100
Vierte Periode. Von 43t — 338 v. Chr.
Olympiaden- jahr. Jahr vor Chr. Politische Geschichte. Kunst und Literatur.
Сш, 1. 368. Zweiter Einfall des Epaminondas in den Peloponnes 216). Bildhauer: Skopas kk),
Ciii, 2. 367. Die Arkadier von den Spartanern geschlagen217). Vergeblicher Versuch der Thebaner, vermittelst persischen Ein- flusses Frieden zu stiften218). Praxiteles n).
216) Xen. Hell. Vii, 1, 15 — 22. Diod. Xv, 67 — 69. Die
Athener und Spartaner hatten das Oneiongebirge besetzt, um den
Thebanern den Eingang in den Peloponnes zu verscbliessen; die
Thebaner schlagen aber die Spartaner und eröffnen sich dadurch den
Eingang, Xen. a. a. 0. §. 15 —17. Darauf bringen sie Pellene und
Sikyon zum Beitritt zu ihrem Bund und verwüsten das Gebiet von
Epidauros, das. §. 18 vgl. 2, 11, kehren aber dann, ohne weiter
etwas Erhebliches aüszurichten, wieder zurück. Noch ist bemerkens-
werth, dass den Spartanern zu dieser Zeit von Dionysios, dem Ty-
rannen von Syrakus, Hülfstruppen geschickt wurden, Xen. a. a. 0.
1, 20 — 22, die auch nachher noch zweimal, das letzte Mal unter
Dionysios dem Jüngern, wiederkamen, das. 1, 28. 4, 12. [Nach
Xenophon wie nach Diodor ist es wahrscheinlich, dass der zweite
Zug wie der erste im J. 369 stattfand. Indess ist dies bei der
Beschaffenheit unserer Quellen doch nicht als völlig ausgemacht an-
zusehen, und es ist nicht unmöglich, dass er erst im J. 368 unter-
nommen wurde. Wir sind nämlich für die ganze Zeit bis zur Schlacht
bei Mantinea hinsichtlich der Zeitrechnung, abgesehen von den festen
Punkten, die wir durch die Feier der olympischen Spiele, s. Anm. 223,
und durch eine Sonnenfinsterniss, s. Anm. 224, gewinnen, lediglich auf
Diodor und auf Combinationen hingewiesen, da Xenophon nur wenige
und unzureichende Anhaltepunkte bietet. Diodor pflegt aber immer die
Ereignisse des Olympiadenjahres (oder was ungefähr dasselbe ist, des
Jahres der athenischen Archonten), d. h. der Zeit von der Mitte
des Sommers bis ebendahin zusammen zu fassen (nicht zu gedenken,
Lysias wurde, eine Bedeschule errichtete, die auch Demosthenes
besuchte, und als Sachwalter für andere gerichtliche Beden schrieb,
Is. Vit. a. ß'. y', Westerm. vit. min. p. 260 f. Suid. s. v. Flut,
glor. Athen, p. 350 c, alle über Erbschaftsangelegenheiten. Wir
kennen die Titel von 56 seiner Beden, erhalten haben sich 11.
Auch eine theoretische Schrift, Idlcu rfyvca, wird von ihm erwähnt,
Vit. ß'. Im Vergleich zu Lysias heisst es von Isäos Bedeweise Vit.
у : Sieupigu <f Sri rrj fitv noxv то ¿(psxkg xal то rj&ixov xal
rj /¿Qis, V & ’Ioalov те/пхытёда do&iev av siveu xal axgißta-
тёда xal (Уутулатш/иотд бшх^/т/иётг) noixixoig etc.
kk) Skopas aus Paros blühte zwischen 392 und 348, Strab■
p. 604. Faus. Viii, 45, 3. 4, arbeitete besonders in karischem Mar-
mor und bereicherte Griechenland, Ionien und Karien mit zahlrei-
chen Darstellungen von Göttern, Halbgöttern und Heroen, nament-
lich aus dem Kreise des Dionysos und der Aphrodite. Unter seinen
Bildsäulen waren die berühmtesten die rasende Bacchantin, Gallistrat.
