Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
13. Friedrich I., genannt Barbarossa.
239
Das Hauptstreben seiner Regierung ging dahin, das unter seinen Vor-
gängern gesunkene kaiserliche Ansehen wiederherzustellen, namentlich auch iu Ita-
lien, wo der Papst und die lombardischen Städte seit den Zeiten Heinrichs Iv.
dem Kaiser weigerten, was ihm gehörte. Er unternahm deshalb sechs Feldzüge
nach jenem Lande; auf dem fünften aber verweigerte sein mächtiger Vetter,
Heinrich der Löwe, Herzog von Bayern und Sachsen, ihm den ferneren Bei-
stand, und obwohl Friedrich die Kniee des stolzen Herzogs flehend umfaßte, zog
dieser dennoch mit seinen Truppen ab. Die Folge davon war, daß der Kaiser
bei Leguano im Jahre 1176 von den lombardischen Städten völlig geschlagen
wurde und ihnen bedeutende Rechte einräumen mußte.
Heinrich der Löwe war unzweifelhaft nächst dein Kaiser der größte Fürst
seiner Zeit. Er hatte einen festen, durch ritterliche Übungen aller Art gekräf-
tigten Körper, ein offenes Gesicht, große schwarze Augen, dunkeles Haar und
einen starken, schwarzen Bart. Er war ein Feind aller Trägheit und Üppigkeit,
tapfer, streng, ausdauernd, überhaupt iu vieler Beziehung seinem Vetter, dem
Kaiser, ähnlich. Doch überleuchtete im ganzen das blonde Geschlecht der Hohen-
staufen das braune der Welfen (so hieß die Familie Heinrichs nach seinem Ur-
großvater Welf), und bei aller Trefflichkeit ist keiner aus diesem Hause dem
rotbärtigen Friedrich an Heldensinn und Kriegsmut gleichzustellen.
Heinrich suchte sich im Norden von Deutschland in unablässigem Kampfe mit
Friesen und Slaven ein großes und unabhängiges Reich zu gründen. Er grollte
daher dem Kaiser, der ihm in Italien nutzlos deutsches Blut zu vergeuden schien,
und schon während eines früheren Römerzuges desselben hatte er, nur um ihm
nicht Beistand leisten zu müssen, einen Kreuzzug unternommen. Von diesem zurück-
gekehrt, ließ er auf dem Markt zu Brauuschweig einen steinernen Löwen als
Sinnbild seiner Macht errichten. Als er nun aber mit dem Kaiser offen gebrochen
und der Bruch die Niederlage bei Leguano verursacht hatte, erfolgte bald sein
Sturz. Aus Italien heimgekehrt, zog Friedrich ihn vor, das Reichsgericht und
erklärte ihn, da er auf dreinialige Ladung nicht erschien, in die Acht. Alle alten
Feinde Heinrichs, alle, die durch seinen Fall zu gewinnen hofften, brachen auf
gegen den letzten Welfen, dem nur Sachsen treu blieb. Seines Namens würdig,
schlug der Löwe grimmig um sich her und tilgte zum Teil den Schandfleck des
Verrates durch den Ruhm ungenieiuer Tapferkeit. Bis ins dritte Jahr blieb er
unbesiegt, obwohl Friedrich selbst gegen ihn ausgezogen war. Den Landgrafen von
Thüringen nahm er sogar gefangen. Als aber der Kaiser einen neuen großen Zug
gegen ihn aufbrachte, ward der Herzog iu Stade eingeschlossen. Niemand blieb ihm
treu als die Stadt Lübeck, die sich dem Kaiser nicht eher ergab, als bis sie sich von
dem Löwen, dem sie ihre schönsten Freiheiten verdankte, die Erlaubnis eingeholt hatte.
Da Heinrich nunmehr alles verloren sah, ließ er durch den freigelassenen
Landgrafen Ludwig von Thüringen um Frieden bitten und fügte sich in die
Gewalt des Kaisers, um von dessen Großmut wenigstens seine Erblande zurück-
zuerhalten. Zu Erfurt bat er ihn fußfällig um Gnade. Da regte sich die alte
Milde wieder in des Kaisers Herzen, und er hob den gedemütigten Löwen
gütig auf und schloß ihn weinend in seine Arme, alter Zeit der Freundschaft
und Waffenbrüderschaft eingedenk. Doch bestand er unerbittlich auf der Zer-
trümmerung der Welfenmacht, und weil er die Gefahr großer Herzogtümer
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Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
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232
10. Gtto der Große.
Er selbst hatte nicht nur im Inneren seines Reiches ernste Kämpfe mit den
großen Fürsten zu bestehen, um sie in Gehorsam zu erhalten, sondern auch nach
außen mußte er fortwährend gegen die Slaven, Dünen und Ungarn zu Felde
liegen. Die ersteren machte er bis an die Oder tributpflichtig; die Dänen aber
züchtigte er durch einen Kriegszug, der hoch bis in Jütland hinaufging, zwang
ihren König Harald zur Annahme des Christentums und stellte die von seinem
Vater gegründete Markgrafschaft Schleswig wieder her. Den schwersten Kampf
jedoch hatte er gegen die Ungarn zu bestehen.
