländer; im Innern seiner Seele wohnt eine unbefangene, ruhige Freude, welche das ganze Leben erheitert, ohne es zu zerstreuen. Der Deutsche hat viel Gemütlichkeit, seine Neigungen sind zärtlich und tief und machen ihm die größ- ten Aufopferungen leicht. Es giebt keine Nation, welche ihren Fürsten so von Herzen zugethan ist, wie die deutsche, und welcher das Gehorchen weniger schwer ankomnit; auch ist sie die einzige, welche nie den Thron ihrer Herrscher durch Meuchelmorde oder gerichtliche Morde besudelt hat. Der Deutsche hat einen überaus gutmütigen und sanften Charakter und gerät seltener in Zorn, als dies unter anderen Nationen vorkommt. Er ist beständig in Liebe und Freund- schaft, beharrlich in seinen Unternehmungen, welche er immer mit Überlegung beginnt, unermüdlich in seinen Arbeiten. Er ist geduldig, er kann den Augen- blick erwarten, wo der blühende Baum seine Früchte bringt, und eine Zeitlang eines Gutes entbehren, welches ihm einst werden muß und dessen er sich durch eine willkürliche Handlung bemächtigen könnte; er erträgt großes Mißgeschick, ohne niedergeschlagen zu werden, große Ungerechtigkeiten, ohne sich der Rache hinzugeben, er weiß die Sache Gott anheim zu stellen; aber dieses Vertrauen artet nicht in blinde Unterwürfigkeit und die Geduld nicht in Mangel an That- kraft aus. Die Treue und Redlichkeit der Deutschen unterscheidet dieses Volk noch jetzt von seinen südlichen und westlichen Nachbarn, welche sein biederes 73. Die Deutschen

5. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 393

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
87. Blick ins Weltall. 393 die Körper durch ihre Schwere an die Erde angezogen und können ihr nicht entlaufen. Überall nennt man unten, was man unter den Fußen hat, und oben, was über dem Haupte hinaus ist. Niemand merkt oder kann sagen, daß er unten sei. Alle sind oben, so lange sie die Erde unter den Füßen und den Himmel voll Licht oder Sterne über dem Haupte haben. Aber der Leser wird nicht wenig erstaunen, wenn er's zum ersten Male hören sollte, wie groß die Kugel sei; denn der Durchmesser der Erde beträgt in gerader Linie von einem Punkt der Oberfläche durch den Mittelpunkt hindurch zum andern Punkt reichlich zwölftausend siebenhundert, der Umkreis der Kugel aber beträgt vierzig tausend Kilometer. Das haben die Gelehrten mit großer Genauigkeit aus- gemessen und ausgerechnet und sprechen davon wie von einer gemeinen Sache. Aber niemand kann die göttliche Allmacht begreifen, die diese ungeheure, große Kugel schwebend in der unsichtbaren Hand trägt, und jedem Pflänzlem darauf seinen Tau und sein Gedeihen giebt und dem Kindlein, das geboren wird, einen lebendigen Odeni in die Nase. Man rechnet, daß 1460 Millionen Menschen zu gleicher Zeit auf der Erde leben und bei dem lieben Gott in die Kost gehen, ohne das Getier. Aber es kommt noch besser. Denn zweitens: Die Sonne, so nahe sie zu sein scheint, wenn sie früh hinter den Bergen in die frische Morgen- luft hinaufschaut, so ist sie doch ungefähr zwanzig Millionen Meilen weit von der Erde entfernt. Weil aber eine solche Zahl sich geschwinder anssprechen, als erwägen und ausdenken läßt, so merke: Wenn auf der Sonne eine große, scharf geladene Kanone stände und der Kanonier, der hinten steht und sie richtet, zielte auf keinen andern Menschen, als auf dich, so dürftest du deswegen in dem näm- lichen Augenblicke, als sie abgebrannt wird, noch herzhaft anfangen, ein neues Haus zu bauen, und könntest darin essen, trinken und schlafen. Denn wenn auch die Kugel in schnurgerader Richtung und gleicher Geschwindigkeit immer fort und fort flöge, so könnte sie doch erst nach Verfluß von ungefähr zehn Jahren von der Sonne hinweg auf der Erde anlangen, so doch eine Kano- nenkugel einen scharfen Flug hat und zu einer Weite von 500 Meter nicht mehr als den sechzigsten Teil einer Minute bedarf, nämlich eine Sekunde. Daß nun ferner die Sonne auch nicht bloß eine glänzende Fensterscheibe des Himmels, sondern, wie unser Erdkörper, eine schwebende Kugel sei, begreift man schon leichter. Aber wer vermag mit seinen Gedanken ihre Größe zu um- fassen, nachdem sie aus einer so entsetzlichen Ferne solche Kraft des Lichts und der Wärme noch auf die Erde ausübt und alles segnet, was ihr mildes Antlitz bescheint? Der Durchmesser der Sonne ist einhundertzwölfmal größer, als der Durchmesser der Erde. Wenn sie hohl wäre inwendig, so hätte nicht nur unsere Erde in ihr Raum, auch der Mond, der doch fast 50 000 Meilen von uns absteht, könnte darin ohne Anstoß auf- und untergehen: ja, er könnte fast noch einmal so weit von uns entfernt sein, als er ist, und doch ohne Anstoß um die Erde herumspazieren, wenn er wollte. So groß ist die Sonne und geht aus der nämlichen, allmächtigen Hand hervor, die auf der Erde das Mohnsamenkörnlein in seiner Schale bildet und zur Reife bringt, eins so unbegreiflich wie das andere. Die Erde dreht sich in vierundzwanzig Stunden um sich selber. Nämlich man stelle sich vor, wie wenn von einem Punkt der Erdkugel durch ihre Mitte bis zum entgegengesetzten Punkt eine lange Axe gezogen wäre. Diese zwei

6. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 299

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
299 42. Preußens Erhebung. hatte er niedergeworfen in blutigen Schlachten; die deutschen Fürsten mußten thun, wie er wollte, und auch Preußen hatte er an den Rand des Verderbens gebracht. Nun gelüstete es ihn, auch Rußland seiner Herrschaft zu unterwerfen, Im Sommer des Jahres 1812 brach er mit Viermalhunderttausend auserlesenen Kriegern zu Fuß und sechzigtausend zu Roß nebst 1200 Stück Geschütz in das große russische Reich ein. Er hatte die besten Scharen ans allen Ländern Europas gesammelt. Sie waren in allen Künsten der Waffen wohl geübt und mit allem Kriegszeuge aufs beste versehen. In mehreren blutigen Schlachten zeigten sich zwar die Russen tapfer, aber sie mußten das Schlachtfeld räumen und zogen sich tief in das Land hinein nach Moskau, der alten Hauptstadt des Reiches, indem sie alles hinter sich her verheerten. Napoleon folgte ihnen gegen den Rat der Generale. Da ereilte ihn in der alten Zarenstadt die göttliche Gerechtigkeit. Am 14. September war er siegestrunken in das ehrwürdige Schloß der russischen Kaiser, den Kreml, eingezogen; aber schon in der folgenden Nacht brachen dort über seinem Haupte die Flammen aus, welche vier Tage lang wüteten und die ganze Stadt in Asche legten. Unsäglicher Schrecken ergriff das französische Heer, welches in Moskau sichere Winterquartiere zu finden gehofft hatte. Ende Oktober mußte Napoleon den Rückzug durch das feindliche Land antreten. Hierauf hatten die Russen gewartet. Mit den Schwärmen ihrer Kosaken verfolgten sie den fliehenden Feind, ließen ihm keine Ruhe, weder bei Tag noch bei Nacht, und wer sich nur von dem Hauptheere entfernte, wurde niedergemacht. Da brach Tod und Verderben noch furchtbarer über das gewaltige Heer herein. Früher als gewöhnlich begann der in den öden Steppen Rußlands so harte Winter. Die fliehenden Scharen hatten keinen Schutz gegen seine Strenge: ihre Kleider waren zerrissen, die Füße, halb entblößt, zitterten auf dem kalten Schnee; die Dörfer und Städte waren verwüstet, nirgends ein Obdach gegen den furchtbar schneidenden Wind, kein Bissen Brot, den nagenden Hunger zu stillen. Da ergriff Verzweiflung ihre Herzen. An jedem Morgen lagen Haufen Erfrorener um die ausgebrannten Wachtfeuer. Die ermatteten Krieger konnten sich kaum weiter schleppen; Tausende blieben zurück und wurden eine Beute der russischen Wölfe. Als das erschöpfte Heer über die Beresina zog —hinter ihm her waren die russischen Scharen —, da brachen die Brücken, und Tausende fanden in den Fluten ihr Grab. — Da verließ Napoleon heim- lich das Heer, und in einem Schlitten fuhr er nach Frankreich. Die Hand des Herrn hatte ihn getroffen. Der hatte gesagt: „Bis hierher und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!" Wetzet. 42. Preußens Erhebung. & in Häuflein nur von der „großen Armee" zog durch Preußen. Sein An- blick erregte Entsetzen und Mitleiden. Halbnackt, zerlumpt, mit erfrorenen Gliedmaßen, ausgehungert, krank und elend erschienen die wieder, welche erst vor wenig Monaten in stolzem Übermut und des Sieges gewiß ausgerückt waren. Da ergriff das preußische Volk die Überzeugung, daß nun die Stunde der Erlösung aus schwerer Knechtschaft geschlagen habe. „Das ist Gottes Finger!" ging es von Munde zu Munde. Es gab nux ein Gefühl im Vater- lande: glühenden Haß gegen die Franzosen. Es war das erklärlich. Sie hat-

7. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 313

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
313 51. Der große deutsche Krieg von 1866. General Vogel von Falckenstein erhielt nun den Auftrag, alle ver- fügbaren Truppen unter seinem Oberbefehl als Main arm ee zu vereinigen: es waren im ganzen nur 50 000 Mann, und diesen standen auch nach Auflösung des hannoverschen Heeres noch 80 000 Mann unter dem Prinzen Karl von Bayern gegenüber. Es kam vorzüglich darauf an, die beiden feindlichen Heer- haufen, nämlich die Bayern und die anderen Süddeutschen, auseinander zu halten, und diese Aufgabe löste Vogel von Falckenstein mit außerordentlicher Gewandtheit und Tapferkeit. In unaufhörlichen Siegen trieb er bald die Bayern, bald die anderen Süddeutschen vor sich her, und stets wußte er ihre Vereinigung zu verhindern. So hielt er schon am 16. Juli unter Sang und Klang seinen Einzug in die freie Stadt Frankfurt, aus welcher der Bundestag bereits nach Augsburg geflohen war. Aber schon nach einigen Tagen ward er vom König zum obersten Befehls- haber im Königreich Böhmen berufen, und an seine Stelle trat General Mari- te uffel, der mit gleicher Umsicht und Kraft wie sein Vorgänger den Feldzug leitete. Schon am 2. August rückte die Mainarmee, nachdem sie im ganzen 20 größere und kleinere, aber stets siegreiche Gefechte bestanden hatte, in Würz- burg ein: sie hatte nicht bloß alle Länder ans dem nördlichen Mainufer gewon- nen, sondern auch bis tief in Baden und Württemberg hinein die Gewalt ihrer Waffen getragen. Natürlich hat sie nicht so zermalmende Schlüge führen kön- nen, wie das große böhmische Heer: aber durch die Schnelligkeit und Genauig- keit ihrer Bewegungen, durch die Ausdauer und den willigen Gehorsam der Soldaten, durch die heldenmütige Tapferkeit aller ihrer Glieder, hat sie sich nicht geringeren Anspruch auf Bewunderung erworben. 7. Mit Begeisterung oder auch nnt Schrecken sah die ganze Welt auf die Großthaten des preußischen Volkes, das unter seinem Heldenkönig wirklich als ein Volk in Waffen dastand. Der König aber sprach das große Wort: „Es ist Gottes Werk! Gott allein die Ehre! Der Feldzug war kurz, aber glorreich, glücklicher als es jemand von uns zu hoffen wagte. Aber das war nicht unser Verdienst, sondern Gottes gnädiger Beistand. Ich weiß es, es ist viel gebetet worden daheim und im Felde; wir ernten jetzt die Frucht dieser Gebete. Auf den Knieen haben wir Gott zu danken dafür. Darum auch keine Überhebung jetzt! Nicht Übermut, sondern Demut!" Nachdem schon am 2. August auf dringendes Bitten Österreichs ein Waffenstillstand abgeschlossen war, kam am 23. August der Prager Friede zu stände, wodurch der Grund zu Deutschlands Neugestaltung und zu Deutschlands Größe gelegt ward. Die Hauplbedingungen waren diese: 1) Österreich scheidet aus Deutschland aus; 2) es erkennt das Recht Preußens an, einen norddeutschen Bund aller Staaten nördlich vom Main unter seinem Vorsitz zu gründen; 3) es willigt ein, daß die südlich vom Main gelegenen Staaten in eine gewisse Verbindung mit dem norddeutschen Bunde treten; 4) es tritt seine Rechte auf Schleswig-Holstein gegen eine Entschädigung von 20 Millionen Thalern an Preußen ab; 5) Sachsen behält seinen Umfang und seine Selbständigkeit, tritt aber dem iiorddeutschen Bunde bei; 6) Öster- reich genehmigt alle Gebietsveründerungen, die Preußen in Norddeutschland beschließt; 7) es zahlt 40 Millionen Thaler an Kriegskosten.

8. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 366

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
366 76. Neapel und der Vesuv. naturgemäß; an der Verfassung, an dem geselligen Zustande, an den Sitten des Auslandes wird er stets etwas auszusetzen finden; er kann sie nicht anders als mit mitleidigem oder verachtungsvollem Blicke betrachten; und er glaubt gern, daß außer dem englischen Volke, welches ihm allein das Mannesalter erreicht zu haben scheint, alle andern Völker noch Kinder sind. Die Völker, welche nur Eitelkeit besitzen, fassen eine hohe Meinung von sich; die Nationen, welche stolz sind, zeigen sich viel mehr geneigt, eine schlechte Meinung von andern zu fassen. Das unterscheidet England hauptsächlich von allen anderen Ländern; diese Verach- tung des Freniden ist das Gefühl, welches die Gebildeten nur mit Mühe unter den hergebrachten Formen der Höflichkeit verhüllen können und welches die untern Klassen nackt aussprechen. Dieses eigentümliche Gepräge des Geistes paßt für ein Volk, welches nach Größe strebt; denn die Meinung, welche man von sich hat, ist ein Teil der Kraft, und die unternehmendsten Völker sind immer die- jenigen, welche sich eine zu große Bedeutung zuschreiben. Aber im Zustande des Friedens wird es zu einem Hindernis der Annäherung und der Vereinigung, denn von diesem Gesichtspunkte aus kann nian weder andere Länder noch sein eigenes Vaterland begreifen. Die Engländer bewundern sich zu sehr, um über sich urteilen zu können, und achten das Ausland zu wenig, um eine richtige Anschauung von ihm zu haben; die Unparteilichkeit, dieses wesentliche Grund- erfordernis jeder Untersuchung, fehlt ihnen. v. Reden. 76. Neapel und der Vesuv. Süd-Italien ist unstreitig der fruchtbarste und gesegnetste Teil von ganz Italien, darin die prächtige Stadt Neapel am Meere, mit dem Vesuv in der Nähe. Die Lage ist reizend schön und wird nur von den Umgebungen Konstantinopels übertrofsen. Der Himmel erscheint hier monatelang ununter- brochen wolkenlos und so blau oder noch blauer, als bei uns in den schönsten Frühlingstagen. Die Luft ist so rein, daß meilenweit entfernte Dörfer ganz nahe erscheinen. Das südliche Meer ist dem nördlichen gegenüber ein anderes. Wer je das Meer oder tiefe Seeen betrachtet hat, der weiß, wie sehr ihre Schönheit von der Farbe der Luft abhängt, und wie ein grauer Himmel nur immer aus ein graues Wasser niederscheint. Sobald man aber in Neapel sich vom Ufer so weit entfernt hat, daß der Grund nicht mehr durchscheint, ist die See, besonders im Schatten des Fahrzeugs, vom schönsten, reinsten Jndigoblau; doch wechseln die Farben beständig in den mannigfaltigsten Abstufungen. Über- blickt man vom hohen Ufer die Wasserfläche, und es naht ein Wind vom Meer her, so verdunkelt sich das Gewässer in weiter Ferne; ein breiter Schatten rückt allniählich näher. Der glatte, silberne Spiegel gerät in schwankende Bewegung; kleine Wellen erheben sich und schlagen plätschernd, wie zum Spiel, ans Ufer. Aber schon folgen größere; lange Bänke griiner Wogen kommen brüllend; ihre weißen Häupter und Kämme erheben sich immer wilder; donnernd prallen sie an den Strand und brechen zurückschmetternd die nächste Linie der andringenden Wasserhügel. Herrlich ist auch der hüpfende Sonnenglanz auf dem mäßig beweg- ten Meer. Geht die Sonne unter, so spielen auf dem Meere alle Farben des Regenbogens. Nachts, besonders im Sommer und nach Gewittern, schimmern die Wellen in mattem Lichte; um des Fischers Ruder sprühen Funken, und die

9. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 478

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
478 145. Die Steinkohle. Sumpfe wachsen und alle ihre Überreste unter Wasser sallen lassen, da bleibt sozusagen, die Ernte eines jeden Jahres unter Wasser aufbewahrt und häuft sich zu einem schwarzbraunen, weichen Pflanzenstoffe in großer Menge an, welchen wir Torf nennen. Das geschieht an den Rändern der Süßwasserseeen, die dadurch von außen nach innen ein immer breiteres, flaches Torfnfer gewin- nen; das geschieht zu beiden Seiten der Flüsse, so weit das Thal von ihnen vor Zeiten tief ausgespült war; das geschieht an den Rändern des Meeres, wo eine flache Bucht durch eine sich vorbauende Sandbank zur Lagune wird; das geschieht auf den Rücken der Berge, wo das Wasser wegen mangelnden Falles nicht rechts noch links abfließen mag; das geschieht im Innern der Wälder, an jeder kesselförmigen Bodenvertiefung, in welche die absterbenden Bäume von allen Seiten hineinschlagen und feucht dahinmodern; das geschieht endlich mitten auf der Heide, wenn irgend ein Umstand das Stehenbleiben des Wassers bewirkt, in welchem dann die Sumpfgewächse das Heidekraut verdrängen, bis die An- häufung von Pslanzenstoff aus der Vertiefung eine Erhöhung, ein blasenförmig aufgequollenes Hochmoor, gebildet hat, ans welchem auch das Heidekraut wieder Wurzel fassen kann. Eines der vorzüglichsten Mittel, dessen sich die Natur gegenwärtig bei Bildung, Vergrößerung und Verstärkung der Torfmoore bedient, ist das Torf- moos, ein in sehr langen Stämmen wachsendes Moos, dessen Zellen so be- schaffen sind, daß sie eine große Menge Wassers ansangen und bei sich behal- ten können, und dessen Wipfel, oben schwimmend oder kriechend, freudig grünen und wachsen, während das untere Ende fortwährend abstirbt und die Torf- masse im Wasser oder im Sumpfe vermehrt. Ähnliche Mittel, die Anhäufung von unverweslichem Pflanzenstoff zu bewirken, hatte die Natur auch in den früheren Weltaltern, wo andere Pflanzen die Erde bedeckten. Daher finden wir von jedem Weltalter dergleichen Über- bleibsel, welche auf den früher gebildeten Steinschichten und unter den später gebildeten Erd- oder Steinschichten lagern. — Einige Weltalter haben viele dergleichen Überbleibsel in Schichten hinterlassen, andere dagegen wenige. Zu denjenigen, welche am meisten geliefert haben, gehört eines der spätesten Welt- alter, dessen Schichten man die Braunkohlenbildung nennt, und eines der frühesten Weltalter, dessen Schichtung Steinkohlenbildung heißt. Je älter eine Anhäufung von Pslanzenstoff wird, desto undeutlicher wer- den die Pslanzenreste, und desto mehr innere Veränderungen erleiden sie, wodurch sie immer härter und kohliger werden, indem gleichzeitig die Last der darüber liegenden Erdschichten die Stämme immer mehr und mehr platt drückt. Die Braunkohlen, welche meistens noch zwischen lockerem Sand und Thon gelagert sind, lassen oftmals noch schöne, deutliche Baumstämme und vollkommenes Holz erkennen, das von Bäumen stammt, die denselben Geschlech- tern angehören, wie die jetzt im Süden Italiens, Griechenlands und Spaniens wachsenden Bäume, aber längst ausgestorbene Arten derselben. Die Steinkohlen dagegen, welche meistens in größerer Tiefe, zwischen festen Sand- und Thonsteinen, liegen, sind, wie man aus den Überresten erkennt, von ganz anderen Pflanzen erzeugt, deren man gegenwärtig gar nicht mehr auf Erden findet, namentlich von Schachtelhalmen, welche die Größe

10. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 213

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
1. Die Deutschen um die Zeit von Christi Geburt. 213 hoher Ruhm, und die größte Kriegsehre sahen sie darin, mit der Faust die Stärksten erlegt zu haben. Daher beseelte sie ein stolzes Unabhängigkeitsgefühl: niemandem zu gehorchen, keines andern zu bedürfen, ganz ans sich allein ange- wiesen zu sein/ war ihnen die größte Lebensfreude. Namentlich im Norden mieden sie es deshalb, gesellig in Dörfern zu wohnen; am liebsten hauste jede Familie für sich auf dem einsamen Gehöft, umgeben von ihren Wiesen, Äckern und Wäldern. Wo sie aber, wie es weiter im Süden mannigfach vorkam, in Dörfern wohnten, da besaß jeder Grundbesitzer als freies Eigentum nur Haus, Hof, den umzäunten Garten und seine Herde, dagegen waren Wald, Weide und Ackerflur Eigentum der ganzen Dorfgemeinde, und der einzelne hatte nur das Recht, in Gemeinschaft mit seinen Flurgenossen sie zu benutzen. Aber dies Recht ward auch mit der größten Eifersucht gegen die Übergriffe anderer verteidigt; keiner sollte sich über die anderen erheben, und selbst der gewählte Häuptling war nur insofern hinsichtlich des Lebensunterhaltes bevorzugt, als ihm freiwillig Geschenke dargebracht wurden. Auf dieselbe Gleichheit der Rechte hielten die deutschen Bauern in der Volksversammlung, vor Gericht und int Heer. Nur die Gesamtheit der Gleichberechtigten gab Gesetze und fällte richterliche Urteile. Könige duldeten sie in der Regel nicht über sich, aber im Fall eines Krieges wählten die Stammgenossen einen Heerführer oder Herzog; nur dann, wenn der Hochmut und Unabhängigkeitssinn der Häuptlinge viele innere Fehden erregt und dadurch einen Stamm geschwächt hatte, setzten sie ein mächtiges und erlauch- tes Geschlecht zu fester und dauernder Herrschaft ein, um den Übermut der Großen im Zaum zu halten. Bonaltersher sahen die Deutschen im Ackerbau eine ehrenvolle Beschäf- tigung; dabei waren sie mit den einfachsten Handwerken nicht unbekannt, aber jeder Bauer verfertigte selbst seine Pflugschar und zimmerte selbst das Gebälk seines Hauses, und die Hausfrau spann und wob das einfache wollene Wams ihres Mannes, dem das Fell des von ihm erlegten Bären ein stattlicherer Schmuck war. Erst später, als man auf den häufigen Kriegszügen Gefangene machte und sich so die Zahl der Unfreien oder Knechte mehrte, denen man die Arbeit zu überlassen anfing, sank dieselbe mehr und mehr in der Achtung, und die Freien ruhten gern auf der Bärenhaut, wenn sie von Jagd- und Kriegs- zügen feierten. Denn ihre liebste Beschäftigung war von jeher diejenige, welche die meisten Gefahren bot und die stärkste Manneskraft erforderte. Mit Begeisterung stürzten sie sich daher selbst in den Kampf, und mit Begeisterung sangen sie von den Heldenthaten ihrer Vorfahren. Die Schrecken des Todes zu verachten und das Üngeheure zu wagen, darin bestand die Ehre des Kriegers. Und hier- bei trat besonders glänzend ein Zug hervor, der dem stolzen Ünabhängigkeits- gefühl der Deutschen zu widersprechen scheint, die gemütvolle Hingebung nämlich au einzelne Personen, beneit sie bis zum Tode die Treue wahrten. Wenn sie sich freiwillig durch Schwur oder Gelöbnis einem Heerführer zu irgend einem Unternehmen verpflichtet hatten, so war dies ein Baud, das für heiliger galt, als die Pflicht gegen das gemeine Beste des Volkes. So bildeten sich mächtige Häuptlinge ein Gefolge, aus das sie sich unbedingt verlassen konnten, wie sie denn ihrerseits verbunden waren, ihre Mannen in jeder Weise zu schützen. Selbst Fürstensöhne traten oft in das Gefolge eines bewährten Häuptlings,
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