Stat. 2. Anthol. Fal. Ix, 774. Anth. Jac. I, 75, seine Liebesgöt-
ter Eros, Himeros und Pothos im Tempel der Aphrodite zu Megara,
Faus. I, 43, 6, und die Gruppe Poseidon, Thetis und Achilleus zu
Bom, Flin. Xxxvi, 26. Als Baumeister war er thätig am Tempel
der Athene Alea zu Tegea, dem schönsten im Peloponnes, Faus.
Viii, 45, 4, und am Grabmal des Mausolos, Flin. Xxxiv, 30. 31.
dass er nicht selten auch die Ereignisse zweier Jahre unter einem
Jahre vereinigt und überhaupt sehr ungenau und ungründlich verfährt),
und es bleibt daher, soweit wir auf ihn beschränkt sind, immer zwei-
felhaft, ob die Ereignisse ein Jahr früher oder später anzusetzen sind.]
217) Die Arkadier hatten, im Gefühl ihrer durch die Vereini-
gung erhöhten Stärke, mehrere glückliche Unternehmungen auf eigne
Hand gemacht, Xen. Hell. Vii, 1, 22 — 26. Desshalb unternahm
Archidamos, der Sohn des Agesilaos, in Verbindung mit den syra-
kusanischen Hülfstruppen einen Feldzug gegen sie und gewann, als
die Arkadier ihn einzuschliessen suchten, durch einen kühnen Angriff
einen glänzenden Sieg, bei dem viele Arkadier fielen, während kein
einziger Spartaner getödtet wurde, s. Xen. a. a. 0. §. 28 — 32.
Diod. Xv, 72. Flut. Ages. 33, daher die cißaxqvg ¡ua/rj genannt,
Flut. a. a. 0. Durch jenes erhöhte Selbstgefühl waren die Arkadier
schon jetzt den Thebanern immer mehr entfremdet, Xen. a. a. 0.
§. 24. 39, auch begannen schon jetzt die Zwistigkeiten mit Elis,
das. §. 26. 32.
218) Xen. Hell. Vii, 1, 33 — 40. Flut. Felop. 30. Artax. 22.
Die von dem Perserkönig diktierten, hauptsächlich von Pelopidas,
der von den Thebanern als Gesandter nach Susa geschickt worden
war, durchgesetzten Friedensbedingungen (s. dieselben Xen. a. a. 0.
§.36) wurden von den übrigen griechischen Staaten nicht angenom-
men. (Ein schon ein Jahr früher von Philiskos, dem Abgesandten
des Satrapen Artabazanes, gemachter Friedensversuch war daran
Die lebendige Naturwabrheit und Schönheit, mit der er im Marmor
menschliche Leidenschaften und erregte Seelenstimmungen ausdrückte,
erfüllten den Beschauer mit Bewunderung.
11) Praxiteles aus Athen blühte um 368 bis 336, Corp. Inscr.
Gr. Nr. 1604, Flin. Xxxiv, 50 und arbeitete wie Skopas vorzüg-
lich in Marmor, Flin. Xxxiv, 69 : marmore felicior ideo et clarior
fuit. Unter seinen zahlreichen Meisterwerken waren besonders
berühmt der ruhende Satyr (rtiqißorjtog) Flin. Xxxiv, 69. Faus. I,
20, 1, die knidische Aphrodite, Flin. Xxxvi, 20: ante omnia est
non solum Praxitelis verum in toto orbe terrarum Venus, und der
Eros zu Thespiä, Faus. Ix, 27, 3. Flin. Xxxvi, 22: propter quem
Thespiae visebantur. In der Darstellung des sinnlichen Beizes und
der Anmuth der körperlichen Erscheinung war er der unübertroffene
Meister, Luc. amor. 13, imag. 4. Plinius sagt von ihm a. a. O. 20:
marmoris gloria superavit etiam semet. Ob die vielgerühmte Gruppe
der sterbenden Kinder der Niobe von Skopas oder von Praxiteles
herrühre, darüber waren schon die Alten zweifelhaft, Flin. Xxxvi,
28. [Erhaltene Bildwerke, aus denen wir eine Anschauung über
den Kunststil dieser Zeit des Skopas und Praxiteles gewinnen kön-
nen, sind unter andern die Niobiden zu Florenz, die sogenannte
Niobide in Paris, der sogenannte Ilioneus zu München und die Beliefs
am Denkmal des Lysikrates.]