Im Jahre 955 fielen diese von neuem in Deutschland ein. Sie drohten
übermütig, daß ihre Rosse die deutschen Ströme austrinken sollten. Zahlloses Volk
(es wird erzählt, daß ihrer 100 000 gewesen) tobte gegen Bayern heran und legte
sich vor Augsburg. Da eilte Kaiser Otto mit seinem Heere der Stadt zu Hilfe. Die
Ungarn mochten nun nicht länger vor Augsburg bleiben, sondern zogen bis an den
Lech den Deutschen entgegen. Der Kaiser teilte sein Heer in acht Hansen. Drei
davon waren lauter Bayern; die führte Graf Eberhard an. Den vierten Haufen
bildeten die Franken; an ihrer Spitze stand Herzog Konrad. Der fünfte Hanse
bestand aus den edelsten Kampfhelden des ganzen Heeres; der Kaiser selbst war
ihr Vorfechter. Den sechsten und siebenten Haufen bildeten die Schwaben mit ihrem
Herzog Burkhard, und den achten die Böhmen. — Alle diese Völker schwuren sich
untereinander Treue und Hilfe, wie leibliche Brüder. Das war am 9. August 955.
Als nun die Ungarn das deutsche Heer in Schlachtordnung erblickten, schwammen
sie voll Ungeduld auf ihren Rossen durch den Lech ans linke Ufer; dort umritten
sie die Schlachtordnung der Deutschen und warfen sich plötzlich mit wildem Geheul
von hinten ans die Böhmen. Diese hielten den Pfeilregen nicht lange ans und
flohen. Da brachen die Sieger schnell auch auf die Schwaben los, welche sich
mannhaft wehrten, aber endlich dennoch weichen mußten. Als der Kaiser diese
große Gefahr sah, winkte er dem Herzog Konrad von Franken. Wie ein gereizter
Löwe sprang dieser den Ungarn entgegen, warf sie zurück, befreite alle Deutschen,
welche sie gefangen hatten, und brachte sie dem Kaiser. Am andern Morgen (es
war der Festtag des heiligen Laurentius) betete der Kaiser inbrünstig zu Gott
und gelobte, wenn Christus ihm die Feinde des Glaubens und des Vaterlandes
überwinden helfe, dem heiligen Laurentius ein Bistum in Merseburg zu stiften.
Dann las der Bischof Ulrich dem Heere die Messe und reichte dem knieenden
Kaiser den Leib des Herrn. Als sich Otto wieder erhoben, sprach er zu den
Deutschen: „Seht um euch! zahllos sind die Haufen der Heiden; aber mit uns
ist der mächtigste Helfer, Christus mit seinen Scharen. So laßt uns aushalten
und lieber sterben, als weichen! Doch wozu viel Worte! Statt der Zunge rede
das Schwert!" Hoch zu Roß, den Schild am Arm, sprengt er jetzt im Glanz
der Morgensonne seinen Deutschen voran. Nun beginnt die Schlacht. Unwider-
stehlich rückt das deutsche Heer, Mann an Mann, gegen die Ungarn heran.
Schon weichen diese auseinander; aber um so heißer wird ihre Wut. Viele
deutsche Helden müssen sie fühlen. Endlich werden die Haufen der Ungarn zer-
sprengt. Die Deutschen vernichten die wenigen, welche widerstehen. Jetzt wird
die Verwirrung der Ungarn allgemein; ihr Entsetzen wächst; die weite Ebene
wimmelt von Flüchtlingen. Heulend sprengen sie in den Lech; aber der ist gut
deutsch und läßt weder Rosse noch Reiter los; Leichen füllen das Flußbett; die
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Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Deutschland Schwaben Ungarn Ungarn Merseburg Ungarn Ungarn
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244
17. Die Hinrichtung Konradins.
sah, daß der Eifer für die Kreuzzüge bereits erkaltet und der gänzliche Verlust
der nach übrigen christlichen Besitzungen im Morgenlande zu befürchten sei, so
nahm er das Anerbieten des Herzogs von Masovien an, dem Orden das Kulmer-
land abzutreten, wenn dieser einen Teil seiner Ritter zur Bekämpfung der heid-
nischen Preußen an die Ostsee schicke. So begannen die Kämpfe des Ordens gegen
die Preußen, wobei die Ordensritter durch zahlreiche Scharen von Kreuzfahrern
unterstützt wurden. Die Eroberung wurde pon ihnen sehr planmäßig betrieben:
mit jedem Schritte, den sie weiter vordrangen, legten sie Burgen an, besetzten
sie mit Kriegsmannschaft und bevölkerten die daneben neu erbauten Städte (Kulm,
Thoru, Marienwerder) mit deutschen Einwohnern. Nach einem 53jährigen blu-
tigen Kampfe unterwarfen sie durch Ausdauer und kriegerische Überlegenheit ganz
Preußen, welches anfangs durch einen Landmeister verwaltet wurde. Als aber
Akkon, nachdem es gerade 100 Jahre der Hauptsitz des Ordens gewesen, au den
Sultan von Ägypten verloren ging, 1291, zog der Hochmeister nach Venedig,
und als diese Stadt sich den päpstlichen Bann zugezogen hatte, ward der
Hauptsitz nach Marienburg verlegt (1309). Nach Fr. v. Raumer.
17. Die Hinrichtung Konrndins.
(Friedrich Barbarossas Nachfolger aus dem Hohenstaufeugeschlechte hatten in
Deutschland und in Italien unablässige Kämpfe mit der wölfischen Partei
zu bestehen. Zu der letzteren zählten sich alle, welche die kaiserliche Macht zu
Gunsten ihrer eigenen Freiheit zu schwächen suchten; der alte deutsche Erbfehler,
unabhängig sein zu wollen und sich nicht als dienendes Glied in ein Ganzes
einfügen zu können, machte sich hier in schlimmer Weise wieder geltend. Mit
den welfisch gesinnten deutschen Fürsten verbanden sich die lombardischen Städte
und die Päpste; es war eine Zeit voller Unruhe und Aufregung.
Traurig für Deutschland war es dabei, daß die Hohenstaufen, denen durch
Erbschaft auch Sicilien und Neapel zugefallen waren, ihre Aufmerksamkeit und
ihre Kraft immer mehr auf das widerspenstige Italien, als auf ihr Vaterland
richteten. Der letzte Herrscher aus diesem Geschlecht war Konrad Iv., welcher
im Jahre 1254 starb und einen zweijährigen Sohn namens Konradin hinter-
ließ. Diesem hätte von Rechts wegen Unteritalien gehört, aber der Papst belehnte
mit seinem Erblande den Bruder des Königs von Frankreich, Karl von Anjou,
welcher sich auch in Neapel und Sicilien festsetzte und gegen alle, welche hohen-
stausisch gesinnt waren, höchst grausam verfuhr. Als aber Konradin herange-
wachsen war, entschloß er sich, das Erbe seiner Ahnen zu erringen oder ihrer
würdig unterzugehen; von seinem Busenfreunde, Prinz Friedrich von Baden,
begleitet, trat er als kaum sechzehnjähriger Jüngling seinen Zug über die Alpen
an. Anfangs ging das Unternehmen glücklich von statten, da die Franzosen in
Italien sehr verhaßt waren; aber in einer offenen Schlacht ward Konradin
besiegt und mit seinem Freunde gefangen genommen.
Der König Karl ließ Richter und Rechtsgelehrte nach Neapel kommen,
durch deren Spruch Konradin als Empörer und Hochverräter zum Tode ver-
urteilt werden sollte. Aber die Richter fanden keine Schuld au ihm, weil er
im Glauben an sein gutes Recht gekommen sei; alle bis auf einen, den knech-
tisch gesinnten Robert von Bari, sprachen Konradin und seine Gefährten frei.
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Extrahierte Ortsnamen: Konradins Ostsee Kulm Marienwerder Akkon Venedig Marienburg Deutschland Italien Deutschland Sicilien Neapel Italien Unteritalien Frankreich Neapel Italien Neapel
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240
14. Die Ivciber von Winsperg.
eingesehen, beschloß er, Bayern und Sachsen zu zerstückeln, wie schon früher
Franken und Lothringen zerstückelt worden. Heinrich behielt nur Braunschweig
und Lüneburg. Um die Befestigung dieses neuen Zustandes zu sichern, mußte
Heinrich der Löwe drei Jahre das Land meiden.
Im hohen Alter unternahm der Kaiser, da Jerusalem durch Saladin wie-
dererobert worden war, noch einen Kreuzzug. Siegreich durchzog er auch Klein-
asien, aber erreichte nicht das heilige Land. Als er am Kalykadnos oder Saleph,
einen: Flusse im südöstlichen Kleinasien, angekommen war, führte sein Sohn den
Vortrab, das Gepäck folgte, er selbst befand sich beim Hintertreffen. Weil aber die
Brücke über den Strom nur schmal war, so ging der Zug sehr langsam vorwärts.