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62
C. Römische Geschichte. Erste Periode.
(classis = Aufgebot; Bdtg. von classicus, klassisch!) geteilt; die
erste mit dem Mindestbesitz einer Vollhufe von ca. 20 preufs.
Morgen umfafste 80 centuriae, die zweite (wenigstens 15 Morgen),
dritte (wenigstens 10 Morgen) und vierte (wenigstens 5 Morgen)
je 20 centuriae, die fünfte (wenigstens 21/2 Morgen) 28 (oder 30)
centuriae; die weniger Grundbesitz besafsen oder nur bewegliches
Yermögen hatten, waren vom Kriegsdienste im allgemeinen befreit
und bildeten eine Centurie (proletarii); die 5 Klassen waren kriegs-
dienstpflichtig als Fufssoldaten, deren Ausrüstung sich nach ihrem
Yermögen richtete. Dazu gab es 18 Centurien equites (Ritter),
bestehend aus den besonders brauchbaren der Yollhufenbesitzer;
sodann 2 Centurien Werkleute und 2 (oder 3) Spielleute. Zur
Beschlufsfassung in militärischen Angelegenheiten (Zustimmung
zum Angriffskrieg u. s. w.) trat die gesamte waffenfähige Mann-
schaft, nach Centurien geordnet, zusammen (comitia centuriata);
die Stimmen der equites und der zur ersten Klasse gehörigen
bildeten schon die absolute Mehrheit. Nach der Abschaffung des
Königtums wird diese Yersammlung die mafsgebende in allen
politischen Entscheidungen, die Curiatcomitien bleiben ein nur
formell mitwirkender Faktor. Zum Zweck der Veranlagung in
die einzelnen Klassen wurde in bestimmten Zeiträumen ein Census
vorgenommen, der mit der Ceremonie eines Sühnopfers (lustrum)
schlofs.1
d) Das Sakral wesen. Gemäfs ihres auf das Praktische
gerichteten, nüchternen, unkünstlerischen Verstandes zeigt die
Religion (religio = peinliche Beobachtung der vorgeschriebenen
Formeln und Ceremonieen) der Römer keine Spur von dem Reich-
tum an Phantasie und Poesie der Griechen; ihre Götter sind
(wenig persönliche) Natur-, Feld- und Gartengötter oder reine
Abstraktionen. Als das Griechentum in Rom Eingang fand, iden-
tificierte man die griechischen mit den ihnen grofsenteils wesens-
fremden römischen Gottheiten. Die Religion ist Staatsanstalt, die
Priester Staatsbeamte. Man hat zu unterscheiden zwischen den
Priesterschaften, denen der Kultus einer bestimmten Gottheit ob-
liegt (flamines, die den Kultus des Juppiter fflamen Dialis], des
1) Die Centnrienverfassung ist also keine Timokratie.
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218
Drittes Buch.
am Busen von Tarent die des weichlichen Sybaris, dessen Be-
wohner z. B. schon ein Rosenblatt auf dem Lager im Schlafe stören
konnte.
tz- 78.
Die italienischen Inseln.
_1. Die größte, Sicilien, an 600 □ $&?., ist von
der Südwestspitze der Halbinsel, mit welcher sie einst wohl zu-
sammenhing, nur durch die 3/4 M. breite Meerenge von
Messina geschieden. Sie bildet die Gestalt eines Dreiecks:
die Nordseite dem tyrrhenischen, die Ostseite dem ionischen
Meere, die Südwestseite der afrikanischen Küste zugekehrt.