Deshalb beschloß der Kaiser, der schnell zu seinem Sohne zu kommen wünschte,
den Fluß zu durchschwimmen. Zwar warnten ihn die Seinen, er möge sich nicht
dem ihm unbekannten Wasser anvertrauen: allein furchtlos, wie immer, sprengte
er mit dem Pferde in den Strom. Der Greis hatte aber nicht mehr soviel
jugendliche Kraft, als jugendlichen Mut; die Wellen ergriffen ihn gewaltig :md
rissen ihn fort, und als man endlich zu Hilfe kam und ihn aufs Land brachte,
war er bereits entseelt. Das war am 10. Juni 1190. Die Bestürzung, der
Jammer, die Verzweiflung überstieg jedes Maß: der Kaiser, der Feldherr, der
Vater sei verloren, nun könne ihnen kein Glück mehr aufblühen.
Sein Sohn, Herzog Friedrich von Schwaben, führte das Heer noch bis
Akkon oder Ptolemais in Palästina und stiftete hier den deutschen Orden
zur Krankenpflege und zum Kampf wider die Ungläubigen, aber er starb schon
im folgenden Jahre während der Belagerung der Stadt. So verlies der Kreuz-
zug fast ohne unmittelbare Folgen. Nach G. Freytag.
14 Die Weiber von Winsperg.
1. Der erste Hohenstaufen, der König Konrad, lag
mit Heeresmacht vor Winsperg seit manchem langen Tag:
der Welse war geschlagen, noch wehrte sich das Nest,
die unverzagten Städter, die hielten es noch fest.
2. Der Hunger kam, der Hunger! das ist ein scharfer Dorn;
nun suchten sie die Gnade, nun fanden sie den Zorn.
„Ihr habt mir hier erschlagen gar manchen Degen wert,
und öffnet ihr die Thore, so trifft euch doch das Schwert."
3. Da sind die Weiber kommen: „Und muß es also sein,
gewährt uns freien Abzug, wir sind vom Blute rein."
Da hat sich vor den Armen des Helden Zorn gekühlt,
da hat ein sanft Erbarmen im Herzen er gefühlt.
4. „Die Weiber mögen abziehn, und jede habe frei,
was sie vermag zu tragen und ihr das Liebste sei;
laßt ziehn mit ihrer Bürde sie ungehindert fort,
das ist des Königs Meinung, das ist des Königs Wort."
5. Und als der frühe Morgen in: Osten kaum gegraut,
da hat ein seltnes Schauspiel vom Lager man geschaut:
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Friedrich_von_Schwaben Friedrich Konrad
Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 11
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246
18. Rudolf von Aabsburg,
18. Rudolf von Habsburg.
^T^erjenige, welcher Deutschland aus seiner Erniedrigung und Verwilderung ret-
tele, war der Graf Rudolf, dessen Stammschloß, die Habsburg oder Ha-
bichtsburg, im Gebiet der Aar in der Schweiz lag. Er war allgemein bekannt
wiegen seines ritterlichen Mutes und seiner Frömmigkeit. Daß aber der Erzbischof
von Mainz bei der Kaiserwahl die Stimmen der deutschen Fürsten auf ihn lenkte,
soll folgende Veranlassung gehabt haben. Einst hatte Rudolf auf der Jagd einen
Priester getroffen, der zu einem Sterbenden ging, und ihm zur Fortsetzung fei-
nes Weges sein eigenes Pferd überlassen. Derselbe Priester aber soll später
Kaplan des Erzbischofs von Mainz geworden sein und diesen auf den frommen
Grafen aufmerksam gemacht haben. Die feierliche Krönung Rudolfs fand zu
Aachen im Jahre 1273 statt.
Dem Papste bestätigte er alle früheren Schenkungen und Ansprüche und
übernahm sogar das Versprechen eines Kreuzzuges, der jedoch nicht zu stände kam.
In die Angelegenheiten Italiens einzugreifen hielt Rudolf für zwecklos und gefähr-
lich, weshalb er auch nicht zur Kaiserkrönung nach Rom zog. Er verglich Italien
mit der Höhle des Löwen in der Fabel, von der der Fuchs sagt: „Ich sehe wohl
die Fußtapsen derer, die glücklich hineinkamen, aber nicht derer, die glücklich
wieder herauskamen." Um so mehr wandte der König seine Thätigkeit auf
Deutschland, und die schwere Aufgabe, das gesunkene Ansehen der Königskrone
wieder zu heben, hat er vollständig gelöst.
Während alle Fürsten Rudolf als König anerkannten, hatte sich bis dahin
Ottokar, König von Böhmen, dessen geweigert. Dieser Fürst hatte während
der kaiserlosen Zeit Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain unter seine Herr-
schaft gebracht und als der mächtigste Reichsfürst selbst nach der deutschen Krone
gestrebt. Seiner stolzen Seele war der Gedanke unerträglich, einem armen
Grafen, wie er Rudolf spottend nannte, Unterwürfigkeit schuldig zu sein. Er
weigerte sich daher, auf den Reichstagen zu erscheinen. Nachdem er dreimal
pergeblich geladen war, erklärten die versammelten Fürsten ihn in die Acht und
seiner Lehen verlustig. Da aber der Böhmenkönig aus seine Macht trotzte, so
beschloß Rudolf den Reichskrieg gegen ihn zu eröffnen.
Bald fühlte sich Ottokar von allen Seiten bedrängt, und er mußte sich
zu einen: Vertrage bequemen, in welchem er Österreich, Steiermark, Kärnten
und Krain abtrat, Böhmen und Mähren aber als Lehen empfing. Die feierliche
Belehnung erfolgte in Rudolfs Lager. An der Spitze eines glänzenden Gefolges
zog der stolze Ottokar in königlicher Pracht, schimmernd von Gold und Edelstei-
nen, durch die stattlichen Reihen der deutschen Ritter, um knieend den Lehnseid
zu leisten. Rudolf blieb in seiner schlichten Feldkleidung, und als ihn jemand
fragte, ob er nicht seinen königlichen Schinuck anlegen wollte, antwortete er:
„Nein! der König von Böhmen hat oft über mein graues Wams gelacht, heute
soll mein graues Wams einmal über ihn lachen, und die fremden Völker sol-
len sehen, was die Waffen der Deutschen vermögen."
Bald aber fühlte Ottokar bittere Reue, sich gedemütigt zu haben, und die
Spöttereien und Vorwürfe seiner Gemahlin reizten ihn noch niehr aus. Er mußte
sich von ihr sagen lassen, er habe den deutschen König von fern wie ein Hund
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Mainz Mainz Rudolfs Aachen Italiens Rom Italien Deutschland Krain Krain Rudolfs
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18. Rudolf von Hab-burg.
247
angebellt und in der Nähe angewedelt; er habe sich gebürdet wie ein Maultier,
das, so lange es den Wolf fern weiß, sich wild aufbäumt und ausschlägt, sich
aber dennoch ohne Widerstand von demselben zerreißen läßt. Ottokar ertrug dies
nicht; er griff von neuem zu den Waffen. Rndols hatte nur wenig Mannschaften
um sich, bald aber zog er Verstärkungen heran und rückte gegen Ottokar vor.
Es kam zur Schlacht auf dem Marchfelde bei Wien (1278). Rudolf hatte befohlen,
Ottokars Leben zu schonen, dieser aber einen Preis demjenigen versprochen, der
ihm seinen Gegner tot oder lebendig liefern würde. Furchtbar wütete der Kampf,
Ottokar wurde erschlagen; Rudolf, von einem böhmischen Ritter vom Pferde
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Extrahierte Personennamen: Rudolf_von_Hab-burg Rudolf Ottokar Rndols Ottokar Ottokar Rudolf Rudolf Ottokars Ottokar Ottokar Rudolf Rudolf
Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 9
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10. Otto der Große.
231
Drei Jahre nach der Schlacht starb der treffliche Heinrich (936), ver-
ehrt von der ganzen Christenheit. Er liegt in Quedlinburg, seiner Lieblings-
stadt, begraben. Keck.
Der deutsche Schlachtruf „Kyrie eleison!" ist griechischen 'Ursprungs; er bedeutet
.„Herr, erbarme dich."
9. Heinrich der Vogelsteller.
1. Herr Heinrich sitzt am Vogelherd
recht froh und wohlgemut;
aus tausend Perlen blinkt und blitzt
der Morgensonne Glut.
2. In Wies’ und Feld und Wald
und Au’,
horch, welch ein süsser Schall!
der Lerche Sang, der Wachtel Schlag,
•die süsse Nachtigall!
3. Herr Heinrich schaut so fröhlich
drein:
„Wie schön ist heut die Welt!
Was gilt’s? heut giebt’s ’nen guten
Fang!“ —
Er lugt zum Himmelszelt.
4. Er lauscht und streicht sich von
der Stirn
das blondgelockte Haar:
„Ei doch! was sprengt denn dort herauf
für eine Reiterschar? “
5. Der Staub wallt auf; der Huf-
schlag dröhnt;
es naht der Waffen Klang:
„Dass Gott! die Herrn verderben mir
den ganzen Vogelfang!
6. Ei nun! — was giebt’s?“ — Es
hält der Tross
vorm Herzog plötzlich an.
Herr Heinrich tritt hervor und spricht:
„Wen sucht ihr Herrn? sagt an!“
7. Da schwenken sie die Fähnlein
bunt
und jauchzen: „Unsern Herrn!
Hoch lebe Kaiser Heinrich! — Hoch
des Sachsenlandes Stern!“
8. Dies rufend, knie’n sie vor ihn
hin
und huldigen ihm still
und rufen, als er staunend fragt:
„’s ist deutschen Reiches Will’!“
9. Da blickt Herr Heinrich, tief bewegt,
hinauf zum Himmelszelt:
„Du gabst mir einen guten Fang! —
Herr Gott, wie dir’s gefällt!“ — Vogl.