Darum lautete ihr älterer Name zu Homers Zeit Tri na cri a,
die dreispitzige; der Dichter versetzt hieher die heiligen Stiere
des Sonnengotts, auf eine kleine Insel an der Küste das
gesetzlose Riesengeschlecht der Cyclopen und in den Mee-
ressund zwei scheußliche Ungeheuer, die Scylla an italischer
und die Charybdis an si'cilischer Seite, welche die Schiffe
in den Grund ziehen oder einen Theil der Schiffsleute sich
zum Fräße nehmen (Incidit in Scyllani qui vult vitare Cha-
rybdini). Die durch jene Sage bedeuteten Wirbel, Strudel
und Felsen — auch die Erzählung vom Taucher hat hier
ihren Schauplatz — sind jetzt fast ganz ungefährlich. (Die
neuerdings in diesem Sunde beobachtete Naturerscheinung der
Fata Morgana.) Schon die späteren Griechen kannten
S. nicht meh/ als das Land der Fabeln, sondern legten an
seinen schönen Küsten zahlreiche Colonieen an. Auch die
Earthager wollten die Insel besitzen und bemächtigten sich der
Westhälfte. Ihre Bestrebungen auf S. brachten sie aber ge-
rade mit den Römern in Berührung. Nach dem ersten und
zweiten punischen Kriege (S. 105.) ward S. Roms erste
Provinz und versorgende Kornkammer. Die weiteren Schick-
sale der Insel erzähle nach S. 215. Noch immer bildet S.,
jedoch mit eigener Verfassung und Verwaltung, ein Schwe-
ster-Königreich zu Neapel, dessen südlichsten Theilen es an
Hlima und Produkten gleich ist. Aber gegen frühere Zeiten
ist Anbau, Verkehr und Bevölkerung (2 Mill.) gering. Man
unterschied bis auf neuere Zeiten drei Thäler oder Abdachungen
auf der Insel; neuerlichst hat man sie in 7 Intendanzen ge-
theklt. Wir folgen den natürlichen Verhältnissen.
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Der Orient.
Im 4. Jahrtausend v. Chr., bis wohin unsere Forschung vor-
zudringen vermag, haben die ältesten Kulturvölker schon eine
lange Entwickelung hinter sich: sie sind vom Nomadenleben
schon längst zur Seßhaftigkeit übergegangen und haben Staaten
und Reiche gegründet. Im Verlaufe der Jahrhunderte sehen wir
nun zahlreiche Staaten entstehen und nach oft überraschend
kurzem Bestände wieder vergehen. Das erklärt sich aus der
stetigen Wiederholung desselben Vorganges: die Nomadenvölker
der Steppe dringen gegen das Kulturland an, das sich eine zeit-
lang ihrer erwehrt; aber bei der gewaltigen räumlichen Aus-
dehnung dieser Staaten, den wenig entwickelten Verkehrsmitteln,
der Selbständigkeit der Statthalter und Vasallen ist eine Zu-
sammenfassung der Kräfte unmöglich; der Kulturstaat erliegt den
Nomaden, die die Erben seiner Kultur werden, ein neues Reich
gründen und nach einiger Zeit dasselbe Schicksal erleiden, das
sie ihren Vorgängern bereitet haben. I.
I. Die semitisch-ägyptische Zeit.
Den semitischen Völkern sind als gemeinsame Cha-
rakterzüge Nüchternheit des Denkens und ein berechnender,
auf das Praktische gerichteter Verstand eigen, der die Gebilde
der Phantasie durchaus beherrscht. Diese Nüchternheit zeigt auch
die Religion. Sie verehren in der Natur wirkende freundliche
und feindliche Dämonen; jeder Stamm verehrt in seinem Gott
seinen Herrn (Baal, Bel) oder seine Herrin (Baalat, Belit), denen
zu dienen er verpflichtet ist; ein ethisches oder mystisches Ver-
hältnis der Menschen zu ihnen ist jedoch unbekannt. Der Kultus
war nicht selten blutdürstig (der Melqart in Tyros), derjenige der
Göttinnen (Astarte u. ähnl.) auch unzüchtig.
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I. Allgemeine Entwickelung des griechischen Volkes.
27
wohltätig, verschlechterte sich aber später, worauf ihr Sturz er-
folgte. Das Zeitalter der Tyrannis1 reicht etwa von 650 — 500.
Nunmehr begann die Entwickelung der Verfassung in demokra-
tischer Richtung.
Dieser typische Verlauf der Dinge ist auch in Athen be-
merkbar; anders gestaltete sich jedoch die Entwickelung in
Sparta.
d) Geistesleben. Einen erstaunlichen, unvergleichlichen § 23.