10. Otto der Große.
Heinrichs des Stüdtegründers Sohn und Nachfolger war der glänzende und
Jo) prachtliebende Otto der Große. Er war zwar nur von den Franken
und Sachsen, die damals den eigentlichen Kern des deutschen Reiches bildeten,
gewählt worden, aber bei feiner feierlichen Krönung zu Aachen huldigten ihm
die Großen aus allen deutschen Landen, und bei dem festlichen Königsmahle
in der Pfalz Karls des Großen versahen die vie^ übrigen Herzöge (die von
Franken, Schwaben, Bayern und Lothringen) zum ersten Male die Hofdienste
als Truchseß, Mundschenk, Marschall und Kämmerer. Auf diese Weise ent-
standen die sogenannten Erzämter am kaiserlichen Hofe, welche bei der Krönung
der folgenden Kaiser ein Vorrecht der Wahl- oder Kurfürsten blieben.
Um sich mehr den Pflichten seines Herrscheramtes zu widmen und besser
für das ganze Deutschland zu sorgen, übertrug Otto sein Herzogtum Sachsen
dem tapferen Hermann Billung, in dessen Familie es lange erblich blieb.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Otto Heinrich_( Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Wachtel Heinrich Heinrich Gott Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Otto Heinrichs Heinrichs Otto Karls Otto Hermann_Billung
Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 9
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
232
10. Otto der Große.
Er selbst hatte nicht nur im Inneren seines Reiches ernste Kämpfe mit den
großen Fürsten zu bestehen, um sie in Gehorsam zu erhalten, sondern auch
nach außen mußte er fortwährend gegen die Slaven, Dänen und Ungarn zu
Felde liegen. Die ersteren machte er bis an die Oder tributpflichtig; die Dänen
aber züchtigte er durch einen Kriegszug, der hoch bis in Jütland hinausging,
zwang ihren König Harald zur Annahme des Christentums und stellte die von
seinem Vater gegründete Markgrafschaft Schleswig wieder her. Den schwersten
Kampf jedoch hatte er gegen die Ungarn zu bestehen.
Im Jahre 955 fielen diese von neuem in Deutschland ein. Sie drohten
übermütig, daß ihre Rosse die deutschen Ströme austrinken sollten. Zahlloses Volk
(es wird erzählt, daß ihrer 100 000 gewesen) tobte gegen Bayern heran und legte
sich vor Augsburg. Da eilte Kaiser Otto mit seinem Heere der Stadt zu Hilfe.
Die Ungarn mochten nun nicht länger vor Augsburg bleiben, sondern zogen bis an
den Lech den Deutschen entgegen. Der Kaiser teilte sein Heer in acht Haufen. Drei
davon waren lauter Bayern; die führte Graf Eberhard an. Den vierten Haufen
bildeten die Franken; an ihrer Spitze stand Herzog Konrad. Der fünfte Haufe
bestand aus den edelsten Kampfhelden des ganzen Heeres; der Kaiser selbst war
ihr Vorsechter. Den sechsten und siebenten Haufen bildeten die Schwaben mit ihrein
Herzog Burkhard, und den achten die Böhmen. — Alle diese Völker schwuren sich
unter einander Treue und Hilfe, wie leibliche Brüder. Das war am 9. August 955.
Als nun die Ungarn das deutsche Heer in Schlachtordnung erblickten, schwammen
sie voll Ungeduld auf ihren Rossen durch den Lech ans linke Ufer; dort umritten
sie die Schlachtordnung der Deutschen und warfen sich plötzlich mit wildem Geheul
von hinten auf die Böhmen. Diese hielten den Pfeilregen nicht lange aus
und flohen. Da brachen die Sieger schnell auch auf die Schwaben los, welche sich
nmnnhaft wehrten, aber endlich dennoch weichen mußten. Als der Kaiser diese
große Gefahr sah, winkte er dem Herzog Konrad von Franken. Wie ein gereizter
Löwe sprang dieser den Ungarn entgegen, warf sie zurück, befreite alle Deutschen,
welche sie gefangen hatten, und brachte sie dem Kaiser. Am andern Morgen (es
war der Festtag des heiligen Laurentius) betete der Kaiser inbrünstig zu Gott
und gelobte, wenn Christus ihm die Feinde des Glaubens und des Vaterlandes
überwinden helfe, dem heiligen Laurentius ein Bistum in Merseburg zu stiften.
Dann las der Bischof Ulrich dem Heere die Messe und reichte dem knieenden
Kaiser den Leib des Herrn. Als sich Otto wieder erhoben, sprach er zu den
Deutschen: „Seht um euch! zahllos sind die Haufen der Heiden; aber mit uns
ist der mächtigste Helfer, Christus mit seinen Scharen. So laßt uns aushalten
und liebersterben, als weichen! Doch wozu viel Worte! Statt der Zunge rede
das Schwert!" Hoch zu Roß, den Schild am Arm, sprengt er jetzt im Glanz
der Morgensonne seinen Deutschen voran. Nun beginnt die Schlacht. Unwider-
stehlich rückt das deutsche gs>eer, Mann an Mann, gegen die Ungarn heran.
Schon weichen diese aus einander; aber um so heißer wird ihre Wut. Viele
deutsche Helden müssen sie -ühlen. Endlich werden die Haufen der Ungarn zer-
sprengt. Die Deutschen vsmichten die wenigen, welche widerstehen. Jetzt wird
die Verwirrung der Ungarn allgemein; ihr Entsetzen wächst; die weite Ebene
wimmelt von Flüchtlingen. Heulend sprengen sie in den Lech; aber der ist gut
deutsch und läßt weder Rosse nocy Reiter los; Leichen füllen das Flußbett; die
blutgefärbten Wasser schwellen über: *— So wird das übermütige Volt ver-
>
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Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Deutschland Schwaben Ungarn Ungarn Merseburg Ungarn Ungarn
Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 9
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
11. Gregor Vii. und Heinrich Iv.
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nietet; nur wenige entrinnen dem heißen Tag. Noch am Abend zieht Otto mit
deul Bischof Ulrich glorreich in Augsburg ein und dankt dem Herrn für Deutsch-
lands Befreiung. — Die Ungarn aber wagten sich seitdem nicht wieder aus
ihrem Lande hervor; Deutschland war fortan gegen ihre Räubereien gesichert.
Auch in Italien kämpfte Otto siegreich: in Rom empfing er die Kaiser-
krone, welche seitdem mit der deutschen vereinigt blieb. Er endete fein thaten-
reiches Leben im Jahre 973; feine treue Stadt Magdeburg birgt seine Gebeine.
W etz el.
11. Gregor Vii. und Heinrich Iv.
nachdem das sächsische Herrschergeschlecht ausgestorben war, wählten die
deutschen Fürsten einen neuen Kaiser aus fränkischem Hause, Konrad Ii.
Dessen Sohn Heinrich Hi. regierte sehr kräftig, aber starb zu früh und hinter-
ließ als Erben des Reiches einen erst sechsjährigen Knaben, Heinrich Iv. Um
seine Vormundschaft und Erziehung stritten sich zwei Erzbischöfe; aber indem
er bald von übermäßiger Strenge geleitet, bald durch zu große Milde und
Nachsicht verzogen ward, erwuchs er zu einem leidenschaftlichen und jähzornigen
Jüngling, der nur seinen Gelüsten folgte. Kaum mündig geworden, bedrückte
er die Sachsen ungebührlich und behandelte sie übermütig und grausam; sie
empörten sich und zwangen ihn zu einem Frieden, worin er alle in ihrem
Lande angelegten Burgen, darunter die Harzburg, der Zerstörung preisgeben
mußte. Später unterwarf er zwar wieder die Sachsen, aber da er anfing, die
zerstörten Schlösser wieder aufzubauen, wandten sie sich mit ihren Klagen an
den Papst Gregor Vii.
Dieser außerordentliche Mann, früher Hildebrand geheißen, Sohn
eines kleinen Grundbesitzers in Toscana, hatte sich durch bedeutende Geistes-
gaben vom einfachen Mönch zum Ratgeber von vier auf einander folgenden
Päpsten und zuletzt selbst zum Oberhaupt der Kirche emporgeschwungen. Ein
unsträfliches Leben und Verzicht auf die Weltlust machten ihn ehrwürdig. Von
tiefer Frömmigkeit erfüllt, legte er auf das Irdische und Gemeine keinem Wert;
aber da er zugleich Weltverstand und Beredsamkeit besaß, so war er schon früh
in die Händel der Welt eingeweiht worden und wußte, wie mit Menschen und
Völkern umzugehen war. Vorzüglich aber zeichnete ihn eine aus innigem
Glauben hervorgegangene eiserne Festigkeit des Willens aus, und diesen richtete
er ganz darauf, die Kirche zu läutern und zu stärken, um durch sie die Welt
zu bessern und zu heiligen. Zunächst führte er das Verbot der Priester-
ehe durch: die Geistlichkeit sollte nicht durch Familienbande an das. Irdische
geknüpft, sondern bloß von ihm als ihrem unumschränkten Oberherrn abhängig
sein. Ferner verbot er strenge die Simonie, d. h. den Verkauf geistlicher
Stellen, und legte sich als Papst die bisher den Fürsten zustehende Macht bei,
den Bischöfen und Äbten durch Darreichung des Ringes und des Hirtenstabes
das Recht der Ausübung ihres geistlichen Amtes zu erteilen. Aber er wollte
auch alle weltlichen Fürsten sich unterwerfen. Er erklärte, der Papst sei der
Nachfolger des heil. Petrus und Statthalter Christi auf Erden; die geistliche
Herrschaft müsse die weltliche leiten, wie die Sonne den Mond.