Reichtum zeigt das Geistesleben der Griechen schon in der
älteren Zeit. Sie wurden das Volk der Künstler und der
Denker.
a) Religion. Die Wurzel aller Kunst ist die Gottesver-
ehrung; anderseits wurden durch die Kunst die Götter Vorstel-
lungen umgebildet. Auch die Griechen verehrten ursprünglich
die rohen Naturmächte als Götter, auch sie beteten tierische oder
halbtierische Idole an; auch bei ihnen entstand eine Fülle von
lokalen Kulten. Der Verkehr der Stämme untereinander, dichte-
rische Phantasie und religiöse Spekulation wirkten zusammen,
daß schon früh die Gottheiten der einzelnen Orte in ein System
gebracht, manche von ihnen zu Heroen umgedeutet wurden; die
rohen Naturgewalten wurden zu ethischen Wesen, die der künst-
lerische Sinn sich als ideal schöne Menschen dachte und, mit
bestimmten Attributen versehen, darstellte; die Götter Homers
und Hesiods wurden die Götter des griechischen Volkes1 2 (vgl. § 15).
ß) Dichtung. Schon frühzeitig entstand ein Stand der
Sänger (Aöden^aoidfii^ welche die im Volke lebenden Sagen-
Stoffe dichterisch gestalteten, weiterbildeten, zu einheitlichen^
Dichtungen umformten und, von Edelsitz zu Edelsitz reisend,
vortrugen (in dieser Tätigkeit traten später an ihre Stelle Rhap-
soden, Deklamatoren). Ein solcher berühmter Aöde scheint Ho-
meros gewesen zu sein, unter dessen Namen die großen Epen jj
Ilias und Odyssee gehen. Sicherlich sind sie in Ionien ent-
1) Zu den bekannteren Tyrannen gehören, abgesehen von Peisistratos,
Kypselos und sein Sohn Periandros in Korinth und Polykrates in Samos.
2) Herod. Ii, 53: omoi [c'0¡u7¡oog xai 'Hoíodog) &é eioi ol notr\Gavt(.g
&£oyovír¡v "Exkijúí xai tolgi -O-eoigi rag lnwvvy,íag áávng xai Tlurig re xai
rsyvag áislóvtfg xai tifiea atirgiv Gi]^ir¡vavríg.
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Anhang.
Einiges aus der griechischen und römischen Literaturgeschichte.
Aus der griechischen Literatur.
I. Die Poesie.
1. Das Epos.
Am Eingänge der griechischen Literatur stehen die beiden
y4f.it-1 ^ c-, Homerischen Epen, die Ilias und Odyssee, von denen jenes im
, wesentlichen eine die Zeit>sfon 51 Tagen umfassende Handlung
¿mis dem letzten Jahre des trojanisöhen Krieges, den Zwist des
Achilleus und Agamemnon, nach^Ursache, Wirkungen und Aus-
gang behandelt, dieses die Irrfahrten und Schicksale des Odysseus
nach Trojas Zerstörung so erzählt, daß die eigentliche Handlung
in 41 Tagen sich abspielt. Über Homer, der vermutlich eine
historische Persönlichkeit ist, wissen wir gar nichts; die Erzäh-
lungen der Alten über ihn1 sind durchweg Fabeleien. Wenn es
in dem Epigramm heißt:
‘Ertvä Ttö'kuc, diaqitovoiv Tteql Qtzav c O^rjqov,
Kv(xri 2/xvqva Xiog Koxocpcov Tlvxog ’-A&fjvcu,
so gibt es für den zweiten Vers mehrere Varianten, in denen
auch andere Städte den Anspruch Homers Geburtsort zu sein
erheben. Auch über seine Zeit gehen die Angaben der Alten
etwa 500 Jahre auseinander.
Nachdem schon unter den alexandrinischen Gelehrten manche
aus den Widersprüchen, die sich in der Ilias und Odyssee finden
1) Als sein Yater wird Maion aus Smyrna, aber auch der Flußgott Meies
genannt. Die Fabel von seiner Blindheit gut zurückgewiesen vonyell.pat.il, 5:
quem si quis caecum genitum putat, omnibus sensibus orbus est. Ähnlich
ein anderer Kritiker (Proklos): rvcpxdv oaoi tovtov uneifijvavro, avroi /¿oi
■fioxoüfji rrjv Siuvoittv T6tv(f^ßj(J&ca.