Bei diesem Manne also brachten die Sachsen ihre Klage vor. Der Papst
forderte den Kaiser zur Rechenschaft. Als Heinrich sich dieser Zumutung wei-
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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TM Hauptwörter (200): [T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben]]
Extrahierte Personennamen: Gregor Heinrich_Iv Heinrich Otto Ulrich Otto Gregor_Vii Gregor Heinrich_Iv Heinrich Konrad_Ii Konrad Heinrich_Hi Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Gregor_Vii Gregor Christi Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Augsburg Deutschland Italien Rom Magdeburg Sachsen Harzburg Sachsen Sachsen
Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 9
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
13. Friedrich I., genannt Barbarossa. 237
gegen 40 000 Knaben aus Deutschland und Frankreich sich ans den Weg nach
dem gelobten Lande gemacht haben, aber meist umgekommen oder in Sklaverei
geraten sein. Dennoch hatte das ganze Unternehmen keinen Bestand. Das
neue christliche Königreich in Jerusalem erhielt sich kümmerlich. Im Jahr 1291
ging auch die letzte Besitzung, die Stadt Ptolemais, verloren. Bei alledem
haben die Kreuzzüge aber doch großen Einfluß geübt. Wie sie aus frischem
Glauben hervorgegangen waren, so belebten sie auch den Glauben wieder und
richteten den Sinn ans höhere Güter. Der Handelsverkehr wurde lebhafter und
machte die Städte reich. Mancher Leibeigene gelangte in den Stand der freien
Bauern, indem sein Herr, um Geld für die Pilgerfahrt zu bekommen, sich
Abgaben und andere Lasten abkaufen ließ. Viel Leben ist durch die Krenzzüge
geweckt worden, welches später eine Reformation der ins Verderben geratenen
Kirche herbeiführen half. Kappe.
13. Friedrich I., genannt Barbarossa.
3n der Mitte des schwäbischen Landes, fast gleich weit vom Rhein, vom Lech
und vom Bodensee entfernt, erhebt sich der hohe Staufen, ein kegelförmi-
ger Berg. Hier stand einst die Stammburg eines berühmten deutschen Kaiser
Hauses, das den Namen „ die Hohenstaufen “ führt. Jetzt sind die Trümmer
der alten Hcldenburg mit Gras und Disteln überwachsen. Im Bauernkriege
(1525) wurde von der Burg verbrannt, was verbrennlich war. Nach und nach
sind auch die Ringmauern, die festen Türme und die Thore niedergerissen
und verfallen.
Kaiser Konrad war der erste aus dem Hause der Hohenstaufen, der die
Kaiserkrone trug. — Nach seinem Tode wählten die deutschen Fürsten einstimmig
unter dem lauten Zurufe des Volkes den Herzog Friedrich von Schwaben
aus demselben Geschlecht. Fünf Tage nach der Wahl krönte ihn der Erzbischof
von Köln zu Aachen.
Friedrich stand im einunddreißigsten Jahre, als er den Thron bestieg
(1152). Er war von mittlerer Größe und wohlgebaut, sein Haar blond, kurz
abgeschnitten und nur auf der Stirn gekräuselt, seine Haut weiß, seine Wangen
rot und sein Bart rötlich, weshalb die Italiener ihn Barbarossa nannten.
Er hatte schöne Zähne, feine Lippen, blaue Augen, einen heiteren, aber durch-
dringenden und der inneren Kraft sich gleichsam bewußten Blick. Sein Gang
war fest, die Stimme rein, der Anstand männlich und würdevoll, die Klei-
dung weder gesucht noch nachlässig. Keinem stand er auf der Jagd und in
Leibesübungen nach, keinem an Heiterkeit bei Festen; nie aber durfte der Auf-
wand in übermäßige Pracht, nie die gesellige Lust in Völlerei ausarten. Seine
Kenntnisse konnten in jener Zeit, zumal bei der mehr weltlichen Richtung sei-
nes Lebens, nicht umfassend sein, doch verstand er lateinisch und las gern und
fleißig die römischen, Schriftsteller. Ungeachtet großen Feldherrntalentes sah er
im Kriege immer nur ein Mittel für den höheren Zweck, den Frieden. Furchtbar
und streng zeigte er sich gegen Widerstrebende, versöhnlich gegen Reuige, herab-
lassend gegen die Seinen, doch verlor er weder in der Freude noch im Schmerze
jemals Würde und Haltung. Selten trog ihn sein Urteil, fast nie sein Gedächt-
nis. Gern hörte er Rat; die Entscheidung aber kam, wie es dem Herrscher
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Friedrich_I. Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Konrad Konrad Friedrich_von_Schwaben Friedrich Friedrich Friedrich Barbarossa Barbarossa
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Jerusalem Rhein Aachen