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7
gypten. 5
macht, das Wort in Laute zu zerlegen und fr diese besondere Zeichen festzustellen, ohne doch auf Wortzeichen zu verzichten/)
In der zweiten Hlfte des 4. Jahrtausends entstand ein gyptischer Staat Einheitsstaat, dessen Mittelpunkt Memphis war. Der König/)
dessen Gewalt fr unbeschrnkt galt, ward als lebendig gewordener Gott verehrt. Fr die Ausfhrung seiner Befehle verfgte er der ein wohlorganisiertes Beamtentum, in dem die Schreiber" bereits eine groe Rolle spielten; fr die Bedrfnisse des Hofes und der Verwaltung besa er ausgedehnte Krongter. Die groe Masse des Volkes bestand aus hrigen Bauern, denen der Boden, den sie bebauten, nicht ge-hrte, und die dem Könige Frondienste leisteten. Doch wurde auch frh das Gewerbe gepflegt, besonders in den Stdten: einetoeberei, etoeftunb Tpferei, Stein-, Metall- und Lederbearbeitung sind uralte Gewerbe der gypter; zu ihnen trat spter die Herstellung von Glas. Die Heilkunde wurde frh ausgebildet. Metallgeld kannte man nicht; aller Handel war Tauschhandel. Die Kunst hatte eine auerordentliche Hhe er-reicht. Unter den Pyramiden, den Grabmlern der Könige, die deren Grabkammern enthalten, ist die gewaltigste die des Cheops (Chaufu), die ursprnglich 146 m hoch war; in ihrer Nhe erheben sich die seiner Nach-folger, Chephren (Chacuf-r) und Mykerinos (Menkeu-r6). Neben den berlebensgroen Knigsstatuen, die in ihrer steifen Feierlichkeit machtvoll wirken, wurden in jener Zeit so lebensvolle Kunstwerke wie das Holzbild des sogenannten Dorfschulzen" und die Statue des sitzen-den Schreibers geschaffen. Reiche Gelegenheit zu knstlerischer Betti-gung boten die Grber der Vornehmen, die oft mehrere Kammern um-fassen, und auf deren Wnden man in Flachreliefs und Malereien.
Szenen aus dem Leben der Verstorbenen darstellte.
Die gypter kannten zahlreiche Götter; jeder Gau hatte seine be-Neligwn sondere Gottheit. Da nach dem Glauben der gypter wie anderer Völker die gttliche Macht sich vornehmlich in Tieren, ntzlichen wie schdlichen, offenbarte, dachte man sich die Götter gern in Tiergestalt oder verlieh ihnen wenigstens einen Tierkopf: es gab einen Hundsgott,
eine mit einem Kuhkopf dargestellte Himmelsgttin, eine wengttin!
1) Das Verstndnis der gyptischen Schrift beginnt mit der Entzifferung des dreisprachigen Steins von Rosette", der zur Zeit der gyptischen Expedition Napoleons gefunden worden war, durch den franzsischen Gelehrten Cham-Pollion (1822).
2) Das Wort par o (Pharao) bedeutet das groe Haus" und bezeichnet den kniglichen Palast (vgl. die Hohe Pforte").
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10
Geschichte des alten Orients.
die Woche zu sieben Tagen rechnen, geht ebenso auf Babylon zurck, wie da wir das Jahr in 12 Monate und den Tag in zweimal 12 Stunden einteilen. Man meinte, da sich im Laufe und in der Stellung der Sonne, des Mondes und der Sterne der gttliche Wille zu Astrologie erkennen gebe; dieser Glaube ist nachher von dem ebenfalls semitischen Volke der Chalder in ein System gebracht worden, das auerordentlich lange, bis auf die Zeiten des Dreiigjhrigen Krieges nachgewirkt hat.
5. Die Phniker. Unter den semitischen Vlkern Syriens haben die Phniker/) ein kanaanischer Stamm, eine groe weltgeschicht-liche Bedeutung gewonnen; ihre bedeutendsten Städte waren Sidon und T y r u s. Durch die Natur ihres Landes, des schmalen, dem Libanon vorgelagerten Kstensaumes, auf die See verwiesen, fingen sie frh an, auf das Meer hinauszufahren und mit fremden Vlkern Handel zu treiben; sie verkauften ihnen Erzeugnisse ihres Ge-Seehandel werbes, zumal purpurgefrbte Gewnder die Purpurmuschel fand sich an der phnikischen Kste , und erhandelten von ihnen vornehmlich Rohstoffe, unter denen die Metalle eine groe Rolle spielten, und Sklaven. Kupfer gewannen sie von Cypern, Gold von der Insel Thasos, Silber und Zinn aus Spanien. Sie lieen sich hier und da nieder, z. B. am gischen Meere, an der Kste Siziliens, Spaniens, Nordafrikas, grndeten Handelsniederlassungen, trieben auch selbst Bergbau; durch den Verkehr mit ihnen erwarben die Völker, mit denen sie Handel trieben, mancherlei Kenntnisse. Fr die Griechen2) war es besonders bedeutsam, da sie von ihnen die Kenntnis der phnikischen Buch-stabenschrift erhielten.3) Je mehr, etwa seit dem achten und siebenten Jahrhundert, der griechische Eigenhandel emporwuchs, desto mehr wurden die Phniker zurckgedrngt; die Griechen wurden das wichtigste Handelsvolk im Ostbecken des Mittelmeeres.
Unter den Kolonien der Phniker wurde die bedeutendste Kar-
1) Unter den Gottheiten der Phniker ist vor allem Astarte zu nennen. Anch Adouis (d. h. der Herr), von dessen Tode dnrch einen Eber die Mythe erzhlt, stammt ans Phnizien; er ist ein Gott der im Frhjahr erblhenden, im heien Sommer ersterbenden Vegetation, dessen Tod man in einem Tranerfest mit lauten Klagen beging.
2) Die homerischen Gedichte erwhnen mehrfach den Handel mit stdonischen Kaufleuten.
3) Die Phniker haben den wichtigen Schritt getan, die Zahl der Lautzeichen auf etwas mehr als 20 zu beschrnken. Allerdings bezeichneten sie nur die Kon-sonanteu; die Griechen haben dann auch fr die Vokale bestimmte Zeichen festgestellt.
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Die semitischen Völker Vorderafiens.
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Stämme die Herrschaft, die indessen die sumerische Kultur annahmen und weiterbildeten.
Mehrere Herrschersitze der ältesten Zeit sind durch Ausgrabungen aufgedeckt worden. Um das Jahr 2000 wurde Babylon zur herrschenden Stadt. Chammurabi (um 1950) war ein glänzender und großer König, nicht nur ein Eroberer, der die Elamiter (in Susiana) zurückschlug und sein Reich bis über Assur ausdehnte, sondern ein sorgsamer Regent, der den Staat organisierte, Kanäle baute und dem Wohle des Landes eine vielseitige Tätigkeit widmete, und zugleich der erste der großen Gesetzgeber der Weltgeschichte; sein Gesetzeswerk ist uns inschriftlich erhalten. Die babylonische Kultur hatte damals bereits eine hohe Blüte erreicht; nicht nur der Ackerbau, sondern Handel und Verkehr waren hochentwickelt. Es gab ein gesetzlich festgestelltes Maß und Gewicht. Silber und Gold waren — in Form von Barren oder Ringen — allgemeines Tauschmittel?) Die babylonische Kultur beeinflußte die Kultur der Nachbargebiete, die babylonische Sprache wurde zur Verkehrssprache in Vorderasien?)
Die babylonische Religion kannte zahllose Götter und Dämonen, Religion die man sich in der Erde und der Luft, in Steinen, Bäumen, Tieren hausend, vorstellte. Über die große Menge der übrigen Gottheiten ragten hervor die Götter der Sonne, des Mondes, der Gestirne, der Luft, des Himmels und der Erde. Zugleich verehrte man die Stammesgottheiten, die man sich mit dem Wohl und Gedeihen der Stämme eng verbunden dachte;3) eine besonders große Bedeutung gewann, je mehr Babylon erstarkte, dessen Stadtgott Mardnk. Man stellte sich die Gottheiten teils männlich, teils weiblich vor; für die männlichen wurde die Bezeichnung Ba’al (d. H. Inhaber, Herr), für die weiblichen Ba’alat gebräuchlich.
Unter den weiblichen Göttinnen nahm Jstar (Jschtar, bei den Phöni-kern Astarte), eine Göttin des Liebeslebens, eine hohe Stellung ein. Von den Göttern erzählte man sich zahlreiche Sagen und Mythen; man kannte auch die Sage von der Vernichtung aller Lebewesen durch eine große Flut. Zauberwesen, Orakeldeutung, Erforschung des Götterwillens durch Untersuchung der Leber der Opfertiere spielten eine große Rolle. Geheimnisvoll erschien besonders die Siebenzahl; daß wir noch heute
1) Die Edelmetalle empfahlen sich als allgemeines Tauschmittel, Wertmesser und Sparmittel durch ihren Wert, ihre Teilbarkeit, ihre Dauerhaftigkeit, die verhältnismäßige Leichtigkeit der Fortschaffung.
2) Vgl. die Tell-el-Amarna-Briese S 7. Anm. 1.
3) Stammesgötter waren auch Assur, der Gott der Assyrer, und Jahwe, der der Hebräer.
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Die indogermanischen Völker Asiens.
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auf ein weit ausgedehntes Landgebiet, und die Teile des Volkes wiesen starke sprachliche und Stammesverschiedenheiten auf, die sich bei wachsender räumlicher Trennung zu nationalen Verschiedenheiten ausbildeten.
Aus den Ursitzen wanderten die Arier, die sich dann in Inder und Jranier schieden, nach dem Tieflande des Indus und Ganges und nach Iran. Andre Stämme, Griechen, Illyrier, Thraker wandten sich nach der Balkanhalbinsel, bort wo die Phryger und Armenier sich über die Meerengen nach Kleinasien und Armenien borschoben. Die I t a l i k e r besiedelten die Apenninhalbinsel. Die K e l -t e n, die lange auch große Teile des jetzigen Süddeutschland inne hatten, besetzten Gallien, die großbritannischen Inseln, einen Teil bort Spanien und Oberitalien. Die Germanen nahmen Niederdeutschland, Dänemark und den größten Teil Skandinabiens ein. Östlich bort ihnen wohnten Letten und Slawen in der weiten osteuropäischen Tiefebene. Überall trafen diese Völker auf Urbewohner, die sie besiegten und mit sich berschmolzen.
Die europäischen Jndogermanen sind dazu berufen gewesen, die höchste und reichste Kultur von allen Völkern herborzubringen und sie auf der ganzen Erde zu berbreiten.
§ 10. Die Inder. Der asiatische Zweig der Jndogermanen, die Arier, teilte sich in zwei Teile. Die Inder brachen durch den Kabulpaß in das Pandschab ein und eroberten, von dort allmählich bordringend, einen großen Teil der Halbinsel. Sie bildeten eine Reihe von Staaten; im Laufe der Zeit bermischten sie sich mehr und mehr mit der dunkelfarbigen Urbebölkerung.
Das älteste Denkmal ihrer Literatur, überhaupt das älteste Literaturwerk eines indogermanischen Volkes, ist das Veda, d. h. das Veda. Wissen, eine Sammlung von Büchern bornehmlich religiösen Inhalts. Hymnen, Gebete, Lieder, Zaubersprüche, deren Sprache das Sanskrit ist, und dessen älteste Teile aus der Mitte des zweiten Jahrtausends stammen. Unter den Göttern, die das Veda kennt, nehmen Indra, der gewaltige, heldenhafte Krieger, und der weise und reine Varuna, der Schützer der sittlichen Ordnungen, die erste Stelle ein. Die mythologischen Vorstellungen der älteren Zeit erfuhren eine Vertiefung und Umgestaltung durch das philosophische Denken, das bor allem dem erblichen Priesterstand der Brah nt anen oblag und zu pantheistischen Brahmams-Anschauungen führte. Gott und Welt erscheinen als eine Einheit; die Aufgabe der einzelnen Menschen ist, sich nachdenkend und anschauend bis
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